Immer dienstags von DieLadi ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Während des Essens, das wie immer vorzüglich war, redeten sie recht wenig. Sie wechselten höfliche, eher distanzierte Worte und merkten sich gegenseitig die Unsicherheit an. Ja, die Situation war für sie beide nicht angenehm, aber dennoch spürten sie auch wiederum, dass der jeweils andere bemüht darum war, das beste daraus zu machen, und das war doch immerhin etwas. Nachdem der Nachtisch abgeräumt war, sah Gregory Mycroft über den Rand seines Glases hinweg an. Dieser Blick aus seinen wunderbaren braunen Augen ging Mycroft direkt ins Herz. Also stellte er sein eigenes Glas auf den Tisch, atmete durch und sagte: „Gregory es tut mir wirklich leid.“ Gregory schwieg, also fuhr Mycroft fort: „Als ich dich kennenlernte, als du deinen Kaffee über mich verschüttet hast, war ich vom ersten Augenblick an hingerissen von dir. Von deiner Freundlichkeit. Deinem Charme. Zeitgleich hatte ich Angst. Es ist Jahre, man könnte fast sagen Jahrzehnte her, dass ich zuletzt eine Beziehung hatte. Ich hatte Angst verletzt zu werden und gleichzeitig auch, dich zu verletzen. Und, das muss ich ehrlich zugeben, es ist zu oft geschehen in der Vergangenheit, dass meine Feinde versucht haben, mich auf eine solche Weise zu manipulieren.“ Mycroft zuckte zusammen ob seiner eigenen Worte. Er hatte das Gefühl, beinahe zu viel gesagt zu haben. Gregory jedoch schien zu spüren, was im Augenblick in ihm vorging. Er schenkte Mycroft ein wissendes Schmunzeln. „Nun, mein Lieber“, sagte er, „dein untergeordneter Posten bei der britischen Regierung wird dir doch kaum so viele Feinde verschaffen, oder?“ Mycroft spürte einen Schauder über seinen Rücken laufen. Was sollte er nun tun? Er wollte Gregory nicht schon wieder belügen. Andererseits konnte er ihm einfach nicht mehr dazu sagen. Sein Job war nun einmal nicht zur öffentlichen Diskussion geeignet. „Schon gut“, sagte Gregory und fuhr mit verschwörerisch leiser Stimme fort: „Sherlock hat mir erzählt, dass du wesentlich mehr bist als das. Wenn man seinen Worten Glauben schenken mag, dann BIST du die britische Regierung, nicht wahr?“ Mycroft leckte sich verlegen über die Lippen. „Nun ...“, sagte er. Gregory schmunzelte immer noch. „Ist in Ordnung, wenn du mir diesen Punkt nicht mehr erzählen darfst. Ich werde, was das betrifft, nicht in dich dringen.“ „Nun, wie auch immer“, sagte Mycroft, „habe ich ganz instinktiv reagiert und dir einen falschen Namen genannt. Vielleicht kannst du dafür ein wenig Verständnis aufbringen. Allerdings hätte ich dir die Wahrheit sagen müssen, als wir uns weiterhin getroffen haben und ich nach und nach herausfand, dass du einfach der bist, der du zu sein vorgabst und das nichts an dir unehrlich oder unecht ist. Aber ich weiß nicht, ich habe einfach nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden.“ „Ich verstehe das ja“, sagte Gregory. „Ich gebe zu, es fällt mir nicht leicht. Als ich herausfand, dass du mich belogen hast, dass du nicht einfach nur jemand anders bist als der, der du zu sein vorgabst sondern dass du darüber hinaus auch noch der Bruder meines Detektiven warst, von Sherlock Holmes, mit dem ich zusammen arbeite; dass du also viel über mich wissen musstest und ich wusste nichts über dich, da war ich stinksauer, das muss ich ehrlich zugeben. Doch inzwischen verstehe ich, warum du so reagiert hast und ich bin ehrlich, ich habe eine Zeit lang überlegt, alles hinzuschmeißen und dich nie wiederzusehen. Aber ...“ 'Aber' hatte Gregory gesagt und Mycroft Herz klopfte wie verrückt. Gregory spielte mit dem Stiel seines Weinglases. Seine Augen waren auf das Tischtuch gerichtet. Doch dann blickte er wieder auf und sah Mycroft direkt ins Gesicht. „Aber ich gebe zu, ich habe dich vermisst in den paar Tagen, die wir uns jetzt nicht gesehen haben und auch keinen Kontakt miteinander hatten. Und ich hatte Sehnsucht danach, zu wissen, dass du da bist. Sehnsucht danach, mich auf dich zu freuen, auf unseren gemeinsamen Abend zu freuen. Und ich hatte einfach Sehnsucht nach dir.“ Gregory seufzte „Gregory, ich ...“ Mycroft stotterte. „Gregory, ich kann dir versprechen, dass ich dich nie wieder anschwindeln werde. Ich werde dir vielleicht nicht immer alles sagen können, nicht jede Frage beantworten können, sofern sie meinen Beruf betrifft. Aber ich werde dich nie wieder anlügen, und wenn es etwas gibt, das du mich fragst und das ich dir nicht sagen kann, dann werde ich keine Lüge erfinden, sondern werde dir offen und ehrlich sagen: Tut mir leid aber darauf kann ich dir keine Antwort geben. Und alles was unser persönliches Leben betrifft, sofern du mir die Chance gibst und wir beide ein gemeinsames persönliches Leben haben werden; alles wird von jetzt ein ehrlich sein, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist. Denn auch wenn Ehrlichkeit manchmal weh tun kann, denke ich du hast recht. Ehrlichkeit ist immer noch besser als das, was entsteht wenn man sich anschwindelt.“ Er sah Gregory flehend an und hoffte so sehr, dass der ihn nicht abwies. „Mycroft“, sagte Gregory, „ich habe dich gern. Ich gebe zu ...“ Er schluckte. „... dass ich dabei bin, mich in dich zu verlieben.“ Seine Ohrenspitzen wurden rot. „Ich hatte mich bereits in Marc verliebt, bevor das alles über uns hereinbrach. Doch jetzt sitzt Mycroft hier vor mir, der genau so warmherzig und freundlich ist, wie Marc, und der doch noch viel mehr ist. Viel mehr darüber hinaus. Und ich bin dabei, mich in diesen Mycroft zu verlieben.“ Mycroft streckte vorsichtig seine Hand nach Gregory aus. „Oh, Gregory!“ „Aber“, sagte Gregory, „um eines muss ich dich noch bitten. Ich brauche ein wenig Zeit. Wir werden, wenn du es auch möchtest, eine gemeinsame Zukunft haben. Lass uns langsam Schritt für Schritt diesen Weg gehen und lass uns schauen wo er uns hinbringt.“ „Natürlich“, sagte Mycroft, „du sollst alle Zeit dieser Welt haben, Gregory, alle Zeit dieser Welt. Denn wenn ich weiß, dass da eine Zukunft auf uns wartet, dann bin ich bereit, auf dich zu warten, solange es nötig ist und solange du es dir wünschst.“ „Dann lass uns diesen Abend genießen“, sagte Gregory. „Bring mich nachher nach Hause, und dann ich brauche vielleicht ein paar Tage, vielleicht ein paar Wochen, bis ich mich melde. Und dann bitte ich dich um ein Date und wir beide fangen von vorne an.“ „Das klingt großartig“, sagte Mycroft, und in der Tat, das tat es. Das war weit mehr, als er sich erhofft hatte, weit mehr als er sich zu hoffen erlaubt hatte. Wenn Gregory es wollte, dann würde er warten, solange es notwendig war, wenn er nur wüsste, dass das Warten irgendwann ein Ende haben würde, und so wie es aussah lief es darauf hinaus. „Dann lass uns anstoßen“, sagte Gregory und erhob das Glas mit dem funkelnden Rotwein. „Ja, lass uns anstoßen“, sagte Mycroft, und das „Pling!“ ihrer Gläser klangt mit frohem, hellem Klang durch den Raum. Sie sahen sich in die Augen, und sie wussten beide, dass hierin der Beginn von etwas Gutem lag, und wenn sie sich umeinander bemühen würden, und an sich arbeiten und an ihrem Miteinander arbeiten würden, dann könnte irgendwann auch etwas wirklich Großes daraus entstehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)