Schleifen in Blut und Zeit von Hotepneith (Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit) ================================================================================ Kapitel 27: Youki ----------------- Zwei Hanyou? Inu Yashas müdes Gehirn benötigte drei Sekunden, ehe er verstand, was der Krakendaiyoukai damit andeuten wollte. Fast genauso lange musste auch Kagome um ihre Fassung gerungen haben, denn er hörte, wie sie ein Schimpfwort zischte, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass sie das mit achtzehn Jahren gekannt hatte – geschweige denn je ausgesprochen. Was sie damit Iwa antun wollte, war jedenfalls klar. Der sollte froh sein, dass sie keine ganz so gute Hexe war. Sein Blick glitt nach links, um Sesshoumarus Reaktion zu sehen. Oh oh. Der hatte die Augenbrauen derart zusammengezogen, dass sich in der tiefen Falte dazwischen fast die Mondsichel verbarg, und er hätte wetten mögen, dass in dessen Augen ein roter Schimmer lag, wenn nicht mehr. Wenn in den letzten Jahrhunderten der so drein gesehen hatte, hatte ihn zuvor ein Daiyoukai in Ehre und Stolz beleidigt – und sich zumindest als Ratsmitglied immerhin nur einer sehr unangenehmen Duellübung gegenübersehen dürfen. Alle anderen waren tot. So sah er erneut zu Iwatakko. „Keh! Du bist echt das Mieseste, was hier herumläuft, Krake.“ Er war noch immer heiser und das Reden strengte an, aber diese, seine, Meinung musste er diesem Idioten noch geigen. „Du erzählst Lügen über meine Gefährtin und meinen Bruder und meinst vielleicht sogar noch ich würde dir glauben! Soll ich dir mal was sagen, du windelweiche Kreatur ohne jedes Rückgrat? Du hast keine Frau, die dich liebt, keinen Bruder an deiner Seite – ich vertraue ihnen und sie mir. Wir haben uns alle drei dieses Vertrauen über lange Zeit erworben. Und nein, kein zweiter Hanyou, selbst wenn ich sie nackt zusammen in einem Bett finden würde, du Riesentrottel!“ Er musste nach Luft ringen. Oh, das war noch verdammt wichtig, ehe seine Stimme ganz weg war. „Du warst sogar so blöd mir zu sagen, wie man dich besiegen kann.“   „Gar nicht, mein lieber Junge, ganz einfach.“ Iwatakko ließ den Taishou nicht aus den Augen, die menschliche Priesterin hatte sich etwas nach hinten verzogen, schien sich lieber in Deckung zu halten. Ihren Fluch hatte er sowieso weder verstanden noch gespürt. Und sein Gefangener wirkte auch sehr mitgenommen. Der hielt sich ja nur mit Mühe auf den Beinen und reden konnte er auch nicht so richtig. Der hatte seine Stimme wohl unter Urasaes Behandlung zu sehr angestrengt. Also war nur der vollblütige Youkai noch sein kleines Hindernis. Dessen Kampfstärke war noch nicht sonderlich gewesen, nicht einmal, wenn er bedachte, dass er sich schon einige Male hatte erholen müssen. Nun gut, der hatte mit gewissem taktischen Einfühlungsvermögen seine musha beseitigt, ganz ohne Grund war der wohl nicht Feldherr geworden, aber das Youki war nicht besonders erwähnenswert gewesen. Der hatte eher Stahl auf Stahl gekämpft. Nun gut, womöglich auch, weil der wusste, dass Youki im Wasser nur dem Narren selbst schadete.   „Keh! Ja, das werden wir gleich sehen. - Nii-san, der Idiot erzählte mir, dass er damals von dem Kaiser besiegt wurde. Und der von ihm nichts als ein Häufchen Asche überließ. Wenn sie es dabei bloß belassen hätten, der Kerl hätte keinen Ärger mehr gemacht. Aber nein, sie müssen die Asche zusammenfegen und durch menschliche Priester versiegeln lassen. So eingetütet haben sie den Vollpfosten da ausgerechnet ins Wasser geschmissen, wo er sich nach Jahrhunderten regenerieren konnte.“ Inu Yasha zwang etwas wie ein Grinsen in seine Gesicht. „Muss toll ausgesehen haben, der große Iwa-Krake eingetütet in einen kleinen menschlichen Bann. Und da hatte der Narr doch wieder Glück. Von allen Wesen, die es im Ozean gibt, fand ihn vor einiger Zeit ausgerechnet ein Krake und fraß ihn oder den Bann. Er konnte das Tier übernehmen.“ Sesshoumaru nickte etwas. Also regenerierte sich Iwatakko solange er mit Wasser in Verbindung stand. Der gesamte Umkreis hier war voll mit Wasser – auf dem Boden, in der Luft. Und es gab keine Möglichkeit, die Feuchtigkeit aus diesem Blutbann zu schaffen, denn der war undurchdringlich. Aber, was sollte das mit dem Kraken als Tier, zumal Kagome hinten so tief Luft holte? Inu Yasha fuhr fort: „Ja, der Krake ist dir über den Weg gelaufen, Kagome. Das Tier lebt heute in Iwas schickem Alptraumschloss. Und, er hat einen Rest von sich in dem Gehirn von dem Achtarmer gelassen. Selbst, wenn es hier kein Wasser mehr geben sollte, kann er sich noch immer regenerieren.“ „Stimmt, ich bin unbesiegbar,“ erklärte Iwatakko selbstbewusst. „Ihr greift mich an, verliert Youki, wobei du ja sowieso fast nichts mehr hast, ich regeneriere mich und so weiter, bis ihr erschöpft seid. Unter meiner Obhut wird es euch bald wieder besser gehen Und euer Youki mir zu Diensten stehen. Ich werde meine musha wieder erschaffen, die du mir genommen hast, Taishou. Übrigens, ich stelle fest, dass du mir gut zugehört hast, Kleiner. Ich dachte, du bist da bewusstlos.“ Reden, beschwor sich der Hanyou. Sesshoumaru entwickelte sicher einen Plan, den hatte der immer, das hatte er in den letzten Jahrhunderten doch gelernt. Er selbst war zum Einen wirklich nicht so ganz der Typ erst nachzudenken, dann zu Handeln, zum Zweiten zugegeben mies drauf. „Kleiner Ratschlag für dich fürs Nachleben – wenn jemand die Augen zuhat, heißt das nicht, dass der nichts hört, du Komiker.“   Tatsächlich hatte der Youkai no Taishou nachgedacht. Wasser – damit durfte kein Youkiangriff in Berührung kommen oder man schwächte sich selbst. Überdies vermochte es der Krake sich darin perfekt zu regenerieren. Der Blutbann existierte, solange Iwatakko lebte – und durch den Kraken in seinem Schloss konnte der sich vermutlich nochmals wiederherstellen, ja, einen neuen Körper entwickeln, selbst, wenn er vollständig vernichtet würde. Es musste jedoch eine Lösung geben, auf die der noch nicht gekommen war. Natürlich. Das Alles würde zwar in diesem halbdunklen Bannkreis bleiben, aber eben auch nur solange, wie Iwatakko im Diesseits war. Punkt eins war also seine Regenerationsmöglichkeiten zu begrenzen, zumindest bis Inu Yasha wieder genug Youki aufgebaut hatte. Das mochte dauern, aber es gab Mittel und Wege. Überdies könnte er selbst sich ein klein wenig für die infame Unterstellung revanchieren, er habe die Gefährtin seines Bruders nicht nur auf sein Lager genommen, sondern zusätzlich noch einen Hanyou gezeugt! Das war ja gegen jede Krieger- und Familienehre und Selbstachtung! Und das auch noch vor Inu Yashas Ohren! Zum Glück war der in den letzten Jahrhunderten doch ruhiger geworden, im Mittelalter hätte es gewiss das nächste Duell gegeben, bevor der nachgedacht hätte. Ohne ein Wort zu verlieren, wandte sich der Hundeyoukai um, die Klinge Bakusaigas bereits unter seiner Energie grünlich aufleuchtend.   Ach du ... Kann der nicht einmal auf mich hören, dachte Kagome, und hob unwillkürlich etwas den Arm vor das Gesicht, sicher, dass sie in den Augen ihres Schwagers soeben ein mehr als unheilvolles rotes Leuchten entdeckt hatte. Der war sauer und würde sich garantiert nicht mehr zurück halten.   Na, also, dachte Inu Yasha und behielt den Krakendaiyoukai im Auge, nicht, dass der auf die brillante Idee kam, das wäre ein guter Moment um seinen abgelenkten Bruder anzugreifen. Dann müsste und würde er den Angriff zurück werfen. Und danach mal nachgucken, was Sesshoumaru da eigentlich angerichtet hatte oder anrichten hatte wollen. Und die liebe Kagome befand sich ja auch noch hinter ihm. Er hörte das Donnern der Zerstörungswelle hinter ihm und das des Youki vor sich und schaffte es irgendwie einen Sprung dazwischen zu machen, Tessaiga aufrecht vor sich. Mist, dachte er. Er hatte seine Schwäche gehörig unterschätzt. Die Bakuryuha funktionierte nicht, sicher nicht, gegen einen Daiyokai in der Stärke Iwa-chans. Er musste aber standhalten, sonst … Nein, kein sonst. Irgendwie gelang es ihm mehr mit ungeheurem Wollen als Youki oder körperlicher Kraft sich dagegen zu stemmen, den Angriff zu spalten. Die Energie wurde rechts und links abgeleitet und verlor sich irgendwo, wohin er momentan sicher nicht den Kopf drehen würde. Es war seine Erfahrung aus vielen Kämpfen in der Vergangenheit, die ihn stehen bleiben ließ, obwohl die Knie zitterten, Tessaiga in beiden Händen, denn mit nur einer hätte er es nicht einmal mehr heben können. Aber aufgeben? Niemals. Nicht gegen diesen Trottel, der ihm samt dessen Privathexe in den letzten Tagen wirklich Ungeheuerlichkeiten angetan hatte. Seine eigene Vorstellung vom Jenseits der Youkai war ein wenig unklar, aber er hoffte inständig, dass diesem Idioten spätestens da etwas wirklich Scheußliches zustoßen würde.. Was trieb denn nii-san so lange? Irgendwo donnerte es, knirschte in der Stille des Bannkreises – oh, und sein Gegenüber schien alles andere als entzückt. Wie oft in den letzten Tagen hatte er sich gewünscht, Urasae wäre tot oder Iwatakko – nun, die Hexe hatte Kagome sehr priesterinnenhaft erledigt, jetzt war er dran. Und natürlich Sesshoumaru.   Die junge miko erkannte, dass die volle Energie des Herrn der Youkai in der Zerstörungswelle knapp eine Handbreit über dem Wasser in Richtung auf das Schloss jagte. Immerhin nicht INS Wasser, sonst hätte zumindest sie ziemlich alt ausgesehen, aber er hatte wohl mitgedacht – und gut gezielt. Sie sollte ihm wirklich vertrauen … nii-san. Die Macht Bakusaigas und damit dessen Eigentümers traf das Erdgeschoss des Schlosses frontal, fraß sich förmlich durch das Gestein, so dass ein riesiges Loch neben dem Eingang entstand, donnerte buchstäblich durch den Bau, als schneide sie durch Butter, nur, um kurz hinter dem Schloss auf den rötlich schimmernden Blutbann zu treffen. Die Magie, die keinen Sonnenstrahl hindurch ließ, reflektierte auf den Youkiangriff und ließ die Energie, ein wenig geschwächter erneut durch das Schloss rasen, auf Sesshoumaru zu, der sie mit einer raschen Kreisbewegung seiner Klinge wieder abfing, ehe er zu seinem Gegner herumfuhr. Das hatte er früher noch nicht gekonnt, wenn sie sich recht entsann, dachte Kagome, ehe sie nur fasziniert zusehen konnte, wie das steinerne Schloss in einzelne Platten zerbrach, in sich zusammenstürzte, in einer seltsamen Mischung aus Gesteinsbrocken, Staub und aufspritzendem Wasser. Das Alptraumschloss, wie Inu Yasha es genannt hatte, war zerstört – und sie hoffte inständig, dass auch der Krake unter den Tonnen Stein nun mit begraben war. Ein Tier, ja, das konnte das doch nicht überleben.   Zufrieden, dass das Schloss und damit hoffentlich auch schon einmal eine Regenerationsmöglichkeit Iwatakkos beseitigt war, blieb Sesshoumaru hinter seinem jüngeren Bruder stehen. Der hatte den Angriff des Kraken auf ihn selbst abgewehrt, wie er doch erwartet hatte, aber das wäre kein zweites Mal möglich. Offenkundig stand der kurz davor sich erneut in seine Menschengestalt verwandeln zu müssen und damit wäre Tessaiga nutzlos. Nun gut. Seinen Plan durchzuführen war nur eine weitere unangenehme Situation – und er hatte in den vergangenen Tagen wirklich Ärgeres durchlebt. Und das war immerhin sein Bruder. Er wechselte mit einer Handbewegung die Schwerter, noch während er scharf sagte: „Kagome!“   Inu Yasha war ein wenig verwundert über diese Anrede, ja, den Befehl, der darin lag. Ebenso erstaunte ihn die linke Klaue seines Bruders auf seiner linken Schulter zu spüren. Finger legten sich um seine Rechte, zogen die fast behutsam samt Tessaiga beiseite, streckten den Arm aus. Nun gut, er hätte sich nicht mal mehr wehren können, wollte es aber in seltsamer Neugier auch nicht. So hatte er die Hände des Daiyoukai noch nie gefühlt. Auf der Außenhand spürte er rau den Griff Tenseigas. Noch während er begriff, dass er Youki spürte, seinem eigenen so ähnlich und doch anders, das in seinen Körper floss, realisierte er, dass Iwatakko erneut angreifen wollte, seine Klinge schon aufgeladen hatte und sie schwang. Instinktiv wollte er abwehren, spürte sich aber eisern festgehalten. Im nächsten Moment konnte er nur fassungslos zusehen, wie ein hell aufleuchtender Pfeil an ihm vorbei schoss, dessen umgebende Funken nur zu deutlich verrieten, mit welchen Gefühlen der von der jungen miko abgeschossen worden war. Hätte er sich bewegt, wäre er genau hinein gelaufen.   „Was …“ war alles, was der Krakendaiyoukai noch hervorbrachte, als er durchbohrt wurde, ein großes Loch sich in seinem Oberkörper befand. Die Energie aus seiner Klinge schwand, er ließ sie ebenso sinken, wie seine Beine beiseiteglitten, verschwammen. Es war nur mehr ein sehr großer Krake, dessen Kopf und Oberkörper lila schimmerten, dessen Tentakeln sich im Wasser bewegten – und, der einwandfrei erneut mit seiner Wiederherstellung begann, denn das Lila färbte sich stellenweise bereits wieder schwarz.   Irgendwie war der Hanyou dermaßen gerührt über die ungewohnte Fürsorge – er konnte sich wirklich nicht erinnern, wann ihm Sesshoumaru je Energie abgegeben hatte – dass er fast ironisch hervorbrachte: „Sie gehorcht dir aufs Wort?“ Die Wortwahl war die von vor fünfhundert Jahren, der brüderliche Spott stammte aus der Neuzeit. „Ich habe stets gesagt, dass ich Dinge kann, die du nie können wirst, törichter Hanyou.“   Kagome hatte sich doch daran erinnert, dass ihr ihr Schwager – das Ehemann konnte sie ja wohl wirklich streichen – gesagt hatte, wenn er es befehle, soll sie den Kraken läutern. Nun ja, dachte sie, als sie dem zusah. Wirkung war das schon, aber der würde sich doch wieder herstellen. Und, was trieben denn ihre zwei Männer da? Youki, erkannte sie plötzlich. Sesshoumaru wollte offenkundig Inu Yasha so weit helfen, dass der Tessaiga wieder verwenden konnte. Und dazu benötigten sie Zeit. Die sollte sie ihnen mit ihren Pfeilen wohl verschaffen. Und, das würde sie, da konnten sich die beiden auf sie verlassen! So zog sie einen weiteren und legte ihn an, rief jedoch hinüber: „Ich habe nur noch zwei.“   Die nächste schlechte Nachricht, dachte der Taishou, aber, das bedeutete nur, dass es eben schneller gehen musste. „Wie erledigen wir den Mistkerl, nii-san?“ erkundigte sich der Hanyou. „Wie So´unga?“ Immerhin hatte der doch Tenseiga in der Hand. „Wie Shishinki.“ Inu Yasha musste nachdenken. Ja, damals hatte Sesshoumaru gegen den Kerl gekämpft, der behauptet hatte, das Meidou gehöre ihm und Vater hätte es ihm gestohlen. Und dann war es nii-san gelungen, zum ersten und einzigen Mal, soweit er sich entsinnen konnte, mit Tenseiga den kompletten Pfad in die Unterwelt zu bahnen. Weil er selbst und Tessaiga gekommen waren und sich die Schwerter gegenseitig unterstützten. Nur, wie sollte das hier gehen? Nun ja, beide Klingen waren hier, nah beinander und würden sich gewiss auch helfen. Aber … „ Mein Youki wird auch so nicht reichen.“ Schweigen. Da begriff der Hanyou. Sie würden so bleiben, er das Meidou Zangetsu schlagen und Sesshoumaru ihm seine Energie dafür geben. Zusammen würden sie diesen Kraken in die Unterwelt jagen! Aber, hatte dieser Idiot nicht was gesagt ….? „Der Blutbann?“ Ach, kleiner, dummer Bruder. Der hatte es einfach nicht mit Magie. Sesshoumaru meinte nur: „Er endet, wenn Iwatakko endet.“ Und der war schon wieder dabei ein Schwert in der Hand zu haben, sich zu seiner halb-menschlichen Form aufzubauen. Der war wirklich lästig, war die einige Meinung der Hundebrüder.   „Oh, drei gegen einen,“ erklärte der schwarze, ovale Kopf Iwatakkos. Die rot leuchtenden Augen glitten zu der Menschenfrau. Jetzt war ihm klar, dass Urasae erneut geläutert worden war. Pech für die Gute, was legte sie sich auch immer mit irgendwelchen Feld-, Wald- und Wiesenpriesterinnen an. Das würde ihm nie passieren. Der Pfeil der Kleinen war nicht schlecht, sicher, aber das hielt ihn nur Minuten auf. Und, das war auch klar, diese Brüder heckten irgendeinen Plan aus. Er durfte sie nicht dazu kommen lassen, was auch immer es war. So hob er die Klinge, sobald er sie halten konnte, schickte erneut sein Youki hinein. Zuerst war Inu Yasha dran. Der konnte sich kaum wehren, ja, hatte ihm schon fast bereitwillig alles Youki und jede Menge Blut gegeben. Erstaunlich, dass der so lange durchgehalten hatte, da hatte es schon vollblütige Youkai mit weniger Beharrlichkeit gegeben, die nun in seinem Blutbann steckten oder in seinen musha.   Kagome hatte abgewartet. Ihre Pfeile brachten diesen Kraken nicht um, aber sie bewirkten immerhin, dass sie Zeit erkaufte. Allerdings hatte sie nur noch zwei Pfeile, zwei Möglichkeiten dazu. So hatte sie den nächsten Pfeil erst abgeschossen, als Iwatakko fast wieder normal aussah und sie entdeckte, dass er seine Klinge auflud. Hoffentlich würde das reichen. Sie war immerhin nicht die beste Schützin, aber …. Gut. Getroffen. Der versank wieder in Krakenform im Wasser – und begann sofort mit der Erholung. Das hatte ja nicht einmal Naraku geschafft. Gut, der war kein Daiyoukai gewesen, aber ähnlich lästig. Sie bedachte nicht, dass sie vermutlich der einzige Mensch war, bei dem schon die Familie nur aus Leuten in dieser Liga bestand – und, dass sie die Arroganz der Brüder anderen Personen gegenüber unbewusst übernommen hatte.   „Keh!“ Inu Yasha fühlte wie sein eigenes Youki stieg, leider offenbar nicht in dem Ausmaß wie er das seines Halbbruders erhielt, aber da steckte eben nicht nur das das gemeinsamen Vaters mit drin. Und nur das konnte er offenkundig verarbeiten, nutzen, um sein eigenes Youketsu wieder dazu zu bringen Energie für ihn zu produzieren. Ohne weiter nachzudenken überließ er sich den beiden Klauen auf Schulter und um die rechte Hand, und erlaubte es sich zum ersten Mal seit Tagen zu entspannen. So neigte er den Kopf zurück, dorthin, wo er die Boa des Daiyoukai wusste. Sie roch so gut, ach Wind und Weite, nach all den Dingen, die er nie wieder erwartet hatte zu sehen oder zu wittern. Für einen Moment war Sesshoumaru irritiert. Wirkte seine Energie nicht? Wurde der Hanyou jetzt bewusstlos? Nein, der stand noch. Irgendetwas wirkte, aber – warum lehnte der sich so an ihn? Trotz aller gewissen brüderlichen Eintracht der letzten Jahrhunderte war das absolut ungewöhnlich. Iu Yasha hätte nie bewusst zugegeben, dass er nach all der Angst, den Schmerzen, der Einsamkeit der letzten Tage nicht nur fühlen wollte, dass er stärker wurde, sondern einfach auch Nähe spüren. Am liebsten hätte er Kagome umarmt, aber das ging natürlich nicht, solange dieser dämliche Krake hier noch herum plantschte, aber wenigstens etwas Zuneigung wollte er haben, sich vergewissern, dass er wirklich keinen Alptraum von Urasae geschickt bekommen hatte, aus dem er gleich schmerzhaft in jeder Hinsicht geweckt wurde.   Kagome hatte ebenfalls für einen Moment befürchtet ihr Hanyou würde ohnmächtig, aber dann erkannte sie das Pochen Tessaigas. Es reagierte auf seinen Besitzer. Erleichtert, dass offenbar der Plan funktionierte, von dem sie immer noch nicht wusste, welcher das sein sollte, jedoch hoffte, der Herr Feldherr wüsste es schon, legte sie den letzten Pfeil an. Dieser Krake war wirklich ein Phänomen, was die Erholung betraf. Kein Wunder, dass sich vor tausend Jahren Menschen und Youkai zusammengetan hatten um den zu beseitigen. Genug hatte er angerichtet, Diesmal waren es Mensch, Hanyou und Daiyoukai. „Von allen drei Arten verflucht,“ sagte sie leise, ehe sie den letzten Pfeil abschoss, dann hastig den Boden überwarf. Konnte sie, sollte sie noch etwas tun? Nein, erkannte sie dann, als sie wieder zu ihren Männern sah. Tessaiga pochte, das konnte sie deutlich sehen, auch Tenseiga reagierte irgendwie. Inu Yasha richtete sich etwas auf und stand wieder allein, ohne dass ihn Sesshoumaru losließ.   „Wenn er sich wieder regeneriert hat,“ sagte der Hanyou leise, als ein Seitwärtsblick ihm bewies, dass sich seine Klinge schwarz gefärbt hatte. „Er muss lebend ins Jenseits.“ Inu Yasha wollte schon sagen, dass er so etwas seinem großen Bruder überließ, in aller Regel tötete er Leute, ehe er sie durch das Meidou schickte, aber diesmal begriff er. Da war der Blutbann. Iwatakko würde niemals sterben, solang diese Barriere bestand, solange es hier drin Wasser gab. Das würde noch lange so weiter gehen und diese Energie besaßen sie beide kaum. Nun ja, er nicht. Und Sesshoumaru konnte trotz aller Macht keinen Pfad der Dunkelheit mit Tessaiga schlagen, es würde sich ihm verweigern. So meinte er nur: „Das Meidou würde auch von der Barriere blockiert, wenn er tot ist? Aber, der Blutbann verschwindet doch nur, wenn er tot ist?“ „Rede mit Shinichi,“ erklärte der große Bruder ungeduldig. Der Herr der Füchse sollte dem das doch erklären können. Und, da der Kitsune no Kyuu wirklich gern redete, zumal über Magie, vermutlich sogar mit Begeisterung. Ja, beide Aussagen stimmten. Aber genau deswegen musste Iwatakko noch so lange leben, dass das Meidou eben gerade nicht so die Barriere berührte, aber er bereits nicht mehr in dieser Welt war. Nur dann würde der Plan funktionieren. War der Blutbann weg, würde sich der Höllenpfad verlängern, bis, tja, dorthin. Der Hanyou sah, dass sich Iwatakko langsam aufrichtete. „Schön, weißt du was? Du hast den Plan. Du weißt, wie man einen vollständigen Kreis schlägt. Du hältst meine Hand. Schlage du das Meidou mit Tessaiga, ich halte es in der Hand und mache gar nichts.“ „So sehr vertraust du mir.“ Irgendwie war das ein sehr seltsames, warmes Gefühl. Sicher, sie hatten in der letzten Zeit gut zusammengearbeitet, aber das war doch eine neue Stufe. „Ja, nii-san.“ Inu Yasha entspannte sich und lockerte seinen Arm, seine Hand, um sie führen zu lassen. „Tenseiga.“ „Was?“ Der Jüngere wandte den Kopf, nur um festzustellen, dass beide Zwillingsschwerter nun schwarz leuchteten, eng aneinander geschmiegt. „Na, dann,“ meinte er nur, ohne auch nur den Schatten eines Zweifels, nicht an der eigenen Idee, nicht an seinem Bruder.   „Aha,“ triumphierte Inwatakko. „Die Kleine hat keine Pfeile mehr und diesmal könnt ihr mir nicht entkommen. Schwarze Klingen? Wieder mal etwas Neues, Taishou? Und so hübsch, wie ihr kuschelt … gemeinsam ins Jenseits, ist das nicht rührend.“ „Keh,“ machte Inu Yasha nur, dessen Stimmbänder langsam nichts mehr hergaben. Er schloss die Augen, um nicht versehentlich doch etwas zu machen, diesem Mistkerl Diamanten um die nicht vorhandenen Ohren zu jagen, selbst etwas zu versuchen. Sesshoumaru blieb ähnlich kurz. „Stirb.“ Er hob die Rechte, mit Tenseiga und der Hand seines Bruders mit Tessaiga darin. In diesem Pfad der Dunkelheit lag sein ganzer Ärger über die letzten Wochen, Inu Yashas Zorn über seine Qualen und seine Todesangst.   Kagome war das einzige Wesen, das das Schauspiel außer den beiden Daiyoukai ansah. Sie hatte durchaus begriffen, dass sich die Brüder zusammengetan hatten, beide Klingen schwarz leuchteten. Zwei Mächte waren da vereint, warum auch immer, aber sie war sicher, dass auch Iwatakko dagegen keinen Rat mehr wusste. Diese beiden Klingen und ihre Herren hatten gemeinsam das Höllenschwert bezwungen. Ein perfekter, schwarzer Kreis bildete sich hinter dem Kraken, der instinktiv herumfahren wollte, aber förmlich eingesogen wurde. Aber sie bemerkte auch erschreckt, dass der Weg der Dunkelheit an der magischen Barriere abbrach. Half etwa nicht einmal das bei diesem Blutbann? Eine schwarze Blase hatte sich um Iwatakko geschlossen, den man noch immer zappelnd darin erkennen konnte – er befand sich jedoch nicht mehr im Diesseits. Und der Blutbann brach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)