Schleifen in Blut und Zeit von Hotepneith (Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit) ================================================================================ Kapitel 25: Duelle ------------------ Sesshoumaru hatte nicht abgewartet ob sich die vier musha und ihr Herr samt ihren Schwertern in seinem Körper treffen wollten, sondern hatte einen hohen Satz gemacht, der in der Luft in einem eleganten Überschlag abbrach. Währenddessen hatte er Bakusaiga rasch in die Linke gewechselt. Seine rechte Klaue leuchtete bereits grün, als er, noch immer mit dem Kopf nach unten, über einem musha schwebte und diesem die giftige Säure buchstäblich hineinpresste. Der Schattenkrieger stürzte prompt zu Boden und löste sich auf. Der Taishou landete daneben, schon Bakusaiga wieder in der Rechten. Während des gesamten Sprunges hatte er seinen eigentlichen Gegner nicht aus den Augen gelassen. Iwatakko hatte rasch erkannt, dass dieser Angriff von ihm und den Kriegern ins Leere gehen würde und ihn abgebrochen. Nun aber, als die dokka-so einen seiner musha aufgelöst hatte, war etwas wie ein Zucken zu erkennen gewesen. Nicht viel und nur, weil er selbst darauf gewartet hatte, konnte er es erkennen. Ja, der Krake war mit seinen Schöpfungen verbunden und er spürte auf jeden Fall, wenn die aufhörten zu existieren. Dann war die Folgerung logisch: zunächst die musha mit der Giftklaue erledigen, das würde, sei es durch Schmerz oder fehlendes Youki, auch Iwatakko bemerken, natürlich ebenso die fehlenden Klingen, die sich anscheinend mitsamt ihrem Besitzer auflösten. Die roten Augen des Hausherrn funkelten. „Deine Energie wird mir helfen ihn zu ersetzen.“ „Das nennt man Selbstbetrug.“ Noch während Sesshoumaru den Satz aussprach, schoss seine Linke gegen den nächststehenden musha und zerlegte den. Aufmerksam achtete er auf das Youkilevel des Kraken. Ja, es schwankte etwas, wurde allerdings nicht weniger. So war Iwatakko also nicht zu schwächen. Der benötigte Energie nur um die Schattenkrieger herzustellen. Und davon würde der in der momentanen Situation gewiss absehen. „Narr,“ gab der Krake zu Protokoll. „Sie können sich regenerieren. Und du kannst sie nicht alle mit dieser, sehr interessanten, Fähigkeit zerstören. Sie werden vorsichtiger sein.“ Wer hier der Narr war, war dahin gestellt. Immerhin lernte er mit jedem Angriff etwas dazu. Und, ja, es würde schwierig werden, aber es war nicht unmöglich, die noch existierenden Schattenkrieger mit der dokka-so zu vernichten. Mit Youki und auch ohne Zweifel mit blanker Klinge ging es nicht. Langsam begriff er jedenfalls, warum weder Youkai noch Menschen damals viel gegen Iwatakko und seine Schattenkrieger ausrichten konnten, zumal, wenn es sich um ganze Heere von musha gehandelt hatte. Zum Glück standen ihm selbst durchaus mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Wenn die Krieger nun vorsichtiger wären, bedeutete das auch, dass Iwatakko vorsichtiger war und sie genauer lenken wollte, folglich war er abgelenkt. Wohl nicht genug, dass ein direkter Angriff mit blankem Stahl durchgehen würde, aber …   Eine rasche Armbewegung schleuderte Youki auf den Krakendaiyoukai zu, der schnell seine Hand mit dem Schwert erhob und sich mühelos verteidigte. Noch ehe er allerdings eine spöttische Bemerkung machen konnte, hatte er gesehen, dass sein Widersacher erneut die Schwerthand gewechselt hatte, die Rechte wieder so grün leuchtete. Der wollte wieder einen seiner musha vernichten, bestimmt den verletzten, der sich noch regenerierte! Iwatakko lud seine Klinge mit seiner eigenen Energie auf. Sobald der Narr sprang, würde er ihn erwischen. Aber der sprang nicht, sondern wechselte bereits wieder die Klaue – und der Schattenkrieger, der sich erneut zusammengesetzt hatte, erhob sich. Dafür fehlte ein anderer, der weiter rechts gestanden hatte. Dieser Misthund konnte dieses Gift auch über Distanz verbreiten! Nun gut, es musste ja einen Grund geben, warum der Kerl als Taishou offenbar im ganzen Land anerkannt war, der liebe Inu Yasha in seinen Fieberträumen von seinem großen Bruder, nii-san, geredet hatte. Taktik und gewisse Fähigkeiten waren diesem nicht abzusprechen. Was natürlich auch bedeutete, dass ER nach der Absorption dann über diese Möglichkeiten verfügen würde. Allerdings war jetzt Schluss mit Spielereien. Dieser Typ hatte ihm in fünf Minuten zwei musha gekostet! Was glaubte der denn, wie viel Energie man da rein stecken musste! „Sag mir noch deinen Namen,“ forderte er ihn daher auf. „Ich weiß immer gern, wer so alles in mir steckt.“ „Träum weiter.“ Aber er gab die Antwort. „Sesshoumaru.“ „Tod in Perfektion. Hm. Meine Eltern waren da ein wenig phantasieloser.“ Noch während er redete, jagte eine deutlich gesteigerte Energiemenge aus seiner Klinge auf den Hundeyoukai zu, der rasch in die Luft sprang, und etwas entfernt, wieder auf den beiden Lavasteinen stand, die augenfällig aus dem Wasser ragten, das hier den Boden bedeckte.   Und Sesshoumaru war nicht so unerfahren im modernen Dingen wie Elektrizität, dass er nicht das Kribbeln spürte, das in der Luft lag, mehr noch im Wasser. Dieser Mistkerl von Krake konnte seine Energie ins Wasser leiten, da es dem selbst nichts ausmachte! Das war nur schlecht für ihn als sein Gegenüber. Kagome hatte recht gehabt. Er würde viel in der Luft sein müssen, und das war auf die Dauer doch etwas was ihn langsamer machen würde. Natürlich nicht viel, aber das konnte in einem solchen Duell doch entscheidend sein. Apropos Duell. Er sollte diese zwei mushas da auch noch erledigen, ehe Iwatakko mit ihnen gemeinsam erneut angriff. Dazu musste er allerdings den Kraken ablenken. Mit einem gewaltigen Sprung stand er unmittelbar vor Iwatakko und schlug direkt zu, gezielt auf dessen, nur durch den Umhang, geschützte rechte Schulter. Traf er den Waffenarm, war die Sache entschieden. Iwatakko bewies sofort, dass er ein erfahrener Kämpfer war. Ohne jede Verzögerung hatte er seine Klinge emporgerissen, drückte damit das Schwert seines Angreifers nach außen, allerdings von unten weniger Schwung habend. Metall knirschte, als Stahl auf Stahl gepresst wurde. Sesshoumaru verzog keine Miene, aber ihm entging nicht, dass sich die zwei Tentakeln unter ihm auf seiner Seite bewegten, dass die beiden Schattenkrieger sich näherten, ohne Zweifel auf Befehl ihres Herrn um den zu entlasten. Gut, nur noch ein wenig, damit er der Umklammerung der Tentakeln entgehen konnte. Die waren das nächste Hindernis. Mit einer Drehung des Handgelenks und einem Seitwärtssprung gelangte der Hundeyoukai aus dem Nahkampf. Noch in der Luft wechselte er erneut die Schwerthand.   Iwatakko sah es und riss seine Klinge zu sich, dann empor, um sein Youki in die Luft auf diesen lästigen Hund zu schlagen, der sich allerdings hinter seinem musha versteckte. Der Angriff ging fehl. Aber, der hatte sich nicht versteckt. Der hatte die steife Hand mit dieser grünen Flüssigkeit in das Genick seines Schattenkriegers gejagt! Diese Fellnase ging ihm wirklich auf die Nerven. Drei mushas in nicht einmal zehn Minuten! Das hatten früher noch so starke Youkai, ja, Daiyoukai, nicht hinbekommen. Schön, der sollte als Taishou auch ein Daiyoukai sein, aber der schien sich bislang nicht anzustrengen, beseitigte die Schattenkrieger als seien sie nur lästig. Er sollte seinen letzten musha schützen. Ohne die fühlte er sich doch ein wenig, ja, wozu es leugnen, einsam. Die letzten Jahrhunderte, Jahrtausende, hatten ihm dieses Gefühl nur zu ausgiebig zu kosten gegeben. Ob der dumme Hund mitbekommen hatte, dass das Wasser hier auf dem Boden ihm schaden könnte, wenn er, Iwatakko, einen Energieangriff hineinjagte? Kraken, noch dazu ein Daiyoukai, waren dagegen immun. Dieser Sesshoumaru hatte sich zwar auf die beiden Steine gestellt - als Schutz? Aber dort hatte er auch zuerst gestanden, als ob das eine Art Feldherrnhügel sei. Womöglich eine Hundeeigenart? Jedenfalls, selbst, wenn der es mitbekommen hatte, würde es ihm nichts helfen. Niemand konnte dauernd fliegen, egal, wie stark er war. Und ganz sicher wusste der Kerl nichts von seinem größten Trick, der ihm noch jedes Mal den Sieg eingebracht hatte, glaubte wohl gar er wäre dominant, weil er die mushas beseitigt hatte und eigentlich dauernd angegriffen hatte. Überdies fand das hier alles ja diesmal in seinem eigenen Blutbann statt. Wie auch immer der hier herein gekommen war – verlassen würde er ihn nur wieder als Teil seiner selbst. Gut. Sein musha war hinter ihm. Dann sollte der junge Hund mal ein wenig laufen! Schon bald wäre der an der Stelle Inu Yashas, dem inzwischen Urasae doch wohl das letzte Blut mit dem letzten Youki ausgequetscht hatte. Der Hanyou hielt sich wirklich nicht schlecht, das musste er zugeben. Der wehrte sich hartnäckig, gab mehr Youki und Blut als so manch anderer. Hm. Das müsste dann doch auch für den großen Bruder gelten, oder? Der Krake jagte einen weiteren Energieangriff auf seinen Gegner, diesmal direkt auf den Körper gezielt. Sprang der ins Wasser, würde die nächste Attacke eben ins Wasser gehen. Blieb der stehen, wurde er getroffen. Fliegen, auch nur schweben, kostete auf Dauer zu viel Energie, während die seine nahezu unerschöpflich war, hier. Leider nur hier, aber Inu Yasha würde ihm dazu verhelfen das in ganz Japan zu sein. Und der Kerl hier sowieso.   Sesshoumaru war stehen geblieben, durchaus seine Chancen zum Thema Wasser oder Luft abschätzend. Er lud Bakusaiga mit seinem eigenen Youki auf und ließ das der Attacke entgegen rasen. Die Mächte zweier Daiyoukai prallten aufeinander in einer Explosion, die beide Duellanten dazu brachte für eine Sekunde die Augen zu schließen. Ein tiefes Loch war entstanden, in das das umgebende Wasser floss, und sich so rasch füllte. Iwatakko sah es zufrieden. Mehr Wasser bedeutete auch mehr Regeneration für ihn. Und mehr Mittel Energieattacken aufzubauen, ja, umzuleiten. Wo war der Misthund …?   Sesshoumaru hatte nicht abgewartet. Sobald er etwas erkennen konnte, war er abgesprungen, direkt auf Iwatakko zu, in der Hoffnung, dass der ein wenig länger nichts sehen könnte. Immerhin besaß der recht große Augen. Ohne Energieangriff musste es gehen. Sein Hieb traf den Kraken links und trennte die beiden dortigen Tentakeln ab. Sie wanden sich noch auf dem Boden, Iwatakko kniete mit gesenktem Kopf nieder. Der Taishou zog sich auf die einigermaßen sicheren Steine zurück, zu vorsichtig, um seinen sichtlich verletzten Gegner aus den Augen zu lassen. Da kam noch etwas, das war zu einfach gewesen. Iwatakko sah zu Boden, aber er kicherte. „Das tat weh und du bist wirklich ein starker Junge. Das gefällt mir.“ Ohne weiteres streckte er den linken Arm aus, während er mit der Rechten am Hals den Umhang löste. Sesshoumaru wartete schweigend. Was passierte da? Eine Welle an Youki, eine ganz gewaltige Menge Energie, aber wozu? Dann sah er es. Aus dem Körper des Kraken drangen zwei neue Tentakeln, länger, dicker, wollte ihm scheinen als die zuvor. So blieb nur eine Erkenntnis. „Du kannst dich anscheinend gut regenerieren.“ „Ich kann mich perfekt regenerieren, selbst, wenn du mir den Kopf abschlägst.“ Iwatakko stand wieder. „Und jetzt spiele ich nicht mehr.“   Kagome starrte auf das unheimliche Bild, das ihre menschlichen Augen ihr im Schein ihres Pfeiles zeigten. Kalt lagen zwei Fangarme des Kraken vor ihr um ihren Hals und ihre Taille. Unwillkürlich stieg ihre läuternde Energie, erhellte auch den Pfeil. War das ein Baby-Kraken-Daiyoukai? Sie konnte allerdings keinerlei Youki spüren. War das real? Ja, bestätigten ihr ihre Sinne, als sie unbarmherzig weiter auf den ovalen Kopf mit dem Papageienschnabel zugezogen wurde. Und, was auch immer es war, wollte sie fressen, da hatte sie leider wenig Zweifel. Und das, wo diese Hexe Inu Yasha folterte, Sesshoumaru draußen gegen eine Übermacht kämpfte … Kein Youki. Und, wo guckte dieses Monster denn jetzt hin? Der – nur im Verhältnis zu Iwatakko - kleine Krake starrte ihren Pfeil an. Störte den das Reiki oder einfach das Licht? Immerhin hockte der hier im Dunkeln. Und, noch immer konnte sie keinerlei dämonische Energie verspüren. Nein, das war kein Youkai, nicht einmal ein Baby. Das war ein Tier. Warum auch immer Iwatakko das hier gefangen hielt, das war im Moment wirklich nicht ihr Problem. Sie wedelte mit dem leuchtenden Pfeil und versuchte unwillkürlich Kontakt aufzunehmen. „Ja, guck mal, es leuchtet, ist das nicht hübsch? Hübscher, meine ich, als ... naja, als ich?“ In der stillen Hoffnung, dass Urasae sich über nichts wundern würde, was in diesem Krakengefängnis passierte, erhöhte sie noch einmal die Energie und damit die Helligkeit. Der Krake schien zu blinzeln, aber immerhin wurde der Druck der beiden Arme um sie lockerer, als eine dritter Tentakel aus dem Wasser kam und sichtlich nach dem Pfeil tastete. Wollte er ihn haben oder das Licht abwehren? Egal, das war irgendwie die richtige Taktik. Sie musste zu Inu Yasha! So, wie der arme Hanyou sich angehört hatte – und diese saudämliche Hexe gleich dazu – blieb ihm nicht mehr viel Zeit. „Du willst das haben?“ Sie hielt den Pfeil hoch, sofort gefolgt von der dritten Tentakel. Aber, irrte sie sich oder guckte der lieber nicht so direkt hin, was er da greifen wollte? Störte ihn das Licht doch? Mehr Energie. Und, wenn Urasae kam, bekam der hier sein nächstes Mittagessen, das schwor sie sich, ihre Panik unterdrückend. Sie war die einzige Chance, die die Hundebrüder hatten, ihre beiden, so irre das auch klang, Ehemänner, da sie irgendwann irgendwie doch den Überblick verloren hatte, mit wem von beiden sie gerade verheiratet war, gewesen war oder sein sollte. „Hier ist das Licht, guck mal …“ Spiele mit ihrem Kater kamen ihr in Erinnerung, wenn Buyo nach dem Licht einer Taschenlampe haschte. Nun ja, als er noch jung war. So rieb sie den Pfeil an dem Tentakel um ihren Hals und fühlte fast sofort, wie sie freigegeben wurde, jetzt zwei Arme des Kraken nach dem Pfeil suchten. Es klappte, dachte sie. „Ja, so ist fein, guck mal, nur noch hier….“ Ihre Taille wurde freigegeben. Und dann, einem blindem Überlebensinstinkt gehorchend, drückte sie den leuchtenden Pfeil dem Tier buchstäblich in die Arme und drehte sich um. Sie musste hier weg, hier raus!   Das Licht hinter ihr erlosch, aber sie wagte nicht sich umzudrehen, wertvolle Zeit zu verschwenden, als ihre Hände in Gesichtshöhe eine Kante fassten. Strampelnd, hochziehend, irgendwie, schaffte sie es in den Gang nach oben und robbte auf dem glitschigen Boden weiter, bis sie die ungewisse Helle des Hauptgangs erfasste, die durch den magisch gesicherten Eingang schien. Hektisch warf die junge miko einen Blick hinter sich, ehe sie sich zusammenkauerte und zu weinen begann. Das wurde langsam einfach zu viel. Viel zu viel. Etwas rüttelte und sie schrak zusammen. Kam da etwa der Krake? Urasae? Nie zuvor war sie so erleichtert über ein Erdbeben gewesen, auch, wenn Tangreste und Muscheln mit Steinbröckchen von der Decke fielen. Nur ein Erdbeben. Sie schluchzte fast auf. Nein, erkannte sie dann. Da draußen kämpften zwei Daiyoukai. Sie musste Sesshoumaru helfen, der wartete doch nur darauf, dass sie Inu Yasha rettete. Nur, wie sollte sie das tun? Verheult rieb sie sich mit den Ärmeln Nase und Gesicht. Taschentücher waren aufgebraucht. Peinlich, aber wahr. Inu Yasha. Hoffentlich hatte sie durch den Trip mit diesem Kraken nicht dafür gesorgt, dass ihn diese Hexe noch weiter malträtieren konnte, hoffentlich lebte er noch.   Sie stand auf und tastete unwillkürlich nach dem Köcher. Bogen war noch da, Rucksack – nur im Köcher steckten nur noch fünf Pfeile. Sie musste welche in dem Wasser und bei der hektischen Flucht verloren haben. Hatte sie etwa auch – aber der fast panische Griff an ihre Taille verriet ihr, dass Tessaiga noch vorhanden war. Immerhin etwas Positives. Fünf Pfeile, fünf Möglichkeiten, Urasae und Iwatakko zu läutern. Ein bisschen wenig, für eine Amateurmiko. Aber sie durfte nicht versagen, an ihr, einem Menschen hing doch gerade alles: das Leben der Hundebrüder, das Leben aller Menschen und Youkai in Japan jetzt, eigentlich die gesamte Zeit und damit auch die Götter. Sie durfte einfach nicht schwach werden, nicht versagen. Und schon gar nicht, wenn es gegen Urasae ging. Diese Hexe hatte sie umbringen wollen, hatte Kikyou wieder belebt, machte gerade, wusste wer was, mit dem armen Inu Yasha … Die war fällig.   So nahm Kagome ihren Bogen und einen Pfeil, ehe sie möglichst behutsam zum Hauptgang schlich. Leichter gesagt als getan. Sie war nass, fror, da half auch das Gewand aus Feuerrattenhaar nichts mehr, die Sohle der Turnschuhe griff nicht mehr auf dem glitschigen Untergrund. Ihr Götter, sie hasste doch Geisterbahnen!   Vorsichtig sah sie rechts und links, ehe sie nach rechts schlich, wo sich offenbar eine größere Halle befand, denn etwas Metallenes klirrte sehr laut hier in dem ansonsten buchstäblich totenstillen Schloss.   Am Eingang lehnte sie sich gegen einen der Türpfosten aus Stein und blickte behutsam hinein, so, wie sie es in Fernsehkrimis immer gesehen hatte. Inu Yasha! Es war eine große Halle, erleuchtet von mehreren Kohlepfannen, die ihr Licht verströmten. Offenkundig der Empfangsraum, denn im Hintergrund befand sich ein steinernes Podest mit einem steinernen Thron. Davor stand ein Tisch, oder was auch immer, ebenfalls aus diesem harten Material, auf das ihr Hanyou gefesselt war. Bannfesseln, sie konnte das Leuchten um seine Gelenke und den Hals erkennen. Er lag regungslos, was vermutlich an gleich mehreren Ursachen lag. Sein linker Arm war ausgestreckt und etwas, was sie nur als kleines Fässchen definieren konnte, hing mit einem Schlauch daran. Seine Haare waren schwarz, deutliches Zeichen für seinen miserablen Energiezustand. Und Urasae. Kagome stellte fest, dass sie einen sehr dicken Brocken Hass in ihrer Kehle schlucken musste, als sie erkannte, dass die Hexe eine leere Metallschale in der Hand hielt und von dem Unterkörper ihres Geliebten kalt gewordene Kohle absammelte. Dieses Miststück hatte ihm glühende Kohlen drüber gekippt! Und nicht zum ersten Mal, denn sie konnte erkennen, wie dunkel sich die Haut am Bauch und weiter drunter schon gefärbt hatte. Seine Selbstheilungskräfte waren am Ende. Aber so zwang ihn diese Hexe immer neu zu allem Youki zu greifen, was er produzieren konnte. Ohne weiter nachzudenken riss sie den Bogen empor und legte an. Der Pfeil leuchtete hell auf. Nur ein allerletzter Rest ihrer Fairness ließ sie rufen: „Urasae!“ Die Youkai war aus gewisser Erfahrung nicht töricht genug läuternde Energie hinter sich zu ignorieren und ließ die Pfanne fallen, noch während sie herumfuhr. Gewisses Erstaunen zuckte über ihr Gesicht. „Dich kenne ich doch. Ach, warst du nicht das Mädchen mit den zwei Seelen, oder so? Wie nett, dass du hier vorbei kommst.“ Noch während sie redete, zog sie ein Messer aus dem Ärmel und streckte den Arm aus. Kagome sah es und zögerte nicht, sicher, dass das wieder gegen Inu Yasha gehen sollte, die Hexe ihn als Geisel nutzen wollte. So ließ sie los, in der Hoffnung den rechten Arm zu treffen. Nur keine weitere Verletzung für den armen Hanyou!   Urasae konnte nicht anders als ein erstauntes Gesicht zu machen, noch während ein heißer Schmerz, den sie leider kannte, sie durchfuhr. Ihr rechter Arm war verschwunden! „Das wirst du büßen, kleines Miststück. Ich werde dich gleich neben ihm braten! Ihr habt meine Kinder auf dem Gewissen!“ Sie hob ihre Linke Kagome hatte bereits wieder angelegt. „Ich bin sicher nicht immer mit Kikyou einer Meinung gewesen, aber in deinem Fall ….“ Der nächste Pfeil flog, begleitet von den besten, oder eher schlechtesten, Wünschen der jungen miko. Die Hexe konnte nur noch aufschreien, ehe der läuternde Pfeil sie traf, rückwärts riss – und sie buchstäblich in Nichts verwandelte. Kagome rannte zu dem Tisch. „Inu Yasha! Was hat sie nur mit dir gemacht!“ Sie zögerte ihn zu berühren, anzufassen. Er sah so geschwächt aus und zeigte noch deutliche Verbrennungen. „Diese Fesseln, ich werde sehen, ob ich sie lösen kann, ja?“ Sie sah, wie sich die dunklen Augen des Gefangenen öffneten, ebenso mühsam wie die Lippen. Aber womit auch immer sie gerechnet hatte, nicht mit dem. „Verschwinde,“ krächzte der Hanyou. „Ich hasse dich!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)