Schleifen in Blut und Zeit von Hotepneith (Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit) ================================================================================ Kapitel 23: Taktik ------------------ Kagome erwachte mit einer seltsamen Hitze. Erst mühsam erinnerte sie sich daran, dass die nicht nur aus ihrem Inneren kam, sondern sie sich in einem vulkanischen Gebiet befand. Hastig öffnete sie die Augen. Sie hatte geträumt, so erotisch wie selten zuvor. Wieso nur? Und sie hatte tief geschlafen. Ihrem Kopf ging es deutlich besser, dank dem Einrenken schmerzten beide Schultern, nun ja, erträglich, und ihre Hände ….Sie setzte sich auf. Das war erstaunlich. Die ganzen Schnittwunden waren verschorft und zusammengezogen. Das heilte schnell. Womöglich, weil das hier eben innerhalb des Blutbannes war, in einer magischen Welt? Wo war … ah. Der Herr Taishou stand Wache und starrte in die Dämmerung. Sesshoumaru, ihr Schwager-Ehemann, korrigierte sie sich etwas beschämt. Er hatte sie aus dem Vulkan gezogen, er hatte ihre Schulter eingerenkt – nein, an ihm lag es sicher nicht, dass sie irgendwie ein Zittern überlief, wenn sie ihn ansah. Eher an ihrem Verdacht, dass sie so einiges von dieser Reise niemals Inu Yasha erzählen dürfte. Nicht dem in dieser Zeit aber auch nie dem im Mittelalter. Der, jünger und sicher auch impulsiver, würde schnurstracks hingehen und seinen ahnungslosen Bruder zum Duell fordern. Auch eine nette Art die Zeitlinien durcheinander zu bringen oder zu beenden. Nein, da sollte und musste sie sicher den Mund halten. Oh, der Bogen. Wenn ihre Hände einigermaßen in Ordnung waren, sollte sie auch kampfbereit sein. Sie nahm ihn auf und entspannte die Sehne. Hatte sie noch eine als Ersatz eingepackt bekommen? Ja, aber da war die alte sogar trockener. Nun ja, die war ja auch samt ihr über einem Vulkan getrocknet worden. Sie hatte wirklich geglaubt, das war es, aber irgendwo doch noch gehofft …. Inu Yasha kam immer, und das hatte sie, anscheinend zu recht, auf seinen Halbbruder übertragen. Es schmerzte, aber nach wenigen Minuten war der Bogen wieder funktionsbereit. Ihr war klar, dass der Daiyoukai hörte, was sie tat, aber er hatte sich noch nicht umgedreht. So trank sie erst einmal. Tja. Lange sollte dieses Abenteuer nicht mehr dauern. Das war der letzte Grüntee gewesen. Und sie hatte alles, was sie bislang hier getrunken hatte, ausgeschwitzt. Ihr Knöchel. Sie nahm sich die Bandage ab, froh um ihre Erfahrungen im Mittelalter und legte sie neu an. Erste Hilfe ohne Arzt war wirklich eine der wichtigsten Sachen. Dann stand sie auf und schlang sich alles Gepäck um. Sie wollte als Dankeschön wenigstens nicht weiterhin den lahmen Menschen spielen, nicht besser als das kleine Menschenmädchen, das er einst eingesammelt hatte. Sie war erwachsen. Und eine miko. Und irgendwo dort vor ihnen steckte Inu Yasha in schweren Problemen. Sesshoumaru drehte sich um. Und zum ersten Mal fiel ihr bewusst auf, dass sein Körper, soweit man es unter der Rüstung sehen konnte, aber doch immer angespannt war. Muskeln, Sehnen – er war Krieger. Mehr noch als Inu Yasha, der das mehr notgedrungen lernen musste. Er war der Stärkste seiner Art und plötzlich verstand sie Noriko, vermutlich auch alle anderen weiblichen Youkai, die in ihm das Ziel sahen, den potentiellen Vater ihrer Kinder. Macht machte attraktiv und der Kerl besaß in jedem Finger davon wahrscheinlich mehr als manch anderer Youkai im ganzen Körper. Kraft, Eleganz und Selbstbeherrschung ... Wieso dachte sie nur so? Sie war etwas entsetzt über sich selbst. Sie gehörte zu Inu Yasha! Und der liebte sie, selbst Jahrhunderte nach ihrem Tod noch hatte er sie über ihre Verbindung rufen können! Und, nebenbei, war Inu Yasha der Einzige, der diesen Kerl da vor ihr dazu bringen konnte mit eingekniffenem Schwanz davon zu laufen, der Einzige, der diesen Daiyoukai je besiegt hatte. Was also sollten diese eigenwilligen Träumereien? Nur, weil der sich samt Rüstung, die beiläufig eiskalt gewesen war, auf sie gelegt hatte? Was für ein Blödsinn. Sie nahm sich zusammen. „Es geht soweit, dank dir,“ blieb sie jedoch höflich. „Sieh.“ Da er sich wieder umdrehte und in die rot-schwarze Dämmerung hinausblickte, trat sie neben ihn und gehorchte. Dort war das Schloss, ja. Immerhin keine Lava mehr, oder? Nur noch kochendes Wasser, Geysire. Und vor dem Schloss …. „Musha?“ fragte sie unsicher. Schwarz in Schwarz in der Schwärze. Nichts für Menschenaugen. „Vier.“ Immerhin konnte sie sie irgendwie wahrnehmen. Und genau die waren gerade sein Problem. Zwei rechts, zwei links neben dem Eingang. Nach jeder Taktiklehre, und er vermutete doch, dass Iwatakko von so etwas mal gehört hatte, stellte man nie alle Wachen hinaus. Also mussten sich mindestens vier weitere, eher mindestens acht im Schloss befinden. Viel mehr sollten dem Narren nicht zur Verfügung stehen, sonst hätte jemand doch den Bannkreis abpatrouillieren können und sollen. Und Lehmkrieger waren auch nirgends zu sehen gewesen, auch hier nicht als Wachen, wo sie doch sinnvoller gewesen wären als musha. Hatte Kagome recht und es gab keine? Er gab zu, dass er selbst oder auch der verehrte Vater nie unsicheren Verbündeten mehr als zwingend notwendige Krieger anvertraut hatten. „Eine Falle,“ flüsterte sie. Ja, das war auch seine Meinung, aber wo? „Eine Illusion?“ Die nur von Menschen mit magischen Fähigkeiten gesehen werden konnte? „Nein, ich kann keine erkennen. Aber ich, naja, ich spüre, dass da etwas ist. Das sieht einfach zu einfach aus.“ Ja, aber was hatte dieser Iwatakko ausgeheckt? Sicher keinen weiteren Blutbann, das müsste selbst einen Daiyoukai ermatten, zumal, wenn der offenkundig sowieso noch Blut und Youki benötigte. Überdies würde sowohl Kagome als auch er das fühlen können. In der durchnässten Luft war seine Körperwärme für sie zu spüren und es irritierte sie ziemlich. Moment mal. Erneut starrte sie in das Dämmerlicht des Bannkreises. „Die Luft ist feucht, der Boden nass, da sind nur Geysire, die noch mal alles feuchter machen.“ Ja, soweit so richtig, das sah er auch. Wieso erzählte sie nur immer das Offensichtliche? „Äh, wenn du angreifst, so doch mit Youki, oder?“ Da er sich jede Antwort sparte: „Wasser leitet, zumal, wenn hier auf vulkanischem Grund sicher auch allerlei Minerale und Metalle dabei sind. Wenn du deine Energie in den Boden jagst, wie du es doch manchmal machst, im Duell gegen Iwatakko, springt der schlicht hoch. Und dein Angriff wird vom Wasser überall hin geleitet, auch zu dir. Du greifst sozusagen dich selbst an. Physik. Besser, eine Art Schutzschild.“ Erneut Physik. Schon mit diesem Schrödinger-san-Hanyou war sie damit aufgefallen. „Die Luft auch?“ fragte er nur. „Ich weiß nicht, ob die Feuchtigkeit reicht.“ Sie strich sich eine nasse Strähne aus der Stirn. „Hast du schon mal im Regen gekämpft?“ Glaubte sie, dass er jemanden, der ihm in die Quere kam, mit dem Tod vertröstete bis wieder die Sonne schien? „Schon gut,“ murmelte sie. Hyperempfindlich, nein, das sollte sie nicht mal denken. Er hatte ihr gerade zwei Mal geholfen, ihr das Leben gerettet. Und sie hatte sich vorgenommen kein böses Wort über ihn mehr zu verlieren. Und Inu Yasha würde sie auch nie mehr zu Boden schicken.   Wasser, dachte der Taishou. Iwatakko und Wasser. Yukio hatte doch erzählt, dass die Kappa ihn früher Iwatakko, den Verderber, nannten, weil der Flüsse und Bäche vergiften konnte, Kappa, Fische und andere Wesen vergiftet habe. Gift, oder wusste dieser eigenartige Daiyoukai auch um die Wirkung, wenn er seine eigene Energie in das Wasser schickte – kein Gift, aber doch Betäubung? Dann war das Wasser, das so harmlos vor ihm auf dem Boden glitzerte, die Falle. Iwatakko sah sich gegen unerwünschte Besucher offenbar äußerst vor. Nun ja, in Anbetracht der Tatsache, dass sein letzter Besucher ihm einen Kurzurlaub im Jenseits beschert hatte … Diesmal würde das länger dauern. „Du hast bislang keine Lehmkrieger gesehen?“ erkundigte sich Kagome leise, die in dem langen Schweigen eine gewissen Tadel entdeckte und sachlich werden wollte. „Das Dorf.“ „Was? Oh. Natürlich.“ Ja, es hatte doch geheißen, dass die toten Menschen der umgebenden Bevölkerung jetzt zur Täuschung ihr normales Leben aufgenommen hatten, genauer, ihre Seelen in Urasaes Lehmfiguren. Da waren vermutlich nicht gerade viele Seelen übrig geblieben, die sie noch für Krieger hätte verwenden können, zumal Iwatakko ihr, wenn sie selbst, Kagome, recht hatte, kaum welche ohne Not überlassen wollte. Und, das kam hinzu, in diesem Bannkreis, durch den nicht einmal die Sonne schien, wäre es wohl auch schwierig Seelen aus der Unterwelt zu beschwören. Iwatakko musste entzückt gewesen sein, als ihm der alte Pfeifhase samt Begleitung begegnete. Nur dadurch hatte der Mistkerl wohl die Kraft gewonnen den Bannkreis zu errichten. Sie sah vorsichtig beiseite. „Dieser Daiyoukai aus dem Rat, ich meine, die Armen stecken doch in dem Bannkreis, oder? Werden sie frei, wenn Iwatakko tot ist?“ Sie erkannte etwas wie ein Nicken, ohne dass Sesshoumaru den Blick von der Fläche vor sich nahm. Plötzlich begriff sie. „Du hast einen Plan?“ Bestätigung: sie war vernünftiger, als man glauben sollte. „Ich werde gehen und Iwatakko und seine musha herausholen. Du gehst, wenn der Kampf begonnen hat, in das Schloss, tötest die Hexe und befreist Inu Yasha. Dann kommt beide zu mir. Wenn ich es sage, versuche Iwatakko zu läutern.“ Äh, DAS war der Plan eines Feldherrn, eines Taishou? Das hörte sich eher wie einer von ihrem Hanyou an – eins, zwei drei. Ja, das waren Brüder! Kagome hätte eine Menge Einwände gehabt und Fragen, was sie denn bitte machen solle, wenn da doch ein Lehmkrieger um die Ecke bog, oder wenn Urasae gar nicht da wäre oder auch nur … undenkbar, Inu Yasha ... Das alles blieb allerdings unausgesprochen, als sie dem Blick ihres Schwager-Ehemanns begegnete und ihr die Worte im Hals stecken blieben. Alles, was sie sagen würde, wäre ein Streichholz an TNT. Er war in einer Mordsstimmung. „Geh dich konzentrieren,“ befahl Sesshoumaru nur und wandte sich ab, um seinerseits sein Youki zu suchen. Es würde ein harter Kampf bevorstehen, nicht zuletzt für sie, denn es war ihre Aufgabe Inu Yasha zu retten und die Hexe umzubringen. Und seltsamerweise bezweifelte er mehr nicht ihre Fähigkeit genau dies zu tun.   Kagome gehorchte und ließ sich ein gutes Stück abseits wieder nieder und starrte in die düstere Röte. Ja, sie musste sich konzentrieren, ihre Energie sammeln. Ihr Schwager-Ehemann würde das ebenfalls tun – und das ging nun einmal beim besten Willen nicht nebeneinander, dazu war ihr doch zu bewusst wie unterschiedlich ihre Mächte waren. Sie würden sich eher behindern, schwächen. Und, wenn er, wie er geplant hatte, es in kurzer Zeit mit einem anderen Daiyoukai plus dessen Heer aufnehmen wollte, zumindest bis sie Urasae geläutert und Inu Yasha gerettet hatte, brauchte er vermutlich alles an Energie, was es gab. Leider konnte sie ihm absolut nicht zusätzlich helfen. Die kagemusha besaßen kein Youki. Falls, falls ihr Hanyou am Leben war, und auch noch zusätzlich in guter Verfassung, könnte der mit Tessaiga, das sie ihm brachte, eingreifen, aber das stand in den Sternen. Sie musste sich zusammennehmen, Urasae und vor allem der arme Inu Yasha waren ihre Aufgabe. Sie faltete die Hände im Schoss und atmete tief durch, versuchte sich zu konzentrieren.   Erneut atmete sie tief durch. Sie saß hier in einer magischen Welt, in einer sehr unsicheren Gegend, zumal mit vulkanischen Aktivitäten, aber das war gleich. Bald würde ein Kampf bevorstehen. Vielleicht sollte sie etwas versuchen, das weder Iwatakko noch Urasae aufschrecken würden, der mit ein bisschen Glück seiner Hexe zuweisen würde und einem misslungenen Zauberspruch? Falls es andere Wesen noch hier gab, die über Youki verfügten und damit Iwatakko dienten, sonst wären sie schon tot, sollten die zumindest unschädlich gemacht werden. Wie war nur der Spruch gegangen, den Kaede ihr einmal erzählt hatte? Ja, die hatte den von Kikyou und wo die das wieder her hatte … Nun ja. Eigentlich wollte sie nichts von ihrer Vorgängerin nehmen, aber die war nun einmal eine sehr mächtige miko gewesen. Vielleicht würde es auch so klappen. Sie sollte nur aufpassen, dass sie nicht aus Versehen auch noch Sesshoumaru schwächte, immerhin war der außer den beiden Hauptgegnern möglicherweise das einzige Wesen mit Youki hier, falls Inu Yasha noch am Leben aber in Menschenform war. Sollte sie ihn warnen? Und dabei in seiner Konzentration stören? Sie wusste ja inzwischen wie er auf Redseligkeit reagierte. Nein, da musste er durch. Oder besser, sie entsprechend aufpassen.   Sie legte die Hände auf den Boden und schickte ihre Energie behutsam hinein, dann, da es funktionierte, immer mehr, als ob die Erde die Läuterung förmlich genießen würde. Hatte selbst die hier unter diesem Iwatakko gelitten? Das Schloss schien sich jedenfalls zu sperren, sie konnte so Urasae oder gar den Daiyoukai selbst nicht erreichen. Da lag anscheinend ein zusätzlicher Zauber. Vielleicht würde es auch nicht funktionieren, so in diesem Blutbann, aber es war ebenso möglich, dass der die Läuterung verstärkte.   „Ich muss mich konzentrieren,“ flüsterte die junge miko. „Der Kampf steht bevor.“ Sie atmete erneut tief durch. Die Formulierung durfte jetzt nicht schief gehen. Deswegen redete sie lieber laut als nur in Gedanken, um einen möglichen Fehler zu vermeiden oder wenigstens zu hören. „Hört meine Worte, ihr fünf Elemente: wenn es hier irgendetwas mit Youki gibt, das nicht von den göttlichen Mächten gerufen wurde und aus eigenem Willen hier ist, soll es für immer verschwinden!“   Sesshoumaru war noch nicht so tief in der Meditation, dass ihm die Menge an läuternder Energie zu seinen Füßen entgangen wäre, die sich wie ein Netz ausbreitete. Er wandte den Kopf, als er hörte, was Kagome sagte. Überraschend. Sie war mutig, aber daran hatte er kaum gezweifelt, sie war jedoch auch eine der mächtigsten mikos, die Japan je gesehen hatte. Und sie verwendete einen der tödlichsten Sprüche für Youkai ohne mit der Wimper zu zucken. Vermutlich hatte er sogar Grund ihr dankbar zu sein, wurde ihm klar, denn sie läuterte buchstäblich den gesamten Erdboden in diesem Bannkreis, vielleicht mit Ausnahme des Schlosses. Das war schon bemerkenswert. Und ebenso bemerkenswert war, dass sie ihn persönlich ausgenommen hatte. Sie hatte alle Personen ausgeschlossen, die von den Göttern hierher gerufen oder unfreiwillig hier waren. Das bedeutete ihn und Inu Yasha. Sie dachte mit. Denn selbst, wenn Iwatakko das bemerken sollte, könnte er eigentlich nur annehmen, dass seine Youkaihexe einen Fehler begangen hatte. Mit einer derart mächtigen Priesterin sollte er mitten in seinem Bannkreis nicht rechnen. Im schlimmsten Fall schickte er Urasae her. Und, dass seine Gefährtin, Schwägerin-Braut, mit der fertig werden würde, bezweifelte er seit einer Minute absolut nicht mehr.   Kagome setzte noch einmal nach, mit aller Trauer, aller Sorge, die sie empfand, Tränen in den Augen, mehr Energie in den Boden. „Wir beide, nein, wir drei werden kämpfen, mit allen Mächten, über die wir verfügen, in einem Krieg, den keiner von uns gewollt hat. Und, wenn heute Nacht ein Mann sterben wird, ich schwöre dir, Urasae, es wird keiner von meinen sein. Ich werde nicht verlieren.“   Sie nahm ihn SCHON WIEDER aus, ja, mit in Schutz, dachte der Taishou. Und, vermutlich war das die Sorte von Läuterung, die einst das Juwel der vier Seelen erschaffen hatte, miko und Daiyoukai gebannt hatte. Wer, außer dieser Kikyou, steckte noch in Kagome? Eines musste er seinem kleinen Bruder lassen – der hatte sich nicht mit der erstbesten Menschenfrau eingelassen, die er finden konnte. Sein persönlicher Irrtum. Er sollte sich vielleicht auch besser auf sich konzentrieren. Leben war der Preis eines Kampfes. Er sollte dafür sorgen, dass es Iwatakko und nicht er war. Immerhin konnte er sich darauf verlassen, dass seine oft so vorlaute und emotionale Begleitung ihm absolut den Rücken frei halten würde. Natürlich nicht nötig, aber angenehm, dass sie sich um Inu Yasha kümmern würde. Nun gut, Iwatakko, dachte er, als er sein Bewusstsein in sein Youketsu, die Quelle seiner Energie versinken ließ. Ich werde erst gehen, wenn ich gewonnen habe. Und mein Bruder lebt.   Kagome schrak fast zusammen als sie sich beobachtet fühlte, jener uralte Instinkt aus einer Zeit als Menschen nichts als Beute mächtiger Raubtiere waren. Eilig stand sie auf. Ja, ein Raubtier sah sie an, dachte sie, als sie ihren Bogen und den Rucksack zurecht zog. Wenn sie sich nicht komplett täuschte war der Daiyoukai, auf den sie zuging, bereits im Kampfmodus – ohne allerdings seine Energie zu zeigen. Das kam wohl noch. Er wollte Iwatakko keine Vorwarnung lassen. Aber ein flüchtiger Blick in die goldfarbenen Augen zeigte einen rötlichen Schimmer und sie guckte lieber auf seine Rüstung. „Ich bin soweit,“ sagte sie leise, auch, wenn sie sich gar nicht heldenhaft fühlte. In ein unbekanntes Schloss einzudringen, eine Hexe zu läutern … Für Inu Yasha, ja. „Sage Inu Yasha, er solle kein Youki einsetzen.“ Das nannte man wohl Optimismus, dachte die miko. Sie selbst hatte durchaus Bedenken, ob ihr Hanyou überhaupt lebte, vielleicht in Menschenform war, geschweige denn mit Tessaiga kämpfen könnte. Aber ja, gut, die Ermahnung war vermutlich berechtigt – sie hätte es vergessen. So nickte sie nur und sah ihrem Schwager-Ehemann zu, wie der sich abwandte und mit drei weiten Sprüngen zwischen den beiden Geysiren landete. Der Grund dafür wurde ihr erst dann klar – da lagen zwei Lavasteine, die über die Wasserfläche hinausragten. Er beachtete tatsächlich ihren Rat, das war ja direkt nett. Aber ebenso klar war jetzt, dass er im vollen Blickfeld der musha vor dem Schloss stand – die Rechte locker neben sich hängen lassend, weiße Kleidung, weiße Haare, die in der roten Dämmerung hier förmlich herausstachen. Und sie kannte diese unglaublich arrogante Bewegung, mit der er sein Haar mit der linken Klaue über den Schulterschutz zurückstreifte. Eine Herausforderung. Aber er griff nicht zum Schwert. Sie drückte sich lieber eng an den dunklen Felsen neben sich und warf einen vorsichtigen Blick um die Ecke. Natürlich. Alle vier Schattenkrieger hatten gemerkt, dass da jemand auf der Matte stand, der nicht eingeplant war. Und, davon war wohl auszugehen, dass sie das auch Iwatakko mitteilten, der womöglich durch ihre Augen sehen konnte. Wenn der nicht komplett ignorant war, würde der doch wohl aus dem Schloss kommen und den Besucher umbringen. Oder verließ der sich auf das Wasser? Schickte Urasae? Das wäre schlecht für ihren armen Schrödinger-Hanyou, denn dann war davon auszugehen, dass der absolut handlungsunfähig war. In dem schlechteren Katzenzustand. Oh, bitte nicht. Sicher, Sesshoumaru trug Tenseiga und in dieser Zeit würde er es wohl auch für seinen Bruder einsetzen, aber wenn der noch in einem Kampf steckte, oder … Sie zuckte instinktiv zurück, als sie sah, wie alle vier musha sich in Bewegung setzen, auf den Hundeyoukai zu. Dessen Antwort konnte sie allerdings auch wahrnehmen. Sein Youki stieg abrupt an und er hob die rechte Klaue in einer Art, wie sie sie oft schon gesehen hatte, leider oft aus der falschen Perspektive – Daumen und zwei Finger ausgestreckt. Sie meinte zu hören, wie diese leise knackten. Eine wortlose Drohung. Aber sinnvoll, wenn er kein Youki einsetzen wollte und sollte. Das allerdings würde den Kampf gegen das Quartett nicht erleichtern.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)