Schleifen in Blut und Zeit von Hotepneith (Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit) ================================================================================ Kapitel 21: Beratung -------------------- Kagome lehnte ihren Kopf gegen den Rucksack. Anscheinend gab es nichts weiter zu tun, außer abzuwarten, wann diese Schattenkrieger wieder verschwinden würden. Hm. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die sich genähert hatten, keine Spur von Youki wahrgenommen. Besaßen die etwa keines? Das wäre schlecht, denn dann wäre sie gegen die musha absolut hilflos. Deren Schwerter hatten allerdings recht real ausgesehen. Vermutlich war das auch noch mit ein Grund, warum der Herr Schwager-Ehemann sich dezent zurück gezogen hatte. Der hatte vermutlich schon eher mitbekommen, dass er sie nur als nutzloses Beigepäck betrachten konnte. Na, toll. Das tat er zwar immer und bei jedem, aber gegen die musha anscheinend auch noch mit Recht. Sie wäre in einem Kampf für ihn nur eine Belastung, da er ja auch noch aufpassen müsste, dass sie am Leben blieb. Ärgerlich. Nun gut, gegen Urasae sah das dann schon anders aus, denn wenn Kikyou frisch auferstanden die alte Youkaihexe läutern konnte, dann sie doch wohl erst recht. Tja. Da waren allerdings noch die Lehmkrieger. Besaßen die ein Youki oder nicht? Gute Frage. Wie war das damals gewesen? Urasae suchte sich verstorbene Menschen mit bestimmten Fähigkeiten, nahm deren Knochen und Graberde und buk die zusammen mit Lehm in ihrem Backofen. Dann rief sie die Seele zurück. Ja, genau. Denn sie hatte ja erst, als sie Kikyou wiederbeleben wollte, festgestellt, dass da keine Seele mehr existierte, sie also schon wiedergeboren sein musste. Nun, das zu hören, war nichts gewesen, das sie, Kagome, sehr erfreut hatte, ebenso wenig das Kräuterbad, in dem diese dumme Hexe versucht hatte ihre Seele zu entziehen – und dabei, das sollte man mal festhalten, zum größten Teil gescheitert war. Nur ein Teil von Kikyous Seele hatte sie bekommen, leider den ziemlich boshaften und rachsüchtigen. Schön, Kikyou hatte sich dann ja gebessert und ihr Tod war, zumal für den armen Inu Yasha, recht tragisch gewesen. Aber Urasae hatte doch noch den Nerv besessen, sterbend zu spotten, dem armen Hanyou zu erklären, dass das einst reine Mädchen nun ein rachsüchtiger Dämon geworden sei. Und wer war daran schuld? Diese dämliche Hexe! Schön, aber hatten die Lehmkrieger nun Youki oder nicht? Eigentlich nein, denn wenn es sich immer um die Seelen von Menschen handelte …? Aber, wo waren dann der alte Pfeifhase samt Sohn und Rest abgeblieben? Konnte Urasae sie doch auch so einbacken? Oder, waren sie etwa Teil der armen Seelen, die da in dem Bannkreis steckten? Es hatte sich schauderhaft angehört. Und, das gab sie ehrlich zu, wenn sie sich nicht an Sesshoumaru hätte festhalten können – allein wäre sie vermutlich durchgedreht. So sehr der arrogante Kerl sie auf die Palme brachte, mit dem an der Seite hatte man doch das Gefühl, dass alles gut werden würde. Er hatte nun einmal beachtliche Fähigkeiten, die offenkundig auch alle anderen Youkai anerkannten. Sie sah zu ihm auf, genauer, zu seinem Hinterkopf. Sollte sie ihm ihre Überlegungen zu den Lehmkriegern sagen? Er hatte ja mit denen wohl nichts zu tun gehabt oder mit Urasae. Andererseits hatte dieser Misthund ja schon deutlich gemacht, was er davon hielt, wenn sie in seinen Augen unnützes Zeug redete. Aber, beschloss sie dann, das gehörte ja wohl zur Vorbereitung auf einen Kampf, das sollte für den Herrn Taishou doch auch zum Thema gehören. Wie schaffte der das nur, dass seine Haare immer so weich und glatt fielen? Ihre waren deutlich kürzer, nun ja, wilder, aber sie bekam gern jede Menge Knoten hinein, wenn sie sich nicht regelmäßig bürstete. Gleich. Sie konnte ihn ja schlecht nach seinem Conditioner fragen. Abgesehen von der Kleinigkeit, dass sie zwar draußen keine musha mehr sah, aber das bei dieser Dämmerung nichts hieß. Sie setzte sich auf und starrte ihn an wie Buyo sie, wenn der Futter wollte. Wenn er nicht ungefragt angesprochen werden wollte, nun, bitte, sie konnte auch anders. An dem kurzen Seitenblick merkte sie, dass er es prompt registriert hatte. Un-Mensch! „Nun?“ Das sollte wohl eine Einladung zum Reden sein, dachte sie grimmig. Wenn sie nur so eine Bannkette hätte, das Loch, was er im Boden hinterlassen würde, wäre … Nun ja, Sie hatte keine. Überdies stünde da auch noch die Frage im Raum, ob er sich das Teil nicht abnehmen und im Gegenzug IHR umlegen könnte. „Ich habe mir überlegt, wenn diese musha kein Youki haben, kann ich sie nicht läutern.“ Da er kurz die Augen schloss, war das vermutlich schon wieder eine überflüssige Bemerkung. „So fragte ich mich, wie das mit den Lehmkriegern aussieht. Urasae ist eine Youkai, die kann ich läutern.“ Ha! Jetzt drehte er doch den Kopf und sah auf sie hinab. „Aber die Lehmkrieger früher waren, soweit ich mich entsinne, alles Menschen, beziehungsweise menschliche Seelen, die mit der Zerstörung des Lehmkörpers frei wurden. Die kann ich nicht läutern. Vielleicht wäre Tenseiga hilfreich?“ Keine Antwort, also durfte sie wohl weiterreden. Dieser … Oh, sie würde nie wieder denken Inu Yasha sei stur oder arrogant oder höre zu wenig auf sie! „Jedenfalls – wenn die Lehmkrieger nur Menschen sind, kann ich dir gegen sie nicht helfen. Aber, wo stecken dann die Youkai, die verschwunden sind? Waren das die … die Schreie im Bannkreis?“ Das war wenigstens eine neue Information. Weder gegen musha noch gegen die Lehmkrieger konnte sie etwas ausrichten. Und gab das immerhin auch noch offen zu. Ja, wo waren die Seelen der Youkai? Iwatakko hatte sicher ihr Blut für den Bann genommen und ihr Youki um stärker zu werden, sich weiter wieder zu beleben. Sie sah ihn so fragend an, genauso große, dunkle, Augen wie Rin früher … Fast widerwillig sagte er: „Es waren die Todesschreie der Tiere, Menschen und Youkai, die für den Blutbann benutzt wurden. Ihre Seelen sind darin nun gebannt und müssen das immer wieder erleben, solange der Blutbann andauert.“ Oh, sie wurde wütend, welche Überraschung, dachte er zynisch. Vornehme Zurückhaltung oder Selbstbeherrschung stand eindeutig nicht auf ihrem Programm. „Dieser Mistkerl lässt sie immer und immer wieder ihren Tod erleben? Das ist ja …“ Unwillkürlich griff sie zu dem Köcher, ehe sie bedachte, dass sie eine ausführliche Erklärung bekommen hatte. War ihr Nachdenken über die Lehmkrieger etwa nützlich gewesen? Das konnte doch dann eigentlich nur die prompte Belohnung sein. Sekunde. Ihr Zorn fand soeben ein neues Ziel. Versuchte ihr Schwager-Ehemann etwa sie mit Schweigebann und Kommunikation, also eigentlich Zuckerbrot und Peitsche, zu erziehen? Das war doch … Allerdings murmelte etwas in ihrem Hinterkopf, dass sie seinen Halbbruder, Bruder, ja auch nicht gerade besser behandelt hatte, so mit Bannkette und Kommandos. Und, dass das Sesshoumaru durchaus mitbekommen hatte. War das etwa die Retourkutsche für die Behandlung Inu Yashas? So atmete sie nur einmal tief durch und entspannte sich. „Wann hört der Bann auf?“ „Sobald der Schöpfer tot ist.“ „Das sollte nicht mehr lange dauern, oder? Gehen wir? Oder sind noch musha da?“ Man beachte die Reihenfolge, dachte der Daiyoukai. Zunächst das Vertrauen, dass ich ihn umbringen werde, nun, das steht außer Zweifel, dann die Frage ob wir gehen, sie erkennt an, dass ich entscheide, und dann erst das Nachdenken, warum wir eigentlich hier warten. Und ich möchte trotz aller verblassenden Erinnerung an diese Zeit schwören, dass sie in diesem Alter Inu Yasha nie um Erlaubnis gebeten hat. „Zum Schloss.“ Kagome unterdrückte gerade noch ihre fragende Wiederholung, da ihr einfiel, dass doch Bokuseno erzählt hatte, Iwatakko habe auf dieser Halbinsel einst ein Schloss besessen. Moment mal, das sollte doch mit der Hälfte Niishimas auf dem Meeresboden liegen? Ja. Und dieser Vollpfosten von Daiyoukai hatte es mit Hilfe von Erdbeben wieder hochgeholt. Na, das Ergebnis dieser Erdbeben war eben diese nette vulkanische Landschaft da draußen. Es würde vermutlich heiß werden, so neben den Geysiren und der Lava, aber das half nichts. Im Schloss lag, da hatte der werte Schwager-Ehemann wohl recht, die größte Chance den Staatsgefangenen Nummer Eins zu finden. Da er Tenseiga aufnahm, stand sie ebenfalls auf und nahm Tessaiga, schob es in die Scheide. Die und auch die Klingen waren beim Sitzen wirklich lästig. Kein Wunder, dass Inu Yasha sie immer abzog und sich auf den Schoss legte, Sesshoumaru lieber stehen blieb,   Draußen vor dem Spalt sah sich der Daiyoukai noch einmal um. In dieser Landschaft aus Feuer und Wasser verschwanden Gerüche. Er konnte so gut wie nichts wahrnehmen. Was ihn zuvor auf die Schattenkrieger aufmerksam gemacht hatte, war nur der Hauch einer Rezeption gewesen, mehr geahnt als gewittert. Ungewohnt für ihn. Er atmete einmal tief die feuchte Luft. Nein. So war eindeutig nichts zu wittern. Aber er sollte sich vorsehen. Iwatakko war nicht dem Jenseits entkommen weil er schwach oder töricht war. Er würde sicher die Energie eines Daiyoukai in seinem Bannkreis spüren, wenn er es nicht schon hatte. Aber davon war kaum auszugehen, da er selbst seit dem … nun, dem taktischen Rückzug in die Spalte sein Youki so gut wie verborgen hielt. Es stellte sich allerdings die Frage, wie das mit der Hexe und Kagome aussah, oder auch Iwatakko. Wenn sie wütend wurde, flammte da manchmal eine recht mächtige Energie auf. Er musste es ihr wohl sagen. Hoffentlich konnte sie sich beherrschen. „Unterdrücke dein Reiki.“ „Hm?“ Kagome war neben ihn getreten und sah nun fragend zu ihm auf. Dann bemerkte sie, dass sie selbst in dieser Nähe sein Youki nicht mehr spürte. „Er kann uns sonst finden? Ich hoffe, das schaffe ich,“ erklärte sie ehrlich. „Das habe ich noch nie so probiert.“ Da der Blick des Taishou eindeutig: dann versuche es und halte mich nicht auf, zu lesen war, holte sie tief Atem, ehe sie leise meinte: „Aber, da gibt es doch ein Problem, oder? Wenn du deine Energie unterdrückst, kannst du nicht fliegen oder andere Dinge?“ Das Erstere mochte stimmen, fliegen ging nicht. Aber er konnte noch genug. Für wen hielt ihn diese lausige Amateurpriesterin eigentlich? Oh, oh, dachte sie nur. Das war eindeutig schon wieder eine Bemerkung zu viel gewesen. Natürlich war er auch ohne offen gezeigtes Youki tödlich. War der Typ empfindlich! „Schon gut, ich gebe mir Mühe, ja, siehst du?“ murmelte sie eilig. Alles nur für Inu Yasha! Und vermutlich konnte sie dem nicht einmal später erzählen was sie hier durchgemacht hatte, da gab es so Kleinigkeiten, für die er sicher null komma null Verständnis hätte. Angefangen bei dem Satz, ich war mit deinem Bruder verheiratet, aber das war so ein bescheuerter Blutbann bis hin zu wir haben uns geküsst, aber da ging es um den Blutaustausch … Den jeweils zweiten Teil des Satzes würde ihr Hanyou schon nicht mehr hören, sondern Sesshoumaru zu Duell fordern.   Ja, sie versuchte es, gab der Daiyoukai zu, als er nach rechts ging, auf halber Höhe des Hügels blieb, um wenigstens den Lavabecken zu entkommen. Er musste bedenken, dass Kagome noch weniger Hitze als er selbst vertrug. Das Problem, oder eher, Rätsel, bei ihrer Energie war, warum sie sie im Normalzustand kaum zeigte – nur, wenn sie wütend wurde, dann allerdings wie, nun, wie dieser Geysir dort vorne, der erneut eine Menge Wasser in die Luft und auf den Boden des unseligen Bannkreises schickte. Bokuseno hatte gesagt, das Schloss sei mit einem gut Teil der Halbinsel im Meer versunken. Also musste es nun irgendwo linker Hand von ihm liegen, nahe am Meer. Und dort vorne konnte er auch erneut Hügel erkennen. Oder lag davor auch etwas? Selbst seine Sinne trogen ihn in diesem schwarz-roten Zwielicht. Und zu wittern war auch nichts.   Die schweigende Wanderung dauerte fast eineinhalb Stunden, ohne dass sich das Licht änderte. Kagome bemerkte durchaus, dass der Daiyoukai manchmal zögerte, dann eine Kurve machte und folgte ihm lieber buchstäblich auf dem Fuße. Der Boden hier war, das spürte sie selbst durch die Sohlen der Turnschuhe, heiß, und womöglich lagen an den Stellen, die er mied, noch Lavaflüsse dicht unter der Oberfläche. Allerdings strengte das an. Es war heiß, stickig, die Luftfeuchtigkeit mochte an die achtzig Prozent betragen, sie war durchgeschwitzt. „Warte, bitte,“ sagte sie. Tatsächlich blieb er stehen, ohne sich allerdings umzuwenden. Er konnte sich vorstellen, was sie wollte, ihre Erschöpfung war ihm nicht entgangen. Und er vermerkte es durchaus als positiv, dass sie sich nicht beschwerte. Ja, für Inu Yasha würde sie alles tun. Wie er es sich gedacht hatte, der Rucksack, Trinken. Ihr Körper benötigte offenbar dringend etwas, denn er vermutete, dass es sie Selbstbeherrschung kostete ihn um etwas zu bitten. Warum nur fiel es ihr so schwer die Rangfolge anzuerkennen? Moment. Was war das denn? In der Dämmerung vor ihm erkannte er an den gegenüberliegenden Hügeln etwas noch Schwärzeres und musterte es genauer. Ja. Das musste das Schloss sein. Und wenn es eine Chance gab Inu Yasha samt seinen Entführern zu finden, dann war sie dort am Größten. Nun ja. Schloss. Sein Geschmack wäre es nicht gewesen. Aber, es war wohl sinnvoll Kagome zu informieren, immerhin sah es so aus, als müssten sie quer über die feuchtheiße Ebene. „Das Schloss.“ „Äh, wo?“ Sie packte eilig den Tretrapack Tee weg und schwang sich den Rucksack wieder auf um neben den Daiyoukai zu treten. Wo? Aber das sagte er nicht, so folgte sie seinem Blick. Da war doch nichts an den Hügeln? Bei der Beleuchtung … oh. Das sah aus wie ein, ja, wie ein Steinquader. Das war sicher kein Schloss, also, kein japanisches und auch keine Burg, wie sie sie schon aus Europa gesehen hatte. Das sah aus, als habe jemand zwei Quader übereinandergestellt, immerhin den kleineren nach oben. Ein Pueblo, meinte sie sich zu erinnern. So was in Amerika. Und aus Stein. Sie atmete tief ein und aus. Langsam wurde es schwer in dieser Luft. „Dann gehen wir direkt dort hin.“ Er wandte ihr tatsächlich das Gesicht zu. „Direkt?“ Die Frage war ernst gemeint, dachte sie, wenn sie so sah, wie viele Geysire und Lavateiche und sonst was es da unter ihnen gab. Aber es war der schnellste Weg und in ihr kroch immer mehr die ungute Ahnung auf, dass Inu Yasha nicht mehr viel Zeit hatte, wenn er sie überhaupt noch hatte. „Ja.“ Für Inu Yasha, dachte Sesshoumaru. Sie würde sich vermutlich auch noch direkt in einen Lavateich stürzen, wenn das seinem Bruder das Leben retten würde. Nun gut. Das wäre heldenhaft aber töricht, denn an ihr lag, wie sie wohl soeben wieder einmal vergessen hatte, die Zeit. Und damit die Welt und das Universum. Obwohl, er schritt voran, für sie waren das Universum und Inu Yasha wohl identisch. Närrin.   Es dauerte keine halbe Stunde und Kagome bereute ihre Entscheidung den direkten Weg zu gehen. Hier in der Ebene war es nicht nur noch feuchter und heißer, sondern auch gefährlicher. Manchmal trafen sie auf Lavabäche, die noch knapp unter der kaum getrockneten Oberfläche dahinflossen. Der Daiyoukai führte sie allerdings recht sicher, musste sie feststellen. Immer wieder wich er aus und erlag kein einziges Mal der gewiss großen Versuchung einen Sprung zu machen, dem sie nicht folgen konnte. Oder konnte er das gar nicht mehr? Er bemühte sich spürbar sein Youki vollständig zu verbergen. Was machte das mit ihm? Fliegen ging nicht, das hatte er ja indirekt zugegeben. Sie strich sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. So schwül war es selbst in Tokio im August nicht. Was hatte sich dieser dämliche Iwatakko nur dabei gedacht. Sekunde. Sie blieb stehen und tastete nach ihrem Bogen. „Sesshoumaru…“ flüsterte sie. Er war bereits stehen geblieben und wandte nun etwas überrascht tatsächlich den Kopf, da er keinerlei zusätzliche Gefahr wahrnehmen konnte. „Es gibt ein Problem. Meine Bogen wird durch diese Feuchtigkeit langsam unbrauchbar.“ Eine schlechte Nachricht, aber immerhin hatte sie inzwischen doch genug Verstand ihm das mitzuteilen. Aber nun gut. Gegen musha und Lehmkrieger konnte sie sowieso nichts ausrichten. Was zu der nächsten Frage führte: wo waren diese künstlichen Krieger? Alle im Schloss? Er drehte den Kopf zurück. „Genügt es, wenn du ihn neu spannst?“ Dem entnahm sie, dass er noch nie einen Bogen in der Hand gehabt hatte. „Ja, ich denke schon. Jetzt?“ Sollte er schon wieder erklären? Es wurde Zeit, dass sie Inu Yasha fanden und sein kleiner Bruder das übernahm. „In der Mitte dieser Ebene liegen Felsentürme. Dort sind wir einigermaßen gedeckt.“ Ihr entkam ein durchaus nicht ernst gemeintes: „Ja, Sesshoumaru-sama.“ Nun, immerhin langsam etwas Höflichkeit. Er schien gesprächsbereit, auch, wenn es sie nervte mit einem Hinterkopf zu reden. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie ohne die Führung vermutlich schon in den einen oder anderen Geysir gelaufen wäre, war das wohl zu vernachlässigen. „Ich habe mich gefragt, wo diese Lehmkrieger wohl sind. Musha haben wir ja schon gesehen. Aber mal ehrlich, wenn du Iwatakko wärst – würdest du dann dieser alten Hexe auch noch eigene Krieger in die Pfote drücken? Es hieß doch, dieser Typ würde die Schattenkrieger aus sich selbst herstellen. Wenn er noch sein Youketsu aufbauen muss, hat er sicher keine ganze Armee davon. Und für den Backofen bräuchte Urasae auch jede Menge Holz. Das hier ist zwar heiß und vulkanisch, aber wie sollte sie das Holz durch den Bannkreis bekommen? Und drittens: die musha kommen durch den Blutbann, weil sie ja sozusagen Teil des Schöpfers sind. Für Urasae kann er womöglich eine Ausnahme machen, aber doch sicher nicht für die Lehmkrieger.“ Das war ja schon wieder eine intelligente Anmerkung von ihr. War es möglich, dass Inu Yasha in den Jahren mit ihr strategisches Denken und Vernunft gelernt hatte? Lag ihre ganze Impulsivität an schlechter Erziehung und ihrem Alter? Ähnlich wie bei Inu Yasha? Hatten sich da zwei gesucht und gefunden? Er unterbrach lieber seine Gedanken, als er feststellte, dass vor ihnen ein Schlot lag, aus dem heiße Wolken krochen, die deutlich verrieten, dass dort unten Lava brodelte. Der Umkreis war von schwarzem Kies bedeckt und er bog ab. Für einen Menschen war es sicher schon unangenehm in diese heißen Wolken zu geraten, falls diese plötzlich in ihre Richtung drehen sollten. Innerhalb des Bannkreises gab es zwar keinen Wind, aber er kannte sich mit vulkanischen Gegebenheiten nicht sonderlich gut aus. Der Kiesboden war heiß und er drehte etwas den Kopf. Es war klug von ihr gewesen diese Turnschuhe anzuziehen, das schützte sie doch. Innerhalb von zwei Minuten hatte er sie zwei Mal intelligent gefunden? Was war nur mit ihm los? Es knirschte unter seinem Schritt und er blickte zu Boden. Das war die verkrustete Oberfläche eines Ausbruchs, aber offenbar bereits relativ erkaltet.   Ohne jede Vorwarnung begann die Erde zu beben. Eine heftige Welle, aus der Richtung vor ihnen kommend, ließ den Daiyoukai festen Stand suchen, dann, noch ehe er sah wie sich die Hügel und damit das Schloss vor ihnen um einige Meter anhoben, spürte er, wie der Boden unter ihm kippte und er erneut zu einem Ausfallschritt gezwungen wurde. Gleichzeitig vernahm er hinter sich einen scharfen, panischen, Atemzug. Er fuhr herum, nur um zu sehen, dass der Boden dort sich abrupt zum Schlot hin gesenkt hatte, der sich solcherart erweitert hatte. Kagome rutschte hilflos hinunter. Seine Klaue griff ins Leere.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)