Schleifen in Blut und Zeit von Hotepneith (Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit) ================================================================================ Kapitel 15: Zielsuche --------------------- Myouga hastete über den Hof des Schlosses, als er seinen Namen hörte. Die Stimme kannte er doch? Er blieb halten. Was war denn jetzt schon wieder los? Neue Aufträge? So betrachtete er seinen Kollegen nicht sonderlich freundlich, schon, weil schweißgebadet. „Jaken?“ Der Kröterich musterte ihn missbilligend buchstäblich von oben herab. „Sehe ich das richtig, dass Sesshoumaru-sama nicht seinen treuesten Diener, sondern einen alten Floh mit geheimen und natürlich wichtigen Aufgaben betraute?“ Myouga kannte Hofintrigen zu gut, als dass er nicht gewusst hätte, dass der werte Kollege eifersüchtig war. Der hatte es in gewisser Weise ganz und gar nicht gern gesehen, dass er als Berater gleichrangig eingestellt wurde. So nahm er sich die Zeit, schon um Ärgeres zu verhindern, verschränkte jedoch bereits mal zwei Hände. „Jaken. Ich wurde, leider, gerufen. Und, falls du das nächste Mal gehen willst, wenn ich gerufen werde, viel Spaß. Ich reiße mich sicher nicht darum zu Sesshoumaru-sama gerufen zu werden, wenn dessen Youki in den Adern kocht. Weißt du eigentlich, wie heiß es dann auf der Schulter ist? Und wie riskant auch nur die Auftragsannahme? Aber, nur zu. Ich wäre dir tatsächlich dankbar. Sag, du wolltest das unbedingt. Ich bin dann eben mal zufällig weit weg.“ „Unsinn. Sein Youki kocht nie, er wird doch nie … Oh.“ Der kleine Kappa kratzte sich am Kopf, dabei fast seine Mütze verschiebend. „So wütend war er?“ „Kein Ausdruck,“ beteuerte der Flohgeist ehrlich. „Ich habe ihn erst einmal so gesehen.“ „Wegen dieser dämlichen Kagome?“ „Vorsicht. Das ist die Gefährtin!“ zischte Myouga prompt. Jaken, dem das durchaus bewusst war, senkte die Stimme. „Deswegen, ich meine, wegen der Heirat?“ „Hätte ich einen sehr aufgebrachten Daiyoukai, noch dazu diesen, vielleicht fragen sollen? Ich mach jetzt, dass ich diese Aufträge erledige. Und, wenn du mich fragst, ich habe wirklich keinen Schimmer, was die bedeuten sollen.“ Ja, aber darüber diskutierte man natürlich nicht, das war auch Jaken klar. So drehte sich der enttäuschte treue Diener nur ab und ging. Myouga atmete auf. Er hatte nicht gelogen – er hatte wirklich keine Ahnung, warum diese Aufträge so lauteten, aber den ersten hatte er schon mal erledigt. Hiroshi zu überwachen. Das würde seine Insektenfreunde übernehmen, und, das gab er zu, da hatte er doch gewisse Ahnung, warum. Hiroshi war schon immer ehrgeizig gewesen, eifersüchtig auf Inu Yasha … Ja, das mochte ein Spielfeld werden. Jetzt aber hurtig zu dem Leiter der Wachen und dem eine frohe Neuigkeit bringen. Nun ja. Uyada war erfahren genug einen Berater des Taishou nicht umbringen zu wollen, gleich, wie lästig dessen Botschaft auch war.   So saß der kleine Flohgeist nur Sekunden später auf der Schulter des grauhaarigen Hundeyoukai. „Befehl oyakata-samas.“ Uyada wandte seinen Blick von den zwei Bäumen an denen die beiden nachlässigen Wachen soeben aufgehängt worden waren. Nichts, was sie umbringen würde, aber doch eine Lektion. Sie hatten ihm natürlich beichten müssen, warum der Herr diese Strafe ausgesprochen hatte. Wartete da etwa auch noch was auf ihn? Bein Thema Gefährtin hatte selbst der verstorbene Vater des Herrn keinerlei Verständnis für Fehler von Wachen besessen – obwohl sich die Dame sehr wohl allein behelfen konnte. „Ich höre.“ Myouga holte tief Atem, ehe er meinte: „Ihr sollt oyakata-sama die Dienstpläne der Wachen der letzten sieben Wochen überbringen, dazu, wo sie ausgebildet wurden und was ihre besonderen Fähigkeiten sind.“ „Der Herr scheint anzunehmen, dass ich meine Leute nicht im Griff habe.“ Die äußerste Bemerkung, die sich der bewährte Krieger erlaubte, der einst sogar den Welpen Sesshoumaru ausbilden durfte. Das verdiente keine Antwort, dachte der Floh, mit Blick auf die unseligen Krieger. „Bis wann?“ „So rasch wie möglich. Ich vermute, sobald er zurück gekehrt ist.“ „Sein Youki war recht hoch.“ „In der Tat, Kampfmeister.“ Und Myouga war weg. Er musste noch versuchen einen Chefarzt telefonisch zu erreichen.   Sesshoumaru blickte noch immer regungslos in den strömenden Regen hinaus. Kagome hatte sich aufgewärmt, das konnte er spüren, und war offenkundig so erschöpft gewesen, dass sie an seiner Schulter eingeschlafen war. Seines Wissens belief sich die Anzahl der Personen, die das getan hatten, fast gegen Null. Fast. Da hatte es Rin gegeben. Noch immer, nach Jahrhunderten, spürte er diese sonst so unbekannte weiche Wärme im Inneren, wenn er an sie dachte. Eigenartig, dass sich diese zwei Menschenmädchen aus dem Mittelalter irgendwie ähnelten. Sollte nur jetzt niemand mit Halbbrüder seien sich ja auch ähnlich kommen! Seit einigen Wochen lief alles schief, was zuvor jahrhundertelang funktioniert hatte, gegipfelt in Inu Yashas mysteriösem Tod. Falls da wirklich wer seine Hand im Spiel gehabt hatte ... Nun, er würde ihn umbringen, nur, um ihn wieder zu beleben und noch einmal umzubringen. Und vermutlich würde ihn die Schwägerin tatkräftig unterstützen. An Mut fehlte es ihr nicht. Natürlich war sie schwach, ein Mensch, aber ihre miko-Kräfte waren interessant und ihre Zuneigung zu Inu Yasha bemerkenswert stabil. Ihre Idee, dass der Blutbann nicht existiere, weil er nie zu brechen sei, war ebenso recht bedenkenswert gewesen. Blutmagie galt unter Youkai als unlösbar, wenn man nicht die vorgegebene Bedingung erfüllte, und so hatte er in diese Richtung gar nicht erst nachgedacht. Ein Fehler, wie sich möglicherweise zeigte. Welcher Narr war das denn? Passend zum Entspannen? Er hob die Rechte. Der riesige Oni, der in dem menschlichen Paar mit dem seltsamen Pferd seine Mahlzeit entdeckt hatte, kam nicht mehr dazu seinen Irrtum zu bedauern.   Endlich ließ das Unwetter nach. Er musste abgelenkt gewesen sein, denn gewöhnlich spürte er solche Wetterlagen schon Stunden vorher aufziehen. Es wurde Zeit zu Bokuseno zu gelangen. Der Flug würde noch dauern. So zog er langsam seine Boa zurück.   Kagome erwachte und erinnerte sich ein wenig erschreckt, wo und an wem sie wie geschlafen hatte. Instinktiv schlang sie die Arme um den Oberkörper und zog die Beine an. „Zieh dich an.“ Sie gehorchte und ging etwas verlegen zu dem Drachen, der sich ebenfalls unter dem Felsdach der Grotte befand, und der auf seinen zwei Hälsen ihre Kleidung trug. Als sie doch den Kopf wandte, stellte sie fest, dass ihr Schwager noch immer gerade aus blickte, sich in keinster Weise für sie interessierte. Nun ja. Er wollte zu diesem Bokuseno, mit ihr, was an sich schon überraschend war. Oh. Ihre Kleidung war trocken, ja, warm. Natürlich. Sie hatte ganz vergessen, dass dieser Reitdrache Feuer speien konnte. Seine Körpertemperatur war sicher höher. Was zum nächsten führte. Während sie sich hastig anzog, bedachte sie, dass auch Sesshoumarus Boa und Schulter deutlich wärmer gewesen war, als sie es bei einem Menschen erwartet hätte. Nun ja, wie Inu Yasha. Oder: „Jacob.“ Sie hätte fast gekichert, leicht hysterisch. Dass sie erst vor wenigen Wochen mit ihren Freundinnen eine TV-Nacht unternommen hatte, erschien so irrwitzig weit weg. „Wer?“ Das klang dermaßen scharf, dass sie erschreckt herumfuhr. „Äh, was?“ Sie begegnete goldfarbenen Augen in denen Eissplitter tanzten. „Wer ist das?“ Kalt wie ein Wintermorgen in der Antarktis. Ach herrje. Er nahm doch nicht etwa an, dass sie … Doch, genau das. Das sollte sie schleunigst gerade biegen. „Äh, eine Figur aus einem Buch, ein junger Mann. Er… ich meine, der Drache ist so warm, und dieser Jacob wärmt in der Geschichte ein Menschenmädchen auf.“ Bloß nicht erwähnen, dass der ein Werwolf war. Oh. Moment. Sie hatte sich ja gerade von ihrem Schwager aufwärmen lassen – und die zusammengezogenen Augen zeigten ihr, dass er sich dessen bewusst war. „Tut mir Leid,“ sagte sie eilig. „Manchmal vergesse ich, dass ich nicht mehr … naja, mit meinen Freundinnen unterwegs bin.“ Was natürlich bedeutete, dass sie mit ähnlichen Dingen auch seinen Bruder genervt hatte. Und der dazu noch die Bannkette trug. Er sollte da mal ein wenig nachhaken. Kagome spürte durchaus das Aufflackern des Youki und hielt es für besser einfach nur auf den Drachen zu klettern um ihre Bereitwilligkeit anzuzeigen weiter zu kommen. Au weia. Fühlte sich da etwa der große Bruder bemüßigt sich um die Ehre des Jüngeren zu kümmern? Dann sollte sie aufpassen. Überdies galt sie ja als Sesshoumarus Gefährtin – und das mochte auch ziemlich heikel werden, falls der Daiyoukai annahm sie wolle ihm Schande machen. Sie sollte wirklich aufpassen was sie laut sagte. Besser womöglich jetzt überhaupt den Mund zu halten. Der Herr Taishou wirkte ein wenig … leicht erregbar?   Der Flug, erneut in der Deckung des Youki, dauerte und Kagome seufzte, wohlweislich nur in Gedanken. Sie hatte Hunger, Durst und so, aber sich zu beschweren wäre nur einem Lemming eingefallen. Ihr Schwager hatte sich um sie gekümmert, vermutlich, weil eben das Ende der Welt sonst bevorstand, aber das bot keinerlei Garantie für irgendetwas, was sie nicht gerade umbringen würde. Sie hatte schon gesehen was er mit seiner Energie oder seinen Klauen, zumal mit der dokka-so, anrichten konnte und legte nicht den mindesten Wert darauf das am eigenen Körper zu verspüren. Dennoch war sie froh, als er tiefer ging, der Drache ihm prompt folgte, und sie in der nun warmen Nachmittagssonne auf einer Lichtung landeten. Sie wollte bereits fragen ob sie absteigen solle, als Sesshoumaru ohne ein Wort zu verlieren in den dichten Wald schritt, einen Pfad entlang, der zuvor, da hätte sie schwören mögen, nicht dort gewesen war. Der Drache stapfte hinterher und so blieb sie einfach sitzen. Ein magischer Wald, beschloss sie. Sie konnte förmlich spüren wie die Bäume sie anblickten. Und vor ihrem Schwager beiseite wichen. Hinter ihnen, das bemerkte sie, als sie einmal den Kopf wandte, schien der Wald wieder undurchdringlich. Hier lebten bestimmt keine Menschen. Das musste eine Gegend sein in der seit Jahrtausenden nur magische Wesen hausten und sich wohlweislich schützten.   Endlich blieb der Daiyoukai auf einer kleinen Lichtung stehen und blickte auf den Stamm einer riesengroßen Magnolie. Hatten sie ihr Ziel erreicht? Sie wollte nicht fragen und glitt etwas mühsam aus dem Sattel. Die Stunden im Sattel spürte sie in den steifen Beinen. Aber sie trat neben ihren Schwager. Und hätte fast aufgequietscht, als sich im Stamm vor ihr ein hölzernes Gesicht zeigte. „Ein Ent?“ hauchte sie fassungslos, nur um an dem ebensolchen Blicken des Baumgeistes und dem tadelnden des Hundeyoukai zu erkennen, dass außer ihr wohl niemand Herr der Ringe gelesen oder gesehen hatte. Sie sollte WIRKLICH den Mund halten. Sesshoumaru sah wieder gerade aus. „Bokuseno. Der Blutbann.“ „Äh, ja. Es wurden Erkundigungen eingezogen.“ Der alte Baumgeist hatte beileibe bereits intensiv nachgedacht, wie er diesem Kerl beibringen sollte, dass dessen sepukku die Lösung aller Probleme wäre – nun ja, was diese Zwei betraf. „Leider mit sehr schlechten Neuigkeiten. Das größte Thema ist fatalerweise nicht mehr, dass ihr gegen euren Willen verheiratet seid, oder mit Kagomes Tod die Zeit enden könnte. Ja, das ist so, das wurde nochmals bestätigt, aber … Nun ja. Es gibt die kleine Schwierigkeit, dass Inu Yasha nicht im Jenseits ist.“ „Er lebt!“ Kagome rief es trotz aller guten Vorsätze und presste beide Hände an ihre Brust. „Äh, nein, Kind. Er ist schlicht nicht zu finden.“ Bokuseno seufzte, sah aber höflicherweise zu seinem gefährlichsten Besucher. „Als ihr beide ihn bestattet habt, ist euch da irgendetwas aufgefallen?“ Sesshoumaru antwortete nicht, in Gedanken die neue Entwicklung abschätzend. Wenn Inu Yasha nicht im Jenseits war, aber wohl auch nicht im Diesseits: wo steckte sein Bruder, was war mit dem geschehen, wie beeinflusste das den Blutbann und diese Zeitschleife. Und: welcher gravierend Lebensüberdrüssige war dafür verantwortlich? Kagome dachte weitaus weniger an die Raumzeit oder Schuldige, sondern an ihren Liebsten. „Als wir ihn in das Jenseits brachten, neben seinen Vater, war er ja eingewickelt, in solch ein Seidentuch. Nur einmal, da fiel seine Hand … also, man konnte sie sehen. Und ich fand, sie sah so gar nicht Inu Yasha-mässig aus, bleich, rissig. Aber, ich weiß natürlich auch nicht, wie, naja, wie tote Hanyou aussehen.“ Sie hatte doch trocken schlucken müssen. Inu Yasha! Was war nur mit ihm geschehen? Hätte sie es verhindern können? War sie schuld daran mit ihrem Wunsch ins Mittelalter zu gelangen? Wo nur war er? Was passierte dort mit ihm? „Sesshoumaru?“ Gut, erkannte Bokuseno, es war nicht sonderlich intelligent den aus sichtlich mordlüsternen Gedanken zu reißen, aber er hoffte doch, dass der an Aufklärung interessiert sei. Tatsächlich holte der Hundeyoukai kurz Atem, ehe er erwiderte: „Mir fiel ebenfalls diese seltsame Haut auf. Aber ein Bluttest ergab, dass es sich in der Tat um das Blut eines Hundeyoukai und einer Sterblichen handelte.“ Der Baumgeist hätte fast genickt, zufrieden, dass der Taishou selbst in solch einer Lage noch Hinweisen nachging, ehe er stutzte. „Das Blut eines Hundeyoukai. Nicht, das eines Daiyoukai, deines eigenen?“ Es lag Sesshoumaru nicht zu lügen. „Nein. Eindeutig Hundeyoukai. Ich nahm an, dass Vaters Blut mit der Krankheit schwand.“ „Die Hanyou!“ Kagome bemerkte, dass sie schon wieder von beiden Seiten so eigenartig angesehen wurde und ergänzte hastig: „Kouga erzählte mir, dass vor einem Jahr oder so eine Hanyou mit Hundeyoukaiblut blutleer und tot gefunden wurde. Inu Yasha … er sei deswegen ziemlich wütend gewesen.“ „Fremdes Blut?“ Bokuseno sprach es langsam aus, sich durchaus bewusst, dass da jemand vor ihm stand, der ihn ohne weiteres eine Krone kürzer machen konnte. Oder auch samt den Wurzeln ausreißen. Leider stand zu viel auf dem Spiel um das nicht zu riskieren. Der Stillstand der Zeit war auch nicht besser. Der Herr aller Youkai dachte nach. Der Geruch war eindeutig gewesen. Mensch und Hundeyoukai. Nicht das edle Blut Vaters und auch nicht seinem eigenen ähnlich, ja. Aber, wie und wer und warum … Und, was war mit Inu Yasha? Kagome war direkter. Oder weniger stolz. „Aber, wenn das diese Hanyou von vor einem Jahr war, was ist dann mit Inu Yasha passiert, Bokuseno? Bitte, wenn du nur einen Verdacht hast, und den hast du doch….“ Sie rang förmlich die Hände. „Ich mache wirklich alles für ihn. Meinetwegen bleibe ich mit Sesshoumaru verheiratet, wenn das die Welt rettet, aber Inu Yasha….“ Das war vermutlich eines der opferbereitesten Angebote, die der alte Baumgeist je gehört hatte, wenn nicht das größte Opfer. So blickte er zu seinem Sorgenhund, ehe er sagte: „Das ehrt dich, Menschenkind. Ich muss es fragen – als Inu Yasha gestorben ist: habt ihr ihn verlassen?“ „Der Heiler, Yukio, er brachte mich weg, weil ich so … naja, ich war ziemlich fertig,“ gestand Kagome. „Und du gingst die Bestattung anzubefehlen.“ Der Baumgeist sah gar nicht zu dem Taishou. „Wenige Minuten. Ja. Es gibt nämlich eine Sache, die ihr wissen müsst. Im Jenseits fehlt nicht nur Inu Yasha, sondern auch zwei Daiyoukai und eine Hexe. In den niederen Rängen wird noch gesucht, aber bislang steht das fest. Sesshoumaru, du vermisst nicht einen deiner Daiyoukai?“ Da gab es nur eine Antwort. „Nezumiuro.“ Der Hundeyoukai zog die Augen zusammen. Der alte Pfeifhase fehlte doch nicht aus mehr als gutem Grund? „Wann hast du zuletzt von ihm auch nur gehört?“ „Sechs Monate.“ Ein Brief über irgendwelche seltsamen Vorkommnisse an dessen Westgrenze, die der überprüfen wollte. Nun, um ehrlich zu sein hatte er damals geglaubt schon bessere Vorwände gehört zu haben sich um Ratssitzungen zu drücken, aber so, wie der Magnoliengeist das sagte… „Er ist tot?“ „Möglich. Er ist verschwunden, ebenso wie sein Sohn und seine Leibgarde übrigens. Und nun auch Inu Yasha.“ Bokuseno holte etwas tiefer Luft. Sollte er das jetzt mit der Heirat und der Zeitschleife und dem Selbstmord bringen oder erst später, wenn sie einsehen konnten, dass das zwar ihr Problem war, das der Welt allerdings ungleich größer? Und, einen Namen hatte? „Das Ganze spielt sich im Nordwesten ab. Niishima. Sagt dir diese Halbinsel etwas?“ Sesshoumaru schwieg, da ihm nie in den Sinn gekommen wäre Unwissen auszubreiten. „Nun, es war auch vor deiner Zeit, um ehrlich zu sein, auch noch vor der Zeit als dein verehrter Vater Taishou der Hunde wurde. Sehr lange her. Leider sind unselige Geister dort erneut erwacht. Oh, Kagome, heute die Gegend um Akita.“ „Waren da nicht erst Erdbeben?“ fragte sie prompt. „Aber keine größeren Schäden? Oh ja, nur eine Halbinsel sei betroffen und keiner weiß warum, oder?“ Dann holte sie Luft. „Magie?“ „Magie, ja. Schlaues Kind, Wirklich, für einen Menschen und so jung … Nun gut.“ Bokuseno erkannte, dass dieses Lob bei der falschen Person vor ihm nachteilig aufgenommen wurde. „Dort entstand vor einiger Zeit ein Bannkreis, nichts, was Menschen bemerkten. Youkai und kami berichteten allerdings darüber und wunderten sich. Vor allerdings gut zwei Wochen verdichtete sich die Magie, eindeutig Blutmagie.“ Er sah, wie seine beiden Zuhörer sich unwillkürlich ansahen. „Ja, die Art, genau. Einer der Daiyoukai, die im Jenseits fehlen, hieß Iwatakko. Spezialgebiet eben Blutmagie. Und, er wohnte auf dieser Halbinsel. Es steht zu vermuten, dass er sich entweder selbst aus dem Jenseits befreit hat oder aber auch nie dort gewesen ist. Leider. Der Kerl hat einiges auf dem Kerbholz. Um jetzt zu Inu Yasha zurück zu kommen. Es besteht der Verdacht, beweisen lässt es sich so natürlich nicht, dass Iwatakko es vermocht hat sich der Hilfe einer verstorbenen Hexe zu versichern, deren Spezialgebiet Tote sind. Genauer, sie kann die Seelen Verstorbener beschwören und in lebendige Lehmfiguren packen.“ Er bemerkte, dass Kagome bleich wurde, nahm jedoch irrtümlich an, das sei wegen der Totenmagie. „Ihr Name ist Urasae.“ „Urasae!“ Kagome klang wie eine auf den Schwanz getretene Klapperschlange, was ihr verwunderte Blicke beider Youkai eintrug. „Oh, du kennst sie?“ erkundigte sich der Baumgeist. „Und nicht gerade in guter Erinnerung?“ „Diese ... diese unsäglich dämliche Hexe wollte mich umbringen!“ fauchte Kagome. „Dazu, naja, das kannst du nicht wissen, ich bin auch die Wiedergeburt einer Priesterin namens Kikyou. Und dieser … dieser alten Krähe gelang es zumindest einen Teil von Kikyou aus mir raus zu ziehen und die wiederzubeleben!“ Sie musste nur daran denken, was das für sie, und Inu Yasha auch, für Probleme gemacht hatte, wie sehr sie gelitten hatte. „Naja. Dafür hat diese künstliche Kikyou sie dann ja wenigstens geläutert.“ „Kikyou.“ Sesshoumaru klang ruhig. „Intelligent und fähige Priesterin.“ Sie hatte immerhin Rin gerettet. „Kikyou!“ Kagome funkelte ihn an. Das war schon der zweite Kerl, der .. Der Daiyoukai erkannte zum ersten Mal, warum sein Vater sich stets geweigert hatte Mutter beruhigen zu wollen, falls diese wütend war, und einmal statt dessen lieber in einen Kampf gegen gleich drei Youkaiheere gezogen war. Diese Wahl hatte er gerade nicht. Und auch kein Interesse. Das lag woanders. So sah er zu Bokuseno. „Was hat Urasae mit Inu Yasha zu tun.“ Tatsächlich blickte auch die miko prompt zu dem Baumgeist. Sie hatten doch ein gemeinsames Ziel. „Das war nicht so leicht herauszufinden. Ehrlich gesagt, habt ihr Zwei eigentlich eine Ahnung, wie mühselig es schon war das herauszubekommen? Ich musste einen alten Freund im Jenseits um einen Gefallen bitten, den er mit seit Jahrtausenden schuldete und überhaupt.“ Bokuseno spürte, wie ein ziemlich großer Wassertropfen seine Rinde entlang lief. Das interessierte seine Besucher leider gar nicht. Und, sollte er jetzt das mit dem sepukku Sesshoumaru erklären? Oder war Urasae der viel erfolgversprechendere Weg um dieses Duo dazu zu bekommen die Welt zu retten, dazu noch gemeinsam? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)