Auf dem Weg von Charly89 ================================================================================ Kapitel 1: Kristall ------------------- Es ist kalt. Ich stampfe durch den Schnee. Der Wind pfeift um mich herum, scheint seine Wut über die Existenz der Welt selbst hinaus zu schreien. Schritt für Schritt taste ich mich den Hang hinab, vorsichtig um nicht wegzurutschen und in den Tod zu stürzen. Oder mich anderweitig zu beschädigen. Meine Reise ist noch weit, sie hat gerade erst begonnen. Ich bleibe kurz stehen und sehe mich um. Da liegt ein mechanisches Tier einige Meter vor mir. Es rührt sich nicht und gibt keinen Ton von sich. Sein kalter Körper ist von hübschem Glitzern überzogen. Blaukristall nennen ihn die Banuk. Kapitel 2: Anzug ---------------- Die Kälte liegt hinter mir. Um mich herum ist es grün. Die Bäume tragen dichte Kronen und die Farne stehen so hoch wie vor einigen Tagen noch der Schnee. Vor mir erhebt sich ein Gerippe der alten Welt. Ein Überrest aus einer Zeit, deren Geheimnisse zu unseren Füßen liegen, aber von uns nicht verstanden werden. Viel ist nicht übrig von diesem Ding. Ein langes Rohr ragt hilfesuchend in die Luft, die Ketten an den Füßen sind gerissen und der Rest liegt im Erdreich verborgen. Das was noch zu sehen ist, ist mit Moos überzogen. Ein grüner Anzug auf metallenem Grund. Kapitel 3: Schiff ----------------- Sie überragen mich. Hoch stehen die Überreste der alten Welt hier. Sie kratzen an den Wolken mit ihren metallischen Klauen. Die Bäume wachsen durch Mauern, das Erdreich verschlingt ihre Fundamente. Leben überrollt des Teufels Leid. Hasen jagen durch das Unterholz, Wildschweine durch die verlassenen Behausungen und Plünderer halten wache über den Friedhof der Metallwelt. Meine Füße stehen im Wasser, welches an das grüne Ufer schwabbt. Nicht weit vor mir liegt ein totes Gefährt, das einst Dinge für die Alten über die Fluten trug. Doch nun trägt es nichts mehr, nicht einmal sich selbst. Evergiven prangt noch lesbar an der Seite. Kapitel 4: Knoten ----------------- Hinabgestürzt bin ich. Hinab in ein Loch, in einen Tunnel, in eine Behausung. Hier lebten die Alten vor langer Zeit, als die Metallteufel mit ihrer Herrschaft begannen. Ratten huschen vor meinen Licht davon, fühlen sich gestört durch meine Anwesenheit. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Auch ich lebte lang in Dunkelheit, in Einsamkeit. Mit jedem Schritt durchbreche ich die andächtige Stille dieser Gruft. Mitten im Weg liegt ein Stuhl und ein Strick hängt von der Decke. Ein gekrümmter Körper liegt neben dem Möbel, die andere Hälfte des Seils um den Hals. Ein merkwürdiger Knoten hält die Leine an ihrem Platz. Kapitel 5: Raben ---------------- Es regnet in Strömen. Der Boden ist weich und ich versinke bei jedem Schritt darin. Sturzbäche laufen den Hang hinab. Ein Holzwall hebt sich vom Grau des Regens ab. Türme flankieren ihn, Fackeln erhellen die Umgebung. Die Raben kreisen bereits. Sie wittern ihr Festmahl im Schatten des Todes, der um das Lager streift. Ein Mörder der die Mörder richtet, ein Jäger der die Jäger jagt. Ich lasse das Lager hinter mir, doch ein Geräusch lässt sich mich zurückblicken. Der erste Wachposten ist gefallen, beinahe geräuschlos hat ihn der Tod ereilt. Das freudige krächzen der Raben begleitet mich noch eine Weile. Kapitel 6: Geist ---------------- Blaues Licht leuchtet blau. Wie Geister bewegen sie sich zwischen den Bäumen hindurch. Nur nicht so lautlos, wie man es von den körperlosen Fantasiegestalten erwarten würde. Der Boden bebt und Bäume brechen. Schritt um Schritt walzt sich der Riese durch den nächtlichen Wald. Er folgt einer unsichtbaren Spur quer durch das Land. Den wandelnden Berg begleiten zwei langbeinige Genossen. So wuchtig wie er ist, so filigran wirken sie. Edel schreiten sie dahin, während er schwerfällig einen Fuß vor den anderen setzt. Langsam verschwindet das Licht, doch die Kraft seiner Schritte werde ich noch eine Weile spüren. Behemont wird er genannt. Kapitel 7: Fan -------------- Eine weitere Ruine. Sie säumen meinen Weg; tote Häuser. Höher wie ein Langhals, stehen sie am Rand eines Bachs. Ich versuche unbemerkt zu bleiben, schleiche leise voran. Sägezähne patrouillieren, bewachen Graser bei ihrer Arbeit. Geduckt husche ich weiter, hinein in das nächste Gemäuer. Ein silbernes Dreieck zieht mich in seinen Bann. Kaum berührt, ertönt eine Stimme. Eine Stimme, von jemanden der nicht mehr zu dieser Welt gehört. Er schreit etwas von einem großen Sieg, vom Spiel des Jahrhunderts. Er wäre glücklich, der größte Fan dieser eben jener zu sein. Ich renne um mein Leben, der Sägezahn dicht an meinen Fersen. Kapitel 8: Wache ---------------- Holztore versperren die Weiterreise. Der Fluss zur Linken, der Weg zu meinen Füßen, das Heilige Land voraus. Doch niemand betritt es, niemand nähert sich ihm. Die Nora-Wachen halten Ausschau, verjagen Eindringlinge, oder töten sie. Das Becken ist ihr zu Hause, ihre Heimat. Heimat der Urmutter selbst. Mit Argusaugen sondieren die Wachen die Umgebung. Scharf ist ihr Blick, wie die Spitzen ihrer Pfeile und Speere. Jeder Fremde wird getötet; auch mir blüht dieses Schicksal, sollten sie mich entdecken. Ein falscher Schritt, ein Rascheln des Buschwerks und schon regnen Pfeile auf mich herab. Ich haste davon, entkomme knapp mit meinem Leben. Kapitel 9: Druck ---------------- Sehr erstaunlich. Ich bin tief im Bauch eines Berges, ausgehöhlt und neu befüllt von den Alten. Stein und Metall verzieren die Wände. Die Lichter erhellen nur notdürftig die Umgebung, werden eigentlich auch nicht gebraucht. Die Wächter haben ihr eigenes Licht, brauchen keine externe Beleuchtung. Genau wie die Panzerwanderer. Über mir rauschen Kisten vorbei, in der Ferne höre ich das Geräusch von Metall, Kabeln und Leitungen die miteinander verbunden werden. Es brezelt und knirscht, es wummert durch die Kisten die dahinfliegen. Die Luft ist erfüllt von Druck, der durch den übermäßigen Lärm entsteht und durch meinen Körper pulsiert. Unerträglich, einfach unerträglich. Kapitel 10: Pflücken -------------------- Ein friedliches Bild nach dem Chaos. Ein Sandsturm begrüßte mich, als ich das Gebirge hinter mir hatte. Die Steinchen krochen unter meine Hülle, so kraftvoll wehte der Wind. Nun ist er vorüber und vor mir schlängelt sich ein Fluss durch das dürre Land. An den Ufern gedeiht das Leben. Heilende Weinglut, Rainholz und allerlei Tiere finden sich hier. Eine Frau geht dort, pflückt dieses und jenes. Alles wandert in ihren Weidenkorb. Ihr Kind folgt ihr, hebt Steine auf und lässt sie über das Wasser flitzen. Plötzlich durchbricht etwas die Oberfläche und der Frieden ist vorbei. Verlassen bleibt der Korb zurück. Kapitel 11: Sauer ----------------- Revierstreitigkeiten sind selten, zumindest unter den Maschinen. Während die Menschen einander im Sonnenring opfern und Kriege um Ländereien führen, leben die Maschinen friedlich nebeneinander. Kein Verwüster würde unter normalen Umständen einen Breitkopf töten und zerlegen. Nein, er bewacht die Herde und hält ihnen die Menschen vom Leib. Friedliche Eintracht unter den ungleichen Parteien. Doch diese hier sind anders. Eine bedrohliche Aura umgibt ihr Gebiet. Der Wahnsinn steht ihnen in die Augen geschrieben und rotes Gift tropft aus ihren Körpern. Diese Maschinen sind wütend, unsagbar wütend. Sie töten ihre neutralen Artgenossen, oder werden von ihnen getötet. Die Menschen nennen es Verderbnis. Kapitel 12: Feststecken ----------------------- Ich stecke fest. Nicht real in einer Felsspalte oder in dem Pflanzengeflecht welches sich hier erstreckt. Nein, ich stecke fest zwischen Menschen und Maschinen. Zwei Langbeine flankiert von Wächtern überfallen den Außenposten. Die Menschen schlagen zurück. Metall prallt auf Metall, Elektrizität zuckt durch die Luft. Ich hocke im hohen Gras. Mehrfach versuche ich mich aus dieser brenzligen Situation hinaus zu bewegen, davon zu schleichen, ohne Erfolg. Ein Wächter rollte von einem Schlag getroffen über den Boden, wenige Zentimeter vor mir vorbei. Hinter mir geht ein Mensch schreiend zu Boden. Blankes Chaos. Lieber würde ich in einer Felsspalte stecken, tausendmal lieber. Kapitel 13: Dach ---------------- Atemberaubend. Ich bin vor den Toren Meridians. Menschen gehen ein und aus, Händler tummeln sich an ihren Ständen. Die Sonne geht langsam unter und taucht den Himmel in allmählich in Rot. In der Ferne sieht man einen schwarzen Turm, der wie ein gewaltiger Schatten in die Höhe ragt. Vor mir erstreckt sich eine lange Brücke die zur eigentlichen Stadt führt. Ich habe das Gefühl auf dem Dach der Welt selbst zu stehen. Weit unter meinen Füßen liegt das grüne Tal, die königlichen Maislande und der Dschungel. Nur der Horizont selbst scheint meine Weitsicht zu begrenzen, die Wahrnehmung zu beschränken. Spektakulär. Kapitel 14: Tick ---------------- Tick. Ich spitze dir Ohren. Etwas ist mit mir hier in der Dunkelheit, aber was? Tick Tack. Es schallt es durch die Höhle. Das Geräusch ist eigentlich recht leise, aber durch die Stille der Umgebung fühlt es sich an wie Donnerschläge. Tick Tack Tick. Eine Maschine, so viel ist sicher. Kein weiches Lebewesen würde einen derartigen Laut verursachen. Tick Tack … Tick Tack Tick … Tick Tack Es dreht sich im Kreis, als würde es etwas suchen. Mich womöglich? Hat die Maschine mich eventuell bemerkt? Das könnte mein Todesurteil sein. In diesem engen Raum habe ich keine Ausweichmöglichkeiten. Nichts wie raus hier. Kapitel 15: Helm ---------------- Etwas liegt in Gras. Es funkelt im Sonnenlicht und zieht so meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich nähere mich vorsichtig. Das Schwarz glänzt, spiegelt geradezu und der rote Federschmuck wiegt sich sanft im Wind. Beinahe wirkt es idyllisch. Beinahe. Wäre da nicht der Karren auf dem sich die Leichen stapeln und von dem Blut herunter tropft, würde man dem Helm hier im Gras keine große Bedeutung beimessen. Er ist beim Transport der Toten heruntergefallen und liegengeblieben. Lachend werden die leblosen Körper von den Oseram auf den Weg geschmissen. Waffen, Kleidung und Blut wird großzügig verteilt. Die sprichwörtliche falsche Fährte wird gelegt. Kapitel 16: Kompass ------------------- Eine Windrose. Ich bin auf eine Anhöhe geklettert um mir einen Überblick zu verschaffen. Im Boden vor mir wurde etwas in den Felsen geritzt. Ein Kompass ist zu sehen. Trotz der primitiven Mittel ist er fein ausgearbeitet. Säuberlich sind die Himmelsrichtungen eingezeichnet. Und die Menschensiedlungen. Doch eine Angabe springt mir ins Auge. Es ist keine Siedlung die da genannt ist, nein. Es ist ein Ort der Verbrecher und Straftäter. Mörder und Räuber sind dort. Auch der jagende Schatten, den ich beim Banditenlager gesehen hatte, war einige Jahre hier gewesen. Weggesperrt werden sie dort und vergessen manchmal. Sonnenfall ist der Name. Kapitel 17: Kollidieren ----------------------- Es schreit, laut und panisch. Der Boden bebt, Bäume sterben krachend. Ein Felsen zischt über meinen Kopf hinweg und laden im nahegelegenen Bach. Die Wachen kämpfen erbittert, geben ihr Bestes. Doch ihre Chancen stehen denkbar schlecht. Ein Behemont zur Strecke zu bringen ist schon ein Kraftakt, aber zwei ist beinahe unmöglich. Grüne Pfeile schießen plötzlich aus dem Dickicht, bohren sich in die Flanke eines der Ungetüme. Es schüttelt sich, dreht sich im Kreis und scheint verwirrt. Sein Blick richtet sich auf seinen Artgenossen und es presst los. Mit aller Kraft rammt seinen Kopf in den empfindlichen Bauch. Eine Explosion folgt. Kapitel 18: Mond ---------------- Fahler Schein erhellt den Dschungel. Getier huscht durch das Unterholz, eine Eule ruft in der Ferne. Blaues Licht schwebt zwischen den Bäumen hindurch. Ich betrachte den fast runden Freund am Himmelszelt. Tausende Glitzerpunkte umringen ihn und trotzdem ist er allein. Ob er einsam ist? Eine Frage die mich schon lange beschäftigt. Der Mond ist einzigartig, anders wie alles andere dort oben. Macht einen Einzigartigkeit automatisch einsam? Jeder ist anders, jeder einzigartig auf seine Weise. Alle haben das also gemeinsam, wirklich alle. Und doch sind es immer wieder Alleinstellungsmerkmale die manche von anderen trennen, oder zusammenführen. Wo genau liegt der Unterschied? Kapitel 19: Schleife / Schlinge ------------------------------- Ich spüre es. Als würde sich eine Schlinge um meinen Hals legen. Der Tod breitet seine Schwingen aus, er schwirrt eisig durch die Luft. Über meinem Kopf höre ich das Rattern des Mahlwerks. Ihr Leuchten zieht immer enger werdende Kreise. Man fühlt die Aufregung und Vorfreude regelrecht. Plötzlich schießen sie vom Himmel herab. Sie stürzen sich … auf den Kadaver in einiger Entfernung. Als wäre es ein hübsch verpacktes Geschenk Schleife. Emsig machen sie sich darüber her, zerlegen die tote Maschine in seine Einzelteile. Nach wenigen Minuten ist nur noch eine leere Hülle übrig. Die Plünderer des Himmels, Grauhabichte heißen sie. Kapitel 20: Sprießen -------------------- Lila Blumen. Da sprießen lila Blumen und bilden eine Form auf dem Boden. Eine perfekte geometrische Form. Ein Dreieck, um es zu präzisieren. Ein gleichschenkliges Dreieck in Mitten der chaotischen Natur, sofort merkt man, dass hier etwas nicht stimmen kann. Als ich näher heran bin sehe ich den Grund für diese Obskurität. Im Herzen der lila Blumen steht eine weitere, eine ganz besondere. Ihre Herkunft ist nicht die Natur, sondern etwas Anderes. Ihre Blätter sind spitz und metallisch. Sie verströmt keinen Duft, dafür befinden sich Worte in ihrem Inneren. Worte, deren Sinn sich mir nicht erschließt. Aber hübsch ist sie. Kapitel 21: Verschwommen ------------------------ Ich sehe es, gleichzeitig auch nicht. Da schleicht etwas durch das hohe Gras. Ich erkenne seine Konturen. Es ist unscharf, verschwommen, durchsichtig. Man erkennt den Umriss, aber nur wenn es sich bewegt. Sobald es stillsteht verschmilzt es komplett mit dem Dschungel. Die roten Lichter um uns herum verstärken mein Gefühl in der Falle zu sitzen noch. Drohend blinken die aufgestellten Sensoren, verraten sofort, wenn sich ihnen jemand nähert. Ich kann nichts tun als zu warten und es beobachten wie es seine Kreise zieht. Unscharf, verschwommen, durchsichtig; und bis an die Zähne bewaffnet. Es pirscht durch das Gras, tödlich und präzise. Kapitel 22: Offen ----------------- Manche Dinge brennen sich einem ins Herz. Der Anblick der sich mir gerade offenbart ist so etwas. Schrecklich und atemberaubend zugleich. Das Licht bricht sich in die Tiefe und beleuchtet eine Szenerie des Grauens. Zerstörung und Chaos liegen vor mir. Das Herz des Berges liegt blank. Eine gewaltige Explosion hat die Kuppel weggesprengt und das Innere zerstört. Metall, Kabel, Beton und Gestein sind ineinander vermengt und gleichzeitig auseinandergebrochen. Der Krater ist gewaltig und vermittelt den Eindruck der Größe dessen, was hier einmal gewesen ist: ihre letzte Bastion. Einst GAIAs zu Hause, leider ist es jetzt nur noch ein riesiges Grab. Kapitel 23: Leckage ------------------- Sie blutet aus. Ich sehe es immer noch vor meinen Augen, auch wenn es schon mehrere Monate her ist. Ein gewaltiges Leck, durch das die heiße Lebenergie der Erde austritt und sich in der Landschaft verteilt. Sie brennt alles nieder. Rote Glut, flüssig und zäh, die aus dem Inneren drängt. Es läuft über den Boden und löscht alles aus was ihr zu nahekommt. Auch mein Heim. Nach all den Jahrhunderten die ich dort war und über diese Energie gewacht hatte. Mein eigenartiger Artgenosse hat das genutzt und mir meinen Platz gestohlen. Nun bin ich ein Vagabund in einer geliehenen Hülle. Kapitel 24: Ausgestorben ------------------------ Sie sind weg. Die Alten, die mich einst erschufen. Die, die Metallwelt erschafft hatten. Sie sind tot, bis auf den letzten Mann. Ausgerottet durch ihre Taten, dahingerafft durch ihre eigenen Kreationen. Hatten sie gehofft, dass die Dinge sich ändern nach ihrem Verschwinden? Dass die nächste Generation es besser macht? Doch wie sollte sie das schaffen, wo die Götter der Alten Welt wie Dämonen über die Neue herfallen. Rote Bestien die die Menschheit erneut zerreißen und niedermetzeln. Alles begann mit dem Ende von GAIA, eine neue Welle der Ausrottung ist gestartet. Was wird aus mir werden, wenn das Ende nicht endet? Kapitel 25: Splat ----------------- Pitsch Patsch. Das Wasser steht mir bis zu den Knien. Es liegt ruhig und glatt unter mir. Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Mein Spiegelbild wirkt unecht, als wäre das nicht ich da unter mir. Ich bin das ja auch nicht. Ich hatte keine Hülle, ich war nur Daten. Jetzt stecke ich in einer Maschine die ich übernommen habe. Ich habe mich zerrissen, mich auf das wesentliche meiner selbst konzentriert und dieses transferiert. Alles was ich nicht gebraucht habe, habe ich zurückgelassen. Nun bin ich nur noch ich und kein richtiges Programm mehr. Ich bin jetzt ein Wächter; zumindest äußerlich. Kapitel 26: Verbindung ---------------------- Der Schlag kam unerwartet. Er war hart und traf mich gegen die Seite. Ich verlor das Gleichgewicht und landete im Gras. Kaum das ich wusste, was passiert war, stand sie über mir. Sie, eine junge Frau. Ihr rotes Haar viel ihr ins Gesicht, dennoch sah ich die Neugier in ihren Augen. Der Stab berührte mich und ein eigenartiges Gefühl schoss durch meinen mechanischen Körper. Ein mir unbekanntes Programm breitet sich aus. Es wollte meine Subroutinen überschreiben, doch heilt inne als es merkte, dass ich anders war. Es gab nichts zu überschrieben, weil bereits alles überschrieben war. Eine Verbindung bildete sich. Kapitel 27: Funke ----------------- Es begann als Funke. Klein, unscheinbar. Nur ein winziges Glühen tief in mir. Doch es wurde größer, deutlicher. Es formte sich und die Überzeugung wuchs heran. Nun bin ich mir sicher, dass es meine Bestimmung ist. Das Treffen mit der jungen Nora war kein Zufall. Dass sie ihren Stab nutzen wollte um mich zu übernehmen ebenfalls nicht. Es war Schicksal, ein nötiges Aufeinandertreffen. Ich kann ihr nicht erklären wer ich bin und warum ich so anders bin wie alle anderen Maschinen. Doch sie scheint es zu spüren. Sie erzählt mir den Grund für ihre Reise. Ein neuer Funke bildet sich. Kapitel 28: Knuspern -------------------- Es knirscht neben mir. Die junge Nora schlägt sich den Bauch voll. Womöglich das letzte Mal. Die Schatten-Carja sind im Anmarsch. Und mit ihnen HADES`s Armee der roten Bestien. Sie wollen den Turm und mit ihm das Böse aus dem Bauch der Alten Welt neuheraufbeschwören. Doch heute Abend sitzen alle erst einmal zusammen. Es wird geschmatzt, geknuspert und gerülpst. Womöglich das letzte Mal. Ich war schon immer was ich bin, wollte nie etwas Anderes sein. Doch jetzt, wo ich sehe wie sie alle hier sind und gemeinsam essen, fühle ich mich fehl am Platz. Ich würde auch gern knuspern. Kapitel 29: Flicken ------------------- Ein Flickenteppich des Untergangs. Die junge Nora ist im Getümmel verschwunden, stellt sich dem Anführer der Schatten. Und ich, ich stehe hier auf der Mauer Meridians. Mein Blick geht über die Landschaft, doch nun ist nichts mehr wie es war. Der Dschungel steht in Flammen, Explosionen reißen Krater in die Vegetation. Dazwischen noch unbeschadetes Grün; noch. Immer mehr Todbringer. Immer mehr verdorbene Bestien dringen in die Stadt ein. Alles brennt oder fällt in sich zusammen. Und was noch nicht brennt oder zerstört ist wird es bald sein. Flicken um Flicken breitet es sich aus. Das Ende des Endes hat begonnen. Kapitel 30: Rustchen -------------------- Wir rutschen ins Verderben. Und nichts kann es aufhalten. Nichts und niemand. Schnell und ungebremst schlittern wir dem Untergang entgegen. Wir reißen uns die Arme und Beine dabei auf, können es aber dennoch nicht verhindern. Er hat den Turm eingenommen, sein Signal gesendet und nun erwachen mehr und mehr der alten Dämonen zum Leben. Die Bäume um sie herum sterben ab und füllen ihre Tanks mit Leben. Alles Leben wird sterben, für immer. Durch GAIAs Tod wird eine Neuschöpfung beinahe unmöglich sein. Und so lange HADEs seine Truppen befehligt, würde es auch nichts bringen. Day Zero repeats, again and again. Kapitel 31: Risiko ------------------ Wir legen alles in eine Waagschale. Wir haben nichts zu verlieren und das macht uns stark. Wer das Ende aller Tage vor Augen hat, hat nichts mehr wovor er sich fürchten muss. Verzweiflung und Zukunftslosigkeit können starke Motoren sein, vielleicht sogar die stärkste von allen. Bereits die Alten haben das bewiesen. Sie haben bewiesen, dass im Angesicht der größten Vernichtung die brillantesten Ideen sprießen können. Doch es bleibt immer das Risiko der absoluten Fehlentscheidung. Das Risiko, die Ressourcen in den falschen Plan gesteckt zu haben. Das Risiko, dass Ende zu beschleunigen, statt es aufzuhalten. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)