Fortunas verschlungene Pfade von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- 13. Kapitel: Für den ersten Tag und auch die gesamte Woche war das Gespräch mit Eisberg die einzige Unannehmlichkeit. Keine weiteren Überraschungen gab es für die junge Kinderärztin. Zum Glück. Leider sah ihr Dienstplan aus, wie sie befürchtet hatte. Das Wochenende konnte sie sich abschminken, da hatte sie Dienst. Zumindest am Samstag. Sonntag war Kaya dran, was bedeutete, dass Nami sich dort zurücklehnen konnte. Doch sie würde schlafen, wenn sie nach Hause kam. Und Ruffy musste früh zu Bett, da er Montag noch vor dem ersten Sonnenstrahl wieder hoch musste. Also hatte sie ihm eine Entschuldigung geschickt und sich wieder auf ihre Arbeit fokussiert. Was sich als erstaunlich einfach herausgestellt hatte. Irgendwie hatte sie mit mehr... Komplikationen... Widerstand oder dergleichen gerechnet. Entweder wurde das Thema absichtlich totgeschwiegen oder niemand hatte es als wirklich ernst aufgefasst. Was sich hinter den Kulissen noch abgespielt hatte, wusste ja im Grunde keiner weiter außer Law und ihr. Und das vergaß sie mitunter. Entsprechend verwundert war sie kurzzeitig, als von ihren Kollegin so Seitenhiebe kamen, wie 'Vielleicht sollte ich mich auch mal mit dem Chefarzt zoffen um eine Woche Sonderurlaub zu bekommen.' oder 'Du hast in der freien Woche bestimmt erstmal die Seele baumeln lassen oder?'. Nach der ersten Verwirrung, konnte sie dann immer überzeugend lächeln und mit einem 'So ungefähr...' antworten. Die Antwort passte in 99% der kleinen Sticheleien, die alles andere als böse gemeint waren. Wenn ihre Kollegen wüssten, wie ihre freie Woche wirklich ausgesehen hatte... Nach einer langen OP begab sich die junge Kinderärztin in die Cafeteria, in der Hoffnung, noch irgendetwas Warmes abgreifen zu können. Ein wenig enttäuscht linste sie auf die karge Auswahl und seufzte gedehnt. Leber und Grützwurst waren noch übrig. Na lecker. Da blieb sie lieber hungrig. Nicht einmal ein Salat war mehr da. Sie griff zur Obstschale, nahm sich zwei Orangen heraus und setzte sich an einen der leeren Tische. „Nanu, ganz allein?“ riss sie jemand aus ihren Gedanken. Nami sah auf und in das verschmitzte Grinsen ihres Chefarztes. „Mit dir will anscheinend auch keiner spielen.“ neckte sie ihn. „Das stimmt so nicht ganz. Ich will mit niemandem spielen. Ich suche mir meine Gesellschaft lieber selbst aus.“ „Und ich habe jetzt das zweifelhafte Vergnügen in diesen Genuss deiner Auswahl zu kommen, ja?“ sie lachte leise auf, während in seine grauen Augen der Schalk trat. „Bin ich so ein unangenehmer Zeitgenosse, dass du meine Anwesenheit als 'zweifelhaftes Vergnügen' betiteln musst? Das trifft mich wirklich hart.“ Man konnte deutlich hören, dass er sich das Lachen verkniff. Nami schüttelte lachend den Kopf. „Darf ich fragen, warum mein Chefarzt meine Gesellschaft sucht?“ „Darfst du.“ und dann folgte nichts mehr. Immerhin hatte er ihr ihre Frage beantwortet. Nicht so, wie sie es gerne hätte, und das trieb ihr eine kleine Wutader auf die Stirn, aber er wusste, dass er sie so aus der Reserve locken konnte. Er genoss ihre kleinen verbalen Auseinandersetzungen stets aufs Neue. Und er hatte bereits nach einer Woche Entzugserscheinungen. Niemals würde er das offen zugeben, aber er hatte sie vermisst. Die Orangehaarige schnaubte derweil einmal, überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte und schälte demonstrativ langsam ihre erste Orange. Dann sah sie ihm direkt in die Augen, beinahe provokant schob sie sich das erste Stückchen in den Mund ohne dabei den Blickkontakt zu brechen. Sie konnte sehen, wie sein rechtes Auge kurz zuckte, er seine Hände vor seinem Gesicht faltete und sie weiter darüber hinweg anfunkelte. Irgendwie artete das gerade in einem Anstarrduell aus. War das geplant? Wäre Smalltalk nicht wesentlich angenehmer gewesen? Wobei sie diese Situation schon amüsierte. Innerlich. Nach außen hin zeigte sie keine Regung. Aß einfach weiter ihre Orange. Stück für Stück. Als sie damit fertig war, legte sie den Kopf leicht schief. Nicht eine Sekunde hatten sie den Blickkontakt unterbrochen und was normalerweise ab einem bestimmten Punkt unangenehm wurde, erzeugte bei Nami ein aufregendes Kribbeln. Es fühlte sich an, als würde sie mit dem Feuer spielen. Immer kurz davor, sich zu verbrennen. Nervenkitzel. Das hatte sie schon lange nicht mehr verspürt. Ohne Vorwarnung stand sie dann auf, schnappte sich die zweite Frucht und grinste Law noch einmal verschmitzt an. „Danke für die Gesellschaft. Es hat gleich viel besser geschmeckt~“ Sie tippte ihm einmal an die Schulter und verließ die Cafeteria. Kaum außer Sicht, beschleunigten sich ihre Schritte merklich und erst auf der Damentoilette machte sie halt, stützte sich an einem der Waschbecken ab und atmete stoßweise ein und aus. Ihre Wangen glühten, das konnte sie deutlich in ihrem Spiegelbild sehen. Was hatte sie da gerade getan? Was hatte er getan? Denn gerade eben hatten sie eindeutig miteinander geflirtet. Auf einer Ebene, die definitiv weit über schüchternes Anlächeln hinaus ging. Zwar gut zu wissen, dass sie es noch konnte aber, verdammt noch eins, er war ihr Chefarzt! Ooooh Goooott! Sie würde in Teufels Küche kommen! Garantiert! Nami wusch sich Hände und Gesicht, starrte ihr Spiegelbild ernst an. „Reiß dich ein bisschen zusammen, Mädchen!“ schimpfte sie sich selbst. Konnte aber bereits dieses Kribbeln wieder spüren, als sie an den Moment zurück dachte. Sie biss sich auf die Unterlippe. Was war nur los mit ihr? Vor einem Monat konnte sie ihn noch nicht einmal leiden und jetzt flirtete sie mit ihm?! Dabei war das überhaupt nicht geplant gewesen. Nicht einmal gewollt. Es war einfach passiert. Aber nur weil sie jetzt ungebunden war, musste sie sich ja nicht gleich dem erstbesten Typen an den Hals werfen, oder? Einmal atmete sie noch tief durch, setzte gedanklich einen Haken hinter die Sache und schritt hoch erhobenen Hauptes aus dem Bad. Es ist nichts passiert. Gar nichts! Der Tag verging, ebenso die Woche ohne weitere Vorkommnisse. Immer wieder traf sie mit Law zusammen, ab und an hatten sie sogar am gleichen Tag Dienst, unterhielten sich, neckten sich gegenseitig. Es war stets angenehm in seiner Gegenwart, als wäre nie irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen. Nicht ein einziges Mal hatte er die peinliche Aktion bei ihr zu Hause - oder die Sache in der Cafeteria, die sich seither nicht wiederholt hatte - erwähnt oder anderweitig angeschnitten. Das rechnete sie ihm hoch an. Überhaupt schien er nicht einmal halb so eisig zu sein, wie sie anfangs angenommen hatte. Zumindest nicht ihr gegenüber. Überhaupt bemerkte sie, dass er zwar eine distanzierte aber gar nicht so kühle Art zu haben schien. Er versuchte lediglich alles nüchtern und so objektiv wie möglich zu betrachten, um dann bestmögliche Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Ganz langsam begann sie ihren Chefarzt zu verstehen, seine Blicke zu deuten, seine Mimik zu lesen. Und versuchte die Welt mit seinen Augen zu sehen. Immerhin war sie nun ebenfalls zur Mentorin geworden. Nami wollte ihren Assistenzärzten die bestmögliche Ausbildung zukommen lassen. Und je besser sie Fehler erkennen und analysieren konnte, umso effektiver konnte sie anleiten. Nach dem doch recht anstrengenden Dienst am Samstag, freute sie sich ganz besonders auf ihre Bahnen in der Schwimmhalle. Gefühlt tat ihr alles weh. Von den 24 Stunden ihres Dienstes hatte sie 18 im OP verbracht und die restliche Zeit mit Stationsarbeit und Schreibkram verbracht. Schlaf war nicht drin gewesen. Essen auch eher weniger. Hätten die Schwestern ihr nicht ab und an eine kleine Leckerei zugeschoben, sie hätte Null Komma Null Kalorien zu sich genommen. Als sie endlich an Kaya übergeben konnte am Sonntag war sie dementsprechend ausgelaugt, doch beschweren tat sie sich nicht. Es war ihr Job und den liebte sie eben über alles. Es gab auch durchaus andere Dienste, in denen sie mehr Freizeit hatte, mit den Schwestern scherzen oder ihnen unterstützend unter die Arme greifen konnte. Wenn die Blonde etwas Glück hatte, würde das jetzt so ein Dienst werden. Nami hoffte es für sie. Ihre zukünftige Stellvertretung wollte nämlich Montag nach ihrem Dienst in den Urlaub fliegen mit ihrem Freund. Und da dieser auch zum Freundeskreis von Ruffy gehörte, wusste Nami bereits ganz genau, was Kaya dort erwarten würde. Innerlich quietschte sie bereits voller Vorfreude und konnte es kaum erwarten, dass die Blonde wieder da war um zu berichten. Aber jetzt wollte sie nur noch schwimmen gehen. Dann essen und dann in ihr Bett. Solider Plan. Und, oh, wie gut tat es ihr, das Wasser auf ihrer Haut zu spüren. Eine Weile ließ sie sich einfach auf dem Rücken treiben, genoss die Ruhe und die Schwerelosigkeit. Etwas, dass sie nur hier fand. Wasser war schon immer ihr Element gewesen. Und das einzige, welches ihr hitziges Feuer abkühlen konnte. So gerne sie auch ein paar mehr Bahnen geschwommen wäre, die Erschöpfung war einfach stärker gewesen. Und so duschte sie sich ab, zog sich um und verließ das Gebäude. Neben ihr tauchte ein wohlbekanntes schwarzes Auto auf und die Scheiben wurden herunter gelassen. „Du siehst erschöpft aus. Soll ich dich nach hause fahren, Nami?“ kam es mit besorgter Stimme und dankbar lächelte sie Law an, nickte, stieg wortlos auf den Beifahrersitz und war eingeschlafen, kaum dass sie das Klinikgelände verlassen hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)