Fortunas verschlungene Pfade von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- 3. Kapitel: "Endlich Feierabend!" Nami streckte sich ausgiebig, bevor sie in das große Schwimmbecken sprang. Es war eine der zahllosen Annehmlichkeiten, die dieses Haus zu bieten hatte, und die für jeden Mitarbeiter zur Verfügung stand. 24 Stunden. 7 Tage die Woche. Für ausnahmslos JEDEN Mitarbeiter, völlig egal, ob Reinigungskraft, Küchenpersonal, Pfleger, Ärzte oder der Buchhaltung. Der Keller des Krankenhauses war großzügig ausgebaut worden. Neben der Notaufnahme, der Radiologie und der Leichenhalle, beherbergte er noch einen durch eine Flügeltür abgetrennten Bereich, der nur dem Personal zugänglich war. Hier hinter befanden sich ein Raum für Yoga- und Meditationsübungen im japanischen Stil gehalten, in dem fortwährend leise, entspannende, instrumentale Musik spielte, daran angrenzend einer für physiotherapeutische Anwendungen und Massagen. Dem gegenüber lag ein Trainingsraum mit verschiedenen Trainingsgeräten für Ausdauer und Muskelaufbau. Am Ende des Ganges befand sich die Schwimmhalle mit 2 großen Schwimmbecken, 2 Whirlpools und einer Sauna. "In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist.", hatte Eisberg immer zitiert. "Außerdem fördert es das Wohlbefinden und wer sich wohl fühlt, bringt bessere Leistungen bei der Arbeit.", fügte er noch bei. Es war also eine Win-Win-Situation für Haus und Mitarbeiter. Und in eben jenem Schwimmbecken zog Nami nun ihre Bahnen. Sie liebte es zu schwimmen aber aufgrund ihrer Arbeit wäre es unter normalen Umständen schwer geworden, diesem Hobby nachzugehen. Dank dem Angebot des Klinikums allerdings, war es nun ein Kinderspiel. "Herrlich...", schwärmte sie, ließ sich auf dem Rücken liegend treiben und schloss einen Moment die Augen. Sie hatte alle Zeit der Welt. Ruffy würde vor 20 Uhr nicht zu Hause sein. Der Auflauf, den sie machen wollte, dauerte in der Vorbereitung keine halbe Stunde und länger als 6 Stunden konnte sie ohnehin nicht schlafen nach ihrem 24-Stunden-Dienst. Jetzt war es etwa halb zehn. Selbst wenn sie bis mittags hier bliebe, hätte sie noch genügend Zeit. Noch etwa eine halbe Stunde zog Nami ihre Bahnen, bevor sie beschloss, das Becken zu verlassen. Auch wenn sie noch mehr als genug Zeit hatte, so schlich sich doch allmählich die Müdigkeit in ihre Glieder. Doch Fortuna schien ihr alles andere als wohlgesonnen zu sein, denn kaum öffnete sie die Verbindungstür zu den Duschräumen, öffnete sich auch die zur Sauna und ein leicht verschwitzter, halb nackter Trafalgar starrte sie verdutzt an. Musste das sein?! Ein verruchtes Grinsen trat auf seine Lippen, als er Nami musterte. Ihr noch feuchtes Haar floss in sanften Wellen an ihrem Oberkörper hinab. Da, wo es an ihrer pfirsichfarbenen Haut klebte, rannen kleinere Wassertropfen hinab, der Schwerkraft folgend über ihren flachen Bauch, die langen Beine herunter bis auf den gefliesten Boden. Definitiv ein Bild, dass sich ihm sofort einbrannte. Er war schließlich auch nur ein Mann. Nami presste ihr Handtuch vor ihren Körper und wünschte sich derweil mehr als nur ihren roten Sportbikini anzuhaben. Normalerweise war es ihr herzlich egal, wenn sie angegafft wurde, wusste sie doch, dass sie gut aussah. Aber ausgerechnet jetzt, in diesem Moment, störte es sie gewaltig. Konnte dieser perverse Möchtegernarzt nicht endlich seinen Blick abwenden? "Welche Überraschung." kam es im süffisanten Ton vom Schwarzhaarigen. "Wenn Sie meinen...", damit tappste sie zu den Duschen. Jeder im Haus, der sie auch nur ansatzweise kannte, wusste, dass sie nach der Arbeit hier war. Natürlich lief er ihr direkt hinterher und bezog die Duschkabine neben der ihren. Frustriert stelle sie das Wasser an. Verfolgte er sie etwa? Und warum sah er so verboten gut aus? Moment! Sie hielt kurz inne. Was hatte sie da eben gedacht? Ja, okay, sein freier Oberkörper sah wirklich nicht schlecht aus. Die unzähligen Schweißperlen ließen seine gebräunte Haut glänzen und das merkwürdig anmutende Tattoo, welches sich über seine Brust und sein Schlüsselbein erstreckte, schrie geradezu danach, berührt zu werden. Nami spürte deutlich, wie ihre Wangen heiß wurden - und das lag nicht am Wasser, welches beinahe kochend auf sie einprasselte. Sie hatte doch einen Freund! Sie war glücklich! Seit mehr als... Oh Gott! Sie hatten bald Jahrestag! Und nicht irgendeinen, sondern ihren 10.! Wie die Zeit doch verflog... Und sie schwelgte hier in peinlichen Gedanken über einen anderen Mann... Wütend über sich selbst und diese gesamte Situation, rammte sie ihre geballte Faust gegen die Fliese. "Scheiße!", entwich es ihr. Natürlich tat das höllisch weh aber es lenkte sie immerhin ab. Zumindest kurz. "Ist alles in Ordnung?", drang die gedämpfte Stimme Trafalgars zu ihr herüber. Genervt verdrehte sie die Augen. Nein, es war nicht alles in Ordnung! Konnte dieser Kerl sie nicht einfach in Ruhe lassen? "Ja, alles okay.", brummte sie dennoch als Antwort. Von der anderen Seite kam nichts mehr und auch das Rauschen der Dusche verstummte. Wenn sie jetzt noch einige Minuten trödelte, könnte sie einem erneuten Aufeinandertreffen vielleicht entgehen. Vorausgesetzt, dieser überhebliche Kotzbrocken wartete nicht auf sie, um sich persönlich und mit eigenen Augen zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Uargs. Bitte nicht. Schnell schüttelte sie den Kopf. Soweit würde er niemals gehen. Also begann sie, ihren Bikini besonders gründlich auszuspülen, wusch sich Haare und Körper zweimal und genoss, wie das angenehm warme Wasser über ihre Haut perlte. Als sie dann endlich in ihr Handtuch gewickelt in die Umkleide schlüpfte, war von dem Stalker Trafalgar weit und breit keine Spur. Glück gehabt. Sichtlich besser gelaunt, sich den Nacken massierend, spazierte sie vom Klinikgelände. Weit hatte Nami es nicht - nur etwa 20 Minuten Fußweg - und so ging sie fast immer zu Fuß. Außerdem bekam sie so den Kopf frei. Nach den vergangenen 24 Stunden war das auch bitter nötig. So verrückt, wie diese gewesen sind... Dass Kuleha nun endgültig in den Ruhestand gehen würde, war nur der Gipfel vom Eisberg und machte ihr deutlich schwerer zu schaffen, als sie es je für möglich gehalten hätte. Erholsam war der Schlaf nicht, den sie bekommen hatte, also zog Nami grummelnd die Decke über ihren Kopf, nachdem sie ein störendes Klingeln aus eben jenem geweckt hatte. Gerade, als die junge Frau dachte, endlich wäre Ruhe eingekehrt, ging das Gebimmel von Neuem los. Dieses Mal lauter, schriller und näher. Mit einem genervten Laut riss sie sich die Decke vom Kopf und starrte wütend durch den Raum. Ihr Blick blieb an ihrem Handy kleben, welches vibrierend und klingelnd über den kleinen Nachttisch rumorte. "Wenn es nicht um Leben und Tod geht, dann..." begrüßte sie die Person am anderen Ende, ohne vorher nachgesehen zu haben, wer da störte. "Habe ich dich geweckt? Entschuldige..." Nami riss die Augen auf. Ruffy! Sie massierte sich die Schläfe. Auch das noch. "Tut mir Leid, Ruffy. Ja, hast du aber ist schon okay.", sagte sie schnell im wesentlich sanfteren Tonfall. Sein Grinsen konnte sie regelrecht sehen durch das Handy. "Dann ist ja gut." Allerdings verschwand es auch genauso schnell wieder. "Ich werde heute vermutlich, wenn überhaupt, erst sehr spät kommen." Entschuldigte er sich. "Ist es endlich soweit?", fragte sie aufgeregt. Natürlich war es schade, dass sie sich ausgerechnet heute nicht mehr sehen würden, aber... "Ja. Unsere Schimpansin hat Zwillinge bekommen! Leider ignoriert sie bisher eines der Jungen. Umso wichtiger ist es, dass ich heute hier bleibe." "Das versteht sich doch von selbst! Schickst du mir später ein Foto? Das Essen verschieben wir einfach." "Klar mach ich. Nami, ich muss Schluss machen, unser Doc kommt gerade.", damit legte er eilig auf. Mit einem traurigen Lächeln blickte Nami auf ihr Handy. So musste es wohl auch Ruffy immer gehen, wenn sie einen Notfall reinbekam und Überstunden schieben musste. Aber was sollten sie schon tun? Es ging ja wirklich um Leben oder Tod, wenn man es genau nahm. Mit dem kleinen Unterschied, dass es sich bei Ruffy um Tiere handelte. Sie zog ihre Knie an ihren Oberkörper und vergrub ihr Gesicht. Warum war ihr nur so elend zumute? Sie sollte sich eigentlich freuen! Stolz sein! Doch stattdessen empfand sie Wut, Einsamkeit und Resignation. Wann hatten sie noch gleich das letzte Mal etwas zusammen unternommen? Bis auf die gelegentlichen Abendessen, die sie noch zusammen hatten, blieb kaum Zeit füreinander. Oder gar für... Sie strich sich über ihren flachen Bauch und das Gespräch mit Trafalgar kam ihr wieder in den Kopf. Ob sie selbst Kinder habe, hatte er gefragt. Wie gerne hätte sie es bejaht. Sie wünschte sich so sehnsüchtig eine kleine Familie. Aber unter den momentanen Umständen war das nicht mehr als ein Traum. Und auch wenn Ruffy sich hingebungsvoll um die Tierbabies des Zoos kümmerte, beschlichen Nami Zweifel, ob er auch als Vater so sein würde. Sie konnte sich den aufgedrehten jungen Mann irgendwie nicht in dieser Rolle vorstellen. Und dieser Gedanke versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. An Ruffy in der Vaterrolle zu zweifeln, war gleichbedeutend mit dem Zweifeln an ihrer Beziehung. Sie stand auf und trat zu einem Foto, welches eingerahmt auf einem kleinen Regal stand. Es zeigte sie und Ruffy vor etwa 3 Jahren. Damals hatte sie gerade ihre Facharztprüfung bestanden und war noch so voller Hoffnung. Seitdem hatten sie sich stetig weiterentwickelt aber... nur als Personen, nicht als Paar. Ihre Beziehung schien irgendwo unterwegs hängen geblieben zu sein. Waren ihre Zweifel also berechtigt? Erschöpft von ihren merkwürdigen Hirngespinsten, stieg sie in die Badewanne. Vielleicht schaffte ja ein wohltuendes Schaumbad, ihre Gedanken wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch kaum fingen ihre Muskeln an sich zu entspannen, glitten ihre Erinnerungen zu einem anderen leidigen Thema: Trafalgar! Wie er sie angesehen hatte heute Mittag... Hitze stieg in ihre Wangen auf. Wann hatte Ruffy sie zuletzt mit derart hungrigen Augen betrachtet? "Das darf doch nicht wahr sein! Was ist denn nur los mit mir?", schimpfte sie auf sich selbst und ließ platschend ihre Faust ins Wasser fallen. Erneut voller Wut im Bauch, verließ sie das Bad wieder, suchte sich in der Küche etwas zu essen und begann, ohne groß darüber nachzudenken, auch für Ruffy etwas zu kochen. Während sie so dem Fleisch beim Anbraten zusah, musste sie plötzlich lächeln. Schon seit der Highschool war es Gang und Gebe, dass sie gekocht hatte, nachdem Ruffy beinahe die ganze Küche in Brand gesteckt hätte. Es war zur Gewohnheit geworden. Anfangs war es nur ein Freundschaftsdienst, denn mehr waren sie damals nicht: nur Freunde. Aber je näher der Abschluss kam, umso mehr wurde ihr klar, wie sehr sie ihren besten Freund vermissen würde, sobald sich ihre Wege trennen würden. Und das wäre zweifelsohne geschehen, denn Ruffy hatte sich am anderen Ende der Welt für eine Ausbildung zum Tierpfleger beworben, weil es da besonders exotische Exemplare gab. Hatte sie damals aus rein egoistischen Gründen gehandelt? Waren ihre Gefühle nie mehr als bedingungslose Freundschaft gewesen? Schnell schüttelte sie den Kopf. Nein. Es gab auf jeden Fall diesen einen Moment, in dem sie wusste, dass sie sich in Ruffy verliebt hatte. Kurz vor Beginn der Sommerferien vor ihrem Abschlussjahr saßen die Beiden zusammen am Strand. Den Blick zum Meer gerichtet, hatte er sie gefragt, ob sie ihn vermissen würde, wenn er im darauffolgenden Jahr fortginge. Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: Natürlich würde sie das! Dann hatte er gefragt, ob sie auch mit ihm zusammen bis ans andere Ende der Welt gehen würde. Und da hatte ihr der Atem gestockt. Für den Bruchteil einer Sekunde hatten sich ihre Gedanken überschlagen, bis sie schließlich leise genickt hatte. In dem Moment hatten sich tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch getummelt. Ruffy, der die Bewegung aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, grinste sie nun offen an, nahm seinen Strohhut, setzte ihn Nami schief auf den Kopf, wobei er sie zeitgleich zu sich gezogen hatte. Nur Millimeter hatten sie voneinander getrennt. Dann würde er gerne mit ihr zusammen an irgendeinem Ende der Welt den Rest seines Lebens verbringen wollen, hatte er gesagt und sie dann geküsst. Allein der Gedanke daran lässt Nami völlig verklährt gucken. Sie würde ihre Beziehung nicht so einfach aufgeben! Sämtliche Störfaktoren würde sie ausblenden und ignorieren. Sie würde ihren neuen Chefarzt ignorieren, so wie sie es sich schon zuvor vorgenommen hatte. Immerhin war nächstes Wochenende doch ihr Jahrestag. Sie nahm sich fest vor, diesen Tag unvergesslich zu machen. Damit sie noch einmal von vorn beginnen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)