Fortunas verschlungene Pfade von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- 1. Kapitel: 5 Uhr an einem Freitagmorgen erwachte Nami durch ein lautes Klirren, Rumpeln und einem anschließenden Fluchen. Stöhnend und noch völlig müde, krabbelte sie aus dem Doppelbett. Sie ahnte bereits, was diese Geräusche verursacht hatte. Keine zwei Minuten später stand sie, nur in ihrem Schlafshirt bekleidet, an den Rahmen der Küchentür gelehnt und beobachtete mit hochgezogener Augenbraue das Szenario. Ruffy hatte es tatsächlich geschafft, seine Schüssel mit Frühstücksflocken zu zerdeppern. Der Küchenstuhl lag umgestoßen daneben, während der Schwarzhaarige verzweifelt versuchte, die Sauerei zu beseitigen. Als die nackten Beine seiner Freundin in sein Sichtfeld kamen, sah er zögerlich auf. "Oh, guten Morgen, Nami." "Morgen..." kam die knappe Antwort. "Ähm... Kaffee?" er grinste ihr entschuldigend entgegen. Eigentlich hätte sie noch gut und gerne eine Stunde schlafen können aber dank ihrer besseren Hälfte hatte sich das auch für diesen Morgen in Wohlgefallen aufgelöst. Die Orangehaarige seufzte ergeben und strich ihre langen Haare nach hinten. Sie war einfach nicht imstande diesem Grinsen zu widerstehen, also nahm sie sein Angebot an. "Ja, danke. Den kann ich gut gebrauchen." "Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe." "Schon gut. So kann ich wenigstens noch in Ruhe frühstücken." lächelnd wuschelte sie ihm durch seine kurzen Haare und sofort sprang er auf, zog sie an sich und küsste sie zärtlich. Auch nach dem Kuss hielt er sie noch eine Weile im Arm. Ihre gemeinsamen Momente waren ohnehin rar geworden. Genervt starrte er an seiner Freundin vorbei auf die Küchenuhr. 5:15 Uhr. Er sollte sich langsam auf den Weg machen, wenn er nicht zu spät zur Arbeit kommen wollte. Mit einem tiefen Seufzer löste er sich von ihr. "Ich muss zur Arbeit. Sehen wir uns heut Abend?" fragte er hoffnungsvoll, doch die Antwort las er bereits in ihrem enttäuschten Gesichtsausdruck. "Tut mir Leid. Ich habe heute Dienst. Ich bin erst morgen wieder zu Hause." "Hm..." der junge Mann drückte seiner Freundin noch einen Kuss auf die Stirn, schnappte sich dann seinen Strohhut und seinen Rucksack und ging zur Wohnungstür. "Dann bis morgen Abend, Nami. Ich muss dieses Wochenende auch arbeiten." "Ja, ich weiß. Ich koch uns was, ja." Sofort war da wieder Ruffys strahlendes Grinsen, das sie so liebte. "Gern!" Damit verließ er ihre gemeinsame Wohnung, während die Orangehaarige sich einen Kaffee einschenkte und auf die Küchenzeile hoppste. Das Chaos, welches ihr Freund hinterlassen hatte, würde mal wieder sie beseitigen müssen. Eine Stunde später hatte sie die Küche wieder auf Vordermann gebracht, war geduscht und umgezogen und bereits auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle. Nami arbeitete als Kinderärztin in einem renomierten Krankenhaus. Während ihrer chirurgischen Ausbildung in diesem Haus hatten es ihr besonders die kleinen Patienten angetan. Und unter der Leitung von Dr. Kuleha hatte die junge Frau unglaublich viel gelernt und war schnell zu deren Lieblingsschülerin aufgestiegen. Wer das als glückliche Fügung bezeichnete, hatte jedoch keine Ahnung, was genau es bedeutete, Kulehas Liebling zu sein. Denn die alte Schachtel hatte ihre ganz eigene Art, ihre neu entdeckten Talente zu fördern - mit extra Schichten, schwierigen Operationen und kniffligen Aufgaben 'für Zwischendurch'. Aber die ganze Quälerei hatte sich gelohnt. Nami war nun leitende Oberärztin der Kinderchirurgie und von ihren meisten Kollegen geschätzt und geachtet. "Eine Frau muss in diesem, von Männern dominierten Beruf, mehr sein, als nur hübsch und klug. Sie muss den Herren immer wieder auf's Neue beweisen und unter die Nase reiben, was sie drauf hat. Und dafür brauchst du Nerven wie Drahtseile!" hatte die alte Schachtel ihr immer wieder gepredigt. Nami hielt sich an den Rat und auch an viele weitere Ratschläge, die sie von ihrer Mentorin mit auf den Weg bekommen hatte. "Was du nicht kannst, kannst du eben nicht. Versuche nicht, dich mit so etwas Unwichtigem aufzuhalten. Niemand kann alles! Aber das, was du kannst, solltest du stets versuchen, zu perfektionieren." Ein leises Lächeln stahl sich auf Namis Lippen. Genau genommen war Kuleha eine sehr warmherzige und fürsorgliche Person. Aber das würde die taffe Oma niemals zugeben! Die Orangehaarige hoffte insgeheim, dass Kuleha dem Haus noch sehr lange als Chefärztin der Chirurgie zur Verfügung stehen würde. Pünktlich halb acht zur Visite stand Nami in ihrem orangenen Kasack und Hose vorm Schwesterndienstzimmer. Ihren Arztkittel hatte sie in ihrem Zimmer gelassen - jeder hier auf Station wusste, wer sie war und sie hatte die Erfahrung gemacht, dass der weiße Kittel viele Kinder nur verschreckte - er war also überflüssig. Die Orangehaarige folgte der diensthabenden Ärztin und einer Schwester, die alle Anordnungen sofort in die Krankenakte des jeweiligen Patienten übertrug, durch die belegten Zimmer. Lange dauerte es nicht, denn zum Wochenende hin mussten nur wenige Kinder auf Station bleiben. Meistens war das Team sehr darum bemüht, ihre kleinen Patienten am Anfang der Woche bestmöglich zu versorgen, damit sie am Wochenende wieder nach Hause konnten - das klappte zwar nicht immer aber doch in den meisten Fällen. Am Ende, als sie wieder beim Dienstzimmer waren, sah ihre Kollegin Nami erwartungsvoll an. "Du hast es sicher auch schon gehört oder, Nami?" Verwirrt sah Angesprochene die blonde Ärztin an. "Was soll ich gehört haben, Kaya?" "Na, das mit..." Die blonde Ärztin beugte sich zu Nami und flüsterte verschwörerisch: "... die wollen die alte Schachtel absägen und haben wohl sogar schon Ersatz." Die Augen der Orangehaarigen weiteten sich. "Das glaube ich nicht!" zischte sie zurück. "Doch, die Schwestern haben es auch schon gehört." Das konnte doch nicht wahr sein! Durften die das überhaupt so einfach? Doch noch bevor sie weiterdenken konnte, betrat der Klinikleiter Herr Eisberg die Station, flankiert von Dr Kuleha und einem jungen Mann mit schwarzen Haaren und Kinnbart. "Und das hier ist unsere Kinderstation. Hier werden unsere kleinen Patienten betreut. Und wie ich sehe, kann ich ihnen direkt unsere leitende Oberärztin vorstellen. Guten Morgen, Dr Tamino." Eisberg kam zu ihr und streckte ihr seine Hand freundlich entgegen. Eigentlich mochte sie den blauhaarigen Mann aber gerade jetzt in diesem Moment, mit den eben erhaltenen Informationen, würde sie ihm am liebsten an die Gurgel springen. Wie konnte er es nur wagen, ihr ihre Mentorin einfach wegzunehmen?! "Guten Morgen Herr Eisberg. Was verschafft uns die Ehre?" beschloss sie, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Immerhin war da noch ein Fremder mit im Schlepptau. Sie nahm also Eisbergs Geste an, lächelte freundlich ihrer Mentorin zu und ließ ihren Blick dann zu dem Schwarzhaarigen gleiten. Das Erste, was ihr auffiel, waren seine kalten grauen Augen, die sie abschätzend musterten. Sofort lief ein Schauer ihren Rücken herunter. "Nun, ich führe gerade unseren zukünftigen Chefarzt der Chirurgie ein wenig herum." Nami wurde aschfahl. Der Typ da sollte ihr neuer Vorgesetzter werden?! Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Schnell blickte sie zwischen dem Klinikleiter und Kuleha hin und her. "Guck nicht so entsetzt, Küken. Wie lange, dachtest du, soll ich mich eigentlich noch mit euch Grünschnäbeln herum ärgern? Es wird Zeit, der neuen Generation Platz zu machen." meinte die Ältere nur grinsend. Anscheinend stand dieser Entschluss schon eine ganze Weile fest. Der jungen Kinderärztin krampfte es schmerzlich das Herz zusammen. Kuleha war in all den Jahren viel mehr für sie geworden, als nur ihre Mentorin. "Es hat ewig gedauert, jemanden zu finden, den sie als Nachfolger akzeptierte..." schimpfte Eisberg beleidigt. "Als ob ich diese Position irgendeinem dahergelaufenen Möchtegern-Chirurgen überlassen würde!" kam augenblicklich das Kontra und brachte Nami zum Grinsen. Das passte zu der alten Schachtel. Doch kurz darauf erstarrten die Gesichtszüge der jungen Frau wieder. Der Schwarzhaarige hatte sie anscheinend die ganze Zeit über beobachtet und das behagte ihr ganz und gar nicht. Eisbergs Räuspern holte sie aus ihren Gedanken. "Wie auch immer. Dr Trafalgar übernimmt ab dem ersten August sämtliche Aufgaben von Dr Kuleha. Er wird in den kommenden zwei Wochen mit Ihnen und Ihren Kollegen im OP stehen, um zu beobachten und zu analysieren." "Wozu?" unterbrach Nami bissig den Klinikleiter und focht derweil ein Anstarrduell mit ihrem zukünftigen Chefarzt aus. "Um eventuelle Schwächen und Fehler zu finden und zu beheben." antwortete der Schwarzhaarige. Seine Stimme war schneidend wie Eis, ruhig, distanziert und ließ erneut einen kalten Schauer über Namis Rücken jagen. Mutig reckte sie ihr Kinn. "Jeder Mensch hat Schwächen. Niemand ist perfekt." "Wir sind Ärzte. Man erwartet Perfektion von uns." "Darum haben wir uns ja auch auf das spezialisiert, was wir am Besten können, nicht wahr." Ein falsches, herausforderndes Lächeln legte sich auf ihre Züge und auch bei ihm meinte sie so etwas wie ein angedeutetes Lächeln zu sehen. "Das werde ich ja in den nächsten zwei Wochen sehen." Innerlich explodierte die Orangehaarige gerade. Was bildete sich dieser Fatzke überhaupt ein? "Nun denn, wir sollten die Führung fortsetzen. Ich wünsche einen angenehmen Dienst, Dr Tamino." Damit verabschiedete die kleine Gruppe sich und Nami schnaubte wutentbrannt. Als sie sich zum Dienstzimmer umwandte, standen da vier Schwestern und ihre Kollegin mit völlig verklärtem Blick. "Heiß!" "Ohja und absolut lecker!" "Habt ihr seine Tattoos gesehen?" "Ich bin an seinem Oberkörper hängen geblieben. Habt ihr gesehen, wie eng sein schwarzes Hemd anlag, yammi." "Der Kerl ist einfach nur verboten scharf!" Das durfte doch nicht wahr sein! Hatten die fünf den Kerl etwa die ganze Zeit über angeschmachtet? Die junge Ärztin schlug sich die flache Hand vor die Stirn. Dann drängte sie an dem Weiberhaufen vorbei, holte sich eine Patientenakte und ging wieder. Schließlich hatte sie noch zu arbeiten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)