Ein Wochenende in Hakone von _Delacroix_ ================================================================================ «Und Mamoru ist wirklich nicht hier?», fragte Bunny gerade zum dritten Mal. Sie hatten sich ein Stück weiter zurückverwandelt und wollten nun eigentlich zu den anderen zurück. Oder zumindest Rei wollte. Darum nickte sie auch artig. «Das habe ich dir doch schon gesagt», wiederholte sie, «Ich habe mir nur sein Auto ausgeliehen. Weil ein Bahnticket immer gleich so teuer ist.» Bunny seufzte erleichtert. «Dein Abendessen sah aber auch teuer aus», murmelte sie. Rei biss die Zähne zusammen. Darüber wollte sie eigentlich nicht sprechen. Immerhin war es doch ein bisschen peinlich, dass sie erst auf den Ausflug bestanden und dann gerade Mal das Trinkgeld (10) bezahlt hatte. Das musste sie auf jeden Fall wieder gut machen. Die Frage war nur wie? Sollte sie sich ein paar Tage lang den Wecker auf ‹mitten in der Nacht › stellen und sich via LINE-App Lieder wünschen? Kannte sie überhaupt genug Lieder dafür? Und wie oft konnte man sich die Three Lights wünschen, bevor es auffiel? Nein, das war wohl keine gute Idee. Vor allem mit Blick darauf, dass sie um 4 Uhr nachts noch reizbarer war als sonst. Sie brauchte etwas anderes. Etwas Einfaches. Langsam glitt ihr Blick zu Bunny. «Du sag mal», fragte sie betont unschuldig, «Wenn du Mamoru in nächster Zeit etwas Gutes tun wolltest, was würdest du tun?» Ihre Freundin legte den Kopf schief und überlegte: «Neflite meinte, ich soll ihm eine Suppe kochen», erklärte sie, «Aber ehrlich gesagt, war ihm meine Letzte doch ein bisschen zu scharf. Und ich möchte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Aber Ende des Monats ist doch Sumidagawa Hanabi (11). Da würde ich gerne hin. Die ganzen Stände, das tolle Feuerwerk. Das würde Mamoru bestimmt gefallen.» Glücklich warf sie die Hände in die Luft. «Das ist eine tolle Idee, Rei. Ich werde ihm gleich schreiben und fragen, ob er nicht Lust hat, mit mir hinzugehen.» Eifrig zückte sie ihr Handy und begann zu tippen. Einen Augenblick lang beobachtete Rei wie Bunnys hasenförmiger Handyanhänger im Takt mit ihren Fingern wackelte, dann wandte sie sich ab. Zugegeben, die Idee war nicht schlecht, aber wenn Bunny das jetzt plante, konnte sie es schlecht nachmachen. Oder vielleicht doch? «Du Bunny?», fragte sie und lenkte ihre Freundin so für einen Moment von ihrem Handy ab, «Stört es dich, wenn ich auch Pläne für das Hanabi mache?» Sie runzelte die Stirn. «Mit Mamoru?», fragte sie misstrauisch. Rei schüttelte eilig den Kopf. «Oh Gott, nein. Natürlich nicht», entfuhr es ihr und Bunny wandte sich prompt wieder ihrem LINE-Chat zu. «Dann mach ruhig», murmelte sie. «Vielleicht laufen wir uns da ja sogar über den Weg.» «Wo lauft ihr euch über den Weg?», fragte Jedite, der ein paar Meter weiter an einem Baum lehnte. Rei runzelte die Stirn. Sie hatte ihn nicht bemerkt. «Geht es dir gut?», fragte sie, auch um Bunny davon abzuhalten, ihm vielleicht unbedacht auf seine Frage zu antworten. Doch deren Handy gab ein leises Pling von sich, was sofort ihre komplette Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht war es Mamoru, dessen Zustand sich inzwischen so weit gebessert hatte, dass er eine Antwort schicken konnte, vielleicht ließ er auch Kunzite für sich tippen. Sie wusste es nicht, es war ihr aber auch egal. Wichtig war nur, dass Bunny glücklich lächelte und sich sofort daran machte, ihm eine Antwort zu schreiben. Jedite seinerseits zuckte mit den Schultern. «Mein Stolz hat einen Knick, aber das bin ich schon gewohnt», entgegnete er. «Dieser Yokai war wirklich ekelhaft.» Rei senkte den Blick. «Es tut mir leid», erklärte sie, «Ich hatte mit einem Youma gerechnet, nicht mit Shitanaga uba.» «Heißt sie so?», fragte Jedite. Rei zuckte mit den Schultern. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schon mal Jemand danach gefragt hat», entgegnete sie. «Die meisten sind vermutlich mit der Zunge beschäftigt. Aber es gibt Geschichten von einem Yokai, mit ähnlichen ... äh ... Merkmalen.» «Shitanaga uba.» Sie nickte. «Also, wo wollte Bunny dich treffen?», hakte Jedite noch mal nach. Rei seufzte. Es hatte ja doch keinen Sinn. Je länger sie es vor sich herschob, desto schwerer würde es werden. Und das letzte was sie wollte war, dass Bunny anfing spitze Bemerkungen fallen zu lassen, weil sie mitbekommen hatte, dass sie sich mit dieser Sache schwertat. Oder schlimmer, dass sie am Ende doch den blöden Musikwunschplan in die Tat umsetzen musste. «Bunny hat vorgeschlagen in zwei Wochen zum Sumidagawa Hanabi zu gehen», erklärte sie. «Sie will Mamoru mitnehmen und ich hatte gedacht ... Na ja, da sind wirklich viele Menschen. Da kann es sicher nicht schaden, wenn jemand in der Nähe ist. Nur für den Fall, dass es da auch einen Yokai gibt?» Jedite schaute sie skeptisch an. «Einen Yokai, auf einem Fest voller Leute?», fragte er nach. «Nun, der Letzte hat sich immerhin mitten in einem Touristengebiet versteckt», erinnerte sie ihn. «Ich denke wirklich, wir sollten da auf Nummer sichergehen.» «Dann gehen wir also zu diesem Feuerwerk?» «Ja, ich denke das sollten wir tun.» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)