Ein Wochenende in Hakone von _Delacroix_ ================================================================================ «Ich verstehe einfach nicht, wie er mir das antun kann», klagte Bunny ein weiteres Mal, während Naru sie mitleidig ansah. «Ich tue doch so viel für ihn. Vor zwei Wochen habe ich für ihn gekocht», erzählte sie traurig, während die Welt im Autofenster an ihr vorbeizog. «Ich habe mich immer hübsch gemacht und ich war so nett zu ihm. Und dann fährt er ausgerechnet mit der fiesen Rei.» Sie schniefte. «Und sagen tun sie es mir über diesen blöden LINE-Chat.» Fast wie auf Befehl vibrierte ihr Handy und Bunny stürzte sich eilig darauf. «Jetzt schicken sie mir auch noch Fotos von ihrem Abendessen!», fauchte sie. «Das ist so unfair! Ich sollte es sein, die da jetzt sitzt und das Sashimi isst! Und den Grillfisch! Und das Kakigori (7). Gott, wie viele Gänge sind das denn? Und will sie wirklich von jedem ein Foto posten? Dabei habe ich doch Hunger!» Sie schniefte noch einmal und warf dann einen Blick auf Reis neuestes Foto, das einen formvollendeten Onsen Manju (8) zeigte. Der scharfe Kontrast zwischen dem hellen Außenmantel und der dunklen Füllung ließ ihr das Wasser im Mund zusammen laufen. Das war alles so unfair.   Vorne schaltete Neflite die Scheinwerfer an, um eine bessere Sicht auf die Straße zu haben. «Ich unterbreche euch ja ungern», erklärte er, aber wenn sie jetzt schon beim Abendessen sind, sind sie bestimmt in einem Hotel abgestiegen. Bunny schluckte heftig. Ihr Mamoru in einem Hotel? Mit Rei? «So weit kommt es noch», murrte sie unzufrieden, doch ihr Fahrer ließ sich nicht beirren. «Wie willst du sie stellen, wenn sie irgendwo drinnen sitzen und es sich gut gehen lassen?», fragte er. «Du kannst kaum in jedes Hotel in Hakone platzen und hoffen, dass du sie dabei entdeckst.» Naru nickte. «Das stimmt», pflichtete sie ihm bei. Bunny ballte die Hände zu Fäusten. «Da-dann warte ich eben bis sie wieder rauskommen!», beschloss sie spontan. Die anderen beiden tauschten einen Blick. «Das ist mit Pech nicht vor morgen früh», gaben sie zu bedenken. Bunny nickte entschlossen. Wenn es so war, dann würde es halt so sein. «Ich werde einfach nach seinem Auto suchen und da warten», erklärte sie. «Ohne Auto können sie ja schlecht zurück. Und wie schwer kann es sein in Hakone einen roten Sportwagen zu finden?» «Einen roten Sportwagen?», fragte Neflite von vorne. Bunny nickte. «Ja», bestätigte sie, «So ein Romeo und Julia-Ding». «Meinst du einen Alfa Romeo?», fragte er noch einmal nach. Bunny überlegte einen Augenblick, dann nickte sie. «Ja, genau. Ein Europäischer.» Neflite stöhnte. «Jetzt sag mir bitte nicht, dass dein Freund Mamoru heißt», bat er. Bunny blies die Wangen auf. «Natürlich tut er das», schnappte sie beleidigt. Vorne stöhnte Neflite noch lauter. «Was hast du denn?», wollte Naru wissen. «Mamoru ist der Freund von mir, der derzeit mit Grippe im Bett liegt», erklärte er ihr. «Was?», entfuhr es Naru. «Sicher nicht!», rief Bunny. Beide Mädchen tauschten einen Blick. «Er kann nicht krank im Bett liegen, wenn er mit Rei in Hakone ist.» Neflite nickte. «Kann er wirklich nicht», stimmte er zu. «Aber ich habe ihm heute früh selbst die Stirn gefühlt. Er hatte Fieber.» «Vielleicht hat er nur so getan!», entgegnete Bunny, «Damit du das glaubst und er in Ruhe mit der fiesen Rei wegfahren kann.» «Mamoru?», fragte Neflite ungläubig. Bunny nickte. «Das war bestimmt Reis Plan», mutmaßte sie. «Mit einer Nachttischlampe und einem Thermometer kann man so etwas einfach fälschen. Das habe ich früher auch gemacht, wenn ich nicht zur Matheprüfung wollte. Aber nicht mit uns! Die werden wir uns schnappen! Und wenn es das ganze Wochenende dauert!»   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)