Champ Time von Flordelis ================================================================================ Kapitel 16: Das ist eine großartige Idee ---------------------------------------- [LEFT]»Ich hätte nicht gedacht, dass du diese Änderung direkt verkündest. Oder dass sie überhaupt schon beschlossen ist.«[/LEFT] [LEFT]Zwei Tage nach dem Finale, nach all den Feiern und Interviews, hatten wir endlich wieder Zeit für uns. In der Öffentlichkeit war das zwar noch problematisch, da wir natürlich von allen erkannt wurden, aber die meisten Leute bewunderten uns aus der Ferne oder machten verstohlen Fotos. Nichts von beiden störte uns, während wir in der Schlange für das Riesenrad standen. Es war schon dunkel, was umso schöner war, da das Riesenrad um diese Zeit in wechselnden Farben leuchtete. Ein Anblick, den ich schon oft aus meinem Hotelzimmer genossen hatte, und nun den ich nun endlich mit Delion erleben konnte. Entsprechend aufgeregt schlug mein Herz auch, als wir dicht zusammen standen und uns unterhielten.[/LEFT] [LEFT]»Wir haben am Abend vor dem Finale beschlossen, dass die Sache spruchreif ist«, sagte er. »Also warum sollte ich nichts erzählen? Außerdem hoffe ich, die Challenger werden richtig engagiert sein, um uns beide zu besiegen.«[/LEFT] [LEFT]Er nickte selbstvergessen, schon in bester Laune bei dem Gedanken an nächstes Jahr.[/LEFT] [LEFT]»Ich bin schon gespannt, wer es zu uns schaffen wird«, sagte ich.[/LEFT] [LEFT]Nachdem wir das Champ-Paar geworden waren, hatte ich ein wenig befürchtet, dass irgendjemand uns vorwerfen würde, dass das Finale eine abgekartete Sache gewesen sei. Nicht nur kam der Liga-Präsident kurz vorher mit dem Champ zusammen, im selben Jahr gab es auch noch einen dramatischen Ausfall des Finales – und dann das erste Mal ein Unentschieden, worauf verkündet wurde, dass es ab nächstem Jahr Paar-Duelle geben sollte. Ich dachte, jeder würde da misstrauisch werden.[/LEFT] [LEFT]Aber ich hatte meine Fans – und die von Delion – vollkommen unterschätzt. Bislang überwog die Freude darüber, dass wir ein Paar wären und man uns endlich Seite an Seite sehen würde. Außerdem, so hatte mir ein besonders treuer Fan in einer Mail verraten, war man in Fankreisen vollkommen von meinem Können überzeugt. Das einzig Überraschende war daher für viele gewesen, dass es zu einem Unentschieden und nicht zu einem Sieg von mir gekommen war. Aber jeder hätte gesehen, dass es verdient gewesen wäre. Und solange diese Meinung überwog, musste ich mir keine Sorgen machen und konnte die gemeinsame Zeit mit Delion genießen.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich grinste er. »Ich bin gespannt, mit wem Roy sich zusammentun wird.«[/LEFT] [LEFT]Das war eine interessante Frage, die mich schmunzeln ließ. »Schade, dass es noch ein Jahr dauert, bis wir das erfahren~.«[/LEFT] [LEFT]Wir lachten beide, was uns einen Blick von den anderen Wartenden einbrachte. Man hatte sich schnell daran gewöhnt, dass wir beide hier standen, aber auf irgendetwas schienen sie immer noch zu warten. Autogramme und Fotos waren es jedenfalls keine – denn letzteres hatten wir sogar schon mit ihnen gemacht. Deswegen blickten sie immer noch verstohlen auf ihre Handys, vielleicht warteten sie sogar auf neidische Kommentare von ihren Freunden. Wer traf normalerweise schon auf das Champ-Paar, wenn man eigentlich nur mit dem Riesenrad fahren wollte?[/LEFT] [LEFT]Delion beugte sich zu mir, um mir zuflüstern zu können: »Ich glaube, sie warten auf einen Kuss oder so etwas.«[/LEFT] [LEFT]Verlegen schob ich ihn wieder von mir fort. »Als ob wir so etwas einfach in der Öffentlichkeit tun würden. Wir haben immerhin einen Ruf zu wahren.«[/LEFT] [LEFT]Er schmunzelte ein wenig.[/LEFT] [LEFT]Damit wir nicht mehr beobachtet wurden, wechselte ich das Thema: »Betys hat mir übrigens während der Feier gesagt, dass er von uns erwartet, zukünftig zu allen Ereignissen eingeladen zu werden – und uns zu Kämpfen herausfordern zu dürfen, wann immer er will.«[/LEFT] [LEFT]»Warum?«[/LEFT] [LEFT]Ich hob die Schultern. »Er meint, es wäre ja nur ihm zu verdanken, dass wir noch zusammen wären und das alles funktioniert hätte.«[/LEFT] [LEFT]Diesmal lachte nur Delion, während ich mit den Augen rollte, aber auch das war genug, um die Umstehenden zu überzeugen, uns einen Blick zuzuwerfen. Delion wusste höchstwahrscheinlich nicht, dass Betys es ernst meinte, ich dafür schon. Aber irgendwie schafften wir das schon.[/LEFT] [LEFT]»Nun«, wechselte Delion plötzlich wieder das Thema, »jedenfalls wird es noch eine Weile einiges zu tun geben für mich. Ich muss neue Leute einstellen und auch einen neuen Assistenten. Oder zwei, die können sich dann gegenseitig kontrollieren.«[/LEFT] [LEFT]Das klang danach als würden wir uns weiterhin eine Weile nicht mehr richtig sehen. Schließlich lebte ich eigentlich in Furlongham, die Liga konnte mir nicht ewig ein Hotelzimmer bezahlen und dauerhaft vor der Stadt zu campieren empfand ich auch nicht als gute Idee. Bedrückt ließ ich die Schultern hängen. Delion fuhr unterdessen fort: »Wenn das dann abgeschlossen ist, habe ich endlich wieder mehr Zeit.«[/LEFT] [LEFT]»Das wird bestimmt lange dauern, oder?«, fragte ich.[/LEFT] [LEFT]»Ja, wahrscheinlich schon.« Er warf einen kurzen Blick um sich und bemerkte dabei, dass uns gerade keiner beachtete, dann beugte er sich wieder näher zu mir. »Deswegen wollte ich dich fragen, ob du solange bei mir wohnen willst.«[/LEFT] [LEFT]Ich versteifte mich sofort. Hatte er das gerade wirklich gefragt? Nein, das konnte nicht sein, das wäre zu schön, zu großartig! Aber dann musste er irgendetwas anderes gefragt haben, das irgendwie ähnlich klang wie das, was ich dachte. Verwirrt sah ich ihn an, aber er hatte bereits den Blick ein wenig abgewandt, vermutlich weil sein Gesicht wieder etwas rot geworden war.[/LEFT] [LEFT]»Dann würden wir uns immerhin abends und morgens sehen«, fuhr er fort. »Und wir könnten uns zum Mittagessen treffen. Ich dachte, das wäre eine gute Idee.«[/LEFT] [LEFT]Er hatte es doch gefragt! Euphorie durchströmte mich wieder, als stände ich im Stadion.[/LEFT] [LEFT]»Das ist eine großartige Idee!«, rief ich aus und umarmte ihn bereits.[/LEFT] [LEFT]Im selben Moment hörte ich, wie die Gespräche um uns wieder verstummten. Ich wusste einfach, dass wir wieder angestarrt wurden. Irgendwer machte sogar ein Foto, wie ich hörte. Hastig ließ ich ihn wieder los und räusperte mich. »Also … ja, eine wirklich gute Idee.«[/LEFT] [LEFT]Er versteckte ein Lachen hinter einem Husten, dann standen wir kurz einfach nur nebeneinander, bis die anderen sich wieder von uns abwandten.[/LEFT] [LEFT]»Vielleicht hätte ich erst im Riesenrad fragen sollen«, meinte er. »Am Ende werden wir ein Meme.«[/LEFT] [LEFT]»Gibt Schlimmeres.«[/LEFT] [LEFT]Im Moment war ich zu glücklich, um das anders zu sehen. Vielleicht war es unserer Beliebtheit zuträglich, ähnlich wie bei Roy. Je mehr Leute uns mochten, so hatte ein genervter Delion mir mal eingeschärft, umso besser wurde der Ruf der Liga und auch die Absatzzahlen der Tickets und des Merchandise erhöhten sich. Und das war im Endeffekt gut für den Champ und die Liga. Damals hatte ich es zwar nicht verstanden, aber mir Mühe gegeben, mich daran zu halten. Nun waren wir das Champ-Paar, da sollten wir uns anstrengen, doppelt so beliebt zu werden.[/LEFT] [LEFT]Außerdem hätte ich dann vielleicht endlich einen neuen Sperrbildschirm für mein Handy, wenn das Bild erst einmal viral ging.[/LEFT] [LEFT]Lächelnd legte er einen Arm um mich. »Ich bin jedenfalls froh, dass wir uns einig sind. Sobald alles dann erledigt ist, können wir auch zusammen losziehen und etwas erleben und trainieren.«[/LEFT] [LEFT]Da wir uns jetzt aufeinander verlassen mussten, wäre das besonders wichtig. »Darauf freue ich mich schon~.«[/LEFT] [LEFT]Zusammen zu wohnen, wenn vielleicht auch nur vorübergehend, wäre aber auch schon ein großartiges Abenteuer. Vielleicht sollte ich die Gelegenheit nutzen, um noch andere Rezepte zu lernen. Selbst wenn er sich nicht so viel aus Essen machte, wollte ich ihn nicht mit irgendwelchem Müll abspeisen, nein, jeder Abend sollte für ihn und mich was Besonderes werden. Ich war jetzt schon ganz aufgeregt, wenn ich an all die Möglichkeiten dachte.[/LEFT] [LEFT]Bei der ganzen Aufregung war ich froh, als wir endlich an der Reihe waren und in eine Kabine des Riesenrads steigen konnten. Wir setzten uns nebeneinander, der verantwortliche Arbeiter wünschte uns viel Vergnügen, dann schloss er die Tür und rettete uns vor fremden Blicken.[/LEFT] [LEFT]Als wir endlich allein waren und das Riesenrad sich in Bewegung setzte, schmiegte ich mich an Delion. »Ich würde mich ja wieder bei dir bedanken, weil du mich so glücklich machst, aber ich habe das Gefühl, dass ich das schon zu oft tue.«[/LEFT] [LEFT]»Irgendwie schon«, bestätigte er mir lachend. »Ich hatte schon befürchtet, du bedankst dich irgendwann dafür, dass die Sonne aufgeht.«[/LEFT] [LEFT]»Oh nein«, sagte ich lachend. »Jetzt hast du schon erkannt, was ich dir morgen sagen wollte~.«[/LEFT] [LEFT]Er drückte mich an sich und küsste mein Haar. »Typisch~.«[/LEFT] [LEFT]So hielt er mich fest. Sein warmer Atem kitzelte ein wenig, ließ aber auch Schauer durch meinen ganzen Körper pulsieren. Aus den Augenwinkeln sah ich die leuchtende Silhouette von Score City an uns vorbeiziehen. Der Anblick war damit fast so ähnlich wie bei unserem Liebesgeständnis. Nun kamen aber auch noch die bunten Lichter des Riesenrads hinzu, die uns in eine unwirkliche, aber wunderschöne Atmosphäre tauchten. Es war einmalig.[/LEFT] [LEFT]»Ich denke«, sagte er plötzlich, »dass es jetzt mal Zeit wird, dass ich mich bei dir bedanke.«[/LEFT] [LEFT]»Hm? Wofür?«[/LEFT] [LEFT]Er küsste mich noch einmal auf mein Haar. »Du hast mir nicht nur beigebracht, dass es manchmal okay sein kann, auch seiner Wut freien Lauf zu lassen, sondern dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn man mal verliert. Auch wenn es immer gegen dieselbe Person ist.«[/LEFT] [LEFT]Selbst ohne ihn zu sehen, wusste ich, dass er gerade schmunzelte. Nur deswegen bekam ich nicht erneut ein schlechtes Gewissen. Lieber wollte ich ihm glauben, dass es ihm wirklich geholfen hatte.[/LEFT] [LEFT]»Noch dazu hab ich gemerkt, dass ich wegen all der Arbeit der letzten Jahre nicht mehr viel Zeit gefunden habe, etwas einfach nur mit meinen Pokémon zu unternehmen. Mir ist erst durch dich wieder bewusst geworden, wie sehr mir das gefehlt hat.«[/LEFT] [LEFT]»Das habe ich wirklich gern getan.« Immerhin war es mein Wunsch gewesen, dass es Delion gut ging, denn dann fühlte ich mich auch gut.[/LEFT] [LEFT]»Oh, ich bin noch nicht fertig«, sagte er. »Du hast mir außerdem geholfen, das Ansehen der Liga zu bewahren. Wenn Sorley und seine Freunde das alles durchgezogen hätten, wäre unser Ansehen für lange Zeit geschädigt worden.«[/LEFT] [LEFT]Ich runzelte meine Stirn. »Ich fand, das war selbstverständlich.«[/LEFT] [LEFT]»Ach ja? Sorley meinte, er hat erwartet, dass du nichts sagen würdest. So liefe das wohl immer, meinte er.«[/LEFT] [LEFT]Wie in den Filmen und Dramaserien. Aber das hier war nichts von beidem.[/LEFT] [LEFT]»Ich vertraue dir zu sehr, als dass ich nichts hätte sagen können. Immerhin bist du mein Champ, wie ich es schon sagte.«[/LEFT] [LEFT]»Und darüber bin ich glücklich.«[/LEFT] [LEFT]Ich löste mich von ihm, um ihn anzusehen. Er lächelte mich glücklich an, das Licht spiegelte sich in seinen Augen, die nun selbst zu leuchten schienen. Alles war absolut perfekt. Er und ich waren das Champ-Paar, wir fuhren zusammen im Riesenrad und würden schon bald zusammenwohnen, bis wir unsere eigenen Pläne umsetzen könnten. Im Grunde fehlte nur noch eines, damit ich diesen Moment unauslöschlich in meinen Erinnerungen verankern könnte.[/LEFT] [LEFT]Delion ging es wohl ähnlich, denn er beugte sich bereits zu mir. Ich kam ihm auf halbem Wege entgegen, damit wir uns küssten könnten. Ungestört, nur beobachtet von der Nacht, eingetaucht in all die Lichter, die es wie einen Traum wirken ließen, in dem all meine Gefühle Achterbahn fuhren, während gleichzeitig ein Feuerwerk stattfand.[/LEFT] [LEFT]Und da wusste ich, dass ich unrecht hatte. Dieser Moment war nicht perfekt.[/LEFT] [LEFT]Er war mehr als perfekt.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)