Champ Time von Flordelis ================================================================================ Kapitel 6: Besser als ich gehofft hatte --------------------------------------- [LEFT]Beim Frühstück waren Delion und ich das Gesprächsthema der anderen Gäste. Obwohl es noch früh gewesen war, hatten wir Autogramme gegeben und Fotos mit uns machen lassen. Besonders meine neue Kappe, die Delion davor extra für mich aus dem Kampfturm geholt hatte, erregte Aufsehen. Das wunderte mich auch nicht weiter, schließlich war es jene Kappe, die Delion zu Champ-Zeiten getragen hatte, und im Kampfturm war sie zumindest bei jedem Duell immer in seiner Hand gewesen, wenngleich manchmal auch nur als Schutz davor, von seinen Gegnern nach einer Niederlage durchschaut zu werden. Nun trug aber ich sie, nicht nur voller Stolz, sondern auch mit dem euphorischen Wissen, dass es ein Zeichen seiner Gefühle war.[/LEFT] [LEFT]Während wir im Krarmor-Taxi in die Kronen-Schneelanden saßen, schien Delion endlich die Idee zu kommen, warum ich eine Kappe haben wollte: »Hop hat dir erzählt, dass ich ihn deswegen gefragte habe, oder?«[/LEFT] [LEFT]Ich lächelte schelmisch, während ich zum wiederholten Mal mit den Fingern über die Kappe fuhr, um sie als Teil meiner Realität wahrzunehmen. »Ja, weil ich ihn gefragt habe, wie lange er und Sania schon davon wussten, dass du in mich verliebt bist.«[/LEFT] [LEFT]Delion schüttelte schmunzelnd mit dem Kopf. »Hop war bestimmt glücklich, dass er das alles nicht mehr geheim halten muss.«[/LEFT] [LEFT]»Sania auch. Und da fällt mir noch etwas ein.«[/LEFT] [LEFT]Damit keiner der beiden auf die Idee käme, uns doch noch anzurufen, hob ich mein Handy und schaltete die Frontkamera an. Ich achtete darauf, die Kappe und mein Gesicht in den Fokus zu bekommen. Dann drückte ich den Auslöser und schickte das entstandene Bild an Hop und Sania.[/LEFT] [LEFT]»War das ein Beweisfoto?«, fragte Delion.[/LEFT] [LEFT]»Ja, damit sie uns nicht nerven, während wir unterwegs sind.«[/LEFT] [LEFT]Sonst fiele den beiden doch noch ein, dass sie einen von uns – oder am besten beide parallel – anrufen könnten, um herauszufinden, wie das Ergebnis lautete.[/LEFT] [LEFT]»Damit lassen sie uns aber hoffentlich in Ruhe.«[/LEFT] [LEFT]Wenigstens einen Tag – den ersten Tag – wollte ich allein mit Delion und unseren Pokémon verbringen. Schließlich waren wir beide davon überzeugt, dass sie lernen müssten, sich zu vertragen, also fingen wir besser früh damit an.[/LEFT] [LEFT]Ich steckte das Handy wieder ein.[/LEFT] [LEFT]Delion beobachtete mich dabei aufmerksam. »Stört es dich nicht, wenn jetzt eine Menge Gerüchte über uns entstehen werden?«[/LEFT] [LEFT]»Warum sollte es?«, hakte ich nach. »Es würde mich eher stören, wenn es nach unserem Frühstück keine Gerüchte gäbe.«[/LEFT] [LEFT]Es wunderte mich dagegen, dass nie jemand Theorien darüber angestellt hatte, warum der amtierende Champ und der ehemalige Champ gemeinsame Auftritte ablehnten, obwohl es immerhin Delion gewesen war, der mich damals empfohlen hatte. Oder war ich nur sehr gut darin gewesen, diesen Nachrichten aus dem Weg zu gehen?[/LEFT] [LEFT]Er grinste vergnügt. »Das stimmt wohl.«[/LEFT] [LEFT]»Stört dich der Gedanke denn?«, fragte ich.[/LEFT] [LEFT]»Ach was. Ich war so lange Champ, da lernt man, mit Gerüchten umzugehen. Die meisten sind ja harmlos. Ich glaube, das seltsamste Gerücht im Zusammenhang mit mir, war mal, dass ich mein Glurak ersetzt hätte.«[/LEFT] [LEFT]Daran erinnerte ich mich sogar. Das musste etwa ein oder zwei Jahre vor meinem Sieg gewesen sein. Wer auch immer auf dieses Gerücht gekommen war, musste über eine lebhafte Fantasie verfügen – oder hatte mit aller Gewalt versucht, Verunsicherung bei den Fans, den Challengern und den Wettbüros hervorzurufen. Ohne eine Einlassung von Delion auf das Thema, war es allerdings rasch wieder im Sande verlaufen.[/LEFT] [LEFT]Das einzige Gerücht, das ich kannte, das sich um mich rankte, war recht schnell nach meinem Sieg gegen Delion herumgegangen. Laut diesem wäre Ex-Präsident Roses Störung des ersten Finales, sowie aller Folgen davon, nur Teil eines großen Plans gewesen, der Delion den Rückzug in den Ruhestand erleichtern sollte. Wie könnte man einen beliebten Champ besser ablösen als mit einer Person, die kurz davor die Galar-Region gerettet hatte? Ich konnte die Theorie des PR-Tricks allerdings dadurch entkräften, dass ich den Titel Jahr um Jahr wieder verteidigte.[/LEFT] [LEFT]Der Krarmor setzte zum Sinkflug an. Ein kurzer Blick verriet mir, dass wir tatsächlich über der Schneeschlucht waren, der abgelegenste Teil der Schneelanden, neben dem Schollenmeer. Hier gab es einige Eispokémon, aber vor allem viel Ruhe für uns beide.[/LEFT] [LEFT]»Ihr seid sicher, dass ihr bis morgen hier bleiben wollt?«, fragte der Taxipilot, als wir ausstiegen.[/LEFT] [LEFT]Vom Rücken des Krarmor, der die Kabine trug, musste er ziemlich laut rufen.[/LEFT] [LEFT]Delion winkte ihm zu. »Klar! Holen Sie uns einfach morgen um diese Zeit hier wieder ab.«[/LEFT] [LEFT]Der Pilot zuckte mit den Schultern, wohl wissend, dass es kaum etwas brachte, darüber zu diskutieren. »Ruft an, falls es doch früher werden soll.«[/LEFT] [LEFT]Das Krarmor schlug mit den Flügeln und machte sich wieder auf den Weg zurück.[/LEFT] [LEFT]»Morgen geht der größte Teil der Organisation los, oder?«, fragte ich.[/LEFT] [LEFT]Delion nickte seufzend. »Ja. Ab morgen sind es nur noch sieben Tage bis zum Champ-Cup, da muss ich dabei sein. Ich muss die Papiere aller Challenger prüfen, um sicherzugehen, dass sie wirklich alle Berechtigungen besitzen, die Arenaleiter müssen versorgt und angehört werden, die Arena an sich muss vorbereitet werden …«[/LEFT] [LEFT]Er sah zu mir, seine Augen funkelten dabei ein wenig. »Und ich muss mit dem Champ reden, aber das Prozedere kennst du ja schon.«[/LEFT] [LEFT]Und ob ich das kannte. Hauptsächlich ging es um Sicherheitsbedenken und Dinge, die mir beim Training in der Arena aufgefallen waren und sich möglicherweise auf den Cup auswirken könnten (es wäre beispielsweise fatal, wenn auf einer Seite die Dynamax-Verwandlung nicht mehr funktionieren würde). Außerdem war es die letzte Gelegenheit, um Verschiebungen oder Ausschließungen zu bitten, beides natürlich nur mit einer guten Begründung. Zwischen Delion und mir war das Gespräch immer sehr knapp und angenehm verlaufen. Abgesehen von dem stets wachsenden Gefühl der Verliebtheit, das mich eigentlich immer länger bei ihm hatte bleiben lassen wollen, waren da keine Probleme zwischen uns gewesen.[/LEFT] [LEFT]»Das wird auch dieses Jahr einfach«, sagte ich ihm. »Aber wesentlich zeitintensiver.«[/LEFT] [LEFT]Er zwinkerte mir zu. »Genau das wollte ich auch hören.«[/LEFT] [LEFT]Gut, dass wir uns in dem Punkt verstanden. Da wir aber erst einmal hier waren, wechselte ich das Thema: »Sollen wir das mit der Annäherung direkt versuchen oder willst du bis zum Camping warten?«[/LEFT] [LEFT]Delion sah sich in alle Richtungen um. Der Weg durch die Schlucht wirkte in beide Richtungen durch den Schnee und die Baumdichte unendlich, ohne eine menschliche Seele, wir könnten also einfach loslegen. Zu dem Schluss kam er wohl auch. Er zog mit beiden Händen seine sechs miniaturisierten Pokébälle hervor und warf sie in die Luft, wo sie erst zu ihrer normalen Größe anwuchsen, ehe sie sich öffneten und die darin befindlichen Pokémon freiließen.[/LEFT] [LEFT]Selbst nach bald acht Jahren erkannte ich seine Aufstellung von damals wieder, besonders was das ein oder andere nervige Pokémon anging, an dem ich mir damals fast die Zähne ausgebissen hätte. Durengard positionierte sich auch direkt schützend vor Delion, während Glurak hinter ihm in Position ging. Katapultdra, Maxax, Pantifrost und Intelleon schienen dagegen wesentlich verwirrter, weswegen sie gerufen worden waren.[/LEFT] [LEFT]»Ihr müsst nicht kämpfen«, sagte Delion ihnen. »Wir wollen nur, dass ihr Raes Pokémon mal außerhalb eines Kampfes kennenlernt.«[/LEFT] [LEFT]Sie wandten sich alle mir zu, und obwohl sie kein Zeichen dafür gaben, glaubte ich auch, dass sie es verstanden haben mussten.[/LEFT] [LEFT]»Immer noch dein Lieblingsteam, oder?« Ich holte meine eigenen Pokébälle hervor.[/LEFT] [LEFT]Er hob die Schultern ein wenig. »Sie haben mir jahrelang meinen Titel bewahrt.«[/LEFT] [LEFT]Mit einem leisen Lachen ließ ich mein aktuelles Team frei, nur um ihnen sofort die Regeln zu erklären: »Hört zu, Leute, wir sind nicht hier, um zu kämpfen, wir wollen, dass ihr euch vertragt.«[/LEFT] [LEFT]Liberlo, der bereits voller Freude mit dem Fuß ausgeholt hatte, um Glurak anzugreifen, hielt augenblicklich inne und sah mich verwirrt an. Ich deutete nur zu Delion hinüber, der ihm zufrieden grinsend zuwinkte. Ein wenig enttäuscht ließ Liberlo den Fuß wieder sinken.[/LEFT] [LEFT]Die anderen waren zum Glück wesentlich vernünftiger. Dadurch waren sie aber auch unschlüssig, was sie tun sollten und sahen nur zwischen mir und den anderen Pokémon hin und her – bis auf Zamazenta, der wenig Interesse an ihnen hegte und stattdessen Delion aufmerksam musterte.[/LEFT] [LEFT]Den Pokémon von Delion ging es ähnlich, bis er eine einladende Handbewegung vollführte. »Kommt schon, seid ihr nicht neugierig?«[/LEFT] [LEFT]Diese Frage ließ Katapultdras Grolldras wirklich aus ihren Verstecken kommen. Die zwei kleinen Geisterdrachen schwirrten herüber, betrachteten alle immer noch aus sicherer Entfernung und entschieden sich dann, Feelinara näher zu begutachten. Diese saß bereits und beobachtete jede Bewegung der Kleinen, genau wie Katapultdra, das nur darauf wartete, dass auf meiner Seite eine falsche Bewegung geschah.[/LEFT] [LEFT]Die Grolldras flogen die Bänder von Feelinaras Schleifen nach, sie stieß dabei einen leisen Laut aus, der wie Freude klang – und der von den beiden Kleinen erwidert wurde. Daraufhin wirkte Katapultdra zumindest schon einmal zufrieden. Gut, Feelinara war aber auch gut darin, ihre Feinde von sich zu überzeugen, meistens tat sie das aber, um sie dann eiskalt zu hintergehen. Es war schön, mitanzusehen, dass sie es diesmal ernst meinte.[/LEFT] [LEFT]Pantifrost begab sich zur selben Zeit steppend zu Silembrim. Sie war davon bereits überzeugt und gab ein leises melodisches Summen von sich, das bei Pantifrost zu einem glückliches Gesichtsausdruck führte. Würden sich doch Pokémon im Allgemeinen so gut anfreunden.[/LEFT] [LEFT]Liberlo pfiff fröhlich und rannte zu Intelleon hinüber, als er sich endlich daran erinnerte, dass sie sich in ihrer ersten Entwicklungsform gekannt hatten. Während das Wasserpokémon gelassen blieb, tat Liberlo so, als würde er einige Attacken vorführen, um den alten Freund davon in Kenntnis zu setzen, was er in der Zwischenzeit gelernt hatte. Sein Vorführdrang war mir bereits bekannt, deswegen wunderte mich das gar nicht. Und Intelleon schien geduldig genug, um ihm die Aufmerksamkeit zu widmen und ihn sogar pflichtbewusst zu loben.[/LEFT] [LEFT]Drei von sechs waren schon mal ein guter Schnitt.[/LEFT] [LEFT]Am leichtesten war es wohl für Wolly, der aufgrund seiner Niedlichkeit nicht nur bei Menschen den Beschützerinstinkt weckte. Kaum traute es sich, zu Maxax hinüberzuspringen und es mit einem »Wo-o-ll-y~« zu begrüßen, reagierte Maxax mit einem dumpfen »Ax~«. Wolly strahlte regelrecht und hüpfte um das riesige Pokémon herum, während dieses das alles ruhig betrachtete. Dedenne folgte diesem Beispiel und gesellte sich auch zu Maxax, der überraschend glücklich schien.[/LEFT] [LEFT]»Maxax ist eigentlich ein sehr sanftmütiges Pokémon«, erklärte Delion mir. »Wundert mich nicht, dass gerade er Wolly und Dedenne mag.«[/LEFT] [LEFT]Auf meiner Seite blieb Zamazenta, dessen Aufmerksamkeit immer noch allein Delion galt.[/LEFT] [LEFT]Auf seiner Seite blieb ein misstrauisches Durengard und Glurak, der mich beobachtete.[/LEFT] [LEFT]Ich stellte sicher, dass die anderen Pokémon alle friedlich beschäftigt waren (inzwischen durfte auch Intelleon einem erstaunten Liberlo zeigen, was er konnte, Feelinara schnupperte an Katapultdra, Pantifrost und Silembrim schienen ganze Lebensgeschichten zu tauschen, Wolly und Dedenne nutzten Maxax' Schweif als Klettergerüst), ehe ich langsam zu Delion hinüberging, um keinen Angriff von Durengard oder Glurak zu riskieren.[/LEFT] [LEFT]Er lächelte zufrieden über das bisherige Ergebnis. »Läuft doch gut, oder?«[/LEFT] [LEFT]»Besser als ich gehofft hatte«, gab ich zu.[/LEFT] [LEFT]Delion sah zu Zamazenta. »Hat er etwas gegen mich?«[/LEFT] [LEFT]»Legendäre Pokémon sind kompliziert. Du kannst mit ihm reden, wenn du willst. Er beißt dich nicht.«[/LEFT] [LEFT]Er sah mich ein wenig skeptisch an, vermutlich dachte er an den Kampf gegen Endynalos zurück, obwohl ich ihm die damaligen Umstände bereits mehrmals erklärt hatte. Seinem Selbstvertrauen tat es dennoch nicht gut, zu wissen, dass er den Kampf gegen Endynalos zwei jungen Trainern hatte überlassen müssen, denen die legendären Pokémon von Galar zur Hilfe gekommen waren, während er gescheitert war.[/LEFT] [LEFT]Ich stieß ihm sacht mit der Faust gegen die Schulter. »Hey, denk daran: Zamazenta vertraut mir, und ich bin verliebt in dich, da wird er dich bestimmt auch akzeptieren.«[/LEFT] [LEFT]Wie schön es war, es endlich offen aussprechen zu können.[/LEFT] [LEFT]Er wirkte wieder zuversichtlicher und sogar entschlossen. »Du hast recht, ich schaffe das!«[/LEFT] [LEFT]In seinem Blick flackerte noch Unsicherheit, aber solange er sich nur traute, würde es bestimmt gut werden. Er ging langsam auf Zamazenta zu, der seinen Körper anspannte. In gebührendem Abstand blieb Delion wieder stehen. »Also, hey. Ich weiß nicht so genau, wie man mit legendären Pokémon spricht, also verzeih mir schon mal, falls ich was Falsches sage, okay?«[/LEFT] [LEFT]Zu meiner großen Erleichterung entspannte Zamazenta sich und setzte sich sogar, während Delion weiter mit ihm sprach und ihm versuchte, seine Gefühle zu erklären.[/LEFT] [LEFT]Da Zamazenta keine Gefahr mehr darstellte, wandte ich mich Durengard zu, der nun vor mir schwebte, wie eine stumme Drohung. Ich lächelte und tippte mit dem Finger vorsichtig gegen das Schild. »Beschütz Delion ruhig weiter. Aber bei mir musst du nicht in den Abwehrmodus, ich werde ihm nichts tun.«[/LEFT] [LEFT]Durengard gab keinen Ton von sich und ich konnte nicht einschätzen, was es dachte oder fühlte. Jede einzelne Sekunde, in der es nichts tat, zog sich unendlich in die Länge.[/LEFT] [LEFT]Deswegen atmete ich erst einmal erleichtert auf, als es an mir vorbeischwebte und sich dem Trio um Maxax anschloss. Nicht zum Spielen, nur zum Beobachten.[/LEFT] [LEFT]Blieb nur noch Glurak. Unter seinem musternden Blick fühlte ich mich klein und schutzlos. Er kannte Delion schon so lange, war seit vielen Jahren sein Partner, der ihn durch dick und dünn begleitet hatte. Ich glaubte nicht, dass Glurak wirklich etwas gegen mich hatte, wahrscheinlich fiel es ihm eher schwer, jemandem zu vertrauen, den er bislang nur als Rivale kennengelernt hatte. Vor allem, wenn ich bedachte, welche Rolle ich nun in Delions Leben spielte, war es für mich nur logisch, dass Glurak mir nicht so richtig traute. Zum Glück war Liberlo da ganz anders.[/LEFT] [LEFT]Glurak überragte mich um ein paar Köpfe, deswegen sah er auf mich herab, als ich vor ihm stehenblieb. Das half nicht gerade, dass mein eigenes Selbstvertrauen wuchs.[/LEFT] [LEFT]»Hey«, sagte ich verlegen.[/LEFT] [LEFT]Ich ging einfach mal davon aus, dass sein leises Schnauben darauf auch eine Begrüßung war.[/LEFT] [LEFT]»Danke, dass du so gut auf Delion aufpasst. Du weißt ja selbst am besten, wie er sein kann.«[/LEFT] [LEFT]Glurak neigte den Kopf ein wenig, ich wertete das als Zustimmung.[/LEFT] [LEFT]»Ich werde dir auch nicht seine Aufmerksamkeit stehlen, keine Sorge.« Sein Titel und sein Herz sollten das einzige bleiben, was ich stehle. »Ihr werdet noch viele spannende Kämpfe führen können. Manche vielleicht sogar mit uns. Ich möchte nur an Delions Seite sein, einen gemeinsamen Weg mit ihm gehen. Ist das in Ordnung für dich?«[/LEFT] [LEFT]Dass Glurak mich weiterhin noch nachdenklich musterte, bewies mir nur, was für eine enge Bindung zwischen ihm und Delion herrschte. Nach so vielen Jahren – und einem Trainer wie Delion – wunderte mich das aber auch gar nicht. Er konnte nicht einfach jedem seinen Partner anvertrauen.[/LEFT] [LEFT]Als ich schon glaubte, keine Antwort mehr zu bekommen, senkte Glurak den Kopf so weit, dass ich ihm vorsichtig darüber streichen konnte. »Lass uns ab sofort zusammen auf ihn aufpassen, ja?«[/LEFT] [LEFT]Er nickte knapp, dann brachte er seinen Kopf wieder aus meiner Reichweite. Ich lächelte ihn an und bedankte mich für diesen Vertrauensbeweis, fest entschlossen, ihn nie zu enttäuschen.[/LEFT] [LEFT]Ich wandte mich wieder Delion und den anderen Pokémon zu. Im selben Moment nickte Delion. »Danke, Zamazenta. Wir verstehen uns.«[/LEFT] [LEFT]Er drehte sich nun ebenfalls um, so dass unsere Blicke sich trafen. Unwillkürlich kräuselten sich meine Lippen zu einem Lächeln. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass wir beide wirklich hier waren, und dass unsere Pokémon sich derart gut verstanden, dass es keinerlei Probleme gab. Vielleicht spürten sie einfach, wie wir zueinander standen, und das beeinflusste ihr Verhalten untereinander. Ich würde Hop oder Sania bei Gelegenheit danach fragen müssen.[/LEFT] [LEFT]Wir traten wieder näher zusammen.[/LEFT] [LEFT]»Lief es gut mit Zamazenta?«[/LEFT] [LEFT]Delion zeigte mir seine unverletzten Hände. »Er hat mich nicht gebissen, also lief es wirklich gut.«[/LEFT] [LEFT]Hatte er von dem Pokémon irgendeine Antwort erhalten, die ihm vielleicht weiterhalf? Im Moment wollte ich ihn das nicht fragen, immerhin könnten wir das nun in eine richtige Verabredung ganz nach unserem Geschmack verwandeln – und Delion war schon fest entschlossen dazu. Sein Gesicht leuchtete regelrecht vor Aufregung. »Wir könnten jetzt hier mit den Pokémon ein Wettrennen durch den Schnee machen, das trainiert die Beinmuskeln. Oder wir testen unser Wissen über die hier heimischen Pokémon. Oder wir machen eine Schneeballschlacht.«[/LEFT] [LEFT]Er wirkte so jung, wenn er derart aufgeregt war. Wäre ich nicht schon in ihn verliebt gewesen, spätestens bei diesem Anblick, dieser Energie, wäre es auch passiert. Und hätte es das Geständnis nicht gegeben, hätte ich ihn an dieser Stelle das erste Mal geküsst.[/LEFT] [LEFT]»Eine Schneeballschlacht klingt doch gut. Lass uns die Teams aufteilen und dann loslegen.«[/LEFT] [LEFT]»Jawohl!«[/LEFT] [LEFT]Damit widmete er sich wieder den Pokémon, betrachtete sie alle so genau, dass ich auch ohne jede Erklärung wusste, dass er gerade einschätzte, wer mit wem am besten harmonieren könnte. Selbst dabei hielt seine Begeisterung noch an. Es war ein komplett anderes Verhalten als jenes, das er mir damals im Kampfturm entgegengebracht hatte.[/LEFT] [LEFT]Während ich ihn noch so gedankenverloren anstarrte, winkte er mich zu sich, damit ich auch zur Schneeballschlacht dazukäme. Mit einem Lächeln auf den Lippen folgte ich seiner Aufforderung, frei von jedem negativen Gedanken auf der Welt.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Mehrere Stunden später hatten wir zahlreiche Schneeballschlachten in den unterschiedlichsten Gruppenformationen hinter uns, nur um immer wieder festzustellen, dass Pantifrost (vor allem im Verbindung mit Silembrim) so ziemlich unschlagbar war, sobald es um Eis ging, und Liberlo und Glurak dafür gut darin die Schneebälle einfach zu schmelzen – was nur leider nichts brachte, wenn Pantifrost und Silembrim mittels Eis- und Psychokräften die Projektile zum Ziel steuerten.[/LEFT] [LEFT]Immerhin waren wir am Ende fast alle ausgepowert – und dummerweise auch nass. Deswegen schlugen wir ein Zelt auf, als es dunkel zu werden begann, und bereiteten ein Curry vor.[/LEFT] [LEFT]Glurak und Liberlo trockneten mit Hilfe ihres Feuers die anderen Pokémon, womit sie wesentlich schneller vorankamen als wir. Dedenne beispielsweise war schon wieder trocken und saß auf Katapultdras Kopf, von wo aus es immer wieder ein juchzendes Quietschen ausstieß, wenn Katapultdra seine Runden um das Lager drehte. Dedenne hatte auch genug Platz, denn die beiden Grolldras hatten es sich zwischen Feelinaras Bändern gemütlich gemacht; Feelinara selbst thronte majestätisch auf Maxax' oberem Nackenwirbel, zwischen den Axtklingen, die seinen Kopf flankierten. Durengard war zwischendurch in seine Schwertform gewechselt, schwebte nun direkt über Wolly, als säße es auf diesem, und gemeinsam griffen sie imaginäre Feinde an. So waren Glurak und Liberlo nur noch damit beschäftigt, sich gegenseitig und nebenbei auch Intelleon zu trocknen. Silembrim und Pantifrost standen derweil gemeinsam neben dem auf seiner Decke liegenden Zamazenta, der natürlich nicht am Spiel teilgenommen hatte.[/LEFT] [LEFT]Zu sehen, wie harmonisch sie alle miteinander umgingen – auch nachdem sie bei der Schneeballschlacht teilweise gegeneinander gekämpft hatten – machte mich einfach nur glücklich. Der Eindruck, wir wären eine große Familie, wurde so noch einmal verstärkt.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich hielt Delion mir eine Handvoll Beeren entgegen. »Passen die?«[/LEFT] [LEFT]Ich benötigte nur einen kurzen Blick, um dann mit dem Kopf zu schütteln. »Nein, wir wollen ein Gewürz-Curry kochen, das nicht zu scharf ist. Da brauchen wir eine Mischung aus sauren und süßen Beeren.«[/LEFT] [LEFT]Er runzelte seine Stirn, sah auf die Beeren in seiner Hand hinab und dann auf den Beerenbeutel.[/LEFT] [LEFT]»Du kennst dich damit gar nicht aus, was?«, fragte ich. »Wie hast du das denn früher immer gemacht, als du noch Challenger warst?«[/LEFT] [LEFT]»Na ja, entweder war Sania dabei oder ich hab einfach irgendwelche Beeren reingeschüttet, die bei einem Griff in meiner Hand geblieben waren.«[/LEFT] [LEFT]Ich sah zu Glurak hinüber, der schnaubend nickte. Zufrieden sah er dabei aber nicht aus.[/LEFT] [LEFT]»Weißt du was? Kümmere du dich lieber um das Feuer, ich mache das mit den Beeren schon.«[/LEFT] [LEFT]Delion sah erleichtert aus, als er mir einfach den Beutel reichte und sich dann den Fächer schnappte, um die Flammen zu bearbeiten.[/LEFT] [LEFT]Mit wenigen Handgriffen hatte ich die richtigen Beeren herausgesucht und gab sie in die das Curry dazu. Erfahrung machte auch beim Kochen eine Menge aus – aber das kümmerte einen wohl nur, wenn man sich auch für den Geschmack des Essens interessierte.[/LEFT] [LEFT]Als die Flammen die richtige Intensität erreicht hatten, mussten wir erst einmal nur warten. Delion und ich setzten uns nah beieinander und schlangen eine Decke um uns – was uns noch ein bisschen näher zusammenrücken ließ. Über diese Situation zufrieden, schmiegte ich mich wieder an ihn.[/LEFT] [LEFT]»Das war bislang eine bessere Verabredung, oder?«, fragte Delion.[/LEFT] [LEFT]»Oh ja. Obwohl ich ziemlich nass geworden bin. Aber das war genau das, was ich am besten finde: etwas mit den Pokémon unternehmen und dann Curry essen.«[/LEFT] [LEFT]Er rieb mit einer Hand über meinen Oberarm. »Hoffentlich wirst du so kurz vor dem Champ-Cup nicht noch krank. Einige Sponsoren wären ziemlich wütend, wenn wir wegen einer Schneeballschlacht das Finale verschieben müssten.«[/LEFT] [LEFT]Dabei rollte er mit den Augen. Die Auseinandersetzungen mit Sponsoren waren mir auch nur allzu gut bekannt, daher verstand ich seinen Unwillen in dieser Richtung.[/LEFT] [LEFT]»Keine Sorge, nach einem heißen Curry geht das schon wieder. Außerdem bin ich gerade so glücklich, dass mein Immunsystem wahrscheinlich besser arbeitet denn je.«[/LEFT] [LEFT]Er tippte meine Kappe ein Stück nach vorne, damit sie mir vor die Augen rutschte und ich ihn nicht mehr sehen konnte.[/LEFT] [LEFT]»Ich hoffe doch, dass du uns ein großartiges Finale liefern wirst, also nehme ich dich beim Wort.«[/LEFT] [LEFT]Ich richtete die Kappe wieder, um ihm meinen entschlossensten Gesichtsausdruck zu zeigen. »Na klar, verlass dich auf mich! Ich lasse nicht zu, dass jemand außer dir mir den Titel wieder abnimmt.«[/LEFT] [LEFT]Er lächelte darüber nur und drückte mich an sich, so dass ein Teil seiner Körperwärme auf mich abfärbte.[/LEFT] [LEFT]In diesem Moment dachte ich nicht mehr an all die Jahre der Unsicherheit, unsere Rückkehr nach Score City morgen und auch nicht an die Möglichkeit, dass all dies nur ein Traum wäre.[/LEFT] [LEFT]Dieser Moment war vollkommen, und ich wollte ihn einfach nur für immer in meinem Gedächtnis bewahren.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)