Angeama - Es war einmal von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 25: Schneeweißchen und Rosenrot - Von Bärchen und Männchen ------------------------------------------------------------------ Ein fürchterlich lauter Schrei riss Son Goku aus seinem wohlverdienten Schlummer und er saß binnen eines Herzschlages kerzengerade im Gras und sah zu Vegeta. Das hieß, er sah das von Vegeta, was man sehen konnte. Der Ältere saß nämlich ebenso aufrecht und steif wie er selbst im Gras, allerdings mit dem Rücken an einen großen, braunen Bärenkörper gelehnt, der seinen Kopf allerdings so gebogen hatte, dass er Vegeta ansehen konnte. Goku blinzelte … doch das Bild vor seinen Augen änderte sich nicht. Wirklich, da lag ein verdammt großer Bär halb um Vegetas sitzenden Körper herum, seinen Kopf auf Augenhöhe mit Vegetas Brust, also dessen blanken Brüsten, wenn man es aus der Perspektive der zu diesem Märchen gehörenden Figuren sah, und es hatte den Anschein, als könnte der Bär seinen Blick gar nicht mehr davon abwenden. Doch als wäre das nicht schon skurril genug, streckte der Bär plötzlich seine lange, rosa Zunge heraus und schleckte dem Prinzen einmal nun ja, über das, was der Bär eben angestarrt hatte. Goku presste die Lippen zusammen, ihm war nach Lachen zumute, denn sämtliche Haare Vegetas richteten sich auf wie die Stacheln eines Igels und er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die einfach göttlich war, während die Mimik des Bären den Anschein sichtlichen Vergnügens vermuten ließ. Zumindest bis zu dem Moment, als Vegeta mit hochrotem Kopf, einen Arm vor seine Brust haltend, dem Bären mit der Faust direkt auf die Nase boxte. Das große Tier zog überrascht den Kopf zurück, schielte auf seine Nasenspitze, die es krauste und rieb sich dann mit seiner Tatze darüber. „Das“, brummte der Bär mit sehr tiefer Stimme. „War aber nicht nett.“ Goku und Vegeta fielen zeitgleich und synchron die Kinnladen herunter. „Und du kannst uns wirklich den Ausgang aus diesem Wald zeigen?“ Der große Saiyajin klang skeptisch, aber durchwegs fröhlich und gut gelaunt. Der Bär, welcher ihm gehend fast bis zur Schulter reichte, bog seinen dicken Hals zu ihm und brummte. „Jedes Tier findet sich im Wald zurecht. Und ihr normalerweise auch. Ich habe euch schon öfter beobachtet. Ihr habt immer den Weg zurück gefunden.“ Goku rieb sich verlegen lächelnd über den Hinterkopf. „Jaaa, wir hatten da gestern so ein kleines Problem.“ Der Kopf des Bären nickte. „Das habe ich gesehen. Ihr habt euch bisher noch nie gestritten, wenn ich euch beobachtet habe.“ „Und warum hast du uns beobachtet?“ „Menschen kommen selten in den Wald. Sie sagen, er ist verzaubert und ein böser Geist herrscht hier. Außerdem glauben sie an verzauberte Tiere, die sprechen können.“ Er zwinkerte Goku zu. „Und warum kannst du reden?“ „Eine lange Geschichte.“, erwiderte der Pelzträger brummend. „Scheint auch noch ein weiter Weg zu sein.“, kam es schnippisch von der anderen Seite des Bären, auf der Vegeta ging, die Arme vor der Brust verschränkt, das Kleid nach wie vor um die Hüften. Der große Bärenkopf schwenkte langsam zu ihm, natürlich in Brusthöhe, was die Augen des Bären funkeln und die Arme Vegetas sich enger um seine ‚Oberweite‘ ziehen ließ. „Meine hübsche Maid, mich würde eher interessieren, was dich dazu veranlasst in solcher Offenheit herum zu wandeln. Nicht, dass ich mich darüber beschweren möchte, meine Augen sahen schon lange nicht mehr solch wohlgeformte Äpfel. Dennoch muss ich anmerken, es ist doch sehr unziemlich und ihr machtet mir noch nie den Eindruck schamlos zu sein.“ Der Blick des Prinzen wanderte mit gesenkten Brauen zu dem Bären. „Wenn deine Zunge mir noch einmal zu nahekommt, dann mach ich dir einen Knoten rein und brate mir deinen Speck zum Frühstück!“ Das Brummen, welches daraufhin die Kehle des Bären verließ, klang wie ein Lachen. „So schlagfertig mein hübsches Schneeweißchen. Sonst ist das doch eigentlich deine Schwester Rosenrot.“ Die beiden Saiyajins warfen sich schnelle Blicke über den Rücken des Bären zu. Das Märchen war also nach ihnen benannt, nun, das war schon mal gut zu wissen. Während Goku weiter mit dem Bären plauderte, schweiften Vegetas Gedanken zurück zum Morgen, als dieser braune Bettvorleger seine Brust abgeschleckt hatte. Für einen Moment hatte er gedacht, er wäre in einem absolut lächerlichen Traum gefangen gewesen und natürlich nur wegen diesem ganzen Blödsinn mit Kakarott und ihren Brüsten. Dazu kam wohl noch dieser klitzekleine Umstand, dass es ihn wohl doch, zumindest ein ganz klein wenig, beschäftigt hatte, dass der Idiot den ganzen Abend kein Wort mehr mit ihm gewechselt hatte. Er hatte wirklich im ersten Moment gedacht, dass ihm sein Unterbewusstsein deswegen im wahrsten Sinne des Wortes einen sprechenden Bären umgebunden hatte. In diesen bescheuerten Märchen war doch immerhin alles möglich und da hätte es doch durchaus sein können, dass sich Kakarott in der Nacht in einen Bären verwandelt haben könnte und ihm über die Brüste schleckt, aber nein, es war tatsächlich ein echter, lebendiger Bettvorleger gewesen. Diese Märchen wurden aber auch wirklich immer absurder. Ein sprechender Bär! Wo gab’s denn sowas?! Aber der noch viel größere Alptraum war wohl der Moment gewesen, als er ganz langsam aufgestanden war, immer noch mit weit aufgerissenem Mund, und er instinktiv zu Kakarott gelaufen war, um … um … Vegeta schüttelte seinen Kopf. Mit verstohlenem Blick sah er über den Rücken des Bären hinüber zu seinem Rivalen. Seinem Erzfeind. Diesem Idioten. Ja, er hatte an diesem Morgen instinktiv Schutz bei ihm gesucht. War an seine Seite gelaufen und hatte sich an seinen Arm geklammert wie … wie eine Jungfrau in Nöten. Einfach nur … erbärmlich. Und was hatte Kakarott getan? Ein dämliches Grinsen aufgelegt und mit seiner unerträglich fröhlichen Art einfach mit diesem Flohverseuchten Fellknäuel zu plaudern begonnen. Ein verächtliches Schnauben entfleuchte der Kehle des Prinzen bei dieser demütigenden Erinnerung, was jedoch Gokus Aufmerksamkeit erregte. Er sah vom Gesicht des Bären über dessen Rücken zu ihm und als sich ihre Blicke trafen, spürte Vegeta wie augenblicklich eine verdammt unangenehme Wärme in seine Wangen schoss, sodass er nicht anders konnte, als schnellstens seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung zu drehen. Vegeta benahm sich WIRKLICH seltsam, schoss es Goku durch den Kopf, aber … war er selbst denn so viel anders? Immerhin war er es gewesen, der den Älteren in dem Tümpel einfach hatte stehen lassen und dann den ganzen Abend über kein Wort mehr über die Lippen gebracht hatte. Demnach … benahmen sie sich beide irgendwie seltsam. Aber Goku ging fest davon aus, dass sie noch genug Zeit haben würden, um darüber nachzudenken, oder, und das hoffte er irgendwie viel mehr, zu reden. Jetzt jedoch war es viel interessanter mit einem Bären, mit einem BÄREN!, zu quatschen. Wie oft im Leben hatte man denn schon die Gelegenheit dazu? Er senkte seinen Blick wieder zu dem sprechenden Bärenmaul, beobachtete es fasziniert und stellte schon die nächste Frage, die ihm auf der Zunge lag. Was trieb ein Bär so den ganzen Tag im Wald? „Eine seltsame Frage, wertes Fräulein. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Leckerem zu Fressen.“ Vegeta riss seine Augen auf und blieb augenblicklich stehen. Seine Arme glitten von seiner Brust und fielen wie schwere Steine an seine Seite hinab. Wie … wie dumm waren sie eigentlich?! Sie folgten diesem Monstrum einfach blindlings durch den Wald, dabei lockte der sie mit Sicherheit nur in seine Höhle, um sie dort in Stücke zu reißen! Und so unerträglich schwach und hilflos wie er sich fühlte, hatten sie absolut keine Chance sich gegen diesen riesigen Klumpen Fleisch zu wehren. Sie waren solche Idioten! Solch absolut närrische- „Vegeta?“ Seine Augen, die abwesend ins Leere gestarrt hatten, fokussierten sich wieder und huschten zu Kakarott, der gemeinsam mit dem Bären stehen geblieben war und ihn anstarrte. Als Vegeta bemerkte, dass dieser Bettvorleger schon wieder seine Brust mit dieser fast schon sabbernden Visage beäugte, lief es ihm eiskalt über den Rücken. Jetzt war es mit Sicherheit gleich vorbei. Er konnte sich genau denken, woran dieses Ungetüm gerade dachte. Gleich würde es sich auf ihn stürzen und seine Hauer in seine Brust rammen. Aber … aber nicht mit ihm! Sein Kopf ruckte wieder zurück zu Kakarott, der den seinen schief gelegt hatte und ihn immer noch mit diesem fragenden Gesichtsausdruck musterte. Vegetas Augen verengten sich, fixierten den Jüngeren. Irgendwie musste er ihm doch klar machen können, dass sie in Gefahr waren. Mit seinen Pupillen sah er zu dem Bären, dann wieder zu Goku, was diesen jedoch nur verwirrt blinzeln und eine Augenbraue anheben ließ. Einen Schritt rückwärts gehend, wiederholte er das Warnspiel mit seinen Augen, doch Goku legte seinen Kopf nur noch schiefer. Vegeta rollte mit den Augen. Dieser hirnlose Vollidiot! „Komm her, Kakarott!“ Während sich Goku schulterzuckend auf den Weg zu ihm machte, drehte sich auch der sprechende Bär zu ihnen um. Kaum war Kakarott bei ihm, stellte sich Vegeta an seine Seite, hob seine Hand an dessen Ohr und führte seinen Mund daran. Als Vegeta dem Größeren etwas zuflüsterte und seine bloße Brust dabei gegen Gokus Oberarm drückte, leckte sich der Bär unwillkürlich über die Schnauze. „Du meinst…?“ Gokus Gesicht drehte sich zu dem Prinzen. Überrascht blickte er Vegeta in die Augen. „Ja verdammt.“, bestätigte dieser nur mit finsterem Blick. Der Jüngere drehte seinen Oberkörper in Richtung des Bären, während Vegeta ebenfalls zu diesem blickte. Seinen Kopf zu dem Kleineren neigend, flüsterte Goku: „Bist du sicher? Er wirkt doch so nett.“ „Ne…nett? Ist das dein Ernst?!“ Als wollte ihr Begleiter die Vermutung des Prinzen untermauern, schluckte er als wäre ihm gerade das Wasser im Mund zusammengelaufen. „Aber-“ „Kein aber, Kakarott. Jetzt schalt doch endlich mal dein Hirn ein. Siehst du nicht, wie lüstern er uns anstarrt?“ „Mmh, wo du recht hast…und was sollen wir jetzt machen?“ Vegeta wandte seinen Kopf hin und her, seine Augen suchten nach dem besten Fluchtweg. Links von ihnen ging es im Wald bergauf, rechts von ihnen bergab. Der Weg, auf dem sie unterwegs waren, war schmal, zu schmal als dass sie jetzt noch einfach an dem Vieh vorbei hätten laufen können, ohne dass dieser nur mit seiner riesigen Tatze hätte ausschlagen müssen, um sie nieder zu strecken. Dann blieb nur… Seine Gedanken brachen ab, denn der Bär machte einen Schritt auf sie zu und das nächste, was der Prinz wahrnahm, war Kakarotts Hand, die sein Handgelenk fest umklammert hielt und ihn bergab in vollem Sprint hinter sich herzog. Gleichzeitig hallte immer noch dessen lauter Schrei „Lauf!“ durch den ganzen Wald und ließ jegliches Getier in ihrer unmittelbaren Nähe aufschrecken. Zweige knackten, Äste brachen, Steine kullerten durch ihren wilden Lauf aus dem Boden gerissen unter ihren Füßen weg. Hinter sich hörte Vegeta das laute Brummen des Bären, verstand es jedoch nicht und schon im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne auf den Weg gelenkt, als ihm ein dünner Ast schmerzhaft ins Gesicht schlug. Den nächsten Ast, der ihm in Gesichtshöhe entgegenkam, konnte er mit seinem Arm abwehren. „Verfolgt er uns?“ Goku sah zu ihm und Vegeta wendete den Kopf. „Glaub nicht. Doch verdammt … da läuft er!“ Und in der Tat erschien in diesem Moment der Bär über der Kuppe und setzte ihnen mit entsetzlich langen und großen Sprüngen hinterher, dabei brüllte er die ganze Zeit etwas, doch sie verstanden es abermals nicht. Nach vorne sehend schrie Vegeta: „Schneller!“ Und Goku erhöhte noch einmal sein Tempo, zerrte den Älteren, der langsam Mühe hatte mit den langen Beinen seines Artgenossen mitzuhalten, weiter hinter sich her. Es ging über Stock und Stein, sie durchstießen einen kleinen Bach, ließen mit ihren platschenden Schritten das kalte Wasser nur so neben sich aufspritzen und preschten am anderen Ufer einfach wieder ins Unterholz. Aus einem ihm nicht bekannten Grund hatte Vegeta das Gefühl, dass dieser Teil des Waldes anders war. Die Äste und Zweige kamen ihm knochiger vor, fast wie lange dünne Finger, die nach ihnen greifen wollten und immer öfter waren die Büsche durchsetzt von Dornenzweigen, die sich, mehr noch als die normalen, in ihren Kleidern verfingen und ihnen die Haut blutig kratzten. Als ein besonders hinterhältiges Exemplar Vegeta eine tiefe Schramme auf der Wange verpasste und er den Kopf davon zur Seite drehte, um den Schmerz zu verringern, fiel ihm auf, dass der Bär weit und breit nicht mehr zu sehen war. „Kakarott!“ Goku hörte ihn nicht. „KAKAROTT!“ Beide Fersen in den Boden rammend, zerrte Vegeta an der Hand des Jüngeren und brachte ihn damit aus dem Schritt. Schwer atmend drehte sich ihm der hochrote Kopf zu. „Komm schon, Vegeta! Wir müssen weiter, sonst holt er uns ein!“ „Ich glaub er verfolgt uns nicht mehr.“ Son Goku blickte irritiert hinter sich und beide Saiyajins lauschten in den Wald, horchten, ob sie irgendwo das Brechen und Knacken von Zweigen, oder das Brüllen des Bären vernehmen konnten. Doch ihnen antwortete nur die Stille. Überhaupt war es … wirklich sehr ruhig. Kein Vogelgezwitscher, kein Wind. Seltsam. Ob sie die Tiere so verschreckt hatten? Und … was dachte er da nur schon wieder?! Seit wann kannte er sich in Wäldern aus? In diesem Moment fiel Vegeta auch auf, dass seine Hand immer noch die von Kakarott umklammert hatte als gäbe es kein Morgen und mit einem missmutigen Gesichtsausdruck entzog er sie ihm. „Was glaubst du warum er aufgehört hat hinter uns herzulaufen?“ „Was weiß ich.“, antwortete Vegeta brummend und wischte sich mit dem Handrücken das Blut an seiner Wange weg. Als Goku das sah, machte er ein betroffenes Gesicht und einen Schritt auf den Prinzen zu. „Warte mal, ich mach das.“ Und als wäre es das Normalste auf der Welt, hob er einen Zipfel seines roten Kleides an, spuckte darauf, hob Vegetas Kinn an und wischte mit dem Zipfel über die Schramme. Es dauerte einen Herzschlag, einen Zweiten, dann … „Aua!“ Goku rieb sich über die schmerzende Wange und sah pikiert zu Vegeta. „Wofür war das denn jetzt?“ „Für was wohl?!“ Angewidert wischte sich Vegeta Gokus feuchte Wischspur von der Backe, dabei war es ihm auch egal, dass er den Schnitt wieder zum Bluten brachte. Son Goku zog einen Schmollmund und wenn es der Prinz nicht besser wüsste, dann hätte er jeden Eid geleistet, dass in Kakarotts Augen Tränen schimmerten, während er sich weiterhin seine rote Wange rieb, wo Vegetas Ohrfeige ihn erwischt hatte. „Ich wollte doch nur helfen.“ „Und wie kommst du auf den absurden Gedanken, dass ich deine Spucke in meinem Gesicht haben will?! Und seit wann bist du so weiner...“ „Pssst.“ Vegeta schnappte nach Luft. „Hörst du wohl auf mich anzupsssn?!“ „Ich meins ernst, Vegeta! Sei doch mal ruhig!“ Der harsche Ton Gokus ließ Vegeta vor Empörung nach Luft schnappen. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein ihm den Mund … und in diesem Moment hörte es Vegeta auch. Da war ein Geräusch in der Luft. Ob der Bär sie eingeholt hatte? Schutzsuchend drängte sich der Prinz an Kakarotts Seite und griff nach seiner Hand. Eng aneinander geschmiegt lauschten sie. Tong … dann war es eine Weile ruhig und dann wieder … Tong. „Ich kenne dieses Geräusch.“, murmelte der Prinz. „Das hört sich an wie du, als du in Klaus die ganze Zeit Holz gehackt hast.“ Goku sah zum Älteren hinab. „Dann müsste das doch ein Mensch sein, oder? Holz fällen, du weißt schon, das machen doch nur Menschen, oder?“ Vegeta hob den Kopf und in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie nah sie beieinander standen und dass sie schon wieder Händchen hielten. Bestürzt machte er einen schnellen Schritt von dem Jüngeren weg und lauschte dann noch einmal. Tong … Tong … Tong … ja, ohne Zweifel, das hörte sich wie der stetige Schlag einer Axt auf Holz an. „Keine Ahnung, ob das ein Mensch ist. Ich meine … immerhin hatten wir ja schon einen sprechenden Bären, aber in irgendeine Richtung müssen wir ja und bevor du wieder die Orientierung verlierst…“ „Wieso denn wieder ich? Du wusstest doch auch nicht wo wir waren!“ Vegeta überging den Einwand. „…ist es allemal besser wir gehen einfach auf das Geräusch zu. Schlimmer als der Bär kann es kaum werden.“, setzte er seinen Satz fort und stapfte los, Goku murrend im Schlepptau. Es dauerte nicht lange, da wurde der Boden unter ihren Füßen felsiger, die Bäume knochiger und älter und das Geräusch lauter. Dann hörte man plötzlich einen lauten Schrei und schließlich eine Schimpftriade, die Bulma und Chichi zusammen alt aussehen ließ. Beide warfen sich fragende Blicke zu, schienen einen Moment zu warten, ob der jeweils andere etwas sagen oder anmerken wollte, und als dies nicht geschah, gingen sie vorsichtig weiter. Das Schimpfen und Zetern wurde lauter und immer mehr und mehr Worte waren zu verstehen, die allesamt nichts für Kinderohren waren. Schließlich erreichten die beiden eine kleine Lichtung auf der ein umgestürzter, fast schwarzer Baum lag, an dessen Stamm ein kleines Männchen seine Füße gestemmt hatte und mit den Händen versuchte etwas herauszuziehen, was ihm nicht gelang. Ein weiterer Schwall wüster Worte drang an die Ohren der Saiyajins und sie gingen einvernehmlich näher und blieben dann wie angewurzelt stehen. Das Kerlchen hatte Ähnlichkeit mit einer Person, die sei beide kannten. Es war klein, hatte dünne Ärmchen und Beinchen, x-Beine, einen krummen Rücken, eine Knollnase und eine Glatze. Nur um seinen Mund war ein weißer Bart zu sehen und jenen hatte es sich wohl auch unter dem umgestürzten Baum eingeklemmt. Daneben steckte eine Axt, mit der es wohl versucht hatte, den Baumstamm zu zerkleinern. Offenkundig war er dabei gescheitert und hatte sich mit der Axt sein Bärtchen tief in den Stamm getrieben. Es war in abgetragenen Sachen aus Leder und schmutzigem Stoff gekleidet und neben ihm auf dem Boden stand ein kleiner Sack. Außerdem hatte es sie bemerkt und musterte sie aus zusammengekniffenen, schwarzen Äuglein. Natürlich war es Son Goku, der als erster das Wort ergriff. „Hallo.“, lächelte er freundlich und machte einen Schritt auf das Männlein zu. „Hast du dir den Bart eingeklemmt?“ „Siehst du das nicht, du dumme Gans?“, keifte der Zwerg mit einer hohen und bösen Stimme, räusperte sich dann aber und setzte nach: „Anstatt so zu fragen, könntest du mir besser helfen.“ Son Goku kratzte sich am Hinterkopf und begutachtete das Problem. Dabei trat er nach vorne und der Zwerg wurde Vegeta gewahr, der wohlweislich einige Schritte weiter weg blieb. Immerhin hatte ihm der Bär schon gereicht und als er den stieren Blick des Männleins gewahr wurde, verschränkte er blitzschnell seine Arme vor der Brust. „Was gibt’s da zu glotzen?!“, keifte er den Zwerg an, der sogleich zurückkeifte. „Was gibt’s da nicht zu glotzen?! Bedecke dich ordentlich! Hat dir deine Mutter nichts von Anstand und Sitte beigebracht? Oder gehörst du zu den Mädchen, mit denen man PaffPaff machen kann?“ „PaffPaff?“ Vegeta hob irritiert eine Braue. „PaffPaff kenne ich.“, kam es von Goku, der seine Inspektion des Bart-Baum-Problems abgeschlossen hatte. „Aha!“, machte der Zwerg triumphierend. „Käufliche Mädchen, dann lasst mich euch eine Belohnung anbieten, wenn ihr es schafft den Bart, ohne ihn abzuschneiden, zu befreien.“ „Ohne ihn abzuschneiden?“ Goku runzelte die Stirn und sah zurück zum Dilemma. „Das wäre jetzt meine Lösung gewesen.“ „Nicht abschneiden!“, kreischte der Zwerg mit überschlagender Stimme und fuhr zu dem Größeren der beiden herum. Vegeta kam vorsichtig näher, um auch einen Blick auf das Problem zu werfen. Immerhin konnte man von Kakarott nicht erwarten, dass er etwas Schwieriges löste. „Was ist PaffPaff?“, rutschte ihm dabei die Frage heraus, denn es ging einfach nicht, dass Kakarott etwas wusste, was er nicht kannte. Während sich der Jüngere über den Baumstamm beugte, antwortete er ihm. „Etwas, was Muten Roshi und Bulma mal gemacht haben, kurz nachdem wir uns kennengelernt haben. Schien beiden richtig Spaß zu machen.“ „Oh ja, PaffPaff macht Spaß.“, bekräftigte das Männlein. „Bulma und der Alte?“ Vegeta überlegte, was diesen beiden gemeinsam Spaß machen würde und er kam beim besten Willen auf kein Ergebnis. „Und was ist das jetzt?“ Son Goku richtete sich wieder mit grüblerischer Miene auf. Den Baumstamm und die Axt musternd, antwortete er eher abwesend: „So genau hab ich es nicht mitbekommen, war von einem Feuer abgelenkt.“ Vegeta verdrehte die Augen. War ja klar, dass Kakarott die wirklich wichtigen Dinge nie mitbekam, sondern sich immer nur auf Alltägliches und Nebensächliches konzentrierte. Das Männchen versuchte Vegetas Aufmerksamkeit zu erringen. „Ich kann dir zeigen was PaffPaff ist.“ Misstrauisch beugte sich Vegeta zu ihm hinab. Er traute dem Gartenzwerg keinen Meter über den Weg, aber die Neugier zu erfahren, was seine Frau und der alte Lustkreis einmal zusammen getan hatten, war zugegebenermaßen ziemlich groß. „Also, was ist nun PaffPaff? Spuck‘s aus.“ „Das ist nicht so einfach in Worte zu fassen, meine Gute. Ich kann es dir nur zeigen. Also los, los, komm nur und knie dich zu mir.“ Skeptisch hob der Prinz eine Augenbraue in die Höhe. Dass dieses Männlein so versessen darauf zu sein schien, ihm dieses PaffPaff zu zeigen, ließ all seine Alarmglocken ertönen. Er richtete sich wieder auf, maß den Zwerg zu seinen Füßen mit argwöhnischem Blick. Das konnte doch verdammt noch mal nicht so schwer in Worte zu fassen sein! War er denn immer nur von Idioten umgeben? Apropos Idioten. Der andere hatte sich gerade neben das Männchen gehockt, seine Hand grüblerisch ans Kinn gelegt und starrte einfach nur blöd und völlig planlos auf den weißen Bart. Für Vegeta war die Lösung des Problems klar. Es gab keine. Ohne einen Teil des Zwergenbarts abzuschneiden, würden sie ihn da nicht herausbekommen, zumal sie hier die Kraft einer … einer Fliege besaßen. „Was ist denn nun? Willst du es nun wissen oder nicht?“, kam es drängend von dem halben Meter. Nun hatte auch noch Kakarott zu ihm aufgesehen und meinte völlig naiv: „Was ist denn, Vegeta? Lass es dir doch von dem Kerlchen zeigen, wenn du es unbedingt wissen willst.“ „Ja, lass es dir doch von mir zeigen, Fräulein.“ Das … stank doch alles bis zum Himmel! Doch dann sagte der Zwerg etwas, das Vegeta durch Mark und Bein ging und ihn veranlasste, zu seinem Leidwesen wie sich sogleich herausstellen sollte, seine Vernunft über Bord zu werfen. „Angst?“ Mit einem missbilligenden Zischen hockte sich Vegeta ohne ein weiteres Wort neben das Männchen. „Tz, Angst! Als ob! Na los, mach schon.“ „Ein Stückchen musst du schon noch näher kommen…“ Vegeta zögerte, doch wollte er sich das keinesfalls anmerken lassen, also tat er wie ihm das Zwerglein geheißen. Er rückte näher. Mittlerweile starrte auch Kakarott ganz gebannt zu den beiden. Danach ging alles unglaublich schnell. Das kleine Männchen packte Vegetas entblößte Brust an beiden Seiten, knallte seinen Kopf gegen dessen Brustbein, drückte von beiden Seiten zu und bewegte seinen Kopf anstößig und schnell zwischen ihnen hin und her. „Paffpaff!!“, rief er dabei auch noch mit einem so derben Grinsen, hätte Vegeta das gesehen, wäre es mit Sicherheit nur halb so gut für den Zwerg ausgegangen. In der nächsten Sekunde, nein es dauerte nicht einmal so lang, da riss Vegeta seine Augen weit auf als ihm gleichzeitig durch den Kopf schoss, dass Bulma das doch niemals mit dem alten Knacker gemacht haben konnte und dann, dass das doch gerade nicht wirklich passierte, oder?! Dieser grässliche Zwerg konnte es doch nicht wirklich wagen seinen Kopf zwischen SEINE Brüste zu stecken! Sein Kopf nahm eine hochrote Farbe an, nicht des Schams, sondern des puren aufsteigenden Zorns, dann folgte schon ein Faustschlag auf den Schädel des Zwerges, der ihn zurücktaumeln ließ. Gleich darauf sprang Vegeta auf und verteilte wild fluchend Tritte auf das Männchen, das sich nur noch schützend seine Arme um den Kopf schlang. „Du dreckiger, kleiner, perverser Zwerg!!“ „Vegeta!!“ Goku sprang ebenfalls auf, lief so schnell er konnte hinter den zeternden Prinzen, packte ihn unter den Achseln, um ihn von diesem armen Geschöpf wegzuziehen, welches gerade dem gnadenlosen Zorn eines Saiyajins, wenn auch eines schwachen, ausgesetzt war. „Wenn du es noch EINMAL wagst Hand an mich zu legen, dann jag ich dir die Axt in deine hässliche Fresse, du…du abgebrochener halber Meter!!“, keifte Vegeta, während er von Goku immer weiter von dem Zwerg weggezogen wurde. Bis er realisierte, dass es Kakarott gewagt hatte, seine Rache zu unterbrechen, dauerte es eine ganze Weile, in der er ununterbrochen wüste Beschimpfungen ausstieß. Goku hatte indes die größten Schwierigkeiten Vegeta überhaupt von dem umgestürzten Baumstamm wegzuhalten. Als dieser dann plötzlich zu schimpfen aufhörte, sah er seine Chance selbst kurz zu verschnaufen. Sein Griff um den Prinzen wurde lockerer, was wiederum Vegeta ausnutzte, um sich von ihm loszureißen und wieder auf den Zwerg loszustürmen. Goku stürzte hinterher, doch sein Fuß verhedderte sich in einer Wurzel. Er bekam nur noch Vegetas Kleid zu fassen und riss es diesem während seines Falls von den Hüften. Der kam dabei selbst ins Straucheln, konnte sein Gleichgewicht aber gerade noch halten. Er sah an sich hinab, erkannte die Blöße, der er nun ausgesetzt war. Sein Gesicht lief noch röter an, seine Hände schossen um seine Mitte und als er zu dem Zwerg blickte, wurde ein neuer Ausdruck für die Steigerung des Wortes Zorn geboren. Der starrte nämlich mit offenem Mund genau dorthin, wo sich Vegeta gerade eben seine Hände hinhielt und Sabber lief ihm dabei aus dem Mundwinkel und war das Blut, das da aus der Nase lief? Der aufkeimende Ekel in Vegeta begann sich mit der Steigerung des Zornes zu vermischen und pumpte derart viel Adrenalin durch seine Adern, dass er mit Sicherheit mit seinen bloßen Händen einen Baum hätte ausreißen können. Und etwas derartiges tat er schließlich auch. Er ließ seine Arme sinken, ballte seine Hände zu Fäusten und überwand die wenigen Meter, die ihn noch von dem Zwerg trennten. Zielsicher schnappte er nach dem Griff der Axt, die neben dem Männchen im Baumstamm steckte, und zog sie mit einem einzigen, kräftigen Hieb heraus. Danach holte er aus, mit der Absicht diesen Lustmolch einen Kopf kürzer zu machen. Währenddessen war allerdings Goku wieder auf seine Füße gekommen und zu ihnen gelaufen, sodass er Vegeta gerade noch zurückreißen konnte als dieser die Axt auf den Zwerg niedersausen ließ. Dem kleineren Saiyajin entglitt der Griff des schweren Beils, das nun ungebremst auf den Zwerg hinabfiel. Dieser konnte jedoch gerade noch einen Schritt zurückmachen. Dann hörte man nur noch ein lautes 'Ratsch'. Danach war es still. Goku lag mit Vegeta zwischen seinen Beinen auf dem Boden und der Zwerg … schrie lauthals los. „WAS HAST DU GETAN, DU DUMME GANS?! MEIN BART! MEIN WERTVOLLER BART!!“ Denn die Schneide der Axt war auf dem weißen Anhängsel des Zwerges gelandet und hatte ihn ein ganzes Stück kürzer gemacht. Zwar war das Männchen dadurch von dem umgestürzten Baum losgekommen, jedoch schien ihn das im Moment nicht mehr zu erfreuen. „Sei froh, dass es nur deinen Bart erwischt hat, du…du…Giftzwerg!“, rief Vegeta ihm entgegen, während er sich von Goku herunterrollte und auf seine Füße zurückkämpfte. Schlagartig wurde das zeternde Männchen still. Seine Augen wanderten den nackten Körper des Prinzen auf und ab. „Nun gut…sagen wir, wir sind quitt, denn entschädigt hättest du mich ja schon mal…“ Als Vegeta den gaffenden Blick des Zwerges auf seinen Körper und dessen dreckiges Grinsen bemerkte, wollte er schon erneut auf ihn zustürmen, doch dieser schnappte sich bereits seinen kleinen Sack und sprang über den Baumstamm hinweg, Vegeta hinterher. Voller Unglauben, dass es einfach sinnlos zu sein schien, den Saiyajinprinzen von irgendetwas, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, abzubringen, beobachtete Goku den wilden zickzack Kurs der beiden, den diesen hinter dem gefällten Bäumchen abzogen. Abrupte Bremsmanöver, Hände, die in die Luft schnappten, absurde Quietscher, wüste Verwünschungen, ducken, springen, ausrutschen, aufrappeln, anstarren, taxieren, loshechten. Es war einfach zu grotesk, um es wirklich glauben zu können, doch es spielte sich tatsächlich vor Gokus Augen ab. Und für so einen kleinen Kerl, war der Zwerg verdammt flink. Allerdings war Vegeta verdammt stur, und sauer, und diese Mischung brachte ihm schließlich den entscheidenden Vorteil. Er erwischte den Zwerg an seinem Jäckchen, dieser kreischte in einem panischen Falsett auf, starrte zu Vegeta, griff nach seinem Bärtchen und riss sich eines der Haare aus und grinste dabei hinterhältig, ehe er sich einfach in Luft auflöste. Es dauerte einige Herzschläge, in denen Vegeta dastand und seine Hand anstarrte, in der er nunmehr nur noch Luft hielt. Dann, und hätte es in weitem Umkreis irgendein Tier gegeben, dass es gehört hätte, wäre es panisch und schnellst möglich geflohen, durchstieß der Frustrationsschrei des Prinzen den Wald. „WIE ICH DIESE SCHEISS MÄRCHEN HASSE!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)