Angeama - Es war einmal von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 14: Das Feuerzeug - Von Richtern und Soldaten ----------------------------------------------------- Die Kaugeräusche des Hundes ließen die Nackenhaare des Saiyajinprinzen aufrecht stehen. Nachdem der Köter der alten Schabracke an die Kehle gesprungen war, sich in ihr verbissen und ein Stück aus ihrem Hals herausgerissen hatte, war die Hexe umgefallen und hatte nur noch gurgelnde Geräusche von sich gegeben. Ihr Körper lag zuckend in den letzten Zügen, während sich der Hund bereits an ihrem Arm gütlich tat. Blut spritzte aus den klaffenden Wunden und ihr Körper hörte auf zu zucken. Mit einem Ruck seines Kopfes und einem knackenden Geräusch, riss der Köter ihr den Unterarm heraus und machte sich, seinem Befehl folgend, daran, sie zu fressen. Alles von ihr … Vegeta schüttelte sich angeekelt und wandte sich von diesem Spektakel ab. So grauenvoll es auch mitanzusehen war, wie die schrumpelige Alte von dem Hund, der so groß war wie er selbst, aufgefressen wurde, so breitete sich doch ein gewisses Gefühl von … Macht in ihm aus. Er reckte seinen Kopf nach oben und blickte ein letztes Mal mit seinen Augen und von oben herab auf die zerfleischte Leiche zu seinen Füßen. „Genug. Hör auf, Köter.“ Noch kauend und den letzten Rest in seinem Maul hinunterschluckend, setzte sich der mittelgroße Hund auf seine Hinterbeine und starrte Vegeta an. Das Fell um seine Schnauze war dunkelrot eingefärbt, seine Augen groß, rund und schwarz. „Mein Herr?“ „Verschwinde.“ „Wie mein Herr befiehlt.“, sprach der Hund und ward verschwunden. Ließ Vegeta allein mit dem dunkel verfärbten Sand, auf dem sich schon Fliegen tummelten. Etwas … fühlte sich plötzlich falsch an, in ihm falsch an. Sein Herz? Sein Geist? Sein … Gewissen? War da wirklich eine Stimme? Eine so nervtötende Stimme, die ihn anschrie und fragte, was er da gerade getan hatte? Was mit ihm los war? Was das sollte? Kurz strauchelte seine Mimik, der Funke von Entsetzen über sich selbst, spiegelte sich in Vegetas Augen … dann ein Herzschlag, noch einer und der Moment war vorbei. Ein überhebliches Lächeln legte sich auf Vegetas Lippen. „…du glaubst also an mich, Kakarott?“ Er drehte der Leiche den Rücken zu. „…jetzt immer noch?“ Und mit diesen geflüsterten Worten setzte er seinen Weg auf dem hellbraunen, festgestampften Sand fort. Die Sonne neigte sich langsam gen Horizont als Vegeta endlich die Silhouette einer Stadt ausmachen konnte. Er fühlte sich müde, geschlaucht und sehnte sich nach einem Bett. Zum Glück hatte er nicht, wie im roten Ettin, tagelang marschieren müssen. Das hätte ihm noch gefehlt, wieder ewig unterwegs sein zu müssen. Seine Schritte wurden schneller. Er wollte die Stadt unbedingt erreichen, bevor er hier im Dunkeln den Feldweg weiter stolperten musste. Bevor er die Tore des Dorfes passierte, holte er sein blaues Tuch hervor, legte es auf den Boden und dachte an einen kleinen Haufen von Gold-, Silber- und Bronzemünzen und schon erschienen sie. Sie sich in die Taschen seiner Uniform schiebend, richtete er sich wieder auf, verstaute das Tuch sorgfältig in der innenliegenden Tasche und marschierte weiter. In den Straßenlaternen des Ortes waren bereits Kerzen angezündet worden und leuchteten Vegeta zumindest hier den Weg. Kaum ein paar Meter innerhalb der Mauern entdeckte er bereits das wonach er suchte. Eine Taverne. Wo eine Taverne war, war ein Schlafplatz nicht weit. Tief durchatmend, sich den verspannten Nacken reibend, trat er ein. Ihm wehte sofort ein Geruch von Schweiß und Bier entgegen und passend zu dem Geruch war die Taverne vollgestopft mit einem Haufen Männern, die gröllten, sangen und sich laut über drei Tische hinweg unterhielten. Um ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, blickte Vegeta stur geradeaus, zu dem Mann hinter dem Tresen und steuerte zielstrebig auf ihn zu. „Hey du.“ Der Wirt musterte Vegeta, besah sich die schmutzigen Uniform und die noch schmutzigeren Stiefel, verzog das Gesicht und fragte dann missmutig. „Eine Halbe?“ „Ich will ein Zimmer.“ „Aha. Eine Halbe?“ „Nein, ein ganzes Zimmer.“ Irritiert eine Augenbraue hebend ob der seltsamen Antwort, erklärte der ältere Mann: „Wir haben keine, die du dir leisten könntest, Jungchen. Ich kann dir einen halben Liter Bier geben.“ Na bitte … und schon machte sich sein Ausflug in diesen Höllenbaum bezahlt. Ohne den Mann vor sich aus den Augen lassend, griff Vegeta in seine Taschen, holte eine Handvoll Silbermünzen hervor und packte sie auf den Tresen, zu spät bemerkte er, dass sich auch eine Goldmünze dazwischen verirrt hatte. Was soll's, dachte Vegeta, er hatte genug. „Ich sagte, ich will ein Zimmer. Sofort.“ Nicht nur der Wirt bekam große Augen, als ihm die Goldmünze im Haufen ins Auge sprang, auch die Umstehenden warfen Vegeta nun neugierige Blicke zu. „Oh…ich bitte vielmals um Verzeihung, werter Herr. Na…Natürlich habe ich ein Zimmer für Sie.“ „Geht doch.“ Mit einer lässigen Bewegung schob er die Münzen dem Mann entgegen. „Und…ich nehm das Bier auch dazu. Und was zu essen.“ „Natürlich. Selbstverständlich. Wollen Sie es hier einnehmen oder auf ihrem Zimmer?“ „Zimmer.“ „Sehr gerne. Bitte, folgen Sie mir doch.“ Sich das Geld schnappend und in die Taschen stopfend, kam der alte Mann um den Tresen herum und bedachte Vegeta mit einer angedeuteten Verbeugung, dass er ihm nun folgen sollte. Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht folgte ihm der Prinz … so gefiel ihm das. So … konnte es ruhig weiter gehen. Etwa zur selben Zeit, wie Vegeta auf sein Zimmer geleitet wurde, trat Son Goku durch die Tür in Angeama und in das Märchen des Feuerzeugs. Sofort wurde er von dem Sog erfasst. Er wurde durchgeschüttelt, konnte seine Augen kaum offenhalten, hatte das Gefühl sein Körper würde über Geröll und Felder geschleift werden, bis er endlich zum Erliegen kam. „Autsch…“ Er richtete sich auf, griff sich an seine Stirn, prüfte ob er blutete, denn sein Kopf pochte als ob Vegeta zehn Mal dagegen geschlagen hätte. Total benebelt und verwirrt blickte er sich um. Er saß auf einem staubigen Holzfußboden, neben ihm stand ein Holztresen und im restlichen Raum gab es viele kleine Tische mit Stühlen und einigen Leuten in Uniformen, die maulten, sich gegenseitig Dinge zuriefen und sich mit großen Tonkrügen zuprosteten. „Werter Herr“, wurde er von einem Mann angesprochen, der sich zu ihm gekniet hatte und ihn mit besorgtem Blick beäugte. „Ich glaube Sie haben genug für heute.“ „Genug?“ Goku rieb sich über seine Augen, die sich anfühlten, als wollten sie jeden Moment aus seinen Augenhöhlen springen. Der Mann neben ihm griff ihm unter den Arm und zog ihn vom Boden hoch. Als Goku wieder auf den Beinen stand, sehnte er sich sogleich nach dem kühlen Boden zurück, denn da unten war ihm nur halb so schwindlig gewesen. Dann bemerkte er auch noch, dass er in einem langen, schwarzen Kleid steckte. Prima … war er jetzt etwa wieder eine Frau? Aber … hatte der Kerl neben ihm nicht Herr zu ihm gesagt? „Soll ich Ihnen eine Kutsche rufen lassen, werter Richter?“ Ah, na bitte … Richter. Moment … was? Richter? „Ähm…wo…wovon hab ich denn…genug?“ „Nun, vom Met, würde ich behaupten, aber bitte…sollten Sie etwas anders getrunken haben, bezichtigen Sie mich nicht gleich der Lüge.“ „Was? Ähm…nein…alles gut.“ Goku hielt sich mit aller Kraft am Tresen fest. „Soll ich Ihnen nicht doch eine Kutsche rufen lassen?“ „Nein. Aber…danke.“ Mit suchenden Augen sah er sich abermals um. Als er jedoch seinen Kopf zur Seite schwang, schwang noch etwas mit ihm mit. Irritiert, mit dröhnendem Klopfen in seinem Schädel, sah er an sich hinab und entdeckte dichte, weiße Locken die ihm an beiden Seiten vom Kopf herabhingen. Was zum … ? Was war das denn? Zu dem Mann neben sich aufschauend merkte Goku, dass auch dieser Mann so eine seltsame weiße Perücke trug, nur waren dessen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Überhaupt wirkten die Leute hier recht edel gekleidet, entweder in Uniformen, in schwarzen Umhängen oder feinen schwarzen Anzügen. Wo war er denn hier hineingeraten? Von Vegeta gab es jedenfalls keine Spur. Was Goku nicht wusste, der Prinz der Saiyajins schlief sich unweit in dieser Stadt erst einmal richtig aus. Er erwachte erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand und Goku wohl schon seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Gähnend und sich genüsslich reckend, stampfte er in den Schankraum, wo um diese Uhrzeit noch nicht viel los war. Nur ein kleiner Junge, der den Boden wischte und wohl die Frau des Wirtes, welche die Becher polierte, waren zu sehen. Als sie Vegeta erblickte lächelte sie ihn freundlich an. „Guten Morgen der Herr, darf es ein Frühstück sein?“ „Ja, reichlich.“ Dazu legte der Saiyajin eine Silbermünze auf den Tisch, welche in Windeseile in der Schürze der Wirtin verschwand und sie durch einen verschmutzen Vorhang eilte, um der Bestellung nachzukommen. Vegeta setzte sich an einen Tisch und besah sich die Taverne genauer. Am vergangenen Abend hatte er einfach nur nach einem Bett gesucht und nicht weiter auf die näheren Umstände geblickt. Nun aber wurde ihm klar, in was für einer Spelunke er abgestiegen war. Er beschloss zu frühstücken, dann seine Sachen zu packen und sich das Dorf etwas genauer anzusehen. Mit Sicherheit gab es hier noch etwas besseres. Als sein Essen kam verspeiste er das Rührei mit Speck, den halben Laib Brot und dem Käse und stellte fest, dass es ganz gut schmeckte, einen Krug lauwarmen Bieres gab es dazu und die Wirtin schwänzelte die ganze Zeit um ihn herum und fragte ständig, ob sie ihm noch etwas bringen könne. Sich dieser penetranten Aufmerksamkeit sehr schnell entziehend, denn die Wirtin roch nach Schweiß und etwas, was er nicht weiter benennen wollte, zog er sich auf das Zimmer zurück und schlüpfte in seine Uniform. Als er sie über seine Schultern zog und ein paar dehnende Bewegungen machte, hörte er das überlaute Reißen von Stoff. Einfach großartig! Er packte seine Sachen zusammen und ohne der Wirtin auf Wiedersehen zu sagen, verließ er die Taverne. In die Sonne des Mittags tretend hob Vegeta seinen Arm und wurde von einer Wolke aus Geräuschen empfangen. Er stand auf einem großen Platz, unweit des Tores unter welchem der sandige Weg in eine uneben gepflasterte Straße überging. Es gab einen kleinen Brunnen mit einem Becken, aus dem die Zugtiere saufen konnten, Stände an den altertümlichen Häusern und überall wurde etwas verkauft, angeboten oder gefeilscht. Einige Soldaten, in ähnlicher Uniform wie er, machten einem Mädchen Avancen und es war einfach das geschäftige Treiben, wie man es sich auf dem Marktplatz eines Dorfes so vorstellte. Nur das es sich bei diesem Dorf nicht um ein Dorf handelte, eher um seine Stadt. Die Augen mit der Hand beschirmend ließ Vegeta seinen Blick über den langsam ansteigenden Hügel, bis hin zu dem großen Schloss auf dessen Spitze wandern. Die Häuser schienen immer nobler zu werden, je weiter sie sich dem Palast näherten und sahen wirklich prächtig aus. Nun, das war die Gegend, in die es ihn zog. Er richtete sich seine Tasche auf dem Rücken und machte sich auf den Weg. Das Pflaster der Straße wurde besser, die Straßen an sich sauberer, es begegneten ihm weniger Ochsenkarren, vielmehr nun edle Kutschen und die Damen und Herren auf der Straße rümpften die Nase, wenn sie ihn sahen. Vegeta kümmerte sich nicht darum, er suchte einen Schneider. Ein Geschäft, mit einer großen Schere über der Türe schließlich auch findend, betrat er den Laden in welchem es nach bearbeitetem Leder und Stoffen roch. Ein Glöckchen kündigte ihn an und eine nasale Stimme, aus dem hinteren Teil des Ladens, antwortete dem Gebimmel. „Einen kleinen Moment, ich bin sofort bei Ihnen.“ Kurz darauf trat ein sehr großer und dürrer Mann, mit runder Brille, einem gräulichen Spitzbärtchen und einem sehr langen Gesicht, in Vegetas Blickfeld und rümpfte angewidert die Nase. „Mein Herr, Sie haben sich in der Tür geirrt.“ Vegeta wusste wie man mit solchen Leuten umging und zog drei Goldmünzen aus seiner Tasche. „Ich schätze nicht.“ Die Augen des Schneidermeisters wurden riesengroß und er beeilte sich, sich höflich zu verneigen. „Werter Herr, ich bitte vielmals um Verzeihung. Mir war nicht klar, dass das Aussehen Ihrer Kleidung nur von einer langen und beschwerlichen Reise herrühren konnte. Wie kann ein bescheidener Mann wie ich Euch zu Diensten sein?“ „Ich braue eine neue Uniform, für jetzt sofort und dann“, mit einem wissenden Grinsen griff Vegeta abermals in seine Tasche und zog eine ganze Handvoll Goldmünzen heraus. „Noch einige Kleider, perfekt geschneidert für den Alltag, Schuhe und Stiefel und was man in dieser Stadt eben sonst noch so braucht um als ehrbarer Mann zu erscheinen.“ Die Gier in den Augen des Schneiders überlagerte alles andere. „Sehr wohl, sehr wohl.“ „Und wo kann man hier standesgemäß nächtigen und baden?“ „Oh, da dürfte das Gasthaus zur goldenen Greifenschwinge das richtige Etablissement für Euch sein. Dort werdet Ihr hervorragend bedient und oh wartet, ich werde Euch ein Empfehlungsschreiben mitgeben.“ Der Schneider verschwand und kam einige Zeit später mit einem Brief und einer nagelneuen Uniform zurück. Während Vegeta die alte Kleidung achtlos auf den Boden warf, natürlich nicht ohne vorher das blaue Tuch und das Feuerzeug an sich zu nehmen, wurden ihm noch ein paar auf Hochglanz polierte Stiefel gebracht. Der Schneider half ihm diese anzuziehen, bekam dafür noch eine Goldmünze und überschlug sich fast Vegeta die Türe aufzuhalten und ihn mit lauten und ehrerbietigen Gesten aus seinem Geschäft zu entlassen. Das Gasthaus zur goldenen Greifenschwinge erwies sich als ein sehr nobles Haus, mit geschwungenem Dach, einem wunderschönen Garten, Ställen, Pferdeknechten, einem gepflegten Schankraum mit Nischen, die den Gästen die nötige Privatsphäre boten und Zimmerzusammenschlüssen, die einer Wohnung entsprachen. Vegeta hatte sich das Größte davon unter dem Dach gemietet. Es bestand aus einem kleinen Eintrittsraum, von dem man in den sehr groß angelegten Wohnraum kam, der fast den gesamten Platz der Grundfläche einnahm, hinter einer Tür gab es einen kleinen Baderaum mit Zuber und Extrakamin zum warm machen des Wassers und vom Wohnraum führte eine Wendeltreppe direkt unter den Giebel, in welchem sich die Schlafmöglichkeiten befanden. Zu diesen Zimmern gehörten zwei kleine Jungen, welche Vegeta rund um die Uhr zur Verfügung standen. Der Wirt hatte sich geradezu überschlagen, als er das Empfehlungsschreiben in den Händen gehalten hatte, Vegeta diese Unterkunft anzubieten und nachdem Goldmünzen ihren Besitzer wechselten und der Wirt ihm beteuerte, er habe für Wochen im Voraus bezahlt, nahm der Prinz erst mal ein ausgedehntes Bad und ließ sich von den beiden Jungen den Rücken schrubben und bedienen. Ja, so konnte man wirklich leben. Mit dem Wissen aus den vorangegangenen Geschichten, nämlich das sich der Sinn des Märchens früher oder später offenbaren würde, genoss Vegeta diese Zeit des Vergnügens in vollen Zügen … ohne Kakarott. Der war nämlich, auch nach mehreren Tagen noch nicht aufgetaucht und das hob die Laune des Prinzen noch einmal auf ein ganz neues Level. Er machte viele neue Bekanntschaften, von denen nicht wenige Damen im heiratsfähigen Alter waren und ausnahmslos alle bewunderten ihn, huldigten ihm und stimmten ihm in all seinen Ansichten zu. Man fragte ihn sogar um Rat, was er denn von der Politik des Königs halten würde und mit seinen scharfen Äußerungen und seinem schnellen Verstand beeindruckte er so manchen Adligen und Ratgeber des Königshauses, die mit ihm verkehrten. So kam es auch, dass Vegeta von der Tochter des Königspaares erfuhr und dass die Prinzessin noch nie jemand gesehen hatte, da der König sein Töchterlein eifersüchtig hütete. Es gingen sogar schon Gerüchte um, dass er sie deswegen einsperrte, weil er ihr regelmäßig beiwohnte und diese Unzucht niemand mitbekommen sollte. Natürlich kannte Vegeta solche Gerüchte, die gab es über jedes Königshaus und auch sein Vater und er waren davon nicht verschont geblieben. Doch wenn ihm nun solche Dinge zu Ohren kamen, dann hatte das in diesem beschissenen Buch mit Sicherheit einen Sinn. Vielleicht bestand ja seine Aufgabe darin, diese Prinzessin zu finden und zu retten und dann mit ihr den Thron zu besteigen. Aber … bei allem was ihm heilig war … lasst es bitte nicht wieder Kakarott sein! Jeden Abend grübelte er darüber nach, wie er es anstellen konnte in die Nähe des Königs und der Prinzessin zu kommen. Denn dies war ihm bisher noch nicht gelungen. Da hatte ihm all sein Gold nicht weitergeholfen. Apropos Gold … er sollte vielleicht einmal kontrollieren wie viel er davon noch besaß, denn seit er in die noblen Viertel der Stadt gezogen war, hatte er nur noch mit diesen Münzen bezahlt. Die Türe verriegelnd und das blaue Tuch auf dem Boden ausbreitend setzte er sich daneben, legte seine Hand darauf und befahl allem Gold was noch darin war zu erscheinen … es war ernüchternd wenig. Zum Glück war der Baum nicht weit weg und er würde in einem Tag hin und wieder zurückkommen. Aber … was wäre wenn …? Mit gefurchter Stirn griff er nach dem Feuerzeug und klappte es einmal hoch und runter. Wenn die Köter ihm jeden Wunsch erfüllten, dann vielleicht auch den nach Gold. Als der Satz „Befiel mein Herr und ich werde gehorchen“ hinter ihm ertönte, legte sich nur noch ein breites Grinsen auf seine Lippen. Unweit vom Gasthaus zur goldenen Greifenschwinge saß Son Goku in schwarzer Robe und weißer Perücke hinter einem gewaltigen, aus Mahagoni gefertigten Schreibtisch, der auf einem Podest in einem riesigen Saal stand. Vor ihm türmte sich ein Aktenberg, neben ihm saßen weitere Gestalten in schwarzen Roben und weißen Perücken und warteten darauf, dass Goku den Urteilsspruch verkündete, den sie zuvor in einem Hinterzimmer des Gerichtsaals gefällt hatten. „Das…ähm…das hohe Gericht des Königs befindet…ähm…den Angeklagten für…also für schuldig, die drei Äpfel vom Marktstand gestohlen zu haben…“, las Goku seine hingeschmierten Notizen vor, „…und verurteilt ihn zu einem Tag Schande am…Pranger?“ Seit einigen Tagen schon ging er dieser schrecklichen Arbeit nach. Kaum, dass er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, hatte jemand heftig gegen eine Tür geklopft. Er hatte weder gewusst, wo er war, wie er hierher gekommen war, noch was um alles in der Welt er zu tun hatte. Das einzige Gute war wohl, dass die Leute in diesem Märchen ihn jedes Mal mit langen Gesichtern und recht regungslos anstarrten, wenn er scheinbar in ihren Augen dämliche Fragen stellte … was bedauerlicherweise oft vorkam. Nun gut, er war also ein Richter. Der oberste aller Richter, wohlgemerkt. Sein Tag bestand darin sich stundenlang durch Berge von Akten zu wühlen und dann den ganzen Nachmittag in diesem stickigen Gerichtssaal zu verbringen, sich die Verteidigungsreden der Angeklagten anzuhören, manchmal auch die Aussagen von sogenannten Zeugen. Es war auch schon vorgekommen, dass Beklagte nicht erschienen waren oder nicht erscheinen konnten und er in deren Abwesenheit über ihre Bestrafung zu entscheiden hatte. In besagter kleiner Kammer, in der er sich mit den beisitzenden Richtern zur Beratung zurückzog, gab es zum Glück eine Art Strafkatalog, also war Goku zumindest nicht ganz planlos, welche Strafen es hier zu verhängen gab. Wobei dem Saiyajin wirklich mulmig zumute geworden war, als er sich diese zum ersten Mal durchgelesen hatte. Man konnte sie grob in fünf Kategorien einteilen. Ehrenstrafen, wie das Ausharren in einem Käfig, den man über dem Marktplatz aufhing, Geldstrafen, Freiheitsstrafen, Verstümmelungsstrafen, wie das Abhacken der Finger, das Rausschneiden der Zunge oder auch das Blenden der Augen. Zu guter Letzt gab es noch die Todesstrafe in den verschiedensten Varianten, von Köpfen, Hängen bis hin zum Anbinden an ein Pferd und über den Platz schleifen lassen, bis man tot war. Als Goku dann noch die Verbrechen gelesen hatte, wann eine Todesstrafe zu verhängen war, nämlich bei Mord, Brandstiftung und Hochverrat, hatte sich ihm der Magen umgedreht. Dazu kam noch, dass die Strafen mit Zeichnungen versehen waren … Heute hatte sich Goku vehement dafür eingesetzt, dass man über den Dieb der drei Äpfel keine der Verstümmelungsstrafen verhängte, denn das war eigentlich die übliche Strafe für ein solches Vergehen. Einem Dieb wurde die Hand abgehackt oder zumindest ein paar Finger amputiert. Seine Beisitzer waren sichtlich irritiert gewesen, dass Goku eine solche Milde walten ließ, denn scheinbar war er der gefürchtetste Richter am ganzen Königshof, weswegen er wohl vom König auch zu seinem obersten Richter ernannt worden war. Es war eine wahrlich seltsame Rolle, die Goku hier spielen musste und die ganze Zeit hinweg fragte er sich, welchen Sinn es hatte, dass Angeama ihm diese Figur zugewiesen hatte. Noch mehr wunderte es ihn, was um alles in der Welt er hier zu lernen hatte und WO zum Teufel Vegeta steckte! Von einem Feuerzeug, wie der Titel der Geschichte gelautet hatte, war bis jetzt auch nicht der kleinste Anhaltspunkt auszumachen … Der Prinz der Saiyajins war mit dem Verlauf dieses Märchens mehr als zufrieden, denn diese Köter stellten sich als immer praktischer heraus. Binnen kürzester Zeit hatten sie ihm Berge von Goldmünzen gebracht. Somit brauchte er sich über das Problem des ausgehenden Geldes keinerlei Gedanken mehr zu machen. Worüber er sich aber von Tag zu Tag mehr den Kopf zerbrach, war, dass er hier kein Stück vorankam. Nicht, dass er es versucht hätte. Das Nichtstun, das Trinken und in den Tag hineinleben, ohne sich permanent selbst zu pushen, um stärker zu werden oder irgendeinen Sinn, den er sich Tag um Tag immer wieder einreden hatte müssen, hinterher zu jagen, hatte ihm gefallen. Gefiel ihm eigentlich immer noch … Er saß gerade zur Mittagsstunde im Hof des Gasthauses, in dem er nun schon seit zwei Wochen lebte, zurückgelehnt, seine Beine auf dem Tisch überkreuzt und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Eine große Kastanie spendete ihm Schatten zu dieser heißen Tageszeit, vor ihm türmten sich die herrlichsten Speisen und Getränke und er war … allein. Die Leute, die sich abends immer um ihn scharrten, weil er eine Runde nach der anderen ausgab, gingen tagsüber ihren Beschäftigungen nach. Ihm war nur allzu bewusst, dass sie ihn hauptsächlich wegen der Gratismahlzeiten derart anhimmelten, aber das war ihm vollkommen egal. Einige wenige, die selbst etwas im Kopf hatten, hatten gemerkt, dass er nicht nur ein Angeber war, sondern tatsächlich mehr in ihm steckte, aber auch das spielte für ihn keine Rolle. Sie bedeuteten ihm allesamt nicht das Geringste. Überhaupt interessierte ihn zurzeit einfach nichts. Er beugte seinen Kopf leicht nach hinten und sah durch das Blätterdach zum blauen Himmel auf. Diese sich von Tag zu Tag weiter in ihm ausbreitende Leere hatte heute ein besonderes Ausmaß angenommen. Bis jetzt hatte er noch nicht einmal einen Bissen der exquisiten Speisen vor sich genommen. Als seine Augen den grünen Blättern, eines ums andere, folgten, entdeckte er zwischen dem letzten Ast und dem gegenüberliegenden Dachwipfel des Hofes die Spitze des Berges, an dessen Hang das Dorf, rund um das Königsschloss, gebaut war. Dort konnte er auch die Turmspitze besagten Schlosses ausmachen. Dies war nun das dritte Märchen und in jeder dieser Gott verdammten Geschichten wurde er an seine Herkunft erinnert. In jeder schien es einen König zu geben … Prinzen und … Prinzessinnen. Im ersten war er selbst der Prinz gewesen, im zweiten ein armer Bauersjunge, der eine Prinzessin rettete und nun war er ein Soldat, der zu wohl unerwartetem Reichtum gelangt war und dort oben in diesem Schloss gab es eine Prinzessin, die nie jemand zu Gesicht bekam. Ja, so langsam wurde Vegeta der Sinn dieses Märchens klar, doch alles in ihm sträubte sich dagegen, dieser Intuition zu folgen. Der Intuition, dass er an die Prinzessin rankommen musste, sie wohl aus den Fängen ihres bösen Vaters zu befreien hatte und dann selbst König werden würde. Und falls Kakarott ihm in dieses Märchen gefolgt war, dann war er sich zu hundert Prozent sicher, nein, eher zu tausend Prozent sicher, dass er die Prinzessin sein würde. Was DAS jedoch für einen Lerneffekt haben sollte … dies war etwas, dass sich ihm absolut nicht erschloss. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. Schon wieder dachte er über seinen einzigen, dämlichen Artgenossen nach. Wann hatte es nur angefangen, dass sich sein ganzes Leben immer nur um diesen Vollidioten drehte?! Frustriert nahm er die Füße vom Tisch und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. So wie es im Moment lief, konnte er jedenfalls nicht ewig weiter machen. Nicht wissend, ob er nun dieses Märchen oder sein echtes Leben meinte, zog er sich in seine Gemächer zurück. Sein Entschluss stand fest. Heute Nacht würde er endlich die Geschichte vorantreiben. Diese Köter waren mit Sicherheit nicht nur dazu da, ihn mit Gold zu versorgen. Man konnte sie mit Sicherheit auch für andere Dinge einsetzen. Eine Prinzessin, die niemand jemals zu Gesicht bekam? Das ließ sich mit Sicherheit ändern, ob sie nun Kakarott war oder nicht … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)