Angeama - Es war einmal von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 12: Es war einmal ... ----------------------------- Sie waren wieder hier … in dieser endlosen Schwärze und neben ihnen klaffte die geöffnete Türe des letzten Märchens, oder auch Bodenklappe … wie man es eben nennen wollte. Ein wenig irritiert über das Herauskommen aus dem roten Ettin beugte sich Son Goku über das Rechteck im Boden und spähte nach unten. Wirklich verrückt, aus seiner jetzigen Perspektive sah das Ganze aus wie sein senkrechter Schacht. „Wie bist du denn darauf gekommen, dich so komisch da heraus zu ziehen?“ Vegeta erhob sich und ging um Goku herum. „Ich gebrauche eben einfach meinen Kopf, Kakarott. Und jetzt weg mit deinem, bevor ich dir zum dritten Mal den Arsch retten muss.“ Der Angesprochene sah auf und konnte besagtes Körperteil grade noch wegziehen, bevor ihm die Türe darauf geschlagen wäre. Vegeta hatte sie schwungvoll zugeschmissen und es knallte hörbar in der Leere des Raumes, als sich das Märchen schloss und die Tür kurz darauf einfach verblasste. Der Knall verklang und es wurde still zwischen den beiden. „Sag mal“, durchbrach der Jüngere schließlich die Stille. „Wie hast du es geschafft diesen Ettin zu töten?“ „Hab ihm den Dolch in beide Augen gerammt.“ „Den Dolch von mir?“ „Ja…“, antwortete Vegeta kurz abgebunden. Goku sah auf und rieb sich verlegen über den Hinterkopf. „Oh man…ich habs in diesem Märchen wohl schon wieder ziemlich vermasselt, was? Aber…wenn dir der Dolch geholfen hat, dann hab ich wenigstens irgendwie dazu beigetragen die Geschichte zu beenden…“ Vegeta konnte sich nicht helfen, aber irgendetwas an der Art WIE Kakarott das sagte, kam ihm seltsam vor. Fragend hob er eine Braue an. „Willst du mir damit irgendwas sagen?“ „Ähm...“ Der Größere wich Vegetas Blick aus. „Spuck‘s schon aus, Kakarott!“ Er hatte echt keinen Nerv für so ein Herumgetue. Nicht nach diesem Märchen, nicht nachdem sie Monate … fast ein ganzes JAHR!, da drin gewesen waren. Bulma würde ihn umbringen! Die Triade, die sie ihm halten würde, konnte er sich jetzt schon ausmalen. Gott verdammt, was, wenn sie überhaupt nicht rauskamen oder gar hier drin starben?! So wie du in dem Märchen?, fragte ihn plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. War er überhaupt gestorben? Er hatte ja nicht mal eine Ahnung, was genau da zum Schluss passiert war. Eine Gänsehaut, gleich einem Ameisenheer, jagte seinen Rücken hinunter und er verbat sich schnell weiter darüber nachzudenken. „Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren, also raus damit!“ „Na ja“, Son Goku rieb sich wieder über den Nacken und vermied es auch weiterhin Vegeta direkt anzusehen. „Ich hab in diesem Märchen nicht wirklich etwas hinbekommen. Ich konnte Mutter...Moira nicht das Wasser bringen und die Fragen des Ettins habe ich auch nicht beantworten können.“ Ein verächtliches Schnauben entkam Vegetas Kehle. „Wieso wundert mich das nicht…“ Gokus Kopf schoss zum Älteren. „Hast du sie denn beantworten können?“ „Sicher.“ „Und was waren die Antworten?“ Echt jetzt?! DAS wollte Kakarott wissen? Aber da er wusste, dass der Jüngere keine Ruhe geben würde, bis er es ihm sagte, antwortete er lieber gleich, als dass es wieder in eine Diskussion ausartete. „Höhle, Meer, Weizen.“ Kurz grübelte Goku über diese Antworten nach und grinste dann verlegen. „Da wäre ich nie drauf gekommen.“ Seine Arme verschränkend erzählte der Saiyajinprinz fast beiläufig: „Es war eigentlich ziemlich einfach. Ich bin auf meinem Weg zum Schloss an allem vorbei gekommen und den Weg dorthin hat mir so nen alter Kerl mit Schafen gesagt.“ „Echt? Dem bin ich auch begegnet…“ Wieder begann Goku zu grübeln. „Komisch, ich bin auf meinem Weg zum Schloss weder an einer Höhle, noch an einem Meer, noch an Weizen vorbei gekommen. Ich bin nur so komischen Tieren begegnet, die mich fast umgebracht hätten.“ „Hast der Kerl dir denn nicht den Weg beschrieben?“ „Doch schon…“ „Aber?“ „Naja…beim Fluss bin ich links abgebogen, weil ich furchtbaren Hunger hatte und dachte, ich könnte die Tiere vielleicht erlegen von denen mir der alte Mann erzählt hat.“ „Hunger? Hat der Typ nicht sein Essen mit dir geteilt?“ „Doch, aber das war nicht viel und von Moiras Brot hatte ich nichts mehr. Deswegen war ich da echt hungrig.“ Mit einem verlegenen und entschuldigenden Grinsen sah Goku zu Vegeta hoch, der seine Arme immer noch verschränkt hatte. „Tut mir echt leid Vegeta...wenn ich auf den Alten gehört hätte, dann hätte ich das Märchen vielleicht früher beenden können. Aber ich hatte einfach so furchtbaren Hunger. Wenn ich gleich am Anfang nicht so schusslig gewesen wäre und nicht so viel Wasser auf dem Weg zu Moira verloren hätte, dann wäre das Brot vielleicht größer geworden und alles wäre anders gekommen. Hat dein Brot auch so lange gehalten und nicht geschimmelt?“ Während Son Goku berichtete, hatte es in Vegetas Nacken begonnen zu kribbeln. Das Wasser, verdammt. Dass Kakarott kein großes Brot hatte mitnehmen können, war dem zersprungenen Krug zu verdanken, den er absichtlich angeknackst hatte. Wenn er das nicht getan hätte, wäre das Brot größer gewesen, Kakarott hätte keinen Hunger gehabt, wäre dem richtigen Weg gefolgt, hätte vielleicht die Antworten gewusst und sie wären womöglich sehr viel schneller aus dem Märchen raus gekommen. Seine Finger und seine Braue zuckten und er presste die Lippen zusammen, als ihm klar wurde, dass es im Endeffekt wohl seine Schuld gewesen war, dass sie dort so lange festgesteckt hatten. „Vegeta? Hey, Vegeta?!“ Kakarotts Hand fuchtelte vor seinem Gesicht herum und der Prinz machte einen erschrockenen Schritt zurück und starrte den Größeren entgeistert an. „Alles okay?“ „Ja, natürlich!“, keifte er zurück und wandte sich von seinem Rassenmitglied ab. Das war doch wirklich nicht zu glauben! Seine Schuld … von wegen! „Ähm...also war das mit deinem Brot auch so wie bei mir?“, wiederholte Goku die Frage, welche Vegeta wohl nicht erreicht hatte. „Wen interessierts? Das Märchen ist vorbei. Fertig.“ „Oh...okay...“ Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig … nein, nein er würde nicht fragen! Mit Sicherheit nicht! Den Kopf leicht zu dem jüngeren Saiyajin drehend, musterte er dessen Gesicht. Den bedrückten Ausdruck darin, der so vollkommen untypisch war. Vierundzwanzig, fünfundzwanzig, sechsundzwan... „Verflucht nochmal Kakarott, was zur Hölle ist los mit dir?! Seit wann bist du so weinerlich unterwegs?! Da wird einem ja schlecht!“ Die sonst so freundliche Miene des Jüngeren, welche zurzeit einen sehr nachdenklichen Ausdruck trug, versteinerte. „Das brauch ich dir wohl kaum zu sagen, wenn es dich eh nicht interessiert.“, gab er patzig zurück und Vegeta atmete tief und genervt ein. „Wenn du es nicht tust, dann kommt das im dümmsten aller nur möglichen Momente wieder auf den Tisch. Das ist immer so bei dir!“ „Na fein, dann ist das eben so. Was interessiert’s dich? Ist dir doch eh egal!“ Irgendwann war das Maß von Vegetas abwertendem und vor allen Dingen abweisenden Verhalten eben auch einfach mal voll. „Du wirst mir damit aber ewig auf die Nerven gehen!“ „Dann geh ich dir halt ewig auf die Nerven!“ „Darauf hab ich aber keinen Bock!“ „Mir doch egal! Ich bin dir ja auch egal!“ „Bist du nicht!“ Stille. Eine lange Stille. Eine sehr lange Stille, in der beide begreifen mussten, was da grade gesagt worden war. Goku starrte wie gebannt auf Vegeta, der dem Jüngeren, gleich nachdem ihm diese Worte herausgerutscht waren, den Rücken zugekehrt hatte. Das Herz des Prinzen pochte wie wild und alles in ihm wollte die gesagten Worte wieder in seinen Mund zurückstopfen. Er hoffte inständig, dass … dass Kakarott es vielleicht gar nicht gehört, nicht verstanden hatte, auch wenn ihm bewusst war, dass dem sicher nicht so sein würde. Und Kakarotts folgende Worte, ließen ihn nur seine Augenlider aufeinanderpressen. „Ich…ich bin dir…nicht egal...?“ „…lass uns…einfach weiter machen.“, kam es nach einer Weile brummend vom Prinzen, die Frage seines Artgenossen ganz bewusst ignorierend. Scheiße verflucht, als ob er sich diese Blöße noch einmal geben würde! Natürlich war Kakarott ihm nicht egal! Irgendwie…irgendwas…bedeutete er ihm, verdammt noch mal! Vegetas grummelnde Art entlockte dem Jüngeren ein kurzes Lächeln und er erinnerte sich an den Moment in Aschenputtel, wo sie beide auf dem Boden gesessen hatten und es irgendetwas gegeben hatte, was sie plötzlich verband. Ihn wollte das Gefühl einfach nicht loslassen, dass da noch etwas war, dass sie besprechen sollten … mussten. Dass da noch so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen lag … „Vegeta.“ „Was ist denn noch?!“ Endlich drehte sich der Prinz wieder um und bedachte ihn mit einem genervten Gesichtsausdruck. „Ich...also...“, Goku holte tief Luft. „Ich hab einfach nur das Gefühl, ziemlich unnütz zu sein. Weder im ersten Märchen noch im Zweiten konnte ich wirklich etwas tun. Du hast beide gelöst. Irgendwie fühlt es sich so an, als könnte ich einfach nichts tun und das...bin ich nicht gewohnt.“ Außerdem war da noch dieser Moment gewesen … zwischen ihnen … der Moment im Märchen des roten Ettins bevor sie sich getrennt hatten. Was Vegeta ihm da offenbart hatte, wie er über ihn und seine Arbeit dachte … das hatte ihn … extrem verletzt. Und diesmal war sich Goku sicher, dass dieses Gefühl nicht seiner Figur entsprochen hatte. Eine Ader begann auf Vegetas Schläfe zu pulsieren. Diese gefühlsduselige und unsichere, weinerliche Art des Jüngeren begann ihn immer mehr auf die Palme zu bringen. Was zur Hölle wollte Kakarott denn jetzt von ihm hören?! Dass er im ersten Märchen eben ein schwaches Mädchen gewesen war und er es im Zweiten ihm zu verdanken hatte, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte, weil er diesen bescheuerten Krug kaputt gemacht hatte?! Sollte er ihn jetzt aufbauen und bauchpinseln, oder was?! Sollte er ihm sagen, dass er es bestimmt in den nächsten Märchen besser machen würde?! Das alles gut werden würden?!! Soweit kam’s noch! Seine Augen wurden kalt. „Ich bin eben besser als du. Daran solltest du dich lieber ganz schnell gewöhnen, Kakarott. Wenn du was richtig machen willst, dann hältst du dich in Zukunft einfach zurück und lässt mich machen. Ohne dich wär ich wahrscheinlich schon längst hier raus. Immerhin stecken wir wegen DIR schon so beschissen lange hier drin fest!“ Solche Worte war Goku von Vegeta gewöhnt … früher. Aber schon während der Kämpfe um Boo hatte er geglaubt … nun ja, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte. Auch in Aschenputtel hatte er das geglaubt, doch jetzt … jedes dieser Worte tat weh, richtig weh. „…so viel zu dem, dass ich dir nicht…egal bin…“, murmelte Goku leise vor sich hin und kehrte dem Prinzen den Rücken, was Vegeta erst richtig auf die Palme brachte. „Das darf doch nicht…das…“ Der Körper des Prinzen begann aufgebracht zu zittern. Er ballte seine Hände, rammte sich die Nägel in seine Handflächen, um dem Drang zu unterdrücken, dem Größeren von hinten an die Gurgel zu springen. Wie konnte es sein, dass Kakarott bis jetzt keine einzige seiner wenigen grauen Gehirnzellen dazu verwendet hatte, um darüber nachzudenken, dass sie schon seit MONATEN hier drin festsaßen?! Interessierte den Jüngeren wirklich nur, ob er ihn…ob er ihn mochte, oder was?! Dabei waren da noch verflucht viele Türen, die auf sie warteten! Verdammt, war er denn der Einzige, der sich fragte, ob sie hier vielleicht auch … FÜR IMMER feststecken konnten?! Dass sie vielleicht erst wieder rauskämen, wenn sie steinalt waren?! Wenn alle, die sie kannten ebenso alt oder bereits tot waren?! DARÜBER sollte sich Kakarott verdammt nochmal Gedanken machen und nicht darüber, ob er ihm egal war oder dass es doch ach so schwierig für ihn war ohne seine hirnlosen Kräfte auszukommen! Ja … Vegeta kochte vor Wut. Noch mehr, als er die folgenden, sichtlich eingeschnappten Worte seines Rassenmitglieds vernahm … „…Cernunnos, Opa. Wir sind…fertig.“ Die Betonung des letzten Wortes war es, die Vegetas Zähne knirschen ließ. Er konnte noch nicht mal sagen warum, aber diese Mischung aus … trotzigem Kind, verheulter Ehefrau und … Kakarotts eigener eingeschnappter Stimmlage, war einfach nur erbärmlich und armselig. Aber wenn der Jüngere nun eingeschnappt war, oder sauer, umso besser … dann würde er ihm hoffentlich nicht weiter auf die Nerven gehen. Vegeta verschränkte seine Arme und drehte nun auch Kakarott den Rücken zu, um diesen nicht mehr ansehen zu müssen. Dann entstand wieder diese fast greifbare Stille zwischen ihnen beiden und … zwischen ihnen und Angeama. „Ich sagte, wir sind FERTIG!“, wiederholte Son Goku, diesmal lauter. Für einen kurzen Moment erwischte sich Vegeta, wie er sich zu dem Jüngeren umdrehte und auf dessen geballte Fäuste starrte. Schnell wandte er sein Gesicht wieder ab. Und wenn schon … Es blieb abermals still. „FERTIG!!!“, brüllte Goku schließlich noch einmal und mit allem, was seine Lungen hergaben. Und diesmal erfolgte endlich eine Reaktion. Die beiden Saiyajins hörten Stimmen aus der Schwärze. „Prima. Das haben Sie ja bestens hinbekommen, Herr Cernunnos.“, ertönte Opas Stimme. „Hast du mir irgendwas zu sagen, alter Mann?!“, kam es herrisch vom Herrn der Anderswelt. „Sie sehen doch, was Sie damit angerichtet haben, dass Sie die beiden in ein Märchen gezwungen haben, welches nicht ihrer Wahl entsprach!“ „Die beiden haben ihre Lektionen gelernt und nur darauf kommt es an!“, verteidigte sich Cernunnos. „Ich sehe keinerlei Einsicht bei den Herrschaften.“, hielt Opa dagegen. „Weil du einfach keine Ahnung hast! Aber wie denn auch bei deinen weichgespülten Märchen!“ „Weich…weichgespülte Märchen? Ich muss doch sehr bitten, Herr Cernunnos!“ „HEY!“, rief Vegeta dazwischen. „Wie wäre es, wenn ihr euch streitet, während wir im nächsten Märchen sind?! Ich will hier nämlich irgendwann Mal auch wieder raus, verdammt!“ Und wieder kehrte Stille ein. Vegeta blickte sich in allen Richtungen um, doch da war einfach nichts. Kein Opa, keine Hirschkuh, keine Türen. Als er sich um sich selbst drehte, erschien unweigerlich Kakarott in seinem Sichtfeld, der sich auch gerade umgedreht hatte. Ihre Blicke trafen sich. Ihre Mienen verhärteten. Der eine war verletzt, der andere sauer. Ohne dass sie es selbst merkten, wurde ihr Mienenspiel identisch. Selbst ihre Körper reagierten gleich. Ihre Hände ballten sich noch fester zusammen, ihre Arme spannten sich stärker an und instinktiv nahmen sie eine Kampfhaltung ein, fixierten sich, machten sich bereit für einen Angriff. Es fehlte nur ein Funken und die aufgeladene Luft um sie herum würde sich entzünden. „Meine Herren, ich bitte Sie. Lassen Sie doch diese Differenzen. Immerhin müssen Sie das nächste Märchen wieder gemeinsam bestreiten.“ Über ihnen in der Schwärze schwebend erschien der grüne Ohrenbackensessel mit dem Häkeldeckchen, Opa und dem Tisch mit der Buntglaslampe. „Lass sie doch. Wenn sie sich gleich hier prügeln wollen, dann haben sie es wenigstens gleich hinter sich und wir können zusehen. Ich setz ja auf den Größeren, der andere erscheint mir einfach … zu klein.“, kam die gehässige Antwort Cernunnos und jener erschien ebenfalls in seiner kleinen, normalen Gestalt, das Buch unter dem Arm. Opa seufzte tief. „Das ist aber nicht der Sinn hinter Angeama.“ Cernunnos Quastenschwanz peitschte durch die Schwärze. „Angeamas Sinn ist bei jedem Besucher anders. So wie jedes Märchen und jede Geschichte seine eigene Moral hat. Also LOS!“, feuerte sie Cernunnos an. „Wenn ihr euch schlagen wollt, dann nur zu, es hindert euch keiner daran!“ Zwei Energieattacken blitzen durch die Finsternis und sowohl Opa als auch Cernunnos konnten ihnen gerade noch ausweichen. Sie kamen von beiden Saiyajins. „Schnauze da oben!“, brüllte Vegeta. „Wir klären das schon!“, kam es gleichzeitig von Son Goku. Cernunnos und Opa warfen sich selbstredende Blicke zu und beobachteten das Geschehen weiter. Die beiden Saiyajins hatten sich wieder einander zugewandt und starrten sich an. „Du willst mir doch was sagen, Kakarott! Spuck es endlich aus! Ich hasse es mich zu wiederholen!“ „Und ich hasse es so langsam wie du mit mir umgehst, Vegeta!“ „So? Wie geh ich denn mit dir um?“ „Wie mit einem kleinen Kind!“ „Das bist du doch auch!“ Goku knirschte mit den Zähnen. „Siehst du? Ein Erwachsener würde nun sagen, was er zu sagen hat. Aber das kriegst du ja nicht hin, weil du die Freundlichkeit in Person bist! Seht mich an“, äffte Vegeta Gokus Stimme nach. „Ich bin der gütige Saiyajin, der Wohltäter der Erde! Ihr müsst mich alle mögen und ich will euch alle als Freunde haben!“ Er verfiel wieder in seine normale Sprechart. „Weißt du was Kakarott? DAS geht mir schon seit Jahren auf die Nerven!“ „Du bist so ein arrogantes Arschloch, Vegeta!“ „Ich bin eben ein Prinz. Da gehört sich das so.“ „Ich kann dein bescheuertes Prinzengelabber nicht mehr hören! Ständig hältst du mir das vor!“ „Es ist eben die Wahrheit. Ich bin ein Prinz, du ein Bauer, der im Dreck wühlt!“ Son Gokus Antwort bestand in einem wütenden Schrei, mit dem er auf den Älteren zusprang. Die Faust zum Schlag gegen Vegetas Gesicht gehoben, kollidierten die beiden miteinander. Vegeta hob seinen Arm, blockte, griff mit seiner freien Hand nach Gokus Arm, drehte sich und katapultierte den Jüngeren über seine Schulter, schickte ihm Energiekugeln hinterher und sprang ihnen nach. Die Attacken trafen auf Gokus gekreuzte, blockende Arme, doch kaum waren sie explodiert schoss der Prinz durch die Reste der Explosion auf den Jüngeren zu und landete einen Volltreffer in sein Gesicht. Goku wurde herumgewirbelt, nutze die Drehung, duckte sich und hämmerte Vegeta seinen Ellbogen in den Magen, schoss nach oben und landete mit seinem Schädel nochmal einen Treffer unter Vegetas Kinn. Der Prinz fluchte und seine Lippe platze auf, doch sein Unterarm legte sich wie ein Schraubstock um Kakarotts Kehle und sein anderer umschlang Brust und Arme des Jüngeren und hielt sie gefangen. Dem zurückfliegenden Kopf wich er aus und grinste boshaft, als er zudrückte und Knochen knirschen hörte. Goku fackelte nicht lange, richtete seine Handflächen nach hinten auf Vegetas Körper aus und schoss zwei gigantische Energiebälle ab, die zwischen ihren Körpern explodierten. Zwar zerfetze das seine Kleidung und den Rücken komplett, aber es sprengte auch Vegeta von ihm los. Vor Schmerz keuchend, wichen beide auseinander. So lädiert wie Gokus Rücken aussah, so lädiert war Vegetas Brust. „Na das nenne ich mal ein Spektakel. Die beiden sind ja besser als ich gedacht habe.“, grinste Cernunnos und ließ in seiner Hand eine Borkenrinde erscheinen, in der sich eine bunte Mischung an Beeren befand. „Auch welche?“ Er hielt sie Opa hin, der den Kopf schüttelte. „Ich finde das ziemlich traurig, wo sie doch eigentlich Freunde sind.“ „Freunde“, Cernunnos schnaubte. „Freunde sind nur Feinde, die man sich noch nicht zum Feind gemacht hat, weil man noch nicht gegen sie gewinnen kann.“ „Eine sehr archaische Weltansicht, werter Herr Cernunnos.“ „Eine Realistische, wenn du mich fragst. Oh schau!“, er zeigte auf die beiden Kämpfenden. „Das war von diesem Son Goku ein wirklich guter Schlag. Wie er durch die Luft geflogen ist, aber Vegeta hat gut gekontert, indem er ausgewichen ist, ihn am Fuß gepackt und auf den Boden gedroschen hat. Sehr schön … ach, ich war ja für den anderen … mhm.“ Fasziniert beobachtete der Herr der Anderswelt, wie die Saiyajins sich ein schnelles Duell mit Fäusten und Beinen lieferten und wie es nun Goku war, der Vegeta mit seinem größeren Körper auf dem Boden fixierte. Sich auf seine Hüften setzend, die Oberschenkel mit seinen Unterschenkeln und Füßen zu Boden drückend und seine Handgelenke festhaltend, machte er ihn komplett bewegungsunfähig. Was dem Prinzen stank wie sonst was. Ganz untypisch war Gokus Gesicht, das extrem wütend und ernst aussah. „So, jetzt wirst du MIR mal zuhören, Vegeta!“ „Ach?! JETZT willst du den Mund aufmachen?! Das…DAS KANNST DU VERGESSEN!!“, fauchte der Prinz, während er sich aus dem Griff des Jüngeren zu befreien versuchte. Wäre doch gelacht, wenn er es hier, wo er im Besitz seiner ganzen Kräfte war, nicht schaffen würde, Kakarott von sich abzuschütteln! Diesmal würde er sich nicht so einfach von ihm fixieren lassen wie im roten Ettin! Mit einem lauten Aufschrei erzeugte Vegeta eine gewaltige Druckwelle, indem er all sein Ki auf einmal aus seinem Körper freiließ und sich in einen Super-Saiyajin verwandelte. Nicht damit rechnend wurde Son Goku von Vegeta weg katapultiert. In der nächsten Sekunde war der Prinz wieder auf den Beinen und schoss Goku hinterher. „Huch? Was ist das denn?“, fragte Cernunnos und klang richtig aufgeregt, stopfte sich dabei auch gleich ein paar Beeren in den Mund, während Opa auf seinem Ohrenbackensessel vorgerückt war und Vegeta über seine Brille hinweg fasziniert musterte. „Interessant. Höchst interessant.“ Goku hatte es geschafft in der Luft zu stoppen, bevor er auf dem Boden aufgeschlagen wäre. Wütend darüber, dass Vegeta ihn so überrumpelt hatte, wollte er landen, doch Vegetas Schlag traf ihn ungeblockt in den Magen. Sich diesen haltend ging er in die Knie und krümmte sich zusammen. Das Gesicht vor Schmerz verziehend sah er auf. „Ernsthaft, Vegeta?! Du setzt den Super-Saiyajin gegen mich ein?!“ „Wieso nicht?! Ich zeig meinen Gegnern wenigstens, was ich WIRKLICH drauf ab!“ „Was…was soll das denn jetzt heißen?“ Der Ältere packte den Knieenden am Kragen und zerrte ihn zu sich hoch. „Das weißt du GENAU!“ Ihre Gesichter kaum voneinander getrennt starrten sie sich an. Nein, er wusste nicht was Vegeta meinte. Er konnte es sich wirklich nicht … Moment! „Bist du etwa…?“ Seine Augen weiteten sich. „Immer noch? Wegen dieser alten Geschichte?“ Vegetas Gesicht versteinerte. Alte Geschichte … das war es für Kakarott? Eine alte Geschichte?! Wie … wie konnte dieser Arsch das einfach so abtun?! Ja, er hatte sich vielleicht damit abgefunden, dass Kakarott der Stärkere von ihnen beiden war, womit er sich aber NICHT abgefunden hatte, war, dass Kakarott ihn während ihres Kampfes zu Babidis Zeiten, einfach von vorne bis hinten verarscht hatte! Das er ihm NICHT gezeigt hatte, dass er längst stärker war und über den zweifachen Super-Saiyajin hinausgewachsen war. DIESE Schmach … diese Demütigung, dass er Vegeta ernsthaft hatte glauben lassen, dass sie sich ebenbürtig gewesen waren … war alles andere als eine ALTE GESCHICHTE! Scheiße verflucht, er hatte sogar seine Seele verkauft, um auf Augenhöhe mit Kakarott kämpfen zu können und der hatte einfach … Kakarott hatte … den Dreifachen die ganze Zeit in der Hinterhand gehabt! Damit hatte er sich nicht abgefunden! Oh nein! Das lag zwischen ihnen, würde immer zwischen ihnen liegen! Das ganze verfluchte letzte Jahr hatte er wie ein Besessener trainiert, um wieder zu dem Jüngeren aufzuschließen! Und dann … hatte er sich und den Sinn des Ganzen irgendwann in dieser Zeit verloren, hatte nicht mehr gewusst, wofür er das überhaupt tat … wem er überhaupt noch etwas beweisen wollte. Aber all das reichte seinem Artgenossen ja nicht. Nein! Kakarott hatte ja während des letzten Märchens genau in dieser Wunde rumbohren müssen. Hatte sein Leben als sinnlos bezeichnet! Behauptete ständig, dass er nur so viel wert war wie ein elender Bauer! Und jetzt … jetzt sagte er ihm, dass das ohnehin nur … eine alte Geschichte war, die es nicht wert war aufgewärmt zu werden?! Noch deutlicher als in den letzten Minuten hätte Kakarott ihm nicht sagen können, dass er ihn als Witz betrachtete … „Gott, du kotzt mich so an!“, fauchte er und verpasste Kakarott noch einen Schlag in den Magen, ehe er ihn losließ. Mit einem leisen, verächtlichen Zischen verschwand die goldene Aura um ihn. Seine Haare wurden wieder schwarz, genauso wie seine blauen Augen. Kakarott hatte also ein Problem damit, dass Vegeta ihm das Gefühl vermittelte, er sei ihm egal? Natürlich war er ihm NICHT egal, denn dafür … hasste er ihn zu sehr. „Oooh was macht der Kleine denn jetzt? Ist es etwa schon vorbei? Dabei sah es gerade so vielversprechend aus.“, jammerte Cernunnos. Sein Quastenschweif peitschte unruhig hin und her. Opa hingegen schüttelte frustriert seinen Kopf. Da lief etwas völlig falsch. Die beiden hatten zwar erst zwei Märchen hinter sich gebracht, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass die Beziehung der werten Herren ganz fürchterlich bröckelte und das mussten sie wieder in Ordnung bringen. ER musste das wieder in Ordnung bringen und zwar schnell, bevor … sich noch jemand einmischte. Sich umsehend und vergewissernd, dass der Herr der Anderswelt und er immer noch alleine waren, beugte er sich vorsichtig zu Cernunnos hinüber. Er achtete penibel darauf, dass sein Genosse immer noch von den beiden Saiyajins abgelenkt war und schnappte sich mit einem gezielten Griff das Buch unter Cernunnos Arm. Bevor der Herr der Anderswelt realisierte, was Opa da gerade getan hatte, wurde Angeama bereits auf dessen Schoß aufgeschlagen. Noch auf den Knien ruhend und sich den Magen reibend, betrachtete Goku Vegetas Kehrseite. Die Worte des Älteren hatten ihn, endlich mal, dazu gebracht wirklich nachzudenken. Gerade nach den letzten beiden Märchen und dem Moment in Aschenputtel, in welchem sie sich nähergekommen waren, in welchem er Verständnis aufgebracht hatte für … einen Prinzen, hatte er da nicht sogar gesagt, dass er öfter auf ihn hören wollte? Im Ettin war es schlussendlich auch Vegeta gewesen, der die Geschichte beendet hatte. Außerdem erinnerte er sich noch an diesen Satz … auch wieder aus diesem Moment in Aschenputtel ‚...außerdem kenne ich so eine Schwäche...‘, ‚Woher?‘, hatte er selbst gefragt … und dann dieses eine Wort von Vegeta: ‚Freezer'. Goku senkte den Kopf und erhob sich, starrte dabei mit nachdenklichem Gesicht auf den schwarzen Boden und in seinem Nacken stellten sich alle Härchen auf, als ihm plötzlich klar wurde … er hatte Vegeta nie nach dieser Zeit gefragt. Nicht, dass der Ältere den Eindruck gemacht hätte, ihm zu antworten, wenn er danach gefragt hätte, aber … wenn Vegeta mit seiner Antwort wirklich andeuten wollte, dass er unter Freezer etwas Ähnliches erlebt hatte, wie er, Goku, unter dieser Furie Viktoria … dann … dann … oh Gott … Vegeta hatte Jahre … JAHRZEHNTE unter Freezer gedient. Und er … er hatte nie … er hatte sich darüber nie Gedanken gemacht. Der Saiyajinprinz war mit ihnen auf die Erde gekommen, hatte nicht angefangen alles zu zerstören und damit war für Goku die Sache erledigt gewesen. Gut, es ging damals alles Schlag auf Schlag mit Cell und danach war er ja tot gewesen, aber … in der Zeit bis zu den Cyborgs … selbst da hatte es für ihn nur das Training mit Son Gohan und Piccolo gegeben … er hatte nicht einmal versucht mit Vegeta zu trainieren. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, wurde ihr Duell bei Babidi plötzlich etwas ganz anderes, als einfach nur ein Duell unter gleichwertigen Gegnern. Er hatte nur einen fairen Kampf mit Vegeta gewollt. Ein Duell auf Augenhöhe, sehen wer unter gleichen Bedingungen besser war. Der Ältere … hatte aus einem völlig anderen Grund gekämpft. „Vegeta…“, sagte Goku leise und wollte einen Schritt auf den Prinzen zumachen. Doch da erschien eine Tür zwischen ihnen. Überrascht wich er zurück, stieß jedoch hinter sich gegen eine weitere. Auch neben ihm waren unzählige Türen erschienen. Goku blickte zu Cernunnos und Opa auf, die immer noch über ihnen schwebten und sich gerade wieder zankten. Scheinbar waren Vegeta und er nicht die einzigen, die … Probleme miteinander hatten. Mit einem ernüchternden Seufzen machte er einen Schritt zur Seite, um Vegeta wieder ansehen zu können. Er musste … nein, er wollte diese Dinge, die zwischen ihnen standen, endlich klären. So wie es im Moment zwischen ihnen lief, konnten sie sich nicht einfach ins nächste Märchen stürzen. Das würde doch mit Sicherheit wieder schief gehen. Sie mussten zusammenarbeiten und das ging einfach nicht, wenn sie sich ständig an die Gurgel sprangen. Und … seine Gedanken brachen ab, als er die Tür zwischen ihnen passiert hatte. „Hey! Was machst du da Vegeta?!“ Der Saiyajinprinz hatte den Knauf einer der Märchentüren in der Hand. Als Goku nach ihm rief, hielt er inne. Gefährlich funkelnd huschten seine Augen zu seinem Rassenmitglied. „Jetzt warte doch Vegeta!“ Ohne Kakarott, der bereits auf ihn zumarschierte, aus den Augen zu lassen, drehte Vegeta den Knauf nach links und die Tür sprang einen spaltbreit auf. „Das…! Wag es ja nicht! Du wirst da nicht reingehen! Nicht bevor wir – VEGETA!“ Vor sich hinknurrend, dass er keine Befehle von jemandem wie Kakarott entgegennahm, zog der Prinz die Tür einfach auf. Ein Sog erfasste ihn. Sich gegen den Wind wehrend und mit einer Hand gegen den Türrahmen stemmend, blickte er ein letztes Mal zu Goku zurück, dann hob er seine Hand, streckte sie Goku entgegen, zeigte ihm den Mittelfinger und ließ den Türrahmen los. Son Goku sah nur noch, wie die Türe zuschlug. „VEGETA!!!“ „Oh…oh…ähm…“, stotterte Opa, der es selbst nicht fassen konnte, dass Prinz Vegeta einfach alleine in ein Märchen gegangen war. Er schlug hektisch das Buch auf seinem Schoß auf und blätterte einige Seiten um. „Es…es war einm...“ „DAS KANN ER DOCH NICHT EINFACH MACHEN!“, brüllte Goku dazwischen und blickte fassungslos zu dem alten Mann und Cernunnos auf. „Ähm…“ Der Herr der Anderswelt und Opa warfen sich einen, für Son Gokus Geschmack, zu unsicheren Blick zu. „Was siehst du mich so an, alter Mann? Das ist eines deiner Märchen, dass sich der Zwerg ausgesucht hat.“, giftete Cernunnos. „Nun…so einen Fall hatten wir bis jetzt nicht.“ Opa strich sich nachdenklich durch seinen perfekt gekämmten Bart. „Du redest doch die ganze Zeit davon, dass sich die beiden selbst für ein Märchen entscheiden müssen. Tja…der kleine Hitzkopf hat sich entschieden. Wenn’s nach dir geht, dann hat das ja wohl einen Sinn.“ „Also…ja, Angeama…weiß was es tut.“ „Und warum klingst du dann so, als wäre es ein Problem, dass der Kleine allein gegangen ist?“ „Nun…also…wie gesagt, so etwas ist mir bisher noch nie untergekommen.“ Während Cernunnos und Opa darüber philosophierten, was es denn nun jetzt bedeutete, dass Vegeta alleine gegangen war, wandte sich Goku wieder der Tür zu und ballte seine Fäuste. „So…so ein Arsch! Als ob ich ihn…wenn er das alleine…er…ach verdammt!“ Ohne weiter auf Opa oder Cernunnos zu achten, stürmte Goku auf die Märchentür zu und riss sie auf. Sein Herz machte einen erleichterten Sprung. Da war eine Welt dahinter erkennbar und nicht, wie er befürchtet hatte, nur das Inhaltsverzeichnis. Und noch während er das dachte, erfasste auch ihn der Sog, der ihm fast schon vertraut vorkam. Als die Tür nun auch hinter Goku zuschlug, konnte man den Namen des Märchens erkennen. In goldenen Lettern stand dort ‚Das Feuerzeug‘ geschrieben. Kaum war die Tür zu wurde es still im Inhaltsverzeichnis. Cernunnos und Opa starrten ungläubig blinzelnd auf die Märchentür hinab, bis sich der Herr der Anderswelt als Erster wieder gesammelt hatte. Er gab dem Alten neben sich mit seinem Ellbogen einen kleinen Stubs. „Los…sag’s schon…“ Aus seiner Verwunderung über diese hitzköpfigen Saiyajins gerissen, räusperte sich Opa schnell. „Es…war einmal…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)