Flucht von KatieBell (Ein Lächeln verändert alles) ================================================================================ Kapitel 17: Innere Qualen ------------------------- „Okay, folgende Situation.“, sagte Marcus und trat hinter Katie, „Dein Gegner steht hier, wie ich jetzt.“, erklärte er ruhig und umfasste ihre Handgelenke, die er auf ihrem Rücken zusammenhielt, „Hat dich fest mit einer Hand im Griff. Mit der anderen Hand, hat er seine Zauberstabspitze hier.“, sagte er und deutete mit seinem rechten Zeigefinger auf ihren Hals, „Was machst du, um aus dieser Position auszubrechen?“ „Ohne Zauberstab?“, sagte sie leise, aber fest in ihrer Stimme. „Ja. Ich sagte doch, wir fangen klein an. Selbstverteidigung, Katie. Was tust du?“ „Keine Ahnung... das ist doch unmöglich. Sobald ich... mich wehre, verflucht er mich.“ „Überleg doch mal.“, flüsterte er leise in ihr Ohr, „Was würde eine Frau machen...?“ Er ließ die Frage auf sie wirken. Gab ihr die Zeit. Wenn sie nicht von sich aus darauf kam, dann hatte er verdammt viel aufzuholen. Doch plötzlich merkte er, wie sie versuchte mit ihrem Ellenbogen auszuholen. Doch er konnte es ziemlich schnell abfangen und ihr Einhalt gebieten. „Netter Versuch, aber du hast keine Gewalt in deinen Armen, Süße. Dafür müsstest du weiter ausholen. Kannst du nicht. Also...?“ „Also doch unmöglich.“ Er seufzte lautstark. „Welche Körperteile hat der Angreifer nicht abgedeckt?“ „Ich weiß nicht, auf was du hinauswillst.“, gab sie knirschend zurück und er trat leicht gegen ihre Beine, mit seinem rechten Fuß. „Beine.“ „Darauf stehe ich.“ „Das ist mir bewusst.“, kommentierte er trocken, „Heb dein Fuß.“ „Egal mit welchem?“ „Mit dem Fuß, mit dem du am meisten Kraft hast.“ „Also rechts?“ „Wenn das dein starker Fuß ist, ja.“, antwortete er, mit einem genervten Unterton. Katie gehorchte. Etwas wacklig stand sie auf nur einem Bein, doch er hob sie fest, so dass sie nicht das Gleichgewicht verlor. „Und was ist das jetzt? Der sterbende Schwan?“, zickte sie erneut sarkastisch. „Wir sind heute aber besonders witzig.“, konterte er und schüttelte dann doch den Kopf, „Du musst dich befreien und das schaffst du nur mit einem gekonnten Tritt auf die Zehenspitze. Nimm die Ferße. Bein Anziehen, mit voller Wucht runter. Dein Gegner wird damit nicht rechnen. Schon gar kein Greifer.“ „Wieso bist du dir so sicher?“, fragte sie und setzte ihren Fuß langsam wieder auf den Boden ab. „Die sind dumm wie Stroh. Sie fühlen sich mächtig mit einem Zauberstab und denken, sie wären dir überlegen, aber sie wissen nicht, wie schmerzhaft so ein Tritt sein kann. Du nutzt also den Überraschungseffekt...“, nahm er den Unterricht wieder auf und drehte sie zu sich herum, „... sobald er dich loslässt, umdrehen, Knie hoch. Zwischen rein halten.“, wies er an, nahm dazu ihr Knie zu sich hoch und stoppte diesen Teil ihres Körpers, kurz vor seiner Mitte. „Und wenn es eine Frau ist?“, zog sie das Knie zurück. „Tu das selbe. Da unterscheidet sich nicht viel.“ „Woher-“ „Quidditch, Katie. Ich will mich ja nicht mit den Fouls brüsten...“ „Die waren schon oft unter der Gürtellinie.“ „Aber sie waren wirkungsvoll.“ „Bei manchen Manöver hätte man euch disqualifizieren sollen! Ihr habt Angelina einmal in die Tribüne reinknallen lassen, weil sie nicht mehr ausweichen konnte und ihr sie eingeklemmt hattet!“ „Sie hätte ausweichen können. Nach oben, oder unten. Johnson hatte einfach nur nicht aufgepasst, wie nah sie den Zuschauertribünen schon war. Nicht mein Problem.“ „Du... du...“ „Wollen wir uns weiter streiten, was früher war? Oder machen wir hier weiter? Ich meine, ist deine Zeit. Je länger wir brauchen, desto weniger Zeit auf dem Besen.“ „Hmpf.“, kam es stumpf über ihre Lippen, „Schön. Mach weiter.“ Er atmete tief durch, bevor er sie erneut zur Anfangsposition zurückdrehte. „Ein schneller Durchlauf. Los.“ „Jetzt?“ „Nein, übermorgen. Natürlich jetzt. Überrasch mich.“, grinste er und tatsächlich versuchte sie ihr Glück. Leider war sie viel zu langsam. Nun gut, er war ja auch vorgewarnt. Aber sie lernte schnell, in dem sie es auch einmal mit dem linken Fuß probierte. Manchmal war es wirklich haarscharf gewesen, dass sie seinen Fuß traf. Aber nie kam sie soweit, dass sie ihr Knie erheben konnte. „Okay, gut... gut soweit. Gehen wir einen Schritt weiter, nachdem du deinem Gegner in die Weichteile getreten hast.“ „Da geht es noch weiter?“ „Dein Gegner hat immer noch einen Zauberstab. Den musst du ihm abnehmen. Und damit meine ich nicht, dass er ihn fallen lässt, oder du ihm diesen aus der Hand schlägst. Wegnehmen Katie. Wichtig.“ „Auch das, ohne eigenen Stab?“ „Wenn er dich schon im Schwitzkasten hatte, hast du deinen Zauberstab ganz gewiss nicht mehr in der Hand.“, sagte er ernst, „Also... wenn er zu Boden geht, kann es sein, dass er den Stab fallen lässt, aber er wird ihn definitiv locker in der Hand haben. Nimm ihn einfach und bring Abstand zwischen dir und dem Greifer.“ „Und wenn es mehrere sind?“ „Schwieriger. Dafür musst du an deiner Schnelligkeit arbeiten, oder du wartest auf einen günstigen Moment, wenn es auch heißen mag, dass du dich vorerst verschleppen lässt. In der Gruppe sind sie stark, einzeln kaum würdige Gegner. Selbst für dich.“ „Sehr motivierende Worte.“, murmelte sie beleidigt und er ließ sie los. „Ich sag nur die Wahrheit. Das ist kein Spiel, Katie. Jede Entscheidung die du triffst, kann auch vollkommen nach hinten losgehen. Du musst dir deine Sache sicher sein.“, sagte er und trat wieder vor sie, „Üben wir ein bisschen deine Reflexe.“, sagte er und drehte ihr den Rücken zu. „Was ist... wenn es kein Greifer ist?“, kam es unsicher von ihr und er wandte sich halb zu ihr um. „Todesser?“, fragte er zurück, „Dann tust du nichts dergleichen.“, bevor er ihr den Rücken wieder zudrehte und einige Steine vom Waldboden aufhob. „Wie bitte?! Wofür machen wir dass Theater dann?“ „Das sind Maßnahmen, wenn du Unbewaffnet bist. Gegen einen Todesser machst du gar nichts ohne Zauberstab.“ „Das ist nicht dein ernst?“ „Doch. Mein voller ernst.“, hob er die Arme zu beiden Seite hoch, „Die ticken anders. Ein Greifer würde dich nie lebensbedrohlich verletzen, weil sie dafür nicht abgestellt worden sind. Das machen die dicken Fische. Sie würden sich mit so einem Verhalten selbst exekutieren.“, sagte er und kam erneut auf sie zu, „Ein Todesser,... wird keine Sekunde zögern. Wenn du ihm auf den Geist gehst...“, blieb er vor ihr stehen, „... dann wird er dich töten.“ Marcus sah, wie Katie über seine Worte schluckte. Eigentlich wollte er das Thema nur kurz anschneiden, aber mitten im Satz, war er dann doch drastischer geworden. Er musste es ihr einfach begreiflich machen, in welcher Gefahr sie schwebte, wenn sie sich weiterhin gegen den Zauberstab sträubte. „Ich habe keine Lust deine Eltern an dein Grab zu führen, nur weil du gedacht hast, einen Todesser ohne Stab zu überlisten.“ „Ist ja gut, ich hab's kapiert.“, hörte er sie leise murmeln. „Versteh mich nicht falsch. Ich hoffe einfach, dass so ein Fall nie eintreten wird. Ich werde immer an deiner Seite sein und jeder der an dich ran will, muss erst an mir vorbei.“, wählte er seine Worte mit bedacht, „Aber wenn du in so einer Situation drin bist. Unternimm nichts. Mach was sie sagen und hoff auf das Beste. Das ist die einzige Chance zu überleben, Katie.“ „Okay.“ „Gut. Reflexe üben.“, murmelte er und ging wieder einige Schritte zurück, „Ich werfe, du fängst.“ „Wird das... jetzt doch Quidditchtraining?“ „Nein.“, lächelte er dann doch wieder sanft, um den Moment zu entspannen, „Ich will nur sehen, wie schnell du reagierst. Das ist später wichtig, wenn wir zum Duellieren kommen.“ Er sah sie leicht Nicken, bevor er den ersten kleinen Stein warf. Wie erwartet fing sie diesen ohne mit der Wimper zu zucken. Wenigstens etwas, worin er sich nicht getäuscht hatte. Auch mit dem nächsten Stein hatte sie keinerlei Probleme. Genauso als er das Tempo erhöhte und die Steinchen mal mehr und mal weniger zu ihren Seiten warf. Ihre Jägerqualitäten kam immer noch in ihr hervor. Was ihn auch schwer verwundert hätte, wenn es anders gewesen wäre. Immerhin war sie die Talentierteste in Gryffindor gewesen. Kaum zu Glauben, dass ihr das den Vorteil verschaffen sollte. Würde sie sich so auch duellieren; schnell, taktisch, sicher. Wäre es ein leichtes, ihr das gewisse Know-How zur richtigen Stabführung beizubringen. Dazu müsste sie nur noch ihren Zauberstab akzeptieren... Stunden später konnte Marcus sein Feingefühl kaum selbst glauben. Irgendwie hatte er es geschafft Katie den Kastanienstab in die Hand zu geben. Sie war vorsichtig, aber sie vertraute auf seine Worte, dass nichts Schlimmes passieren würde. Sie flüsterte einmal, dass sie Angst hatte, der Zauberstab könnte sich in Form von explosiver Magie äußern. Aber die Sorge war völlig unbegründet. Sie blühte regelrecht auf. Besonders, als er ihr einige Verteidigungszauber beibrachte. Natürlich ging der eine oder andere Zauber daneben, oder wurde falsch ausgeführt. Aber nichts, was man nicht üben könnte. „Okay, kommen wir zu den aggressiven Zauber.“, sagte er dann und wie schon bei den einzelnen Schutz- oder Parierzauber, stellte er sich neben sie, „Der Schockzauber.“. „Der Stupor?“ Er sah anerkennend zu ihr herab, da er immer noch einen ganzen Kopf größer war. „Du kennst ja doch was.“ „Harry hat schon versucht mir den nahezulegen. Hat nie funktioniert.“ „Potter?“ „Mhm... nachdem Umbridge uns nur die Theorie aufschwatzen wollte.“ „Die Geschichte... verstehe.“, murmelte nun er und hob seinen Zauberstab, „Gut, hör zu. Es muss ruckartig kommen. Kein langes Zögern, keine Unsicherheiten. Kraftvoll und es braucht eine deutliche Aussprache. So in etwa.“, endete er und zog seine Hand, in dem er seinen Zauberstab hielt, weit an seinen Körper, bevor er zügig diesen wieder nach vorne schnellen ließ, „Stupor!“ Ein weiße Kugel, mit einem blauen Schimmer trat aus seiner Stabspitze hervor und steuerte in einem Affenzahn auf einen Baum zu. Es knallte kurz und zurück blieb ein dunkler brauner Fleck. „Das krieg ich nie hin.“ „Du vertraust dir und deinen Fähigkeiten immer noch nicht. Du kannst so vieles mehr, wenn du es dir nur zutrauen würdest.“ „Nein, du irrst dich. In sowas war ich schon immer scheiße. Den einzigen Zauber den ich kann, ist der Patronus.“ „Besser als ich?“, grinste er dann und er sah, wie ein Rotschimmer über ihre Wangen huschte. „Es ist ein Fuchs.“, gab sie kleinlaut zu und er zog beide Augenbrauen nach oben. In erster Linie wusste er nicht, was er dazu jetzt sagen sollte. Er mühte sich wirklich Wochen ab mit dem Patronuszauber und sie war in der Lage sogar einen Gestaltlichen heraufzubeschwören. Dabei traute sie sich nichts anderes zu? Woher kam nur dieses Missvertrauen in ihre eigene Magie? Na gut, wenn er es sich recht überlegte. Katie war schon immer unsicher gewesen. Wenn er allein daran dachte, dass sie in Zaubertränke einfach alles vermasselte, was man nur vermasseln konnte. Und selbst McGonagall sagte ja, dass sie in der Verteidigung eher das schwache Glied ihres Jahrganges war. Aber verdammt... „Du kriegst einen gestaltlichen Patronus hin und zweifelst an einen lächerlichen Schockzauber?! Was stimmt denn mit dir nicht?“, keuchte er dann verwirrt. „Aber nur weil ich monatelang nichts anderes geübt habe.“ „Genau das versuche ich dir die ganze Zeit über klarzumachen. Es ist alles eine Sache der Übung, Liebes.“ „Hast du richtig zugehört? Monate... für einen Verteidigungszauber. Ich hab für all das keine Monate Zeit, Marcus. Du machst das aus dem Stehgreif. Einfach so, als wäre es angeboren. Ich kann das nicht. So... bin ich einfach nicht!“ „Okay, pass auf.“, sagte er und senkte seinen Stab, bevor er seine Hände auf ihre Schultern legte, „Wir machen hier nur einen Crashkurs, Katie. Für den Notfall. Ich verlange nicht von dir, dass du von heute auf morgen ein Ass im Duellieren wirst. Das sind jahrelange Erfahrungen, die ich mitbringe. Ich hab das auch nicht mit der Muttermilch einfach so aufgenommen.“ „Dafür wirkst du ziemlich sicher, in dem was du tust.“, murmelte sie und fing an, am Ende ihres Pullover zu rupfen. „Weil ich musste und es hier und jetzt muss. Du kannst das auch. Deine Magie kommt nicht von irgendwo...“ „Aber ich bin nur zur Hälfte-“ „Stopp. Vage es nicht, den Satz auszusprechen. Das hier ist kein Ding deines Blutstatus, verstanden?!“ „Aber-“ „Nein. Hör auf so einen Bullshit zu reden.“, sagte er fast schon wütend, über ihre anfängliche Aussage, „Ein Beispiel. Granger. Muggelgeborene und trotzdem hat sie die besten ZAG's gehabt, seit einem Jahrhundert. Ein anderes Beispiel. Gregory Goyle. Reinblut, völlig hohl in der Birne, kann noch nicht mal richtig Lesen.“, zählte er die Fakten auf, doch als sie weiterhin so betrübt wirkte, platze für einen Moment sein Nervenkostüm. Er zog seinen Zauberstab und murmelte einen kleineren Schnittzauber, den er auf seine Handinnenfläche sich entfalten ließ. „Merlin, was tust du denn da!?“, kam endlich eine Reaktion ihrerseits, doch er war noch lange nicht fertig. Er packte etwas fester nach ihrer Hand und zog nur ganz kurz, aber mit bestimmender Härte, seine Spitze über die Mitte ihrer Handfläche. „Aua...“, zischte sie und wollte schon die Hand zurückziehen, doch er ließ sie nicht aus seinem Griff. „Sorry, aber ich weiß nicht, wie ich dir das sonst begreiflich machen soll. Deine Magie kommt nicht hier von.“, sagte er und hob ihre Hand vor ihr eigenes Gesicht, „Dein Blut ist weder braun, noch schwarz und meines ist nicht blau, grün, oder von mir aus lilablaßblau. Es ist rot, wie deines.“, und ließ ihre Hand abrupt los, bevor er seine unverletzte Hand auf die Stelle ihres Herzens legte, „Hier kommt sie her. Nirgendswo anders, Katie. Natürlich hat der eine oder andere eine gewisse Begabung für manche Dinge, aber es ist nicht essenziell wichtig. Du musst endlich anfangen darauf zu vertrauen, was du kannst. Was du bisher geschafft hast.“ Die Worte kamen wie ein sprudelnder Geysir über seine Lippen, die er schon lange in sich hatte, aber es bisher nie aussprach, weil er ihr diese Dinge nicht einfach so an den Kopf knallen wollte. Aber das alles musste einfach endlich raus! „Sieh dich an. Vor Monaten wäre das, was wir hier machen, nicht möglich gewesen. Du hast kaum gesprochen, warst ständig in deiner eigenen Welt versunken. Manchmal dachte ich daran, dass du dir irgendwann etwas antust, weil du damit nicht klarkommen würdest. Aber du hast dich zusammengerissen. Du bist hier. Wir reden offen und ehrlich über die Dinge, die dich belasten. Lass es nicht daran scheitern, nur weil deine Angst, dein Vertrauen an dich selber überstimmt.“ „Marcus...“, wimmerte sie und erkannte Tränen in ihren Augen. „Du... musst deine Angst endlich loslassen. Ich kann das abhaben. Friss nicht alles in dich hinein.“, wurde er etwas leiser und strich ihr die Tränen beiseite, „Wie sagen die Muggel immer... geteiltes Leid, ist halbes Leid?“, lächelte er sanftmütig. Eine Antwort bekam er nicht. Nur eine Reaktion, in Form einer heftigen Umarmung. Sie warf sich regelrecht in seine Arme und begann dann erst richtig an zu Schluchzen. „Ich... ich hab... das Gefühl... als würde ich eingehen.“, weinte sie und benetzte seine Pullover mit ihren Tränen. „Es... sind die Träume, oder?“, fragte er behutsam und Marcus merkte, wie sie ihren Kopf hoch und runter bewegte, während sie ihre Finger in sein Oberteil krallte. „Auch.“, schluchzte sie und sah zu ihm hoch, „Ich hab sie gesehen.“ „Wen?“ „Ich... ich bin ihnen über den Weg gelaufen, als... als Dumbledore starb und... ich war wie eingefroren.“ Sie musste es nicht aussprechen. Das nicht. Er wusste so oder so, wen sie damit meinte. Todesser. „Diese Blicke verfolgen mich in den Träumen, deswegen schlaf ich nicht. Ich hab so eine Panik davor, dass ich.... dass ich Angst habe, mein Herz bleibt stehen.“ „Du hast niemanden davon erzählt?“, murmelte er und drückte sie näher an sich, als sie heftig ihren Kopf schüttelte. „Ist das... schlimm?“ „Quatsch. Alles gut.“, sagte er und schob sie nur ein wenig von sich, „Hauptsache du sagst es jetzt endlich.“, kam es behutsam und strich weiterhin seine Hände über ihr Rücken, während er seine Stirn gegen ihre legte. Marcus schloss seine Augen und er sah noch beim zumachen, wie sie es ihm gleichtat. Als er anfing mit ihr zu arbeiten, hatte er nicht daran gedacht, dass er heute so weit in ihre Psyche eindringen würde. Dass sie es sogar zuließ und sie endlich dieses bitterliche Schweigen brach. Heute fielen unendlich viele Vorhänge und er würde es nicht zulassen, dass sie diese jemals wieder vor ihm hochzog. „Und die Alpträume?“ „Die... sind anders.“ „Inwiefern anders?“ Er hörte sie laut ausschnaufen und spürte ihre Finger viel härter in seine Brust. Er sagte nichts und von ganz alleine, begann sie leise zu erzählen. „Es ist nichts, was aktiv passiert ist. Also... denke ich. Ich... weiß nicht.“, hauchte sie, „Es ist ein Raum und es ist stickig und warm, aber eklig warm, unerträglich.“, kamen die Worte unkontrolliert über ihre Lippen, „Der Boden ist kein Boden und die Wände sind keine Wände... ich...“, plötzlich schob sie sich aus seiner Umarmung und hielt sich auf Abstand, „Du hältst mich für irre, wenn ich dir das erzähle.“ „Nein, nein, nein... ganz und gar nicht. Katie,...“, flüsterte er und öffnete seine Augen, „Dir ist etwas Schlimmes widerfahren und es ist völlig okay, wenn dich das aus der Spur haut.“, sagte er und griff sanft nach ihren Händen. Die eine Hand, in der er vorhin einen Schnitt verursacht hatte, war schon längst wieder versiegt und nur das dunkelrote, getrocknete Blut konnte man sehen. Genauso, wie seine Wunde gerann. „Teufelsschlingen.“, hauchte sie dann abrupt heraus und er zog eine Augenbraue nach oben. „Teufelsschlingen?“, fragte er verwirrt nach. „Ja... nein, irgendwie so. Es sieht so aus, von der Form her. Der Boden und die Wände sind voll davon, aber...“, sie stockte kurz, „Es ist nicht grün, wie Pflanzen sind, sondern... beige. Orange, leicht rosa. Wie... wie...“, sie suchte nach einem Wort, dass sie vermutlich als Vergleich nehmen könnte, „Wie eine Verletzung. Wie die offene Wunde vom 5. Schuljahr. Du weißt schon,... als Oliver mich vom Besen schlug.“ „Wie... meinst du das? Eine Wunde?“ „Das Innere davon und es wird immer enger und... kommt näher und... als würde es versuchen, mich zu ersticken.“ Er versuchte ihre Worte zu folgen, aber er bekam keinen Reim darauf. Katie träumte also von... einer Fleischwunde, in der sie steht? Das ergab alles überhaupt keinen Sinn. „Oh Gott,... ich glaube, mir wird schlecht.“, hörte er sie auf einmal murmeln. Mit einem Mal riss sie sich gänzlich von ihm los. Eilig waren ihre Schritte, bis hin zu dem Baum, an dem er vorhin noch den Schockzauber vorführte. Sie lehnte sich mit Wucht dagegen. Ihr Kopf viel nach vorne und sie erbrach sich kurz darauf hemmungslos. „Shit...“, stieß er atemlos aus und trat hinter sie. Er nahm instinktiv ihre Haare, die durch den Schwung ebenso nach vorne gefallen waren und flocht sie zusammen, um diese aus ihrem Gesicht zu halten. „Tut mir Leid.“, stotterte sie langsam. „Es gibt nichts, für was du dich entschuldigen musst. Vielleicht... sollten wir hier aufhören.“ „Nein... warte.“, stockte sie und er sah, wie sie noch einmal kurz den Speichel ausspuckte, „Da gibt’s noch etwas und bevor ich den Mut dazu verliere...“, begann sie und drehte sich zu ihm herum, „Da sind Stimmen.“ Sein Mund stand kurz offen, als sie ihm diese drei Wörter offenbarte. Auf einmal kam ihm wieder in den Sinn, was in der Ferienhütte passiert war. Damals sagte sie schon, dass sie Stimmen hörte in ihrem Kopf. Die ihr irgendetwas zuflüsterten und sie in so eine Panik versetzte, dass sie zu ersticken drohte. „Ich... hab sie öfters in meinem Kopf. Und... erst wusste ich nicht, was das alles bedeutet, wer sie sind... Immer dann wenn ich nicht schlafen konnte, hab ich versucht mich daran zu erinnern, um mich vom Schlafen abzulenken.“ „Bist du auf was gestoßen?“ „Ich... ich denke, die eine Stimme habe ich erkannt.“, hauchte sie vorsichtig. Marcus schloss seinen Mund wieder und schluckte. „Du... erkennst eine Stimme? Wer?“ „Ich... ich glaube, es ist Mama.“, kam es fast schon zu leise über ihre Lippen, als würde sie es selbst nicht glauben. Und auch der Schwarzhaarige konnte sich nicht vorstellen, dass sie hier richtig lag. Wie sollte denn... Emily in diese ganze Sache verstrickt sein? Sie hatte doch überhaupt nichts damit zutun, wie es Katie derzeit erging. Sie war weder beim Anschlag anwesend, noch in Hogwarts, als Dumbeldore ermordet wurde. Das... „Du musst dich irren.“ „Ich bin mir... ziemlich sicher. Klar... es ist nicht eins zu eins ihre Stimme. Aber... ich hab das im Gefühl... sie klingt... höher und... jünger... ich weiß doch auch nicht.“, schüttelte sie ihren Kopf und hielt sich ihre Hände vor ihr eigenes Gesicht. Höher, jünger... Er sagte es nicht laut, aber das war verrückt. Das war für ihn zu hoch. Da gab es keine Verbindung, oder doch? Übersah er hier etwas? Kurz zuckte ein Gedanke durch seinen Hirn. Wenn er doch nur einmal kurz in ihre Gedanken eintauchen könnte. In ihren Kopf gucken. Nach dem Rechten sehen. Vielleicht war es ja eine Erinnerung an Katies frühster Kindheit, die ihr jetzt nicht mehr bewusst war? Immerhin... erinnert man sich später als Erwachsener, nicht mehr an alles, was im Kindesalter passiert war. Die Lösung war zum Greifen nah, aber er verschwieg ihr diesen Weg. Bisher war er nur in Köpfe eingetaucht, die psychisch bei Sinnen waren. Was er damit in ihrem Kopf anrichten könnte,... da sollte er lieber die Finger von lassen. Er atmete tief durch, als er einen anderen Strang aufnahm. „Und... die andere Stimme?“ „Sie ist... eindeutig männlich. Aber keine Ahnung,... ich kenn sie definitiv nicht.“ „Was sagen sie so?“, fragte er und strich erneut einige Strähnen aus ihrem Gesicht. „Vieles ist undeutlich und... ich spüre Finsternis und da ist so viel Schmerz...“, krächzte sie wirr und sah auf ihre Schuhe, „Er ruft immer etwas, aber das verstehe ich nie, weil die Wände schon so nah sind, dass ich einen ohrenbetäubendes Klopfen höre.“, erklärte sie und schaute wieder zu ihm auf, „Ergibt das irgendeinen Sinn für dich?“ „Nein. Keine Ahnung. Eine Erinnerung vielleicht...“, murmelte er. „Aber dann würde ich die andere Stimme doch kennen?!“ „Nicht unbedingt,...“, murmelte er, „Egal erst mal. Wir machen hier jetzt Schluss.“, sagte er dann und er sah hoch in den Himmel, „Die Sonne geht bald unter und...“, kam es über seine Lippen, bevor er aus seiner Jogginghose, etwas Kleines herauszog, „... bei Nacht, lass ich dich nicht fliegen.“, lächelte er, als er ihr die Miniatur seines Nimbus 2001 in ihre Hände legte. Sie sah erstaunt in ihre Hand und dann wieder zurück in seine grünen Augen. „Jetzt?“ „Wann sonst? Du brauchst eine Pause.“, seufzte er, „Wenn mir der Kopf früher fast geplatzt wäre, hat Fliegen schon immer geholfen. Na los, bevor ich es mir anders überlege.“ Er sah ein leichtes Lächeln auf ihren zarten Lippen und es entspannte ihn auf der Stelle. Er begann ebenso an zu Lächeln und drehte sich zum Zelt herum, als ihre Stimme ihn im Gehen erreichte. „Wa-warte! Du musst ihn noch vergrößern!“ „Das machst du schon.“, rief er grinsend über seine Schulter und verstaute seine Hände in den Hosentaschen, während er sie lautstark meckern hörte... Hosted by Animexx e.V. 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