Flucht von KatieBell (Ein Lächeln verändert alles) ================================================================================ Kapitel 12: Hoffnung -------------------- Eilig schloss der Schwarzhaarige die Tür, des Muggel Motels und zog die Vorhänge an den Fenstern zu. Kurz hob er einen Finger und schob die zwei Seiten jedoch wieder auseinander, um hinaus zu schauen. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Hauptstraße. Die Laternen leuchteten so grell, dass es schon einem Flutlicht glich. Er zog seinen Finger wieder zurück und schaute über seine Schultern. Marcus grüne Augen beobachteten die Dunkelblonde, wie sie verloren in diesem Einzelzimmer stand und nicht wusste, was sie jetzt machen sollte. Die beiden waren jetzt kurz vor Bordeaux, in einer etwas kleinerem Städtchen namens Périgueux. Schon seit ein paar Wochen waren sie unterwegs, ohne das irgendetwas vorgefallen war. Die Ausreisezeit jedoch längst überschritten. Das Ministerium war dieser Umstand sicherlich auch schon aufgefallen und demnach musste er noch mehr als sonst, seine Sinne schärfen, um eventuellen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Was leichter gesagt, als getan war. Katie wirkte mit jedem Tag unruhiger, je weiter sie ins Land Innere geflüchtet waren. Sie wusste, genauso wie er, dass sie nun Flüchtlinge waren und zwischen Frankreich und Großbritannien leider ein Auslieferungsvertrag bestand. Wenn irgendjemand hier davon Wind bekäme,... nein, daran sollte er besser nicht denken. Positive Gedanken zu formen war jedoch genauso schwer. Über den Tag in Hogsmead hatten sie leider nicht mehr weiter angeknüpft. Er hatte es mal wieder aufgeschoben, um auf sie Rücksicht zu nehmen. Hoffte dabei nur, dass er damit kein Fehler machte. Aber andererseits,... was brachte es, sie dazu zu zwingen? Sie müsste das aus freien Stücken tun. Dann wäre es einfacher für sie beide. „Wieso ein Einzelzimmer?“, hörte er sie fragen und er holte sich selbst aus seinen Gedanken. „Weil es unauffälliger ist, Kate.“ „Aber wir haben zu zweit eingecheckt.“ „Der Typ hat nicht mal richtig hingesehen. Mach dir keine Sorgen.“, erwiderte er und ließ seine Tasche neben dem Bett fallen. „Das... ist ziemlich klein.“, sagte sie wieder und er sah, wie sie auf das Bett deutete. „Deswegen nimmst du es auch. Du bist hier der Winzling.“ „Winz- Hallo?!“, schnaufte sie eingeschnappt, woraufhin er nur ein Grinsen über seine Mundwinkel huschen ließ. Immerhin war sie weniger wortkarg. Manchmal hatte er sogar die Empfindung, dass sie mehr wieder wie früher war. Aufmüpfig, rebellischer. Gefiel ihm. Wenn es nur ewig so bergauf gehen könnte. Die Nächte allerdings waren genauso schlimm, wie die vorigen davor auch schon. Sie schlief kaum. Hielt sich sogar mit Absicht wach. Wahrscheinlich um den Alpträumen auszuweichen. Was auf Dauer natürlich nicht gut war. „Und... wo schläfst du?“ „Sessel.“ „Nimm doch das Bett, ich kann sowieso nicht schlafen.“, sagte sie dann und sah zu ihm. „Du willst nicht, das ist ein Unterschied.“, seufzte er und ging auf sie zu, „Du hast schon im Bus von Orléans bis hierhin kein Auge zugemacht und das waren immerhin vier lange Stunden.“ „Woher willst du das wissen? Du bist zweimal eingenickt.“, konterte sie, wandte sich von ihm ab und ließ sich aufs Bett fallen. Wieder seufzte er und ließ das Thema ruhen. Denn schließlich wollte er jetzt keinen Streit diesbezüglich anzetteln. Er hatte nämlich noch etwas vor. Eine Sache,... die ihr ebenso wenig gefallen könnte. Wenn sie es denn wüsste. „Hast du Hunger?“, fragte er dann aus dem Kontext gerissen. „Ein bisschen vielleicht.“ „Okay, ich besorg etwas. Auf was hast du Lust?“, fragte er weiter und bückte sich zur Tasche, um frische Klamotten für sich herauszuholen. „Ein... Salat?“ Der Schwarzhaarige schaute genervt auf. „Du musst was ordentliches Essen. Wir bleiben hier nicht ewig. Übermorgen fahren wir weiter nach Parc Landes de Gascogne. Und der Fußmarsch durchs Naturschutzgebiet wird kein Zuckerschlecken. Also iss jetzt noch das gute Zeug, bevor wir uns nur noch von Dosenfutter ernähren müssen.“ „Na gut, dann...“, seufzte sie diesmal, „Chinesisch? Knusprige Ente mit Reis und Erdnusssoße.“, überlegte sie, „Und Süß-Sauersoße extra dazu.“ „Wieso zwei Soßen?“ „Na... die Erdnusssoße für die Ente und Süß-Sauer für den Reis.“, erwiderte sie, „Du wolltest es doch ausführlich. Also meckere nicht.“ Er hob die Hände zu seiner Verteidigung und schritt zügig ins Bad, um sich umzuziehen. Unbedingt musste er aus den Klamotten raus. Die vier Stunden in diesem stickigen Bus hatte er kaum ausgehalten. Sein Shirt klebte bereits, wie eine zweite Haut an ihm. Schnell schälte er sich aus seinem T-Shirt und der dunkelblauen Jeans, bevor er eine weitere Jeans, diesmal eine verwaschene Schwarze, anzog. Ein hellblaues Hemd folgte und er knöpfte es eilig zu. Kurz sah er auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass er schon viel zu spät dran war. Schnell schlüpfte er in weiße Sportschuhe und wusch ebenso rasch noch einmal seine Hände, bevor Marcus das Bad wieder verließ. „Ich geh dann,... du... kommst alleine zurecht?“ „Klar. Ich bin keine fünf.“ „Das hab ich nicht gemeint.“, murmelte er und bückte sich erneut zur Tasche, um seinen Geldbeutel herauszuholen, „Ich beeil mich.“, sagte er, als er wieder stand, zu ihr an die Seite trat und ihr einen leichten Kuss auf die Stirn gab. „Lass dir ruhig Zeit. Ist ja nicht so, als wäre hier kein Fernseher...“, sagte sie und er sah, wie sie zu einer Fernbedienung griff und den kleinen, schwarzen Kasten einschaltete, „...der offenbar nur drei Sender hat. Wundervoll.“ „Ich beeil mich.“, grinste er noch kurz, bevor er das angemietete Zimmer verließ. Er wusste, es war ihr gegenüber nicht fair und dass er ihr geschworen hatte, keine Geheimnisse mehr vor ihr zu haben. Aber er konnte ihr jetzt nicht sagen, wohin seine Beine ihn tragen würden. Der ehemalige Slytherin traf sich nämlich mit jemanden. Jemand, den sie beide kannten und sie wäre vermutlich überhaupt nicht angetan davon. Aber nach diesem Treffen würde er ihr reinen Wein einschenken. Wenigstens das war er ihr schuldig. Auf der Busfahrt war er vielleicht wirklich eins-zwei Mal eingenickt, aber ebenso hatte er die Patronusgestalt wahrgenommen, die nur für ihn bestimmt gewesen war. Katie hatte die weiße, leuchtende Gestalt, in Form einer Katze nämlich nicht gesehen. Davon war er überzeugt. Vor etwa vier Tagen hatte er es endlich geschafft einen eigenen Patronus heraufzubeschwören. Keinen gestaltlichen, leider. Aber immerhin ein Rauch eines Fadens und es reichte aus, eine Nachricht zu übermitteln. Um Hilfe zu bitten. Und offenbar kam der Hilferuf an, denn der Patronus hatte ihm zugesichert, dass sie sich unterhalten könnten. Er bekam eine Anschrift eines verzauberten Kamins, dem ihm leider unbekannt war. Aber das war egal. Zum Gute kam ihm, dass er sich noch Zuhause darüber erkundigt hatte, wo es in Frankreich Möglichkeiten gab, sich per Kamin zu unterhalten. Katie dachte vermutlich das Périgueux nur zufällig gewählt worden war, da er in keine größere Stadt mehr wollte, aber tatsächlich war das genau sein Plan gewesen. Périgueux war nämlich zum Teil magisch. Hier lebten Muggel und magische Leute zusammen, wenn auch die Muggel nichts von dem anderen Teil wussten. Daher gab es einen speziellen Ort, in dem man verschiedene Kamine nutzen konnte, für eine reine, einfache Kommunikation. Und dorthin führte nun sein Weg. Schon eine Weile lief er eine Hauptstraße aufwärts, bis er sich kurz umsah und dann in einer engen Seitengasse einkehrte. Nur ein paar Meter weiter, sah er sich erneut um, zückte dann seinen Zauberstab, als die Luft rein war und tippte bestimmte Backsteine an der Wand an. Sie waren mit Moos bedeckt, nicht so wie die restlichen Steine. Erst tat sich nichts, bis die Steine und ein paar mehr, zu wackeln begannen und sich magisch nach innen verschoben. Eine kleine Luke wurde sichtbar. Marcus duckte sich, öffnete diese und ging in gebückter Haltung hindurch. Die Holz Luke knallte hinter ihm zu und er sah sich neugierig um. Vor ihm hatte sich ein langer, dunkler Weg offenbart. Die Steine waren fas schwarz, eher dunkelblau, hochpoliert und leicht glitzernd. Er strafte seine Schultern und ging wieder in aufrechter Stellung weiter. Seinen Zauberstab wieder in seiner Jeans verscharrt, kam er dem Ende immer näher. Er erreichte eine Tür, die er auch sofort öffnete und kurz staunte er nicht schlecht, als er sich in einer großen Halle befand. Trotz der Größe blieb es jedoch recht dunkel und nur das Leuchten der verschiedenen Kamine, die von einigen wenigen benutzt wurde, erhellten die Halle. Ab und an sah er zu seinen Seiten und beobachtete die Hexen und Zauberer, die diesen Dienst nutzten. Viel war hier nicht los. Aber das sollte ihm bloß Recht sein. Marcus fühlte sich hier leicht unwohl. Schon viel zu lange war er nicht mehr in Gesellschaft seines Gleichens gewesen. Kaum zu glauben, dass ihm mittlerweile die Muggel lieber waren. Sie waren nicht so neugierig, wie sonst so mancher Zauberer. Genauso wie dieser Rezeptionist in dem Muggel Motel. Wie er auch schon zu Katie erwähnt hatte, hatte der Typ nicht einmal zu ihnen aufgesehen, als er die Schlüssel abgab. Nicht einmal, als er die Regeln heruntergerasselt hatte, kam er auf die Idee, sich seine Besucher genauer anzusehen. Als wäre es ihm egal, wer hier in diesem Loch abstieg. Der Schwarzhaarige erreichte einen Informationsstand, an der eine junge, blonde Frau stand, die gerade irgendetwas auf ein Pergamentstück schrieb. Angekommen, legte er sein linken Arm auf die Theke und die junge Blondine sah auf. „Bonjour Monsieur. Comment puis-je t'aider?“, fragte sie übertrieben freundlich auf französisch. „Parlez vous anglais?“, stellte er die Gegenfrage, ob sie auch Englisch könne. Marcus konnte zwar recht gut französisch, aber es wäre ihm dennoch lieber, wenn er in seiner Muttersprache sich unterhalten könnte. „Natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich würde gerne einen Auslandsanruf tätigen.“ „Sehr gerne. Für den Kamin zahlen Sie einmalig einen Grundpreis von 14 Sickel und 5 Knut. Nach ihrer Kontaktaufnahme fällt dann noch die Gesamtdauer an. Wir berechnen für die erste halbe Stunde 1 Galeone, 4 Sickel und 22 Knut. Für jede weitere angefangene Stunde einen Aufpreis von 9 Sickel und 10 Knut.“ „Bin ich mit einverstanden.“ Sie nickte und notierte sich wieder etwas, bevor sie auf einen Kamin deutete, der ziemlich in der Nähe der Rezeption stand. „Sie können diesen hier nutzen.“ Er sah hinüber und sah direkt neben diesem besagten Kamin eine Hexe, die in einer hitzigen Diskussion war. „Entschuldigen Sie,... wäre es möglich einen Kamin... etwas abseits zu mieten?“ „Also mit höherer Diskretion? Das würde allerdings Extrakosten verursachen.“ „Gold spielt keine Rolle.“, erwiderte er zügig. „Dann nehmen Sie bitte Kamin 213. Dieser befindet sich in der unteren Etage. Ich schreibe Ihnen das Passwort auf.“, sagte sie, nahm ein weiteres, leeres Pergament zur Hand und schrieb nur ein kurzes Wort auf, welches sie ihm über die Theke gab, „Am Ende ihrer Sitzung können Sie dann bezahlen.“ „Danke vielmals.“, lächelte er und verabschiedete sich, nachdem er sich von ihr den Fahrstuhl hat zeigen lassen. Marcus atmete tief durch. Dass es wirklich zu diesem Treffen kam, beflügelte ihn ein bisschen. Es gab ihm Hoffnung. Einen Schritt weiterkommen. Informationen bekommen, die er sonst aus niemanden anderen herausbekommen würde. Vielleicht bekäme er auch so endlich mehr Hintergrundwissen zu all den Geschehnissen, die in der Vergangenheit passiert waren. Die er nicht beigewohnt hatte. Auch wenn dies hieße, er müsse sich mit seiner unliebsamen, ehemaligen Verwandlungslehrerin unterhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)