Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 27: Verblüffung und Wut ------------------------------- Manchmal steht die Zeit still. Wie eine dicke träge Suppe, in der der Löffel stecken bleibt, bewegt sie sich nicht. Sekunden dehnen sich zu Minuten; ohne die übliche Lebendigkeit ihres Werdens und Vergehens scheinen sie sich zu Jahrhunderten zu weiten. Dieser Augenblick war so einer. Alec wusste, dass nur Bruchteile von Sekunden vergangen sein konnten, bis er den Mund öffnete; doch es fühlte sich an als seien es Äonen. Er war fassungslos über die Verachtung in Roberts Worten. Selbst für Robert, der nie einen Zweifel daran gelassen hatte, wie wenig er von Schattenwesen hielt, waren diese Worte harscher als üblich gewesen. Wie konnte Robert es wagen, die Liebe, die zwischen ihm, Alec, und Magnus entstanden war, auf simples Vögeln zu reduzieren? Und - noch schlimmer - wie konnte er es wagen, Magnus, diesen wunderbaren Mann, der so warmherzig war, gutmütiger als ein ganzes Bündel Ratsleute zusammen, als „Ding“ zu bezeichnen? Als es Alec endlich gelang, wieder im Jetzt und Hier aufzutauchen und seiner Kehle Laute zu entlocken, war das erste, was er sagte, ein wütendes: „Vater! Verdammt noch mal!“ Robert sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Überraschung an. Er war es nicht gewohnt, wie Alec sich verhielt und wie er hier mit ihm sprach . „Dieser Mann hier, der soeben das Leben dieser jungen Frau gerettet hat, ist kein Ding! Er ist der Mann, den ich liebe, der Mann, mit dem ich, ja, auch das, meinen ersten Sex hatte. Wenn gleich dich das einen Scheißdreck angeht!“ Alec schnaufte. Robert gab nun ein ziemlich inkohärentes Kreischen von sich. „Da seht ihr’s!“, rief er. „Dieses Viech hat meinen Sohn verhext! Wir müssen ihn fest nehmen! Er muss dem Rat in Idris überstellt werden! Und Alec gleich mit, damit wir ihm den Zauber austreiben können …“ Nun reichte es offenbar auch Maryse. „Robert, beim Engel, jetzt halt endlich deinen Mund!“ Auch damit hatte Robert nicht gerechnet, und so tat er, was sie sagte, wenngleich eher aus Verblüffung als aus eigenem Entschluss. Maryse holte Luft. Dann wandte sie sich an die Umstehenden. „Ganz offensichtlich hat Mr. Bane nichts mit dem Angriff auf die junge Frau zu tun. Das hat ein Vampir getan, und Mr. Bane ist kein Vampir. Jedenfalls augenscheinlich nicht. Wir sollten das näher untersuchen …“ Alec wollte verärgert aufbrausen, aber Maryse beruhigte ihn durch eine Geste und die Worte: „Wie bei jedem anderen auch, der hier im Resort lebt und arbeitet. Und Urlaub macht.“ Sie sah eindringlich in die Menge. Es gab zustimmendes Gemurmel, und so fuhr sie fort, an Robert gerichtet: „Du, mein Lieber, beruhigst dich jetzt erst einmal. Es ist niemandem geholfen, wenn wir hier wilde, ungerechtfertigte Anschuldigungen anbringen, anstatt die Sache gründlich zu untersuchen und den wahren Täter zu finden.“ Robert brummte. Er kochte offensichtlich immer noch vor Zorn, aber er widersprach seiner Frau nicht. „Gut“, fuhr sie fort, den Zeigefinger auf Alec gerichtet: „Und du, mein Junge, kümmerst dich jetzt erst einmal um Mr. Bane. Und nachher wirst du uns Rede und Antwort stehen. Uns und der Familie Garroway, denn ich denke auch Clary hat ein Recht, zu erfahren, warum ihr zukünftiger Gatte auf Abwegen umher streift.“ Clary wollte etwas sagen, aber Jace sah sie eindringlich an und flüsterte: „Später!“ Er hatte ja recht. Das war jetzt nicht der Augenblick für Bekenntnisse. Der Arzt war inzwischen eingetroffen. Er hatte sich sofort zu der Verletzten gekauert und sie untersucht. Nun richtete er sich wieder auf. „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut“, sagte er. „Die magische erste Hilfe, die ihr zu Teil wurde, hat sie gerettet. Sie wird, soweit ich das jetzt schon sagen kann, weder sterben noch sich verwandeln.“ Er blickte zu Magnus Bane. Sein Blick fragte. Magnus nickte ihm zu. Der Arzt streckte ihm die Hand hin. „Danke, Mr. Bane. Sie haben ihr das Leben erhalten. Noch dazu das Leben, wie sie es kennt.“ Dann sorgte er dafür, dass die Frau abtransportiert wurde auf die Krankenstation des Resorts. Er wollte sich noch um Magnus kümmern, doch der wehrte ab. „Danke, aber mir geht es gut. Ich bin nur erschöpft.“ Sein Blick lag bittend auf Alec. Der beugte sich zu ihm und half ihm auf. Dann stüzte er ihn und sagte: „Komm. Ich bringe ich in deinen Bungalow. Du musst dich ausruhen.“ Robert sah immer noch so aus, als wolle er sich auf ihn stürzen. Aber Maryse hatte sich bei ihm eingehakt und hielt ihn zurück. Und auch von den anderen Umstehenden schien ihn niemand unterstützen zu wollen. Nicht einmal mehr Luke, der sich nun mit Jocelyn Arm in Arm hielt und stirnrunzelnd auf die ganze Szene sah. Er traute Schattenwesen nicht, zugegeben. Und er vertraute auch Bane nicht, obwohl er ihn schon so lange kannte. Aber das, was Robert Lightwood hier abgezogen hatte, war selbst ihm zu weit gegangen. Nun, man würde sehen. Luke seufzte. Robert war nicht immer so gewesen. Wenn er da an die Zeit zurück dachte vor ungefähr einem Viertel Jahrhundert … die Zeit, als sie alle noch so blutjung gewesen waren. Bevor er Jocelyn kennen und lieben gelernt hatte, bevor Robert um Maryse gefreit hatte … Ja, da war auch Robert anders gewesen. So viel war geschehen seit damals. Sie alle hatten sich verändert. Ein Schauder überlief ihn. So, wie Robert sich heute gab … da war es sicher gut, dass er nicht alles wusste, was über die Jahre geschehen war. Nun gut. Auch er, Luke, hatte seine Geheimnisse, und sicher war es besser, wenn diese auch solche blieben. Dennoch. Auch wenn seine erste Reaktion eine andere gewesen war. Er würde nicht zulassen, dass Robert auf Grund seiner Borniertheit Magnus Bane ungerechtfertigt für etwas beschuldigte, dass der gar nicht getan hatte. So etwas würde auf Garroway's Resort nicht geschehen, solange er, Luke Garroway, hier etwas zusagen hatte. Er wandte den Blick zu Jocelyn. Ihre Augen waren dunkel vor Sorge. Er drückte den Arm fester um sie. Er liebte Jocelyn, und er würde nicht zulassen, dass etwas geschähe, was sie unglücklich machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)