But sometimes love hurts von Bara-sama ================================================================================ Kapitel 10: ~10~ ---------------- Ich hörte ein leises Rascheln neben mir, was tausendfach in meinen Ohren widerhallte, und das viel lauter, als es eigentlich war. Stöhnend legte ich mir beide Hände auf die Augen, stieß dabei aber mit dem Ellenbogen versehentlich gegen etwas Weiches, was neben mir lag und sich leicht bewegte, womit wir wieder beim Rascheln waren. Ich öffnete zaghaft ein Auge, blinzelte durch das verdunkelte Zimmer, Jalousie sei Dank, und sah den gelockten Schopf meiner Mutter neben mir, welcher unter der Decke hervorragte. Ich richtete mich vorsichtig auf, bedachte meine Bewegungen, da jede einzelne Faser in meinem Körper unangenehm zuckte, wenn ich mich regte. Mich auf die Unterarme stützend sah ich auf meine Mutter hinab, die sich erneut bewegte, sich dann herumdrehte und mit ihren dunklen Augen zu mir aufsah. Wieso war sie hier? „Du bist wach. Ist alles gut?“, krächzte sie mit heiserer Stimme. Anscheinend hatte sie gestern Abend im Club zu viel geschrien, damit man sie überhaupt hören konnte, und jetzt war ihre Stimme so gut wie futsch. Gestern Abend.. Wenn ich daran dachte, wurde mir wieder schlecht. Jedoch hatte ich das Gefühl, als hätte ich einen Filmriss. Was genau war passiert? Ich schloss die Augen, ließ den Kopf unbedacht in den Nacken kippen und merkte sofort, dass das keine gute Idee gewesen war. Schmerzerfüllt aufstöhnend nahm ich die heftigen Schmerzen in meinem Schädel wahr, die sofort auftraten und dafür sorgten, dass ich die Brauen zusammenzog und mir den Kopf hielt. Meine Schläfen pochten unangenehm und mein Herz schien in unregelmäßigen Abständen zu schlagen. „Mehr oder weniger“, flüsterte ich und ließ mich angeschlagen zurück auf den Rücken gleiten. Doch gleich darauf fuhr ich sofort wieder hoch, was mich erneute Schmerzen kostete, und starrte entsetzt meinen Wecker an, der mir zehn Uhr in der Früh anzeigte. Ich hätte schon vor Stunden auf der Arbeit sein müssen! „Verdammt, ich bin zu spät!“, jaulte ich und kämpfte mich trotz Widerwillen aus meinem Bett, schaffte es jedoch nicht ganz, weil ich gefühlt verlernt hatte, mich zu bewegen. Meine Mutter hielt mich am Arm zurück und sagte leise, „Leg dich wieder hin, Schatz. Es ist in Ordnung!“ Ich befolgte einfach was sie sagte und sah ihr im Liegen ins Gesicht. „Aber ich kann doch nicht einfach zu Hause bleiben“, wandte ich trotz dessen leise ein und war ihr sofort dankbar, als sie mir erklärte, dass sie längst im Salon angerufen und mich entschuldigt hatte. „Ich mach’ dir gleich Frühstück. Dann isst du erst einmal was und danach fahren wir zum Arzt, ja?“ „Zum Arzt?“, wiederholte ich stutzend, überlegte dann jedoch und nickte ergeben. Ich wusste zwar nicht, was mir der Arztbesuch bringen sollte, aber ich wollte mich nicht gegen den Willen meiner Mutter stellen. Zumal das vielleicht gar keine so schlechte Idee war, fühlte ich mich immerhin immer noch fiebrig und kraftlos. Einige Minuten schmiegte sie sich noch an mich und ich spielte abwesend mit ihrem Haar, nahm den Duft von Zigarettenrauch und Haarspray wahr, der von ihren Haaren ausging. Dadurch wurde mir wieder schlecht. Sie löste sich eine kurze Zeit später von mir los und erhob sich, um aus meinem Zimmer zu tapsen und mir Frühstück zu machen. Sie hatte in der Nacht anscheinend nicht einmal Zeit gehabt, sich umzuziehen, denn sie trug noch immer die Klamotten von gestern. Die Tür fiel leise ins Schloss und ich streckte alle Viere von mir. Ich wusste zwar nicht, wie es sich anfühlte, wenn man zu viel getrunken hatte und am nächsten Morgen verkatert wieder aufwachte, aber ich konnte wetten, dass meine Situation gerade passte. Ich fühlte mich wortwörtlich beschissen, und das obwohl ich nichts getrunken hatte, was auch nur annähernd hochprozentig gewesen war. Kurz stockte ich in meinen eigenen Gedankengängen. Ja.. Ich hatte nichts getrunken, bis auf diesen einen.. „Bambi?!“, blubberte es aus mir heraus, worauf ich mich an meinem eigenen Speichel verschluckte und hustete. Ich röchelte kurz und setzte mich auf, damit ich wieder genug Luft bekam. Mir fest vornehmend, gleich im Internet nach diesem Cocktail zu suchen, schwang ich die Beine vorsichtig aus dem Bett und mein Blick blieb sofort an meinem lautlos gestellten Handy hängen, welches auf der Nachtkonsole lag und immer wieder vibrierte. Ich nahm es in die Hand und sah sofort mit einem gerührten Lächeln, dass sich meine Freunde offensichtliche Sorgen um mich gemacht hatten. Jedoch musste ich mich ziemlich anstrengen, um die Texte richtig lesen zu können, da ich immer noch alles verschwommen sah. Was war nur los mit mir? Von jedem meiner Freunde waren mehrere Nachrichten gekommen, worin ich ausgefragt wurde, ob es mir schon wieder besser ging. Ich schickte jedem gleichzeitig eine knappe Sprachnotiz zurück, in der ich den Stand der Dinge knapp erklärte und auch den bevorstehenden Arztbesuch erwähnte. Es dauerte wirklich nicht lange, bis mein Handy zu klingeln anfing und ich sofort zähneknirschend abnahm, da das Geräusch meine Gehörgänge unerträglich penetrierte. Ich saß gerade an meinem Schreibtisch in der Ecke, als ich den Anruf entgegennahm. „Baby?“, sagte Reita sofort leise und mein Gesichtsausdruck erhellte sich schlagartig. „Hey..“, nuschelte ich lächelnd und führte dann unbewusst meinen Daumen an die Lippen, um auf dem Nagel herumzubeißen. „Wie geht’s dir?“, wollte er wissen und ich bemerkte, dass er seine Stimme senkte, als würde er nicht wollen, dass man ihn hörte. Also war er sicher auf der Arbeit und hatte sich anscheinend davongeschlichen, um in Ruhe mit mir zu telefonieren. Ach, er war so süß. „Meine Muskeln zucken immer noch so komisch, mein Mund ist staubtrocken und ich habe ein wenig Kopfweh“, berichtete ich ihm, merkte als Bestätigung, wie es kurz heftig in meinem rechten Oberarm zog, und hörte ihn am anderen Ende seufzen. „Hör zu, ich werde hier gleich Schluss machen und dann fahr ich rüber. Ich will dabei sein, wenn du zum Arzt gehst“, sprach er und duldete keine Widerrede. „Du hast doch erst um-“, ich drehte mich kurz zu der Uhr über dem Stofftier-Regal herum, „-um fünf Uhr Feierabend, oder nicht?“, gab ich zögerlich von mir und nickte nur, als er meinte, dass es ihm egal wäre und er sich jetzt auf den Weg machen würde. Wieso nickte ich überhaupt? Er sah mich doch eh nicht. Leise verabschiedete ich mich, legte auf und seufzte langgezogen. Dann streckte ich meine Glieder von mir und legte das Handy neben die Tastatur. Bevor ich meinen PC überhaupt hochfahren konnte, wurde die Tür leise aufgeschoben und meine Mutter kam mit einem Tablett herein. „Was machst du denn da?“, fragte sie mit ungläubig geweiteten Augen und befahl mir im strengen Ton, mich unverzüglich wieder ins Bett zu legen. „Aber ich wollte im Netz nach etwas gucken“, war mein kleinlauter Protest und trotzdem stand ich auf und setzte mich brav wieder aufs Bett. Sie stellte das Tablett weg, richtete die Kissen und stopfte sie mir hinter den Rücken, damit ich angenehmer saß, und fragte nebenbei, „Nach was willst du suchen?“ „Ich möchte nach diesem Cocktail gucken, den ich gestern getrunken habe. Vielleicht war da doch Alkohol drin und dieser Pfui-Sui hat mich verarscht! Ich hab’s erst auf dem Handy versucht, aber ich habe Schwierigkeiten, die Schrift auf dem Display zu lesen, da ich alles noch immer gefühlt doppelt sehe“, plapperte ich zerknirscht und merkte, dass ich etwas zu laut gesprochen hatte. „’tschuldigung“, murmelte ich leise und bemerkte das Lächeln nicht, was sich auf ihren Lippen ausbreitete. „Du brauchst nicht danach suchen. Akira hat das noch erledigt, bevor er gestern nach Hause gegangen ist. Und als er mir hundertprozentig versichert hat, dass da wirklich kein Alkohol drin ist, zumindest nicht nach dem allgemeinen Standardrezept, kam mir sofort die Idee, dass da vielleicht.. etwas Anderes drin gewesen sein könnte“, redete sie ruhig und kryptisch auf mich ein, während sie meinen Kopf streichelte, und drängte mir nebenbei das reich belegte Brot auf. Ich biss hinein, kaute zu Ende und schluckte die Masse schwerfällig hinunter, bevor ich, „Wie meinst du das mit „da war vielleicht etwas Anderes drin“?“, fragte, einen großen Schluck vom Wasser nahm und sie dabei skeptisch und leicht naiv beäugte. Sie schüttelte jetzt lächelnd den Kopf, beugte sich vornüber, um meine Stirn zu küssen, und wich weit vom Thema ab. „Ich gehe mich mal schnell duschen! Dass du mir ja im Bett bleibst!“ Ich blieb zurück, mit dem vollen Tablett auf dem Schoß und dem belegten Brot in der Hand. Von der Verwirrung wollte ich gar nicht erst sprechen. Okay, auch gut. Schulterzuckend machte ich mich daran, mich über die Köstlichkeiten her zu machen, wenn es mir auch schwerfiel. Ich merkte erst nachdem ich satt war, wie hungrig ich eigentlich gewesen war. Blöd nur, dass mir direkt wieder schlecht wurde. Das Tablett stellte ich auf meiner Nachtkonsole ab und erhob mich leicht schwankend, ließ die Jalousien zu, da ich jetzt wahrscheinlich kein helles Licht ertragen konnte. Schleichend ging ich auf die Badezimmertür zu und öffnete diese, und als ich eintrat, war meine erste Reaktion ein verwundertes, „Hä?“ Waren diese rosa Flecken schon immer an den Wänden gewesen? Und am Duschvorhang? Und in meinem Gesicht? Was zum?! Ich schaute genauer in den Spiegel und sah zusätzlich lauter kleine und große Flecke, die rosa schimmerten. Warum war mir das eben im Zimmer nicht aufgefallen? Bildete ich mir gerade irgendetwas ein? Wie um es zu testen eilte ich ins dunkle Zimmer zurück und tatsächlich, es war nichts Ungewöhnliches hier drinnen. Doch als ich zurück ins Bad ging, wo die Jalousie nicht zugezogen war und leichtes Licht durch das gekippte Fenster hereinschien, waren plötzlich wieder überall diese hässlichen Flecken. Okay, schön ruhig, das kam sicher vom.. ja, von was kam das?! Ich betatschte mein Gesicht, beugte mich dann näher zum Spiegel vor und konnte mir ein belustigtes Glucksen nicht verkneifen, weil ich genau an der Nasenspitze einen rosafarbenen Fleck hatte. Sah süß aus. Ah, Augenblick mal, war ich bescheuert? Als ich Schritte hörte, rief ich laut und wie ein verschreckt klingendes Kleinkind, „Ma?!“ Meine Mutter kam in ihrem Bademantel hereingestürmt und sah mich ob meiner Tonlage besorgt an. „Schatz?“, machte sie fragend und zog die Brauen dicht zusammen, als ich, mir erneut ein Glucksen verkneifend, weil zwischen ihren Augen ein kleiner rosa Fleck zu sehen war, „Ich sehe überall rosa Flecke!“, klagte. Ihr Blick wurde sofort besorgter, was noch viel witziger aussah, da der Fleck auf ihrer Stirn das alles ein wenig ins Alberne zog. Ich musste grinsen. „Am besten ist, du ziehst dich schnell an und wir fahren sofort zum Arzt, damit du dort einen Drogentest machen kannst!“, sprach sie hektisch, während sie mich zurück in mein Zimmer schob, und ich rief entrüstet, „Um Gottes Willen, versuchst du mir hier etwas zu unterstellen? Ich nehm’ doch keine Drogen!“, aus, worauf sie aber nicht einging. Also ehrlich, sah ich etwa aus wie ein Junkie? Fertig angezogen stand ich im Bad und wusch mir das Gesicht, um ein wenig “klar im Kopf“ zu werden, wie Reita immer gern sagte. Blinzelnd sah ich in den Spiegel und lachte ungehalten und laut auf, als ich hinter mir an der Wand jetzt nicht nur rosa, sondern auch blaue Flecke sah. Wie absurd das alles war, entfiel mir völlig. Der Anblick erinnerte mich an.. an Bonbons! Ich mochte Bonbons. Ah, eigentlich mochte ich keine Süßigkeiten, oder? Egal, Bonbons waren toll. Meine Mutter rief nach mir, sah dann, dass ich im Bad stand und mir grinsend das Gesicht trocknete, und hetzte herein, um mir irgendetwas zu verkünden. „Ich mag Bonbons. Du auch, Ma?“, fragte ich sie interessiert und wurde von ihr am Arm mitgezogen. Völlig irritiert antwortete sie knapp, „Ähm, ja!“, und sprach dann weiter, woraufhin sich mein Gesicht erhellte. „Akira wartet unten vor der Tür, er fährt uns jetzt zum Arzt“, redete sie irgendwie viel zu laut, aber darauf ging ich nicht ein. Ah ja, mein Reita war da, um mich auf seinem rosa-blau gefleckten Pferd mitzunehmen und mit mir in die Karibik zu reiten. War mein Schatz nicht romantisch? Selig lächelnd berichtete ich meiner Mutter, dass ich meinen Reita über alles liebte und mich schon auf unseren Karibikaufenthalt freute, und sie bejahte einmal mehr verwirrt und half mir unten im Flur, mich anzuziehen. Ich trat hinaus in den Vorgarten, atmete die frische Luft tief ein und aus und drehte mich mit ausgestreckten Armen einmal um mich selbst, ehe ich grinsend auf Reita zu hüpfte, der mir mit einem verwirrten Blick bei meiner Aktion zugesehen hatte. Ich sprang in seine ausgebreiteten Arme und schmiegte mich schnell an ihn. Hm.. Er roch gut. Irgendwie nach Motoröl. Hach, ich stand total auf Motoröl! „Du riechst gut“, murmelte ich in sein Ohr und grinste hingerissen, als er im verdatterten Ton, „Ich hab’ geschwitzt wie Sau und hab mich nicht duschen können, weil ich mich beeilt habe!“, aussagte und mich leicht von sich drückte, um mich skeptisch zu mustern. Er blickte hilfesuchend zu meiner Mutter, während ich ihm unentwegt ins Gesicht lächelte. Dass meine Mutter ihm hinter meinem Rücken einen Vogel zeigte, welcher mir galt, bekam ich nicht mit. Während der Fahrt zählte ich all die rosa und blaue Flecke. Und stellt euch vor, es war Grün hinzugekommen! Völlig fasziniert von den Farben sah ich aus dem Fenster und fühlte mich einfach nur wohl. So habe ich mich ja noch nie gefühlt! Hach, wie schön bunt das Leben doch war! Jetzt noch eine Tüte Bonbons und ich wäre vollauf zufrieden. „Als er aufgewacht ist, war er noch nicht so“, sprach meine Mutter besorgt nach vorne, die neben mir saß, und Reita brummte überlegend. Wer war nicht was gewesen? „Mama, Grün ist eine hinreißende Farbe, oder?“, fragte ich an meine Mutter gewandt, die gequält lächelte und meinen Kopf tätschelte, als wäre ich ein kleines Kind. „Ja Schatz, wirklich entzückend“, haspelte sie und sah angestrengt nach draußen, als ich mit dem Zeigefinger gegen die Fensterscheibe drückte und, „Bist du auch der Meinung, dass sich rosa und blau besser verträgt als rosa und grün?“, fragte. „Ähm.. also, eigentlich finde ich, dass beide Versionen gut zusammenpassen“, gab sie ihre Meinung überfordert ab, was mich zum Kopfschütteln antrieb. „Also echt, Ma! Rosa und blau sieht zusammen viel leckerer aus. Das sieht man doch!“, hielt ich dagegen und lachte auf, als sie mir mit einem wehleidigen Blick mitteilte, dass sie überhaupt keine Farben sah. Dann erstarb mein Lachen jedoch und ich tätschelte mitfühlend ihren Unterarm. „Es muss schrecklich für dich sein, farbenblind zu sein“, schniefte ich schon fast und bettete meinen Kopf auf ihre Schulter, um ihr ein wenig Beistand zu leisten. Arme Ma.. „Oh mein Gott..“, hauchte Reita beinahe entsetzt und ich warf, „Oh mein Reita!“, ein, was ihm einen komisch klingenden Laut entlockte. Er hatte wie ein kleines Schweinchen geklungen, wie süß! Ich kicherte entzückt, wurde aber nicht weiter beachtet. Meine Mutter streichelte kontinuierlich meinen Arm und bat mich dann irgendwann, aus dem gemütlichen Fortbewegungsmittel zu steigen. Hey, war das nicht Reitas Auto? Ich wurde von meinen beiden Liebsten neben mir in irgendein Gebäude dirigiert, was mich jedoch nicht weiter interessierte. Ich starrte viel lieber auf den Boden, wo mir viele kleine blaue Männchen in knallgelben Latzhosen und mit einem breiten Lächeln im Gesicht zuwinkten. Ich winkte zurück und sagte verzückt, „Hallo da unten!“, und erhielt im piepsigen Chor ein nett gemeintes, „Du hast total einen an der Klatsche!“. Ich bedankte mich höflich und drehte mich im Gehen zu Reita herum, der verwirrt, „Sag mal, mit wem redest du?!“, gefragt hatte und mich jetzt perplex anstierte. „Na, mit denen!“, antwortete ich selbstverständlich und deutete mit dem Zeigefinger zu Boden, wo die Männchen, mit dem Rücken zu mir, mit ihren kleinen Hinterteilen wackelten und dabei laut lachten. „Aha!“, machte Reita verwirrt, der meinem Fingerzeig gefolgt war. Meine Mutter eilte uns voraus und Reita hielt mich an der Hand zurück, um mich ganz nah an seinen Körper zu ziehen. Ich ließ daraufhin erwartungsvoll die Lider sinken und spitzte leicht meine Lippen, woraufhin er, „Uruha, was wird das?“, fragte. Schmollend riss ich die Augen wieder auf und wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als er mir auch schon ins Wort fiel. „Hör zu, wenn wir da drinnen sind, sagst du am besten gar nichts, wenn du nicht gefragt wirst, ja?“, sprach er und nickte leicht in Richtung des Gebäudes hinter uns. „Hm.. Okay?“, machte ich überlegend und ließ mich dann von ihm reinziehen, wo eine Frau ganz in Weiß uns hinter sich herwinkte. „Ich habe ihr gesagt, dass wir dringend zu Tanaka-sensei müssen!“, sagte meine Mutter angeregt und nahm mich an der freien Hand, um mich durch irgendwelche Gänge zu bugsieren. Wo waren wir hier eigentlich? Und was noch viel wichtiger war, wieso existierten keine rosa Bonbons mit blauen Flecken? Ich wurde durch eine breite Tür geschoben, die hinter mir laut zugeschlagen wurde. Zusammenzuckend drehte ich mich herum und sah abwechselnd Reita und meine Mutter an, die mir verdeutlichten, dass ich mich auf einen der drei Stühle setzen sollte. Aber ich wollte mich vielleicht nicht setzen? „Guten Tag Nami, guten Tag Kouyou!“, wurden wir plötzlich von einem kahlköpfigen Mann mit weißem Vollbart begrüßt, der auf seinem Drehstuhl hinter einem großen Schreibtisch saß. Oh cool, der Weihnachtsmann ohne Haare! Aber wir hatten Weihnachten doch schon lange hinter uns. Auch Reita wurde lächelnd begrüßt, und die beiden setzten sich vor den Alten, der sie dazu gebeten hatte. Irgendwoher kannte ich den.. Hey, das war ja mein Hausarzt! Ich wurde letzten Endes von Reita mit auf den Stuhl gezogen, und jetzt lächelte ich Dr. Soundso breit an, der mich leicht musterte, dennoch höflich lächelte und an meine Mutter gewandt fragte, was unser Anliegen war. “Es tut mir leid, dass wir Sie mit unserem Besuch so überrascht haben, ganz ohne Termin. Ich hoffe, Sie verzeihen uns das, Sensei“, redete meine Mutter schnell und sich verbeugend und schien erleichtert, als der dicke Glatzkopf im lieben Ton, „Das geht in Ordnung. Dafür bin ich immerhin da, nicht?“, sagte und noch einmal nachfragte, was denn los war. „Also, es war so-“, fing meine Mutter an und erzählte dem Arzt, Dr. Med. Was-weiß-ich aufgewühlt, dass wir gestern Abend in einer Disco gewesen waren. Und schlagartig erinnerte ich mich an eine überfüllte Tanzfläche, hüpfende, halbnackte Körper, die sich aneinander rieben, an blitzende, schwarze Augen, die mich auszusaugen schienen, Reitas heißen Körper an meinem, Keisukes finsteres Grinsen, die plötzlichen Magenkrämpfe.. Das hatte ich mir sicher nicht eingebildet.. Oder? Ich hörte gar nicht mehr, was meine Mutter alles sagte. Aber ich konnte Reitas warme Hand auf meinem Oberschenkel spüren. Also ehrlich, kein Schamgefühl der Draufgänger. Wollte der mich jetzt mitten in diesem Raum befummeln? „Rei, wir können jetzt nicht!“, sagte ich also bestimmend und schob seine Hand von meinem Oberschenkel runter, woraufhin ich verwirrte Blicke erntete. „Na, wo sind wir denn hier?“, zuckte ich mit den Schultern und schaute fragend drein, als Dr. Ich-hab-den-Analyse-Blick sofort, „Ah, ich sehe schon“, sagte und sich erhob, um den Tisch zu umrunden und sich hinter mich zu stellen. „Kouyou?“, sprach er mich freundlich an und erlangte meine Aufmerksamkeit. „Ja, Sensei?“, gab ich überschwänglich und voller Tatendrang von mir, überhörte Reitas leises Schnauben und sah an die Wand gegenüber, als der Doktor mich genau darum bat. „Was siehst du dort?“, fragte er mich im väterlichen Ton und deutete an die Wand gegenüber von uns allen. Ja, was sah ich denn wohl? Doofe Frage. Einige Bilderrahmen, eine bunt gepunktete Wand, ein Regal mit komischen Gegenständen darauf, bunte Punkte, ein Kalender, eine Urkunde, bunte Punkte. Und all das hatte ich laut aufgezählt. Er sah mich nur abschätzend an, drehte sich dann zu meiner Mutter herum und meinte, dass er sofort den Test durchführen würde. „Test?“, fragte ich, wurde aber komplett ignoriert. „Es könnte natürlich sein, dass da Alkohol drin war. In manchen Clubs kann das schon mal vorkommen, dass man die Standards nicht einhält. So etwas habe ich schon des Öfteren erleben müssen, aber das-“, er setzte kurz aus, während er mit einer kleinen Taschenlampe in meine Augen leuchtete und mich somit zum Wegzucken brachte, und rieb sich dann übers Doppelkinn, während er mich eingehend ansah, “Kommt nicht vom Alkohol. Seine Pupillen sind trotz Lichteinstrahlung extrem erweitert und reagieren in keiner Weise. Dass er überhaupt geradeaus schauen kann, ist ein Wunder.“, folgerte er, und ich merkte, wie sich Reita anspannte. Was hatten die denn alle? „Ich würde gerne wissen, was-“, setzte ich an, wurde aber von Reita unterbrochen. „Also, wenn das wirklich der Einfluss von einer Droge ist, dann.. Das vergeht doch, oder?“, fragte er und sah dabei so kläglich aus, dass meine vergrabenen Mutterinstinkte erwachten und ich ihm von hinten die Arme um den Hals legte, um ihn im Sitzen hin- und herzuwiegen und, „Aww, mein armer, armer Rei. Alles wird gut, keine Sorge“, zu säuseln. „Ich halt’ das nicht aus“, war das Einzige, was Reita wehleidig flüsterte. „Kein Grund zur Sorge, Suzuki-san, das vergeht.“, sagte der Doc zuversichtlich und bat mich dann, ihm zu folgen, was ich völlig enthusiastisch tat. Der Rest ging irgendwie viel zu schnell. Ich bemerkte gar nicht, was mit mir gemacht wurde. Immer wieder wuselte eine Schwester um mich herum, redete mit dem Arzt, der ihr Anweisungen gab, und am Ende saß ich wieder im Gesprächszimmer bei Reita und Ma, die beide jeweils meine Hand hielten und angespannt wirkten. Ok, anscheinend hatte ich irgendetwas verpasst. Ob mir die kleinen Männchen, die mir gefolgt waren und zu mir hoch lächelten, verraten würden, was los war? „Woher sollten die das überhaupt wissen?“, fragte ich mich leise und sah verwundert auf, als Reita und meine Mutter zeitgleich, „Was?“, einwarfen und mich verstört ansahen. Im nächsten Augenblick kam der dicke Arzt mit einigen Blättern in der Hand wieder herein. „Candyflip!“, war das Einzige, was er zusammenhanglos von sich gab. Selenruhig legte er seine Blätter auf den Tisch, nachdem er wieder hinter dem Schreibtisch Platz genommen hatte. Ich legte den Kopf schief, doch meine Mutter hatte die Brauen zusammengezogen und Reita kaute nervös auf seiner Unterlippe herum, wie ich es sonst meist tat. „Der Test ist so gut wie auf alle getesteten Stoffe positiv ausgefallen. So etwas hatten wir hier auch noch nicht. Nami, er steht tatsächlich unter dem Einfluss von einer Rauschmittel-Zusammensetzung. Und diese wird „Candyflip“ genannt. So eine Art Modedroge. Sie befindet sich zurzeit vermehrt im Umlauf und ist besonders in Nachtclubs angesagt. Die eigentlichen Begriffe-“ „Was ist das für ein Zeug?“, unterbrach Reita den Älteren, der nur nachsichtig lächeln konnte. „Reita, das ist nicht höflich von dir, weißt du?“, tadelte ich den Blonden leise, der mich nur mitleidig ansah und dann den Kopf schüttelte, ehe er vorbildlich den Mund hielt, damit der Ältere weiterreden konnte. „Dazu wollte ich gerade kommen. Candyflip ist zurzeit weit verbreitetet. Es ist ein Mischkonsum von MDMA und LSD. Einige mischen weiß Gott noch was für Mittel dazu, um das Gemisch zu strecken oder sogar die Wirkung noch weiter zu beeinflussen, was durchaus gefährlich werden kann. Was diese beiden Stoffe sind und was sie anstellen können, muss ich Ihnen ja nicht erklären!“, laberte der Arzt und sah dabei immer wieder abwechselnd von Ma zu Reita. Meine Mutter, die immer noch ihre Brauen so stark zusammenzog, dass eine Falte auf ihrer glatten Stirn entstand, sah bedrückt aus. Was sie wohl hatte? „MDMA.. Ecstasy?“, hauchte Reita fast schon fassungslos und sah den Arzt immer ungläubiger an, als der nickte und weiterredete. „Ich bin mir sicher, dass diese beiden Stoffe zu Pulver zerkleinert und unter das Getränkt von ihm gemischt worden sind“, teilte er den beiden wichtigtuerisch mit, doch mich interessierte das gar nicht. Wovon redete dieser Typ eigentlich? „Ma, können wir wieder nach Hause? Ich bin ein wenig müde“, murmelte ich ihr ins Ohr und löste in ihr seltsamerweise pure Panik aus. „Sei bitte unbesorgt, Nami. Das ist völlig normal. Er sollte sich jetzt ausruhen. Ihm wird nichts passieren, solange ihr ein Auge auf ihn habt. Ich verstehe zwar nicht, wieso die Wirkung erst so spät eingesetzt hat-“, der Arzt stoppte in seinem Geschwafel, was meine Mutter anscheinend noch mehr durcheinanderbrachte. „Himmel, was soll ich denn jetzt bloß tun?!“, kreischte sie fast und wurde von Reita ruhig gestimmt. „Wie gesagt, ihn ausruhen lassen. Und lasst ihn am besten nicht aus den Augen. In ein paar Stunden müsste es vorüber sein. Mehr können wir leider nicht für ihn tun. Er muss den Rausch aussitzen“, versuchte nun auch Doktor Dickwanst, meine Mutter zu beruhigen. Ich wurde mit Reita vorausgeschickt, während meine Mutter noch kurz mit dem Arzt redete. Irgendwie fand ich es doof, dass Reita mich anschwieg. Er zog mich an der Hand hinaus aus der Praxis – ja, ja, wir waren in einer Praxis – und wirkte ziemlich bedrückt. „Rei?“, gab ich fragend von mir und blinzelte treudoof, als er sich zu mir herumdrehte und sich mit dem Rücken gegen seine Autotür lehnte. Mir wäre das gefleckte Pferd lieber gewesen.. „Was ist los mit dir?“, fragte ich ihn und versuchte gleichzeitig die Gedanken an die Karibik zu verdrängen. Ging aber schlecht, da ich plötzlich Wellenrauschen vernehmen konnte. Ich drehte mich einmal um mich selbst, um nach dem Meer Ausschau zu halten, fand aber nichts. So eine Verarsche! „Uruha!“ Ich wurde grob an den Schultern gepackt und leicht durchgeschüttelt. Verschreckt und mit geweiteten Augen sah ich Reita an, in dessen Gesicht die verschiedensten Emotionen zu sehen waren. Und bunte Flecke. „T-tut mir leid?“, hauchte ich fragend, obwohl ich nicht wusste, was ich getan hatte und wieso ich mich überhaupt entschuldigte. Mein blonder Prinz seufzte nur angeschlagen und zog mich schnell an sich, um mich fest zu umarmen und mir den Nacken zu kraulen. Oh, ok, darauf stand ich. „Nein, mir tut es leid..“, nuschelte er mir leise ins Ohr und brachte mich damit dazu, zusammenzuzucken. Das hatte gekitzelt. „Hm..“, machte ich nur und kuschelte mich schnurrend näher an ihn, doch die Stimme meiner Mutter brachte Reita dazu, mich leicht von sich zu drücken und den Störenfried anzusehen. Ich beachtete jetzt einfach mal nicht, dass hier überall Leute um uns herumlungerten und genauso sehr als Störfaktor anzusehen waren. „Wir müssen Kouyous Attest noch bei der Praxis vorbeibringen“, wedelte sie mit dem kleinen Papier vor unseren Nasen herum und schob mich dann bestimmend auf die Rückbank, nachdem Reita bejaht und das Auto aufgesperrt hatte. Wir fuhren ziemlich lange, jedenfalls kam es mir so vor. Reita hatte für einen kurzen Moment den Wagen verlassen, weil er diesen Zettel irgendwo hatte abgeben wollen. Aber wirklich mitkriegen tat ich eigentlich nichts, da ich halb auf meiner Mutter lag und mit leicht geöffneten Augen träumte. War dieses penetrante Summen in meinem Ohr eigentlich normal? Mit verzogenem Gesicht rieb ich mir über das rechte Ohr und beklagte mich sogleich laut, dass Reita dieses Gesumme abstellen sollte. „Wer bringt so einen Mist überhaupt im Radio?! Wer will das schon hören?“, rief ich aufgebracht nach vorne und kam mir ziemlich veralbert vor, als Reita so überzeugend wie möglich zu erklären versuchte, dass das Radio gar nicht an war. „Ma, ich rast’ gleich aus!“, presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und merkte sofort, wie mein ruhiges Gemüt sich langsam verabschiedete. Eben war doch noch alles so schön friedlich gewesen. Jetzt könnte ich mich wirklich über alles aufregen. Meine Mutter streichelte nur unbeholfen meinen Kopf, doch auch das ging mir nach einigen Augenblicken so ziemlich auf den Sack. „Hör doch endlich auf damit, das nervt!“, maulte ich sie an und schob sie sogleich von mir, bemerkte dabei nicht, dass sie mich geschockt und mit zitternder Unterlippe ansah. „Nami, keine Sorge, lass ihn einfach machen. Du weißt, er meint es nicht so“, murmelte Reita, während er erneut Gas gab, da wir bis eben an einer Ampel gestanden hatten. Hatte ich schon erwähnt, dass die bunten Flecke verschwunden waren? Sie hatten Platz geschaffen für irgendwelche winzigen Sternchen, die vor meinen Augen herumflogen. Das störte mich. Und als wäre das nicht genug, war meine Sicht noch immer so ekelhaft verzerrt, dass ich das Gefühl hatte, mich gleich übergeben zu müssen. „Hhnn“, stöhnte ich leise und hielt mir die Schläfen, als Reita eine Linkskurve zu stark nahm und ich somit auf dem Rücksitz hin- und herwankte. Gleich, ja gleich würde ich mich wirklich übergeben! „Akira, mach bitte die Fenster auf!“, bat meine Mutter panisch, während sie mich wieder halb im Arm hielt, und Reita verriegelte sofort die elektrischen Fensterheber und öffnete alle Fenster, damit ein wenig frische Luft hereinkam. Das hatte ich anscheinend gebraucht. Mit meiner Mutter dicht an meinem Rücken lehnte ich mich ein wenig aus dem Fenster und ließ die kühle Luft in mein Gesicht peitschen. Tat wirklich gut. Ich atmete ruhig durch den Mund ein und aus, um mich selbst zu beruhigen, da ich Panik gerade nicht gebrauchen konnte. Was ich jetzt brauchte war mein Bett. Und vielleicht wilden, hemmungslosen Sex mit Reita. Hey, keine schlechte Idee! „Wir sind gleich da, mein Schatz“, sprach meine Mutter beruhigend auf mich ein, während sie besänftigend meinen Arm tätschelte. Ich wiederum hörte sie kaum noch und malte mir lieber aus, was Reita und ich jetzt alles anstellen könnten. Ach, wäre doch nur meine Mutter nicht hier! „Wir sind da. Nami, geh du am besten vor und koch einen Tee!“, sagte Reita bestimmend, der sich abschnallte, und ich spürte, wie mich seine tiefe, vibrierende Stimme angenehm erregte. Meine Mutter hastete schnell aus dem Auto und Reita öffnete mir derweil die Hintertür und fragte mich vorsorglich, „Geht’s wieder?“ Sein Blick wurde perplex, als ich mit schmalen Augen zu ihm aufblickte, mir nachdrücklich über die Lippen leckte und seine ausgestreckte Hand packte, um ihn sogleich zu mir ins Innere des Wagens und somit auf mich zu zerren. „Uruha, was machst du?“, fragte er leise und verwirrt, versuchte aber nicht, sich gegen mich zu wehren, als ich meine Arme um seinen Nacken schlang und sein Gesicht tiefer zu mir zog, um ihm Küsse auf beide Wangen zu hauchen. Komisch.. Gerade eben hatte ich noch das Gefühl gehabt, gleich meinen Magen leeren zu müssen, doch jetzt verspürte ich nur noch den Drang, Reita die störenden Klamotten vom Leib zu reißen und ihn tief in mir aufzunehmen. Verdammt, mir wurde gerade ziemlich heiß bei dem Gedanken. „Reita“, hauchte ich leise gegen seine geschlossenen Lippen und als er mir ein verzückt klingendes, „Hm?“, entgegenbrachte, küsste ich ihn kurz und verlangend, schlang meine Beine um seinen Unterkörper, um ihn fester an mich zu pressen, und flüsterte fordernd, „Fick mich!“ Sein Einwand war ziemlich schwach, wie ich fand. „Aber doch nicht hier“, hatte er leicht zögernd gesagt, sich aber gleichzeitig weiter gegen meine Hand geschmiegt, die schwerfällig in die Vorderseite seine Hose gewandert war. Was interessierte es mich, dass wir hier auf der Rückbank von Reitas Auto lagen, der Blonde mit den Beinen noch halb aus dem Auto hing und uns jeder beim Vorbeigehen betrachten konnte? Hier bekamen sie einen kostenlosen Schwulenporno zu sehen, war doch Klasse! Also, wäre ich ein Außenstehender, würde ich am Straßenrand stehen bleiben und zusehen. „Komm, ich bring’ dich jetzt erst mal rein. Deine Mom fragt sich sicher, warum das hier so lange dauert“, sprach er diesmal mit fester Stimme, doch so schnell aufgeben wollte ich nicht. „Ma kann warten, ich aber nicht. Komm schon, Rei!“, zerrte ich an ihm und presste meine Lippen forsch auf seine, als er sich erheben wollte. Ich merkte, dass der Ältere mit sich selbst rang. Und ich wusste, dass er liebend gern darauf eingehen würde. Ich kannte doch meinen Reita. Nur schwer schaffte ich es, in seinen Mund vorzudringen, da er mich nicht hatte einlassen wollen. Der Ältere mochte es nicht, wenn ich ihn so stürmisch küsste. Seiner Meinung nach war das seine Aufgabe. Er drängte meine Zunge also wie gewohnt zurück und ein tiefes Grollen entkam seiner Kehle, als ich ihm grob in den Schritt packte und meine Hand dort eilig bewegte. „Uruha!“ „Reita!“, ahmte ich ihn mit demselben mahnenden Ton nach und setzte noch schnurrend, „Los, ich will dich reiten!“, hinterher, was ihn gegen seinen Willen belustigt lachen ließ. „Du darfst mich drinnen reiten. Jetzt steh endlich auf!“, versprach er mir und ich nahm ihn ganz beim Wort. Brav schnappte ich nach seiner Hand und ließ mich von ihm ins Haus führen, wo mir sofort der Geruch von Kräutertee entgegenschwebte. Und anscheinend machte meine Mutter auch Essen, denn man konnte sie wie gewohnt in der Küche herumwirbeln hören. Sollte mich nicht stören, ich wollte mich jetzt endlich auf Reita setzen! Der Ältere half mir aus meinen Schuhen und meiner Jacke, und als er aus seiner eigenen geschlüpft war, zog ich ihn ungeduldig mit mir, wankte jedoch plötzlich kurz vor der Treppe, weshalb er mich auch sofort fest an seine Brust zog. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich eine Treppenstufe verpasst und wäre in die Tiefe gesackt. Schreckliches Gefühl! „Nami, ich bringe ihn erst mal hoch, ja?“, rief er beim Vorbeigehen in die Küche und ich hörte, dass meine Mutter hastig bejahte. Vor lauter angestauter Erregung bekam ich Kopfschmerzen. Ich hielt mir den nun deutlich wummernden Schädel und ließ mich von Reita rüber zum Bett dirigieren. Oh, mein Bett war so schön gemütlich, ich könnte jetzt problemlos einschlafen. Aber vorher wollte ich Sex! „Rei!“, murrte ich mit vorgeschobener Unterlippe, als er sich einfach herumdrehte, um die Jalousie hochzuziehen und das Fenster zu öffnen, und breitete meine Arme in seine Richtung aus, als er sich herumdrehte, um mich anzuschauen. Der Kleinere seufzte schwer und tapste auf mich zu, ließ sich in meine Arme gleiten und ließ den Kuss über sich ergehen, den ich ihm ungeduldig auf den Mund presste. „Uruha, du solltest lieber-“, er stockte und schien zu überlegen. „Reita, ich halte das nicht aus, fick mich endlich!“, heulte ich schon fast und zerrte an seinem Shirt herum, während ich seinen verzweifelten Gesichtsausdruck völlig außer Acht ließ. „Sieht aber nicht danach aus!“, folgerte er schließlich mürrisch, hob sich leicht an, da er komplett auf mir lag, und starrte mir zwischen die Beine. Ich sah ebenfalls an mir runter, weil ich nicht wusste, was er meinte, und stockte kurz verwirrt. Ich fragte mich, wie ich nur so erregt sein konnte, mein Körper es sich aber nicht anmerken ließ. In meiner Jeans herrschte wortwörtlich tote Hose. Jedoch tobte innerlich alles in mir und ich war wirklich kurz davor, Reita bei lebendigem Leibe aufzufressen, das meinte ich ernst! Oh Gott, mutierte ich zu einem Kannibalen?! „Baby, du musst dich definitiv ausruhen, das ist sicher sehr anstrengend für dich. Das sind die Nachwirkungen von dem Mist“, murmelte er fürsorglich, während er sich wieder auf mir langlegte und sanft meine Wange streichelte. Allein sein Körpergewicht auf mir geilte mich nur noch mehr auf. Ich spreizte sofort meine Beine unter ihm und sah ihm flehend in die Augen, worauf ich ein Seufzen von ihm kassierte. Ich wollte kein Seufzen hören, verdammt! Wenn er mich nicht gleich fickte, würde ich ihn ficken, darauf konnte er Gift nehmen! „Rei!“, knurrte ich und fing erneut an, an seinem Oberteil zu zupfen und es ihm schlussendlich grob über den Kopf zu ziehen. Der Ältere gab daraufhin ein tiefes, animalisches Grollen von sich, was mir doch ein wenig Angst einjagte und Gänsehaut bei mir auslöste, und riss mich plötzlich hoch, sodass ich verschreckt schauend vor ihm auf der Matratze saß. Die leuchtenden Sternchen, die sich vor meinen Augen auftaten, und das heftige Schwindelgefühl ignorierte ich gekonnt. Übereilig befreite er mich aus meinem Pullover und öffnete ungeduldig meine Hose, worauf mir ein zufriedenes Schnurren entkam. Halleluja! Da hätte er auch früher draufkommen können. Grinsend legte ich den Kopf in den Nacken, als er mich rittlings auf seinen Schoß zog und anfing, an meiner Kehle zu knabbern und gleichzeitig seine Hand in meine Hose zu schieben. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich behaupten, dass ich gerade einen harten Ständer in der Hose hatte. Es war aber nicht so, was ich noch immer nicht verstand. Selbst als Reita mit groben Handgriffen meinen Schritt massierte, richtete sich nichts auf, jedoch zerging ich auf seinem Schoß und wünschte mir nichts mehr, als dass er mich endlich nahm. Ich stöhnte ungehalten, als er fester zupackte und simultan mit seiner Zunge meinen Hals hinableckte, um sich dann schmerzhaft an meiner Halsbeuge festzusaugen. Und ganz plötzlich, es war nur ganz kurz gewesen, hatte Reita seine andere Hand von hinten in meine Hose geschoben, um mit seinen trockenen Fingern meinen Eingang zu reizen. Eigentlich war es das gewesen, worauf ich die ganze Zeit gewartet hatte, aber mit einem Mal wollte ich das alles nicht mehr. Der Unwille schlug genauso wie die Müdigkeit blitzartig auf mich ein und ich stemmte mich mit aller Kraft gegen Reitas Brust, der mich nur verständnislos anfunkelte. „Was ist los?!“, murrte er stinkig und brachte mich somit dazu, zusammenzuzucken und mich vor ihm kleiner zu machen. „Tut mir leid..“, flüsterte ich, stemmte mich aber erneut gegen ihn, nachdem er knapp schnaufte und wieder anfing, mich zu befummeln. Oh Gott, was stimmte nicht mit mir?! „Uruha, das war doch deine Idee. Was soll das?“, fragte er ungeduldig und klang dabei irgendwie wütend. Verdammt, ich wollte nicht, dass er sauer auf mich war! „Ich.. Ich weiß nicht, es tut mir leid, Rei. Aber ich will nicht mehr“, flüsterte ich zerknirscht und merkte, wie ich zu zittern anfing, als er leicht meinen Oberschenkel streichelte. Meine innere Erregung war in Sekundenschnelle abgeebbt. Stimmungsschwankungen.. So etwas hatte ich noch nie gehabt, und ich wollte sie auch nie wieder haben. Das Gefühl war richtig unangenehm. In einer Sekunde etwas zu wollen, nur um in der Nächsten plötzlich etwas ganz anderes zu verlangen. Der Ältere schloss mich sofort mitfühlend in seine Arme und streichelte beruhigend meinen Rücken auf und ab. Ich merkte, wie mich diese Berührung besänftigte und auch spürte ich, wie ich plötzlich immer dösiger wurde und es kaum noch schaffte, die Augen offen zu halten. Ich legte meine Arme schwerfällig um den Blonden und versteckte mein Gesicht in seiner warmen Halsbeuge, versuchte meine wirren Gedanken zu ordnen und merkte dabei nicht, wie ich immer weiter abdriftete und mich Reita irgendwann bequem ins Bett legte und mich zudeckte. Eins war mir klar. Heute war ein verdammt beschissener Tag. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es schon nach vier. Wie lange hatte ich geschlafen? Reita saß, ohne einen Mucks zu machen, vor meinem PC und schaute sich irgendeine Seite an, die ich von hier nicht erkannte. Seit wann war er bitte schön hier? Ich blinzelte mehrmals, ächzte tonlos und rieb mir über den noch leicht pochenden Kopf. Einen Augenblick mal.. Ich war heute nicht bei der Arbeit gewesen, oder? Sonst würde ich doch nicht im Bett liegen. Und was war eigentlich mit dem Arztbesuch? Hatte meine Mutter es sich doch anders überlegt? „Ähm..“, gab ich leise von mir und erweckte somit Reitas Aufmerksamkeit. „Oh, du bist wach?“, fragte er, gleich nachdem er hastig die Seite geschlossen und den PC heruntergefahren hatte, und erhob sich, um zu mir ans Bett zu kommen. „Hm, scheint so“, murmelte ich und schmiegte mich leise seufzend an ihn, als er sich sofort neben mich legte und mich in seine Arme nahm. „Geht’s dir gut, Baby?“, fragte er und ich merkte, dass er irgendwie verunsichert klang. „Ja, bis auf leichte Kopfschmerzen, aber es ist erträglich“, beruhigte ich ihn, sah aber perplex in sein Gesicht, als er zusammenhanglos, „Du siehst keine bunten Punkte, oder?“, fragte. Als ich verdattert verneinte und wissen wollte, was er meinte, ging er gar nicht erst darauf ein und fragte gleich hinterher, „Und du verspürst auch nicht plötzlich die Lust, mich umzuwerfen und zu reiten, ja?“, worauf ich ihn erst ungläubig anstarrte und dann ungehalten zu lachen anfing. „Was redest du für ’nen Mist?“, fragte ich belustigt, verstummte jedoch sofort verwirrt, als Reita mir sagte, dass ich mich heute ziemlich danebenbenommen hatte. „W-wie meinst du das?“, stotterte ich und mir klappte fassungslos der Mund auf, als mir mein Freund alles erzählte. „Habe ich das alles wirklich gemacht?“, fragte ich entsetzt, als Reita mir erklärte, dass ich ihn vor der Haustür ins Auto gezogen hatte, damit er sich an mir verging, und er nickte nur mit einem Grinsen, welches er sich zu verkneifen versuchte. Das würde er mir noch ewig vorhalten.. „Oh nein“, seufzte ich schwer und versteckte mein Gesicht peinlich berührt an seiner Brust. „Deine Ma und auch ich, wir haben uns echte Sorgen gemacht“, fing der Blonde an zu sprechen und ich konnte spüren, wie seine Brust dabei leicht vibrierte. Ich liebte dieses Gefühl. „Erinnerst du dich denn noch an den Arztbesuch?“, wollte er wissen und merkte, dass mich diese Frage ebenso perplex machte. „Aber ich bin doch gar nicht dort gewesen!“, hielt ich dagegen, doch Reita bestätigte mir das Gegenteil. „Doch, wir waren gemeinsam dort. Der Drogentest, den du gemacht hast, ist positiv ausgefallen“, klärte mich der Ältere auf, woraufhin meine Gesichtszüge entgleisten. „Aber das- Wie? Das geht doch gar nicht, Rei! Du- Ich.. Wie kann das denn sein? Ich würde so etwas nie im Leben anrühren, das wisst ihr!“, versuchte ich ihn zu überzeugen, doch das musste ich gar nicht. Ich bekam nur ein leichtes Lächeln von ihm zu sehen, welches mir verdeutlichte, dass er mir glaubte. „Weißt du, Nami hat gesagt, sie würde warten, bis du aufgewacht bist. Danach würde sie Keisuke anrufen, um mit diesem zu reden“, erzählte er mir und ich wollte wissen, was das bringen sollte. „Sie hegt den Verdacht, dass dir dieser Sui die Drogen in den Cocktail gemischt hat, was ich ebenfalls in Erwägung ziehen würde. Immerhin hat dir der Penner gestern das Teil unter die Nase gehalten und so anzügliche Kommentare gemacht. Und jetzt will Nami, dass Keisuke Sui zur Rede stellt, und ich finde ebenfalls, dass das eine gute Idee ist“ Wow, ich kam irgendwie nicht mehr mit. Sollte es wirklich Sui gewesen sein, was ich jedoch nicht verstehen konnte, was waren seine Absichten gewesen? Was hätte er denn davon gehabt? Immerhin hatte mir Reita klar gemacht, dass ich in diesem Rauschzustand zu nichts zu gebrauchen gewesen war. Vielleicht hatte er sich aber auch nur noch mehr über mich lustig machen wollen, indem er mich in diesen Zustand versetzte. So ein Drecksack! „Bei Gelegenheit sollte ich mich bei Keisuke entschuldigen. Immerhin hab ich den Typen gestern ziemlich angefahren..“, murmelte Reita in Gedanken, was mich aufhorchen ließ. Stimmt ja, Reita war so wütend gewesen, dass er diese Wut an Keisuke ausgelassen hatte. Ich konnte ja verstehen, dass Reita in diesem Moment rasend gewesen war, aber ich war auch dafür, dass er sich bei dem Älteren entschuldigte. Immerhin hatte der Schwarzschopf ihm nichts Böses gewollt. „Ich schwöre dir, hätte Keisuke mich gelassen, hätte ich diesem Kerl von gestern die Fresse eingeschlagen!“, knurrte Reita gleich darauf leise und bedrohlich, was ich ihm nur zu gern glaubte. Ich an seiner Stelle hätte aber genauso reagiert, wenn ihn irgendjemand auf so eine dreiste Weise angegangen hätte. „Ich denke, wir sollten einfach nicht mehr in irgendwelche Schwulendiscos“, murmelte ich kleinlaut und lächelte unmerklich, als Reita mir zufrieden zustimmte und anscheinend Gefallen daran fand. Im nächsten Augenblick klopfte es an der Tür und meine Mutter kam rein, nachdem ich sie hereinbat. Oh Allmächtiger, sie hatte es endlich begriffen! Diesen Tag würde ich in meinem Kalender markieren. „Schatz, wie geht es dir?“, fragte sie sofort und ließ sich einfach zu mir und Reita aufs Bett fallen, um mich halbliegend, halbsitzend zu umarmen. „Leichte Kopfschmerzen“, antwortete Reita für mich und erhob sich sofort, mit den Worten, er würde mir jetzt etwas zu essen bringen. Ja, das könnte ich gerade gut gebrauchen. Mein Magen rumorte schon. Die Stille, die augenblicklich herrschte, nachdem Reita das Zimmer verlassen hatte, wurde sofort von meiner Mutter unterbrochen. „Ich werde jetzt Kei anrufen“, gab sie Bescheid und zückte auch schon ihr Handy aus ihrer weiten Hosentasche, welches ich bis eben nicht bemerkt hatte. „Ich bezweifle, dass es Sui gewesen ist“, blubberte ich sofort ohne Zusammenhang und unterbrach meine Mutter beim Wählen. Verwundert sah sie mir in die Augen, schaute dann irgendwie traurig und meinte, „Wer sonst sollte es gewesen sein, Schatz? Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht. Für mich kommt nur er in Frage. Zumal seine Vergangenheit auch nicht die Reinste ist, wie mir Kei einmal anvertraut hat“ Das ließ mich neugierig aufhorchen. Ich wollte am liebsten sofort wissen, was genau sie damit meinte, und während sie sich das Telefon ans Ohr hielt und dem Freizeichen lauschte, sagte sie nur knapp. „Er hat damals anscheinend in falschen Kreisen verkehrt und regelmäßig gedealt und konsumiert, hat laut Keisuke aber heute nichts mehr damit zu tun, weil der ihm früher aus diesem “Tief“, wie Sui es wohl nennt, geholfen hat“, und presste sich dann einen Finger auf die Lippen, weil ich dazu etwas sagen wollte. Ok, das war doch schon ziemlich harter Tobak. Ich wog in Gedanken ab, ob es denn nun Sui gewesen sein konnte oder doch jemand anders. Ok, er war der einzige Verdächtige, aber nur weil er früher Drogen konsumiert hatte, hieß das ja nicht gleich, dass er es heute immer noch tat oder überhaupt Zugriff auf solche Sachen hatte. Das war ein schlechtes Vorurteil. „Liebling? Ich bin’s. Ja.. Ja, ihm geht es wieder besser, danke der Nachfrage. Hör mal, kannst du vielleicht.. Was? Oh, dann bring ihn doch bitte gleich mit. Weil es wichtig ist, Kei. Bitte. Ich will mit dir und besonders mit ihm reden, deshalb. Ja, definitiv heute. Ok, ist gut. Bis später!“ Schnelles und vor allem abgekühltes Telefonat, wie ich fand. Daraus hatte ich entnommen, dass Sui anscheinend schon bei Keisuke war, warum auch immer. Und gleich würden sie gemeinsam hier erscheinen. Plötzlich kam ich mir so schrecklich hilflos vor. Wie sollte ich mich denn nun den beiden und besonders Sui gegenüber verhalten, wenn es wirklich er gewesen war? Na, das konnte ja heiter werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)