But sometimes love hurts von Bara-sama ================================================================================ Kapitel 8: ~8~ -------------- Zwei Wochen. Es waren inzwischen schon zwei verdammte Wochen vergangen, und meine Mutter hatte noch immer nicht mit mir über das geredet, was Keisuke mir schon vorher hatte erzählen wollen. Wieso spielten sich hier alle gegen mich auf? Ok, nicht alle. Aber trotzdem. Das machte mich hier wahnsinnig! Wieso waren alle um mich herum solche Geheimniskrämer? Heute war Freitagabend und meine Mutter war wie immer nicht zu Hause. Das kam in letzter Zeit öfter vor, dass sie von Freitag auf Samstag nicht da war. Sie verbrachte ihre Zeit meist mit und bei Keisuke, und irgendwie freute es mich doch für sie, wenn sie jedes Mal am nächsten Tag mit einem strahlenden Lächeln nach Hause kam und mir immer wieder sagte, wie gut Keisuke doch zu ihr war. Dass sie mal wieder nicht da war, machte mir heute eher weniger etwas aus. Ehrlich gesagt konnte ich meine Mutter hier gerade nicht gebrauchen, denn das würde bedeuten, dass wieder irgendetwas peinliches passieren würde. Reita und ich lagen nämlich in meinem Bett, eng aneinandergepresst, und die Tür war natürlich mal wieder nicht abgeschlossen. Wir hatten es einfach nicht mit diesem Abschließ-Kram. Nackt lagen wir nebeneinander, sahen uns ab und an liebevoll lächelnd in die Augen und beschäftigten uns ansonsten damit, den jeweils anderen mit sanften Berührungen und Küssen zu reizen. Es war kein Sex, was hier gerade zwischen uns ablief. Es war einfach nur.. Wie sollte ich das jetzt erklären? Wir heizten einander einfach nur ein, ohne diesen ganzen “Rein-Raus“ Akt durchzuziehen. Es blieb nur bei liebevollem Streicheln, mehr nicht. Und ich fand es schön, wenn wir uns nicht immer besinnungslos in die Ecke vögelten. Das musste nicht sein. Ich konnte hören, wie Reitas Atmung schneller ging, konnte sehen, wie seine nackte Brust sich schneller hob und senkte vor Aufregung, als ich meine Hand ganz leicht in seinen Schritt presste und mit dem Handballen sanften Druck auf seine empfindlichste Stelle ausübte, leicht darüber rieb. Das harte, heiße Fleisch zuckte erwartungsvoll gegen meine Handinnenfläche, was mich zum Lächeln brachte. Ich stupste seine niedliche, freigelegte Nase mit meiner an und er nahm mein Gesicht daraufhin mit einer langsamen, aber fließenden Bewegung in seine warmen Hände, pustete leicht in mein Gesicht, wodurch ich reflexartig die Augen zumachte und leise nach Luft schnappte, und gab mir einen Kuss auf beide Augenlider. Dann wanderten seine Lippen weiter hinab, streiften jedoch weiterhin meine Haut. Er bahnte sich einen Weg von meinen Augen hin zu meiner Nase, dann wieder hoch zu meiner Stirn, runter zu meinen Wangen, meinen Mundwinkeln, meinen Lippen.. Ich seufzte genießend in den harmlosen Kuss, spürte eine seiner Hände in meinem Nacken, die sanft in meinem Haar wühlte, und die andere zwischen meinen leicht gespreizten Beinen. Ich spreizte sie noch ein wenig mehr für ihn, und dies brachte ihn dazu, sich von meinen Lippen zu lösen und leise zu lachen. Glückshormone schossen durch meinen gesamten Körper und hinterließen ein prickelndes Gefühl, als ich seine warme Stimme nahe an meinem Ohr vernahm. Diese tiefe Stimme.. Einfach herrlich. Ich verstärkte den Druck um seine Erregung, um ihn ein wenig zu ärgern. Und tatsächlich ließ er von meinem Ohrläppchen ab, welches er bis eben noch verschmitzt zwischen seinen Zähnen hin- und hergedreht hatte, und vergrub sein Gesicht stattdessen in meinem Kissen, um laut hinein zu stöhnen. Ich gluckste belustigt, stöhnte jedoch ebenfalls auf, als er sich sofort über mich beugte und anfing, mit seiner geschickten Zunge meine rechte Brustwarze zu umspielen. Seine rechte Hand blieb natürlich nicht unbeteiligt. Er hielt mich mit dieser fest im Griff, rieb mal kräftiger, mal schwächer, sodass ich nicht wusste, welchen Laut ich zuerst von mir geben sollte. Gott, ich liebte es, wenn wir so miteinander spielten. „Hmm Rei..“, hauchte ich verlangend und legte meine freie Hand auf seine muskulöse Schulter, ertastete mit meinen Fingerkuppen den sehnigen Körper, der seit drei wundervollen Jahren nur mir allein gehörte. Alles meins. Ich kannte diesen Körper in- und auswendig, kannte all die reizbaren Stellen an diesem wunderschönen, wohlgeformten Körper, und selbst all die Muttermale konnte ich mit geschlossenen Augen wiederfinden. Ich hatte immerhin genug Zeit und Möglichkeit zum Üben gehabt. „Ja?“, wisperte er gegen meine nass geküsste Brust, sodass ich leicht zusammenzuckte. Zuerst wurde mir kalt, doch dann fühlte es sich überall so an, als würde siedend heißes Wasser meinen Körper hinab laufen. Und das alles nur, weil er gegen meine Haut gewispert hatte. „Hmm.. Rei!“, machte ich noch einmal mit verführerischer Stimme und räkelte mich leicht unter ihm, wusste ich immerhin, wie ich mich selbst zur Schau stellen musste, damit er mir aus der Hand fraß. Er wiederum grinste nur ob meines Anblicks und legte sich wieder seitlich neben mich, ganz dicht, sodass ich seine Hitze an meinem eigenen Körper deutlich spüren konnte. „Rei..“ „Hmm!“, ahmte er mich gekonnt nach und ließ es zu, dass ich ein Bein besitzergreifend um seines schlang. Ich drehte mich etwas mehr auf die Seite, konnte ihm somit wieder ins Gesicht gucken. Ich verpasste ihm einen Schmetterlingskuss auf die Stirn, bekam dafür von ihm gleichzeitig einen auf mein Kinn. Ich liebte es, wenn er so friedlich war. Mit einem Finger malte ich kleine Kreise und andere Muster auf seine leicht gerötete Brust und lächelte in mich hinein, als ich das kleine Muttermal auf seiner Haut entdeckte, direkt am Ansatz des rechten Schlüsselbeins. Im nächsten Augenblick krallten sich Reitas Finger in meine Pobacke und ich unterdrückte einen quietschenden Laut, ließ die Luft nur zischend aus meinen Lungen entweichen und presste mich so nah an ihn, dass unsere Körper wie zusammengeschweißt wirkten. Aus Rache biss ich ihm fest in den Hals, zwischen Halsansatz und Schulter. Dort war er meist ziemlich reizbar, es kam immer auf die Situation an. „Ist gut, tut mir leid!“, flüsterte er hastig, nachdem er ein unterdrücktes Keuchen von sich gegeben hatte, und grinste nur, als ich meinen Kopf wieder so weit zurückzog, dass wir uns angucken konnten. Ich streckte naiv meine Zunge heraus und wollte gerade schmollend die Wangen aufblasen, als er mit seiner Zunge nach meiner leckte und mich somit willenlos machte. Hingerissen ließ ich mich von ihm in einen atemberaubenden Zungenkuss ziehen, merkte nebenbei, wie er mit den Fingern zwischen meine Pobacken wanderte, mich jedoch nur ganz kurz reizte und seine Finger auch schon wieder zurückzog. Wir ließen unsere Zungen sanft und ruhig miteinander fechten, rieben unsere Becken dabei ganz sachte aneinander, sodass sich unsere Erregungen aneinanderdrückten, und seufzten und stöhnten leise in den Mund des anderen. Hach, ich könnte noch stundenlang so weiter machen.. Ich hatte vergessen, in der Nacht die Jalousien runter zu lassen, und so wurde ich am nächsten Morgen von schwachen Sonnenstrahlen geweckt. Ich gähnte leise, rieb mir mit einer Hand über die Augen, konnte die andere Hand aber nicht bewegen, da Reita diese fest umschlossen hielt. Er war so eingeschlafen, hatte seine Position kein wenig verändert. Wie süß. Seine Beine waren angezogen, das konnte ich sehen, obwohl die Bettdecke über uns lag. Meinen Arm hatte er ganz nahe an sich gezogen und klammerte mit beiden Händen an meiner Rechten, die er zudem auch noch an seine Brust gedrückt hielt. Wie konnte man überhaupt so schlafen? Ich spürte sofort, dass mein Arm eingeschlafen war. Ekliges Gefühl. Unwillig murrend versuchte ich meine Hand aus seinem Griff zu retten und schaffte es auch nach mehreren Anläufen. Während sich der Blonde auf die andere Seite drehte und dabei leise Schmatz-Geräusche von sich gab, streckte ich meine Beine von mir und merkte sofort, wie es an einigen Stellen auf meiner Haut zog. Besonders an meinem linken Oberschenkel konnte ich spüren, wie sich die Haut wegen des getrockneten Spermas unangenehm spannte. Ja, ja, das kam auch mal vor. Ich erhob mich seufzend, blieb am Rand meines Bettes sitzen und stierte benommen und müde durchs Zimmer. Unsere Klamotten lagen als bunter Haufen auf dem Boden, gleich neben dem Bett. Unwillkürlich musste ich grinsen, fasste mich jedoch wieder und erhob mich, weil ich duschen wollte. „Mhgrml..“, teilte mir Reita informativ mit und ich drehte mich herum, um ihn anzusehen. Er hatte sich auf den Rücken gerollt, die Arme links und rechts von sich ausgestreckt und die Beine angewinkelt. Leise gähnend blinzelte er gen Zimmerdecke, stierte mich dann verschlafen an und nuschelte erneut irgendetwas, was sich ungefähr wie, „Mhbleiphia“, anhörte. „Ja, das finde ich auch“, gab ich ironisch von mir und grinste belustigt, als er, „Hä?“, machte und mich verdutzt ansah. Ich zuckte nur die Achseln und ließ mich breitschlagen, mich wieder zu ihm zu legen, da er so niedlich schaute. „Lass uns noch ein wenig liegen bleiben. Danach können wir ja gemeinsam baden..“, murmelte er mir ins Ohr und merkte anscheinend, wie ich sofort hellhörig wurde. Baden.. Gemeinsam baden, das hatten wir so lange nicht mehr gemacht. „Okay!“, hauchte ich freudig und kuschelte mich schnell an ihn, ließ mir sogleich einen Kuss auf die Schläfe drücken und schnurrte wohlig, während er meinen Rücken streichelte. Von wegen “ein wenig liegen bleiben“. Reita war nach einigen Augenblicken sofort wieder eingeschlafen, hielt mich aber immer noch im Klammergriff, da er wohl nicht wollte, dass ich erneut aufstand und ihn allein zurückließ. Störte mich jedoch nicht wirklich. Ich genoss die Nähe und die Wärme, die er mir gab, und wartete geduldig, bis er endlich wieder aufwachte. Anderthalb Stunden später, wohlgemerkt. Na ja, immerhin war heute Samstag, also ging das noch durch. Gegen halb elf gingen wir gemeinsam runter in die Küche, weil wir etwas frühstücken wollten. Gebadet hatten wir schon längst, und es war wirklich schön gewesen. Er hatte die ganze Zeit über meine Schultern massiert, mal zur Abwechslung. Sonst war ich ja immer derjenige, der seine Massagekünste unter Beweis stellen musste. Wir waren gerade dabei, zu besprechen, ob wir nicht doch Brötchen kaufen wollten, da ging auch schon die Haustür auf und meine Mutter betrat den Flur. Ich eilte schnell hinaus, um sie zu grüßen. Strahlend legte sie ihre Arme um mich und verpasste mir einen Kuss auf die Wange. Auch Reita wurde umarmt und bekam einen Kuss. „Na, hattet ihr beiden gestern Spaß?“, fragte sie gut gelaunt und ohne Hintergedanken und betrat wie üblich die Küche. Ich konnte Reita den Mund leider nicht rechtzeitig zuhalten. Der Ältere hatte, „Oh verdammt, ja. Und wie wir das hatten!“, geschnurrt und grinste jetzt von einem Ohr zum anderen. Während meine Mutter benommen vor sich hin kicherte, schüttelte ich nur kapitulierend den Kopf. Ein Räuspern gefolgt von einem Brummen entkam mir, als Reita mich in die Seite piekte. Als Gegenfrage gab ich, „Und, hattest du gestern auch Spaß?“, von mir, bekam von ihr aber einen empörten Gesichtsausdruck zu sehen und einen Schlag gegen den Unterarm. „Ich bin deine Mutter, du darfst mich so etwas nicht einfach so fragen!“, entrüstete sie sich, Reita indessen lachte deswegen belustigt, und ich meckerte, „Ach, aber du darfst das bei mir oder wie?!“, woraufhin sie mit einem simplen und unbekümmerten, „Ja!“, antwortete und sich herumdrehte, um die Treppen hoch zu hasten. Wahrscheinlich wollte sie sich umziehen. „Hör auf zu lachen, deck lieber den Tisch!“, schmollte ich mit vorgeschobener Unterlippe und vor der Brust verschränkten Armen. Reita nickte schnell, stellte sich vor mich, um mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu drücken, und ging dann an die Küchenschränke, um Teller und anderen Kram rauszusuchen. Ich konnte plötzlich meine Mutter von oben rufen hören. Reita ließ ich kurz allein zurück, der würde schon klarkommen. Immerhin war das hier sein zweites Zuhause. Ich eilte die Treppen hinauf und betrat das Schlafzimmer meiner Eltern. Der Schlafanzug meines Vaters lag noch immer feinsäuberlich gefaltet auf der Nachtkonsole.. Der Anblick versetzte mir einen melancholischen Stich ins Herz. Sie saß derweil auf ihrer Hälfte des Bettes und hielt ihr Handy konzentriert ans Ohr. Als sie mich sah, winkte sie mich hektisch zu sich rüber und ich ging mit einer gehobenen Braue auf sie zu. Was war denn jetzt los? „Schatz, Keisuke will mit dir reden!“, sagte sie schnell und lächelte überaus glücklich, was mich nur noch stutziger machte. „Was will er?“, fragte ich im unhöflichen Ton, mir vollkommen bewusst, dass er mich gut hören konnte. „Mit dir reden!“, wiederholte sie sich diesmal mit verengten Augen und fester Stimme und hielt mir auffordernd das Handy hin. Ich seufzte nur augenrollend und nahm das Handy dann doch an, um es mir ans Ohr zu halten und brummig, „Hm?“, zu machen. „Scheinst ja nicht wirklich gut gelaunt zu sein, was?“, schlug mir seine heitere Stimme entgegen, die mich dazu brachte, nur noch grimmiger dreinzuschauen. Ja, er konnte nichts dafür, aber ich hatte jetzt wirklich keine Lust auf ihn und sein Gelaber. „Doch, bin bester Laune!“, säuselte ich sarkastisch und zischte leise auf, da mir meine Mutter wütend in meinen Oberschenkel gekniffen hatte. Ich hatte mich soeben neben sie aufs Bett gesetzt. „Ich werde mal runter in die Küche und Akira helfen“, redete sie sich schnell raus und sagte noch, ich solle Keisuke grüßen, was ich nach kurzem Hin- und Her auch tat. Doch als er mich bat, ihr auszurichten, dass er sie über alles liebte und ihr jetzt am liebsten einen Kuss geben würde, fing ich an, fauchend zu streiken und er lachte nur doof. Der machte das doch mit Absicht! „Mach das doch selber!“, sagte ich kackfrech in den Hörer. Gute Manieren waren bei mir soeben ausgegangen. Meine Mutter hatte das Zimmer schon längst verlassen. Ich konnte das amüsierte Glucksen dieses Penners auf der anderen Seite hören, was mich ziemlich reizte. „Ja, jetzt sag an. Was willst du von mir?“ Ich ignorierte jetzt einfach mal, dass das einfach nur unhöflich von mir war. Und er tat es anscheinend auch. „Wissen, ob du schon gefrühstückt hast“, antwortete er mir und brachte mich dazu, fragend die Brauen zusammen zu ziehen. Kurz stutzte ich, ehe ich wirr, „Ähm, also, nein. Habe ich noch nicht. Ich war gerade dabei, bevor meine Mutter mich zu sich gebeten hat“, sagte und dann in die Stille lauschte. „Okay, das trifft sich sehr gut!“, meinte er jetzt und ich fragte ihn, was daran bitte gut sein sollte, da ich Hunger hatte. „Na ja, ich habe mich gefragt, ob du nicht vielleicht Lust hättest, ins “BlueMoon“ zu kommen, damit wir gemeinsam frühstücken können“, machte er mir jetzt klar und ich überlegte kurz. Wahrscheinlich sollte das so eine Art Kennenlernen sein. Da hatte ich aber keine Lust drauf. Ich wollte jetzt lieber mit meinem Reita frühstücken. Doch als ich verneinen wollte, ging plötzlich die Tür auf und meine Mutter nickte eifrig. „Du gehst hin, nicht wahr?“, flüsterte sie und grinste dabei breit. Woher..?! Woher wusste sie das jetzt?! Wurde ich hier etwa abgehört? Ich seufzte nur kopfschüttelnd, rieb mir mit der freien Hand über die Stirn und fragte dann, „Wann soll ich da sein?“ Dass Keisuke und meine Mutter sich gerade gleichzeitig freuten, ging mir dezent am Arsch vorbei. Ich hatte doch mit Reita frühstücken wollen! „Wie wäre es mit halb zwölf? Das schaffst du doch, oder?“, fragte er und ich schielte schnell zur Uhr, die auf der Nachtkonsole meiner Mutter stand. Da hatte ich ja noch ein wenig Zeit. „Hm, ja. Tue ich“, kapitulierte ich und überreichte meiner Mutter das Handy, nachdem er sich von mir verabschiedet hatte. Ich schlurfte zurück in die Küche, wo Reita schon längst am Tisch saß und mir entgegen lächelte. Doch als er meine Grimasse sah, fragte er sofort, was los war. „Keisuke hat mich ins Café eingeladen. Ich wollte verneinen, aber meine Ma hat mir dazwischengefunkt“ Reitas Miene verdüsterte sich sofort, nachdem ich zu Ende geredet hatte. „Also gehst du jetzt hin, ja?“, fragte er und klang irgendwie sauer. Ich nickte nur betreten und sah zu Boden, woraufhin der Ältere aufseufzte und aufstand, um mich an der Hand zu nehmen und aus der Küche zu führen. „Dann solltest du dich anziehen“, meinte er nur und führte mich die Treppen hinauf. Was ging denn jetzt mit dem? „Tut mir ehrlich leid, Schatz“, flüsterte ich hinter ihm, war mir sicher, dass er mich gehört hatte. Kurz vor meiner Zimmertür drehte er sich herum und lächelte seicht. „Kein Problem. Ist ja nicht deine Schuld. Nutz’ die Gelegenheit und frag ihn ein wenig über seine Person aus, hm?“, schlug er vor, und die Idee war gar nicht mal so schlecht. Genau das würde ich tun. Ich ließ mich von ihm ins Zimmer ziehen, setzte mich aufs Sofa und wartete, während er mir irgendwelche Klamotten zurechtlegte. Mein Outfit bestand aus einem schwarzen, enganliegenden Rollkragenpullover und einer genauso schwarzen, schlichten Hüftjeans, die ebenfalls viel zu eng war. Ich hatte das Teil eigentlich schon längst entsorgen wollen. Ok, wenn ich den Pullover anzog, brauchte ich mir keine Jacke drüberziehen. Frieren würde ich in dem Outfit sicher nicht. Nachdem ich mich angezogen hatte, musterte mich Reita kritisch von oben bis unten. Ich stand nur unbeholfen vor ihm und schlackerte unsicher mit den Armen hin und her. Er verschränkte die Arme vor der Brust, rieb sich dann mit einer Hand das Kinn und murrte, „Nein, das geht nicht!“ Mit großen Augen fragte ich schmollend, „Wieso? Sieht das nicht gut aus?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, eher im Gegenteil. Das sieht verdammt gut aus, deswegen passt es ja auch nicht!“ Wegen dieser Aussage fing ich an, zu lachen. Daher wehte also der Wind! „Ach Gottchen, bist du süß!“, quiekte ich, in seine Wangen kneifend, und machte ihn damit nur noch bockiger. „Bin ich nicht!“, meckerte er und verschwand dann beleidigt ins angrenzende Bad. Während seiner Abwesenheit schminkte ich mir die Augen. Und das wie immer alles in Schwarz. Als Reita wieder hinzustieß, rief er sofort, „Nicht so viel schwaaarz!“, was mich lachen ließ. „Wieso schminkst du dich nicht zur Abwechslung mal wieder so wie früher, hm? So mit sexy Lidstrich und allem?“, fragte er, schüttelte aber plötzlich über sich selbst den Kopf und meinte sofort, „Nein, lass es doch lieber so, sonst wirkt das alles viel zu aufreizend! Vielleicht kriegt er so sogar Angst vor dir und hält Abstand!“ Ich lächelte innerlich wegen seinem Verhalten. Ich drehte mich zu ihm herum und gab ihm einen leichten Kuss. „Hast du dir irgendwas auf die Lippen geschmiert?“, fragte er nuschelnd gegen meinen Mund und bettete seine Lippen erneut auf meine, als ich nur, „Hm..“, machte. Sobald auch mein Haar annehmbar aussah, verließ ich mein Zimmer mit Reita auf den Fersen, der wie ein treues Hündchen an mir klebte. „Ich könnte doch-“ „Hier bleiben!“, unterbrach meine Mutter Reita, der mir beim Stiefel anziehen zusah und sofort beleidigt die Unterlippe vorschob, als meine Mutter sich bei ihm einhakte und ihn bestimmend von mir wegzog. „Wir essen jetzt gemeinsam, Akira!“, redete sie munter und wünschte mir wiederum viel Spaß. Reita zwinkerte nur knapp und schenkte mir einen Luftkuss, und ich tat es ihm gleich. Ich hatte irgendwie keine Lust auf den ganzen Kram. Pünktlich um halb zwölf stand ich vor dem Café, welches von außen gesehen ziemlich gut besucht war, und atmete einmal tief durch, ehe ich eintrat. Ich sah mich um und entdeckte Keisuke, der etwas abseits von den anderen, mittigen Tischen saß und mir fröhlich zuwinkte, als er mich erspähte. Er saß am Schaufenster, hatte somit einen guten Ausblick auf die Straße, die neben dem Café entlangführte. Ich hob leicht meine Hand zum Gruß und ging mit hängenden Schultern auf den Tisch zu, der nur für zwei Personen bestimmt war. Mit einem einfachen, monotonen, „Hi“, setzte ich mich ihm gegenüber und er gab ebenfalls ein „Hi!“ von sich, jedoch viel euphorischer als ich. Unfassbar, jetzt saß ich schon mit diesem Kerl in einem Café und frühstückte mit ihm. Das Erste, was ich wieder tun konnte, war ihn begaffen. Ehrlich, er sah göttlich aus. Und das war noch untertrieben! Gab’s noch etwas Höheres als “göttlich“? Wenn ja, dann traf dies hundertprozentig auf ihn zu. Wieso dachte ich eigentlich sowas?! Das war der Partner meiner Mutter, also wirklich! „Wie geht’s dir?“, fragte er mich, und ich riss mich von dem Anblick seiner nackten Brust los, die immer wieder unter seinem Shirt hervorblitzte, wenn er sich leicht bewegte. Shirts mit V-Ausschnitt waren schon etwas Feines. Ob er regelmäßig trainierte? „Schön!“, druckste ich und wurde sofort von ihm ausgelacht. „Ähm.. Eh, und dir?“, fragte ich schnell, um ihn endlich zum Verstummen zu bringen, und er feixte mit einer gehobenen Augenbraue, „Danke, mir geht’s auch schön!“ „Schön!“, wandte ich ohne zu überlegen ein und brachte ihn erneut zum Lachen. „Hör mal, ich find das nicht wirklich lustig!“, schmollte ich automatisch mit vorgeschobener Unterlippe, presste aber sofort die Lippen fest aufeinander und verengte die Augen, als er verwundert zu lachen aufhörte und, „Oh, wenn du schmollst siehst du schon viel niedlicher aus!“, aussagte. Ich wäre beinahe drauf und dran gewesen, schon wieder, „Schön“, zu sagen, konnte es mir aber noch rechtzeitig verkneifen. „Ok, tut mir leid, ehrlich. Freunde?“ Wie hypnotisiert starrte ich auf seine große Hand, die er mir von der anderen Seite des Tisches entgegenstreckte. Hm.. Wollte ich es ihm so leicht machen? „Kouyou, bitte“, murmelte er plötzlich, mir dabei durchdringend in die Augen sehend, was mir eine unangenehme Gänsehaut bescherte, und ich seufzte geschlagen und nahm seine ausgestreckte Hand kurz in meine, um sie leicht zu schütteln. „Freunde“, gab ich innerlich zweifelnd von mir und konnte nicht anders, als zu lächeln, da er sich über diese simple Geste gerade so freute. Wir bestellten uns erst einmal etwas zu essen. Keisuke gab mir natürlich alles aus, was doch etwas zu großzügig von ihm war. „Ich mag es, Leute zum Essen einzuladen!“, gab er zu und ich notierte mir genauestens im Hinterkopf, was er gesagt hatte. So, so, er mochte das also. Lud er also jede Frau einfach so ein, hm? Ach, Augenblick, ich war ein Mann. Als er meinen zweifelnden Gesichtsausdruck sah, verstand er anscheinend, was in mir vorging. Also, ich mochte es nicht wirklich, wenn man mir alles ansehen konnte. Immerhin war ich kein Buch, was man nach Lust und Laune aufschlagen und lesen konnte. „Es macht mich einfach froh, die glücklichen Gesichter zu sehen, das ist alles“, sprach er leise weiter, jedoch grinste er leicht und selbstgefällig. „Sag mal, kannst du Gedanken lesen oder was?“, fragte ich schnippisch. Er sollte sich daran gewöhnen, dass ich so mit ihm redete. Das würde sich nämlich nicht so schnell ändern. Jedenfalls nicht in Abwesenheit meiner Mutter. „Nein, ich bin kein Hellseher. Aber deine Gesichtsausdrücke verraten dich meist, weißt du?“, erklärte er mir und zwinkerte belustigt, als er meine entgleisten Gesichtszüge sah. Ich schnaubte nur und nahm einen Schluck von meinem Tee, verkrampft versuchend, mir nichts weiter anmerken zu lassen. Wenn ich wieder zu Hause war, würde ich vor dem Spiegel an meinen verschiedenen Gesichtszügen arbeiten, damit man mir nicht alles sofort ansehen konnte. Das war doch scheiße! „Kouyou, mal ehrlich. Was hast du eigentlich gegen mich?“, fragte er plötzlich frei heraus, und ich war drauf und dran gewesen, ihm meinen Tee ins Gesicht zu spucken vor Schock. Ich hustete unterdrückt, hielt mir die Serviette vor den Mund und sah ihn dann mit leicht roten Wangen an. Woher..? Ah ja, mein Verhalten. „Ich verstehe das nicht. Habe ich vielleicht irgendetwas Falsches getan? Bin ich dir auf irgendeine Weise zu nahegetreten?“, wollte er wissen. „Ja, du hast mir meine Mutter weggenommen!“, hätte ich jetzt am liebsten gesagt, tat es aber nicht, da das doch recht kindisch war. Er legte den Kopf schief, lächelte dann plötzlich und sagte leise, „Du brauchst keine Angst haben, wirklich. Ich will dir weder deine Mutter, noch sonst jemanden oder etwas wegnehmen, Kouyou. Ich bin ein friedliebender Mensch und genau deswegen will ich auch mit jedem gut auskommen können. Und gerade bei dir ist mir das sehr wichtig, verstehst du?“ Ich nickte nur. Also hatte ich ein völlig falsches Bild von ihm? Mir war gerade ehrlich gesagt ein wenig unwohl in meiner Haut. „Hat deine Mutter eigentlich schon mit dir geredet?“, fragte er als nächstes kryptisch und seufzte lächelnd, als ich mit gesenktem Blick den Kopf schüttelte. „Das kommt sicher noch. Hab’ ein wenig Geduld und gib ihr die Zeit, die sie braucht“, redete er zuversichtlich auf mich ein und zeigte mir seine niedlichen Grübchen, als ich den Kopf anhob, um ihn anzusehen. „Du bist doch ein Hellseher..“, murmelte ich und musste verlegen grinsen, als er schallend auflachte und sich leicht über den Tisch lehnte, um mein wirres Haar mit seiner Hand noch weiter durcheinander zu bringen. Meine Haare waren tabu, verdammt! Wir frühstückten und unterhielten uns dabei. Und je mehr wir miteinander redeten und er mir sein wahres Gesicht, sprich einen anscheinend wirklich lieben Menschen, zeigte, fing ich an, ihn ein bisschen mehr zu mögen. Meine Zweifel, dass meine Mutter wahrscheinlich den Falschen erwischt hatte, verwehten langsam aber sicher. Er lachte viel und lächelte ununterbrochen, genauso wie meine Mutter. Auch sein Humor ähnelte dem meiner Mutter sehr. Als wir auf ihn und seine Familie zu sprechen kamen, hatte ich sofort Mitleid mit ihm, was ich aber nicht so offensichtlich zeigen wollte. „Hast du Geschwister?“ „Nein, ich hätte gerne welche gehabt, aber meine Eltern waren mit mir als einziges Kind zufrieden gewesen. Für eine Zeit, jedenfalls“, antwortete er mir kryptisch und stocherte leicht lächelnd in seinem Essen herum. Den Kopf schief legend fragte ich ihn, was genau das hieß, und er offenbarte mir mit einem beinahe traurigen Ausdruck, „Wir reden seit zehn Jahren nicht mehr miteinander, haben den Kontakt zueinander abgebrochen“ „Was, wieso?!“, fragte ich verständnislos und dachte nicht daran, dass es vielleicht besser gewesen wäre, hier einen Schlussstrich unter unser Gespräch zu ziehen. Immerhin wurde es jetzt sehr persönlich. Jedoch antwortete er mir trotzdem, indem er mir wie immer durchdringend in die Augen sah. Er hatte mir gesagt, dass er es mochte, den Leuten, mit denen er sich unterhielt, in die Augen zu sehen, da Blickkontakt wohl etwas sehr Wichtiges für ihn war. Anhand der Intensivität des Blickkontaktes konnte er die Menschen besser einschätzen, hatte er gesagt. Der Mann war schon seltsam, nicht? „Ich habe mich damals für einen anderen Job entschieden, als mein Vater mir vorgelegt hatte. Er wollte immer, dass ich einmal genauso erfolgreicher Bankkaufmann werde, wie er. Aber solche Dinge haben mir nie zugesagt, schien mir das alles doch recht monoton, also habe ich ihm widersprochen und meinen Eltern klargemacht, dass ich- Verzeihung?“ Er unterbrach sich selbst, indem er eine Kellnerin an unseren Tisch rief und sich einen weiteren Kaffee bestellte. „Dass du?“, versuchte ich ihn wieder zum Reden zu bringen und er lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, ich war in Gedanken“ „Kommt vor!“, warf ich ein, woraufhin er lachte. „Also, ich habe ihnen klargemacht, dass ich Model werden will. Ich hatte selbst schon einen Vertrag in der Tasche, aber mein Vater war strikt dagegen gewesen. Meine Mutter hatte dazu nichts gesagt, denn sie hatte schon immer auf der Seite meines Vaters gestanden. Ob jetzt freiwillig oder nicht“ „Oh“, machte ich hilflos. Doch meine Gedanken drifteten schnell weiter, da mein Gehirn mir heute anscheinend nicht richtig gehorchen wollte. Keisuke als Model? Ja, das konnte ich mir sehr gut vorstellen. Aber dass seine Eltern so dagegen gewesen waren und seine Mutter sich von seinem Vater hatte manipulieren lassen? Eigentlich traurig so etwas. Man sollte doch immer zu seinen Kindern und deren Träumen und Wünschen stehen. „Irgendwann hat mein Vater angefangen, mich so sehr deswegen zu verachten, dass er meine Mutter mit sich genommen hat, um nach Europa zu gehen und dort zu bleiben. Ich war ihm peinlich. Er wollte nicht in der Nähe dieses “schwulen Bastards“ bleiben, hatte er gesagt. Und jetzt weiß weder ich, wo die beiden sind, noch wissen sie, wo genau ich mich befinde“ SCHWUL?! Das war das Einzige, was ich wirklich aufgenommen hatte. Der Rest war flöten gegangen. Keisuke bemerkte meinen alarmierten Gesichtsausdruck und lachte laut, beruhigte sich dann aber wieder und mich nebenbei auch, indem er sagte, „Für meinen Vater war jedes männliche Model in der Branche schwul, keine Sorge. Oder denkst du, ich hätte mich in deine bezaubernde Mutter verliebt, wenn ich schwul wäre?“ Ok, da war was dran. Außer erleichtert auszuatmen brachte ich sonst nichts zustande. Keisuke schüttelte nur lächelnd den Kopf, verfiel dann jedoch wieder in Schweigen. „Also warst du Model, ja?“, fragte ich unbeholfen und sah scheu zu ihm rüber. „Hmhm!“, nickte er bejahend und nahm seinen frischen Kaffee mit einem charmanten Lächeln entgegen, der gerade an unseren Tisch gebracht wurde. „Ich war zwar nicht so ein erfolgreiches Model, welches sie für große Modemarken nach Mailand bestellten, damit die dort auf dem Laufsteg herumwursteln und sich auf die Nase legen konnten, aber ich habe trotzdem sehr gutes Geld verdient. Mal haben sie mich als Unterwäschemodel für irgendwelche teuren Marken gebucht oder einfach-“ Uhhh, Unterwäschemodel! Durfte ich sabbern? „Kouyou, du.. du sabberst“, meinte Keisuke plötzlich leise, presste dann die Lippen fest aufeinander und brach direkt danach beinahe auf seinem Stuhl zusammen vor Lachen, während ich mit hochrotem Kopf und herumzeternd meine Mundwinkel mit der Serviette abtupfte. Ach, so ein Scheiß hier! Nachdem er sich endlich beruhigt hatte und ich nicht mehr so rot im Gesicht war, aßen wir weiter. Mein Tee war schon ganz kalt, weshalb ich ihn auch nicht mehr trinken wollte. Deshalb bestellte mir Keisuke kurzerhand einen neuen, trotz meines Protests. Kurze Zeit war es still und nur die anderen Besucher um uns herum brabbelten munter vor sich hin. „Du modelst nicht mehr, richtig?“, warf ich einfach mal so in den Raum, was ja schon recht einfallslos war – natürlich modelte er nicht mehr - und Keisuke blickte erstaunt auf. Dann lächelte er wie immer und meinte kopfschüttelnd, „Nein, nicht mehr!“ „Wieso denn nicht?“, wollte ich neugierig wissen und er sah mich erst verzückt an, ehe er mir darauf eine Antwort gab. „Oho, danke für dein indirektes Kompliment. Aber ich bin schon zu alt dafür“ Mit ungläubig nach oben gezogenen Brauen musterte ich ihn. Wäre es unhöflich, wenn ich ihn fragen würde, ob er einen Knall hatte? „Wer sagt das denn? Außerdem dachte ich, dass man erst mit über 35 zu alt ist!“ Er zuckte nur die Schultern und sagte mir, dass er mit seinem jetzigen Job sehr zufrieden war. Das sollte für mich wohl heißen, dass das Thema hiermit beendet war. Ok, wenn er es so wollte? Viertel nach eins verabschiedeten wir uns vor dem Café voneinander, doch vorher hielt er mich noch kurz auf. „Du.. hast einen Freund, richtig?“, fragte er und wirkte plötzlich unsicher, als würde er sich nicht sicher sein, ob er das Recht dazu hatte, mich so etwas zu fragen. Ich lächelte bei seinem Anblick aber nur und nickte dann bestätigend. Gleich darauf fragte ich ihn jedoch zurückhaltend, “Stört dich das?“ Sofort schüttelte Keisuke den Kopf und verriet mir, dass sein bester Freund auch homosexuell war. Na, da hatte er ja schon Erfahrung mit Schwulen, was? „Wir könnten doch ein Treffen ausmachen? Also, du, dein Freund, deine Mutter und ich? Einfach, um uns noch mal besser kennenzulernen. Immerhin hatte ich ja noch nicht das Vergnügen. Was hältst du davon?“, fragte er mich und strahlte sofort, als ich ohne zu zögern bejahte. Das war doch mal eine gute Idee! Mich freute es, dass er anscheinend Wert darauflegte, auch meinen Partner kennenzulernen. Doch das breite Grinsen auf meinen Lippen schwand sofort ein wenig, als er eine Diskothek als Treffpunkt vorschlug. Er hatte meine Gemütsveränderung nicht wahrgenommen. War das nicht eher.. ungeeignet für ein Kennenlernen? Bevor ich noch etwas dazu sagen konnte, hob er zum Abschied munter die Hand, ging die Straße entlang und ließ mich wie ein Volldepp dort stehen. Ich und meine Mutter.. Gemeinsam in einer Disco. Ja klar! „Und, wie war’s?!“ Kaum hatte ich die Haustür aufgeschlossen, wurde ich von meiner Mutter und Reita attackiert, die beide wie aus der Pistole geschossen und ohne Luft zu holen, „Wie war’s?“, fragten. „Dürfte ich vielleicht erst einmal reinkommen?!“, fragte ich aufgebracht und kämpfte mich an den beiden Verrückten vorbei, um in die Küche zu gelangen. „Oh.. hi!“, grüßte ich Reitas Mutter schwach lächelnd, die mir strahlend entgegenblickte und hastig winkte. Waren die heute irgendwie alle plemplem? Sofort traten auch meine Mutter und Reita ein, wobei letzterer mich am Handgelenk hinter sich herzog und bestimmend auf einen der Küchenstühle drückte. „Also?“, fragte meine Mutter mit einem überdimensionalen Grinsen und rutschte auf ihrem Stuhl ganz nah an mich heran. Reita tat dasselbe von der anderen Seite und zog grimmig die Brauen zusammen, wartete gespannt auf meine Antwort. Da wurde man ja nervös! „Ja, also.. es war.. nett“, meinte ich nüchtern und schulterzuckend, woraufhin zwei Gesichter entgleisten. „Nett?!“, machten sie beide nur und wirkten ziemlich unbefriedigt. Reitas Mutter lachte nur und wiegte den Kopf dabei amüsiert hin und her. Ok, die hatten in meiner Abwesenheit irgendetwas Illegales zu sich genommen. „Ja, es war sehr nett. Wir haben uns gut unterhalten und so. Und er hat mich um ein weiteres Treffen gebeten“, erzählte ich frei heraus, bemerkte aber viel zu spät, dass Reita neben mir sich ziemlich angespannt hatte. „Dem gebe ich noch ein Treffen!“, grummelte er leise und beinahe unhörbar neben mir, heimste sich aber trotzdem einen warnenden Blick von seiner Mutter ein, die plötzlich nicht mehr so komisch und aufgesetzt lächelte. „Nein also, er meinte, er würde dich auch gerne kennen lernen. Also hat er vorgeschlagen, dass du, Ma, er und ich uns in einer.. ähm.. Disco.. treffen?“ „Disco?! Vorzüglich!“ „Disco?! Auf gar keinen Fall!“ Während der Vorschlag meiner Mutter auf Anhieb gefiel, wollte Reita partout nichts davon hören. Ich schüttelte nur leise seufzend den Kopf und ließ mich von ihm mitziehen. „Das ist wirklich toll. Ich werde ihn sofort anrufen und die Details besprechen!“, konnte ich meine Mutter noch aufgeregt in der Küche sagen hören, ehe ich im oberen Flur ankam. „Ganz nette Idee, mal eben so in einer Disco einen auf Kennenlernen zu machen. Und ich dachte immer, dass nur Aoi so bescheuerte Vorschläge hat!“, moserte Reita herum, schmiss sich auf eines meiner Sofas und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Ich lächelte nur ob seines Verhaltens und setzte mich letztendlich neben ihn und legte eine Hand auf seine Brust, was ihn dazu brachte, mich schmollend anzusehen. „Ich hatte ein völlig falsches Bild von ihm, ehrlich. Er ist eigentlich ganz nett und hatte es anscheinend nicht immer leicht in seinem Leben“, erklärte ich Reita nickend, schürzte dann aber unbemerkt die Lippen, als er mich unterbrach und schnippisch, „Was? Hat er als Jugendlicher auf der Straße gelebt und sich für ein wenig Geld pimpern lassen, damit er nicht völlig verhungert oder was?!“, schnarrte, dann aber unwillig das Gesicht verzog, als ich, „Rede doch mal nicht so einen völligen Bockmist! Über so etwas macht man keine Witze!“, meckerte und ihm leicht auf die Brust schlug. Ich erhob mich, um mir bequemere Klamotten anzuziehen. Irgendwie engte mich der Kragen des Pullovers gerade ein. „Lerne ihn einfach selbst kennen, dann verstehst du ja vielleicht, wie ich das meine“, sprach ich gleichgültig und zog mir eine weite Trainingshose über. „Uhhh, ja sicher. Ich wette mit dir, dass ich ihn in der Disco so richtig gut kennenlernen werde! Immerhin kann man sich da bei Zimmerlautstärke wunderbar unterhalten!“, säuselte er und nickte dabei, um seine sarkastischen Worte zu untermalen. Ich drehte mich zu ihm herum und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Soll ich dir in den Arsch treten?“, fragte ich im höflichen Ton, bekam von ihm aber nur ein ebenso gespielt höfliches, „Zu gütig, aber nein, danke!“, zu hören. Sobald ich fertig war, gesellte ich mich wieder zu ihm und schmiss mich einfach auf seine Brust, entlockte ihm somit einen überrumpelten Gesichtsausdruck. Er prustete die Luft nur geräuschvoll aus seinen Lungen und fing an, zu krächzen. Um ihn nicht mit meinen 130kg umzubringen, setzte ich mich lieber auf seine Hüften, was ihm wohl auch nicht so recht passte. „Was ist los? Du schaust so unzufrieden“, merkte ich unschuldig an und wippte nebenbei auf seiner Hüfte auf und ab, wodurch er immer wieder keuchte. „Hör auf!“, befahl er und biss die Zähne stark zusammen, als ich schwungvoll und fest auf seinem Becken vor- und zurückrutschte und lachend, „Aber wieso? Das macht doch Spaß!“, rief. Knurrend griff der Blonde in mein Haar und zog meinen Kopf grob zu sich herunter. Ich zischte vor Schmerz auf, schnurrte jedoch sofort angetan, als er seine Lippen ungestüm auf meine presste und sofort mit seiner Zunge dazwischen glitt. Während ich mein Becken noch immer gegen seins bewegte und uns somit langsam aber sicher ziemlich anheizte, verkrallte er alle zehn Finger in meinen Haaren und hielt mein Gesicht somit nahe bei sich, um mich weiter in den Wahnsinn zu küssen. Dieses altbekannte Schwindelgefühl übermannte mich, als er seine Zunge hart an meiner rieb und ungeduldig mit ihr zu spielen begann. Ich konnte nicht anders als benommen zu stöhnen, als er von sich aus sein Becken immer wieder ruckartig anhob und somit seine langsam wachsende Erregung gegen meine stoßen ließ. Ok, ich hatte eigentlich nicht gewollt, dass das so ausartete, aber was soll’s. Gerade als ich hemmungslos aufstöhnte, da er eine Hand aus meinem Haar gelöst und sie grob auf meinen Hintern gelegt hatte, um mich noch weiter an seine Körpermitte zu drücken, flog die Zimmertür krachend auf und meine Mutter trällerte, „Kooouuuyouuu, weißt du waaaas?“ Erschrocken riss ich mich von Reita los, der sich ebenfalls ruckartig aufsetzte. Ich war mir sicher, dass meine Haare in alle Himmelsrichtungen abstanden. Über die Rückenlehne des Sofas hinweg sahen wir meine Mutter erschrocken an und versuchten gleichzeitig, unsere gehetzte Atmung unter Kontrolle zu kriegen. „Oh, ich, oh-“, haspelte sie nur, hielt sich eine Hand beschämt vor den Mund und ich verkniff es mir, sie anzumaulen. „Was?“, fragte ich versucht ruhig und kämmte mir nebenbei das Haar mit zittrigen Fingern zurecht. Würde mir jetzt aber sowieso nichts mehr nützen. Ich konnte Reita unterdrückt wimmern hören. Der arme Kerl hatte gerade ein ziemlich großes Problem in der Hose. „Ma?!“, weckte ich sie aus ihrer verdammten Starre und fragte sie gezielt, was sie von mir wollte. „Ähm.. äh. Freitag. Treffen mit Keisuke?“, fiepte sie nur und schlug hastig nickend die Tür hinter sich zu, als Reita und ich gleichzeitig, „JA!“, riefen, damit sie endlich verschwand. Kurz herrschte Stille zwischen uns. Oh, ich hasste es, wenn meine Mutter so etwas machte. „Vielleicht sollten wir es uns doch endlich angewöhnen, diese beschissene Tür abzuschließen!“, grummelte Reita und warf mich mit einem Satz herum, sodass er nun über mir lehnte und ich der Länge nach unter ihm auf dem Rücken lag. Doch noch bevor er irgendetwas mit mir machte, stemmte er sich auf die Knie und schloss von seinem Sitzplatz aus die Tür ab. Dazu musste er sich zwar ein wenig strecken, aber er schaffte es trotzdem. „So!“, grinste er mit den Brauen wippend und öffnete mit einem erleichtert klingenden Seufzen seine Hose. Nachdem Reita und ich geschafft auf dem Sofa liegen blieben, verbrachte ich die stille Zeit damit, ein wenig vor mich hin zu überlegen. Reita hatte sich an meine Brust gekuschelt, hielt die Augen geschlossen und seufzte dann und wann auf, was mich zum Lächeln antrieb. Es passierte nicht oft, dass er sich so verhielt. Ich dachte indessen an Kai und unser Gespräch. Er erwartete von mir, und das zu Recht, dass ich den anderen von Keisuke erzählte. Immerhin waren sie ein Teil meiner Familie und hatten das Recht, es zu erfahren. Das würde ich auch tun, keine Frage. Nur wann sollte ich das machen? Es musste immerhin ein günstiger Zeitpunkt sein, ich durfte das nicht einfach so bei einem Zwischentreff herausposaunen. Immerhin war das ja ein wichtiges Thema. Ich zog eine Schnute und grübelte in Gedanken vor mir hin. Plötzlich hatte ich einen Spontaneinfall. Da ich mich heute so gut mit Keisuke unterhalten hatte, konnte ich mich doch später mit meinen Freunden treffen und mich mit ihnen über ihn unterhalten, oder nicht? Einfach, um alles brühheiß weiterzuerzählen und ja keine Details aus dem Gespräch zu vergessen! Und welcher Ort war dafür nicht geeigneter als das Restaurant, in dem Kai arbeitete? Ha, ich war ja so gut! „Schatz, Schatz, Schatz!“, rief ich aufgeregt und wackelte unter Reita hin und her, der die Augen schnell aufriss und erschrocken, „Hä?“, machte. „Lass uns heute essen gehen!“, trällerte ich mit zusammengekniffenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen, und mein Lächeln wurde breiter, als Reita mir liebevoll durchs Haar strich und, „Alles was du willst“, wisperte, ehe er mir einen Kuss auf die erhitzte Wange drückte. Reita und seine Mutter waren nach Hause gegangen. Der Blonde würde aber gleich wieder zurückkommen, er wollte sich nämlich nur frisch machen und umziehen. Eigentlich hätte er das auch hier machen können, da sich ja einige seiner Klamotten in meinem Schrank befanden, aber er hatte immer wieder, „Sieht scheiße aus!“, gemosert und war schlussendlich abgezischt. Ich hatte die Idee verworfen, noch einmal schnell unter die Dusche zu hüpfen. Irgendwie wollte ich die Spuren von Reita auch nicht wegwaschen, die er auf mir hinterlassen hatte. Das fand ich viel zu schade. Ich entschied mich also für ein etwas schickeres Outfit, legte alles auf dem Sofa zusammen und besah mir die Auswahl dann noch einmal prüfend. Doch, das war gut so! Ein weinrotes Hemd und dazu eine schwarze Stoffhose. Reita sagte immer, dass mein Hintern in dem Teil göttlich aussah. Die teure Kette, die mir Reita vor einem Jahr aus einer Laune heraus geschenkt hatte, legte ich mir um, da es gut aussah, wenn der hübsche Kristallanhänger unter dem leicht aufgeknöpften Hemd glitzernd hervorblitzte. Sobald ich fertig angezogen und frisch gestylt war – ich hatte auf Reitas Wunsch hin meine Augen mal wieder wie früher geschminkt. Er sagte, dass ich durch diesen Lidstrich den ultimativen “Fick-mich“ Blick hatte und er darauf stand. Ob das nun aber wirklich so war, wusste ich nicht – schnappte ich mir mein Handy. Immerhin wollte ich die anderen auch einladen. Ich hoffte nur inständig, dass Ruki längst zu Hause war, weil man bei ihm nie wissen konnte. Unser Jüngster trieb sich immer irgendwo draußen herum, weil ihm zuhause ohne Kai langweilig wurde. Dass Aoi und Toshiya zu Hause waren, war offensichtlich. Also rief ich erst einmal bei den Shiroyamas an, um sie einzuladen. Dass sie einwilligen würden, war mir von vornherein klar gewesen. Es tutete einmal, zweimal, dreimal, viermal.. Hatte ich mich doch geirrt? „Shiroyama am Apparat, wer wagt es?“, meldete sich Toshiyas leicht bockige Stimme am anderen Ende des Hörers und ich konnte es mir nicht verkneifen, zu lachen. „Uruha Schätzchen, bist du das?“, fragte der Ältere sofort mit erfreuter Stimme und ich bejahte gut gelaunt und fragte, woher er das denn schon wieder wusste. „Na, ich bitte dich. Wir kennen uns schon so lange. Und außerdem bist du der Einzige, den ich kenne, dessen Lache eher wie ein hysterisches Stöhnen klingt“, erzählte er mir und brachte mich somit zum Stutzen. „Jetzt ehrlich?“, fragte ich verwundert und lachte erneut los, als er mit einem aufreizenden Schnurren in der Stimme, „Oh ja, Schätzchen. Wenn du nur wüsstest, wie geil du mich mit deinem Lachen machst“, in den Hörer säuselte und ebenfalls in Gelächter ausbrach. Ich konnte plötzlich Aoi vom weiten hören, der ziemlich wütend klingend, „Komm sofort wieder her, Totchi! Wir waren noch nicht fertig!“ rief. „Ja, ja, komm’ ja gleich“, winkte Toshiya anscheinend ab. Gleich darauf fragte er mich, wo der Schuh drückte. „Der drückt nicht, der passt einwandfrei. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob ihr mit ins “ThreeCrowns“ kommt, einfach mal gemeinsam essen und quatschen“, brachte ich ihm meinen Vorschlag bei und grinste breit, als er sofort zusagte und Aoi Bescheid rief, dass sie essen gehen würden. „Toshimasa, ich hab’ hier ’nen fetten Ständer und du redest vom Essen gehen!?“, hörte ich Aoi im Hintergrund zetern und lachte sofort laut. „Wann treffen wir uns?“, fragte Toshiya, unberührt Aoi ignorierend, und ich sagte ihm, dass sie um sechs vor dem Lokal sein sollten. „Ruki hast du noch nicht angerufen, oder?“, wollte der Ältere als nächstes wissen und übernahm die Aufgabe für mich, den Kleinsten und auch Jüngsten von uns anzurufen und ihn ebenfalls einzuladen. Kai mussten wir nicht benachrichtigen, der arbeitete gerade sowieso im Restaurant. „Also gut, bis dann!“, verabschiedete ich mich von dem Schwarzschopf und bekam von ihm einen hörbar feuchten Schmatzer durch den Hörer. Grinsend legte ich auf und schnappte mir aus meinem Schrank einen dünnen Mantel, der mir bis zu den Knien reichte. Immerhin war es noch nicht warm genug und zu späteren Stunden wurde es auch kühler. „Schatz, Akira wartet!“, rief meine Mutter von unten, und ich schnappte mir noch mein Handy, meine Geldbörse und meinen Schlüsselbund, an dem ein Anhänger mit einem Foto von Reita und mir baumelte, und stopfte alles in meinen Mantel. Eilig ging ich hinunter, verabschiedete mich von meiner Mutter mit einem Kuss auf die Stirn und ließ mich von Reita an der Hand hinausführen. „Ich habe Aoi und Totchi angerufen. Um sechs treffen wir uns vor Ort!“, informierte ich Reita, der einfach nur zum Anbeißen aussah. Die enge Hose, die tief um seine Hüften saß und von einem breiten Gürtel mit Strasssteinen an ihrem Platz gehalten wurde, schmückte seinen Hintern so gut, dass ich mir ein dreckiges Grinsen nicht verkneifen konnte. Seine eng geschnittene Lederjacke hatte er offengelassen, so dass man das dünne, weiße Top, welches fast durchsichtig schimmerte, darunter sehen konnte. Um den Hals trug er eine silberne Kette mit dem Anfangsbuchstaben meines Namens. Ich zupfte beim Gehen leicht an dem glitzernden “K“ und lächelte nur, als er murrend meine Hand ergriff, damit ich damit aufhörte. Das Einzige, was mich an seinem hinreißenden Styling störte, war diese beknackte Nasenbinde. Er würde es niemals seinlassen. „Um sechs.. Es ist doch gerade mal viertel nach fünf“, meinte er überlegend und hatte anscheinend nichts dagegen, als ich ihm sagte, dass wir ja mal zur Abwechslung zu Fuß gehen könnten. Das würde zwar ein wenig dauern, aber das machte mir nichts aus. Hand in Hand, unsere Arme immer wieder leicht vor- und zurückschwingend, gingen wir nebeneinander her und ignorierten die Leute, die mit schiefen Blicken an uns vorbeigingen und hinter unserem Rücken zu tuscheln begannen. Na ja, fast. Es war in dieser Gesellschaft nun mal nicht gern gesehen, wenn zwei Männer Händchen hielten. Die Leute könnten ja bei dem Anblick erblinden oder so. Anscheinend kam die Menschheit noch immer nicht mit gleichgeschlechtlicher Liebe klar. Traurig, so etwas. „Sind sie nicht süß? Haben nichts Besseres zu tun, als sich das dreckige Maul über andere Leute zu zerreißen!“, grölte Reita drohend und laut, sodass sich das kleine Grüppchen vor uns, bestehend aus zwei jugendlichen Mädchen und drei Jungs, schnell mit zusammengezogenen Schultern entfernte. „Rei!“, mahnte ich ihn gedämpft und piekte ihn mit meiner freien Hand in die Seite, und er konnte nichts anderes tun, als mit den Schultern zu zucken. Es war noch recht hell, was auch daran lag, dass es zu solch sommerlichen Jahreszeiten nun mal langsamer dunkel wurde. Störte mich aber nicht, ich fand die Dunkelheit immerhin nicht wirklich prickelnd. Völlig belanglos laberte ich vor mich hin und Reita hörte zu und nickte immer wieder. Also, manchmal tat er mir schon leid. Während wir die Straße überquerten, kam mir plötzlich das in den Sinn, was mir Toshiya gebeichtet hatte. „Hm du, Schatz..“, begann ich also mit zuckersüßer Stimme und erlangte somit seine volle Aufmerksamkeit. „Hm?“, brummte er und ich fragte ihn mit Unschuldsmiene, „Sag mal, klingt mein Gelächter eigentlich wie hysterisches Stöhnen?“, woraufhin er den Mund komisch verzog und mir ein amüsiertes Glucksen entlockte. „Von wem hast du denn den Scheiß?“, fragte er perplex und hielt mich an der Hand zurück, da ich sonst ohne hinzusehen über die rote Ampel gegangen wäre. „Hat mir Totchi am Telefon gesagt“, erklärte ich ihm nickend und schickte dem Pärchen auf der anderen Seite der Straße sogleich einen stechenden Blick zu, da sie Reita so komisch anglotzten. Als die Ampel auf Grün umsprang, setzten wir uns in Bewegung, und Reita wirkte mit einem Mal nachdenklich. „Lach mal“, bat er mich dann gedankenversunken und ich hob die Brauen missmutig an. „Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass du nicht weißt, wie mein Lachen klingt, oder?“, schnauzte ich ihn ungehalten an, bekam aber sofort heiße Wangen, als er mit absichtlich gehobener Stimme und einem unverschämten Grinsen auf den Lippen, „Soeben kann ich mich nicht dran erinnern, nein. Liegt aber auch nur daran, dass gerade dein Stöhnen von vorhin in meinen Ohren widerhallt. Und das ist verdammt geil!“, sagte und das Pärchen, das gerade an uns vorbeiging, somit angeekelt das Gesicht verzog. „Boah, Reita!“, meckerte ich beschämt, musste dann aber belustigt lachen, als ich die Gesichter von diesen Schnöseln sah. „Oh, Toshiya hat Recht!“, warf Reita plötzlich zusammenhanglos ein und heimste sich von mir einen Schlag gegen den Oberarm ein. Es war ein doch recht langer Fußweg zum “ThreeCrowns“ Restaurant. Jedoch beschwerte sich Reita nicht und ich erst recht nicht, da ich es nicht für nötig befand, jedes Mal ins Auto zu steigen, wenn ich irgendwo hinwollte. Es tat gut, auch mal zu Fuß unterwegs zu sein. Die belebten Straßen waren rammelvoll von Leuten, die gerade aus der Arbeit kamen oder noch irgendwo hinwollten. Dass Reita und ich Händchen hielten, fiel hier keinem auf. Von unserem Standpunkt aus konnte ich schon das Restaurant sehen, über dessen Eingang drei pompös wirkende Kronen prangten. Würde sicher wehtun, wenn eine davon herunterfiel, oder? „Wollen wir drinnen warten?“, drang Reitas Stimme an meine Ohren und sofort sah ich mich suchend um. Als ich fand, wonach ich Ausschau hielt, sagte ich nur grinsend, „Wir brauchen nicht warten. Sie sind längst da!“, und deutete mit meinem Finger – ja, man zeigte nicht mit nackten Fingern auf angezogene Leute, na und? – zu Aoi, Toshiya und Ruki rüber, die knapp drei Meter von der Eingangstür entfernt standen und allesamt rauchten. „Vielleicht sollte ich auch schnell eine rauchen, bevor wir rein-“, fing Reita an, doch unterbrach ich ihn mit einem scharfen Blick und sagte mit leicht gereckter Nase, „Nein, solltest du nicht!“, und zog ihn mit mir. Dass er hinter meinem Rücken die Augen verdrehte, merkte ich nicht. „Oh, da seid ihr ja!“, rief Toshiya erfreut aus und schnippte seine halb aufgerauchte Kippe von sich, um uns beide auch sogleich zu umarmen. Ich hatte Reita noch dramatisch wimmern hören, als er der Zigarette hinterher gesehen hatte. „Mein Gott, dann rauch halt. Aber beschwer dich in einigen Jahren nicht, wenn du im Gesicht Falten hast wie eine Oma an ihrem Arsch!“, motzte ich ihn an und ließ seine Hand los, um Aoi und Ruki ebenfalls zu umarmen. „Pfft!“, machte der Blonde nur unbeeindruckt, kramte sich aber sofort eine Zigarette aus seiner Jackentasche und ließ sich von Aoi Feuer geben. Allein der Anblick, wie er begierig an diesem Krebserzeuger nuckelte, machte mich innerlich sauer und auch irgendwie traurig. Ja gut, er hatte mir zu Liebe aufgehört, an einem Tag gleich fünf Schachteln zu quarzen, aber ich fand es trotzdem nicht schön, dass er noch immer rauchte. Auch wenn sich die Anzahl der Kippen rapide gesenkt hatte. „Das beeinträchtigt auch die Potenz, du weißt?“, mischte sich unser kleiner Gartenzwerg einfach mal heuchlerisch dazu, während er nebenbei den grauen Dunst auspustete, und alle außer mir lachten, als Reita gleichgültig, „Früher oder später kriege ich sowieso keinen mehr hoch, also scheiß ich drauf!“, schnarrte und mit zusammengekniffenen Augen am Glimmstängel sog. „Ihr könnt mich alle mal. Ich geh rein und such’ uns einen Tisch!“, zickte ich eingeschnappt und wirbelte auf dem Absatz herum, um das Restaurant zu betreten. Eigentlich war ich nur wütend auf Reita, die anderen konnten nichts dafür. Es machte mich einfach traurig und sauer zugleich, dass er so gleichgültig mit seiner Gesundheit umging, so als würde es ihm völlig egal sein, was in den kommenden Jahren sein würde. Was würde wohl in den folgenden Jahren auf uns zukommen? Seufzend blickte ich mich im Inneren um. Hier drin war es echt angenehm. Auf den ersten Blick wirkte alles sehr gemütlich. Aber trotzdem war mir die Lust zu diesem Treffen hier irgendwie vergangen. Dennoch blickte ich mich suchend um und wurde auch schnell fündig. Die in Rot gehaltenen Sitzecken weiter hinten gefielen mir am meisten und zu unserem Glück fand ich eine Ecke, die nicht besetzt war. Schnell ging ich in die Richtung, lief aber jemandem in meiner Unaufmerksamkeit in den Rücken. Sofort erkannte ich, wen ich da gerade angerempelt hatte. „Kai!“, sagte ich leise, und der sich laut entschuldigende Kai drehte sich aufgelöst herum, strahlte aber sofort, als er mich erkannte. Er wirkte richtig frisch und ausgeschlafen. Ein toller Anblick! „Ach, du warst das, Ruha! Ihr seid also schon da? Wo sind die anderen?“, bombardierte er mich sofort mit seiner Fragerei und gab mir schnell eine herzliche und vor allem feste Umarmung. „Du, ich muss jetzt erst mal hier weitermachen. Nimm du Platz, ich komm dann gleich!“, sprach er einfach weiter und ließ mich einfach so stehen. Na ja, ich konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin musste er arbeiten. Aber so wie es schien, hatte Ruki ihm Bescheid gesagt, dass wir hierherkommen würden. Und auch konnte man ihm ansehen, dass es ihm besser ging als sonst. Er wirkte kein wenig übermüdet. Das freute mich wirklich sehr. In den nächsten fünf Minuten kam endlich der Rest der Bande herein und ich konnte sehen, wie Ruki eifrig Ausschau hielt. Als er mich erblickte, winkte ich ihn hektisch rüber, doch er machte nur eine wegwerfende Handbewegung, was mich verdutzt glotzen ließ, und sah weiter umher. Und da begriff ich, nach wem er eigentlich suchte. Nach Kai, wem sonst? Als er nicht fündig wurde, schlurfte er unwillig auf den Tisch zu, an dem wir alle längst saßen, und ließ sich auf einen der gepolsterten Sessel fallen. Reita war natürlich ganz dicht an mich herangerückt. Er zog sich eilig die Jacke aus, legte sie neben sich auf den Sitzplatz und war kurz davor, mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Ich schob ihn jedoch schnell von mir und moserte mit gekräuselter Nase, „Geh mir weg, du stinkst!“ Ich merkte danach, dass er sich nur schwer zurückhielt, um nicht beleidigend zu werden. Er massierte sich mit einer Hand unbemerkt die Schläfe, sah mich dann durch seinen langen Pony leicht zornig an, wodurch ich sofort devot die Augenlider senkte, und seufzte nur. „Tut mir leid..“, murmelte ich als schwache Wiedergutmachung, schob ihn trotzdem erneut leicht von mir, als er sich noch einmal zur Seite neigte. „Aber du miefst wirklich nach diesem Scheiß und du weißt, dass mir davon schlecht wird!“, nuschelte ich trotzig, entlockte ihm diesmal aber nur ein leicht genervtes Lachen. Egal wie sehr ich ihn liebte, dieser Gestank bekam mir nicht. Und wenn er nach Rauch roch, wollte ich ihn einfach nicht küssen, geschweige ihn überhaupt in meiner Nähe haben. Im nächsten Moment erschien Kai mit einem kleinen Notizblock in der Hand an unserem Tisch und zeigte uns sein schönstes Grübchen-Lächeln, welches jedes Herz schwach werden ließ. „Herzlich willkommen im “ThreeCrowns“, werte Gäste! Schön, dass Sie sich heute für uns entschieden haben. Haben Sie sich schon für etwas entschieden oder brauchen Sie noch etwas Zeit?“, meldete sich Kai mit einem überaus höflichen Ton zu Wort, woraufhin Aoi kurz davor war, ihm einen der silbernen Serviettenhalter an den Kopf zu werfen. „Hör auf mit dem formellen Scheiß, du Schwachkopf!“, lachte Aoi und entlockte uns somit auch ein heiteres Lachen. „Ich wünschte, ich könnte hier mit euch sitzen“, schmollte Kai sogleich und erntete dafür Mitleid von seinem kleinen Flummi, der mit leuchtenden Augen zu dem Stehenden aufsah. Wie niedlich und unterwürfig Ruki manchmal wirkte. Wenn man es ihm aber unter die Nase reiben würde, würde er sicher in die Luft gehen. „Kannst du dich denn nicht dazusetzen? Wenn du Pause hast vielleicht?“, wollte Aoi wissen, nickte aber nur verstehend, als Kai verneinte und uns dazu aufforderte, in die Speisekarten zu sehen und endlich etwas zu bestellen. „Vom blöden Herumstehen verdien’ ich kein Geld!“, meckerte er uns leise an und lächelte sofort träumerisch, als Ruki seinen Kopf im Sitzen an Kais Hüfte lehnte und so unauffällig wie möglich seine Hand an dessen Seite legte, um drüber zu streicheln. Wir teilten ihm unsere Bestellungen mit und blickten Kai dann hinterher, der in der Küche des Restaurants verschwand, jedoch einige Augenblicke später wieder aus der großen Tür herauskam, um sich um einige neu eingetroffene Gäste zu kümmern. Ich überlegte indessen, wann ich mit der Neuigkeit herausrücken sollte. Während wir aßen? Oder doch lieber davor? Danach? Irgendwie machte das doch keinen Unterschied und ich hatte auch wirklich keine Lust, so ein großes Brimborium darum zu machen. Also holte ich tief Luft und gab spontan, „Leute, wir sind heute eigentlich nur hier, weil ich euch was mitteilen will!“, von mir. Ich hatte diese Information immerhin nun lange genug für mich behalten. Sofort sahen mich acht Augenpaare wie gebannt an und ich merkte, wie mir unter den musternden Blicken warm wurde. „Hau raus, Schnucki!“, grinste Aoi, worauf ich auch leicht grinsen musste. Ich musste nur einen klaren Kopf bewahren, da war doch nichts dabei! „Wisst ihr, also..“ Ich räusperte mich und spürte sogleich Reitas kraftspendende Hand auf meinem linken Oberschenkel. Anscheinend wusste er, was ich sagen wollte, und als ich ihn flüchtig ansah, lächelte er auf eine so niedliche Art und Weise, dass ich mich sofort in meinem Vorhaben bekräftigt fühlte. „Also, meine Ma hat einen Freund!“, fiel ich mit der Tür ins Haus und bekam nicht wirklich die Reaktion, die ich mir eigentlich vorgestellt hatte. „Super!“, hatte Toshiya verzückt gerufen. Von Aoi war, „Ach, was du nicht sagst!“, gekommen und Ruki hatte aufgeregt, „Und wie ist er so? Wie alt ist er? Wie sieht er aus?“, gefragt. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass sie mich alle entrüstet ansahen und dann den Kopf schüttelten. Doch jetzt zeigten sie reges Interesse an dem neuen Partner meiner Mutter. Na ja, immer noch besser als die Reaktion, die ich eigentlich erwartet hatte. „Wisst ihr noch, der Tag, an dem wir ein Picknick im Park gemacht hatten?“, fragte ich und spielte dabei mit dem Salzstreuer, der vor mir auf dem Tisch stand. Alle nickten sofort und horchten neugierig weiter, bis auf Reita. Der hatte sich im Sitz zurückgelehnt und spielte an meinem langen Nackenhaar, so wie immer, wenn er seiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit von mir bekam und wollte, dass ich mich mit ihm beschäftigte. „Als Ruki diese Entdeckung gemacht hatte? Das war wirklich meine Ma gewesen. Und der Typ, der bei ihr gestanden war, ist Keisuke Takada. Chef ihrer Abteilung und ihr Auserwählter“, erzählte ich ihnen frei heraus und zog schief lächelnd die Augenbrauen zusammen, als Toshiya, „Ui, wie romantisch! Eine Arbeitsplatz-Beziehung, wie in einem Drama!“, aussagte und von den anderen seltsame Blicke abbekam. „Was ist daran bitte romantisch?!“, hatte Aoi meinen Gedanken laut ausgesprochen und Toshiya zum Schulterzucken gebracht. „Hübsch ist er allemal!“, haute Toshiya dann noch raus und quiekte unterdrückt, da ihn Aoi anscheinend unter dem Tisch gekniffen hatte. Ja, ja, der eifersüchtige Ehemann. „Ich würde ihn gerne kennenlernen. Immerhin ist mir deine Mutter in den Jahren sehr ans Herz gewachsen. Zumal Nami für mich wie eine zweite Mutter ist. Da will ich schon wissen, wie ihr neuer Macker so ist!“, verwunderte mich Ruki mit seinen lieben Worten, der sein Kinn lässig in seiner Handfläche abstütze und lächelnd zu mir rüber sah. „Hm, klar, wieso nicht?“, stotterte ich ein wenig überfordert und sah Reita mit offenstehendem Mund an, als dieser einfach ungefragt, „Nächsten Freitag gehen wir zu viert in irgendeine Disco. Wie wäre es, wenn ihr mitkommt?“, fragte und dabei interessiert in die Runde sah. Ruki dachte anscheinend darüber nach und rief sich Kais Arbeitsplan gedanklich in Erinnerung, und Toshiya klatschte sofort verzückt in die Hände und gurrte dann Aoi zu, dass es sicher Spaß machen würde und sie mal wieder ausgehen sollten, da dieser sich nicht so freiwillig zeigte. „Kai hat an dem Abend frei und ich habe auch nichts vor. Wir kommen gerne mit!“, bestätigte mir Ruki mit einem vorfreudigen Lächeln und ich brachte es nicht übers Herz, ihn jetzt zu enttäuschen. Eigentlich hatte ich versuchen wollen, die anderen davon zu überzeugen, dass sie nicht mitkommen sollten, aber da hatte mir Reita wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was fiel ihm eigentlich ein? Mit leicht zu Schlitzen verengten Augen sah ich den Übeltäter drohend an, der selbstgefällig grinste und dann seine Lippen in meine Richtung spitzte, um Knutschgeräusche zu erzeugen und mich damit zu provozieren. Also, manchmal würde ich ihn gerne.. „Na gut, dann nächsten Freitag, ja? Welche Uhrzeit?“, informierte sich Aoi und gab sich damit zufrieden, dass ich selbst noch nichts Genaues wusste. „Ich gebe euch allen dann rechtzeitig Bescheid, wenn’s soweit ist“, versicherte ich und sah unser Essen auch schon kommen. Sehr schön, da hatten sich meine Freunde also selbst eingeladen. Aber hey, was störte mich daran? Wir waren schon lange nicht mehr zusammen in irgendwelchen Clubs gewesen, da traf sich diese Gelegenheit doch sehr gut. Und zudem konnte Keisuke somit gleich meinen ganzen Freundeskreis kennenlernen, denn außer Aoi, Toshiya, Kai, Ruki und Reita zählte ich sonst niemanden zu meinen wirklichen Freunden. Meine Laune hob sich etwas und ich fiel gierig und vor allem hungrig über mein Essen her. Mal sehen, wie der Freitag ablaufen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)