Somewhere over the rainbow von DieLadi ================================================================================ Kapitel 32: Wirklichkeit Teil 4 ------------------------------- Als John die Augen wieder öffnete, hatte er erst einmal keine Ahnung, wo er eigentlich war. Er versuchte, sich umzuschauen, aber ziemlich starke Kopfschmerzen hinderten ihn daran. Er versuchte etwas zu sagen, aber es gelang ihm nicht, und so entkam ihm nur eine Art Stöhnen. „John?!“, hörte er seinen Namen rufen. „John Watson! Sind Sie wach? Oh Gott, Sie sind wach!“ Er versuchte, sich nach der Stimme umzudrehen, und diesmal klappte es. Oder, um genauer zu sein, das Gesicht des Mannes, zu dem die Stimme zu gehören schien, tauchte direkt in seinem Blickfeld auf. „John? Sie sind tatsächlich wach ... du meine Güte! Können Sie mich verstehen? Hören Sie, was ich sage?“ Er versuchte, zu nicken, und auch das gelang. Jedenfalls breitete sich über dem freundlichen Gesicht des Mannes ein zufriedenes Strahlen aus. „Ich werde einen Arzt rufen“, hörte John. „Oh und, Sie kennen mich ja gar nicht, mein Name ist Lestrade. Gregory Lestrade.“ Gregory?! Woher kam ihm das bekannt vor? John strengte sich an, um seinen Blick besser fokussieren zu können. Der Mann sah mitfühlend aus, hatte dunkelbraune Augen und eine silbergraue Mähn ... silbergraues Haar. Das Bild eines wunderschönen Löwen blitzte durch Johns Gedächtnis. Gregory. Denken war anstrengend, um sich blicken ebenso. John versuchte erneut zu sprechen. „Wo...“, krächzte er mühsam, „...bin...ich...?“ „London“, sagte der andere. „St. Barts, das Krankenhaus in London. Sie sind in Afghanistan verletzt worden und man hat Sie hier hergebracht.“ John hustete. Erinnerungsfetzen wallten auf und verschwanden wieder. Die Tür zum Krankenzimmer wurde aufgestoßen und ein Mann im weißen Kittel stürmte herein. Er schien der zuständige Arzt zu sein, denn er riss die Situation an sich, fragte Gregory, was los sei, ob John reagiert habe, was er gesprochen hätte und begann dann John zu untersuchen und auf ihn einzureden. Das alles war so anstrengend. John war erschöpft, und obwohl er sich bemühte, wach zubleiben, schlief er wieder ein. Als er erneut erwachte, fühlte er sich wesentlich besser. Er schaute sich um und stellte fest, dass Gregory immer noch an seinem Bett saß. Er war offensichtlich eingenickt, denn sein Kopf war zur Seite gesackt und ein leises Schnarchen ließ sich hören. John schmunzelte. Und dann spürte er etwas, was er zuerst gar nicht zuordnen konnte. Seine linke Hand war unter der Bettdecke hervor gerutscht und hing ein wenig herunter. Und dort spürte er etwas warmes, feuchtes ... etwas wie ein ... wie eine … Zunge ...? Blitzartig fiel es ihm ein und er krächzte: „Toto!“ Er versuchte sich aufzusetzen, war aber noch zu schwach dafür. Gregory fuhr aus dem Schlaf auf und sah erschrocken drein, doch nur einen winzigen Moment lang. Dann, als er bemerkte, dass John wieder erwacht war, begann er erneut, freudig zu lächeln. „Der Kleine hat Sie vermisst, John“, sagte er, beugte sich hinab und hob den kleinen schwarzen Hund auf, der Johns Hand geleckt hatte und nun sehnsüchtig winselte. Er hielt Toto so, dass John ihn sehen konnte. Das Schwänzchen des Hundes wedelte und der Kleine fiepte vor Freude. „Na sehen Sie, der ist glücklich, dass sein Herrchen wieder aufgewacht ist!“ „Aber... wie kommt... er hier her?“, fragte John mühevoll. „Das ist eine lange Geschichte, und wenn Sie möchten erzähle ich es Ihnen.“ „Ich ... habe wohl ... Zeit?“, krächzte John und brachte Gregory damit zum Lachen. Er hielt Toto weiterhin im Arm, während er John der Reihe nach erzählte, was geschehen war. John durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Der Angriff. Der Sandsturm. Die Verletzung. Er erinnerte sich bis zu dem Zeitpunkt, an dem er es in die Baracke geschafft hatte. Seit damals war er also nicht mehr bei Bewusstsein gewesen. Und dann fiel ihm schlagartig alles wieder ein: Der Löwe, der eiserne Mann, Frau Hudson, Sherlock ... Die Smaragdenstadt ... Die Hexe Irene Adler ... All das was er erlebt hatte ... doch nein. Er hatte im Koma gelegen. Er hatte nichts von alle dem wirklich erlebt. Es mussten seltsame Träume gewesen sein. Doch Gregory ... der ihn ja, wie er selber erzählt hatte, erst während seines Komazustandes kennengelernt hatte ... Vermutlich hatte sein Unterbewusstsein ihn wahrgenommen und in seinen Traum eingebaut ... oder? Konnte es so einfach sein, oder würde mehr dahinter stecken? So etwas wie Schicksal? Die Frage stellte sich John erneut, als am Nachmittag des selben Tages, nachdem er weitere Untersuchungen über sich hatte ergehen lassen, Gregory erneut zu Besuch kam und seinen Ehemann mitbrachte. Eine elegante, schlanke Erscheinung. Und er hieß Mycroft. Meine Güte, er hieß Mycroft! John musste beinahe kichern. Es passte irgendwie. Ob es wohl auch einen Strohkopf namens Philipp geben würde? Eine Mrs. Hudson? Und ... einen ... Sherlock? Als Greg und Mycroft auf seine Bitte hin erneut erzählten, wie es dazu gekommen war, dass sie jeden Tag mit Toto unterwegs gewesen waren, wartete John eigentlich nur noch darauf, ob dieser Namen fallen möge. Und schließlich passierte es. Mycroft erzählte, dass auch sein Bruder, der inzwischen entlassen war und in eine nette kleine Wohnung gezogen war (er schaute geheimnisvoll drein, als er davon sprach), beinahe jeden Tag an seinem Bett gesessen hatte. Sein Bruder Sherlock. John schluckte und seine Stimme zitterte, als er leise fragte: „Sherlock ... wie sieht er aus?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)