Somewhere over the rainbow von DieLadi ================================================================================ Kapitel 31: Traum Teil 21 ------------------------- Sherlock erwartete sie bereits. Er saß diesmal nicht auf seinem Thron, sondern kam ihnen entgegen gelaufen, als sie durch die Tür traten und zog John erneut in eine feste Umarmung. John ließ sich das gefallen, um genau zu sein, er mochte es. Ach ja. Er genoss Sherlocks Wärme, und er genoss den Geruch nach Lavendel und Seife, den der Zauberer ausströmte. Ach ja. Als Sherlock ihn schließlich wieder los ließ, räusperte er sich und sagte: „John, du bist immer noch fest entschlossen, nach Hause zurück zu kehren?“ John nickte. „Gut, dann solltest du dich von deinen Freunden verabschieden. Sie werden gleich hier sein, ich habe sie rufen lassen. Ich wollte nur noch ein paar Minuten mit dir allein sein.“ John schluckte. Abschied. Abschiede sind immer etwas unschönes. Aber das gehörte zum Leben dazu: Wenn man aufbrach, ließen sich Abschiede nicht vermeiden, und fielen sie noch so schwer. „Also“, sagte Sherlock, „eigentlich hättest du gleich am ersten Tag zurückkehren können, wenn du gewusst hättest wie einfach das ist.“ „Aber ...“, stotterte John, „das hätte ich vermutlich nicht gemacht. Da wollte ich doch noch gar nicht zurück.“ Der Zauberer riss die Augen auf. Stimmt, daran hatte er gar nicht gedacht. Herr Gott noch mal, diesmal war aber auch alles anders! Gott sei Dank, denn John war es gelungen zu erreichen, was niemand vor ihm geschafft hatte. „Wie auch immer. Du musst gleich nichts weiter tun als die Fersen deiner silbernen Schuhe zusammenzuschlagen und zu rufen: ' Tragt mich nach Hause, zu Vater und Mu ... Tragt mich nach Hause wo auch immer das ist'. Und ehe du dich versiehst, bist du in Kans ... bist du zu Hause.“ Einen Moment herrschte Schweigen, dann sah John an sich herunter und fragte: „Welche silbernen Schuhe?“ Sherlocks Gesicht wurde bleich, als sein Blick auf die schwarzen Turnschuhe fiel, in denen Johns Füße steckten. Ach ja, verflixt, das war ja auch eines der Dinge, die nicht so gelaufen waren, wie sonst ... Oh Mann. Und was jetzt? „Ich habe völlig vergessen, dass du die silbernen Schuhe gar nicht hast!“ Er schluckte. „Dann ... gibt es nur noch eine andere Möglichkeit.“ „Ach ja? Und welche?“ Der Zauberer zögerte. Dann sagte er: „Verabschiede dich. Dann sage ich es dir.“ Also gut. In dem Augenblick traten die Freunde durch die Tür des Thronsaales. Sie hatten nun viel mit einander erlebt. Abenteuer erlebt, Räuber in die Flucht geschlagen, Schluchten und Flüsse überquert, die Hexe besiegt. Sie würden ihm fehlen. Und wie! Verdammt noch mal, warum musste das Leben nur so seltsam schön und schwer zugleich sein? Er trat als erstes zu Philipp. Der nahm ihn in seine weichen Arme. „Danke für alles“, sagte der Strohmann. „Ohne dich säße ich noch immer aufgespießt und dumm auf dem Feld und die Krähen würden über mich lachen.“ John klopfte ihm auf den Rücken. „Du machst das schon“, sagte er. Philipp lächelte wissend. „Du auch, Kumpel“, sagte er. Dann wandte sich John zu Mycroft. Er legte seine Hand auf dessen Oberarm. Eine echte Umarmung wollte er mit dem Blechmann eigentlich nicht riskieren, doch der zog ihn an sich, schneller als John zurückweichen konnte. Doch das feinmechanische Herz tat offensichtlich seinen Dienst gut: Mycroft war so sanft zu John, dass der nicht mal einen Kratzer abbekam. „Danke“, sagte der eiserne Mann leise, „ohne dich wäre ich noch immer herzlos.“ Nun, John bezweifelte dass Mycroft jemals herzlos gewesen war, auch nicht in der Zeit, als er kein Herz besessen hatte. Aber er nickte nur, da ihm ein Kloß im Hals saß und ihm die Worte schwer fielen. Dann war Gregory an der Reihe. „Hey“, flüsterte John leise und ruffelte die Mähne des Löwen. Der miaute leise und schleckte sanft Johns Hand. Eine Träne tropfte aus Johns Auge und fiel auf das weiche Fell des prachtvollen Tieres. Zu guter Letzt klopfte John Toto sanft die Flanke. „Wir werden uns wiedersehen, Kleiner“, sagte er. Toto fiepte leise. Schließlich holte John tief Luft, wandte sich zu dem Zauberer Sherlock um und sagte: „Ich bin so weit. Es kann los gehen.“ „Gut“, sagte Sherlock und man hörte seiner Stimme an, dass ihm das schwer fiel. „Da du die silbernen Schuhe nicht hast, gibt es nur einen andere Möglichkeit, aber sie ist dir vielleicht etwas unangenehm.“ „Ach Mann“, sagte John, „jetzt hör mal, ich habe mit Hexen gekämpft. Was kann denn da noch schlimmer kommen?“ „Na ja,“ sagte Sherlock, „du müsstest einen Zauberer küssen.“ „Was?!“ „Ja John. Es gibt einen Zauberspruch, den ich sagen kann und der dich überall hin bringt, aber nur, wenn du mich unmittelbar nachdem ich ihn ausgesprochen habe küsst.“ „Gut“, sagte John. „Dann soll es so sein.“ Also begann Sherlock mit der Beschwörung. Er murmelte den Zauberspruch, was eine Weile dauerte. In Johns Herz ging es inzwischen drunter und drüber. Abschiedsschmerz, aber auch, ja, Freude auf „zurück“. Trauer und Abenteuerlust ... Nun ja, er hatte sich entschieden, und John war niemand, der Entscheidungen hinterher trauerte. Schließlich war Sherlock soweit. Er zog John an sich und seine Lippen näherten sich den seinen. Johns Herz klopfte wie wild. Oh Gott oh Gott... Als die weichen Lippen ihn berührten, begann alles in ihm Samba zu tanzen. Doch dann, als er gerade beginnen wollte den Kuss zu genießen, hörte er um sich ein wildes Rauschen und es wurde dunkel. Er fühlte sich durch die Luft gewirbelt, und dann verlor er das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)