Somewhere over the rainbow von DieLadi ================================================================================ Kapitel 30: Traum Teil 20 ------------------------- Es wurde die ganze Nacht gefeiert. Es gab Musik und Tanz, es wurde gelacht und geredet. Es gab die Fülle zu Essen und zu trinken, das ganze Fest war eine Pracht. John war bei alledem recht still. Ihm war nicht nach feiern zu Mute. Immer wieder wurden Toasts ausgesprochen, und er nickte dem Sprechenden freundlich zu. Immer wieder gab es Hochrufe für ihn. Er lächelte und prostete zurück. Doch wenn man ihn gefragt hätte, hätte er gesagt ... nein, vielleicht hätte er es nicht gesagt, so etwas zuzugeben wäre nicht so einfach ... nun jedenfalls, er wäre jetzt viel lieber mit Sherlock allein in einem Raum gewesen. Ohne andere Leute, die sie gestört hätten. Er ließ das alles über sich ergehen. Irgendwann, spät in der Nacht, fiel er in sein Bett und schlief tief und fest. Er war erschöpft von all dem erlebten, und er erwachte am nächsten Tage erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Was ihn weckte, war Totos kleine Zunge, die ihm zärtlich über das Gesicht schleckte. „John? John, du musst aufwachen!“ Er blinzelte und gähnte. „Toto, du kleiner Verrückter, lass mich schlafen!“ Schleck. „Nix da, John. Du musst aufstehen. Du bist gleich dran.“ John hatte keine Ahnung, wovon Toto redete, aber er streckte sich tüchtig und setzte sich auf. Sein Blick fiel auf die drei Freunde, die vor seinem Bett standen. In Mycrofts Augen glänzte es voller Wärme und Gefühl. Philipp trug eine gedankenvolle, kluge Mine zur Schau. Gregorys Blick war mutig und voller Tatendrang. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte John voller Staunen. Mycroft ergriff das Wort, und er sprach gefühlvoll: „Es ist schon beinahe Mittag, John. Wir drei waren heute schon nacheinander bei Sherlock, dem großen und mächtigen Zauberer. Und ob du es glaubst oder nicht: Wir drei haben von ihm bekommen, was wir uns gewünscht haben.“ John war sprachlos. Mycroft fuhr fort. „Ich habe tatsächlich ein Herz bekommen. Ein Herz, das meinem Hirn nicht unähnlich ist: feinste Uhrmacher-Mechanik ... Ich hatte mir das ehrlich gesagt anders vorgestellt, aber er hat gesagt, das wäre so genau das richtige für mich. Und ich fühle, dass er recht hat. Es schlägt, und es ist warm, und ich fühle, ach, ich fühle ...“ Mycroft schien sich in seinen Gefühlen zu verlieren. Still war es im Raum, und wenn man genau lauschte, konnte man aus seiner Brust so etwas wie ein leises Ticken hören. „Und ich habe mein Gehirn bekommen“, sagte Philipp. „Er hat mir den Kopf abgenommen und etwas hinein getan. Ich konnte nicht sehen was, aber er sagte es wäre das beste Gehirn, dass er finden konnte. Und nun denke ich, dass er recht hat, denn in meinem Kopf bewegen sich große Gedanken. So große, dass ich erst einmal lernen muss, mit ihnen umzugehen. Ich werde mich also im Denken üben müssen.“ Er schwieg und sah, nun wie war es auch anders zu erwarten, nachdenklich aus. John wandte sich an den Löwen. „Und du? Hast du Mut bekommen?“ Gregory strahlte. „Ja, hab ich. Ich musste eine Schale leer trinken mit etwas, was ziemlich eklig aussah. Aber er sagte, das wäre Mut, und der würde eben nicht gut schmecken. Man müsste ihn mutig leertrinken. Ich habe mich bemüht, und habe die ganze Schale ausgetrunken. Und jetzt bin ich so mutig, dass ich sogar mit Riesen kämpfen würde.“ Und er schnurrte wie ein kleines Kätzchen. Toto ließ sich vernehmen. „Na los, John. Zieh dich an. Jetzt bist du an der Reihe. Sherlock wartete schon auf dich. Jetzt geht es darum, wie du wieder nach Hause kommst. Also los!“ John seufzte. Dann rappelte er sich auf und ging in das angrenzenden Zimmer, wo ein Waschtisch und frische, saubere Kleidung für ihn bereit lagen. Wieder einmal. Während John sich wusch, gingen ihm die üblichen, immer noch nicht ganz zu Ende gedachten Gedanken durch den Kopf. Immer noch sehnte sich ein Teil von ihm danach, hier zu bleiben. Und nach dem wirklich überraschend gekommenen Kuss gestern erst recht. Immer noch kämpfte der größere Teil seiner Vernunft dagegen an. Ja klar, er hatte keine Ahnung, was ihn zu Hause erwartete, aber er musste einfach dorthin zurück. Dem Schicksal kann man nicht entrinnen. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihn mit noch offenem Hemd und ungekämmtem Haar zurück in das andere Zimmer stürzen ließ. „Toto“, rief er, „wenn der Zauberer mich nach Hause schickt, dann kommst du doch mit, oder?“ Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Dann sagte der kleine Hund: „Ich weiß es nicht, John. Wir müssen uns dem beugen, was da auf uns zukommt, und ob ich mit dir kommen kann ... ich weiß es nicht.“ John seufzte. Na toll, das machte ihm die Sache nicht gerade einfacher. Ach was solls. Er straffte sich. Wenn er gleich vor Sherlock treten würde, wollte er anständig aussehen. Na ja, eigentlich mehr als das. Also zog er sich fertig an, kämmte sein Haar und sorgte dafür, dass alles an ihm frisch, sauber und ordentlich aussah. Er sah gut aus, das war unbestreitbar. Er hoffte, dass Sherlocks Augen ein letztes Mal mit Wohlgefallen auf ihn blicken würden. Er atmete durch. Dann sagte er: „Wie auch immer. Toto, lass uns gemeinsam zu Sherlock gehen.“ Der Hund kläffte zustimmend, und so machten Hund und Herr auf den Weg zum Thronsaal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)