Somewhere over the rainbow von DieLadi ================================================================================ Kapitel 28: Inszenierung Teil 5 ------------------------------- Der große und mächtige Zauberer Sherlock war im Moment ein großes und mächtiges Nervenbündel. Seit John Watson und seine Freunde vor mehreren Wochen davon gezogen waren in Richtung des Landes der bösen Hexe Frau Adler, hatte er keine Nacht mehr richtig geschlafen. Tagsüber hatte er zu tun, so ein Zauberland regiert sich schließlich nicht von alleine. Aber nachts ... sobald er sich in sein Himmelbett mit den weichen, seidenen Kissen legte, begann sein überaus kluges Gehirn zu grübeln. Ob John wohl schaffen würde, was all die kleinen Mädchen nicht fertig gebracht hatten? Ob es ihm gelingen würde, die Hexe endgültig zu besiegen, so dass sie nicht, wie in der Vergangenheit immer geschehen, nach einigen Tagen erneut wieder auftauchen würde? Ob John herausfinden würde, was er tun musste, um nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele zu vernichten? Aber viel wichtiger war die Frage ... würde John das ganze überhaupt erst einmal überleben? Sherlock spürte, dass er sich sorgte. Dass er Angst hatte um den blonden Mann. Und er musste vor sich selber zugeben: Ja, er mochte John. Mehr als gut für ihn war. Denn selbst, wenn John das alles überstand und unversehrt hierher in die Smaragdenstadt zurückkehrte, dann stand fest, dass John nicht würde bleiben können. Er müsste nach Hause zurück. Zu Vater und Mutt ... nein, das vielleicht nicht, immerhin war er ein erwachsener Mann. Aber dennoch – nach Hause. Sherlock, der im Augenblick in seinem Thronsaal wie ein Tiger im Käfig hin und her lief, straffte sich. Nun ja, seinem Geschick konnte keiner entrinnen. Dem Schicksal würde auch er sich nicht entgegenstellen. Er würde John helfen, seinen Weg nach Hause zu finden. Es war seine Pflicht, seine Bestimmung und er würde dem nachkommen, wie es seit alters her immer gewesen war. Hin und her. Hin und her. Seit Wochen hatte er nun nichts mehr aus Irene Adlers Land gehört. Normalerweise wurde er über alles, was im Zauberlande so passierte, auf dem laufenden gehalten. Sei es durch Frau Hudson oder Mollinda Hooper, die mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel den Kontakt zu ihm hielten. Oder sei es über die Vögel des Landes. Die kleinen Piepmätze flatterten überall herum und so manche Nachricht war schon von Spatz zu Spatz, von Dompfaff zu Rotkehlchen weitergegeben worden und hatte so auch sein Ohr erreicht. Doch im Lande von Irene Adler klappte das nicht. Dort gab es all die lustigen kleinen Vögelchen nicht. Es gab Krähen, Raben und Dohlen und diese waren nicht so freundlich und redebereit. Seit Wochen also wusste er nicht, wie die Lage war, wie es den Freunden ging. Wie es John ging. Hin und her. Hin und her. Er seufzte und fuhr sich mit den Händen durch den schwarzen Haarschopf, als plötzlich sein Handy klingelte. Er erkannte die Nummer von Frau Hudson. „Ja, Sherlock hier?“ „Sherlock!“, Frau Hudsons Stimme überschlug sich. „Sherlock, hast du es schon gehört? Sie haben es geschafft! John hat es geschafft! Sie kommen zurück! Sie sind auf dem Weg zu dir!“ Sherlocks Hand begann zu zittern. „Geschafft?“, fragte er. „Was genau heißt geschafft?“ Frau Hudson lachte fröhlich in das Telefon. „Sie haben Frau Adler besiegt! Und zwar endgültig! John hat ihre Seele gefunden und zerstört! Er hat es geschafft, Sherlock, hörst du?“ Sherlocks Knie wurden weich, er taumelte ein paar Schritte und ließ sich auf die Stufen seines Thrones sinken. „Ich wusste es“, flüsterte er, „ich wusste es, dass John Watson etwas ganz besonderes ist!“ „Ja“, rief Frau Hudson aufgekratzt, „er hat unser Land endgültig von dem Fluch befreit. Sherlock! Weißt du was das heißt?!“ „Ja“, flüsterte Sherlock. „Nie wieder Unterdrückung und Schreckensherrschaft. Aber auch nie wieder sterbenslangweilige kleine Mädchen!“ Frau Hudson kicherte. „Bereite alles vor für einen gebührenden Empfang!“, sagte sie noch und dann legte sie auf. Sherlocks Kopf schwirrte. John hatte es tatsächlich geschafft. Oh mein Gott. Sein Herz raste und schließlich sprang er auf, streckte die Faust gen Himmel und stieß einen lauten Freudenschrei aus. Dann klingelte er nach der Dienerschaft und beauftragte die Leute, ein Festmal zu bereiten und Zimmer für John und die Freunde herzurichten, die Badeöfen anzuheizen und alles für einen großartigen Empfang zurecht zu machen. Innerhalb kürzester Zeit war der ganze Palast in Aufruhr und alle waren in hektischer Betriebsamkeit. In der Palastküche brodelte es in Töpfen und Pfannen, überall wurde geputzt und gewienert und der Thronsaal wurde festlich geschmückt. Sherlock selber stieg auf den höchsten Turm des Schlosses und trat hinter das Teleskopfernrohr, dass er dort hatte installieren lassen. Er richtete es gen Westen und begann, den Weg und den Himmel zu beobachten. Natürlich hatte er keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis die erwarteten tatsächlich in der Smaragdenstadt eintreffen würden. Aber er beschloss, so lange hier zu warten, und wenn es Stunden oder gar Tage dauern sollte. Das tat er auch, und er unterbrach seine Wache nur einmal. Nämlich als eine Taube einen Brief aus dem Süden brachte, von der guten Hexe Mollinda Hooper. Einen Brief, der Sherlock schier den Atem nahm. Es war früher Vormittag gewesen, als die Nachricht von Johns Rückkehr ihn erreicht hatte. Bis zum Nachmittag dauerte es, bis er schließlich am Horizont dunkle Punkte auftauchen sah. Rasch wurden sie größer und erwiesen sich als die fliegenden Affen, die John und seine Truppe in ihren starken Armen durch die Luft trugen. Diese Untiere waren Sherlock nicht geheuer, doch schienen sie den Freunden gewogen zu sein. Sherlock ließ das Fernrohr Fernrohr sein, sauste die Stufen des Turmes hinunter und kam gerade rechtzeitig im Schlosshof an, als die Affen ihre Passagiere sanft auf den smaragdgrünen Pflastersteinen absetzten. Es war ihm nun völlig gleichgültig, dass alle Welt zusah - er rannte auf John zu und riss ihn in seine Arme. Er drückte ihn an sich, während ein paar kleine Tränen der Freude und Erleichterung über seine Wangen liefen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)