Somewhere over the rainbow von DieLadi ================================================================================ Kapitel 19: Traum Teil 12 ------------------------- Das erste, was er wahrnahm, war gleißendes, grün funkelndes Licht, hervorgerufen durch die Sonne, die durch die Fenster schien und deren Strahlen von tausenden Smaragden gebrochen wurden. Er musste blinzeln, und es dauerte einen Moment, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte. Dann fiel sein Blick auf den Mann, der dort auf dem Thron saß, und es war in keinster Weise das, was er erwartet hatte. Er hatte sich den Zauberer als eine Art weisen alten Greis vorgestellt, in prächtigen Gewändern und mit einem langen, weißen, spitzen Bart. Statt dessen war der Mann, der nun vor ihm saß, jünger als er selbst, zumindest schien er jünger zu sein, bei Zauberern weiß man ja nie. Er trug einen schwarzen Anzug, elegant und gut geschnitten, und ein violettes Hemd. Seinen Kopf zierten statt eines Zauberhutes nur ein Mopp schwarzer seidiger Locken, die zum darin herum wühlen geradezu einluden (Herrgott, John, was denkst du da! rief er sich selber zur Ordnung.) Sein Gesicht wies fein geschnittene Züge auf und wirkte wie aus feinstem Porzellan geschnitzt (kann man Porzellan überhaupt schnitzen? Vermutlich nicht, es würde splittern bei dem Versuch. Also wohl eher wie aus Porzellan geformt ... Herrgott John, was gehen deine Gedanken für seltsame Wege? Konzentriere dich!) Die edle Nase, die glatte Stirn und die feinen, hohen Wangenknochen gefielen John außerordentlich gut. Das schönste jedoch waren die Augen. Diese Augen waren auch das einzige, was klar machte, dass man einen Zauberer vor sich hatte: Sie waren von undefinierbarer Farbe, von großer Klarheit und sie zogen einen sofort in den Bann; man sah kleine Fünkchen der Magie in ihnen funkeln. Der Zauberer räusperte sich und sprach dann mit angenehm tiefer Stimme: „Wer bist du und was willst du von mir? Warum wagst du es, meine wichtigen Gedanken zu stören?“ John schluckte und begann zu sprechen. „Großer und mächtiger Zauberer Sherlock, ich bin John Watson. Ich weiß nicht wie ich in dein Land gekommen bin und ich weiß nicht wo ich herkomme. Ich bin froh, mich überhaupt erinnern zu können, wer ich bin, wenngleich mir auch sonst viele Erinnerungen fehlen ...“ Er sah, wie der Zauberer mit den Fingern auf die Lehne seines Thrones klopfte. Ungeduld? Nun, vielleicht sollte John lieber auf den Punkt kommen. Aber was zum Teufel war der Punkt? „Nun, wie auch immer, ich bin nun hier, und es gefällt mir. Zwar hat die gute Hexe Frau Hudson gesagt ich müsste dahin zurück, wo ich herkommen, aber, großer und mächtiger Sherlock, ich möchte hiermit von Euch die Erlaubnis erbitten, hier in Eurem Lande bleiben zu dürfen.“ Der Zauberer antwortete nicht. Er sah John durchdringend an. Also begann John zu erklären: „Es gefällt mir hier in diesem Lande. Ich habe wunderschöne Felder und Wiesen gesehen, idyllische Dörfchen und hübsche Mädchen, und da dachte ich ...“ „Nein!“ Die Stimme des Zauberers schwang durch den Raum. Tief, dunkel, dominierend. Jetzt schwieg John. Er wusste nichts zu antworten. „John Watson“, sagte der Zauberer, „ Ich weiß, dass du diesen Wunsch in dir trägst. Doch ich weiß auch, dass es nicht sein darf. Nicht sein kann. Es gibt einen Grund, warum du hier bist, und doch: das Ziel deiner Reise ist nicht dieses Land. Das ist nur eine Station auf deinem Weg. Das Ziel deiner Reise ist dein zu Hause, auch wenn du dein zu Hause im Moment nicht kennst. Und doch musst du dorthin zurück kehren, und ja, ich werde dir dabei helfen. Es tut mir leid, John, aber du kannst nicht bleiben. Das ist nicht das dir vorbestimmte Schicksal.“ Tiefe Enttäuschung durchflutete John. Es gab nicht oft im Leben Dinge, die er sich so sehr wünschte. Und normalerweise war er, wenn es etwas gab, bereit, darum zu kämpfen. Doch jetzt? Er hätte keine Ahnung gehabt wie. Tiefe Enttäuschung, ja. Aber … irgendwo, ganz hinten in seinem Kopf auch ein winziges bisschen Erleichterung, doch das wollte er vor sich selber nicht zugeben. „Aber“, sagte er leise, „was soll ich denn jetzt tun?“ „Ich werde dir helfen“, antwortete der wunderschöne ... na ja, also der Zauberer, „aber ich tue nichts ohne Gegenleistung. Ich habe daher eine Aufgabe für dich. Wenn du sie erfüllst, werde ich dir den Weg nach Hause zeigen.“ John erwog, sich einfach umzudrehen und zu gehen. Warum sollte er irgendeine Aufgabe auf sich nehmen, um eine Hilfe zu bekommen, die er gar nicht haben wollte? „Allerdings solltest du wissen“, sagte der Zauberer, „dass es gefährlich werden könnte.“ Nun, Gefahr hatte John noch nie geschreckt, also sah er Sherlock an und fragte: „Also gut, was soll ich tun?“ „Es gibt eine böse Hexe in diesem Lande, die noch niemand besiegen konnte. Auch ich nicht“, sagte Sherlock leise. „Sie heißt Frau Irene Adler, und sie unterdrückt das Volk, über das sie herrscht und quält es. Die Menschen haben Angst vor ihr und sich um Hilfe an mich gewandt. Doch ich habe ... ich konnte schon viele siegreiche Schlachten schlagen, doch Frau Adler ist die einzige Hexe, die mich je … geschlagen hat.“ Er seufzte. „Deine Aufgabe ist nun, John Watson, ziehe nach Westen und besiege sie. Wenn du zurückkehrst und mir den Beweis deines Sieges über Frau Adler bringst, dann werde ich dir helfen. Und nun geh, ich habe große Gedanken in meinem Kopf zu wälzen und kann mich nicht länger mit deinen kleinen menschlichen Problemen auseinandersetzen.“ Und er zeigte mit seiner Hand zur Tür des Saales, während seine Augen blitzten und er sein Kinn selbstbewusst angehoben hatte. „Ich werde es versuchen“, sagte John und dann machte er sich auf den Weg zurück zu seinen Freunden. Zurück in dem gemütlichen Frühstückszimmer bestürmten ihn die Freunde mit Fragen. „Wie war es? Wie ist er? Was hat er gesagt?“ Und John erzählte. Als er von der ihm zugewiesenen Aufgabe berichtet, schwiegen sie betroffen. „Was wirst du jetzt tun?“, frage Gregory. John kraulte ihm freundlich die Mähne und sagte: „Nun, ich werde mich wohl dieser Aufgabe stellen. Denn auch wenn ich den Grund nicht verstehe, scheint das wohl mein Schicksal zu sein, und seinem Schicksal kann man sich nicht verweigern.“ In diesem Augenblick erschien erneut die Palastdame. „Der große und mächtige Zaubere befielt, dass der eiserne Mycroft, der stroherne Philipp und der silberne Löwe Gregory in seinem Thronsaal erscheinen!“ Die Freunde schauten sich fragend an, doch dann gaben sie John die Hand bzw. die Pfote, und mit den Worten „Bis nachher! Wünsch uns Glück!“ machten sich die drei auf den Weg, während John sich erst mal noch eine Tasse Tee einschenkte und Toto auf den Schoss nahm, um ihn zu kraulen. 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