Tiefer Fall in den Abgrund von Niomie ================================================================================ Kapitel 10: Gefangen -------------------- Eigentlich sollte Harry sich mittlerweile daran gewöhnt haben auf kaltem Stein aufzuwachen. Sein Körper sagte ihm in diesem Moment jedoch etwas vollkommen anderes. Jeder einzelne Muskel schien sich gegen ihn verschworen zu haben, so das ein qualvolles Stöhnen über seine Lippen kam, noch bevor er die Augen öffnete. Nur mühsam gelang es dem ehemaligen Griffindor sich aufzurichten und umzusehen. Nicht das es wirklich viel zu entdecken gab. Anscheinend hatte man ihn nicht mit Absicht auf den Boden gelegt, denn direkt über sich erkannte der Dunkelhaarige eine metallene Pritsche und eine bis zum Boden reichende Decke. Offensichtlich war er aus dem schmalen Bett gefallen. Klasse, von sich selber angefressen sah Harry sich weiter um und erkannte das er sich in einer der Zellen im Ministerium befinden musste. Dafür sprachen auch die magieversiegelnden Manschetten und die leicht bläulich schimmernden Steine. Er musste sie nicht berühren um zu wissen das sie jedwede Magie absorbieren würden. Auch seine. Doch er hatte auch gar nicht vor zu fliehen. Wohin sollte er auch schon gehen? Noch immer wusste er nicht was mit Draco war und auch Ron und Hermine waren verletzt als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Mit einem leisen Stöhnen fasste sich der Dunkelhaarige an den Kopf und zog sich dann mühsam auf das Bett. Zwar war die Pritsche hart und die Decke dünn, doch besser als der Boden war es allemal. Damit war die Abwechslung aber auch schon vorbei. Müde legte Harry sich auf die Seite und starrte auf das bläuliche Schimmern, welches jede Magie verschluckte. Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er es sogar spüren wie sie aus seinem Innern entwich und verschwand. Ein merkwürdiges und sehr kaltes Gefühl machte sich in ihm breit. Bevor er jedoch länger darüber nachdenken konnte, öffnete sich mit einem lauten Knirschen die schwere Holztür und Kingsley trat ein. Sofort richtete Harry sich auf und sah dem Zauberei-Minister entgegen. Mit einem Seufzen ließ der Ältere sich neben ihm auf die Pritsche sinken. Für etliche Minuten war es vollkommen still in der kleinen Zelle und zum ersten Mal sah der Dunkelhaarige die tiefen Falten die sich in Kingsleys Haut gegraben hatten. Allmählich begriff er das die letzte Zeit nicht nur für ihn nervenaufreibend gewesen war. Schließlich räusperte sich der Minister. „Du willst wahrscheinlich wissen wie es deinen Freunden geht.“ Sofort nickte Harry, konnte jedoch nicht antworten da sein Hals sich plötzlich anfühlte als hätte er Schmirgelpapier verschluckt. „Miss Granger liegt noch im Sankt Mungos da ein Fluch sie frontal erwischt hat, sie ist jedoch bereits auf dem Weg der Besserung und kommandiert eine komplette Riege von Anwälten.“ Sofort schlich sich ein leichtes Grinsen auf die Lippen des Dunkelhaarigen, doch dann wurde er schlagartig wieder ernst als Kingsley weiter sprach. „Mister Weasley konnte bereits entlassen werden und wird wohl in den nächsten Tagen seine Arbeit wieder aufnehmen. Womit wir dann bei Mister Malfoy wären.“ Unwillkürlich schlug Harrys Herz jetzt bis zum Hals. Draco, wie gern nur wäre er jetzt bei seinem Geliebten und sei es nur um ihn in seinen Armen zu halten. „Dieser befindet sich derzeit in der geschlossenen Abteilung vom Sankt Mungos. Trotzdem hat er eine Aussage zu deinen Gunsten gemacht.“ Nur mühsam gelang es Harry diese Informationen miteinander in Einklang zu bringen. Es überraschte ihn nicht im geringsten das sich Draco noch immer im Mungos befand, schließlich wusste er nur zu gut zu welchen Grausamkeiten Armando fähig war. Doch warum sollte der ehemalige Slytherin eine Aussage machen? Erst dann begriff Harry und riss unwillkürlich die Augen auf. Seinen Prozess hatte er in den letzten Tagen vollkommen vergessen. Die Zaubererwelt jedoch nicht, für sie war er noch immer der Mörder von Narzissa Malfoy. Etwas, was ja auch tatsächlich stimmte. Er hatte die Hexe auf dem Gewissen, niemand sonst. „Aufgrund der Aussage von Mr. Malfoy ist das Gericht zu der Entscheidung gekommen, dich schuldig zu sprechen.“ Alles um Harry herum schien zusammenzubrechen, konnte er die Worte des Älteren dich nicht verstehen. Es schien nicht zusammen zu passen, immer mehr spürte der ehemalige Griffindor wie ihn die letzten noch positiven Gefühle verließen. Konnte er doch eigentlich Draco verstehen, wer wollte schon mit dem Mörder der eigenen Mutter zusammen sein. Ein trockenes Schluchzen kam aus Harrys Kehle, während er verzweifelt nach Luft rang. Hilflos griff er sich an den Hals, versuchte so den dringend benötigten Sauerstoff herbeizuzwingen. Erst als sich eine Hand auf seine Schulter legte, wurde sich der Dunkelhaarige wieder bewusst das er nicht allein war. „Du wurdest für schuldig befunden, doch wurde auch eine Minderung der Schuld festgestellt.“ Zittrig sah Harry auf, verstand einfach nicht was Kingsley ihm gerade versuchte zu erklären. „Was heißt das?“ Seufzend löste sich der Ältere wieder von dem Dunkelhaarigen. „Das bedeutet das du zwar schuldig bist, aber nicht die Höchststrafe erhältst. Das rechtskräftige Urteil lautet auf drei Jahre Askaban.“ Unsicher wie er jetzt reagieren sollte glitt Harrys Blick jetzt auf den Boden. Askaban. Eigentlich hatte er es ja von vornherein gewusst. Doch jetzt schien es sogar einen Rückweg von dort für ihn zu geben. Was das allerdings für ein Weg sein würde, das musste sich erst noch zeigen. Allein der Gedanke an das berüchtigte Zauberer-Gefängnis ließ eisige Schauder über Harrys Rücken laufen. Dennoch schaffte er es irgendwie Kingsley zuzunicken, was diesen leise zum Seufzen brachte. Er schien zu spüren das der Jüngere nicht allein bleiben wollte, denn er blieb noch eine ganze Weile bei ihm, bis er sich schließlich verabschiedete und Harry mit seinen Gedanken allein ließ. Auch in den nächsten Tagen kam der Minister regelmäßig zu ihm, doch der Dunkelhaarige war nach wie vor wie erstarrt. Nur zu gern hätte Harry sich mit seinen Freunden ausgetauscht und sei es auch nur um ein paar warme Worte zu hören. Doch Draco war, genauso wie Hermine, noch immer im St. Mungos und Ron wurde nahegelegt Abstand zu wahren. So blieb ihm nichts anderes als sich auf die täglichen Besuche Kingsley zu freuen, welcher ihm immerhin etwas über seine Freunde erzählte. Das dies aber auch nur ein vorrübergehender Zustand war, wurde Harry wieder bewusst als sich die Tür öffnete und sechs Auroren eintraten. Anscheinend war seine Schonfrist im Ministerium vorbei. Sechs Zauberstäbe richteten sich auf ihn und nur wenige Sekunden später spürte der ehemalige Griffindor die lähmende Wirkung eines Zaubers in seinen Gliedern. Hilflos fiel er auf das Bett zurück, nur um im nächsten Moment in die Höhe zu schweben. Nur noch in der Lage die Augen zu bewegen, musste Harry miterleben wie er langsam in die Mitte der sechs vermummten Auroren glitt und dann von diesen nach draußen begleitet wurde. Zum ersten Mal seit einer gefühlt unendlich langen Zeit spürte der Dunkelhaarige wieder Wind auf seiner Haut, nur um im nächsten Moment vom typisch englischen Regen durchnässt zu werden. Hätte er es gekonnt, so hätte der gefallene Held der Zaubererwelt jetzt gelächelt. Langsam glitt Harry an sechs Thestralen vorbei, welche gerade gefüttert wurden. Dennoch richteten sich die weißen Augen sofort auf ihn. Unruhig begannen die pferdeartigen Wesen mit den Flügeln zu schlagen, schienen sie doch zu spüren das es gleich los ging. An der Kutsche wurden sie bereits von sechs weiteren Auroren erwartet, anscheinend wollte man dieses Mal keinerlei Risiko eingehen. Weitere Zauberstäbe richteten sich auf Harry, dann wurde die Lähmung aufgehoben und er glitt sachte zu Boden. Unwohl schluckte der Dunkelhaarige als er in die harten Gesichter der Männer um sich herum sah. Nur zu deutlich konnte er in ihren Gesichtern ablesen, was sie von ihm hielten. Für sie war er kein Held mehr, noch nicht einmal mehr ein normaler Zauberer, sie sahen nur noch den verurteilten Mörder in ihm. Und auch wenn er nie etwas Besonderes hatte sein wollen, so schmerzte die Haltung gab sie ihm dich einen Vorgeschmack auf sein weiteres Leben. Dennoch folgte er ohne jede Gegenwehr der stummen Aufforderung in die Kutsche zu klettern. Noch einmal sah Harry in den dunklen Himmel über sich, genoss das kühle Nass auf seiner Haut, dann war er auch schon drinnen und die Tür schloss sich hinter ihm. Kaum hatte sich der Dunkelhaarige auf dem Sitzpolster nieder gelassen, wandten sich auch schon schmale Ketten um seine Handgelenke und unterbanden so ein weiteres Aufstehen. Eigentlich hatte Harry damit gerechnet das sie sich sofort auf den Weg machen würden, stattdessen schlug nur hinter ihm die Tür zu. Nichts geschah, weder hörte er die Thestrale, noch die Auroren. Auch die Kutsche bewegte sich nicht. Beinahe wäre Harry eingenickt, als ohne jede Vorwarnung sich die Tür ein weiteres Mal öffnete und jemand hineingeschoben wurde. Direkt vor ihm setzte er sich und erst als die Tür sich wieder schloss erkannte der Dunkelhaarige ihn. „Hast du mich etwa vermisst?“ selbstgefällig lächelte Armando den Jüngeren an. Einzig die Fesseln die den Blonden an seinem Platz hielten, sorgten dafür das Harry nicht in Panik verfiel. Dennoch bemerkte er das allein die Anwesenheit seines Peinigers dafür sorgte das er sich vollkommen verkrampfte. Auch die Luft schien auf einmal viel dicker zu sein als zuvor. Jetzt konnte Harry auch die Thestrale wieder hören, unruhig schlugen die großen Tiere mit den Flügeln. Dann ruckte die Kutsche und es ging los. Mit zusammengebissenen Zähnen sah der Dunkelhaarige zu Armando, welcher ihn noch immer breit anlächelte. Selbst das graue, sackähnliche Gefängnisgewand konnte ihm nichts von seiner Bedrohlichkeit nehmen. „Ich habe dir doch gesagt das ich dein Leben zerstören werde, wenn du fliehst. Kannst du dich noch daran erinnern, Potter? Wir hatten doch eine wirklich schöne Zeit miteinander.“ Keuchend schloss Harry seine Augen, versuchte so der aufkommenden Angst Herr zu werden und schaffte es dennoch nicht vollkommen ruhig zu bleiben. Spürte er doch schon wie sich eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete und dies auch dem Anderen nicht verborgen blieb. Wimmernd presste sich der Dunkelhaarige noch tiefer in das Polster in seinem Rücken. Obwohl Harry wusste was ihn an seinem Ziel erwartete, hoffte er in diesem Augenblick das sie nicht all zu lange brauchen würden. Tatsächlich wurde Armando mit jeder vergehenden Minute immer ruhiger. Anscheinend spürte er ebenso wie Harry die sich ausbreitende Kälte und begriff wo das alles hinführen würde. Ein letztes Mal grinste der Blonde noch sein Opfer an, dann wurde es still im Innern der Kutsche. Nur vereinzelt sah Harry wie dunkle Schemen an den Fenstern vorbeiflogen, doch waren sie so schnell das er nicht sagen konnte ob es sich um die Auroren oder Dementoren handelte. Eigentlich war es auch egal, spürte er doch jetzt schon wie jeder positive Gedanke und jegliche Wärme aus ihm herausfloss. Beinahe hatte der ehemalige Griffindor angenommen es würde auch regnen, wenn sie in Askaban ankamen. Doch dem war nicht so. Ein wolkenloser Himmel erstreckte sich über ihnen und er konnte sogar die Sterne sehen, welche kalt und teilnahmslos ihr Licht verströmten. Das Meer war so glatt das man glaubte sich in ihm spiegeln zu können. Lange hatte Harry allerdings nicht Zeit sich umzusehen, schwebten doch die unverwechselbaren dunklen Schemen zu ihnen herab. Nur noch die Auroren sorgten für einen gewissen Abstand zu ihnen. Langsam setzte sich ihr Trupp in Bewegung und der Dunkelhaarige war dankbar dafür das man ihn diesmal laufen ließ, anstatt ihn erneut zu lähmen. Auch wenn es nicht wirklich viel zu sehen gab. Askaban war eine trutzige Burg inmitten der Nordsee. Im Gegensatz zu Hogwarts gab es hier nichts elegantes, ansprechendes. Alles war aus grauen Stein erschaffen worden und wirkte dementsprechend kalt und abweisend. Deutlich konnte Harry die Kälte unter seinen nackten Füßen spüren, als sie den langen, dunklen Gängen in das Innere folgten. Schon nach wenigen Schritten trennte sich der Trupp um Armando und verschwand hinter einer Abbiegung. Harry jedoch wurde immer tiefer geführt, es wurde immer kälter und auch dunkler um sie herum. Beinahe glaubte der ehemalige Griffindor die Massen an Gestein über seinem Kopf spüren zu können, als sie endlich stehen blieben. Eine schwere Holztür öffnete sich mit einem missgelaunten Quietschen und Harry folgte der unausgesprochenen Aufforderung einzutreten. Fast erinnerte ihn die Zelle an den Raum im Ministerium, auch wenn die Wand hier nicht blau leuchtete. Anscheinend hielt man es hier nicht für nötig seine Magie weiter zu absorbieren, schließlich trug er ja noch immer die Manschetten und dann gab es ja auch noch die Dementoren. Unsicher was jetzt von ihm verlangt wurde, drehte sich Harry zögerlich herum, doch ihm wurde lediglich die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dann war er allein. Vollkommen allein mit seinen Gefühlen und Ängsten, während die Kälte jeden Millimeter seines Körpers auszufüllen schien. Man musste Harry nicht sagen das jetzt ein Dementor vor seiner Zelle stand, er konnte ihn nur zu deutlich spüren. Zu keinem glücklichen Gedanken mehr fähig, ließ er sich der ehemalige Griffindor auf der schmalen Pritsche nieder und schloss die Augen. Drei Jahre würde er hier verbringen, dabei fühlte er sich schon nach wenigen Minuten vollkommen ausgelaugt. Es gab nichts hier was ihn ablenken konnte. Anders als in Muggel-Gefängnissen gab es hier keinen Hofgang oder gemeinsame Mahlzeiten. Dafür waren Zauberer viel zu gefährlich. Verzweifelt versuchte Harry ein positives Gefühl in sich zu finden, dachte dabei an blonde Haare und sah doch nur die langen von Armando. Wieder hörte er das verächtliche Lachen des Älteren, spürte dessen Finger an seinem Körper, fühlte die Agonie als er innerlich zerriss. Schluchzend rollte sich der Dunkelhaarige zusammen, während er immer tiefer in seiner Hölle versank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)