Tiefer Fall in den Abgrund von Niomie ================================================================================ Kapitel 4: Zusammenbruch ------------------------ Heute war es tatsächlich so weit gewesen und man hatte ihn aus dem St. Mungo entlassen. Wie nicht anders zu erwarten, durfte er jedoch nicht nach Hause gehen. Stattdessen hatten immerhin sechs Auroren vor seinem Zimmer auf ihn gewartet um ihn auf direkten Wege ins Ministerium zu bringen. Harry kannte die Kerker hier bisher nur vom Hörensagen, doch Draco hatte nicht zu viel versprochen. Sie waren genauso gemütlich wie der Blonde sie ihm versprochen hatte. Grauer, kalter Stein, eine karge Pritsche und magieversiegelte Wände. Seufzend ließ der Dunkelhaarige sich auf die Pritsche fallen und verzog sofort sein Gesicht. Die dünne Matratze war kaum dicker als sein Daumen und federte dementsprechend so gut wie nichts ab. Beinahe glaubte Harry die Kälte des Stahls durch den dünnen Stoff zu spüren. Resigniert zog er die Beine dichter an seinen Körper und legte die Arme darum. Zumindest ein wenig Trost empfing er als er seinen Kopf auf de angewinkelten Knie legte und ins Leere starrte. Zumindest versuchte hier niemand mit ihm zu sprechen oder herauszufinden wo Draco jetzt war. Niemand verstand was ihnen geschehen war und noch weniger warum er nichts tun konnte. Ron hatte ihn den gesamten Abend gelöchert und hatte versucht ihn davon zu überzeugen das Draco gerettet werden musste. Dabei wusste Harry es doch besser, schließlich hatte er das schon einmal erlebt. Es war keine Gnade gerettet zu werden. Im Nachhinein kam es dem ehemaligen Griffindor vielmehr wie Hohn vor das er ein Jahr lang hatte glücklich sein dürfen. Die Abgründe die danach kamen wurden einfach immer tiefer, bis es schließlich keinen Grund mehr gab und man im freien Fall war. Genauso fühlte der Dunkelhaarige sich gerade auch. Selbst das er die Kälte unter sich spüren konnte half nicht. Wie lange er schließlich da gesessen hatte wusste Harry nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die schwere Tür geöffnet und ein Auror trat ein. Er sah noch nicht einmal auf, als sich Füße in sein Blickfeld schoben. Erst als er am Arm berührt wurde, erhob der ehemalige Griffindor sich und schlurfte dem Anderen hinterher. Anscheinend schätzte man die Gefahr einer Flucht von hier als ziemlich hoch ein, wurde er doch kaum das er seine Zelle verlassen hatte, mit einem Imobilus belegt und schwebender Weise zum Gamot befördert. Wenn noch ein wenig Stolz in ihm vorhanden gewesen wäre, hätte Harry sich jetzt wahrscheinlich absolut gedemütigt gefühlt. So jedoch prallten die Blicke der Ministeriums-Mitarbeiter einfach von ihm ab. Immer mehr zog der Dunkelhaarige sich einfach in sich zurück, so das er gar nicht bemerkte wie sich die schweren Türen zum Saal des Zauberer-Gamots vor ihm öffneten. Erst als er auf dem harten Stuhl in der Mitte des Raumes niedersank, klärte sein Blick sich ein wenig. Zwar war Harry noch nie wirklich gern hier gewesen, doch so unwohl wie dieses Mal hatte er sich noch nie gefühlt. Es war vollkommen still, während sein Blick von einem ernsten Gesicht zum nächsten glitt. Die meisten von ihnen kannte er noch von den Verhandlungen vor einem Jahr, sogar Kingsley war anwesend. Allerdings sah er Harry nicht halb so freundlich an wie damals, was entweder an der Anklage lag oder daran das er einfach aus dem Ministerium appariert war. Jemand hatte zu sprechen begonnen, doch der Dunkelhaarige hörte überhaupt nicht zu, auch nicht als das Gemurmel um ihn herum immer lauter wurde und sogar Kingsley sich einschaltete. Erst als die Luft um ihn herum kühler wurde, begriff Harry das sie anscheinend zu einem Ergebnis gekommen waren, nicht das es ihn wirklich überraschte. Vielleicht die Geschwindigkeit mit der alles geschah, doch wenn er ehrlich zu sich selber war, hatte das Ergebnis von vornherein festgestanden. Und auch wenn dies erstmal nur ein vorläufiger Beschluss sein sollte, so war jetzt schon jedem Beteiligten klar das die Zauber die er angewendet hatte zu den Verletzungen passten die Narcissa Malfoy aufwies. So drehte er sich noch nicht einmal herum als er den rasselnden Atem des Dementors hörte und endgültig alles warme aus seinem Körper floss. Kurz nur sah er den bedauernden Blick Kingsleys, dann schloss er die Augen als erneut ein Imobilus über ihn gelegt wurde, darauf wartend die Schreie seiner Mutter zu hören. Es war jedoch nicht seine Mutter die er hörte und auch nicht das kalte Lachen Voldemorts. Erschrocken riss Harry die Augen auf als er Dracos Stimme hörte. Höher als jemals zuvor, beinahe nicht mehr als die seine zu erkennen. Ungebetene Bilder schoben sich vor die grünen Augen und er sah wie der Blonde sich verzweifelt in dem Bett wandt, welches mal ihr gemeinsames gewesen war. Stoßweise atmend versuchte der Dunkelhaarige wieder zu sich zu kommen, er musste das hier sofort beenden. Ein wimmern kam über die Lippen Harrys und dann schien die Hölle rund um den dunkelhaarigen Zauberer loszubrechen. Etwas Weißes manifestierte sich um ihn herum und schob nicht nur den Dementor fort, sondern auch jeden anderen Zauberer. Dachte man erst noch an einen Patronus, so wurde schnell klar das diese Masse für einen einzigen hiervon viel zu groß war. Riesige Flügel breiteten sich rund um Harry aus und schirmten ihn von allem ab, während ein schlanker Kopf mit scharfen Fängen nach allem was sich näherte zu schnappen schien. Erst als sich das Leuchten ein wenig legte, konnte man die Gestalt eines Drachen erkennen, welche sich vollkommen um den Dunkelhaarigen gelegt hatte. Mehrere Zauber prallten einfach von der weißen Wand ab und trafen teilweise ihre Erzeuger. Davon schien Harry jedoch nichts mitzubekommen. Ohne den Imobilus war er haltlos zu Boden gestürzt und barg seinen Kopf in den Händen. Verzweifelt schien er zu versuchen sich selbst zu beruhigen, während er weiter von der hellen Erscheinung beschützt wurde. Bevor die Auroren sich irgendwie abstimmen konnten, nahm das durchdringende Leuchten wieder zu, schien den noch immer anwesenden Dementor regelrecht zu zerfetzen und war dann von einem Augenblick auf den anderen verschwunden. Harry sah nicht mehr wie mehrere der Zauberer zu der Stelle stürzten wo er gerade noch gesessen hatte oder wie sie fassungslos zu den leicht schwelenden Stoffstücken starrten die gerade noch das Gewand des Dementors gewesen waren. Von dem dunklen Geschöpf fehlte jede Spur, genauso wie von dem Dunkelhaarigen der erneut, trotz Appariersperre verschwunden war. Schwer atmend biss Draco in das feuchte Bettlaken, versuchte so weitere Schreie zu unterdrücken während er das Gefühl hatte man würde ihm die Haut am lebendigen Leib vom Körper schälen. Mittlerweile hatte er jedes Zeitgefühl verloren und könnte wohl noch nicht einmal sagen ob Tag oder Nacht war. Das einzige was er genau wusste, war das er nicht mehr lange durchhalten würde. Was auch immer Armando mit seinen immer neuen Foltermethoden zu erreichen versuchte, Draco hatte einfach keine Kraft mehr sich dem zu widersetzen. Gequält schrie er erneut auf und warf den Kopf in den Nacken, verfluchte sich jedoch nur eine Sekunde später für diese Handlung. Spannte er doch instinktiv die Rückenmuskulatur an. Eine neue Welle des Schmerzes schwappte durch seinen Körper und für einige Sekunden hatte der Blonde die Hoffnung endlich in die allumfassende Schwärze abgleiten zu dürfen. Bevor seine Augen sich jedoch verdrehten, hörte er die nur zu vertrauten Schritte Armandos und ein raues Schluchzen kam über seine aufgesprungenen Lippen. Grobe Finger fuhren über seine Haut und krallten sich in sein Kinn, zwangen ihn so in die kalten Augen des Älteren zu sehen. Ohne das er es verhindern konnte, träufelte der Andere bittere Tropfen in seinen Mund. Sofort verschwanden die angenehmen Schatten und die Farben um ihn herum schienen regelrecht zu explodieren. Entsetzt keuchte Draco auf als er die Welle neuer Energie spüren konnte. Trotzdem vergingen noch etliche Sekunden bis er in der Lage war einen Sinn in Armandos Worten zu erkennen. „So einfach werde ich es dir nicht machen. Obwohl ich wirklich gespannt bin wie lange du es noch aushältst. Bei Harry hat es immerhin ein gesamtes Jahr gedauert.“ Der Blonde konnte ein erschrockenes Keuchen nicht unterdrücken, als er endlich verstand. Glaubte er doch jetzt schon keine Kraft mehr zu haben, wie könnte er dann ein gesamtes Jahr schaffen? Wusste er doch noch nicht einmal was genau Armando überhaupt von ihm wollte. Lange hatte er jedoch auch keine Zeit darüber nachzudenken, trat der Ältere doch wieder zurück und richtete erneut seinen Zauberstab auf ihn. Zu seiner Überraschung war es jedoch kein Spruch der darauf folgte. „Weißt du eigentlich das dein Liebhaber erfolgreich war?“ Irritiert öffnete Draco seine Augen, welche er in Erwartung neuer Schmerzen bereits geschlossen hatte. Etliche Sekunden vergingen, bis ihm wieder die letzten Worte einfielen die Armando in seinem Beisein an Harry gerichtet hatte. Er hatte ihm einen Auftrag erteilt. Ein Leben gegen ein Leben. Mutter gegen Sohn. Er hatte es gewusst und doch hatte er es verdrängt. Ein trockenes Schluchzen kämpfte sich durch seine raue Kehle, während erneut Tränen über sein Gesicht liefen. Seine Mutter war schon immer eine kühle Frau gewesen, eine typische Black und doch hatte sie alles für ihn getan. Das letzte Bindeglied zu seiner Kindheit war zerrissen und er hatte es noch nicht einmal bemerkt. Sich so allein fühlend wie noch nie zuvor rollte sich der Blonde auf dem zerwühlten Laken zusammen, während immer mehr gutturale Laut zu hören waren. Er sah nicht wie der ältere Zauberer zufrieden grinsend seinen Zusammenbruch aufnahm. Die blauen Augen Armandos glitzerten vergnügt, während er beinahe zärtlich mit seinem Zauberstab über die schweißnasse Haut Dracos fuhr. Jedes beben des hilflosen Körpers sorgte für ein Zucken seiner Mundwinkel. Dann hob er ohne jede Vorwarnung seinen Zauberstab wieder und ein klatschendes Geräusch erklang. Nur Sekunden später war der Raum wieder von Dracos verzweifelten Schreien erfüllt, während Armando zufrieden schnurrend wie eine Katze um ihn herumlief. Schon bald war Draco nicht mehr in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Vergessen war seine Trauer, vergessen sein Gefährte, vergessen war aber auch alles was er einmal gewesen war. In diesem Augenblick zählte nur der Schmerz auf seiner Haut, der sich langsam in sein Innerstes zu bohren schien und auf seinem Weg alles andere auslöschte. Er war nicht mehr Draco, Sohn von Lucius und Narcissa, ehemaliger Slytherin und Gefährte von Harry Potter. Beinahe glaubte der Blonde zu spüren wie sich selbst in seiner Psyche Risse bildeten, bis er schließlich aufgab. Ohne auf die ungeheuren Schmerzen zu achten, drückte er seinen Rücken durch und schrie bis er glaubte seine Stimmbänder würden reißen. Doch er hörte auch dann nicht auf, als Armando seine Tortur einstellte. Die grauen Augen schienen aus ihren Höhlen zu quellen, während seine Stimme immer höher wurde. Deutlich sah man wie sich die Adern unter der blassen Haut abzeichneten. Im nächsten Moment jedoch verdrehte Draco die Augen, jegliche Körperspannung verschwand und er fiel schlaff zurück auf die Matratze. Gespenstische Stille breitete sich im Raum aus und erst nach etlichen Sekunden hob die Brust des Blonden sich um neue Luft in die Lungen zu befördern. Mit einem breiten Grinsen trat Armando schließlich an das Bett und fuhr mit seinen Fingern durch die schweißnassen Haare. „Endlich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)