Tiefer Fall in den Abgrund von Niomie ================================================================================ Kapitel 2: St. Mungo -------------------- Etwas weiches lag unter Harry, als er nach einer gefühlten Ewigkeit seine Augen wieder öffnete. Nicht wirklich begreifend das er in einem Bett lag, glitten die grünen Augen durch den Raum, beinahe so als wäre er auf der Suche nach etwas. Ein mühsames Stöhnen kam aus der Kehle des Schwarzhaarigen als sich sein Körper mit Macht zurückmeldete. Jeder einzelne Knochen schien ihm wehzutun. Fast war Harry davon überzeugt unter eine Dampfwalze geraten zu sein, doch nur fast. Denn kaum das sein Verstand sich klärte, kamen auch die Erinnerungen der letzten Tage zurück und ließen ihn erneut aufschluchzen. Es war einfach zu viel, er konnte es nicht mehr ertragen. Wimmernd presste der Schwarzhaarige seinen Kopf in das weiche Kissen und umklammerte ihn herzzerreißend schluchzend mit seinen Händen. Trotzdem wurde er weder die eingebrannten Bilder noch die ungebetenen Laute los. Nur am Rande bekam Harry mit wie jemand den Raum betrat, nahm ihn jedoch erst bewusst wahr, als ein Trank an seine Lippen gehalten wurde. Ohne lange darüber nachzudenken was man ihm da gerade gab, öffnete der ehemalige Griffindor seinen Mund und schluckte die bittere Flüssigkeit. Sofort wurde sein Körper wieder schwerer und seine Gedanken zähflüssiger. Müde sah er zu dem Mann auf, in dem er jetzt einen Heiler erkannte. Anscheinend hatte man ihn in ein Krankenhaus gebracht. Der Unbekannte lächelte ihn beruhigend an und hielt dann seinen Zauberstab über ihn. „Ruhen sie sich noch etwas aus, Mr. Potter. Ihr Körper braucht die Erholung.“ Zwar wollte Harry widersprechen, schaffte es jedoch nicht mehr. Noch bevor der Mann zuende gesprochen hatte, fielen ihm die Augen zu und er versank wieder in der gnädigen Schwärze. Als er das nächste Mal erwachte, war er nicht mehr allein. Sofort sah Harry den Mann, der neben seinem Bett saß. Dunkle Augen bohrten sich in die seinen, und ließen einen unangenehmen Schauder über seinen Körper laufen. Auch ohne das sich der Fremde vorstellte, wusste Harry sofort das es sich um einen Auror handelte. Der ehemalige Griffindor konnte nicht verhindern das sein Blick sofort zu seinen Handgelenken huschte. Unwillkürlich atmete der Schwarzhaarige auf, als er sah das man ihm keine energieversiegelnden Fesseln angelegt hatte. Anscheinend erriet der Mann seine Gedanken, denn er sprach bevor Harry etwas sagen konnte. „Dafür können sie sich bei ihrem Freund Weasley bedanken, wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir sie schon längst nach Askaban geschickt oder zumindest in die Kerker des Ministeriums.“ Unwillkürlich zuckte der ehemalige Griffindor unter dem kalten Ton zurück, auch wenn er nicht wirklich mit Wohlwollen gerechnet hatte, so verstand er jetzt den Hass nicht der ihm gerade entgegenschlug. „Es muss verdammt schön sein ein Kriegsheld zu sein, damit scheint man ja mit allem durch zu kommen.“ Da war sie wieder, diese Anschuldigung hatte Harry schon sein gesamtes Leben gehört. So ungefähr jeder schien ihn um sein ach so perfektes Leben zu beneiden. Doch die allerwenigsten sahen mal hinter die Fassade, war es doch viel bequemer alles was er erreicht hatte zu neiden. Das er in seinem gesamten Leben niemals wirklich die Kontrolle über die Geschehnisse gehabt hatte, wurde dabei gern übersehen. Doch gerade hatte er einfach nicht die Kraft sich gegen den älteren Auror zur Wehr zu setzen und ließ einfach den Kopf zurück in das Kissen sinken und schloss die Augen wieder. Doch der Schlaf auf den er so hoffte kam nicht. Stattdessen hörte Harry wie der Auror sich bewegte und sah wieder zu ihm. „Wir haben die letzten Zauber aufgerufen die mit diesem Stab ausgeführt wurden. Anscheinend ist er vor kurzem erst in einem Kampf eingesetzt worden, welch ein Zufall das uns gerade heute die Nachricht erreicht hat das jemand Narcissa Malfoy getötet hat. So wie es in dem Haus ausgesehen hat, muss sich die Hexe ziemlich gegen ihren Angreifer zur Wehr gesetzt haben.“ Unwillkürlich musste Harry schlucken, denn die blonde Hexe hatte sich in der Tat mit allen Mitteln gegen ihn verteidigt. Doch es war nicht so gewesen wie der Mann vor ihm anscheinend glaubte, hatte Harry sie doch angefleht ihn außer Gefecht zu setzen, denn Aufgeben war für ihn nie eine Option gewesen, stand doch Dracos Leben auf dem Spiel. Narcissa war eine machtvolle Hexe und hatte alles aufgefahren, doch was sollte sie gegen einen Zauberer wie Harry ausrichten? Der Schwarzhaarige hatte schon gewusst wie es ausgehen würde, noch bevor er über die Schwelle ihres Hauses trat. Wieder sah Harry wie das Blut sich über dem Boden verteilte, hörte wie die Blonde schmerzerfüllt aufkeuchte und sie anschließend stürzte. Sie war tot noch bevor ihr schlanker Körper auf dem Teppich aufkam. Anklagend hatten ihn die gebrochenen blauen Augen angestarrt, während er stolpernd aus dem Haus geflohen war. Nur mit Mühe gelang es dem Schwarzhaarigen sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren, denn anscheinend hatte der Auror weiter gesprochen. „… sehr ungewöhnlich ist jedoch der letzte Fluch. Sectumsempra, zumindest ich habe noch nie davon gehört und wenn er nicht so unglücklich getroffen hätte würde er wahrscheinlich nur einige unschöne Narben hinterlassen.“ Anscheinend erwartete der Auror eine Antwort, doch Harry wusste beim besten Willen nicht was man darauf erwidern sollte und starrte nur an die Wand neben dem Mann. Wusste er doch nur zu gut was ausgerechnet dieser Fluch anrichten konnte und hatte er sich damals doch geschworen ihn nie wieder zu benutzen. Doch er hatte keine andere Wahl gehabt, schließlich stand noch immer Dracos Leben auf dem Spiel. „Sie sollten langsam mit mir kooperieren Potter, ihre Beziehungen werden sie nicht ewig beschützen.“ Schnaubend drehte Harry sich auf die Seite, weg von dem Auror und kniff demonstrativ seine Augen zusammen. Die freundliche Annäherung war schneller vorbei als er angenommen hatte, doch noch konnte ihm der Mann nichts. Noch, denn auch dieser Zustand würde nicht ewig anhalten. Spätestens wenn die Spuren seines Fluchs genauestens mit den Verletzungen Narcissas abgeglichen wurden, würde es eng für ihn werden. Tränen traten Harry in die Augen als er an Askaban dachte. Wenn er zumindest wüsste das Draco in Sicherheit war, würde er diese Strafe mit Freuden auf sich nehmen. Doch er hatte bei aller angeblicher Macht über die er verfügte es lediglich geschafft dem Blonden das Leben zu retten. Was für ein Leben das war, daran wollte der ehemalige Griffindor lieber nicht denken, hatte er selber doch auch so über Jahre dahinvegetiert. Wahrscheinlich würde Draco seinen Namen schon bald verfluchen und wenn er es nicht jetzt schon tat, dann spätestens wenn er vom Tot seiner Mutter erfuhr. Sich eine geballte Faust in den Mund schiebend, versuchte Harry mühsam die Schluchzer zurückzuhalten die sichtbar seinen Körper schüttelten. Noch immer konnte er die Stimme des Aurors hinter sich hören, doch achtete er nicht mehr auf dessen Worte. Wollte nicht hören was dieser ihm zu sagen hatte, wusste er doch selber welche Strafe auf Mord in der Zauberer-Welt stand. Erst als eine warme Hand ihm über die Haare strich öffnete Harry seine Augen wieder und bemerkte erst jetzt das der Auror fort war. Doch so angenehm diese Berührung auch war, er rutschte sofort an die Kante des Bettes und starrte Hermine aus ausdruckslosen Augen an. Die braunhaarige Hexe versuchte sich an einem Lächeln, doch es wirkte mehr als unecht. Zögernd ließ sie sich auf dem Stuhl nieder auf dem bis vor kurzem noch der unbekannte Auror gesessen hatte. Mehrmals öffnete sie den Mund als wolle sie etwas sagen, schloss ihn jedoch jedes Mal wieder ohne einen Ton von sich zu geben. Erst als Harry demonstrativ seine Augen wieder schloss, überwand Hermine sich schließlich. „Wie geht es dir?“ Ungläubig sah der Schwarzhaarige seine Freundin an, konnte nicht glauben welche banale Frage sie gerade gestellt hatte. Diese zuckte jedoch nur mit den Schultern und sah ihn abwartend an. Anscheinend erwartete sich tatsächlich eine Antwort, weshalb Harry es irgendwie schaffte mit den Schultern zu zucken. Eine Bewegung die er nur eine Sekunde auch schon wieder bereute, da ein scharfer Schmerz durch seinen eh schon malträtierten Körper schoss. Leider entging Hermine dies aus nicht, denn sie schien drauf und dran nach einem Heiler zu rufen, weshalb der Dunkelhaarige hastig nach ihrem Arm griff und den Kopf schüttelte. Unschlüssig was sie tun sollte, musterte die braunhaarige Hexe ihren Freund, gab jedoch schließlich nach und setzte sich auf einen Besucherstuhl. Dabei ignorierte sie gekonnt den missmutigen Blick des Aurors neben sich und schlug ihre Beine übereinander. Ihr Blick wurde ernst und dem ehemaligen Griffindor wurde klar das sie auf ihre weiteren Fragen antworten verlangen würde. „Wo warst du das letzte Jahr?“ Müde schloss Harry die Augen, wieder sah er das glasklare Wasser und den perfekten Strand ihrer kleinen Insel vor sich. Hörte das Rauschen der Wellen und glaubte beinahe die heiße Sonne auf der Haut zu spüren. „Philippinen.“ Da Hermine kein Wort sagte, setzte der Dunkelhaarige schließlich noch nach. „Auf einer kleinen Insel, weit weg von allem.“ Tief atmete die Hexe ein, wusste sie doch was an dem Tag vorgefallen war, als Harry zusammen mit Draco vollkommen überstürzt das Land verlassen hatte. Doch auch wenn sie ihn verstehen konnte, wollte sie einfach nicht wahr haben das ihr bester Freund sich ein ganzes Jahr nicht bei mir gemeldet hatte. Und das obwohl er damals auch gerade erst nach einer jahrelangen Entführung wieder aufgetaucht war. „Warum hast du dich nicht ein Mal bei uns gemeldet Harry? Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Für die braunhaarige Hexe vollkommen überraschend lachte Harry sarkastisch. „Und was hätte das genutzt?“ Vollkommen aus der Spur gebracht, starrte Hermine den Mann an, von dem sie bisher geglaubt hatte er wäre ihr bester Freund, doch erkannte sie in diesem Moment nichts vertrautes mehr in dem ausdruckslosen Gesicht. Eiskalte grüne Augen musterten sie, bevor er den Kopf wieder ins Kissen fallen ließ. „Wir sind deine Freunde.“ „Das hat mir damals ja auch so gut geholfen, nicht wahr?“ ätzte der Dunkelhaarige und traf damit einen Nerv bei Hermine, hatten sie damals doch vergeblich versucht ihn aufzuspüren. „Vielleicht können wir dir ja jetzt helfen.“ Zaghaft strich die Hexe über eine der verkrampften Hände, erntete dafür aber so einen kalten Blick das sie sich sofort zurückzog. „Wozu?“ Fragend legte die Braunhaarige den Kopf auf die Seite. „Wie meinst du das Harry? Wir wollen für dich da sein, so wie wir es immer gewesen sind. Weißt du eigentlich was Ron alles in Bewegung setzt?“ Abwartend sah die Hexe zu Harry, doch dieser schloss nur die Augen. „Ich brauche eure Hilfe nicht.“ Hermine sah aus, als hätte man sie mit einem Eimer Wasser übergossen, nur mit Mühe gelang es ihr den kichernden Auror neben sich weiter zu ignorieren, während sie sich wieder nach vorne beugte. „Das glaubst du doch wohl selber nicht! Dir ist schon klar das gegen dich wegen Mordes ermittelt wird? Willst du wirklich in Askaban landen?“ Genervt schnaubte Harry auf und drehte den Kopf auf die Seite, antwortete jedoch nicht mehr. Auch nicht als Hermine eindringlich seine Hand drückte. „Denkst das ist es was Draco will?“ Schneller als die Hexe kucken konnte, fuhr der Dunkelhaarige herum und richtete sich auf. Sein Blick schien vor Wut zu sprühen, als er fauchte. „Es geht niemanden etwas an, Hermine. Begreif einfach das ich deine Hilfe nicht will. Ich sag es dir nur noch ein Mal, lass mich in Ruhe!“ Vollkommen perplex von dem Wutausbruch wich Hermine zurück, erkannte sie Harry doch in diesem Augenblick gar nicht mehr. Nur mit Mühe gelang es ihr die Tränen zurückzuhalten, während sie mit zittrigen Fingern nach ihrer Handtasche griff. Ohne noch einmal etwas zu dem Dunkelhaarigen zu sagen, verließ sie hastig den Raum. Innerlich atmete Harry erleichtert auf. Seine ersehnte Ruhe bekam er jedoch trotzdem nicht, rutschte jetzt doch der Auror wieder dichter an sein Bett heran. Selbst als er ihn wütend anfunkelte, grinste dieser nur. „Was?“ Als hätte er gesehen was er wollte, lehnte der Mann sich zurück, grinste jedoch weiterhin. „Nichts. Es ist nur immer wieder interessant wie sich die angeblich größten Zauberer unserer Zeit selber zugrunde richten. Besonders wenn sie jahrelang geglaubt haben über dem Gesetz zu stehen.“ Harry wusste nicht, womit er soviel Hass verdient hatte, es interessierte ihn auch nicht wirklich. Was wusste der Mann neben ihm auch schon von seinem Leben und seinen derzeitigen Problemen? Das einzige was er wollte war seine Ruhe und wenn er dafür nach Askaban gehen musste, dann würde es eben so sein. Nur kurz schmerzte sein Herz bei diesem Gedanken, musste er doch an Draco denken. Beinahe glaubte er dessen weißblondes Haar vor sich zu sehen, verbot es sich aber sofort selbst. Er hatte es nicht verdient Trost zu finden, war es doch allein seine Schuld das der ehemalige Slytherin in der Hölle gelandet war. Wäre er ihm niemals begegnet, würde der Blonde noch sein normales Leben führen. Zwar verachtet von der Zauberer-Gesellschaft, doch immerhin mit seiner Mutter an seiner Seite. Wieder presste Harry sich eine Faust in den Mund und erstickte so die Schluchzer, welche in seiner Kehle saßen. Nur am Rande bekam er mit wie er immer schwerer Luft bekam und jemand an seinem Arm zerrte. Doch er konnte einfach nicht nachgeben, konnte er doch schon die gnädige Schwärze spüren die ihn langsam einholte und zu sich zog. Vergessen, das war alles was er wollte und in diesem Moment bekam er es auch. Mit einem leisen Röcheln verdrehten sich die Augen des ehemaligen Griffindors und er versank in der Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)