Öffne dein Herz für mich- 心を開いて[TodoDeku] von Mina_Tara (**Omegaverse**) ================================================================================ Part XLIX – light on horizon ----------------------------   „Hm…“, nachdenklich saß Izuku auf dem Holzstuhl und legte seine Stirn in Falten. Sein rechtes Bein hatte er über sein linkes Knie angewinkelt und stützte sein Kinn auf der Handfläche ab. Den Zahnstocher wippte er hin und her, während er in höchster Konzentration auf das Schachbrett schaute, das vor ihm auf dem Tisch lag. Der nächste Zug würde das Spiel entscheiden – bei Schach würde das Schach matt bedeuten. Nachdenklich hob der Omega seinen Kopf und sah zu seinem Spielgegner rüber, der gegenüber vor ihm saß. Es handelte sich hierbei um einen kleinen Jungen mit kurzen stacheligen schwarzen Haaren. Zusätzlich trug er eine rote Kappe, die vorne zwei Hörner besaß. „Komm schon, Kota. Es herrscht Gleichstand“, neben ihm stand ein weiterer Junge und ein Mädchen, die der Partie beiwohnten. Die Haare der Braunhaarigen waren zu seitlichen Zöpfen hochgebunden und Sommersprossen zierten ihr Gesicht. Ihr Bruder, der genau neben ihr stand, war ein Stück kleiner und trug einen großen Strohhut. „Ja, ich mach ja schon, Mahoro – setz mich gefälligst nicht unter Druck!“ „Mach ich doch gar nicht, du Miesepeter!“ „Doch machst du! So kann ich mich nicht konzentrieren, du dumme Kuh!“ „Wie war das?“ Der kleine Junge, der zwischen den Beiden stand, schaute immer wieder hin und her. Sein Name war Katsuma und war aktuell der Jüngste in ihrer Gruppe. Vom Wesen her war er sehr freundlich und zurückhaltend. Er redete wenig und hielt zu den meisten auch Abstand. Aber er war ein großer Heldenfan und das war auch schließlich das Feuer gewesen, das das Eis zwischen ihm und Izuku zum Tauen brachte. Nachdem der kleine Kerl erfahren hatte, dass der Omega bei Endeavor arbeitet, war Katsuma hin und weg gewesen. Seitdem rückte er Izuku nicht mehr von der Pelle und fragte ihn täglich über das neuste aus. Momentan war er jedoch damit beschäftigt, den Konflikt zwischen seiner Schwester und Kota zu schlichten. Wenn der kleine Junge etwas nicht leiden konnte – dann war es Streit. „Mahoro, komm schon. Bitte nicht streiten!“, immer wieder rüttelte der Brünette an dem Kleid seiner Schwester, um endlich ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Izuku musste bei dem Anblick der Drei lächeln. Es war schon niedlich mitanzusehen, wie sie sich die Köpfe über den aktuellen Spielzug zerbrachen. Er musste zugeben - der kleine Kota war ein wahrerer Spielekönig. Der Schwarzhaarige hatte bisher jeden Einzelnen in diesem Spiel besiegt, sogar die Erzieher. Izuku jedoch spielte inzwischen auf einem ganz anderen Niveau, was er auch Shoto zu verdanken hatte. Sein Mate mochte das Brettspiel sehr und demnach hatten sie schon mehrere Stunden damit verbracht. Da Izuku früher zu Mittelschulzeiten dem Schach-Club angehört hatte, waren er und sein Alpha von Anfang an ebenbürtig. Aber das ein kleiner Junge wie Kota in seinem Alter schon so ein strategisches Denkvermögen besaß, war mehr als beachtlich. Seine zukünftigen Adoptiveltern konnten stolz auf den kleinen Kerl sein. Kurz sah der Grünhaarige zum Himmel auf. Helle weiße Wolken zogen über seinem Kopf vorbei. Inzwischen war Anfang Juni und der Sommer stand vor der Tür. Das Stadtfest, das Anfang August stattfinden sollte, rückte ebenfalls immer näher. Die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren. Die Zeit raste und das wurde dem Omega gerade in diesem Moment wieder bewusst. Ein leichtes Seufzen verließ Izukus Lippen. Seit seinem ersten Besuch im Waisenhaus waren schon ganze vier Wochen vergangen. In der Zwischenzeit hatte er sich schon mit fast allen Kindern des Anwesens angefreundet. Die Kleinen waren von dem Omega sofort hin und weg gewesen. Dementsprechend fiel der nachmittägliche Abschied immer schwer und die meisten weinten schon, wenn er wieder gehen musste. Die meiste Zeit spielten sie, während er zu Besuch da war, Fußball oder Brettspiele. Izuku konnte sich in dieser Zeit kaum retten. Die kleinen Hausbewohner verfolgten ihn auf Schritt und Tritt. Schließlich widmete sich der Omega wieder dem Spiel und setzte seinen Zug fort. „So, Schach matt würde ich sagen~“ „WAHH!!! Verdammt, dass hätte ich doch sehen müssen!“, Kota fuhr sich genervt durch die Haare und sackte schließlich traurig in sich zusammen. Der kleine Junge war am Boden zerstört. Tränen bildeten sich bereits in seinen Augenwinkeln. Bei dem Anblick erhob sich Izuku und schritt auf seinen Spielekontrahenten zu. „Hey, du spielst super. Warte noch ein oder zwei Jahre ab, dann wirst du noch besser sein“, Izuku ging vor Kota auf die Knie und zwinkerte dem Kleinen zu. Dieser hingegen fuhr sich mit dem Handrücken durch sein Gesicht und bekam große Augen. Er schien sich über das Kompliment sehr zu freuen. „Meinst du das Ernst, Izuku?“ „Klar doch~ Es braucht alles seine Zeit. Glaub mir~“ Izuku sah währenddessen zur Wanduhr auf, die sich oberhalb am Gemäuer befand, und musste feststellen, dass das Schachspielen doch viel Zeit in Anspruch genommen hatte. Es war bereits 12 Uhr. Er war immerhin schon seit 8 Uhr hier. So schnell gingen vier Stunden ins Land. Daraufhin verabschiedete sich der Omega von den drei Kindern, die ihm zum Abschied zuwinkten, ehe er diesen den Rücken zukehrte. Kota, Mahoro und Katsuma sind ihm inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Sie waren herzallerliebst und es tat Izuku von Herzen weh, dass sie schon so früh ein Waisenleben führen mussten. Kota verlor seine Familie durch einen Schurkenangriff – Mahoro und Katsuma wurden Waisen aufgrund eines schweren Unfalls. Generell wurde er hier während seines Aufenthalts mit den unterschiedlichsten Schicksalsschlägen konfrontiert. Für den Omega stellte es täglich eine Herausforderung dar sich mit diesen dramatischen Erlebnissen auseinanderzusetzen. Seine innere Stimme rebellierte jedes Mal und führte Izuku vor Augen, dass er als Omega die Kinder besonders behütete. Er wollte ihnen helfen, ihnen zumindest ein wenig Hoffnung geben. Sie waren schließlich alle noch so jung und hatten ihr ganzes Leben noch vor sich. Es war ein Gedanke, der schmerzte – ihn aber gleichzeitig an seinen Herausforderungen wachsen ließ. Während Izuku sich auf den Weg zurück ins Büro machte, um seine Tasche zu holen, fiel sein Blick auf sein eigentliches Sorgenkind. Sein Herz zog sich immer noch zusammen bei dem Gedanken daran, dass er hier immer noch komplett am Anfang stand. Eri saß allein im Sandkasten und baute wohl eine Sandburg. Ein trauriges Seufzen verließ Izukus Lippen, während er das kleine Mädchen beobachtete. Leider war er ihr immer noch nicht nähergekommen. Der einzige Fortschritt war immerhin, dass sie vor ihm nicht mehr weglief. Dadurch, dass er mit allen anderen Kindern gut klarkam, musste er ihr wohl bewiesen haben, dass keine bösen Absichten von ihm ausgingen. Aber dennoch hielt die Weißhaarige Abstand und beobachtete immer alles aus der Ferne. Als der Grünhaarige seine Sachen schließlich geholt hatte und sich auf den Weg machen wollte, wurde er noch an der Türschwelle aufgehalten. „Izuku warte!“ „Nanu?“, der Angesprochene drehte sich daraufhin um und sah, wie eine Angestellte auf ihn zu gerannt kam. Izuku kannte die junge Frau. Sie hatte ihn von Anfang an hier unterstützt und ihm unter die Arme gegriffen. „Miri. Was gibt es denn?“ Die Blondhaarige kam vor dem Omega zum Stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Immerhin war es gut warm und sie musste es wohl ziemlich eilig gehabt haben. „Hör mal, ich habe mir so meine Gedanken gemacht was Eri angeht.“ Die Augen des Omegas weiteten sich. „Inwiefern? Hast du etwas herausgefunden?“ Die Angesprochene schob sich erst eine Strähne hinters Ohr, ehe sie Izuku ein Handy vor die Nase hielt. Irritiert starrte der Grünhaarige das Mobilfunkgerät an. „Was ist das denn? Moment mal, das ist doch-“, das Videomaterial kam dem jungen Mann mehr als bekannt vor. Aber warum zeigte Miri ihm diese Aufnahmen? Er selbst war doch anwesend gewesen. „Genau. Wir haben den Auftritt der M.U.A., der vor drei Wochen an deiner Schule stattgefunden hat, aufgenommen. Das Konzert wurde live im Fernsehen übertragen und gestern Abend durften sich die Kids die Aufnahmen ansehen.“, ein zärtliches Lächeln zierte Miris Lippen, ehe sie weiterfortfuhr. „Die Kinder waren vor allem von Mary Ann hin und weg gewesen. Aber ich habe auch ihre Reaktionen beobachtet.“ „Und was genau hast du festgestellt?“, nun war Izuku wieder ganz bei der Sache. Es interessierte ihn brennend, was die Beta über sein Sorgenkind herausgefunden hatte. „Nun ja… der erste Auftritt von ihr war doch ein russisches Lied gewesen, wenn du dich erinnerst.“ „Stimmt…“, allein, wenn der Omega noch an diese Performance dachte, lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Valeria hatte einen bombenmäßigen Auftritt hingelegt und selbst jetzt, nachdem einige Wochen vergangen waren, redete man noch drüber. Der rosane Phönix hatte selbst bei den Kindern Spuren hinterlassen. Ein zartes Lächeln huschte über seine Lippen. Währenddessen fuhr die junge Frau weiterfort. „Die Kinder konnten mit dieser Sprache leider nichts anfangen, sie kennen ja nur Japanisch als Muttersprache und vielleicht noch gebrochenes Englisch. Eri war die Einzige gewesen, die fasziniert auf den Bildschirm zugelaufen kam und in der ersten Reihe Platz genommen hatte. Es hatte auf mich den Anschein, als ob sie die Botschaft und Worte hinter diesem Song verstanden hätte.“ Izuku hielt plötzlich inne. Konnte das tatsächlich möglich sein? Das wiesengrüne Augenpaar wanderte wieder zu dem kleinen Mädchen, das nun auf die Schaukel zulief und dort Platz genommen hatte. Ihre langen weißen Haare wehten im Wind, während sie die Schaukel hin und her wippte. „Denkst du etwa, es könnte eine Sprachbarriere sein?“ Miri nickte auf die Antwort hin und sah nun in die selbe Richtung. Gemeinsam beobachteten sie das junge Mädchen eine Weile. Währenddessen wehte ihnen ein leichter Windhauch entgegen. „Ich hatte es die ganze Zeit über mit Japanisch, Englisch und Spanisch versucht. Aber nach diesem Abend bin ich mir nun zu 100% sicher – Eri scheint von russischer Abstammung zu sein.“ Izuku widmete seine Aufmerksamkeit wieder der jungen Erzieherin. „Und was sollen wir deiner Meinung nach nun tun?“ Die Angesprochene atmete kurz ein und aus, ehe sie wieder zu dem Omega aufsah – immerhin war Izuku einen Kopf größer als sie. „Du bist doch mit Mary Ann befreundet, oder? Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass sie dich mal mit hierher begleitet. Die Kinder wären höchst erfreut.“ „Nun ja, ich kann leider nicht über Vals Kopf hinweg entscheiden. Ich muss sie mal fragen. Soviel ich weiß, ist ihr Terminkalender für die nächsten Tage ziemlich ausgeschöpft.“, verlegen kratzte sich Izuku am Hinterkopf. Er wusste schon, dass Valerias Terminplaner aufgrund der Vorbereitungen ziemlich voll war und kaum Spielraum zuließ. „Es wäre wirklich großartig, wenn sie Zeit finden könnte. Ich denke, das ist unsere letzte Chance, um an Eri heranzukommen. Weder du noch ich können aktuell mit ihr kommunizieren, aber vielleicht schafft sie es das Eis zu brechen. Sie ist momentan unsere letzte Hoffnung, Izuku.“ „Ich werde es versuchen, versprechen kann ich allerdings nichts. Ich muss los, mein Bus kommt gleich. Bis Morgen!“, zum Abschied verneigte sich Izuku vor der jungen Beta und machte sich schließlich auf den Weg. Während er den Weg zur Bushaltestelle antrat, wanderten seine Gedanken erneut zu Eri. Die Erkenntnis, die er heute über sie erlangt hatte, könnte ein erster Durchbruch sein. Und das Valeria möglicherweise der Schlüssel sein könnte, ließ den Grünhaarigen lächeln. Wenn jemand neben ihm gut mit Kindern umgehen konnte, dann war es Valeria. Selbst Katara und Katsuki hatten schon oft erwähnt, dass sie ein Händchen für Kinder hatte. Der Omega wusste inzwischen, dass die Roséhaarige an dem besagten Pädagogik-Projekt der M.U.A. teilnahm und sogar zu dessen Komitee gehörte. Somit war sie direkt vom Fach. Möglicherweise konnte er sogar noch etwas von ihr lernen. Mit erhobenem Hauptes erreichte der Grünhaarige schließlich die Bushaltestelle, in die wenige Minuten später auch schon der Bus einfuhr. Heute Nachmittag hatte er ausnahmsweise mal frei. Nur leider war er der Einzige, der sich über einen freien Nachmittag freuen konnte. Shoto war mit seinem Vater für zwei Tage wieder auf einer Geschäftsreise unterwegs und die anderen hatten bis 17 Uhr Schule. Somit musste er den restlichen Tag wohl allein verbringen. Aber was fing er bloß mit der freien Zeit an? Morgen früh musste er sogar erst um 9 Uhr im Waisenhaus sein und danach stand wieder Büroarbeit auf dem Plan. Also sollte er den heutigen Montag mit vollen Zügen genießen.   Mit dem Bus fuhr Izuku zurück in die Stadt und schlenderte danach durch die Einkaufspassage des Musutafu Einkaufcenters. Es herrschte reges Treiben. Immerhin war wieder Anfang des Monats und die Leute mussten schließlich ihr Gehalt direkt wieder auf den Kopf hauen. Für Izuku undenkbar. Er war jemand, der sich gern etwas auf die Seite legte. Schließlich wollten er und Shoto in wenigen Monaten zusammenziehen. Da wäre es von Vorteil etwas Geld auf der Seite für Neuanschaffungen zu haben. Innerlich machte sich der Omega schon seine Notizen und ihm wurde jedes Mal warm ums Herz, wenn er daran dachte, dass er bald einen gemeinsamen Haushalt mit seinem Mate führen würde. Er freute sich schon darauf und die Aufregung stieg. Nachdenklich tätigte der Grünhaarige einen Schritt vor den nächsten. Izuku war wieder so sehr in seiner eigenen Welt versunken, dass er anfangs gar nicht mitbekam, dass jemand nach ihm rief. „IZUKU~ huhu~ Wo steckt denn mein Lieblingsomega??“ //Was zum??// Als Izuku innehielt und in die besagte Richtung blickte, aus der die Stimme kam, rutschte ihm das Herz in die Hose. Das wiesengrüne Augenpaar weitete sich. Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht mal an seinem freien Nachmittag hatte er seine Ruhe vor ihr! Das Biest, das sich seine Laborpartnerin nannte, verfolgte ihn regelrecht. Ausgerechnet Katara stand wenige Meter vor ihm und winkte ihm entgegen, wie eine Irre. Sie zog die komplette Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich. //Oh nein, bitte nicht!!// „Izu-Lein~“, die Lilahaarige wedelte wild mit ihren Händen durch die Luft, ihre Stimme war laut und anhand des Klangs konnte man heraushören, dass sie wohl zu tief ins Glas geschaut hatte. Die Wangen der jungen Frau waren bereits schwer errötetet – dabei war doch erst Mittagszeit. Die anderen Restaurantbesucher sahen die junge Frau bereits fassungslos an. „Katara, lass den Mist! Die Leute starren schon!“ „Mensch, Val~ ich will meinen Lieblingskollegen doch nur willkommen heißen…“, beleidigt blies die Beta ihre Backen auf und warf der Roséhaarigen, die ihr schräg gegenübersaß, einen zornigen Blick zu. „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall, Ms. Dr. Shinso...“, Valeria hingegen seufzte verzweifelt aus und sah über ihre Schulter. Als sie Izuku erkannte, winkte sie ihm ebenfalls zu. Die junge Frau trug ein weißes Hemd, das oben mit einer kleinen Schleife am Kragen zugebunden war. Zusätzlich trug sie eine hellblaue dreiviertel-Jeans und weiße Turnschuhe. Der Grünhaarige wusste nicht, ob heute sein Unglücks- oder doch eher sein Glückstag war. Gerade vor einer mehr als halben Stunde hatten er und Miri noch über die Omega gesprochen. War das Zufall? Sofort schritt er auf die beiden Frauen zu und nahm neben Valeria Platz, die ihm den Stuhl zurechtrückte. Die Einkaufstüten stellte sie zur Seite. „Was macht ihr beiden denn hier?“ „Naja, ich bin heute mit Katara verabredet. Wir waren bis eben noch shoppen gewesen und seit einer guten Stunde sitzen wir nun hier. Allerdings sind wir noch einer gewissen Person über den Weg gelaufen und nun sitzt unsere Doktorin hier und betrinkt sich.“, während Valeria weitersprach, rührte sie mit ihrem Löffel seelenruhig im Latte Macchiato Glas umher. „Wie jetzt? Katara und Alkohol?“, entsetzt starrte Izuku seine Mentorin an, die gerade beim Kellner schon den nächsten Cocktail bestellt hatte. Valeria sah fassungslos ihre Freundin an, die daraufhin kichernd den Rest ihres Glasinhalts in sich kippte. Die Wangen der Lilahaarigen waren bereits auf Ampelstufe Rot. „Katara, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Den wievielten Sex on the Beach hast du nun schon bestellt, den dritten??“ „Ach Bödsinn~ ist sogar schon der Vierte…~“, signalisierend hob die Lilahaarige vier Finger nach oben und grinste die Sängerin hämisch an. Immerhin konnte die Beta noch richtig zählen. Auf Valerias Schläfe hingegen bildete sich bereits die erste Zornesader. „Noch schlimmer! Du besäufst dich jetzt nicht ernsthaft wegen Hawks, oder?“ „Pah, das Moorhuhn kann mich mal~“, trällerte die Beta und grinste ihr Gegenüber süffisant an. Valeria warf daraufhin Izuku, der bislang nur Bahnhof verstand, einen verzweifelten Blick zu. Was war denn hier wieder los? Was Kataras und Hawks Verbindung zueinander an belang, hatte der Grünhaarige bis heute noch nicht verstanden. Die Beziehung von Betas war nicht so sein Ding. Er fand sie teilweises viel zu kompliziert. Aber er konnte Valerias Sorge und Entsetzen durchaus nachvollziehen. Katara griff normalerweise nie zu Alkohol, zumindest hatte er es noch nie bei der Beta mitbekommen. „Welch grausame Welt… ich werde einsam sterben. Zuerst macht er mir Hoffnungen und nun tänzeln die Weiber nur so um ihn herum. Dieser Arsch! Ich hasse ihn!!“ „Nein, tust du nicht“, kam es monoton von der Roséhaarigen, woraufhin Izuku fragend zwischen den beiden Frauen hin und her blickte. „Doch! Ich werde ihn aus meinem Herz verbannen!“, dramatisierend hob die Lilahaarige ihren Arm vor ihre Augen. Valeria trank währenddessen ihren Latte Macchiato aus und widmete danach ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Tischnachbarin. „Na siehst du, geht doch. Du hast ihn schon in dein Herz gelassen, Katara. Die Erkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung.“ „Val~ mit dir kann ich einfach nicht darüber reden! Du bist so kalt zu mir!“ Die Angesprochene durchbohrte die Beta mit ihrem eindringlichen Blick. Izuku, der neben der Omega saß, schluckte schwer. Ihm wurde erneut bewusst, wieso er mit dem weiblichen Geschlecht nichts anfangen konnte. Warum provozierte Katara das Ganze auch noch und goss zusätzlich Öl ins Feuer? Zu seinem Erstaunen behielt Valeria weiterhin die Fassung. „Ja, weil ich dein Problem einfach nicht verstehe! Auf der einen Seite willst du Zeit mit ihm verbringen und dann lässt du ihn wieder fallen. Der arme Kerl weiß gar nicht, wo er genau bei dir dran ist. Er gibt sich so viel Mühe und jedes Mal machst du es kaputt. Und was seine Fangirl-Gemeinde anbelangt, dass wusstet du vorher schon. Spring über deinen Schatten und sag ihm endlich, dass du ihn auch magst.“ „Wähhhhh!!! Ich mach mich doch zum totalen Deppen!“, mit einem lauten Knall fiel der Kopf der Beta auf den Tisch. Der Alkohol zeigte nach und nach seine Wirkung. Valeria hingegen rollte genervt mit den Augen und pickte ihr Gegenüber mit dem Zeigefinger an. „Liebe ist nie einfach, Katara. Nur rumheulen bringt dich nicht weiter. Ich sag dir jetzt mal etwas. Ihr beiden fährt schon seit Jahren aufeinander ab, selbst Tsuchi hat es damals schon mitbekommen. Nur solange dir dein Stolz im Weg steht, kommst du nicht voran und deinen Liebeskummer nun im Alkohol zu ertränken, macht es nicht besser – im Gegenteil es verschlimmert alles.“ Izuku, der die ganze Zeit über der heftigen Konversation beigewohnt hatte, hatte sich einen grünen Tee bestellt, der auch schnell kam. Während der junge Mann das heiße Getränk zu sich nahm, sah er sich das Theater weiterhin an. Frauen – immer wieder ein Mysterium. Eigentlich hatte er sich seinen freien Nachmittag ruhiger vorgestellt und nicht so stürmisch. Katara hatte er noch nie so aufgelöst erlebt und eigentlich hätte er auch Mitleid mit ihr. Aber wenn man bedachte, wie sie mit dem Hero No. 2 umging, was er selbst schon zu Genüge mitbekommen hatte, tat ihm eher Hawks leid. Zudem Valeria schlagfertige Argumente lieferte, die ein Diskutieren unmöglich machten. Seelenruhig saß der Grünhaarige auf seinem Stuhl und dachte nach. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er Valeria seitdem privat erlebte. Sie war die Ruhe in Person und die Argumente, die sie ihrem Gegenüber mitteilte, waren auf den Punkt genau hervorgebracht. Schlicht und einfach – aber bestimmend. Sie holte nie mit den Worten aus, die Worte waren mit Bedacht gewählt. Sie besaß im Gegensatz zu manch anderen schon eine erwachsene Reife. War die Omega auch damals schon so gewesen? Was die Erziehung an belang, hatte Best Jeanist einen guten Job erledigt. Kurz ging Izuku in sich und legte seine Stirn in Falten. Würden Valeria und Katsuki überhaupt charakterlich so gut zusammenpassen? Sie waren zumindest im Moment das komplette Gegenteil voneinander. Konnte das gut gehen? Wobei es bei ihm und Shoto ja nicht anders war. Warum machte er sich genau jetzt Gedanken darüber? Vielleicht weil er es den Beiden von Herzen gönnen würde? Weil das Schicksal es vor zwei Jahren schon so bestimmt hatte? Im selben Moment hielt Izuku jedoch inne. Verdammt – Katara konnte doch seine Gedanken hören! Wenn ein Fremder von dieser Mateübertragungssache Wind bekommen sollte, bringt Katsuki ihn eigenhändig um! Das Szenario wollte sich der junge Omega gar nicht erst ausmalen. Ein ehrfürchtiger Schauer kroch sein Rückenmark hoch. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Ein prüfender Blick zu der Lilahaarigen signalisierte ihm jedoch, dass die Beta eher mit sich selbst beschäftigt war. Erleichternd seufzte er aus. //Puh… Schwein gehabt!//     Nachdem Katara nach Stunden endlich den letzten Cocktail ausgetrunken und stundenlang ihr Leid geklagt hatte, stand sie komplett neben sich. Die Beta war schon gar nicht mehr in der Lage allein geradeaus zu laufen. Izuku und Valeria waren sich von Anfang an einig. Sie stützten die Lilahaarige und begleiteten sie zurück zur Agentur, in dessen Keller sich ihr Zimmer befand. Izuku hatte von Anfang an darauf bestanden, dass sie die Beta dort abliefern würden. Katara wäre es wohl ziemlich peinlich gewesen, wenn ihre Eltern und vor allem Hitoshi sie so gesehen hätten. Zum Glück war die Agentur nur wenige Meter von dem Restaurant entfernt. Da Izuku ebenfalls einen Schlüssel besaß, konnten sie die Hintertür aufsperren und verfrachteten die Lilahaarige auf die gemütliche Couch. Die Einkaufstüten, dessen Inhalt sich zu Izukus Erstaunen als Kataras Shopping-Wahn herausstellte, stellten sie neben der Couch ab. Als die beiden Omega ihr Werk vollendet hatten, verließen sie wieder das Anwesen und liefen nun zusammen nebeneinander auf dem Bürgersteig her. Als Izuku einen prüfenden Blick auf sein Handy warf, zeigte dieses bereits 15:30 Uhr an. Es war also noch früh am Tag. „Tut mir leid, dass du dir das Theater geben musstest... Katara kann echt schwierig sein. Vor allem, wenn sie auch noch unter Alkoholeinfluss steht…“ Izuku sah auf und schenkte seine Aufmerksamkeit der Roséhaarigen, die ruhig neben ihm herlief. Ihre Hände waren in ihren Hosentaschen verborgen. Ihre fliederfarbigen Augen sahen geradeaus. „Ach, nicht doch. Ich hatte sowieso nichts zu tun. Ich hab heute Mittag frei, musst du wissen. Also von daher. Es war mal seit langem eine amüsante Abwechslung.“ „Eine amüsante Abwechslung, ernsthaft?“, nun warf Valeria dem Omega einen fragenden Blick zu, indem sie eine Augenbraue nach oben hob. „Naja, ich finde es schön, dass man mal so spontan Zeit miteinander verbringen konnte. Ich meine, es ist viel passiert und naja-“, verlegen kratzte sich der Grünhaarige am Kopf und starrte zu Boden, ehe er wenige Sekunden später freudestrahlend aufsah. „-Omegas müssen doch zusammenhalten, oder nicht? Du musstest dich dem Gefühlschaos eines Beta nicht allein entgegenstellen. Sieh mich daher bitte als rettende Unterstützung an, ja?“, ein freches Grinsen zierte daraufhin Izukus Gesicht, während er einen Daumen nach oben zeigte. Auf die Worte hin musste Valeria kichern und blieb schließlich stehen, was Izuku ihr wenige Meter gleichtat. Entschlossen sah die Omega auf und lächelte den jungen Mann an. Ihre fliederfarbigen Augen funkelten auf. „Da geb ich dir Recht, Izuku. Es war toll mal Zeit mit einem Artgenossen zu verbringen“ Die Augen des Grünhaarigen weiteten sich, ehe er kurz zum Himmel aufsah. Diese Worte kamen ihm irgendwie auf sonderbare Art und Weise bekannt vor. Dann kam ihm eine Idee. „Du, Val?“ „Hm?“ „Hast du heute noch was vor?“ „Da ich eigentlich den kompletten Tag mit Katara eingeplant hatte und sie mir nun einen Strich durch die Rechnung gemacht hat – nein, ich habe nichts mehr vor und habe alle Zeit der Welt...“, achselzuckend sah die Roséhaarige auf und kickte einen Kieselstein zur Seite. Nun sah Izuku wieder die junge Frau vor sich an. „Lust auf einen spontanen Zockerabend? Nur du und ich.“ Valeria sah den Omega überraschend an und schloss kurz ihre Augen. Sie senkte ihren Kopf und sah schließlich den jungen Mann mit einem fetten Grinsen an. Der fliederfarbige Glanz in ihren Augen war einem kurzzeitigen Rot gewichen. „Sehr gern, Izu-Chan~! Ich mach dich sowas von fertig!“ „Das werden wir ja noch sehen-“, die Augen des Grünhaarigen funkelten, während er schnellen Schrittes an der roséhaarigen Omega vorbeilief und sich ihre Blicke kreuzten. War doch klar, dass der Grünhaarige diese Herausforderung annehmen musste – ihm blieb gar nichts anderes übrig. „-mach dich auf eine bittere Niederlage gefasst, Val-Chan~!“ „Izuku, du weißt schon, dass Hochmut vor dem Fall kommt, oder?“, neckend kniff Valeria dem Omega in die Seite, woraufhin der junge Mann zurückschreckte. „Hey, du hast schließlich damit angefangen!!!“, daraufhin brach lautes Gelächter aus, während die beiden Omega den Weg zu Izukus Wohnung antraten. Freundschaft besitzt viele Facetten. Man musste sich nicht immer sehen, um ein tiefes Band zueinander zu pflegen. Selbst, wenn es Jahre dauern sollte, bis man sich wiedersah. Auch, wenn ihre Freundschaft damals erst am Anfang stand und durch die schlimmen Ereignisse auf eine harte Probe gestellt wurde. Ihr Band hatte symbolisch gesehen nichts an Bedeutung verloren. Izuku war froh – so unglaublich glücklich. Wie lange hatte sich der Grünhaarige schon einen Omega-Abend gewünscht und nun geschah es einfach so – manchmal war die Spontanität doch zu etwas Nütze. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und beide sahen einem angenehmen Abend voller Spaß entgegen. Endlich konnte Izuku gegen die Gamer-Queen antreten – er war schon Feuer und Flamme, nachdem Katsuki ihm berichtet hatte, dass Valeria ihn in fast jedem Videospiel haushoch geschlagen hatte. Nun wollte Izuku die Omega persönlich herausfordern und er freute sich sehr auf die kommenden Stunden. Vor allem aber wollte er erfahren, wie es der jungen Frau die letzten zwei Jahren ergangen war. Er hatte das Gefühl, dass die Beiden sehr viel aufzuholen hatten. Der junge Mann bereitete sich innerlich auf einen sehr, sehr langen Abend vor. Besser hätte der Zeitpunkt nicht sein können – auch gerade deswegen, weil die Roséhaarige momentan die einzige Person sein könnte, die ihm bei seinen Recherchen zu Eris Spezialität weiterhelfen könnte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)