Break to Breathe von _Scatach_ ================================================================================ Kapitel 41: The cruellest lie of all ------------------------------------ „Hyūga Neji. Auf Befehl der Godaime Hokage wirst du dich diesem Verfahren fügen…oder ich werde gezwungen sein, dafür zu sorgen.“   Die Worte kratzten an den Rändern von Nejis Verstand und schafften es nicht ganz, durch den Schock zu brechen, obwohl die Wand aus Verleugnung zersplittert war. Es fühlte sich an, als wäre er in einem weiteren Traum gefangen. In einer Sequenz surrealer Ereignisse, die sich abspielten und jenseits seiner Kontrolle befanden. Wie passend, dass er sich auch nicht bewegen konnte – ganz genauso wie in einem Traum, in dem sich sein Körper weigerte, sich seinen Anweisungen zu fügen.   ‚Dich diesem Verfahren fügen…‘   Neji atmete tief und rau ein; seine Stimme bebte heiser, als er sprach. „Lass mich los, Shikamaru.“   Shikamarus Lider schlossen sich zitternd. „Wenn das deine Antwort ist, dann lässt du mir keine andere Wahl.“ Der Schattenninja richtete die Worte tonlos an ihn und nicht einmal sein Gesichtsausdruck veränderte sich.    Das Einzige, was sich bewegte, war Shikamarus Hand, als sie sich zu seinem Transmitter hob; Nejis Finger spiegelten die Geste.    „Hinata, Sakura.“   Schock traf Neji mit der Wucht eines Rammbocks, ließ seine Augen rund werden und riss ihm die Luft aus den Lungen. Er wäre nach vorn getaumelt, wenn er nicht von dem Schattenbesitz aufrecht gehalten worden wäre.    Er hat sich hierauf vorbereitet…von Anfang an…es war alles vorsätzlich…   Die Übelkeit erregende Realität rauschte durch ihn.    Seine Augen senkten sich weit und blicklos zu Boden.    Sakuras Stimme kratzte durch das statische Knistern. „Ich weiß. Ich bin fast da.“   Er bemerkte nicht, wie seine Hand nach unten fiel, als Shikamaru die Finger von dem Transmitter nahm. „Sie stehen unter meinem Befehl. Um ihrer und deiner eigenen Sicherheit willen, werde ich dich weiter mit dem Schattenbesitz bewegungsunfähig halten.“   Neji hörte ihn nicht.    Er konnte gar nichts hören außer dem Rauschen von Blut und den Druck in seinem Kopf.    Ein Schmerz, wie er ihn noch nie in seinem ganzen Leben gespürt hatte, furchte sich reißend und krallend durch seine Brust; wie gezackte eiskalte Klingen durch das empfindliche Fleisch seines Herzens. Er hatte nie gedacht, dass das ein Ort sein würde, der noch einmal auf eine solche Weise in Fetzen gerissen werden konnte; gemessen an all den Verteidigungen und der Rüstung, die er darum gelegt hatte.    All die Rüstungen und Defensiven, die er zerbrochen und zersplittert hatte…oder nach und nach in Augenblicken gestohlener Schwäche fallen gelassen hatte…nur um ihn offen genug zurück zu lassen, um manipuliert zu werden…   Die Ereignisse kamen wie Explosionen aufblitzender Klarheit; offensichtlich und unleugbar.    Götter…die ganze Zeit…   Das Eis, das Nejis Augen diesmal einfror, war keine Verleugnung mehr. Und der reißende Schmerz in ihm, dieses entsetzliche Gefühl des Verrats, begann zu Säure zu werden. Seine Gesichtszüge nahmen eine ätzende Kante an, die noch viel alarmierender war als seine Stimme, als er sie gifttriefend zwischen den Zähnen ausspie.    „Mögen die Götter dir beistehen, sobald ich frei bin…Nara.“   Shikamarus Miene verriet nichts, doch Neji spürte, wie sich die Schatten instinktiv fester um ihn schlossen; es war der leichteste Zug des Chakras des Nara um sein eigenes, wie eine Hand, die ihren Griff neu justierte. In fünf Minuten würde Neji diese Umklammerung durchbrechen. Vielleicht sogar in weniger, wenn das schwache Zucken um Shikamarus Augen irgendein Indiz für das Erreichen seines Chakralimits war.    Drei Minuten.   Getrieben von der Drohung, begann Shikamaru einen Schritt nach dem anderen vorwärts zu laufen. Neji, der gezwungen war, die Bewegungen nachzuahmen, wurde immer näher zu der Ursache seines Schmerzes gezogen, den er wegen des aufsteigenden Zorns in ihm nicht mehr spüren konnte. Die Wut ließ sein Chakra knistern und die schiere Kraft davon begann zwischen ihnen zu vibrieren.    Shikamaru wimmerte kaum hörbar; es war ein leichtes Zucken seiner Lippen, als er versuchte, das Geräusch zurückzubeißen.    Sofort spürte Neji das Wanken im Jutsu des Chūnin.    Entweder war Shikamaru verletzt, oder er hatte sein Chakra in dem Aviarium überanstrengt. Gnadenlos zerschmetterte Neji den instinktiven Drang, ihn besorgt auf Wunden zu überprüfen statt wie ein Raubtier auf Schwächen. Auf der Suche nach Letzterem zuckten seine Augen über die sich nähernde Gestalt.    Doch die Sicht des Hyūga verengte sich zu einem Tunnel und die Peripherie seiner Sinne war abgestumpft.    Seine Verletzungen, die er nicht sehen konnte, forderten ihren Tribut und lehnten sich gegen den Zorn auf, der sein Chakra nährte. Jeder Atemzug war eine Qual und seine Lungen kämpften heftig darum, sich durch die Pein hindurch auszudehnen, die es ihm verursachte, wenn er Luft einsog.    Sie standen sich jetzt näher gegenüber, doch der Abstand, den Shikamaru einhielt war nichts im Vergleich zu der Distanz in der Stimme des Nara, als er erneut zu sprechen begann. „Sakura, beeil dich. Wo ist Hinata?“   „Sie ist auf dem Weg.“, antwortete Sakura leise und mit gedämpfter, widerwilliger Stimme.    Nejis Kiefer wurde hart wie Stahl, als er vage Bewegungen aus dem Augenwinkel wahrnahm. Er hörte, wie sich die pinkhaarige Kunoichi mit langsamen Schritten näherte. Ein Knirschen von Kies und ein Wispern von Gras. Mit jedem Herzschlag verstärkten sich die Klänge in seinem Kopf. Es brauchte sehr viel, damit er seinen Fokus aufrecht erhalten konnte.    „Neji, das ist nur ein Sedativum. Es tut mir leid.“ Sakuras Worte drangen in dumpfen Wellen zu ihm durch; verzerrt und krumm.   „Befehle der Hokage.“, sagte Shikamaru knapp und unberührt.    Befehle…   Neji konnte den Kopf nicht drehen, um Sakura zu beobachten, doch er glaubte zu hören, wie sie ihre Ninjatasche öffnete. Jede Sehne in seiner Hand zog sich straff. In seinem Inneren vermischte sich die Übelkeit mit seinem Zorn und trieb Galle und Blut seine Kehle hinauf.    Fuck…   „Ganz ruhig, Hyūga.“, raunte Shikamaru mit frustrierend gelassener Stimme. „Wir sind nicht deine Feinde.“   Nejis Blick schnellte zurück zu Shikamaru; seine weißen Augen waren glasig und bewölkt wie rauchiger Quartz. Er blinzelte heftig und konnte gerade so die Gestalt des Nara erkennen.    „Nur du…Nara…“, knurrte er, war sich aber nicht sicher, ob es seine Worte an dem zerhackten Husten vorbei schafften, das aus ihm heraus brach.    Blut flog tiefrot von seinen Lippen. Und in diesen flüchtigen Sekunden der Rippen erschütternden Agonie, durchfuhr ein ruckartiges Bewusstsein seinen Körper. Und er spürte es; wie sich Shikamarus Griff abschwächte…wie eine Unsicherheit…wie eine Besorgnis…   Lügen…   Nejis Augen flammten auf.    Was auch immer es war, das die Konzentration des Nara unterbrochen hatte; es war alles, was Neji brauchte, um sich aus dem gelockerten Schattenbesitz zu befreien. Seine nächsten Bewegungen vollführte er aus reinem Instinkt und er reagierte, während er alles von seiner Kraft heraufbeschwor, was ihm noch geblieben war.    Sakuras Nadel schaffte es nie zu seinem Nacken.    Seine Hand schoss in die Höhe und die Handkante schlug heftig gegen ihren Arm, um die Injektionskanüle fort zu schleudern. Wirbelnd verschwand sie weit entfernt im Gras. Der Schlag ließ die Kunoichi ungeschützt und offen zurück und Nejis Hand schlug mit einem kalkulierten Hieb hart in ihrer Halsbeuge ein, um sie zu betäuben. Mit einem scharfen Schrei ging sie in die Knie.    Auch Shikamaru ließ sich auf die Knie fallen, aber aus einem vollkommen anderen Grund.    Neji wirbelte herum und stierte ihn an.    Ihre Blicke kollidierten und verankerten sich.    Und selbst durch die Unschärfe seiner Sicht war es unmöglich, den Ausdruck zu verwechseln, der zwischen ihnen entstand. Er hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch es fühlte sich an, als hätte sich die Ewigkeit zwischen ihnen geöffnet – und in ihnen. In dieser kalten, feindseligen Leere formten Shikamarus Lippen Worte, die Neji nicht hören musste, um zu wissen, was als Nächstes folgen würde. Die Finger des Nara hatten bereits das Zeichen geformt.    Die Schatten schnellten nach vorn wie schwarze Vipern und die schmalen Bänder schlossen die Distanz in unglaublicher Geschwindigkeit.    Neji taumelte und schaffte es kaum, das Gleichgewicht zu halten, als er eine Handfläche nach außen drückte und einen Fuß nach hinten schob. Gnadenlos zwang er seinen Körper dazu, die Befehle auszuführen, die sich einfach nicht bis in seine Gliedmaßen übertragen wollten. Seine linke Seite war weiß glühende Qual und er bebte heftig unter der Belastung; schlanke Muskeln zogen sich schmerzhaft straff, um zu verhindern, dass er zusammenbrach.    Und dann verschwand schon wieder seine Sicht.    Seine Augen verloren vollkommen den Fokus und seine Brust verkrampfte sich.    Er konnte nicht atmen.    Tentakeln aus Schwarz schlangen sich um sein ausgestrecktes Handgelenk, rissen es ruckartig nach unten und zerrten ihn vorwärts, während sich ein weiteres Schattenband um seinen Arm und noch mehr dunkle Stränge um seine Beine legten. Widerspenstig wand er sich in der Umklammerung, doch nur noch mehr Fäden aus Schwarz rankten sich um sein anderes Handgelenk, banden ihn, hielten ihn fest…   Kontrollierten ihn…   Nejis Augen weiteten sich und ein Aufblitzen kalter Panik jagte über sein Gesicht.    Lasst mich gehen.   Das hilflose Gefühl, überwältigt und ausmanövriert zu werden, ohne überhaupt die Chance zu erhalten, sich zu verteidigen, rief Erinnerungen und tiefe Ängste in ihm hervor; schwärzer als die Schatten, die sich um ihn rankten.    Ihn in Ketten legten…   Lasst mich gehen!   Er hörte nicht, wie Shikamaru nach Hinata schrie.    Die Erinnerungen, die grausamen und herablassenden Worte, der Schmerz in seinem Kopf, das Echo hunderter Albträume schlossen sich viel zu schnell um ihn; noch schneller als die Fesseln.    Sie sperrten ihn in einen Käfig…   LASST MICH GEHEN!   Die Angst und der Zorn schlugen Funken, gingen in Flammen auf und rauschten wie eine blaue Feuersbrunst durch jede Arterie und jede Vene. Die Macht seines Chakras explodierte nur Sekunden, bevor Shikamaru ihn vollkommen festsetzen konnte.    Hinatas Schrei zerriss die Luft. „Neji! NICHT!“   Eine Flut aus eisblauem Licht brach aus ihm heraus und jeder blockierte Tenketsu zerbarst.    „ROTATION!“   oOo   Shikamau spürte, dass der Rückschlag kam, bevor es passierte.    Scheiße.   Die Härchen auf seinem Nacken stellten sich wie elektrisiert auf. Deutlich konnte er das Knistern und Knacken von Chakra wahrnehmen; das flüchtige Zurückschnappen davon durch seine Schatten, nachdem er seine Konzentration an Besorgnis verloren hatte. Ein existenzieller Fehler, der ihn alles kostete.    Oh Gott nein…   Es passierte rasend schnell, doch es schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Als wollte die Zeit die Sekunden auf sadistische Weise in die Länge ziehen, um ihm die Gelegenheit zu geben, dabei zuzusehen, wie alles in einer Katastrophe endete. Der Ausdruck auf Nejis Gesicht ließ sein Herz so brutal in seiner Brust zusammenkrampfen, dass er hätte schwören können, das Jutsu des Hyūga hätte sich darum gelegt und es entzwei gerissen.    NEIN!   Die Schatten wurden so schnell fort geschleudert, dass sie von der Wucht der Handflächenrotation vollkommen zerfetzt wurden; straffe schwarze Bänder schnappten zurück als wären sie elastisch. Shikamaru fiel nach vorn und fing sich mit den Händen ab, während er sich sofort wieder halb kriechend, halb schiebend in die Aufrichtung zwang.    „Sakura!“, brüllte er.   Die Kunoichi kam bereits wieder taumelnd auf die Füße.    Ohne nachzudenken spurtete Shikamaru los und sah zu, wie Nejis blindwütiges Aufbäumen zu einem brachialen Lodern implodierte, das alles Chakra in einer bösartigen Umkehrung aus der Luft sog. Nejis Pirouette verlangsamte sich zu einem knirschenden Halt und er brach zusammen, als er sich noch einmal auf dem Absatz drehte; leblos kollabierte er in dem Krater, den sein Jutsu erschaffen hatte.    In seiner Brust hörte Shikamarus Herz auf zu schlagen.    Wie festgefroren blieb er stehen.    Hinata rannte angsterfüllt und schreiend an ihm vorbei. „Neji-niisan!“   Ihre Stimme brachte ihn ruckartig wieder zurück zu Bewusstsein.    Pure und eiskalte Panik traf ihn mit voller Wucht, gefolgt von dem peitschenartigen Gefühl hunderter anderer Emotionen. Sie prügelten ihn taub. Taub genug, um die Emotionen überbrücken zu können und sich an seiner zerfetzten Konzentration festzuhalten.   Beweg dich!   Ruckartig spurtete er nach vorn und rutschte den flachen Krater hinab, um sich an Nejis Seite auf die Knie fallen zu lassen. Energisch zwang er seinen Verstand in den Autopilot, als er den Hyūga auf den Rücken rollte, während Hinata seine Beine ausstreckte. Auch Sakura kam rennend den Abhang hinunter gestolpert und schob ihre Hände unter die Massen aus mokkafarbenen Strähnen, um Nejis Kopf stützend in ihren Schoß zu betten.    „Neji…“   Nejis Haut war grau und straffte sich über seine hohen Wangenknochen. Seine Lippen hatten einen Blauton angenommen, der augenblicklich jede Farbe aus Shikamarus Gesicht wischte. Der Nara starrte ihn an; alle Muskeln des Schattenninjas waren versteinert vor Panik. Sie berührte zwar nicht sein Gesicht, doch sie zertrümmerte ihm den Atem.   Nein, bitte…nicht so…   „Er atmet.“, sagte Sakura, während sich ihre Finger bewegten, um nach Lebenszeichen zu suchen. „Seine Herzfrequenz wird immer höher. Das bedeutet, dass die Sauerstoffsättigung seines Blutes rapide fällt.“   Shikamaru antwortete nicht, reagierte nicht, verstand nicht – er starrte einfach nur.    „Hinata, schnell.“, rief Sakura mit ernster Stimme und ihr medizinisches Training machte sich deutlich bemerkbar, als sie den Knopf von Nejis Robe öffnete, um den Stoff beiseite zu schieben. „Ich muss diese Embolien so schnell wie möglich lösen, oder es kommt zum Herzstillstand. Shikamaru, verschwinde da, wir brauchen etwas mehr Platz.“   Nejis Lider öffneten sich flatternd und machten Shikamaru sofort vollkommen bewegungsunfähig.    Weiße Augen, glasig und blind, wandten sich ihm zu.    Diese dunklen Wimpern senkten sich schwer, schlossen sich jedoch nicht.    Shikamaru beobachte in betäubtem Schock, wie Neji die Schwärze einer Bewusstlosigkeit bekämpfte, die in ihrem Zug so viel stärker war als es die Schatten gewesen waren. Stärker als die Energie, die dem Hyūga blieb, um sich dagegen aufzulehnen – und trotzdem kämpfte er. Wie dieser mokkafarbene Vogel, den Shikamaru in seinem Käfig beobachtet hatte; gebrochen, sich aber mit Schnabel und Krallen gegen das Unvermeidbare wehrend.    Neji wollte einfach nicht aufhören.    Hör auf…bitte hör auf…hör auf zu kämpfen…   Ein Brennen presste sich gnadenlos gegen die Rückseite von Shikamarus Augen.    Hör auf…   Blut sickerte von Nejis Lippen und zeichneten eine morbide Farbe zurück auf den aschenen Mund, als er sich geräuschlos bewegte. Shikamaru kam Hinata nicht in die Quere, als sie konzentriert Nejis Brust scannte, doch er beugte seinen Kopf weit genug nach unten, um sein Ohr an die Lippen des Hyūga halten zu können.    Nejis Worte brachen mit einem heiseren und zerfetzten Rasseln aus ihm heraus…   Worte, die dafür sorgten, dass sich Shikamaru zurück auf seine Fersen sinken ließ, als wäre er gerade erstochen worden. Seine Augen waren vollkommen leer und weit, als er das ausweidende Gefühl eines unsichtbaren Loches spüren, das tief in seine Brust gerissen wurde.    Blasse Augen wurden stumpf und rollten in den Schädel, als sich Neji vor Qualen durchdrückte und einen strangulierten Schmerzschrei ausstieß.    Shikamarus Kehle zog sich zusammen.    „Shikamaru, verschwinde da!“ Sakura stieß mit einer Hand gegen seine Schulter.    Benommen richtete sich der Nara auf den Füßen auf und taumelte aus dem Krater.    Sakura übernahm das Ruder und das grüne Glühen ihrer Hände nahm eine schärfere, blütenförmige Präzision an. Hinatas Augen führten sie, während eine Hand der schwarzhaarigen Kunoichi zu Nejis Kopf wanderte. Ein zaghafter Druck der Sanften Faust war alles, was nötig war.    Nejis Körper ruckte heftig gegen die Berührung an, bevor er erschlaffte; seine Wimpern schlossen sich vollständig.    Shikamaru starrte hinunter; fassungslos und ohne zu blinzeln.    Einzig und allein seine Augen verspotteten seine geheuchelte Gelassenheit, glänzten wässrig und bebten.    Er stand da; gefangen in einem Zustand vollkommener Nutzlosigkeit, während die beiden Schlüsselfiguren seiner Strategie die Zügel in die Hand nahmen. Sie arbeiteten rasch und sprachen schnell. Aber alles bewegte sich so langsam…und alles, was er tun konnte, war zuzusehen, während er wie festgefroren an dem Rand der kleinen Senke verharrte. Es war eine symbolische Ironie des Abgrundes, von dem er Neji versucht hatte zurück zu ziehen. Doch als Sakura den Blick hob und ihre grünen Augen wild und leuchtend waren vor Angst, da fragte sich Shikamaru, ob er den Hyūga nicht vollkommen darüber gestoßen hatte.    „Shikamaru.“, rief sie ihn mit einer Stimme, die viel zu sehr zitterte, um ruhig sein zu können.    Hinatas Augen waren nass und geweitet.    Ein namenloser Alarm packte Shikamarus Hirn und rüttelte es aus seiner tauben Starre, während sich sein Blut in Eis verwandelte. Seine Hand bewegte sich ohne sein Zutun, als etwas anderes das Ruder übernahm, bevor es die Panik schaffte. Seine Finger berührten das Mikrofon und er löste räuspernd den Knoten aus seiner Kehle; seine Züge waren so still, dass sich seine Lippen kaum bewegten.    „Chōji…“, krächzte er.   oOo   Das Wispern kam erneut, tief und besänftigend. Heimsuchend und vertraut.    ‚Neji…du musst leben…‘   Warum? Du hast auch nicht gelebt.   Etwas Kühles strich über das Fieber seiner Haut; ein Rauschen von Luft oder Atem. Der Geruch von Vögeln, Schweiß und Rauch und ein Hauch von…   „Shikamaru-kun!“   Geräusche explodierten zu einem matten Schwarz, wirbelten aber wieder davon wie Wasser in einen Abfluss; es drehte sich um Dialoge, Stimmen, Atem. Er konnte nicht atmen…er fühlte sich seltsam körperlos…als würden diese Arme und Beine nicht zu ihm gehören…da war nur sein Torso…und das intensive Gefühl der Sehnen in seinem Herzen, die sich in Stacheldraht verwandelten…Draht, der sich um seine Lungen schlang…und zudrückte…   Ich kann nicht atmen…   „Shikamaru, du musst zuhören.“   „Nein, du musst einen anderen Weg finden.“   Einen anderen Weg…?   Entweder wurde er getragen oder er schwebte…vielleicht auch beides…oder keines davon…er kannte diese Empfindung…das Gefühl, zu entschwinden…die Stimmen zerrten ihn zurück aus der Taubheit…eine schlecht eingestellte Aufnahme in seinem Kopf…schnappte nur Bruchstücke auf…   „Shikamaru-san, es ist deutlich schlimmer, als…“   „…bittet mich darum zuzulassen, dass ihr ihn vergiftet und…“   „…du verstehen würdest, was die Anzahl an Blutgerinnseln bedeutet, dann würdest du…“   Götter…wo bin ich?   Fest…etwas Festes war unter ihm…kalt…metallisch…Vögel schrien.    Stop…   „…sagte, dass du in der Lage wärst, es zu kurieren.“   „…vollkommen andere Liga, als es meine Fähigkeiten zulassen, Shikamaru…Ausmaß des entstandenen Schadens…die Präzision erfordert, die…“   „…er braucht einen Arzt und keine gottverdammte Veterinärin…nicht zulassen, dass ihr ihn…“   „Ich bin alles, was ihr habt…“   „…damit abfinden, oder Hibari und die anderen werden merken, dass etwas nicht stimmt…“   „…lass es uns so machen. Bitte.“   „…Mission ist vorbei…Shikamaru und das hier…nicht das, was du wolltest?“   Mission…es war eine Mission…die ganze Zeit…   Neji spürte, wie sich Feuer in seiner linken Körperhälfte ausbreitete. Der Schmerz war so intensiv, dass ihm die Schwärze einladend erschien…er ließ zu, dass sie sie ihn in sich zog…hier war es still…friedvoll…   Die ganze Zeit…   oOo   „Hey, Shikamaru! Wie nett, dass du dich auch mal blicken lässt!“   Kibas Stimme hallte die Kuppel des Aviariums hinunter.   Der Hundeninja saß auf Akamarus Rücken und winkte mit einer Hand, während er ein Fernglas in der anderen hielt, mit dem er den Blick von seinem erhöhten Aussichtspunkt über das Dorf gleiten ließ.    Shikamaru ignorierte ihn komplett und marschierte mit schnellen, scharfen Schritten die Brüstung der Voliere entlang. Chōji folgte ihm auf dem Fuße; schweigend und besorgt, doch er stellte keine Fragen. Shikamarus Augen waren wie Zunder und dunkle Strähnen rahmten mahagonidunkle Seen ein, die ein wenig zu intensiv vor sich hin starrten, als sie den aufgerissenen Boden weiter unten absuchten.    Für jeden anderen musste es so wirken, als befände er sich tief in seinem taktierenden Modus.    Doch die Art von Analyse, mit der er gerade operierte, war nicht taktisch. Sie war kritisch. Kritisch deswegen, weil es die einzige Möglichkeit war, seinen Verstand beisammen zu halten und seinen Körper dazu zu zwingen, sich vorwärts statt rückwärts zu bewegen. Er fühlte sich, als würde sich sein Magen ununterbrochen drehen.    Die Mission.   Sein Hirn feuerte ohne Pause knappe und rasche Befehle ab.  Chaos aufräumen. Dorf beruhigen. Versammlung abhalten.   Seine Finger schnellten zu seinem Mikrofon und stellten den Kanal um. „Team R, dank der Wasserschriftrollen konnten die Flammen gelöscht werden, aber stellt sicher, dass besonders nahe am Dorf keinerlei Gefahr mehr droht. Wir wollen keinen einzigen Brandherd riskieren. Überprüft jeden Punkt, den wir getroffen haben doppelt. Erledigt das jetzt und schnell.“   Ich war zu langsam…zu langsam, um zu reagieren…ein einziges Zögern…das war alles, was nötig war…   Shikamaru schüttelte scharf den Kopf. Sein Blick zuckte nach oben und er beobachtete den massenhaften Schwarm aus Vögeln, der im Himmel in einem Symbol von Frieden und Ruhe Kreise zog; jeder Mann, jede Frau und jedes Kind von Hanegakure würde dieses Zeichen verstehen. Die Bewohner des Dorfes, eingeschlossen die Shinobi, hatten sofort aufgehört zu kämpfen.    Er hat niemals damit aufgehört…   Sikamarus Kiefer verkrampfte sich und er brauchte einen Moment, bevor er seine Stimme fand.    „Naruto.“, sagte er und stellte noch einmal sein Mikrofon ein.    „Jo?“, kam die heisere Antwort durch die Leitung.    „Statusbericht?“   „Extrem hungrig.“   Shikamaru gab Chōji ein Zeichen und seine Handfläche drehte sich gestikulierend zum Tempel. „Wo ist Hibari?“   „Im Tempel. Er macht immer noch dieses Gedankenübertragungsding. Eh, Shikamaru…diese Typen schauen mich irgendwie komisch an.“   „Das ist einfach der natürliche Effekt, den dein Gesicht auf andere hat.“, lachte Kiba durch das Funkgerät.    „Penner. Nein, im Ernst Shikamaru…sie eh…sehen nicht gerade freundlich aus…“   „Solange die Vögel ihre Formation aufrecht erhalten, werden sie dich nicht angreifen.“, erwiderte Shikamaru und verlängerte seine Schritte, als er sich der Brücke näherte, die Chōji während des Kampfes eingerissen hatte. „Sie sind verängstigt und führungslos. Also piss sie nicht an. Wir müssen mit den Clanältesten und den Leuten sprechen, die die Rebellen unterstützt haben.“   „Jo, alles klar. Hey, wo ist Neji?“   Shikamaru blinzelte hart und legte noch einmal an Geschwindigkeit zu.    „Er wurde verletzt, aber er kommt durch.“ Die Worte rollten mit einer Art distanzierter Gelassenheit über seine Lippen, die vollkommen mühelos erschien. Doch das war sie nicht.    „Verdammt.“, knurrte Naruto. „War es dieser hässliche Priestertyp?“   „Ja…“ Shikamaru sprang über den Graben, der den Tempel umgab und in dem die Flammen zusammengeschrumpft waren. „Naruto, bleib wo du bist. Kiba, sorg dafür, dass jeder verletzte Shinobi von Hanegakure medizinisch versorgt wird.“   „Alles klar.“   „Bin schon dabei.“   Shikamaru löste den Kontakt und marschierte über die Steinrampe hinauf zu den riesigen Toren. Ein Schatten fiel auf seinen Weg; weich und schnell und kreisend. Der Nara hob den Blick und beobachtete den Steinadler, der elegante Zirkel über seinem Kopf zog. Sie ließ einen leisen, aber durchdringenden Schrei hören.    „Sie mag dich.“   Die Augen des Schattenninjas senkten sich und langsam blieb er stehen, als Hibari ihm an der Türschwelle des Tempels begegnete.    Shikamaru hob eine Braue und sein Gesichtsausdruck war ebenso flach wie seine Stimme. „Ich habe sie festgehalten und vollkommen bewegungsunfähig gemacht. Daran gibt es nicht viel, das man mögen könnte.“   Hibari schmunzelte, während er sich gegen die massiven Steintüren lehnte. „Schon, aber sie weiß, warum du es getan hast. Schätze mal, sie hat es dir vergeben.“   Shikamaru starrte Hibari an und seine Kehle begann sich zusammenzuziehen, auch wenn seine Miene nichts weiter zeigte als das Desinteresse, das er über seine Züge gelegt hatte. Leise räusperte er sich und spähte himmelwärts, während er die Finger seiner bandagierten Hand krümmte.    „Der Waffenstillstand wird dank dieser Vogelformation anhalten?“   Hibari nickte und das Licht verfing sich auf seinem Hitai-ate, als er den Kopf in den Nacken legte, um Shikamarus Blick zu folgen. „Ja, das Dorf weiß, dass es ein Zeichen der Freundschaft und des Friedens ist.“ Ein schwaches Lächeln zupfte an seinen Lippen und der harte, erschöpfte Ausdruck verschwand aus seinen Augen. „Es ist schon eine sehr lange Zeit nicht mehr vorgekommen und auch wenn sich die Leute vielleicht nicht wirklich geborgen fühlen; ich weiß, dass sie neugierig darauf sind, was das alles zu bedeuten hat. Für den Moment sind wir sicher.“   „Wie kannst du das so genau wissen?“, fragte Chōji, der ebenfalls die Vögel beobachtete.    „Naja.“ Hibari zuckte mit den Achseln und humpelte vorwärts. „Wir sind nicht tot.“   Shikamaru zwang sich zu einem trostlosen Lächeln, aber die Anspannung zeigte sich deutlich in seinen Augen. „Lass uns dafür sorgen, dass es auch so bleibt. Wo treffen wir uns mit den Clanältesten?“   Hibari ruckte mit dem Kinn in Richtung der Brücke und etwas, das vielleicht Hoffnung war, schlich sich in seinen Blick. „Unsere Leute im Inneren des Dorfes sind schon dabei, Vorbereitungen zu treffen. Isuka hat über Funk mitgeteilt, dass es Komplikationen mit ein paar Vögeln gibt, aber dass sie in Kürze zu uns stoßen wird. Es wird sehr nützlich sein, sie dabei zu haben. Sie hat großen Einfluss auf die Bewohner.“   Scheiße.   Shikamarus Lider zitterten und er kämpfte energisch darum, die Fassade aufrecht zu erhalten. Gott, auf einen Schlag war er so müde. Er hätte die Augen geschlossen, wenn er nicht der Meinung gewesen wäre, dass ihn das verraten oder er dann an Ort und Stelle zusammenbrechen würde. Doch etwas musste trotz allem durch seine Maske gesickert sein, denn Hibari musterte ihn aufmerksam und hielt für einen Moment inne.    Alles, was der Schattenninja darauf als Reaktion zustande brachte, war ein Heben der Augenbraue.    Der Tsubasa brummte und ein grimmiges Rucken berührte seinen Mund. „Die siehst ziemlich mitgenommen aus, Nara.“   Shikamaru zuckte argwöhnisch mit den Achseln. „Ja. Es war auch ein harter Tag.“   „Wie geht es deinen Leuten?“   Diese Frage traf mitten ins Schwarze seiner Schuld und kratzte heftig an einem Nerv in ihm. Es sorgte sofort dafür, dass sich Anspannung bis in jeden Teil seines Körpers ausbreitete. Die Sehnen in Shikamarus Kehle zogen sich straff und zuckten unangenehm unter seinem Rollkragen, doch sein Gesicht veränderte sich nicht.    „Wir haben überlebt.“, war alles, was er sagte.    Hibari legte den Kopf schief; irritiert von der kalten Antwort. Shikamaru tat so, als würde er in den Tempel spähen wollen; er hatte keinerlei Energie mehr, um auf diesen Ausdruck zu reagieren, der auf ihn gerichtet wurde.    „Shikamaru!“   Und es brauchte jedes Bisschen seiner noch verbliebenen Energie, um auf diese Stimme zu reagieren. Doch statt sich umzudrehen, warf er einfach nur einen beiläufigen Blick über die Schulter. Sakura kam über die Steinrampe getrabt, ihre pinken Strähnen hatte sie mit ihrem Stirnband zusammen gebunden. Sie war blutüberströmt, aber sie sah nicht panisch aus – nur müde. Shikamaru suchte aufmerksam ihr Gesicht ab, doch sie verriet nichts, da sie sich offensichtlich der Gesellschaft bewusst war, in der sie sich befanden, als sie sich näherte.    Hibari richtete sich etwas weiter auf. „Habe mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist.“   Die Kunoichi blieb neben Shikamaru stehen und ihre Augen wanderten kurz zu Hibari, um den Rotschopf zu mustern. Ein Mundwinkel des Tsubasa bog sich nach oben und seine Augen richteten sich in einem unverhohlenen Starren auf sie.    Eine von Shikamarus Brauen hob sich.    Sakura errötete heftig und versuchte sich an einer finsteren Miene, als sie das Kinn reckte. „Nun, du bist nicht tot. Daher gehe ich davon aus, dass du nichts Rücksichtsloses angestellt hast.“   Hibari grinste schief und setzte einen gespielt enttäuschten Gesichtsausdruck auf. „Und ich dachte schon, dass ich so vielleicht deine Aufmerksamkeit bekomme.“   Shikamaru warf Hibari einen perplexen Seitenblick zu und fragte sich, ob er sich gerade verhört hatte.    Bitte was?   „Nur meine medizinische Aufmerksamkeit, Tsubasa.“, warnte Sakura ihn und gab sich alle Mühe, nicht zu schmunzeln, während sie Shikamarus Handgelenk packte und ihn mit einem Rucken fort zog. „Entschuldige uns kurz.“   Hibaris Grinsen zerbrach zu einem leisen Lachen und er hinkte die Rampe hinab. Unbeholfen hielt er inne, als Lee wie ein Blitz aus dem Tempel geschossen kam und ihm anbot, ihn zu tragen – was nicht passierte.    „Shikamaru?“, rief Chōji und sah ihn fragend und wartend an.   Der Nara winkte ihn mit einer Handbewegung weiter. „Geh du schon, ich komme nach.“   Auch, als sie sich außerhalb der Hörweite befanden, blieb Shikamaru stumm. Doch sein Schweigen resultierte viel eher aus der Angst, die Antwort bereits zu kennen als aus der Vortäuschung von Geduld. In seinem Inneren waren seine Nerven angespannter als Stolperdrähte.   Sakura ließ sein Handgelenk los und wandte sich ihm voll zu. „Er ist stabil.“   Die Erleichterung wogte so schnell und stark durch Shikamaru, dass er beinahe nach vorne getaumelt wäre und an seinen Knien Halt gesucht hätte. Doch er schaffte es, nur träge zu blinzeln und atmete langsam durch die Nase ein; deutlich sichtbar fielen seine Schultern nach unten, als etwas von der Spannung aus seinem Körper blutete. Sakura beobachtete ihn genauestens, und überwachte ihn wie einen Herzschlag.    „Aber wenn Chōji uns nicht den Weg freigeräumt hätte, dann wäre es wirklich…“, ihre Stimme verlor sich und sie seufzte. „Shikamaru, wirst du mir diesmal wenigstens zuhören?“   Er neigte den Kopf; viel zu erleichtert und ausgelaugt, um ihre Worte auseinander zu pflücken und nach all den versteckten Möglichkeiten darin zu suchen. Nicht, dass es seinen Verstand davon abhielt, irgendetwas vorweg zu nehmen, oder aufzuhören, trotz seiner Erschöpfung ununterbrochen weiter zu arbeiten. Die Erleichterung war kurzlebig und seine Augen wurden rasiermesserscharf, als sie sich auf sie richteten.    „Ja, ich höre zu.“   Sakura rieb sich mit dem Handrücken über ihre Wange und blies sich eine verirrte pinke Strähne aus dem Gesicht. „Es gab eine ganze Menge Chaos, das bereinigt werden muss.“   Shikamaru starrte sie ausdruckslos an. „Erklär dich etwas näher.“   „Du weißt bereits, dass seine stagnierenden Chakrablockaden diese Blutgerinnsel verursacht haben.“ Geduldig wartete sie auf ein Nicken. „Naja und als er die Handflächenrotation genutzt hat, hat das schlagartig alle Blockaden zerbrochen und die Blutgerinnsel losgerissen und durch seine Blutbahn gejagt. Es waren viel zu viele für mich, um sie mit Chakra allein lösen zu können und sie haben sich auch viel zu schnell durch seinen Kreislauf bewegt. Wir mussten also auf etwas anderes zurückgreifen.“   An dieser Stelle hätte Shikamaru eigentlich kalte Angst verspüren müssen, die sich durch ihn grub, doch Sakura sah noch immer zu ruhig aus, als dass ein Alarm in seinem Verstand losgehen könnte.    Die Augen des Nara verengten sich. „Ihr habt Gift gebraucht; ist es das, was du mir sagen willst?“   Sakura nickte. „Ich verstehe, warum du deswegen ausgeflippt bist.“   Nein. Das tust du nicht…   Shikamarus Miene wurde mörderisch. „Isuka hat Brodifacoum vorgeschlagen, Sakura. Hast du eigentlich eine Ahnung, was verfickte Scheiße nochmal das ist?“   Sakuras Kopf zuckte angesichts des scharfen Tons zurück. „Ja, es ist das, womit Ozuku die kranken Vögel töten ließ. Wie Rattengift.“   „Ganz genau…hast du jemals gesehen, was dieses Zeug mit Menschen anstellen kann?“   „Nein, aber-“   „Ich schon!“, schnappte Shikamaru zornig, bevor er die Lippen aufeinander presste, als sie ihn fragend ansah.    Verdammt.   Er wandte den Blick von ihr ab und sein Kiefer zuckte, während er hart auf den aschebedeckten Stein der Rampe stierte. Energisch versuchte er, seinen Kopf zu klären und seine Gedanken zu zentrieren, die wild in die Vergangenheit, Gegenwart und eine etwaige Zukunft jagten.    ‚Rennst du immer noch eine Meile in der Minute, Nara?‘   Seine Augen schlossen sich mit einem unaussprechlichen Schmerz, als er an Nejis Worte dachte.    Und trotzdem war ich nicht schnell genug…ich war es nie…jedes Mal…   Sakura musterte ihn schweigend.    Blätter tanzten über den Boden zwischen ihnen, taumelten und drehten sich auf einer kalten Brise. Shikamaru spürte, wie sich ihre Hand leicht auf seinen Arm legte, doch sie verschwand wieder, als er aus dem Augenwinkel zu ihr hinüber sah.   „Shikamaru, du musst das verstehen. Wir mussten so schnell wie möglich Nejis Blut verdünnen, um diese Embolien lösen zu können.“ Sie hielt ihre Handflächen gegenüber, um Zeit darzustellen. „Normalerweise wird so etwas in einem solchen Zustand über einen längeren Zeitraum mit einem Antikoagulan bewirkt. Aber es kann bis zu einer Woche dauern, bis das Blut verdünnt ist.“ Sie führte ihre Handflächen aneinander. „Wir hatten keine Zeit dafür. Wir mussten dieses Gift verwenden. Isuka weiß, was sie tut.“   Shikamarus Kinn senkte sich ein wenig, aber es war nicht wirklich ein Nicken. „Ja, ich verstehe dich.“   „Gut.“, murmelte sie und etwas von ihrer Anspannung löste sich. „Im Moment verdünnt sich sein Blut. Ich habe bereits alle äußerlichen Verletzungen behandelt, sodass er nicht verbluten wird. Wir müssen auf jeden Fall dafür sorgen, dass er keinesfalls mehr verletzt wird. Es wird ein paar Tage dauern, bis sein Blut wieder auf normale Weise gerinnt, aber es wird dann keine Embolien mehr geben.“   Shikamarus Brauen zogen sich zusammen und kalkulierten die Zeit, während er den Boden scannte und sich zu einem steten Schritt zwang. Sakura folgte ihm und sie liefen langsam über die Steinrampe. Er bemerkte nicht, dass sie ihn mit deutlicher Besorgnis musterte; sein Fokus war viel zu sehr nach innen gerichtet.    Es gab immer noch so vieles, was er beachten musste.    Die Friedensallianz, die Nachbesprechung mit dem Team, die Missionsreporte – die er durchsehen und angemessen frisieren musste – und dann noch das Sicherstellen, dass alle losen Enden miteinander verknüpft und gedeckt wurden. Außerdem musste er es doppelt und dreifach überprüfen, um einen desaströsen Rückschlag zu verhindern.    Die Erinnerung an blaues Chakra, das die Lichtung erfüllt hatte, riss einen Ausdruck des Kummers und der Qual auf sein Gesicht. Er hob eine Hand an seinen Kopf und rieb sich die Nasenwurzel, während er fest die Lider aufeinanderpresste und versuchte, den Klang von Nejis Stimme und das Bild seines Gesichtes aus seinem Verstand zu verdrängen.    Vergiss, dass es jemals etwas anderes war…vermassle das nicht…nicht schon wieder…nicht jetzt…   Die Gedanken wirbelten so schnell, dass er gar nicht bemerkte, wie sich die Geschwindigkeit seiner Schritte daran anpasste, bis Sakura neben ihm zu joggen begann und ihn dazu zwang, wieder etwas langsamer zu werden.    „Bist du okay?“   „Ja…Kopfschmerzen…“   „Shikamaru.“   Er blieb stehen, drehte sich ihr aber nicht zu, was Sakura dazu zwang, um ihn herum zu laufen, als sie nahe der Kante von Chōjis Graben anhielten. Ihre tiefgrünen Augen wurden weich mit einem ausweidenden Mitgefühl, als er ihrem Blick durch seine dichten Wimpern hindurch begegnete.    „Es wird ihm wieder gut gehen, Shikamaru.“, ermutigte sie ihn lächelnd.    Die Augen des Naras glitten zur Seite weg. „…Ja.“   „Shikamaru, nenn es eine Mission oder was auch immer du willst, aber du hast sein Leben gerettet, vergiss das nicht.“   Nein…das habe ich nicht…   Er schaffte es nicht, die versichernden und beruhigenden Worte zu hören, die sie sprach. Ihre Stimme begann zu verhallen, genauso wie das Geschwätz seiner Gedanken und das Rascheln der Blätter auf Stein und der Chorgesang in den Himmeln. Jedweder Klang verwischte und entschwand in einer Grube, die sich tief in seinem Inneren und in seiner Brust geöffnet hatte, ließ einen entsetzlichen Druck in seinen Ohren und in seinem Kopf zurück; und an den Rückseiten seiner brennenden Augen, als er nach unten auf das Gemisch aus Asche und Schlacke am Boden des Grabens stierte.    Alles, was er hören konnte, war das heisere Echo von Nejis Stimme gegen sein Ohr.    Sie geisterte wieder und wieder durch seinen Verstand…   ‚Du hast mich umgebracht…bevor es das schaffen konnte…‘   oOo   Eine Brise in seinem Haar…so fühlte es sich an…eine zärtliche, ziehende Empfindung…   Aber da war kein Wind.    Licht spielte über Nejis Augenlider und erschufen einen gesprenkelten Effekt, wie das Schimmern einer weit entfernten Sonne über schwarzen Wassern.   Wasser.   Seine Kehle fühlt sich rau und roh an, als würde sie aufreißen und zerplatzen, wenn er versuchte, zu schlucken…seine Muskeln verkrampften sich mit einer Kraft, die Übelkeit durch seine Innereien zerrte…es brachte ihn zurück in seinen Körper…zog ihn zurück zu Bewusstsein… glühendes… bebendes…Bewusstsein…   Fieber…?   Gift. Er konnte es spüren, beinahe schmecken, wie es sich auf seine Zähne legte. Chemisch, bitter und brennend wogte es in Wellen durch ihn…Venen standen in Flammen…Lungen waren schwer wie Blei in seiner Brust…und genau dort trafen die abgehackten Explosionen des Schmerzes wie kleine Rasierklingen ein…schneidend…scharf…   Scharf…   Shikamarus Augen kristallisierten sich in seinem Verstand…   Verstand…   Dieser Verstand war noch schärfer als die Augen…und beide hatten sich miteinander verbündet, um Neji aufzuschneiden…ihn zu sezieren und…   Mich zu zerbrechen…   Etwas brannte in ihm…und es schmerzte weitaus schlimmer als die Qual…schlimmer als das Gift…denn Shikamaru floss so viel stärker als die Chemie durch seine Venen…ebenso trügerisch und irreführend wie Rauch…Rauch in seinem Blut…   Ich werde dich…aus mir austreiben…Nara…   Das weiche Streicheln durch sein Haar kehrte zurück und ein Ruck folgte, auf den er als Reaktion die Stirn gerunzelt hätte, wenn er in der Lage gewesen wäre, seine Miene zu verändern.   „Maki-chan! Lass das!“   „Aber…ich kämme doch nur sein Haar…er ist mein Freund.“   „Er muss schlafen, okay? Geh und spiel woanders.“   Das Kratzen von Stuhlbeinen kreischte wie Nägel auf einer Schiefertafel durch seinen Kopf; ein guter Vergleich, wenn man bedachte, wie schwarz seine Welt geworden war. Alles war dunkel und verstaubt mit undurchsichtigen Partikeln von Realität und Delirium schwebte leise durch die Bildfläche. Geräusche schwollen gegen seine Schläfen; der Druck pochte und wurde stärker.   Eine Hand strich durch sein Haar. „Maki-chan ist so angetan von dir. Und sie mag deine Augen so sehr.“   Er kannte diese Stimme…ein verschwommenes Bild wurde von seinem Kopf herauf beschworen…gekleidet in Weiß…zierlich aussehend…die femininen Töne hoch wie trällernder Vogelgesang…die Veterinärin…er erinnerte sich an ihre Stimme…der Name glitt hinein in sein Bewusstsein und wieder hinaus…   Isuka…?   Das Gefühl von etwas Kaltem, das seine Stirn berührte…   Wach auf…   Nejis Wimpern zitterten gegen sein Jochbein, doch seine Lider wollten sich nicht heben.    Er konnte keine Worte formulieren, doch er spürte das sanfte Tropfen von Wasser, das sich zwischen seinen gesprungenen Lippen sammelte; kühl und klar und es lief in dünnen Rinnsalen seine Kehle hinab. Es war eine willkommene Ablenkung, als der Schmerz zu pulsieren begann und Wellen aus Übelkeit ihn wieder der Schwärze entgegen drängten.    Nein…steh auf…   Seine Finger krümmten sich schwach und ein scharfes Piepsen erklang zu seiner Linken.    Wie ein gemessener Herzschlag…   Schlägt es überhaupt noch…? Bin ich…?   „Du hast eine unglaubliche Kondition.“, die Stimme plauderte leise, freundlich und bewundernd über ihm, entschwand und kam zurück, als würde sich ein Lautstärkeregler in seinem Kopf hin und her drehen. „Ich habe niemals zuvor so etwas gesehen. Ich wünschte, ich wäre stark, aber mein Talent liegt nicht in meinem Körper. Ich habe schwache Knochen.“   Schwach…?   Das Wort drang durch den dichten Nebel in seinem Kopf und erfüllte ihn mit einem Gefühl des absoluten Abscheus wegen seiner Unbeweglichkeit.   Beweg dich…Gott, steh…einfach auf und…beweg dich…   Doch kein einziger Befehl wurde ausgeführt; tatsächlich kämpfte sein Bewusstsein darum, die Anweisungen überhaupt zu vervollständigen, da sich im Delirium befindende Erinnerungen in seinem Kopf vermischten…ein psychedelisches Wirbeln, das ebenso verzerrt war wie seine Träume…   Bewegung…Steine…Zug…   ‚Du bist am Zug…‘   Zug. Ein Spiel…eine Lüge…Lügen…   Shikamaru.   Verschwinde…aus meinem Blut…verschwinde…aus meinem Kopf…   Der Herzmonitor neben dem klapprigen Krankenbett biepte laut. Es war eine sprunghafte Veränderung die das Streicheln an seinem Haar innehalten ließ. Er hörte Schritte, das Rascheln von Bewegungen und ein sanftes Tätscheln an seinem Unterarm.   „Ich weiß, es muss schrecklich sein. Es ist okay, Hyūga. Es wird vorbei gehen. Ich verspreche es dir.“   Neji fühlte erneut das leichte Tätscheln an seinem Arm…und dann folgte eine andere Empfindung, weiter entfernt und an den Rändern seines Bewusstseins…beinahe wie eine Chakrasignatur…flackernd und entschwindend…   Halluziniere ich…?   Er versuchte sich zu bewegen. Und konnte es nicht. Das Biepen zu seiner Linken wurde schriller und nahm an Geschwindigkeit zu.    „Ganz ruhig. Du bist genauso rastlos wie unsere Vögel.“, murmelte Isuka mit warmer Stimme. „Aber mach dir keine Sorgen. Deine Freunde werden bald zurü-“   Ihre Stimme brach mit einem erstickten Keuchen ab und etwas schlug dumpf auf dem Boden auf.    Der Klang durchbohrte markerschütternd Nejis Verstand und hallte durch ihn.    Vögel schrien in ihren Käfigen, Stahl schepperte, Futterkisten wurden umgeworfen.   Ein nasses Sprühen traf auf seine fiebrige Haut.    Es war warm. Zu warm.    Nein…STEH AUF!   Die Oberfläche, auf der er lag, ruckte heftig unter dem Gewicht von etwas, das dagegen kollabierte und rollte sie ein Stück fort, bevor sich der dünne Schlauch, der seinen Arm mit dem Tropf verband, straff zog. Die Nadel glitt aus seiner Armbeuge. Er spürte es nicht. Aber die Empfindung, dass sich alles drehte, hörte nicht auf und sein Hirn geriet ins Taumeln; kämpfte darum, mit dem Ansturm von Übelkeit und verzerrter Schwerkraft fertig zu werden.    Er konnte Isuka nicht mehr hören…nur noch das schrille Piepsen links neben sich und die Panik der Vögel.    Energisch versuchte er, seine Sinne weiter auszustrecken, nach irgendeinem Geräusch zu suchen oder nach ihrer Atmung.    Nichts.    Nur das Kratzen von Klauen und das Schlagen von Flügeln.    Doch selbst durch das benebelte Chaos seiner Wahrnehmung…er wusste, dass er nicht allein war.    Die Anspannung zog seine Nerven zu spröden Strängen straff und vibrierte mit einem machtlosen Zorn, da ihn Paralyse und Schmerz bewegungsunfähig hielten. Er hatte keine Ahnung davon, was zur Hölle gerade passierte.    Bis etwas sein Handgelenk berührte.    Es wanderte mit einem sanften Kratzen seinen Arm hinauf, kitzelte seine Haut und strich über seine Armbeuge, um der starken Kurve seines Bizepes zu folgen. Es glitt höher, geisterte über sein Schlüsselbein…dann über die schmerzenden Ebenen seiner Brust und bis zu den flachen Muskeln seines Bauches…   „Oh, Hyūga.“, summte eine tiefere, weibliche Stimme in sein Ohr. „Was hat dieser Junge dir nur angetan?“   Auf einen Schlag fühlte sich das Fieber kalt auf seiner Haut an.   oOo   „Oi, Shikamaru, wer hätte gedacht, dass wir nochmal hierher kommen, huh?“   „Es war so leer das letzte Mal.“, sagte Sakura kopfschüttelnd. „Seht es euch jetzt an.“   Das Summen, das die große Versammlungshalle füllte, war wie das Brummen von Statik gegen Shikamarus Haut. Es schien mehr ein Bienenstock als eine Halle zu sein und die Aktivitäten und Erwartungen nahmen immer weiter zu, als die Hanegakure Shinobi und die Clanältesten herein marschierten. Die leise Furcht war einer zunehmenden Neugierde gewichen. Gesichter, die ernst und misstrauisch gewesen waren, wurden weicher und lebendiger.    „Schwarmmentalität.“, lachte Hibari leise und spähte zu Shikamaru.    Der Nara sagte nichts – er ließ seinen Blick einfach nur über die Menge wandern.    „Solange es sich nicht in eine Mobmentalität verwandelt.“, murrte Kiba und ging in die Hocke, um einen Arm um Akamaru zu schlingen.    „Das wird nicht passieren.“, versicherte Hibari.    Shikamaru wollte ihn zu gerne beim Wort nehmen, doch sein Hirn hörte einfach nicht auf, jedes mögliche Desaster vorauszuahnen und ihn mit Möglichkeiten zu bombardieren, wie er das verhindern konnte. Er stand mit Hibari und dem Rest des Konoha Teams an einem Podium an der einen Seite der Halle. Es verlieh ihnen einen günstigen erhöhten Standpunkt, bevor sie nach unten steigen und sich zu den Ältesten an den Steintisch begeben mussten. Es war derselbe Tisch, um den sie gesessen waren, als sie ihre Versammlung mit Ozuku abgehalten hatten.    Die Augen des Nara glitten weiter nach vorn.    Jenseits des Tisches füllte sich die Halle immer weiter mit den relevanten Repräsentationsfiguren und Clanvorstehern – es würde mehr eine offene Ratssitzung werden, die es allen Bewohnern gestattete, nach vorn zu treten und ihre Meinung kundzutun. Shikamaru hatte bereits mitbekommen, wie Hibari so mit seinen Rebellen vorging. Die koordinierte Disziplin der Rebellen hatte den Nara beeindruckt, aber nicht vollkommen überrascht. Sie folgten Hibari ohne Fragen zu stellen; aus Respekt und Hingabe und ohne den geringsten Hauch von Angst oder Verpflichtung.    Nicht wie bei Ozuku oder Fukurō.   Hibari ermutigte jeden, Fragen zu stellen und hieß Vorschläge willkommen, während er zusammen mit seinen vertrauenswürdigsten Shinobi zu kollektiven Urteilen kam. Doch wurden die Entscheidungen bekannt gegeben, dann war sein finales Wort Gesetz. Die Diskussion war vorbei; sowohl Disziplin, als auch Ordnung wurden weiterhin beibehalten.    Er würde ein guter Anführer sein, wenn die Leute ihn denn akzeptierten.    Sein Clansname war schwer befleckt – und es würde einige Zeit dauern, sich von diesem Makel zu befreien.    „Den Dorfbewohnern ihre Stimmen wieder geben…“, murmelte Sakura. „Es ist ein guter Anfang.“   Hibari brummte. „Und auch nicht zu rücksichtslos. Bringt mir das ein paar Pluspunkte ein?“   „Nein.“ Sakura verschränkte die Arme, doch Shikamaru wusste, dass sie lächelte.    Das hätte ich nie erwartet…wie so vieles anderes…   Der Nara fuhr fort, aufmerksam durch die Halle zu blicken und suchte nach irgendwelchen Anzeichen von Aggression. Doch es schien keine zu geben. Das plötzliche Schlagen von Akamarus Rute gegen sein Bein zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Hund hatte seinen Kopf schief gelegt und die Schlappohren aufgestellt. Seine Zunge hing ihm aus dem Maul, während er mit lästiger Intensität zu dem Schattenninja hinauf starrte.   Shikamaru seufzte und eine seiner Brauen hob sich in einer erbärmlichen Imitation seines üblichen Gesichtsausdruckes.    Winselnd wedelte Akamaru noch einmal mit dem Schwanz gegen sein Bein; vor und zurück wie ein freundschaftliches Tätscheln – zumindest das hundeartige Äquivalent zu so etwas. Die seltsame und wissende Geborgenheit in dieser Geste ließ Shikamarus Kiefer verkrampfen und dieser Klumpen aus Emotionen stieg schon wieder in seiner Kehle auf.    Fuck…das ertrage ich jetzt nicht…   Energisch kämpfte er den Drang nieder, die Augen zu schließen.    „Hey!“, bellte Kiba und deutete zu der Kuppel der Halle. „Das darf doch nicht wahr sein! Das sind Narutos Turteltauben!“   Naruto bewegte sich so schnell, dass er nur ein Blitz aus gelb, orange und schwarz war. Mit einem Hechtsprung brachte er sich hinter Chōji in Sicherheit, während seine Hände bereits durch sein Haar fuchtelten, nur für den Fall, dass er bereits ohne es zu bemerken bombardiert worden war.    „Versteck mich!“   „Du bist so eine Memme.“, lachte Kiba. „Sie suchen doch nur nach dem ‚Verschwundenen‘.“   Shikamarus Blick wanderte nach oben und folgte dem Schwarm kleiner orangener Vögel, die zwischen den Balken hindurch zischten. So gut er konnte, konzentrierte er sich auf diese Ablenkung, bis sich seine Augen auf das Krümmen kraftvoller Schwingen richteten. Hibaris Adler saß in den Sparren und sah auf sie hinab.    „Turteltauben?“, echote Hibari und seine Stirn legte sich in verwirrte Falten. „Das sind keine-“   „Spar dir die Mühe, Hibari.“, seufzte Sakura nur.    „Es sind Narutos Turteltauben.“ Kiba wackelte mit den Augenbrauen. „Und Naruto ist der Verschwundene.“   „Halt’s Maul.“ Narutos Faust tauchte unter Chōjis Arm auf und fuchtelte wild.    Hibari grinste. „Diese Vögel bringen Glück. Du solltest einen mit nach Konoha nehmen.“   „Scheiße, nein!“, plärrte Naruto.    „Scheiße, ja!“ Sofort war Kiba auf den Füßen und streckte die Hand aus wie ein Mechaniker, der um ein Werkzeug bat; seine Finger krümmten und streckten sich fordernd. „Hinata, bring mir sofort ein Netz. Oder ein bisschen von Narutos Blut, oder was auch immer. Du kannst ihn beißen.“   „Was zur Hölle, Kiba?!“   „Kiba-kun!“, erwiderte Hinata ernst und so nah dran an einem Tadel, wie es ihr möglich war, während sie rot anlief.    Shikamaru reagierte überhaupt nicht und starrte einfach nur Akamarus Rute an, die immer wieder sachte gegen sein Bein strich. „Hibari, warten wir eigentlich nur noch auf Isuka?“   „Eher auf ein paar mehr Älteste. Aber es wäre mir lieber, wenn sie hier wäre.“   „Sie hat gesagt, dass sie mir Bescheid gibt, um sie abzulösen.“, sagte Sakura und spähte zu dem Nara, während sie gegen ihr Funkgerät tippte, das sie immer noch trug. „Ich werde auch nach Neji sehen.“   Shikamaru verstand die Bedeutung ihrer Worte und nickte. „Ja.“   Er hatte alles, was ihm noch an Zurückhaltung geblieben war, gebraucht, nicht darauf zu bestehen, dass entweder Sakura oder Hinata bei Neji blieb. Es war allerdings zwingend erforderlich, dass sich das Konoha Team den Dorfbewohnern zeigte. Zu diesem Zeitpunkt war das Vertrauen noch so brüchig, dass selbst das kleinste Misstrauen argwöhnischer Ältester aufgrund nicht anwesender Verbündeter ausreichen würde, um es kollabieren zu lassen. Es war bereits schwer genug, Nejis Abwesenheit zu erklären.    Isuka sollte sich besser beeilen…   „Also wie geht es eurem Hyūga?“, fragte Hibari ernst, hielt die Augen aber auf die Menge gerichtet. „Wird er sich wieder erholen?“   Die Antwort darauf hätte vollkommen automatisch kommen sollen, doch Shikamaru musste feststellen, dass seine Zunge wie an seinem Gaumen festgeklebt war.    „Ja, er wird sich erholen, aber er muss sich ausruhen.“, sprang Sakura ein und rettete Shikamaru, bevor er eine erschöpfte Antwort hervor zwingen konnte. „Chakraverbrauch. Sein Ninjutsu erfordert eine ganze Menge davon.“   Hibari summte und seine grauen Augen verengten sich nachdenklich. „Achja? Ich habe nie gesehen, wie er irgendeine Art von Ninjutsu angewandt hat, als er gekämpft hat. Nicht einmal das Byakugan.“   Fuck.   Shikamaru erholte sich schneller als erwartet und sein träger Tonfall rollte ihm unberührt über die Lippen. „Schätze mal, dass er es sich für Ozuku aufgespart hat.“   „Aufgespart? Erscheint dir das nicht seltsam?“   Der Nara zuckte mit den Achseln. „Ich bin kein Hyūga.“   Hibari beließ es dabei, doch Shikamaru konnte einfach nicht anders, als den Eindruck zu gewinnen, dass der Tsubasa sehr wohl den rohen Nerv bemerkt hatte, der unter der täuschend gelassenen Haut des Schattenninjas lag. Oder vielleicht war er auch einfach nur paranoid; was vermutlich grausam ironisch wäre, wenn man die vielen Male bedachte, als er Neji vorgeworfen hatte, anderen zu misstrauen.    Und jetzt hast du ihm jeden Grund dazu gegeben…   Doch noch grausamer war die Tatsache, dass er es hätte aufhalten können. Er hätte die Auswirkungen seiner Handlungen abmildern können. Er hätte sich von diesem Gebiet abwenden können, auf und in dem er sich verloren hatte. Es wäre besser gewesen, die Distanz zu wahren und nichts zu verlieren. Ein Nichts, das etwas war, das eine unglaubliche Qual verursachte, wenn er versuchte, davon weg zu laufen; distanziert und unberührt. Eine Qual, die er von Anfang an nicht hatte er ertragen können.   Es ist nicht von Bedeutung…man kann nicht verlieren, was man niemals gefunden hat…   Und vielleicht war das die grausamste Lüge von allen.    Und trotz all seiner Intelligenz, er wusste, dass er sich selbst nicht täuschen konnte.    oOo   „Du magst sie getäuscht haben, Hyūga…aber ich konnte es in deinen Augen sehen.“   Alles, was Neji sehen konnte, war Schwärze.   Auch seinen anderen Sinnen erging es wenig besser, obwohl Kitoris Stimme durch sie hindurch stach, wie honigtriefende Hörner. Die klebrige Süße ihrer Stimme verschleierte die verblendete Bitterkeit, die er dennoch spüren konnte.    Ich muss mich bewegen…   Aber nichts wollte reagieren. Das körperlose Gefühl hielt an, als würde er den Schmerz ebenso außerhalb seines Körpers spüren wie innerhalb. Es machte ihn orientierungslos und verwirrte die Signale, die sein Hirn abfeuerte; er war nicht einmal in der Lage, sie irgendwie zu koordinieren.    Beweg dich.   Das schwerfällige Ziehen seiner Atmung wurde noch anstrengender, als er darum kämpfte, seinen Willen über seinen geschwächten Zustand hinaus zu zwingen.    BEWEG DICH!   Der Herzmonitor piepste all seine Anstrengungen mit schrillen Tönen in die Luft.    „Ssshh.“ Kitoris Atem spielte über seine Stirn und dieses leichte Kratzen, von dem er wusste, dass es ihre Fingernägel waren, strich seine Rippen entlang, wanderte höher und schob sich durch sein Haar. „Ich bin auch gut darin, die Leute zu täuschen. Wir sind uns sehr ähnlich, du und ich.“   Nein, ich bin überhaupt nicht wie du…   Erneut kämpfte er darum, die Augen zu öffnen, doch nur seine Wimpern flatterten ein wenig.    Er hörte, wie sich Kitori bewegte und registrierte, dass ihre Schritte innehielten, bevor ein einziger etwas schwerer ausfiel als die vorhergehenden. Als würde sie über etwas hinweg steigen.    Isuka…   Zorn und Schuldgefühle krallten sich unter Nejis Haut und waren noch potenter als die Hitze seines Fiebers. Wie zur Hölle hatte es Kitori geschafft, sich zu befreien? War sie nicht eingesperrt gewesen? Hatte sie gekämpft? Wen sonst hatte sie verletzt? Die Fragen rollten in seinem Kopf herum wie scharfe Steine; schwer und aufschürfend gegen seinen Schädel.    „Wie töricht von ihnen, wirklich. Ich bin sehr gut darin, aus Käfigen zu entkommen…schon immer, seit ich ein kleines Mädchen war…“ Kitoris Stimme lief aus und ihre Fingerspitzen strichen über Nejis Kiefer. „Dieser Vogel ist niemals ohne seine List. Ich bin deutlich weiser geworden, als sie sich vorstellen können.“   Weiser…   Ungebeten löste sich eine weitere Erinnerung aus seinem Bewusstsein. Die Stimme von Shiranui Genma wirbelte durch seinen Verstand, zusammen mit all den Trümmern in seinem Kopf.    ‚Wenn gefangene Vögel weiser werden, dann versuchen sie, ihren Käfig mit den Schnäbeln zu öffnen. Sie geben nicht auf, denn sie wollen endlich wieder frei fliegen.‘   Nejis Finger zuckten.    Gott, vielleicht war das alles einfach nur eine kranke Halluzination.    Doch dann umfassten Hände sein Gesicht und die kühlen Spitzen von Kitoris Daumen streichelten seine Wangenknochen, bevor sie den stolzen Kanten folgte. „Hat er dir Frieden gebracht? Ich habe gesehen, wie du ihn berührt hast. So wie ich dich jetzt.“   Ihre Finger folgten einem Pfad, der dem Schwung seiner eigenen Finger ähnlich war, als er sie über die Neigungen von Shikamarus Gesicht hatte wandern lassen.    Woher weiß sie das…?   „Ich habe gesehen, wie er dir gesagt hat, dass du aufhören sollst.“ Sie hielt mit den Fingerspitzen an seinen Schläfen inne. „Und das hast du. Es war hypnotisch…wie du ihn angesehen hast. Auf eine Weise, auf die er dich nicht ansehen konnte.“   Nejis Verstand bemühte sich, den Worten zu folgen und sie mit einer Zeit und einem Ort zu verknüpfen, die wahrscheinlich nur einer Phantasie in Kitoris Kopf entsprangen. Aber was sie beschrieb, erschien ihm zu vertraut…ihre Berührung zu intim und zu präzise ausgerichtet…   „Und weißt du auch, was du als nächstes getan hast?“   Er wusste es instinktiv.   Ein Hauch von Atem fächerte gegen seine Lippen. „Du wolltest nicht aufhören, oder?“   In seinem Inneren zuckte er angewidert zurück, als der Mund dieser Frau unverschämt seinen eigenen liebkoste. Allein die Tatsache, dass sie sich ihm so weit nähern konnte, war genug, um den brutalen Drang in ihm zu wecken, es sie unverzüglich bereuen zu lassen. Doch es war die eine Sache, diesen Drang zu spüren und eine ganz andere, in der Lage zu sein, diese Drohung auch in die Tat umzusetzen.    FUCK! BEWEG DICH!   Er konnte es nicht. Er konnte einfach nur diese Übelkeit erregende Empfindung durchleiden, als ihre Zunge langsam über seine Unterlippe strich, bis ihre Zähne zubissen – gerade so fest, dass sie noch kein Blut vergossen. Dann zog sie sich zurück und legte eine Hand an seinen Kiefer, als sie ihr Gesicht so nah an seines legte, dass er das alarmierende Beben in ihrer Stimme auf der Haut spüren konnte.    „Er ist dir nachgejagt.“, wisperte sie verbittert. „Warum ist mir nie jemand nachgejagt? Warum ist nie jemand meinetwegen gekommen? Sie haben mich in diesem Käfig gelassen. Mich gebrandmarkt und dafür gesorgt, dass ich zwei wunderschöne Kinder geboren habe. Ich habe versucht, sie zu retten.“   Sie zu retten?   In seinem Inneren zähmte sich Nejis Zorn ein wenig und begann nur noch zu schwelen, während er versuchte, trotz des zunehmenden Druckes des brüllenden Blutes in seinem Kopf, einen Sinn in den Worten zu erkennen, die sich gegen seine Trommelfelle pressten.   „Aber du hast meine Toki gerettet, nicht wahr? Du hast Gnade gezeigt. Du hast sie gerettet.“   Sie gerettet?   Er hatte sie umgebracht. Ihr das Leben genommen. Und das alles unter der Illusion, dass sie eine Bedrohung war, obwohl sie doch in Wahrheit nichts weiter gewesen war, als ein vollkommen verängstigtes, schwangeres Mädchen – selbst kaum mehr als ein Kind – sich hinter einem Mut versteckend, der vielleicht lange genug gebröckelt hätte, damit er die Wahrheit sehen konnte; wenn er ihr nur die Chance dazu gegeben hätte.    Etwas von dem harten Kampf verließ ihn; der Zorn wich einer entsetzlichen Reue und Verwirrung.    „Ich habe versucht, meinen Hibari dazu zu bringen, es auch einzusehen.“, wisperte sie, während ihre Fingerspitzen über Nejis Gesicht geisterten, wie vielleicht ein Kind seine kostbare Porzellanpuppe berühren würde; den Hüter all ihrer Geheimnisse.   Ich will deine Geheimnisse nicht…ich will deinen Schmerz nicht…   Er war dem seinen viel zu ähnlich…schnitt er die Umstände ab und riss die Kontexte hinfort…dann war es dieselbe Qual…roh…bitter…stark genug, um die Herzen anderer Menschen anzugreifen; und wenn nur, um das zu beschützen, was von dem eigenen noch übrig war…   Nicht, dass er es geschafft hatte, das zu tun.   Zwanghaft versuchte er, das Bild dieser brennenden Mahagoniaugen, die sich zu poliertem Obsidian vertieften, aus seinen Gedanken zu verbannen.    „Ich habe versucht, es ihm klar zu machen, als er ein Kind war.“, fuhr Kitori fort. „Ihm zu sagen, dass ich Dinge gesehen habe…dort oben im Himmel, schwebend wie ein Vogel. Dort gibt es keine Restriktionen, keinen Schmerz, keine Ketten, die uns unten halten. Dort gibt es nur den Wind.“   Etwas Nasses traf auf Nejis Wange.    Verspätet bemerkte er, dass es Kitoris Tränen waren.    „Nur der Wind ist mir gefolgt, ist mir nachgejagt, Hyūga. Niemand sonst hat es je getan.“ Ihre Fingerkuppen fuhren die Spuren ihrer Tränen in den Mulden seiner Wangen nach, als würde sie ihre Trauer auf ihn zeichnen. „Aber ich werde dir die Gnade gewähren, die du mir nicht geben konntest. Denn ich verstehe, was Freiheit ist…ich verstehe, dass es nur eine Sache gibt, die Menschen wie uns diese Art von Frieden bringt. Weißt du, was es ist?“   Für eine verräterische Sekunde blitzte klar und deutlich Shikamarus Gesicht in Nejis Geist auf – ein heimsuchender Schnappschuss, den sein Zorn in der Mitte auseinander gerissen hätte, wenn sein Schmerz ihn selbst nicht zuerst zerfetzt hätte.    Und dann berührte etwas anderes seine Haut – neigte sich gegen die Schräge seiner Wange.    Kalter Stahl.    Kitoris Lippen berührten sein Ohr. „Es ist der Tod.“   oOo   Das dauert viel zu lang…   Die Nerven am Grund von Shikamarus Nacken spannten sich an und kribbelten. Er bog einen Arm nach hinten und rieb gegen die Verkrampfung, während seine Augen über die Menge wanderten. Seine Schläfen fühlten sich ebenso straff an wie das Fell, das über eine Trommel gespannt war; sein Hirn hatte offenbar keinerlei Probleme damit, einen Gedanken nach dem anderen auszuspucken, um seinen Kopf damit nach und nach zu einem formlosen Brei zu prügeln.    Scheiße…so kann ich nicht klar denken…   Mit der Ausrede, ein wenig frische Luft zu schnappen und einen klaren Kopf zu bekommen, bevor die letzten Ältesten eintreffen würden, schlüpfte Shikamaru aus der Hintertür und trat auf eine große Veranda. Sie war vollgestellt mit Tischen und Stühlen, um im Sommer unter freiem Himmel essen zu können; eine erhöhte Ebene, von der man das Dorf überblicken konnte.    Shikamaru schlenderte über den Balkon und legte die Hände auf das Geländer. Hart packte er zu, während er den Kopf nach unten beugte und kühle Luft durch die Nase einzog; er hielt den Atem tief in sich, als er auf seinen bandagierten Handrücken starrte.    Reiß dich zusammen. Du hast eine Rolle zu spielen. Also tu es. Hör auf, rumzujammern wie ein Kind.   Ein leises Giggeln zog seinen Blick zur Seite.    Shikamaru hob ein wenig den Kopf und seine Schulterblätter bewegten sich unter seiner Flakjacke, als er sich etwas aufrichtete. Ein blondes Kind hockte neben einem der Tische und winkte ihm zu. Der Schattenninja sah sie schweigend an, bevor er grüßend leicht mit dem Kopf nickte. Eigentlich hatte er es nicht als eine Einladung gemeint, aber die Kleine sprang sofort auf die Füße und hüpfte zu ihm herüber.    „Du bist trickreich!“, stellte sie fest und deutete mit dem Finger auf ihn.    Trickreich?   Shikamaru verzog innerlich das Gesicht. Selbst zu seinen besten Zeiten fühlte er sich in der Gesellschaft von Kindern gelinde gesagt unwohl.    Wie lästig…das ist wirklich das Letzte, was ich im Moment brauche…   Das grünäugige Mädchen hielt mit den Händen an den Hüften inne und sah mit einem aufrichtig unbeeindruckten Ausdruck zu ihm auf, der ihn dazu brachte, sich weiter von ihr fort zu schieben. Er hatte keinerlei Interesse daran, der Empfänger eines kindischen Wutanfalls zu sein – besonders nicht, wenn es um ein Kind ging, das so nervig aussah wie dieses hier. Er wandte demonstrativ den Blick ab und hoffte inständig, dass das Unterbrechen des Augenkontakts sein tiefes Desinteresse kundtun würde.    „Du bist klug! Das hat dein Freund gesagt!“   Das wiederum zog seine Aufmerksamkeit auf sich.    Er spähte zu ihr hinüber und hob eine Braue. „Mein Freund?“   „Der Traurige. Er hat die Augen eines Engels.“   Shikamaru starrte sie an und seine Lippen öffneten sich leicht, als ihm der Atem in der Kehle erstarb. Er musst schwer schlucken. „Was?“   „Er hat gesagt, dass du auch ihn acht gibst.“ Das Mädchen legte den Kopf auf die Seite und blonde Locken hüpften, als sie ihre Lippen zu einem kleinen Knoten schürzte; ganz offensichtlich argwöhnisch. „Aber jetzt gibt sie auf ihn acht.“, jammerte die Kleine und spie das Wort ‚sie‘ geradezu aus. „Ich mag sie nicht!“   Shikamaru zog die Brauen zusammen und wandte den Blick ab, während er sich über die Stirn rieb. „Isuka-san ist eine gute Frau.“   „Nah-ah, nicht Isuka-san, Dummerchen! Isuka-san schläft.“   Shikamaru erstarrte vollkommen. „Bitte was?“   „Yup!“ Das kleine Mädchen nickte. „Auf dem Boden. Es ist schmutzig auf dem Boden. Aber die Frau mit den Zöpfen gibt jetzt auf deinen Freund acht. Trotzdem mag ich sie nicht. Sie hat gruselige Augen.“   Für einen Moment setzte Shikamarus Herzschlag aus und er stierte das Kind einfach nur an.    Und dann rannte er.   ____________________ Uff...wieder einiges passiert und einige Metaphorik in dem Kapitel. Emotional war das echt auch wieder eine Herausforderung. Ich hoffe sehr, dass vor allem die Szenen mit Neji gut gelungen sind. Lasst mich doch wissen, wie euch das Kapitel gefallen hat, ich würde mich wieder sehr über ein paar Meinungen freuen! Vielen vielen Dank wie immer an all meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen für die Unterstützung! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)