Break to Breathe von _Scatach_ ================================================================================ Kapitel 32: Justice ------------------- Hoffentlich klart es noch auf, bis wir aufbrechen müssen…   Es war nicht der Donner gewesen, der Shikamaru geweckt hatte, doch er rollte laut genug, um seinen Blick auf das Fenster zu ziehen. Die Scheiben bebten und frische Bahnen aus Regen schlugen heftig gegen das Glas.    Der Schattenninja lehnte sich zurück gegen das Kopfstück des Bettes.    Ein weiterer Knall ertönte vor den Fenstern und lief zu einem Grollen aus.    Blitze tauchten den Raum in flackerndes Licht.   Neji bewegte sich leicht.    Shikamaru senkte den Blick auf den Ninja, der neben ihm lag, das Gesicht von ihm abgewandt. Ein Tumult verstörender Gefühle verwickelte sich im Inneren des Schattenninjas und bildete einen Knoten, den er mit Logik nicht zu lösen vermochte.    Ich glaube, ich verliere mich selbst in dem Versuch, dich zu finden…   Die schwache Bewegung von Nejis Schulterblatt spannte die Muskeln im Rücken des Hyūga an. Langsam hob Shikamaru die Hand und strich mit den Fingern über die Wirbelsäule des Jōnins und summte leise, während er sanft mit seinem Daumen klopfte.    Neji wurde wieder ruhig.    Stirnrunzelnd ließ Shikamaru seine Berührung höher wandern, um den Hinterkopf des Hyūgas zu streicheln; er sah seinen Fingerspitzen dabei zu, wie sie in den dichten mokkafarbenen Strähnen verschwanden und leicht Nejis Kopfhaut massierten. Sie hatten die ‚Vier Uhr morgens‘ Grenze vor zwanzig Minuten überschritten, sollte die innere Uhr des Nara ein ernstzunehmendes Maß sein. Neji war nicht aufgewacht. Tatsächlich, war seine Atmung die ganze Zeit über ruhig und beständig geblieben, während Shikamaru schweigend über ihn gewacht hatte.    Das bedeutet aber nicht, dass wir uns außerhalb der Gefahrenzone befinden…   Er hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, was es bedeutete; er wusste nur, dass es nicht nur gefährlich, sondern auch dumm wäre, sich von einem falschen Sinn von Sicherheit einlullen zu lassen. Aber auf der anderen Seite wusste er auch nicht, ob irgendetwas von dem, was er in den letzten Stunden getan hatte als sicher oder klug erachtet werden konnte.    Doch es tat ihm nicht leid.    Noch nicht.   Schon wieder legte sich seine Stirn in Falten und seine Hand auf Nejis Kopf hielt inne. Der Hyūga summte leise. Shikamaru sagte nichts, beobachtete einfach nur, wie Neji ein wenig mit der linken Schulter rollte.    „Du solltest schlafen…“, murmelte der Hyūga, seine Stimme war tief und schläfrig.    Shikamaru antwortete, indem er mit den Fingern erneut träge über Nejis Kopf streichelte. Es war der einzige Kontaktpunkt, abgesehen von der Wärme ihrer Körper, die den winzigen Raum zwischen ihnen füllte. Das Bett war so schmal, dass es unmöglich war, sich noch weiter auseinander zu bewegen. Shikamaru war sich aber auch nicht sicher, ob sie es überhaupt getan hätten, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten; auch wenn er eigentlich erwartet hatte, dass Neji sich während der Nacht in sein eigenes Bett legen würde.    Die Tatsache, dass er es nicht getan hatte, sprach Bände.   Shikamaru hoffte nur, dass sie sich auf derselben Seite befanden.   Sein Schweigen brachte Neji dazu, sich leicht zu drehen und über die Schulter zu spähen. Die Bewegung lehnte seinen Kopf etwas weiter in die Berührung von Shikamarus Hand und die Finger des Nara hielten inne; seine halb geschlossenen Augen senkten sich zu den blasssilbernen Iriden, die ihn musterten.    Bitte sag mir, dass ich dich erreicht habe, Hyūga…   Neji wandte sich ihm zu, die dichte Mähne seines Haares floss über die Laken, als er sich auf einem Ellbogen abstützte; abrupt hielt er inne, bevor er sich etwas langsamer und vorsichtiger aufrichtete. Shikamaru entging das kurze Aufflackern von Schmerz in Nejis Augen nicht und er zog seine Hand zurück.   Definitiv nicht außerhalb der Gefahrenzone…   „Bist du okay?“, fragte Shikamaru vorsichtig, fast schon ein wenig wachsam.   Neji fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar und schob es so aus seinem Gesicht, bevor er prüfte, dass sich sein Stirnband immer noch sicher an seinem Platz befand. Shikamaru beobachtete ihn schweigend.    Und er trägt immer noch dieses verdammte Ding…   Als hätte er seine Gedanken gelesen, spähte Neji erneut über die Schulter. Doch was für ein unangenehmer Augenblick sich auch immer hätte ergeben sollen, kam nicht. Und Shikamaru hätte auf keinen Fall erwartet, dass sich der Jōnin elegant drehte, eine Hand an das Kopfbrett des Bettes legte und mit einem fast schon raubtierhaften Lächeln seinen Blick suchte, bevor er sich nach vorn lehnte und ihre Lippen übereinander strich.   Die Augen des Nara weiteten sich ein wenig.    Überraschung machte ihn vollkommen sprachlos.    Doch dann entspannte er sich und sah zu, wie Neji sich erneut nach vorn neigte.    Das Bett knackte laut.    Shikamaru schmunzelte und murmelte gegen Nejis Mund: „Wie lästig.“   Neji lächelte und nickte langsam. „Sehr.“   Der verführerische tiefe Ton von Nejis Stimme veranlasste Shikamaru dazu, den unmöglichen Versuch zu unternehmen, den Fluss seines Blutes wieder zu seinem Hirn umzuleiten. Er schluckte schwer, um den Knoten in seiner Kehle zu lösen und klopfte sanft mit dem Daumen gegen Nejis Hüfte.   „Geht es dir gut?“   Neji zögerte und zog sich weit genug zurück, dass sich ihre Augen begegnen konnten.    Shikamaru erwiderte den Blick mit einer erhobenen Braue.    Er wurde mit einem seltsamen Ausdruck festgepinnt, bevor der Hyūga zärtlich ihre Münder aneinander stieß und sich anschließend von seiner Handfläche abdrückte, wodurch das Kopfbrett leicht gegen die Wand schlug, als er aus dem Bett glitt.    „Da war wir beide wach sind, wäre es eine gute Idee, wenn wir unsere nächste Strategie besprechen würden.“   Du willst mich doch verarschen…   Shikamaru runzelte die Stirn. „Klar.“   Das langsame Rollen der Schulter des Hyūga entging ihm nicht. Neji wiederholte es ein paar Mal, bevor er in das Badezimmer und außer Sicht verschwand; die Tür zog er hinter sich zu,    Scheiße…   Shikamaru schloss die Augen und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht, während er den Kopf schüttelte, als wolle er seine Gedanken wieder in Einklang bringen.    Konzentrier dich…   Ein heftiger Schlag gegen das Fenster schreckte ihn auf.    Scharf drehte er den Kopf.    Rote Spritzer verteilten sich über das Glas, bevor sie von dem Regen fortgewaschen wurden.    Was zur Hölle?   Shikamarus Finger krallten sich in die Laken und hielten sie an seiner Hüfte, als er die Beine aus dem Bett schwang und sich erhob. Rasch schloss er die Distanz zum Fenster in wenigen langen Schritten und wischte mit seiner freien Hand die Kondensation von der Scheibe.    Das Glas war nicht gesprungen und jeder Hauch von Rot war verschwunden.    Der Schattenninja legte die Stirn in Falten und blinzelte, als er versuchte, etwas hinter den dichten Bahnen aus Regen erkennen zu können. Nichts. Nur undurchdringliche Dunkelheit, die nur hin und wieder von einem Blitz zerrissen wurde. Ein paar Blätter kratzten gegen das Glas und brachten ihn dazu, den Kopf zurückzuziehen.    Seltsam.   Beinahe wäre er zusammengezuckt, als Nejis Reflexion auf einmal im Glas auftauchte; Blitze ließen sein Hitai-ate auf eine beinahe bedrohliche Art aufleuchten.    „Was ist los?“, fragte Neji.    Shikamaru schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ein Vogel ist gerade gegen das Fenster geflogen.“   „Ein Vogel? Es dämmert noch nicht einmal.“   Shikamaru zuckte mit den Schultern und suchte das Glas weiter nach Blutspuren ab, von denen er eigentlich wusste, dass sie nicht da sein würden. Doch er hatte es sich nicht eingebildet; so viel war sicher. Als er seinen prüfenden Blick beendet hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Nejis Reflexion und beobachtete, wie der Hyūga zum Bett schritt; seine Finger wanderten über seine Brust.    Verdammt…   Shikamaru seufzte und sei Atem ließ das Glas beschlagen.    Wenn ich ihn vor unserem nächsten Kampf nicht überzeugen kann…   Er schloss die Augen und versuchte energisch, seinen Kopf so weit zu klären, dass er rational denken konnte. Schon wieder wäre er beinahe zusammengezuckt, als sich eine kühle Handfläche an seinen unteren Rücken legte und anschließend hinauf zu seinem Nacken wanderte. Er schaffte es gerade so, nicht darauf zu reagieren.    „Hinterhältig.“, murmelte er.   „Du hast lauter blaue Flecken.“, sagte Neji leise; sein Atem spielte über Shikamarus Schulter.    „Du packst hart zu.“, erwiderte der Nara achselzuckend.    „Es scheint dich nicht zu stören.“   „Tut es auch nicht.“   Er spürte, wie Nejis Hand zu der Bissspur an seiner Schulter glitt und die Finger die Ränder der Verletzung entlang strichen.    Shikamaru summte und drehte sich langsam, um sich gegen den Fensterrahmen zu lehnen. „Es ist nur dann lästig, wenn die Leute Fragen stellen.“   Neji sah an ihm vorbei und hinaus in den Regen. „Deswegen hast du auch den Onsen gemieden.“   „Das sagt der richtige.“ Shikamarus Augen wanderten über das Gesicht des Hyūga, dann richtete er seinen Fokus hinunter zu den Hämatomen auf Nejis Brust; seine Stimme blieb ruhig. „Du weißt, dass du in diesem Zustand nicht kämpfen kannst.“   Neji ließ sich nicht das Geringste anmerken. „Ich kann mich meinen Schwächen anpassen, Shikamaru. Solange ich bestimme Chakralevel meide, ist alles in Ordnung.“   Schwachsinn.   „So einfach ist das nicht Neji. Was du getan hast, wird sich nicht einfach von selbst lösen.“   „Vergiss nicht, warum wir hier sind.“, antwortete der Hyūga und begegnete endlich seinem Blick.    Shikamaru widerstand dem Drang, eine finstere Miene zu ziehen. „Du bist ein Dōjutsu-Ziel für diese Bastarde. Sollten wir kämpfen müssen, dann werden sie direkt auf dich losgehen.“   Nejis Züge blieben frustrierend gleichmütig. „Hinata wird ebenfalls gefährdet sein.“   „Hinata ist nicht dahin gehend gefährdet, dass sie nicht in der Lage ist zu kämpfen.“, schnappte Shikamaru und verlor seine Gelassenheit immer mehr an seine wachsende Besorgnis; die Worte flossen ihm über die Lippen, bevor er sie aufhalten könnte. „Oder dahin gehend, auf einen Schlag wegen einer Embolie bedingten Herzinsuffizienz tot umzufallen.“   Nejis Kiefer verkrampfte sich.    Fuck.   Shikamaru schluckte, doch er konnte es nicht zurücknehmen.    Die Worte waren ausgesprochen.    Kalt und klinisch.    Doch was immer er daraufhin erwartet hatte, es war sicher nicht Nejis ruhiger, beständiger Blick, der ihn musterte, als würden sie etwas Belangloses besprechen, das den Hyūga überhaupt nicht betraf.    „Ich habe nicht die Absicht, auf irgendeiner Ebene zu versagen.“, sagte der Jōnin schließlich. „Diese Mission ist unerlässlich. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas interferiert.“   Shikamaru entging der subtile Hauch einer Warnung keineswegs, die in diesem tiefen, steten Tonfall mitschwang. Seine Augen fielen zu Nejis Brust.    „Irgendetwas?“, murmelte er, bevor er den Blick hob. „Oder irgendjemand?“   Neji schürzte die Lippen. „Ich kann meine eigenen Fehlfunktionen selbst korrigieren, Nara.“ „Fehlfunktionen?“, echote Shikamaru und eine Braue hob sich bis zu seinem Haaransatz. „Du bist kein gottverdammter Roboter.“   Die Augen des Hyūga wurden hart. „Behalt deinen Kopf bei der Mission. Das ist es, was gerade zählt, Shikamaru. Das ist unsere Priorität und wird es immer sein.“   Die Worte trafen ihn wie ein Schlag in die Magengegend.    Shikamaru starrte für einen Moment geschockt vor sich hin; eine nagende Traurigkeit fraß sich hinter seinen Rippen durch ihn.    Aufmerksam suchte er Nejis Gesicht ab, doch er fand nichts als harte, kontrollierte Züge.    Langsam schüttelte er den Kopf. „Du hast nicht eine verfickte Sache von dem gehört, was ich letzte Nacht gesagt habe, oder?“   Nejis Augen wurden weich. „Doch, das habe ich.“   Die leise Antwort ließ eine schwere Stille zwischen sie fallen.    Shikamaru hätte diese simple Antwort auf unzählige verschiedene Weisen interpretieren können. Doch in dem Moment, in dem er seinen Verstand jeder einzelnen Möglichkeit zuwandte, musste er feststellen, dass er jedes Mal mit demselben Ergebnis konfrontiert wurde.   Du hast mich gehört…doch es ist nicht genug, um dich zu überzeugen…weil ich immer noch etwas übersehe…   Der Schattenninja runzelte angesichts dieser Erkenntnis scharf die Stirn.   Scheiße.   Neji legte den Kopf schief. „Shikamaru?“   Shikamaru schloss die Augen und seine Finger krallten sich in die rissige Fensterbank, bis er spürte, wie sich Spreißel in seine Haut gruben.    Was zur Hölle sehe ich nicht?   Er hörte nicht, wie Neji nach vorn trat, sein Verstand war viel zu sehr von seinem inneren Dialog eingenommen.    Man sollte meinen…dass nach allem, was du gesagt hast…nach allem, was du getan hast…ich inzwischen in der Lage sein sollte, zu wissen, was zur Hölle es ist…   Die Arme des Jōnins hielten ihn gegen das Fenster.    Und ich kann dich nicht noch länger schonen, bis ich es gefunden habe…   „Shikamaru…“   Fuck…lass es mich endlich finden…   Er spürte das sanfte Streichen von Nejis Lippen warm gegen seine Stirn…Sekunden, bevor sich der kühle Stahl des Stirnbandes des Hyūgas dorthin legte.    Die Kälte fuhr ihm bis in die Knochen.    xXx   „Es ist höllenkalt.“, grollte Kiba.    „Das macht nicht den geringsten Sinn, ist dir das klar?“, erwiderte Naruto und schritt einen glitschigen Balken der Brücke entlang.    „Dann ist es eben so kalt, als wäre die Hölle eingefroren.“, grummelte Kiba und wuschelte mit einer Hand durch Akamarus Fell, als sich der Hund gegen ihn lehnte, um etwas Wärme zu teilen. „Neji und Lee sollten sich lieber mal beeilen.“   „Wenigstens hat es aufgehört zu regnen.“, erwiderte Chōji und sah zu Shikamaru hinüber.    Der Nara zuckte nur mit den Achseln und ließ den Blick über das Dorf schweifen. Es funkelte und tropfte noch immer von den Folgen des Sturmes. Im Grunde sah es so aus, als würde es noch immer regnen, gemessen daran, wie viel Wasser sich in den Baumkronen gesammelt hatte. Der Himmel blieb dunkel und bewölkt, doch der Sturm war nach Norden weiter gezogen und ließ Hanegakure grau und düster zurück.   Die Luft war schwer zu atmen, feucht und stickig.    Beschissen…   „Shikamaru?“ Narutos heisere Stimme erscholl über ihm.    Der Schattenninja hob den Blick; seine Arme hielt er locker vor der Brust verschränkt, während er sich gegen den Brückenbalken lehnte, den der Uzumaki wie ein Vogel auf einem Drahtseil auf und ab torkelte.    „Hast du diese Vögel heute morgen gesehen?“, fragte Naruto.    „War schwer, sie zu übersehen.“, seufzte Shikamaru kopfschüttelnd.    „Gruselig, huh?“   „Laut.“, grummelte der Nara.    Unnatürlich.   Die Vögel waren eine vollkommen andere Art des Donners gewesen.    Es war kurz nach der Dämmerung passiert. Shikamaru und Neji waren gerade fertig geworden, einen Plan auszuarbeiten, als sich der Sturm gelegt hatte; nur damit sich gleich darauf der Himmel verdunkelte und sich mit hunderten von krächzenden Vögeln füllte. Shikamaru hatte vermutet, dass es sich um einen Angriff handelte, dann aber festgestellt, dass die Schwärme aus allen Winkeln des Waldes geflogen kamen, angeleitet von den Tsubasa Shinobi und ihren geflügelten Gefährten.    Trainierte Vögel hatten wilde Vögel zusammengetrieben.    Es war ebenso verstörend wie unheimlich gewesen; und es hatte ihn an das Schwarmjutsu erinnert, mit dem sie nahe der Grenze konfrontiert worden waren. Neji und Lee befanden sich gerade bei Kitori, um ein paar Antworten zu diesem Phänomen zu erhalten, was den Rest des Teams wartend zurückließ; und dabei waren die einen geduldiger als andere.    Shikamaru hatte sich dem Geplänkel seiner Kameraden nicht angeschlossen, viel zu versunken in den Katakomben seines Geistes und nach den fehlenden Teilen für beide Missionen suchend. Obwohl er bereits aufgegeben hatte zu glauben, er könne sich selbst wirklich davon überzeugen, Neji einfach nur als eine Mission zu betrachten.   Ich habe es bereits vermasselt, hier und jetzt.   Und was noch viel katastrophaler für sein klar umrissenes Denken war, war, dass er immer mehr Vertrauen in Hoffnung statt in Logik legte.    Ich kann nicht alles, was ich habe, darauf setzen, dass er eine Epiphanie hat…aber ich…   Er schüttelte den Kopf, glasige Augen stierten unbewegt nach vorn. Er verlor seine Objektivität viel zu schnell, um sie in diesem Zustand wiederherstellen zu können; was den Teilen in ihm überhaupt nicht passte, die immer noch darum kämpften, sich an einem Sinn für Distanzierung festzuhalten.    Das einzige Problem dabei war, dass er wusste, dass er sich selbst etwas vormachte.   Diese Linie existierte nicht länger.    „Was machen sie denn eigentlich überhaupt mit den Vögeln?“, fragte Kiba und durchbrach damit Shikamarus Gedankengänge.    Sakura rettete ihm die Mühe, über diese Frage nachdenken oder eine Antwort darauf finden zu müssen.    „Hinata meinte, dass es danach aussieht, als würden sie die Tiere in Richtung des Aviariums treiben.“, informierte Sakura und gestikulierte zu der dunkelhaarigen Kunoichi, die etwas weiter entfernt auf der Brücke stand; ihre Byakugan Augen scannten aufmerksam den Himmel.    „Das muss ja ein ziemlich großes Aviarium sein.“, murmelte Shikamaru und neigte sich zur Seite, sodass Naruto an ihm vorbei wanken und weiter über die Brüstung stiefeln konnte.    „Es ist größer als das ganze Dorf.“ Sakura nickte und schritt zu ihm hinüber. „Eine Schande, dass ihr es nicht sehen konntet.“   Shikamaru warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Sie haben es doch abgeriegelt.“   „Für Besucher, aber nicht für Mediziner.“, erwiderte Sakura. „Die Tierärzte sagen, dass man es nur gemacht hat, weil so viele der Vögel krank sind.“   Shikamaru runzelte die Stirn. „Die Krankheit breitet sich wohl aus, huh?“   „Nicht wirklich. Naja, so seltsam es erscheinen mag, aber einige der Veterinäre sagen, dass es rein psychologisch ist.“   „Psychologisch?“, echote der Nara und dachte darüber nach.    „Ich sag‘ euch, deren Vögel sind komisch.“, sagte Naruto und trat erneut mit einem Schwanken über Shikamaru hinweg, bevor er unbeirrt den Balken entlang balancierte. „Und zwar die gruselige, gestörte und besessene Art von komisch.“   Kiba giggelte. „Ich glaube ja, du vermisst deinen kleinen orangenen Kumpel.“   Naruto schnaubte und sprang neben Kiba von der Brüstung. „Zumindest hat er nicht auf mich geschissen.“   „Hey, das war nur einmal!“   „Ja klar, und das war eine ganze Menge Scheiße für einen Vogel.“   „Der Vogel war riesig!“   „Lasst es gut sein.“, schnitt Shikamaru dazwischen und zog eine finstere Miene, als er die neue Information in seinem Verstand hin und her rollte; vage war er sich dabei bewusst, dass Sakura ihn beobachtete.    Naruto hat nicht unrecht…was Vögel im Allgemeinen angeht, benehmen sich diese hier ziemlich abnormal…aber eine psychologische Störung, die sich ausbreitet…wie zur Hölle soll das denn funktionieren? Es muss irgendwie mit diesem verbotenen Jutsu zusammenhängen.    „Shikamaru.“, Chōji stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an. „Neji und Lee sind wieder da.“   Shikamaru wandte sich zusammen mit dem Rest des Teams um und schritt voran, als sie sich auf halbem Weg mit der herannahenden Gruppe trafen. Kitori lief neben Neji, ihr Gesichtsausdruck war ernst, die Lippen zu einer dünnen, unnachgiebigen Linie zusammengepresst.    Scheiße.   Shikamaru spähte zu dem Hyūga und suchte stumm nach Antworten. Neji erwiderte den Blick, neigte seinen Kopf jedoch nur leicht in Kitoris Richtung und zwang den Nara so, sich an die Kunoichi zu wenden. Sie sah ihn ohnehin schon an.    Shikamaru entschied sich für die offensichtlichste Frage. „Was ist los?“   „Informationen sprechen dafür, dass sich Rebellen nahe unseres Aviariums befinden.“ Kitori verzog das Gesicht. „Was bedeutet, dass ich meinen Unterstützungstrupp von eurer Operation abziehen muss, um unsere Umgebung zu sichern.“   Auf keinen Fall.   Shikamaru hob eine Braue, äußerlich vollkommen unbeeindruckt von der Veränderung und der Scheiße, in die er möglicherweise soeben geraten war. „Auf wessen Informationen stützt du dich denn dabei?“   „Meine.“, ergriff Neji das Wort.    Shikamaru blinzelte. „Bitte was?“   „Ich habe es selbst überprüft Shikamaru. Da sind ein paar Barrierejutsus direkt unterhalb der Oberfläche des Aviariums, die eventuell darauf schließen lassen, dass sich Feinde dort aufhalten.“   „Die eventuell darauf schließen lassen…“, echote Shikamaru. „Wie viele Barrieren?“   „Vier. Jede deckt eine Himmelsrichtung ab.“   „Eine klare Formation.“, schloss Kitori.    Shikamaru neigte den Kopf zur Seite. „Oder eine List, um unsere Anzahl zu schwächen. Sie wissen, dass wir Byakugan Anwender in unseren Reihen haben. Ein paar Barrierejutsus zu errichten, um uns von unserem Ziel abzubringen ist die perfekte ‚Teile und beherrsche‘-Taktik.“   Die Kunoichi schüttelte den Kopf. „Und selbst wenn, wir können es uns nicht leisten, irgendein Risiko einzugehen.“   Genauso wenig wie ich…   „Wir brauchen unsere Rückendeckung.“, argumentierte Shikamaru. „Wenn du zulässt, dass sie unsere Reihen zu sehr ausdünnen, dann spielen wir ihnen nur in die Hände.“   „Besonders wenn man bedenkt, dass die Rebellen euch den Großteil eurer militärischen Stärke genommen haben.“, fügte Sakura hinzu und verlieh Shikamarus Worten damit noch mehr Gewicht.   „Als Fukurō sie noch angeführt hat, stimmte das. Aber seit unseren wiederholten Konflikten mit ihnen, hat sich ihre Anzahl gesenkt.“ Kitoris Miene wurde finster. „Der beste Weg für sie, uns einen heftigen Schlag zu verpassen, ist, indem sie unser Aviarium angreifen.“   „Was sie vermutlich auch tun werden, wenn man bedenkt, wir nahe wir bereits dran sind, sie aufzuspüren.“, führte Neji weiter aus und zog damit Shikamarus Blick auf sich. „Mir gefällt das genauso wenig wie dir, Shikamaru, aber zum jetzigen Zeitpunkt, können wir die Möglichkeit nicht ausschließen, dass sie das Aviarium mit aller Gewalt attackieren werden.“   Shikamaru spürte, wie ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. „Die einzige Möglichkeit, die ich im Moment ausschließe, ist die, in der wir alle draufgehen.“   Sakura zuckte neben ihm zusammen.    Neji pinnte ihn mit einem viel zu ruhigen Starren fest.    Und Shikamaru erwiderte es, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.    Doch Kitori unterbrach ihre sture Auseinandersetzung. „Pass auf, das hier ist keine Debatte. Das ist die Situation.“   „Und das ist die Realität.“, erwiderte Shikamaru kühl und riss seine Augen von Neji los. „Wir brauchen Verstärkung. Unser letzter Kampf hat uns gezeigt, dass die Todeszone nur um diesen einen Versteckplatz schon deutlich größer war, als wir erwartet hatten.“   „Und dennoch habt ihr überlebt und euer gestecktes Ziel erreicht.“, bemerkte Kitori.    Shikamaru musste mit aller Macht die schmerzhafte Erkenntnis zertrümmern, dass sich sein ‚gestecktes Ziel‘, oder zumindest der Weg, wie er es erreichen wollte, in der Spanne von ein paar gestohlenen Stunden radikal geändert hatte…   Stunden, die immer noch in seinem Blut und seinem Verstand brannten.    Er widerstand dem Drang, Neji anzusehen und erholte sich rasch mit einem trägen Heben seiner Augenbraue, als ob seine nächsten Worte für Kitori offensichtlich sein sollten, obwohl er von einem Moment zum nächsten denken musste und verzweifelt einen Weg suchte, all die Steine bei sich zu behalten, die sie umher schob.    Ich brauche diese Verstärkung.   „Wir haben noch einiges mehr zu tun.“, argumentierte Shikamaru. „Und unser Team wurde zu einer Größe zusammengestutzt, die vermutlich nicht stark genug sein wird.“   „Ich habe gesagt, dass die Rebellen stark sind, nicht dass sie stärker sind.“ Unerbittlich schüttelte Kitori den Kopf. „In jedem Fall müssen wir die Vögel schützen. Wir haben sie präzise zusammengetrieben, damit die Rebellen sie nicht für das verbotene Jutsu verwenden können. Zumindest dieser Schutz ist damit gewährleistet.“   Das war tatsächlich ein Vorteil. Doch Shikamaru war sich nicht sicher, ob es auch wirklich das Kräfteverhältnis ausbalancierte.    Die Augen des Nara verengten sich und der Ausdruck in den dunklen Seen intensivierte sich mit seiner Frustration. „Also willst du mir gerade ernsthaft erzählen, dass ich von zwanzig auf acht Shinobi gesunken bin?“   „Zehn.“, korrigierte Kitori. „Ich werde euch begleiten und mit mir einer meiner besten Ninjas.“   Shikamaru schaffte es gerade noch, ihr nicht einen flachen Blick zuzuwerfen und atmete stattdessen langsam durch die Nase aus. Das wiederkehrende Thema, dass all seine Pläne vollkommen auf den Kopf gestellt wurden, begann unglaublich an seinen Nerven zu zerren. Klar, er konnte seine Strategie rechtzeitig überarbeiten, doch der Risikofaktor für die Nahkämpfer war gerade enorm gestiegen.    Er spähte zu Neji.    Verdammt.   Ohne Vorwarnung klopfte ihm Naruto auf den Rücken und ließ ein Grinsen aufblitzen – eines, das vor unerschütterlichem Selbstvertrauen nur so strahlte. „Wir packen das schon, Shikamaru!“   Shikamaru hatte nicht einmal die Zeit, dem zu widersprechen, bevor sich Lee einschaltete.    „Wir werden diesen Rebellen schon beweisen, dass wir aus Konoha keine Schwächlinge sind!“, erklärte der Ninja mit den buschigen Augenbrauen und schob ein ‚Daumen hoch‘ über Shikamarus Schulter. „Wir werden mit der Flamme der Jugend brennen!“   Oder in der Hölle…verdammt, kann mich nicht irgendjemand unterstützen…   Er wandte seinen Blick Sakura zu,    Die Kunoichi legte nachdenklich den Kopf schief. „Wenn man es so sieht Shikamaru, kann Naruto die fehlenden Shinobis nicht mit Schattendoppelgängern ausgleichen?“   Shikamaru starrte sie für einen Moment fassungslos an, hatte er doch gehofft, dass sie auf seiner Seite des verfickten Zaunes bleiben würde. Rasch nach Unterstützung suchend sah er zu Hinata, die aber ganz offensichtlich nicht bereit war, irgendeine Partei zu ergreifen.    Super.    Er blickte zu Chōji und hob eine Braue.    Hilf mir, Kumpel.   Doch Chōji sprang auf Narutos Zug auf. „Wir schaffen das, Shikamaru!“   Oh, komm schon…   Shikamarus Züge wurden mörderisch und er machte sich nicht einmal die Mühe, in Kibas Richtung zu sehen; obwohl der Inuzuka seine überflüssige Meinung mit einem Grinsen und zusammen mit seinem Köter kundtat. „Lassen wir’s krachen!“, brüllte der Hundeninja.   Akamaru kläffte seine Unterstützung.    Ugh. Das nervt.    Shikamaru seufzte noch einmal und spürte, wie sich alle Augen auf ihn richteten und auf das Urteil warteten, das sie eigentlich schon entschieden hatten. Er schob seine Hände tief in die Taschen seiner Hose und wandte seinen Blick erneut Neji zu; er setzte seine flache Miene auf, die von dem Hyūga nur als ‚Du-bist-ein-einziges-Ärgernis-genau-wie-diese-Mission-und-vielleicht-hasse-ich-dich-gerade-ein-bisschen‘ interpretiert werden konnte.    Neji lächelte.    Shikamaru schnaubte ohne irgendeine Form von Drohung.    Lästiger Bastard.   oOo   Das Siegel war noch immer an seinem Platz.   Das Versteck unberührt.    Keine Zeichen von Störungen außer dem Sturm.   Schweigend machte sich Neji seine mentalen Notizen. Er scannte den Himmel, die Baumkronen und das Dickicht, ließ seine Sicht mit jeder Bewegung seiner Byakugan Augen ausdehnen oder schrumpfen. Die Gegend um das Team schien verlassen und still zu sein, abgesehen von dem leisen Klopfen der Regentropfen auf den Blättern, als sich der Wald nach und nach trocken tropfte. Neji neigte den Kopf und wich damit einem Tropfen aus, der nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt nach unten fiel.    „Neji, überprüfe die linke Seite.“ Shikamarus Stimme filterte durch seinen Transmitter.    „Sauber.“, bestätigte Neji. „Keine Barrieren. Die Katakomben auf dieser Seite sind verlassen.“   „Hinata, überprüfe die rechte Seite.“   „Sauber.“, erwiderte die Kunoichi. „Verlassen.“   „Kiba?“   „Nah, sie sind schon lange weg. Die Käferbonbons sind allerdings bereit.“   „Das Wichtigste zuerst, Inuzuka.“, sagte Neji. „Lasst uns vorsichtig absteigen. Bleibt wachsam.“   Neji blinzelte langsam und hielt sein Dōjutsu aktiviert, als er noch einmal die Gegend überprüfte. Seine Augen glitten kurz zu der Fallgrube, in die Shikamaru beinahe gefallen wäre. Sie war durch den Sturm bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt; schwarz und schlammig. Ein sumpfiges Grab.   Das seines hätte sein können…   Eine instinktive, beschützende Aggression wühlte bei diesem Gedanken das Innere des Hyūga auf.    „Neji?“, ertönte Shikamarus Stimme in seinem Ohr und kratzte durch die Leitung. „Ich warte auf dich, Hyūga.“   „Einen Moment noch.“, erwiderte Neji und sammelte mit einem langsamen Atemzug wieder seine Konzentration zusammen, bevor er sich anmutig neben Shikamaru fallen ließ.    Der Nara spähte zu ihm hinüber. „Bereit?“   Neji studierte ein letztes Mal das Versteck. „Es befinden sich keine Briefbomben oder Siegel in der Nähe außer unsere eigenen. Wir sind sauber.“   Shikamaru nickte seufzend. „Dann mal los.“   Neji folgte einen Schritt hinter dem Schattenninja, der sich dem Siegel näherte und die nötigen Handzeichen formte, um das Jutsu zu lösen.    „Wenn du uns in die Luft jagst, Shikamaru…“, sagte Kiba halb scherzend, halb warnend.    Der Nara schnaubte und ging in die Hocke, um das wirkungslose Siegel in seiner Tasche zu verstauen und suchte nach der Klappe, die in das Versteck führte. „Schätze, das würde uns den Ärger ersparen, später in die Luft gejagt zu werden.“   Neji hörte Kitori verächtlich schnauben.    „Du solltest deine Shinobi motivieren, keine billigen Witze über ernste Szenarien reißen.“, tadelte Kitori. Sie stand Shikamaru gegenüber, mit einem großen Shinobi an ihrer Seite, der honigfarbene Haut hatte und ein Bandana trug.    „Shikamaru? Motivieren?“ Naruto kicherte. „Na klar.“   „Siehst du.“, sagte Kitori und nickte mit dem Kopf in Richtung des Uzumaki. „Du hast ja nicht einmal ihren Respekt.“   Shikamaru warf ihr einen gelangweilten Blick zu, der den Tsubasa Mann an ihrer Seite dazu brachte, sich wie ein Wachhund aufzuplustern.    Zum Glück war Neji nicht gezwungen einzuschreiten.    Shikamaru fand die Luke und schob Grassoden und Unterholz beiseite. Er ließ sich auf ein Knie sinken, packte feste das gewölbte Rad, stemmte einen Fuß in den Boden und drehte seinen Körper scharf, als er daran zog.   Ein paar Sekunden verstrichen.    Dann ein paar mehr…   Das Konoha Team tauschte Blicke aus.    „Uh, Shikamaru?“, fragte Naruto.   Shikamaru blinzelte und erstarrte mitten in der Drehung. „Jo…ich glaube, es klemmt.“ Neji runzelte die Stirn. „Zieh fester daran.“   „Sag bloß, Hyūga.“, murrte Shikamaru.    „Ich glaube, er hat sich eher einen Muskel gezerrt.“, grinste Kiba.    „Eh?“ Naruto lehnte sich nach vorn, um besser sehen zu können. „Mann, Shikamaru, jetzt zieh schon richtig doll.“   „Was zur Hölle glaubst du eigentlich, was ich hier mache?“, fauchte der Nara.    „Nicht viel.“, lachte Kiba.    „Bitte, nach dir.“, grollte Shikamaru, richtete sich auf und strich sich die Erde von den Händen.   Lee, Naruto und Kiba stürzten sich gleichzeitig auf das Rad und kletterten übereinander, um es als Erster zu öffnen. Neji kam anmutig zu Shikamaru hinüber geschritten und lächelte leicht angesichts der verärgerten Miene des Schattenninjas. Er konnte einfach nicht anders, als sich mit einem Feixen etwas näher zu lehnen.   „Schon wieder von einer Tür besiegt, Nara?“, murmelte der Hyūga leise genug, dass ihn die anderen nicht hören konnten. „Das ist ja langsam schon mehr als nur tragisch.“   Shikamarus Braue wanderte nach oben. „Achja? Vielleicht öffnet sich die Luke ja, wenn du deine Ninja Kunst ‚Hyūga Kopfnuss‘ anwendest.“   Das funkelnde Amüsement in den Augen des Nara ließ Neji schmunzeln, doch er unterbrach ihren Blickkontakt und ihr spielerisches Wortgefecht, bevor sie die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zogen. Aus den Augenwinkeln spähte er zu Sakura hinüber, die das Gehabe der drei energiegeladenen Ninjas mit durch und durch unbeeindruckter Miene beobachtete.    Neji schüttelte den Kopf. „Sakura, denkst du, du kannst es aushöhlen?“   Die Kunoichi rollte mit den Augen. „Wenn ich nah genug ran komme.“   Wie aufs Stichwort, schubste Naruto Lee aus dem Weg, während zwei seiner Klone bereits an dem widerspenstigen Rad zerrten und drehten. Ohne Erfolg. Neji sah wieder zu Shikamaru, der ihn mit einem ‚Ich-habe-es-dir-gesagt-also-gönn-mir-`ne-Pause‘ Ausdruck bedachte.    Doch Kitori unterbrach sie.    „Vermutlich ist es durch eins ihrer Siegel geschützt. Gestattet meinem Shinobi, es zu lösen.“ Die Kunoichi vollführte eine scharfe Handbewegung und sprach ein einziges Wort, von dem Neji ausging, dass es sich um den Namen ‚ihres Shinobis‘ handelte. „Hato!“   Der Bandana tragende Mann trat nach vorn, sein großer drahtiger Körper ernst und gehorsam. Neji konnte sich nicht davon abhalten, einen kurzen Blick mit Shikamaru auszutauschen, bevor sie gemeinsam zur Seite wichen.    „Naruto, mach mal Platz.“, wies Neji den Uzumaki an.   „Was? Braucht man ein Zauberwort oder sowas?“ Naruto runzelte die Stirn und sprang zurück, während seine Klone verpufften.    Hato wandte sich der Klappe zu und kniete sich hin, bevor er eine Hand ausstreckte, sie kurz über der Luke schweben ließ und dann ein paar rasche Handzeichen formte, während er leise vor sich hin murmelte. Die Klappe gab ein seltsames Knarzen von sich, als würde Metall reißen. Kurz darauf stand Hato auf, rieb sich mit einem Grunzen die Stirn und bedeutete Naruto, weiter zu machen. Nachdem Hinata überprüft hatte, dass während des Lösens des Siegels keine Fallen aktiviert worden waren, packte Naruto zu und zog.    Das Rad gab mit einem Drehen nach, sodass man die Klappe öffnen konnte.    „Yeah!“ Naruto grinste.    Folgsam kehrte der Tsubasa Ninja zu Kitori zurück, als sie ruckartig mit der Hand gestikulierte.    Neji neigte den Kopf. „Danke.“   Hato sah aufgrund der Dankbarkeit perplex aus und schritt wortlos an ihm vorbei.    Shikamaru schnaubte. „Vielleicht versteht er, was du meinst, wenn du ihm einen Keks gibst.“   „Um Kamis willen Nara.“, seufzte Neji. „Was ist das nur mit dir und den Leuten hier?“   „Was auch immer, lass uns diesen Mist endlich hinter uns bringen.“, antwortete Shikamaru leise und schritt zu der Luke hinüber.   Neji sah dem Schattenninja nach und ein Flackern von Verwirrung huschte über seine sonst so gelassenen Züge. Es passte nicht zu Shikamaru, dass er sich unnötig streitlustig oder beständig höhnisch gegenüber Leuten benahm, die nicht wirklich etwas getan hatten, um ihn zu provozieren. Normalerweise benahm er sich während Missionen und gegenüber Menschen stets besonnen, selbst wenn sie ein Ärgernis oder eine Bedrohung waren. Doch aus irgendeinem Grund fand er an diesen Leuten irgendetwas irritierend und schnappte immer wieder hinter einer Fassade aus trägem Sarkasmus nach Kitori. Doch Neji bemerkte den Biss in seinen Worten und Augen.    Er schlägt um sich…auf seine eigene Weise…   Und es brauchte nicht viel, um zu vermuten, warum er das tat. Nejis Gesichtszüge wurde etwas weicher und gaben einen Hauch dessen preis, was unter der Oberfläche der Maske lag, die er wieder vor sein Gesicht zog.    Ich kann nicht auf deine Besorgnis eingehen, Nara…ich werde diese Mission beenden…und du wirst mich nicht aufhalten.   Nichts würde ihn aufhalten, schwor er sich stumm. Nicht Shikamaru und auch nicht die Komplikationen mit seiner Gesundheit, die er beheben würde, sobald sie wieder zuhause wären. Er hatte bereits zuvor mit Kidōmaru am Abgrund des Todes gekämpft – und er hatte gewonnen. Er brauchte diese Mission. Aus mehr Gründen, als er zugeben wollte. Und so ließ er sich zurück auf den unkompliziertesten Beweggrund fallen.    Anweisungen der Hokage.   „Chakra Pillen.“, sagte Shikamaru.    Neji blinzelte und spähte zu dem Nara hinüber. „Was?“ Shikamaru warf einen Beutel in die Luft und fing ihn mit derselben Hand wieder auf, bevor er ihn zur Verdeutlichung hin und her schwang. „Sie haben ihre Chakra Pillen beschützt.“   „Sogar mit Gewalt.“, bemerkte Neji und sein Verstand glitt zurück zu distanzierter Analyse. „Sie scheinen langsam zu verzweifeln.“   „Es war nur eine Frage der Zeit, bevor ihre Reserven erschöpft sein würden.“, ergriff Kitori das Wort und strich mit einem Finger über den Flügel eines kleinen Vogels, der auf ihrer Schulter saß.    Naruto verzog das Gesicht, als Kiba ihn giggelnd mit dem Ellbogen anstieß. Sofort brachte Sakura die beiden mit einem finsteren Blick zum Schweigen, bevor Neji dazu kam; anschließend wanderten ihre grünen Augen zuerst zu Kitori und dann zu Shikamaru.    „Also, wenn sie diese Pillen nicht einnehmen, dann werden sie auch nicht in der Lage sein, diese Barrieren lange aufrecht zu erhalten, oder das verbotene Jutsu anzuwenden, oder?“, fragte Sakura.    „Es wird sie mit Sicherheit unter Druck setzen.“ Kitori nickte.    „Wenn wir Glück haben.“, erwiderte Shikamaru und reichte den Beutel an Chōji weiter, der ihn verstaute. „Wir wissen nicht, wie viele von diesen Lagerplätzen sie haben.“   „Wenn Hibari diesen Ort selbst bewacht hat, dann lässt das auf Dringlichkeit schließen.“ Kitoris Miene verfinsterte sich. „Wenn sie sich bereits mobilisieren, dann werden sie entweder unser Aviarium angreifen oder sie versuchen, aus Hanegakure zu entkommen.“   „Hibari erscheint mir nicht als jemand, der einfach so klein bei gibt.“ Shikamaru legte die Stirn in Falten.    Kitori sah schmerzhaft berührt aus, doch sie nickte. „Stimmt. Aber an diesem Punkt und ohne ihre Chakra Pillen werden sie verzweifelt sein.“   „Also läuft es entweder auf Kampf oder Flucht hinaus.“, schnaubte Kiba.    Neji brummte und dachte rasch nach, während er unbewusst mit der linken Schulter rollte, um den irritierenden dumpfen Schmerz zu bekämpfen, der sich auf dieser Seite seiner Brust ausbreitete. „Ich schlage vor, dass wir ihnen in dieser Sache gar nicht erst ein Mitspracherecht einräumen. Es wird Zeit, dass wir den Kampf zu ihnen bringen.“   „Daher auch die Notwendigkeit einer Verstärkung.“ Shikamarus Züge wurden düster und Neji spürte, wie die Augen des Schattenninjas zu seiner linken Schulter wanderten.    Sofort wandte sich der Hyūga ab, um davon zu laufen. „Wir arbeiten mit dem, was wir haben, Nara. Kiba, mach diese Insekten bereit. Lasst uns aufbrechen.“   oOo   Eine Stunde, nachdem sie ihre Suche begonnen hatten, klarte der Himmel auf und Sonnenlicht nahm der Kälte den Biss.    Zwei Stunden, nachdem sie ihre Suche begonnen hatten, teilte sich der Pfad; abrupt und ohne jede Vorwarnung.    Sie waren beiden Wegen in einer raschen Suche gefolgt und zuerst nach Norden gegangen, bevor sie sich der östlichen Richtung des Waldes zugewandt hatten; ihre Byakugan Radare prüften ununterbrochen die Umgebung. Sie hatten sich als Einheit und vollkommen in der Formation bewegt, die Shikamaru von ihnen erwartet hatte. Ausgenommen von Kitori und Hato, die ein paar Schritte hinter ihnen blieben und schweigend folgten, außer um zu klarifizieren, wie weit sie von den Grenzsteinen entfernt waren.    Kiba hatte das Team nahe eines Flusses anhalten lassen, der während des Sturms auf die doppelte Breite angeschwollen war und in einem Rauschen dahin gurgelte, das Blätter und Matsch an die Oberfläche wirbelte.    „Welchen Weg?“, fragte Kiba und blickte in die eine Richtung, während Akamaru in die andere stierte; beide nahmen unterschiedliche Gerüche auf. „Der Schwert Typ ist nach rechts gegangen und wen auch immer Shikamaru mit den Käfern präpariert hat, ist nach links und stromabwärts verschwunden.“   Nejis Augen verengten sich leicht. Eine Aufteilung des Teams war zu diesem Punkt unvermeidlich – und es war nicht ohne Vorteil.    Vielleicht.   Kitori trat an seine Seite. „Wenn Hibari nach rechts gegangen ist, dann ist er auf dem Weg zurück zum Dorf.“   Neji sah sie an, dann spähte er zu Shikamaru hinüber. Der Nara unterhielt sich mit Sakura. Ein Zögern hielt Neji nur für wenige Sekunden auf. Er trat ein paar Schritte von dem Team weg und bedeutete Kitori, ihm zu folgen. Die Frau begleitete ihn ein Stück den Fluss hinab.    „Was gibt es, Hyūga?“   „Kann Hibari abgefangen werden, bevor er das Dorf erreicht?“, fragte Neji und warf einen kurzen Blick zu Shikamaru, um sicher zu gehen, dass der Schattenninja sie nicht beobachtete.    Kitori nickte. „Ja.“   „Wie lange wird es dauern, um ihm den Weg abzuschneiden?“   Kitori zog das Kinn zurück und musterte ihn mit offensichtlichem Argwohn, doch sie antwortete trotzdem. „Wenn wir innerhalb der nächsten fünf Minuten einen diagonalen Weg einschlagen, dann schneiden wir seinen Pfad in etwa dreißig Minuten, vorausgesetzt, er bleibt über der Oberfläche; was er aber tun muss, wenn er sich so schnell bewegt.“   Dreißig Minuten.   Neji wandte den Blick ab und suchte das Wasser ab, das ebenso schnell an ihm vorbei strömte, wie sich seine Gedanken bewegten; und ebenso vernebelt wie der schlammige Fluss. Er schüttelte den Kopf und blinzelte gegen die Vision von dunklen Augen an, die sich direkt durch seinen Verstand schnitten und ihn dazu zwangen, sich dem zu stellen, an was er nicht denken wollte.    ‚Lass es los.‘   Nein.   Und so zwang er sich dazu, Kitori anzusehen, in Augen zu blicken, die nicht braun und brennend und voll von etwas waren, das ihn bis in seine Knochen erschütterte.    Diese Augen waren grau und kühl und bitter…erschöpft und des Lebens müde.   Heimgesucht.    Etwas zog sich schmerzhaft durch seine Brust.    Ich werde die Dinge richtig stellen.   Nejis Lippen bogen sich leicht. „Es ist Zeit, dass ich mein Versprechen an dich einlöse, Kitori.“   Die Tsubasa Frau blinzelte langsam und schüttelte den Kopf. „Du schuldest mir nichts. Ich bin es leid, zornig über etwas zu sein, das keiner von uns hätte kontrollieren oder verhindern können.“   „Ich werde mein Wort dennoch halten.“   Kitori lächelte schwach und spähte in die Richtung, die Hibari eingeschlagen hatte. „Ich frage mich, ob ich ihn hätte ändern können. Vermutlich nicht. Wer hätte gedacht, dass das Schicksal derart grausam ist?“   Neji schüttelte den Kopf; ein Verständnis besitzend, von dem er sich wünschte, dass er es nicht hätte. „Ich werde ihn aufhalten. Und ich werde dich wissen lassen, wenn es getan ist.“   Kitori schloss die Augen und umklammerte den geflügelten Anhänger um ihren Hals, als sie nickte; sie presste fest die Lippen aufeinander. Eine einzelne Träne entkam dem Gitter ihrer Wimpern, aber sie wischte sie hastig beiseite.    „Danke.“, sagte sie gepresst, als wäre ihr dieses Wort fremd.    Neji konnte es ihr nicht wirklich verübeln, gemessen daran, was sie hatte werden müssen, um zu überleben. Er konnte es auf einer fundamentalen Ebene nachvollziehen; eine, die es ihm erlaubte, sich selbst davon abzuhalten, in diesem Moment zu Shikamaru hinüber zu sehen…nur für den Fall, dass das Bedürfnis danach, zu überleben, dem Bedürfnis nach etwas anderem Platz machte.    „Unsere Wege trennen sich hier, Kitori.“, informierte Neji sie. „Ich bitte dich nur, mit Shikamaru zu kooperieren.“   Die Kunoichi sah ihn an und ihr Ton war leicht. „Oh, ich bin mir sicher, dass er mich tolerieren wird…zumindest für dich.“   Neji blinzelte. „Wie bitte?“   Die Tsubasa Frau schmunzelte schwach; ein kleines, wissendes Lächeln, das Neji nervös machte.    „Ich mag ja vielleicht kein Dōjutsu besitzen, Hyūga.“, sagte sie leichthin, beinahe amüsiert. „Aber manche Dinge erscheinen mir kristallklar, wenn ich sie sehe.“   Nejis Schultern versteiften sich ein wenig defensiv, auch wenn er seine Stimme ebenso neutral hielt wie sein Gesicht. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, auf was du anspielst.“   „Oh, ich glaube, du verstehst mich ganz hervorragend.“, konterte Kitori und lächelte etwas breiter.   Neji musterte sie schweigend; nicht sicher, ob er einen widerwilligen Respekt für ihre Scharfsinnigkeit verspürte, oder aber eine wachsende Angst wegen seiner Transparenz – und was sie bedeutete.    „Ich glaube, du missverstehst da etwas.“, war seine letztendliche Antwort, denn ansonsten würde nichts Sinn machen, außer davon zu laufen – sehr schnell.    Kitoris Lippen verzogen sich erneut und ein seltener Hauch von Licht schlich sich in ihre grauen Augen, bevor sie mit den Schultern zuckte und ihre vorherige ausdruckslose Miene aufsetzte. Neji war noch nie zuvor so dankbar dafür, dass ein Thema so schnell fallen gelassen wurde.    „Hato wird dir die schnellste Route zeigen.“, sagte Kitori und gestikulierte zu ihrem stillen und stoischen Shinobi hinüber. „Er wird tun, was du sagst. Sag ihm einfach, wen er beschützen soll.“   Neji nickte und spähte zu Hato. Und auf einmal konnte er den grimmigen Sinn in Shikamarus Analogie mit dem Wachhund erkennen. Aber auf der anderen Seite war es auch nicht so, dass er es nicht verstand, immerhin wurde er selbst auch als solches definiert; als Beschützer der Hauptfamilie…Gefangener…   Konzentrier dich…   Neji blinzelte und lenkte seine Aufmerksamkeit um.   Und dabei präsentierte sich ein weiteres Problem.    Zeit, dass sich die Wege trennen…   Er linste über Kitoris Schulter und zu Shikamaru. Aufmerksam sah er zu, wie der Schattenninja am Ufer des Flusses hockte, die Hände in seiner typischen nachdenklichen Pose aneinander gelegt und mit geschlossenen Augen.    Shikamaru befand sich bereits in seinem strategischen Modus.    Neji verzog innerlich das Gesicht.    Den Nara in dieser Sache zu manipulieren, würde nicht einfach werden.  Und ihm blieben weniger als fünf Minuten, um das zu bewerkstelligen.   xXx   Zwei Minuten später verkrampfte sich Nejis Kiefer angesichts des langsamen, minimalen Hebens von Shikamarus Augenbraue.    Es war kein Ausdruck, den man unterschätzen sollte; besonders, wenn sich diese Augen um die Winkel herum noch mehr verschärft hatten. Die tief braunen Iriden brannten wie Zunder. Für das untrainierte Auge wirkte es, als wäre Shikamaru ein wenig angespannt.   Doch Neji konnte ihn deutlicher lesen.    Er war mehr als nur ein bisschen angepisst.    Die Braue des Nara blieb erhoben und sein Kiefer zuckte.    Der Rest des Konoha Teams verharrte in der Nähe und schenkte ihnen nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit wie Kitori, die sie über die Kampftechniken der Rebellen informierte. Nur Akamaru schien nervös zu sein, seinen Kopf hatte er auf eine Seite gelegt, während er winselte und die Spannung zwischen den beiden Co-Anführern der Konoha Shinobis bemerkte.   Neji blieb unbeirrt.    Jede Hoffnung, Shikamaru zu manipulieren war der Entscheidung gewichen, statt des Verstandes den Charakter des Schattenninjas gegen ihn zu verwenden. Und offensichtlich funktionierte es. Neji bezweifelte jedoch, dass es geklappt hätte, wenn sie mehr Zeit gehabt hätten. Doch Shikamarus Besorgnis über seine Gesundheit schien auch mit der Entscheidung des Schattenninjas einherzugehen, niemand anderen von Nejis Zustand wissen zu lassen.    Wenn du meine Würde verteidigen willst, dann werde ich dich das tun lassen.    Immerhin war Shikamaru bisher jedes Mal eingeschritten, um die Ausrutscher des Hyūga zu verschleiern. Aber diesmal sah Neji diese Tatsache nicht als demütigend oder interferierend an, sondern als den schnellsten Weg, das zu erreichen, was nötig war.   Lass mich gehen.   Shikamarus Miene war inzwischen sehr finster und er rang eindeutig mit dem Risiko, die Situation nach außen dringen und das Team infizieren zu lassen; wofür dem Schattenninja nur noch circa fünf Sekunden blieben, bevor Kiba involviert werden würde. Akamaru winselte.    „Du wirst sie mit dir nehmen.“, sagte Shikamaru.    Neji hob das Kinn, hielt die Erleichterung aber aus seinem Gesicht fern. „Wen?“   Shikamaru blinzelte nicht. „Du wirst Sakura, Naruto und Hinata mit dir nehmen.“   Neji spähte zu den erwähnten Shinobi hinüber und begegnete dann Shikamarus Rasiermesser scharfen Blick. „Hinata sollte bei dir bleiben.“   Shikamaru ließ sich nicht einmal zu einer Antwort herab, sondern starrte ihn nur unnachgiebig an und fuhr ihm mit der harten Kante seines Blickes in die Parade. Es war geradezu lächerlich, was diese Augen zu tun vermochten; was umso ironischer war, wenn man bedachte, wie viel Aufmerksamkeit seinem eigenen Byakugan geschenkt wurde.    Neji starrte zurück, das Gesicht ruhig und gefasst. „Dann wäre das geklärt, du kannst mich über den Transmitter erreichen.“   „Dich erreichen?“, echote Shikamaru und seine gesamten Gesichtszüge glätteten sich. „Bist du dir sicher, dass du mich hören wirst?“   Die Bedeutung dieser Worte entging Neji nicht, genauso wenig wie der Tonfall, in dem sie gesprochen wurden. Er atmete langsam aus und versuchte, die Spannung zwischen ihnen zu lösen.    „Die Mission, Nara.“, war alles, was er als Antwort anbot.    Shikamaru blinzelte langsam und wandte den Blick ab. „Du wirst sie mit dir nehmen.“   Nejis Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen. Es war wohl der einzige Kompromiss, den er bekommen würde. Was im Moment aber deutlich mehr war, als er erwartet hatte; er hätte es auf keinen Fall zugelassen, dass Shikamaru ihn aufhielt, aber er würde die Gelegenheit zu verhandeln immer einem Streit vorziehen.    Es wird ausreichen müssen. Ich werde diese Gelegenheit sicher nicht verstreichen lassen, auch nicht mit diesen Interferenzen.   Neji hatte zwar was er wollte, doch auf Umwegen hatte Shikamaru wieder einmal gewonnen.    Naruto, Hinata und Sakura.   Der Hyūga wusste sehr gut, dass er auf beschützende Weise eingeklemmt wurde und zwar von einer hyperaktiven, aber durchaus machtvollen Waffe, einer Medizinerin in ständiger Bereitschaft und einem zusätzlichen Chakraradar und Nahkämpfer.    Wenn du so spielen willst.   „Na schön.“   „Ich meine es ernst.“   „Ich habe dich gehört.“ Neji legte den Kopf schief; wollte auf einmal den Blick aus diesen dunklen Augen einfangen.   Doch Shikamaru wich ihm aus, braune Augen zur Seite gewandt. Diese Weigerung, ihn anzusehen, hätte ihm in keiner Weise einen Stich versetzen sollen, doch Neji hatte aufgegeben, die Logik in dem suchen zu wollen, was auch immer er von Shikamaru wollte, bevor sich ihre Wege trennen mussten.   „Ich höre dich immer noch, Shikamaru.“   „Nein, das tust du nicht.“, murmelte der Schattenninja und seine Augen verengten sich, als er endlich aufblickte. „Noch nicht.“   Neji war überrascht, als er feststellte, dass diese dunklen Iriden nicht länger zornig waren. Doch er hatte keine Zeit, um zu versuchen herauszufinden, was in ihnen geschrieben stand, als sie ihn ansahen, denn das Team begann sich bereits zu mobilisieren. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass Shikamaru den anderen ohne ein Wort bedeutet hatte, sich in Bewegung zu setzen. Der Hyūga war viel zu sehr auf die stumme Kommunikation zwischen ihnen fokussiert. Er löste etwas von dem Stahl, der sein Gesicht verhärtet hatte und seine Augen wurden weich, ohne dass es ihm bewusst war.    Doch Shikamaru musste es bemerkt haben, denn der Schattenninja schluckte, wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf. „Bring mich nicht dazu, dir nachzujagen.“   Die vertrauten Worte waren kein Segen, doch es lag Verständnis in ihrer Wiederholung.    Das wirst du nicht müssen.   Und diesmal war es Neji, der davon lief.    Ich werde nicht verlieren.   oOo   Das Wasser raste in dunklen, schlammigen Strömen vorbei und sprudelte über Zweige und Steine, die der Sturm hinein geschleudert hatte. Was einst ein Bach gewesen war, hatte sich in einen reißenden Fluss verwandelt und das Team folgte ihm, als wäre es ebenfalls von der Strömung erfasst worden.   Wir sind schon viel zu lange unterwegs.   Shikamaru seufzte und warf keinen Blick zur Seite auf Kitori, als sie ihm fragend den Kopf zudrehte. Sie hielt sich hartnäckig an seiner Seite, ihr kupferrotes Haar peitschte hinter ihr her, während sie rannten. Er fragte sich, ob sie nicht versuchte, ihm damit ein Auge auszuschlagen, doch durch seine Erfahrungen mit Ino waren seine Reflexe erstklassig.    „Was?“, fragte er letztendlich, da er spürte, wie ihre grauen Augen in musterten.    „Du denkst, dass ich euren Hyūga dazu gedrängt habe, meinen Sohn zu verfolgen.“   Nein. Neji hat sich selbst dazu getrieben…weil ihn deine beschissenen Angelegenheiten mehr kümmert als mich…   Shikamaru grinste bitter und vielleicht hätte er sogar geschnaubt, wenn er nicht so müde gewesen wäre. „Sagst du mir das, oder fragst du mich?“   „Er hat es auf eigenen Wunsch getan.“   Shikamaru zuckte mit den Achseln und bedachte sie mit einem undeutbaren Blick. „Es ist unsere Mission.“   „Und es war auch die meine.“, erwiderte Kitori und ihre Brauen zogen sich zusammen, bevor sie den Kopf abwandte. „Aber manche Dinge werden immer etwas Persönliches bleiben.“   Das brachte Shikamaru zum Zögern, doch Kiba ersparte ihm die Peinlichkeit, an diesen Worten ohne eine Antwort hängen zu bleiben.    „Hey Shikamaru! Ich frage mich irgendwie, ob diese Kerle kein Floß oder sowas benutzen!“, rief Kiba über die Schulter und schnupperte in die Luft. „Die Käfer scheinen nur dem Wasser zu folgen! Oder Kumpel?“   Akamaru bellte.    Shikamarus schaltete mentale Gänge in andere Richtungen und lenkte seine Aufmerksamkeit auf Akamaru, während der Hund bellend an dem gurgelnden Ufer entlang sprang.    Auf keinen Fall haben sie ein Floß benutzt. Würde sie viel zu offen für Angriffe lassen.    Shikamaru runzelte die Stirn und beobachtete den Ninken.   Der Bach ihm Wald hat ursprünglich ihre Spuren verwischt…dementsprechend macht es durchaus Sinn, dass sie ihn benutzt haben…aber warum sollten sie weiterhin das Wasser nutzen, wenn es sich in einen gottverdammten Fluss verwandelt hat? Es lässt sie einfach viel zu offen zurück… „Shikamaru?“, fragte Chōji und rannte ein paar Schritte hinter ihm neben Lee her.    Doch Shikamaru hörte ihm nicht zu, seine Augen zuckten von dem Hund zum Fluss und folgte der Strömung. Und je länger er das schlammige Wirbeln des Wassers beobachtete, desto mehr Möglichkeiten begann sein Verstand auszuspucken, zu sortieren und auszusuchen.    Die Käfer verfolgen die Spur immer noch…was bedeutet, dass sie sich noch immer auf dem Fluss befinden…   Shikamarus Augen scannten die mäandernde und wogende Strömung.    Sie benutzen kein Floß…   Das Wasser wurde aufgewühlt und gurgelte, Wellen bogen sich über und um Holztrümmer.    Und bei diesem Chaos waten sie auch nicht durch das Wasser…sie hätten es nie so schnell so weit geschafft, wenn sie das machen würden…also wie haben sie…?   Ein riesiger Holzklotz schwamm vorbei, voran gezogen durch die Kraft der Strömung.   Fuck…   Shikamaru blieb so abrupt stehen, dass Lee beinahe in ihn gekracht wäre.    „Scheiße…“, hauchte er und seine Augen weiteten sich, während sein Herzschlag zu rasen begann.   Der Rest des Teams hielt wie auf Kommando an.    Er spürte Chōjis Hand auf der Schulter. „Shikamaru?“   Doch dem Akimichi blieb keine Zeit zu fragen, was los war, bevor Shikamaru auf dem Absatz herum wirbelte und zurück in die Richtung spurtete, aus der sie gekommen waren. Seine Fingerspitzen flogen zu seinem Transmitter, damit er nicht über die Schulter brüllen musste.    „Kiba! Nimm Nejis Fährte auf! Jetzt sofort!“   Der Nara musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Kitori schon wieder neben ihm her rannte und Lee und Chōji seiner Führung folgten.    Scheiße. Scheiße. Scheiße.   „Was ist los?“, rief Kitori.   „Wir gehen zurück.“, sagte Chōji und stellte Shikamarus Entscheidung nicht für eine einzige Sekunde infrage.    Der Nara wäre dankbar dafür gewesen, wenn er in seinem Kopf nicht bereits Kilometer voraus rannte; seine Füßen waren kaum in der Lage, dabei mitzuhalten.    Scheiße. So dumm…wie konnte ich es übersehen…   „Ich habe keine Zeit, zurück zu gehen!“ Die Miene der Kunoichi verfinsterte sich. „Ich habe Befehle, Hato nach Abschluss dieser Phase am Aviarium zu treffen; mit einem Beweis, dass die Rebellen eliminiert wurden!“   „Beweis?“, fragte Lee und sprang hinter ihnen her.    „Tot oder lebendig.“, klarifizierte Kitori. „Vorzugsweise Ersteres.“   „Dann folge weiter dem gottverdammten Fluss!“, schnappte Shikamaru ungehalten; Adrenalin jagte in Wellen durch ihn. „Denn für die letzten dreißig Minuten, sind wir ihren Leichen hinterher gerannt.“   oOo   Der Schmerz zog sich in Wellen durch ihn. Dumpfe, irritierende Wellen, die Nejis Arm hinauf und hinunter wogten und gelegentlich stark genug pulsierten, dass er seine Finger dagegen krümmte und ausstreckte. Neuerliche Stiche zogen seine Brust zusammen.    Konzentrier dich.   Er nahm beständige Atemzüge und fokussierte sich darauf, mit Hato und dem Rest der Gruppe Schritt zu halten. Vorausgesetzt, dass er kein Chakra jenseits der Sanften Faust einsetzen würde, wäre alles in Ordnung.    Gut. Es geht mir gut.   Mit dieser Bestimmtheit in seinem Hirn verankert, wandte sich Neji wieder seiner Aufgabe zu.    Und gerade scannte er den Untergrund, als es passierte.    Ein Zweig zerbrach über ihm und ein paar Schritte vor Sakura.    „Sakura!“, rief der Hyūga.   Doch bevor sie sich umdrehen konnte, stürzte Hato in einem Schauer aus Blättern und gesplittertem Holz nach unten. Der Tsubasa Shinobi hätte sie beinahe mit sich gerissen, als er zusammenbrach, doch innerhalb einer Sekunde schlang sich Nejis Arm um ihre Taille und zerrte sie von dem erschlafften Körper zurück, als er vorbei rauschte und mit einem hässlichen Knacken auf dem Boden aufschlug.    „Hato!“, brüllte Naruto und riss seine blauen Augen weit auf, als er nach unten und dem Mann hinterher sprang.   „Naruto, warte!“, befahl Neji; jedoch ohne Erfolg. „Verdammt!“   Rasch überprüfte er die Umgebung und vertraute den Rest Hinata an, während er sich zusammen mit Sakura auf Bodenlevel begab; mit einem Wirbel aus weißem und schwarzem Stoff landete er neben Hato. Seine blassen Augen wanderten über den schlaffen Körper. Es war nichts weiter als ein zerknitterter Haufen. Naruto rollte den Mann auf den Rücken und versuchte, ihn wachzurütteln.    Zu spät.   „Naruto.“, sagte Neji leise und trat einen Schritt näher, um in die Hocke zu gehen und das Chakranetzwerk des Mannes zu prüfen.    Tot.   Die Stirn des Hyūga zog sich zusammen und ein Schatten von Bedauern huschte durch seine Augen, als sie verwirrt über den toten Mann glitten. Er war einfach so aus der Luft gefallen.    „Sakura!“, schrie Naruto und sah mit wildem Blick auf. „Kannst du…?“   Die Kunoichi schüttelte traurig den Kopf.    „Er ist fort, Naruto.“, murmelte Neji und strich mit den Fingern über Hatos leblose Augen, um sie zu schließen. „Es hat keinen Sinn.“   Er hörte Naruto brüllen.    Nejis Hand schnellte nach oben.    Seine Finger legten sich eisern um das Handgelenk des Uzumaki, als der Blondschopf Anstalten machte, ihn zu packen.   Warnend drückte er ein einziges Mal zu.    „Tz!“ Narutos Miene war mörderisch, bevor er seine Hand zurückriss und sie an seiner Seite zu einer verkrampften Faust ballte. Seine Stimme war ein tiefes Grollen. „Was zur Hölle ist passiert, Neji?“   Bereits nach Antworten suchend, scannte Neji den Mann noch einmal, ehe er seinen Blick auf das Bandana richtete, das um Hatos Kopf gewickelt war. Aus irgendeiner seltsamen Ahnung heraus, erinnerte er sich daran, dass der Tsubasa sich vorhin bei der Luke den Kopf gerieben hatte. Stirnrunzelnd streckte Neji eine Hand aus, um den grauen Stoff beiseite zu ziehen.    An der rechten Seite der Stirn des Mannes war ein Siegel angebracht. Roh und rot.    Frisch.   Ein zeitgesteuertes Siegel mit Rückzündung; etwas, das er schon einmal gesehen hatte. Etwas, von dem er gehofft hatte, es nie wieder sehen zu müssen, aufgrund der Tatsache, dass dieses Ding vollkommen ohne Vorwarnung losging.    „W-was ist das?“, fragte Hinata leise und trat hinter Naruto.    „Es wird aktiviert, wenn ein Shinobi ein Verschlusssiegel löst.“, erklärte Neji und fuhr die Markierung mit seinen Fingern nach, ohne die Haut zu berühren, auch wenn Hato den Schmerz nicht mehr fühlen konnte. „Es wird nur sehr selten benutzt.“   „Verschlusssiegel? Wie das Schloss vorhin an der Klappe?“ Narutos Augen weiteten sich und seine heisere Stimme wurden zu einem Knurren. „Warum?“   Neji seufzte. „Verschlusssiegel haben manchmal einen Defensivmechanismus. Wenn es also von jemandem gebrochen wird, der nicht derjenige war, der es angebracht hat, dann tötet die Rückzündung den Dieb oder Eindringling. Hier war die Rückzündung ein zeitgesteuertes Siegel, das zu irgendeinem willkürlichen Moment ausgelöst wird.“   „Nie im Leben…“, krächzte Naruto mit zerfetzter Stimme. „Das…hätte jedem von uns passieren können.“   Neji blinzelte und konzentrierte seine Byakugan Augen auf Hatos Kopf. Innerlich verzog er das Gesicht. Das Hirn des Mannes sah wie ein unförmiger Brei in seinem Schädel aus.    Sakuras Stimme wurde sanft an sein Ohr getragen. „Hato hat sein Leben dafür gegeben.“   „Verdammt!“, fauchte Naruto und hämmerte seine Faust gegen den Boden. „Warum zur Hölle hat Kitori nichts davon gesagt?!“   „Vielleicht wusste sie es gar nicht…“, vermutete Sakura.   Oder vielleicht war sie auch einfach nur der Meinung, dass Hato seine Pflicht tut…   Nejis Miene verdüsterte sich, doch er erhob sich in einer scharfen Bewegung. „Wir können hier nicht bleiben.“   „Ich werde ihn ganz sicher nicht hier liegen lassen, um zu verrotten!“, grollte Naruto und seine blauen Augen blitzten auf.    Neji wandte sich um; seine blassen Iriden nahmen eine Kälte an, die auch in seiner Stimme mitschwang. „Wir können nichts mehr für ihn tun. Und jetzt steh auf, Naruto!“   Und Naruto stand auf – in einer Bewegung die so wild und heftig war wie sein wogendes Chakra. Doch Neji war schneller und wirbelte mit einer anmutigen Drehung zur Seite, als Naruto auf ihn losging. Das Chakra des Uzumaki knisterte und versengte die Luft; Ranken davon schlugen um sich, als sich Neji zwischen den zornigen jungen Ninja und den leblosen Körper schob.   „Naruto-kun!“, wisperte Hinata mit weiten Augen und flehend.    Naruto knurrte. „Dieser Mann hat sein Leben für uns gegeben und du willst seinen Körper einfach so hier liegen lassen wie ein Stück wertlosen Müll!“   Nejis Augen zuckten, die Venen an seinen Schläfen pochten.    „Wenn du nicht mit jeder Sekunde, die wir hier verschwenden, noch mehr Leichen ansammeln willst, dann tust du genau das, was ich dir sage!“, erwiderte Neji. „Wir haben keine Zeit daf-!“ Mit einem Zucken brach er ab.    Oh nein…   Naruto marschierte vorwärts, bewaffnet mit einer Beleidigung, die ihm mit einem Schwall Luft entrissen wurde, als Neji in ihn krachte und ihn zur Seite schubste. Um Haaresbreite entgingen sie der tödlichen Reichweite, als sich die riesige Klinge von Hibaris Schwert wie eine Haifischflosse durch den Boden grub und hinter ihnen das Erdreich aufriss.    Die Chakra geladene Seite der Klinge traf Nejis Bein und erschütterte ihn.    Sein Knie hätte nachgegeben, wenn Naruto ihn nicht abgefangen hätte. „Neji!“   „CHAAA!“ Sakuras Brüllen zerriss die Luft und es war die einzige Warnung, die sie ihnen gab, bevor ihre Faust donnernd auf dem Boden auftraf.   Der Schlag erschütterte die Erde in einem Beben, bevor sie aufbrach und explodierend Staub und Steine in alle Richtungen schleuderte. Neji und Naruto sprangen auseinander und wichen dem Schauer aus Dreck aus, indem sie sich in die Bäume retteten. Neji war kaum auf den Füßen gelandet, als er schon wieder gezwungen war, weiter zu springen, als eine Reihe von Kunai hinter ihm her gesirrt kam.    Rasch wehrte er sie ab und die harte Kante seiner Hand schlug die Klingen in schnellen Bewegungen aus der Flugbahn. Er hörte Narutos Klone unter sich über den Waldboden trampeln, während er immer höher stieg und durch den Staub stierte. Seine begehrten Augen retteten ihn und gaben ihm genug Zeit, den Bewegungen der Shuriken zu folgen, als sie an ihm vorbei rasten und sich in das Holz des Baumes gruben, von dem er sich gerade abgestoßen hatte.    Es war die nächste Salve, die ihn fluchen ließ.    Tsubasa Sensen.    Der Luftangriff schnitt mit einem Sirren durch den Dunst und gewährte ihm keinerlei Raum, um auszuweichen.    Der Drang, sich in sein Defensivjutsu zu drehen war beinahe zu instinktiv, um ihn niederkämpfen zu können.    Nein…   Neji wirbelte ein Kunai über die Knöchel und folgte dem Aufblitzen der Sensen.    Denk nach!   Naruo stürzte sich zwischen ihn und die Waffen. „Neji!“   Sie schnitten sich direkt in den Uzumaki.    Der Schattendoppelgänger zerplatzte mit einem lauten Poff.   Die Sekunden, die ihm dieses Manöver erkaufte, erlaubten es Neji, den Ast über sich zu packen und sich selbst in einem schwungvollen Bogen nach oben zu ziehen. Er landete in einer geduckten Haltung auf dem Ast, als sich die Klingen in den Stamm unter ihm sägten und ihn zerrissen. Neji fühlte, wie sein Magen eine Drehung zu vollführen schien, als der zersplitterte Baum ächzte und sich neigte, bevor er immer schneller zur Seite kippte. Rasch rannte er die Wand aus Holz entlang, während sie fiel und nutzte den nachhallenden Aufprall, um sich selbst noch höher abzustoßen.    Verdammt!   Neji hob eine Hand an seinen Transmitter, hatte aber keine Zeit, seinen Befehl, sich neu zu sammeln, an das Team durchzugeben. Ein vertrauter Chakrapuls explodierte. Die Schockwelle donnerte durch den Staub, der immer noch in der Luft hing und nahm die Illusion eines wolkenhaften Tsunami an, der direkt auf ihn zurollte.    Nejis Augen verengten sich; eine tödliche Ruhe packte seine Instinkte.    Hab ich dich.   Er drehte sich mitten in der Luft und rammte sein Kunai in den Baum, stieß sich mit dem Fuß von dessen Griff ab und bog seinen Körper im Flug zu einem langgezogenen Rückwärtssalto. Er flog über die Chakrawelle hinweg, als sie mit einer Wucht in den Baum krachte, die Rinde und Zweige zerschmetterte. Er ließ seine Füße dem Schwung seines Rückwärtssprunges folgen und schwang seine Beine herum, bis er sich wieder in der Aufrechten befand und direkt hinter seinem Angreifer landete.    „Hibari.“   Der rothaarige Mann hatte nicht einmal die Zeit, sich umzudrehen, bevor Nejis Fuß hart in seinem unteren Rücken aufschlug und ihn hinunter in die Ruinen des kollabierten Baumes katapultierte. Krachend traf er auf dem Boden auf und eine Woge aus Holzsplittern und Blättern explodierte durch den Aufprall.    Neji landete in einer anmutigen Hocke und ein paar Meter entfernt, bevor er auf die Füße sprang und ohne inne zu halten hinüber schritt; trotz des schwachen Schmerzes in seiner Brust. Er ließ das Adrenalin das Ruder übernehmen und bewegte sich unbeirrt vorwärts – doch dann blieb er stehen, als er das gezackte Glimmen von Hibaris Schwert unter den Trümmern bemerkte. Er hechtete nach links, als die Klinge durch das Holz schnitt und das Wrack des Baumes aus dem Weg räumte.    „Tz!“, zischte Hibari und tauchte schwankend aus dem Chaos auf; ein Schauer aus Staub und Splittern regnete auf ihn herab, als er sich umdrehte und erneut seine Klinge schwang. „Du gehörst mir, Hyūga!“   Neji sprang über den horizontalen Schnitt des Schwertes und rammte sein Knie in den Kiefer des Rotschopfs. Hibari wirbelte mit dem Momentum herum und stürzte zur Seite, um mit der Klinge nach oben zu schlitzen und Neji dazu zu zwingen, sich zurückzuziehen.    Ein paar Schritte voneinander entfernt kamen sie zum Stillstand.    Neji schob seine Handfläche nach oben und außen und nahm damit automatisch seine Kampfstellung ein.    Hibari fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, spuckte Blut zur Seite weg und hustete rau, um seine Lungen von Staub zu befreien.    Während sie sich entgegenstellten, hörte Neji den Kampflärm jenseits des Dunstes; das Geräusch wispernder und heulender Shuriken und das Dröhnen von Narutos Stimme. Das blendende Aufflammen des Rasengan erhellte den Wald. Neji ließ sich einen Moment Zeit, um in die Umlaufbahn seiner Byakugan Sicht einzutauchen. Ein kurzer prüfender Blick versicherte ihm, dass seine Teamkameraden trotz des Kampfes halbwegs sicher zu sein schienen.    „Du denkst, du kannst mit diesen Augen alles sehen.“, sagte Hibari, seine Stimme leise und mit demselben Gift getränkt wie seine grauen Iriden. „Und dennoch bist du genau wie der Rest von ihnen. Blind!“   Neji zog seinen Daumen an den Zeigefinger, der Ballen seiner Handfläche drückte sich nach außen, als er sich noch weiter in seine Kampfhaltung schob. „Deine Ambition danach, Dōjutsus zu sammeln wird ebenso enden wie die deines Vaters.“   Hibaris Gesicht wurde eiskalt, fror für einen kurzen Moment ein, bevor es mit einem Ausbruch unkontrollierten Zornes explodierte.    Das Beben, das den Arm des Mannes hinunter jagte, war die einzige Warnung.    Die Wucht von Hibaris Schrei war so viel brutaler als seine Klinge, als er sie schwang. „Wage es nicht, mich mit diesem Bastard zu vergleichen!“   Als die Waffe wie ein Boomerang auf ihn zu sirrte, bereitete sich Neji darauf vor, herum zu schnellen und den Griff des Schwertes zu packen. Doch ein Regen aus Chakranadeln flog über seine Schulter hinweg, schlug gegen die Klinge und warf das Schwert aus seiner Flugbahn.    Hinata.   „Neji-niisan!“, rief die Kunoichi und sprang hinter Hibari.   „Bruder?“, knurrte Hibari und wich ihr anmutig aus, als sie einen Schlag gegen seine Schläfe ausführte. „Ist das deine Schwester, Hyūga?“   Der Tsubasa vollführte ein rasches Handzeichen und murmelte leise vor sich hin, bevor er mit dem Arm in Hinatas Richtung ruckte. Ein Schauer aus Federn flog von seinen Fingerspitzen und verhärtete sich zu Kunais, denen Hinata mit Leichtigkeit auswich – aber sie zog sich dadurch auf unsicheren Boden zurück und verlor beinahe die Balance.    Es war ein fataler Fehler.    Hibari grinste.    Nejis Augen weiteten sich. „Hinata!“   Doch die Attacke kam nicht.    Hibari ignorierte sie vollkommen und ließ die Gelegenheit verstreichen, sie unschädlich zu machen, als er brüllend zu Neji herum schnellte. „Antworte mir, Hyūga! Ist sie deine Schwester?!“   Das Schwanken in Hibaris Stimme war noch verstörender als die Art und Weise, mit der er auf Neji losging; blindwütig und wild, mit einem animalischen Hass in seinen Augen, als er in eine Offensive sprang, der seine vorherige Anmut vollkommen fehlte. Neji parierte jede Bewegung und seine Geschwindigkeit wog Hibaris ungeheure Kraft mit Leichtigkeit auf. Doch Neiji konnte aus den Tenketsu des Tsubasa lesen, dass es kein gesteigertes Chakra war, das dem Mann seine Kraft verlieh.   Es waren Emotionen.   Unkontrollierte und überwältigende Emotionen.    Warum?   Neji duckte sich um einen Armschwung hindurch und ließ seinen Fuß in Hibaris Rippen krachen, um den Mann zur Seite zur treten, nur um gleich darauf vor dem erwidernden Kick des Tsubasa zurück zu springen. Er erwischte den Knöchel des Rotschopfes mit der Schlinge seiner Hand und riss scharf daran, um Hibari auf den Boden zu befördern.    Irgendwas stimmt hier nicht…   Er entschied sich für den schnellstmöglichen Weg, Antworten zu provozieren; Arroganz.    „Du hast nicht die Augen, um meine Bewegungen voraussehen zu können.“, höhnte Neji und stand in voller Größe über dem Mann, während er spöttisch auf ihn hinunter starrte. „Und du wirst sie auch niemals besitzen!“   Hibara schäumte vor Wut und seine Lippen zogen sich in einem Knurren zurück, als er mit seinem freien Bein austrat und Neji dazu zwang, zurück zu springen. „Ich bin an deinem verfickten Dōjutsu nicht interessiert!“   Neji drehte seinen Körper seitwärts, den Arm nach außen gestreckt und eine Handfläche erhoben. „Was zur Hölle willst du dann?“   „Gerechtigkeit!“, zischte Hibari und rollte sich herum, um zu seinem Schwert zu gelangen. Er stützte sich auf ein Handgelenk, um das Gewicht auszugleichen, während er die Spitze der Klinge in den Boden rammte und sie als Anker nutzte, um sich auf die Füße zu ziehen. „Und deinen Kopf.“   Nejis Augen verengten sich, aber nicht wegen der Drohung. Es war der Beweggrund, der ihn verwirrte.   Gerechtigkeit?   „Neji!“, schrie Hinata und nahm hinter Hibari dieselbe Haltung wie ihr Cousin ein; die Hyūga nahmen den Mann in die Zange.    „Oder vielleicht sollte ich mir ihren Kopf holen.“, schnaubte der Tsubasa und ruckte mit dem Kinn in Hinatas Richtung, ohne seine Augen von Neji abzuwenden. „Das wäre Gerechtigkeit, oder nicht?“   Jede Form von Verwirrung fiel von Nejis Gesichtszügen und verwandelte sich zu Eis. „Du wirst sie nicht anrühren.“   „Dann halte ich mich eben an dich!“, spie Hibari aus, seine Finger verkrampften sich um den Griff seines Schwertes und sein Arm spannte sich an, als er sich daran machte, seine Waffe aus dem Boden zu reißen.    Doch er tat es nicht. Neji runzelte die Stirn und sah zu, wie sich Hibaris graue Augen weiteten und er seine Zähne mit einem Zischen zusammenbiss, als er versuchte, sich zu bewegen. Doch das konnte er nicht.    „Wie wäre es, wenn du dich stattdessen mal beruhigst?“   Shikamaru…   Die träge Stimme des Schattenninjas zog Nejis Blick nach oben in die Bäume. Shikamaru lehnte mit der Hüfte gegen einen Stamm, während er halb in Licht und halb in Schatten getaucht war.    „Ich bin es wirklich leid, dir nachzujagen.“ Shikamaru schmunzelte. „Diesmal habe ich mir dabei fast ein Bein gebrochen.“   Neji fühlte ein Aufflackern von Erleichterung in seiner Brust. „Was machst du hier, Nara?“   Hibari knurrte, die Augen noch immer auf Neji fixiert. „Du bist ein toter Mann.“   Von oben hörte man Shikamarus Schnauben. „Du befindest dich wirklich nicht in der Position, Drohungen auszusprechen.“   Hibari ignorierte ihn geflissentlich, alle Wucht seiner Aufmerksamkeit bohrte sich in Neji. „Das verspreche ich dir!“   Neji betrachtete den Rotschopf gelassen und wollte gerade antworten, als Naruto mit einem Brüllen an ihm vorbei stürzte und seine Faust direkt in Hibaris Kiefer hämmerte.    Das laute Knacken echote scharf durch den Wald.    Eine Sekunde später fiel Hibari in sich zusammen.    „Richtig.“ Shikamaru löste sein Jutsu. „Danke dafür.“   Naruto keuchte und würgte Luft hinunter, während er sich aufrichtete und vor Adrenalin zitterte. „Mann, der hat vielleicht Nerven.“   Und jetzt ist er bewusstlos…phantastisch…   „Naruto.“ Nejis Miene war düster, als er hinüber schritt und Hibaris Schwert zur Seite trat; seine blassen Augen zuckten verärgert. „Götter, denkst du eigentlich auch nur ein einziges Mal nach, bevor du etwas machst?“   Naruto runzelte die Stirn und drehte sich ihm zu. „Glaubst du im Ernst, dass ich einfach nur rumstehe, während er so einen Mist darüber labert, dir die Lichter auszuknipsen?“   Neji widerstand dem Drang, sich die Hand vors Gesicht zu schlagen.    Es war klar, dass Naruto nicht in der Lage sein würde, sein Herz aus einem Kampf herauszuhalten. Es stürzte sich einfach so mit jedem anderen Teil von ihm mit ins Getümmel und das übersprudelnd vor Überzeugung, Beschützerinstinkt und einem Tumult irrationaler Gefühle, das Neji stets daran erinnerte, warum es einfach unerlässlich war, einen besonnenen Kopf zu behalten. Doch als er jetzt so auf den bewusstlosen Hibari hinunter blickte, wurde er auch daran erinnert, welche Stärke solche Emotionen einem Krieger verleihen konnten.    Narutos Emotionen waren seine Stärke.   Aber die meinen sind meine Schwäche…   Nejis Verärgerung verschwand und die Spannung auf seinem Gesicht löste sich. „Sind die anderen in Ordnung?“   „Geht so.“ Naruto rieb sich über eine Platzwunde an seinem Kiefer, die bereits verheilte. „Wären die anderen nicht aufgetaucht, dann wären wir ziemlich geliefert gewesen.“   Neji atmete langsam durch die Nase ein und entließ die Luft ruhig, als er eine Hand an seinen Transmitter hob. „Sammelt euch. Hinata, kannst du ihnen den Weg zeigen?“   „Ja.“, bestätigte die Kunoichi und verschwand mit einem Wirbel ihres mitternachtsschwarzen Haares in den Dunst.    Neji seufzte leise und deaktivierte sein Dōjutsu. Er musste gar nicht erst nach Shikamaru suchen; der Nara befand sich bereits auf Bodenlevel und schlenderte mit deutlich mehr Leichtigkeit zu ihm herüber, als Neji in seinen Augen erkennen konnte. Die dunklen Iriden waren starr auf ihn gerichtet.    „Wo ist Kitori? Und was machst du hier?“, fragte Neji erneut und diesmal trug seine Stimme eine leichte Kante in sich.   Sollte Shikamaru sein Missfallen bemerkt haben, ignorierte er es gekonnt. „Kitori hatte ihre eigenen Befehle, zu dem Aviarium zurückzukehren. Das Team, dem wir gefolgt sind, war nichts weiter als ein paar Leichen im Wasser. Teile und herrsche? Nach all dem erscheint das gar nicht so unwahrscheinlich.“   Neji verzog innerlich das Gesicht und sah erneut zu Hibari hinunter.    Wie dem auch sei, das hier war mein Kampf.   Doch die Dinge waren gar nicht mehr so simpel, gemessen an dem, was soeben passiert war.    Das Schlurfen von Füßen und das leise Murmeln von Stimmen kündigte die Präsenz des restlichen Teams an. Neji sah nicht auf, seine Aufmerksamkeit blieb starr auf Hibari zentriert.   „Bringen wir den Kerl zurück zu Kitori und Ozuku?“, grollte Naruto und stierte auf den Rotschopf.    Neji krümmte die Finger und rollte mit der Schulter, während er den Kopf schüttelte. „Nein.“   „Was?“, schnappte Kiba. „Warum?“   „Ich will ihn befragen.“, erwiderte Neji und ging in die Hocke, um Hibari auf den Rücken zu rollen.    Shikamaru verlagerte neben ihm das Gewicht. „Würdest du mich erleuchten, Hyūga?“   „Ich glaube nicht, dass die Beweggründe dieses Mannes so klar umrissen sind, wie Kitori es behauptet hat.“, erklärte Neji und suchte Hibari nach dem Tsubasa Anhänger ab, den er um Kitoris Hals gesehen hatte.    Er fand ihn unter dem Netzshirt des Mannes – zusammen mit einem zweiten.    Warum sollte er sie immer noch tragen?   „Hey, der Typ wollte dich und Hinata umbringen.“, knurrte Naruto und deutete mit dem Finger in Richtung der Kunoichi, die feuerrot anlief. „Noch klarer umrissen brauche ich nicht.“   „Benutz deinen Kopf, Naruto.“ Nejis Gesicht verdunkelte sich und er strich mit dem Daumen über Hibaris Anhänger, bevor er sie fallen ließ. „Dieser Mann hat sich vollkommen waghalsig und unbedacht gefährdend verhalten – man macht das nicht, außer man ist emotional, oder ein Idiot. Und die Tatsache, dass er in der Lage ist, eine Untergrund Rebellenfraktion zu koordinieren lässt darauf schließen, dass er ganz bestimmt kein Idiot ist.“ Sakura sah verwirrt aus, während sie ihre heilenden Hände über die Wunde in ihrem Schenkel hielt. „Was willst du damit sagen?“   Neji erhob sich und musste kurz innehalten, als ihn ein Hauch von Schwindel erfasste. „Er ist aus Rache für seine Schwester auf mich losgegangen, nicht wegen des Byakugans. Er hat gesagt, er wolle Gerechtigkeit.“   „Ich werde ihm schon ein wenig Gerechtigkeit geben.“, fauchte Naruto.    „Kitori hat doch gesagt, dass Hibari seine Schwester tot sehen wollte.“, fügte Kiba noch hinzu; seine wilden Augen flackerten vor Abneigung. „Und dass er und sein Vater Experimente an ihr durchgeführt haben. Dieser Freak könnte lügen.“   Shikamaru ergriff das Wort, bevor Neji die Gelegenheit bekam. „Oder Kitori lügt.“   Neji spürte, wie die Worte schwer bis in seine Magengegend sanken und seinen Argwohn noch unbehaglicher und enger verknoteten.    „Was?“, schnaubte Sakura, als wäre das vollkommen lachhaft. „Aber Neji…schon als uns Hibaris Truppe das erste Mal angegriffen hat…in dem Augenblick, in dem einer der Ninjas deutlich gemacht hat, dass du ein Hyūga bist, haben sich auf einmal alle dir zugewandt. Sie müssen hinter deinem Dōjutsu her gewesen sein.“   „Ja, davon bin ich auch ausgegangen.“, antwortete Neji und gestikulierte zu Hibari hinüber. „Aber sieh dir an, was gerade passiert ist. Er hat Hinata komplett ignoriert, obwohl er die Chance hatte, sie auszuschalten. Er war einzig und allein an der Tatsache interessiert, dass wir möglicherweise Geschwister sein könnten. Er war auf Rache aus.“   „Aber Dōjutsus und Kekei Genkai sind doch das, was diese Rebellen wollen.“, betonte Lee und seine dichten Brauen zogen sich zu einem scharfen V zusammen. „Macht ist ihr Motiv.“   „Nach Aussage von Ozuku und Kitori.“, murmelte Neji und wurde zunehmend unruhiger, auch wenn man ihm das niemals ansehen würde.    „Aber Fukurō hat es doch auch selbst gesagt.“, argumentierte Sakura. „Und er war der Anführer der Rebellen.“   „Nach Aussage von Ozuku und Kitori.“, wiederholte Shikamaru Nejis Worte.    Neji begegnete dem Blick des Schattenninjas. „Shikamaru.“   „Ach Mist.“, seufzte der Nara.   „Ganz genau.“   „Scheiße!“   „Ich weiß.“   „Was wisst ihr?“, Naruto blinzelte perplex und sah ruckartig zwischen den beiden hin und her. „Ist sonst noch jemand verwirrt?“   Kiba verschränkte mit finsterer Miene die Arme vor der Brust. „Nur ein ganz kleines bisschen.“   Auch Chōji schaltete sich auf Seiten der verwirrten Partei ein. „Uh, Shikamaru?“   „So wie es aussieht, haben uns Kitori und Ozuku einen ganzen Haufen Bullshit über ihren Sohn und diese Rebellen aufgetischt…und wir haben es ihnen abgekauft.“ Shikamaru seufzte erneut und rieb sich den Knoten auf seiner Stirn.    Neji spürte, wie sich seine Eingeweide angesichts der Konsequenzen, die sich daraus ergeben würden, verkrampften. Er spannte den Kiefer an, bis seine Gelenke zu schmerzen begannen.    Götter…sagt mir nicht, dass die ganze Zeit über…   Er hörte, wie Sakura leise nach Luft schnappte, als wäre ihre Ablehnung dieser Möglichkeit einer furchtbaren Wahrheit gewichen.   „Aber warum?“, wisperte sie. „Warum sollte Kitori ihrem Sohn so etwas antun? Ihn für uns zu einem Feind zu machen…“   „Aus demselben Grund, aus dem Fukurō es bei seiner Tochter getan hat.“, spie Neji aus und schüttelte den Kopf gegen die Worte an, auch wenn er sie bereits ausgesprochen hatte.    Und Shikamaru, ganz getreu seinem vorausschauenden Denken, fasste es zu einem bitteren Abschluss zusammen. „Um die Aufmerksamkeit von sich selbst und wahrscheinlich auch von Ozuku abzulenken.“   Naruto runzelte die Stirn, doch seine Augen funkelten vor kaum zurückgehaltenen Emotionen. „Willst du mir gerade erzählen, dass Kitori und Fukurō ihre eigenen Kinder dafür benutzt haben, sich selbst zu schützen?“   Neji neigte den Kopf. „Und um Ozuku zu schützen.“   Kiba pfiff leise durch die Zähne. „Mann, das ist echt krank.“   „Sollte das wahr sein“, murmelte Lee traurig, „dann sind wir zweimal auf denselben Trick reingefallen.“   Sollte das wahr sein…   Nejis Gesichtszüge spannten sich an und der Anflug von Düsternis beschattete für einen Moment sein Gesicht, bevor er sich wieder unter Kontrolle brachte. „Ich werde diesen Mann nicht ausliefern, bis ich ein paar Antworten von ihm bekommen habe. Es war mir nicht möglich, seiner Schwester dieselbe Chance zu gewähren…“   Narutos Schultern sackten nach unten und sah dabei genauso verwirrt und erschöpft aus, wie sich Neji auf einen Schlag fühlte. „Ich bin von dem ganzen Mist immer noch verwirrt.“   Sakura lächelte schwach, doch ihre Augen waren grimmig. „Und im Grunde – wieder einmal – wissen wir schon wieder nicht, wer unser Feind ist.“   Kiba schnaubte. „Sie meint, dass wir im Grunde – wieder einmal – einen Scheiß wissen.“   Diese unverblümte, aber vollkommen akkurate Schlussfolgerung war wie ein Schlag ins Gesicht.    Verdammt!   Neji streckte die Wirbelsäule durch und jeder einzelne Muskel unter seiner Haut spannte sich an. Er presste seinen Kiefer so fest zusammen, dass er beinahe einen Backenzahn zerbrach – Schmerz flammte in seiner Brust auf, doch er spürte ihn weniger als den Zorn, der durch ihn brannte.    Ich bin fertig damit, Spielchen zu spielen.   Er bemerkte, wie sich Shikamaru neben ihm bewegte; die subtilste Bewegung, als der Nara die Hüfte einknickte, um sich so ein wenig näher zu ihm zu lehnen. Es war nur ein kleines Schließen der Distanz, das es aber schaffte, den weiten Weg zu Nejis Anspannung zu überbrücken und sie zu lösen, ohne dass es der Hyūga überhaupt bemerkte.    „Wenn Hibari aufwacht“, sagte Neji letztendlich und seine Stimme wurde so leise und ruhig, dass sie das leichteste Zittern seines Armes überdeckte, „werden wir sichergehen, dass wir ein für allemal herausfinden, wer unser Feind ist.“    _______________ Uiuiui Plottwist ;) Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat! Es ist wieder um ein ganzes Eck länger geworden als das letzte :D  Über ein paar Kapitel würde ich mich natürlich wieder sehr freuen! Vielen vielen Dank an alle meine lieben Reviewer/innen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)