Break to Breathe von _Scatach_ ================================================================================ Kapitel 26: Doesn't that tell you something? -------------------------------------------- Die nächsten paar Stunden bestanden aus einem Strom endloser Aufgaben, einem mäandernden Fluss aus Zielen, die Neji akribisch zwischen den Konoha Shinobis aufgeteilt hatte. Führer wurden ausgesucht, Ausrüstungen überprüft, das Netzwerk des Dorfes umrissen und Teams aufgestellt und ausgesandt, um die Waffen zu holen, die von den Tsubasa Rebellen benutzt worden waren.    Sehr gut…jetzt fehlen nur noch die letzten Schritte…   Als Neji die aus mächtigen Zweigen geformte Brücke überquerte, ging die Sonne bereits unter und die jahreszeitlich verfärbten Blätter hüllten ihn in eine Welt aus herbstlich erfülltem Feuer. Doch die Kälte schlich sich mit einer leichten Brise heran. Neji atmete langsam aus und ignorierte die schmerzenden Stiche in seiner Brust, während er sich dem ‚Krähennest‘ mit sicheren und raschen Schritten näherte. Er war überzeugt davon, dass wenn er jetzt langsamer werden würde, er dann gegen seinen abgekämpften Körper verlieren würde.    Das darf nicht passieren.   Effizienz war im Moment sein Verbündeter und Erschöpfung sein größter Feind.   Beweg dich einfach weiter vorwärts.   Der Hyūga schlüpfte in das Gästehaus, lief schnell die Treppe hinauf und den Gang aus Räumen entlang bis zu dem Zimmer, in dem sich Shikamaru versteckt hatte und über seiner Strategie brütete. Ohne in seiner Geschwindigkeit nachzulassen, drehte Neji scharf den Türknauf und schob im selben Augenblick an der Tür, als sie von der anderen Seite aufgezogen wurde.    Nicht schon wieder!   Nejis Augen flogen weit auf.    Sofort erstarrte der Hyūga und kam abrupt zum Stehen, ohne die Tür loszulassen. Unglücklicherweise tat Shikamaru genau dasselbe, was dazu führte, dass die Tür heftig in eine Richtung und dann schlagartig in die andere ruckte.    Einem lauten hässlichen Knacken folgte ein dumpfes Klacken gegen Nejis Stirnband.    Dann Stille.    Für einen unangenehmen Moment verharrte die Tür halb offen zwischen ihnen.    Keiner machte irgendein Geräusch.    Neji stierte auf die Maserung des Holzes, als würde er versuchen, Shikamaru durch die Tür hindurch zu sehen.    Weitere Stille… „Lass uns einfach so tun…“, sagte Neji letztendlich „…als wäre das gerade nicht passiert.“   Eine weitere peinliche Pause entstand, bevor Shikamarus Stimme um das Holz herum schwebte.    „Hast du das Knacken gehört? Ja? Das war mein verfickter Kopf!“   Neji verspürte einen urplötzlichen Lachanfall in seiner Kehle aufflackern, begierig danach, aufzusteigen und mit vollen Tönen von seinen Lippen zu stolpern. Energisch schluckte er ihn hinunter, indem er sich räusperte.    „Wenn es irgendwie dafür sorgt, dass du dich besser fühlst; ich habe den Rückschlag abbekommen.“   „Ja, auf dein gottverdammtes Stirnband.“   Neji biss sich auf die Zunge, um nicht zu kichern. „Ich habe dich deswegen gewarnt.“   „Ich glaube, es wäre besser für dich, auf deiner Seite der Tür zu bleiben, Hyūga.“   Neji schmunzelte, verharrte aber bewegungslos – doch er konnte der Gelegenheit nicht widerstehen, seine nächsten Worte fallen zu lassen. „Wurdest du gerade von einer Tür besiegt, Shikamaru? Hat sie dein Blut vergossen?“   Sehr langsam schoben sich Shikamarus Finger um den Spalt in der Tür und zogen sie zurück, um den äußerst flachen Gesichtsausdruck des Nara zu offenbaren; seine Augen träge zusammengezogen, während er sich mit der anderen Hand über die Stirn rieb.   „Du planst diese Scheiße, oder etwa nicht?“, fragte er.   Neji hielt seine täuschend ruhige Miene bei, doch in seinen Augen tanzte das Lachen, das er kaum in sich halten konnte. „Wenn du dich dadurch besser fühlst.“   Für einen Moment starrte Shikamaru ihn an, doch dann verzogen sich die Lippen des Nara zu diesem durchtriebenen Grinsen, das mehr als nur ein bisschen nervenaufreibend war, wenn man die Ränke dahinter lesen konnte. Neji hob eine Braue, unsicher, wie er darauf reagieren sollte, aber auf alles vorbereitet.    „Du siehst nervös aus.“, kicherte Shikamaru leise und ließ seine Hand sinken, als er nach vorn trat und Neji dazu zwang, einen Schritt in den Korridor zurückzuweichen.    „All diese Schläge auf deinen Kopf müssen dein Hirn wirklich beschädigt haben, wenn du wirklich glaubst, dass das der Fall ist.“, erwiderte Neji und ehrliche Belustigung ruinierte jeden Versuch, arrogant zu sein.   Ein tiefes kehliges Lachen fiel von Shikamarus Lippen, es klang beinahe wie ein Schnurren. Und Neji musste feststellen, dass er augenblicklich von diesem seltsam verführerischen Klang abgelenkt wurde. Es hätte sich nicht so anhören sollen.   Hat er schon immer so gelacht?   Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch von diesem Lachen fort und auf ein leises Klicken gezogen, als der Schattenninja die Tür hinter sich zuzog. Die Belustigung verschwand von Nejis Zügen und wurde von einem fragenden Blick auf die Tür ersetzt.    „Bist du schon fertig?“, fragte der Hyūga.   „Jo.“ Shikamaru nickte und lehnte sich mit einem Seufzen gegen das Holz. „Muss nur noch den ein oder anderen Mist mit dir und Kitori besprechen…dann kann ich die anderen darüber informieren.“   „Sie haben auch schon die Waffen besorgt.“ Neji nickte und sein Blick wanderte von der Tür zurück zu Shikamaru. „Hoffentlich geben sie uns Aufschluss darüber, gegen was wir antreten müssen.“   „Kann nicht schlimmer sein als ein Haufen Vögel, die über mir explodieren, oder? Ich werde mir die Waffen mal ansehen, auch wenn ich schon den Großteil dessen in der Strategie vorweg genommen habe; um alles andere habe ich mich also schon gekümmert. Die Informationen zu den Waffen müssen nur noch hinzugefügt werden.“   Neji lächelte schwach. Es überraschte ihn doch immer wieder, wie Shikamaru mit einem fast schon irritierenden Mangel an Interesse durch Karten und Informationen blättern konnte, dann seine Finger in dieser typischen Manier aneinanderlegte, sich zurücklehnte und diese Art von kriegerischen Meisterwerken heraufbeschwören konnte, die ranghohe und altgediente Militärkommandanten vor Neid erblassen ließen – und das in einer so kurzen Zeitspanne.    „Also, wirst du Mediator spielen?“ Shikamaru neigte den Kopf in Richtung der Treppe.   „Mediator?“, echote Neji und drehte sich wie von selbst, um neben dem Schattenninja herzulaufen, während sie den Gang entlang schritten.   „Jo. Ich schätze mal, dass du nicht willst, dass ich sie schon wieder ‚verärgere‘, oder?“   Neji spähte zu dem Nara hinüber. „Ich verstehe nicht, was für ein Problem du mit ihr hast.“   Shikamaru zuckte nur mit den Achseln und bot sonst keine Reaktion an, als er die ersten Stufen der Treppe hinunterstieg und bevor Neji noch einmal fragen konnte. Der Hyūga ließ das Thema fallen und folgte zwei Schritte hinter Shikamaru, während er seine Gedanken auf andere Angelegenheiten richtete. Akribisch schätzte er die Zeit ein, die nötig war, um das Team und die Tsubasa Shinobi, die Kitori zu ihrer Unterstützung ausgewählt hatte, über alles zu informieren.    Es sollte uns danach auf jeden Fall noch genug Zeit bleiben, um -!   Ein brutaler Schmerz stach sich wie eine Lanze in seine Brust und schoss bis zu seiner Schulter hinauf.    Neji keuchte scharf auf und eine seiner Hände schnellte zur Seite, um sich am Geländer der Treppe festzuhalten.   Er wäre nach vorn gefallen, wenn Shikamaru sich nicht sofort in einer fließenden subtilen Bewegung umgedreht und zwei Stufen nach oben geschritten wäre, was dazu führte, dass ihre Schultern aneinanderstießen; es diente als Krücke, ohne dabei als solche offensichtlich zu sein. Die Treppe war eng genug, dass es für jeden anderen einfach nur so aussehen würde, als wären ihre Schultern versehentlich aneinandergestoßen, als sich ihre Wege gekreuzt hatten.    Kami…nicht jetzt…   Neji konnte nicht einmal die leisen Gespräche unter sich hören, sein Fokus war vollkommen darauf konzentriert, durch den stechenden Schmerz zu atmen. Es fühlte sich an, als wäre er mit einem glühenden Schürhaken direkt durch die Rippen aufgespießt worden. Angestrengt versuchte er, Luft gegen diese scharfen Stiche in seine Lungen zu ziehen.   Ich…kann nicht atmen…   „Ganz ruhig…“, murmelte Shikamaru beruhigend gegen Nejis Ohr. „Geh ein paar Stufen zurück.“   „Es geht mir gut…“, zischte Neji und seine Finger verkrampften sich um das Geländer; eine tiefe gedemütigte Wut kroch in ihm hoch.   „Wenn du dich nicht dem verdammten zwanzig Fragen Spiel von Naruto stellen willst, dann gehst du zurück, jetzt!“Shikamarus Hand wanderte zu seiner Hüfte und packte sie fest. „Ich hab dich, beweg dich einfach.“   Neji schloss die Augen, er war sich nicht sicher, was schlimmer war; der Kontrollverlust über seinen Körper, oder der Schmerz, den er spürte. Sich weiterhin auf dem Geländer abstützend tat er wie ihm geheißen; schon allein, um wirklich eine Einmischung des Uzumaki zu vermeiden. Er wich ein paar Stufen zurück und bemerkte, wie Shikamaru sich im Gleichschritt mit ihm bewegte. In dem Augenblick, in dem sie den oberen Treppenabsatz erreicht hatten, spürte er, wie Shikamaru vorwärts drückte und sie beide fort von der Treppe schob. Die magere Privatsphäre des Ganges war im Moment ihre einzige Option.   Stop…   Er lehnte sich gegen die Wand und atmete rasselnd und flach, während er sich an die Brust griff; doch Shikamaru packte sein Handgelenk.    „Nicht.“ Der Nara hatte die Stirn in Falten gelegt.   Nejis Miene verdüsterte sich und er hob seine freie Hand, um Shikamaru von sich zu schieben. Der entstandene Freiraum gab ihm die Möglichkeit, sich mit einem zerfetzten Keuchen nach vorn zu krümmen und bebend seinen Hustenreiz zu unterdrücken.    Stop. Stop. Stop…   Er spürte, wie Hände seine Arme hinauf und bis zu seinen Schultern glitten; sie richteten ihn auf und drückten ihn zurück gegen die Wand.    „Ganz ruhig, mach langsam…“ Shikamarus Handflächen lagen an der Wand zu seinen Seiten und die Arme des Nara hielten aufrecht gegen die Stütze der Wand.    Schwach…ich bin nicht schwach…   Neji wollte die Worte herausbrüllen, doch sie wurden ihm von der Anstrengung entrissen, einfach nur zu atmen. Die scharfen Stiche ebbten viel zu langsam zu einem dumpfen Schmerz ab und die geringste Spur eines schwindelerregenden Bannes entschwand, bevor sie ihn packen konnte.    „Neji…“ Shikamarus Stimme brachte ihn dazu, die Augen zu öffnen.    Er begegnete dem steten Blick des Schattenninjas mit einem Stirnrunzeln, bevor er wieder nach unten sah und eine Hand zwischen ihre Körper nach oben und zu seiner Brust schob. Als Shikamaru Anstalten machte, ihn erneut aufzuhalten, fand er endlich seine Stimme wieder.    „Nicht…misch dich nicht ein, Nara.“   Shikamarus Kiefer verkrampfte sich. „Das ist nichts weiter als ein zeitweise Aufschub.“   „Das…ist alles…was ich…gerade brauche…“, keuchte Neji abgehackt. „Misch…dich nicht ein…“   „Neji…“   „Ich weiß, was ich tue…“   Shikamaru schüttelte energisch den Kopf und ein Muskel in seinem Kiefer zuckte stur.    Tu das nicht…nicht jetzt…   Neji ließ die Frustration, die er gerade spürte, in den Ausdruck seiner Augen bluten und durchbohrte den Schatteninja mit einem schmerzerfüllten Blick. Sie hatten keine Zeit für ihre übliche starrende Auseinandersetzung, das wussten sie beide. Ein weiterer Muskel zuckte in Shikamarus Kiefer, bevor sich seine dunklen Augen schlossen. Es war ein Anblick, den Neji noch niemals zuvor gesehen hatte – einer, der sehr deutlich private und emotionale Qualen widerspiegelte – und er schaffte es noch schneller, ihm den Atem zu stehlen, als die Stiche in seiner Brust.   Warum...?   Er schüttelte den Kopf. „Shikamaru…“   Die Finger des Schattenninja krallten sich hart in die Wand, bevor sich der Chūnin energisch fortschob.    Er sagte nichts. Das musste er aber auch nicht.    Stattdessen drehte Shikamaru ihm einfach nur den Rücken zu und lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand, um so als eine Art Blickschutz zwischen Neji und dem Treppenaufgang zu fungieren.    Es war die Beseitigung des Risikos, dass irgendjemand mitbekam, was als nächstes passierte.    Neji lokalisierte die verletzten Stellen auf seiner Brust…lud die Spitzen seiner Finger mit einer gefährlichen Chakrawelle auf…lehnte den Kopf zurück an die Wand…schloss die Augen…und dankte allen existierenden Gottheiten für seine hohe Schmerztoleranz…   xXx   „Mann, das muss echt weh tun, wenn dich so ein Ding trifft.“, murrte Naruto kopfschüttelnd.   „Vermutlich bist du tot, bevor es überhaupt die Gelegenheit bekommt, wirklich weh zu tun.“, erwiderte Sakura und starrte auf die Waffen, die vor ihnen ausgebreitet lagen.    Sie waren dazu gedacht, mithilfe von schneller und stiller Zerstückelung zu zerstören, sich wie bewegliche Krallen zu krümmen und zu durchschneiden und dabei alle Ebenen und Winkel abzudecken; es war eine beeindruckende, wenn nicht sogar makabre Ansammlung von Waffen.     Hergestellt für einen beinahe unausweichlichen Tod.   Nejis müde Augen wanderten über das klauenförmige Design und er rief sich die Attacke dieser sensenartigen Klingen in Erinnerung, die durch die Luft auf ihn zugesirrt waren. Koordiniert für einen allesumfassenden Angriff, beinahe schon wie ein ganzer Schwarm aus Klingen; die Ironie darin entging dem Hyūga nicht, doch es machte die Situation keineswegs weniger morbide.    Langsam blinzelte Neji und nahm einen leisen Atemzug, den er langsam und weich durch seine Lippen fließen ließ. Er spürte, wie sich Shikamarus Augen für einen kurzen Moment auf ihn richteten, doch er erwiderte den Blick nicht. Er fühlte sich auch so schon offengelegt genug, ohne dass diese scharfen Augen mehr sahen, als er im Moment die Kraft hatte preiszugeben.    Gott, sieh mich nicht so an.   Besonders, wenn auch noch die anderen anwesend waren; sie alle saßen auf dem Boden und umringten den niedrigen Tisch, auf dem die Tsubasa Waffen ausgebreitet lagen. Aufmerksam musterte Neji jeden Einzelnen der Gruppe, während sich alle Augen auf Shikamaru richteten – mit Ausnahme von Akamaru – aus irgendeinem seltsamen Grund starrte der Hund den Hyūga an.    „Also werden wir ihre Spur von dort aus aufnehmen, wo sie aus dem Boden gebrochen sind?“, fragte Naruto und schielte noch einmal kurz zu den Waffen.    „Nein.“, antwortete Shikamaru. „Ein direktes Aufspüren und Eliminieren wird bei diesen Typen nicht funktionieren.“   „Warum nicht?“ Kiba legte die Stirn in Falten und deutete mit dem Daumen zu Akamaru, während der Hund unverwandt und stumm Neji anstarrte. „Akamaru kann ihre Fährte ohne Probleme aufnehmen.“   Shikamaru spähte zu dem Inuzuka hinüber, ohne auch nur einen einzigen anderen Muskel in seinem Körper zu bewegen. „Benutz einmal deinen Kopf. Sie verfügen über den klaren Vorteil von Heimlichkeit, überlegenes Wissen über die Umgebung und ein kompliziert angelegtes Untergrundsystem aus Tunneln.“   „Ein System, das vermutlich sehr gut verteidigt wird und hervorragend verborgen ist.“, fügte Neji hinzu, den Blick wieder auf die Klingen gerichtet.    „Sie werden uns einfach im Kreis rennen lassen; bildlich gesprochen.“, schloss Shikamaru.    „Okay.“ Kiba seufzte und nahm ein federförmiges Kunai auf, um es aufmerksam zu examinieren. „Also wie schlimm sind wir eigentlich gefickt?“   Shikamaru verlagerte das Gewicht und stellte ein Knie auf, um einen Arm darauf abzulegen. „Trotz ihrer Vorteile haben ihr Untergrundnetzwerk und die Art und Weise, wie sie operieren, auch ihre Fehler.“   Naruto stupste eine der sichelförmigen Waffen an. „Mann, bitte sag mir, dass du hinter diese Nachteile gekommen bist.“   „Was zur Hölle glaubst du eigentlich, was ich die letzten drei Stunden gemacht habe?“   Naruto grinste. „He…okay, also wenn wir nicht einfach ‚direkt‘ aufspüren und eliminieren können, oder was auch immer, was zur Hölle sollen wir denn dann machen?“   „Wir machen ihre Versorgungsroute ausfindig.“, erklärte Shikamaru. „Auf keinen Fall können sie das Leben in ihrem Untergrundsystem ohne die Hilfe von oben aufrecht erhalten. Sie brauchen irgendeine Quelle für Essen und Munition.“   Sakuras Augen leuchteten auf. „Ah, du meinst aktive Unterstützer?“   Neji nickte und sah endlich von den Klingen auf und zu der Kunoichi hinüber. „Während es durchaus vorstellbar ist, dass sie es inzwischen irgendwie geschafft haben, Lebensmittel unter Tage anzubauen, können sie auf gar keinen Fall Waffen aus dem Boden wachsen lassen.“   „Vor allem, wenn es um so ausgefallene Sensen geht.“ Shikamaru schwang eine Hand träge über den Tisch, um auf die Waffen anzuspielen. „Diese klauenförmigen Shuriken sind nicht billig. Und laut Kitori gibt es in ganz Hanegakure nur einen einzigen großen Lieferanten dafür.“   Neji hörte, wie Sakura brummte, was seine Aufmerksamkeit zu der pinkhaarigen Kunoichi und fort von Akamaru zog, der ihn immer noch anstierte. Er wollte gar nicht wissen, warum das Tier sich so verhielt – und das schon seit dem Moment, in dem sie sich hier um den Tisch eingefunden hatten.   „Ich finde es schwer vorstellbar, dass Kitori und Ozuku-sama diesen Lieferanten noch nicht befragt haben.“, sagte Sakura und schlug tadelnd auf Narutos Hand, als sie sich nach einer der Klingen ausstreckte.    „Das haben sie.“, erwiderte Neji. „Er steht unter ständiger Beobachtung, genauso wie sein Laden. Aber es gibt keinerlei Beweise dafür, dass er wirklich in irgendeine Form von Waffenschmuggel involviert ist.“   „Aber wenn doch“ Shikamaru hob den Blick, „dann macht er es auf eine sehr subtile und hinterlistige Weise.“   „Also was bedeutet das dann alles für uns?“, fragte Chōji.   Shikamaru schnaubte. „Es bedeutet, dass wir den ganzen Ermittlungsmist für sie erledigen müssen. Denn auf die eine oder andere Weise verlassen durchaus Waren diesen Laden. Der Typ, der die Waffen herstellt, wird ständig beobachtet, also lässt das eigentlich nur den logischen Schluss zu, dass die Rebellen Verbündete im Dorf haben, die regelmäßig in dem Laden einkaufen.“   „Aber würde das nicht in ihren Verkaufszahlen ersichtlich werden?“, schaltete sich Lee ein. „Mit Sicherheit würden sie bei der Überwachung doch mitbekommen, wenn jemand so eine abartige Menge an Waffen kauft.“   „Nicht, wenn die Rebellen mehrere verschiedene Leute haben, die als Schmuggler fungieren; und das zu unterschiedlichen Intervallen. Aber, was sowohl nervt, als auch ein Vorteil ist, ist, dass diese Waffen nur in größeren Bündeln verkauft werden.“   „Achja?“ Kiba legte die Stirn in Falten und beobachtete, wie Akamaru zu Neji hinüber rutschte. „Also, was bedeutet das nochmal alles für uns?“   „Wir werden sie verwanzen.“, sagte Neji und linste zu Akamaru hinunter, als sich der Hund direkt neben ihn legte.    „Kikaichū Käfer.“, klarifizierte Shikamaru und grinste aufgrund von Narutos Gesichtsausdruck. „Shino hat Neji ein paar gegeben. Wir werden sie auf den Waffenbündeln platzieren und wer auch immer unser Kurier sein wird, er wird uns direkt auf die Versorgungsroute führen oder zumindest zu einem der Verstecke der Rebellen.“   Naruto blinzelte. „Verstecke?“   „Ugh…“ Shikamaru schlug sich eine Hand vors Gesicht. „Und das war schon dämlich simpel…“   Die Worte sorgten dafür, dass sich Nejis Mundwinkel hoben.    „He!“ Narutos Miene verdüsterte sich.    Kopfschüttelnd sah Neji nach unten, als sich Akamarus Kinn in die Beuge seines Ellbogens kuschelte; gelassen ruhte die große weiße Schnauze auf seinem Arm.   Komisch…   Um sich selbst von dem seltsamen Verhalten des Hundes abzulenken, suchte Neji Narutos Blick, um das finstere Starren des Uzumaki von Shikamaru fortzuziehen.   „Pass auf, die Rebellen müssen an bestimmten Stellen Verstecke eingerichtet haben, die über ihr gesamtes Einsatzgebiet verteilt sind. Es ist die einzige Möglichkeit, wie sie ihre Angriffe koordinieren können, ohne dabei ihr Hauptquartier zu gefährden.“ Neji hielt inne und sah zu, wie Naruto langsam nickte. „So funktioniert nunmal die Kriegsführung von Guerillas. Sie können es nicht riskieren, all ihre Vorräte an einem einzigen Ort aufzubewahren.“   „Und das bedeutet, dass wir eins dieser Verstecke ausfindig machen müssen.“, nahm Shikamaru das Gespräch auf und zuckte mit den Achseln, als wäre das alles das Offensichtlichste auf der Welt. „Das wird uns den Zugang gewähren, den wir brauchen, um ihr Netzwerk zu infiltrieren oder einen von ihren Leuten zu isolieren. Im Moment ist das alles, was wir benötigen.“   Naruto grinste. „Gute Arbeit, Shikamaru.“   Shikamaru hob eine Braue. „Es nervt, aber es ist der am wenigsten lästige Weg, in dieser Sache vorzugehen. Das schlimmste vorstellbare Szenario führt zu einer ganzen Menge Explosionsmist, den ich lieber vermeiden möchte.“   „Wie zum Beispiel?“   „Wie zum Beispiel eine ganze Menge Explosionsmist, den ich lieber vermeiden möchte.“   Noch bevor Naruto auf diese flache Antwort mit den Augen rollen konnte, ergriff Neji das Wort. „Zum Beispiel, ihr Tunnelsystem in eine massive Rohrbombe zu verwandeln.“   „Whoa.“ Naruto blinzelte.   „Das klingt besser.“, grinste Kiba.    „Jo und schneller.“, giggelte Naruto.   Shikamaru starrte sie träge an. „Was für ein Glück für euch, dass ich es mag, die Dinge langsam anzugehen und während des Prozesses nicht draufzugehen.“   „Shikamaru.“ Sakura runzelte die Stirn. „Ich will nicht pessimistisch klingen, aber was ist, wenn der Plan mit der Versorgungsroute nicht funktioniert?“   „Ist alles schon bedacht. Ich habe drei weitere Taktiken in der Hinterhand, die darauf abzielen, ihre Luftzufuhr und Wasserquellen zu lokalisieren. Lass uns aber einfach erstmal mit der ersten Strategie arbeiten, okay?“   Naruto pfiff anerkennend durch die Zähne. „Wow, schon vier Strategien?“   „Den Plan nicht mitgerechnet, einfach alles in die Luft zu jagen.“, grinste Kiba.    „Nicht schlecht Shikamaru, wie lange hast du nochmal dafür gebraucht?“   „Nicht so lange wie ich dafür brauchen werde, in mein Bett zu krabbeln. Ich bin durch.“   Das war vermutlich eine Untertreibung, gemessen an der Spannung, die Neji deutlich um die Augen des Nara herum erkennen konnte. Bei all den Zeiten, in denen er immer wieder Shikamarus Schlafversuche gestört hatte, war es jetzt eine weitere unvorhergesehene Ironie, dass er nun den mächtigen Drang verspürte, dafür zu sorgen, dass sich der Schattenninja ausruhte.   Als hätte er seinen subtilen Blick bemerkt, sah Shikamaru zu ihm hinüber.    Ihre Augen trafen sich und sofort veränderte sich etwas in den Tiefen von Shikamarus schläfrigen Iriden. Sie nahmen eine merkwürdige Intensität an, als würden sie zu einer Schärfe geschliffen, die zu tief zu bohren drohte.    Es war nur ein flüchtiger Blick.    Er hielt nicht länger als wenige Sekunden.    Doch selbst als Shikamaru blinzelte und augenblicklich den vertrauten, halbherzigen Ausdruck von Langeweile aufsetzte, blieb Neji mit dem Gefühl zurück, als hätte der Nara soeben an der Oberfläche einer alten Wunde gekratzt.    Lächerlich…   Das Stupsen von Akamarus Schnauze gegen seine Seite zog seinen Fokus hinunter zu dem Hund. Zaghaft berührte er mit den Fingerspitzen die Nase des Hundes und schob sie mit einem Brummen von seinen Rippen fort, bevor er zu Kiba und Hinata aufsah.    „Hinata, Kiba, ich vertraue darauf, dass ihr beide wisst, wie man mit Shinos Insekten umgeht.“   Hinatas Augen zuckten von Akamaru zurück nach oben und sie nickte abgehackt. „Ja.“   „Gut zu wissen.“ Shikamaru presste eine Handfläche gegen den Tisch und erhob sich in einer lustlosen Bewegung. „Wir sind hier fertig, ruht euch aus. Wird ein weiterer ätzender früher Start morgen.“   Neji ließ seinen Blick ein letztes Mal über den Kreis der Shinobi wandern und suchte nach Verwirrung oder unausgesprochenen Fragen, bevor er sich von seinen Knien aufrichtete. Einer nach dem anderen begann das Team, den Raum durch die Tür zu verlassen. Neji wandte sich um, um ihnen zu folgen und legte die Stirn in Falten, als seine Bewegung von Akamaru unterbrochen wurde, der seinen Arm anstupste und mit einem Winseln enge Kreise um ihn zog.    Was um alles in der Welt machst du da?   Neji spähte zu dem Hund hinunter, unsicher, was er anderes tun sollte, als in verwirrter Anerkennung mit den Fingern über den Kopf des Vierbeiners zu streicheln, bevor er versuchte, weiter zu laufen. Mit einem Knurren packte Akamaru ihn am Ärmel und zog energisch daran; wollte ihn nicht loslassen.    Nicht jetzt…   „Kiba.“, rief Neji angespannt und sah zu dem Inuzuka auf.    Kiba legte die Waffe beiseite, die er sich gerade angesehen hatte und stemmte die Hände in die Hüften, während er seinen tierischen Gefährten mit hochgezogener Braue musterte. „Akamaru, was ist los, Kumpel?“   Der Hund neigte den Kopf zu Neji hinauf, ohne den Ärmel des Hyūga loszulassen. Der Jōnin runzelte leicht die Stirn; auf einmal fühlte er sich weniger verwirrt als viel mehr unwohl unter dieser präkognitiven Einsicht in Akamarus Blick. Das sanfte Winseln brachte ihn dazu, Kiba scharf anzusehen; seine Stimme senkte sich.   „Kiba!“   „Hey, gib mir nicht die Schuld – er ist nicht mein Haustier, weißt du.“, sagte Kiba leicht beleidigt, auch wenn er genauso verwirrt aussah wie Neji vor wenigen Augenblicken.   „Es interessiert mich nicht, welche Position du ihm einräumst. Pfeif ihn zurück.“, erwiderte Neji kühl; auf keinen Fall wollte er dem Inuzuka die Gelegenheit geben zu begreifen, was Akamaru möglicherweise bemerkt hatte. „Jetzt!“   „Meine Güte, reg dich ab.“ Kiba kam zu ihnen herüber geschritten, die Augen auf Akamaru gerichtet. „Du solltest echt an deiner Attitüde arbeiten, Hyūga.“   „Und du solltest an deiner Fähigkeit im Umgang mit Hunden arbeiten, Inuzuka, oder eher dem Mangel daran.“   „Was ist dein verficktes Problem?“, knurrte Kiba und seine Augen blitzten auf, als sie zu dem Hyūga schnellten.    Als Antwort darauf verhärtete sich Nejis Blick. „Deine Unfähigkeit, deinen Hund unter Kontrolle zu halten ist momentan mein Problem.“   „Hättest du gerne ein noch größeres Problem in deinem Gesicht, Hyūga?“, fauchte Kiba und nahm eine wilde Haltung ein, als er sich nach vorn beugte.    „Hey, hey.“ Chōji runzelte die Stirn und schritt durch das Zimmer, um die Wogen aus Aggression zu glätten. „Kein Grund, sich zu prügeln.“   „Sag das Mr. Stock-im-Arsch.“, knurrte Kiba.   Mit trockener Miene hob Neji eine Braue. „Wenn besagter Stock eine Referenz darüber ist, sich unter Kontrolle zu haben, dann gehe ich einfach mal davon aus, dass deiner der Stecken ist, mit dem man Apportieren spielt?“   Kibas Lippen zogen sich drohend zurück und er stürzte nach vorn; oder zumindest versuchte er es, musste aber feststellen, dass er nicht dazu in der Lage war. Nejis Blick senkte sich zu dem verlängerten Schatten des Inuzukas, folgte dem langgezogenen Schwarz durch den Raum und dorthin, wo sich Shikamaru gegen den Türrahmen lümmelte; sein Jutsu hielt er mit einem gelangweilten, aber auch irgendwie verärgerten Gesichtsausdruck.    Und Neji konnte noch etwas anderes in diesen dunklen Augen lesen – ein Glühen direkt unter der Oberfläche.    „Ihr haltet jetzt beide die Klappe und beruhigt euch.“, sagte der Nara, sein Blick wanderte zwischen den Streithähnen hin und her. „Wir haben keine Zeit für so einen lächerlichen Kindergartenmist.“   Neji biss die Zähne zusammen und sein Zorn über diese Anschuldigung jagte eine neue Welle aus Spannung in den Raum; nur richtete er sie diesmal gegen Shikamaru, indem er den Schattenninja wutentbrannt anstarrte.    Der Bastard zuckte mit keiner Wimper.    Shikamaru ließ die Spannung einfach an sich abprallen wie Wasser und blieb davon vollkommen unbeeindruckt.    Tz.   Schnaubend wich Neji einen Schritt von Kiba zurück, als Akamaru ihn losließ und mit einem Winseln zu seinem Herren lief. Geflissentlich ignorierte Neji das finstere Starren, mit dem Kiba ihn bedachte und wandte sich der Tür zu; ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen, marschierte er an Shikamaru vorbei und aus dem Zimmer, um seine Schritte zurück zum ‚Krähennest‘ zu lenken. Er war wütend darüber, dass er seine Beherrschung verlor und sie mit jedem Schritt einer lähmenden Erschöpfung wich.    Ich werde nicht verlieren.   xXx   Die Nachtluft traf scharf und kalt auf Nejis Gesicht und gefror vor seinen Augen, als er zischend ausatmete.    Ich bin nicht schwach.   Neji schnitt wie ein eisiger Luftzug durch das ‚Krähennest‘ und nahm einen kurzen und zornigen Weg direkt zu seinem Gästezimmer. Mit einem brutalen Stoß warf er die Tür auf und hörte, wie sie in ihren Scharnieren zurückschwang, ohne zuzuschlagen.   Mit einem dumpfen Klatschen traf sie auf etwas.   Neji drehte sich um. Er beobachtete, wie Shikamaru ruhig seine Handfläche von dem Holz löste, ruhig in das Zimmer trat und ruhig die Tür hinter sich schloss.    Ruhig. Gefasst. Kontrolliert.   Alles, was der Hyūga brauchte, ihm aber immer wieder entrissen wurde.    Nein…   Sofort griff Neji nach seinem Zorn…   Suchte sofort nach etwas, um Shikamaru zurückzutreiben…   Machte sich sofort daran, eine rabiate Verteidigung zu errichten…   In der Sekunde, in der er das tat, verband der Nara ihre Blicke.    Und genau wie ein Kunai schnitt Shikamaru direkt durch die Spannung, direkt durch den Bullshit, direkt durch die Defensive, die Neji aufzubauen versuchte…und durchbohrte den Hyūga mit einem Blick gnadenloser Intelligenz und zorniger Besorgnis, der Neji dazu brachte, scharf einzuatmen, als wäre er gerade erstochen worden. Der Ausdruck in diesen dunklen Augen fegte seine Verteidigung beiseite, als wäre es nichts weiter als eine zweite Haut und ließ ihn roh und bloßgelegt zurück.   Der Hyūga wandte sich ab, seine Stimme ebenso rau wie er sich fühlte. „Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht so ansehen sollst.“   Langsam schloss Shikamaru die Distanz zwischen ihnen; wie ein Schatten, der sich durch den dunklen Raum schlich. Die einzige Beleuchtung waren die weichen Strahlen aus Mondlicht, die durch die Fenster und den Balkon schimmerten. Sie fielen wie silberne Stäbe in das Zimmer.    Wie Käfigstäbe.    Hör auf.   Für jeden Schritt, den sich der Nara nach vorn bewegte, wich Neji einen zurück, solange, bis sie sich umkreisten; beinahe wie Raubtiere bei einer Konfrontation. Und die ganze Zeit über spürte Neji diese verdammten Augen auf sich gerichtet, die ihn wortlos dazu aufforderten, den Schattenninja anzusehen, sich auf das Gebiet zu begeben, wo Linien und Grenzen nicht existierten, nur die Illusion von Kontrolle.    „Hör auf.“, knurrte Neji.    „Ich versuche nicht, dich anzugreifen.“, erwiderte Shikamaru ruhig, ohne in seinen Bewegungen innezuhalten. Er zog den Kreis immer enger, den sie erschaffen hatten, während sie durch den Raum schlichen. „Hör auf, vor mir wegzurennen.“   Neji blieb abrupt stehen, die Füße wie angewurzelt, als sein Stolz Feuer in seine Augen peitschte.    Auch Shikamaru hielt im selben Moment und in kurzer Distanz inne.    Nah genug, dass er nach ihm greifen konnte.    Nicht.   „Du kannst nicht damit weitermachen, Neji. Kiba hat es nicht durchschauen können, aber Akamaru schon. Noch ein paar Minuten länger in diesem Zimmer hätten gereicht und auch Kiba hätte es begriffen. Du kannst es nicht länger in dir halten.“   Nejis Miene verfinsterte sich und bittere Verleugnung wandelte seine Worte zu einem Wispern. „Bitte mich nicht darum, es rauszulassen…“   „Warum?“   „Weil das letzte Mal, als ich etwas derartiges rausgelassen habe…wäre beinahe jemand deswegen gestorben…“   Shikamaru hielt inne und summte wissend. „Hinata…“   Neji wich ein Stück zurück und zerrte sie damit wieder zurück in diese raubtierhafte Umlaufbahn, als sie sich erneut in Bewegung setzten und mit jedem Wort und Schritt ein unbeständiges Terrain heraufbeschworen.    „Wie menschlich war ich damals, Nara?“, presste Neji zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich hätte sie umgebracht, wenn sie mich nicht aufgehalten hätten…“   „Das war vor drei Jahren…außer, du hast diesen Zorn in dieser Zeit niemals gehen lassen.“   Neji zögerte, sein Blut schien zu gerinnen. „Völlig egal, was ich fühle oder denke…es betrifft nicht sie…“   „Also wen betrifft es dann? Den Rest deines Clans?“   Nejis Schritte gerieten ins Wanken, was eine Öffnung für Shikamaru schuf, die Schlinge enger zu ziehen; doch Neji entschlüpfte ihr wie ein Geist, der zwischen Welten gefangen war. Er glitt hinein und hinaus aus dieser Arena, die ihre Kreise erschaffen hatten.    „Bring mich nicht dazu, es bis auf dich auszuweiten, Shikamaru.“   Er beobachtete, wie sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen des Nara stahl. „Ich habe dir bereits die Gelegenheit geboten, das zu tun; mehr als einmal…und obwohl ich dir so nahe gekommen bin, hast du mich bisher noch nicht erwürgt.“ „Ist es das, was du wirklich willst?“   „Willst?“, wiederholte Shikamaru.    Neji schnaubte bitter. „Du willst, dass ich Leute verletze, die es nicht verdient haben…weil ich mich selbst nicht kontrollieren kann…“   „Das ist, worum es hier geht, huh? Kontrolle?“ Shikamaru blieb kurz stehen und drehte sich, um ihre Bewegungen in die andere Richtung zu zwingen.    „Ich habe es unter Kontrolle.“, knurrte Neji, die Stimme so hart wie die scharfen Kanten seiner Gesichtszüge.   „Du kontrollierst was?“   „…was ich muss…“   Was ich überwinden muss.   „Deine Emotionen.“   Neji hörte auf zu laufen; vollkommen still stand er da.   Sein Innehalten ließ ihn halb im Schatten und halb in das unheimlich milchige Licht des Mondes getaucht zurück. Wie ein Phantom, das von den Schatten, in denen es sich selbst verloren hatte, aus der Dunkelheit gezogen worden war. Es war so paradox und ironisch wie auch alles andere sonst, das zwischen ihm und dem Schattenninja existierte, der ihm jetzt direkt gegenüberstand.    „Wage es nicht zu versuchen, mich wie ein billiges Brettspiel zu analysieren, Shikamaru.“   „Das kann man nicht vergleichen, Hyūga. Shogi macht mir Spaß. Es macht mir aber überhaupt keinen Spaß, das hier zu tun.“   „Dann hör auf damit.“   „Ich kann nicht aufhören.“ Der Nara legte den Kopf schief und trat einen einzigen Schritt nach vorn. „Ich lag falsch, als ich gesagt habe, dass du dich einst hinter dem nachvollziehbaren Zorn über die Spaltung deines Clans versteckt hast…die Wahrheit ist…du hast mit der Wut niemals das Kriegsbeil begraben, oder?“   Neji wich zurück und entzog sich damit der abklingenden Umarmung aus Licht.    Hör auf…   Shikamaru hielt noch einen weiteren kurzen Moment inne, bevor er einen Fuß vor den anderen setzte und so ihre zirkelnden Bewegungen wieder aufnahm, während sie wechselnd in Licht und Schatten eintauchten. Die Strahlen aus milchigem Licht fühlten sich mehr und mehr wie Käfigstäbe in dem von Schatten übersäten Raum an.    „Vor zwei Monaten ist etwas passiert.“, begann Shikamaru sanft. „Hatte es etwas mit Hyūga Hiashi zu tun?“   „Was zur Hölle könntest du schon über meine Motive in Bezug auf irgendetwas wissen…?“   „Dann sag mir, dass ich falsch liege…“   Neji bewegte sich weiterhin mit jedem einzelnen Schritt des Schattenninjas nach hinten. Dann begriff er, dass er sich zurückzog und zornig wandte er sich mit einem Schwung seiner Hüften um, um aus ihrem zirkelnden Pfad auszubrechen. Doch Shikamaru schnitt ihm mit einer Bewegung den Weg ab, die ebenso fließend war wie seine Schatten.    „Sag mir, dass ich falsch liege, Neji.“, drängte er, seine Stimme etwas härter als vorher. „Aber sag mir verfickt nochmal irgendetwas!“   Der verbale Schubs ließ Neji knurren und er reagierte, indem er die Lippen drohend zurückzog und einen gefährlichen Schritt nach vorn trat. „Versuche nicht, in meinem Kopf zu gelangen, Shikamaru!“   Shikamarus Stimme hob sich zu einem Schreien. „Dann sag mir, dass ich falsch liege, verdammt!“   „Fick dich!“, schnappte Neji und drängte vorwärts, um Shikamaru einen Schritt zurückzutreiben. „Du hast keine Ahnung!“   „Ach sag bloß; aber ich versuche es!“   Warum!?   „Du kannst es niemals verstehen!“   „Dann sorg dafür, dass ich es verstehe!“   Sie standen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber, krachten beinahe ineinander; sie verharrten nah genug, um Schläge austeilen zu können, doch keiner bewegte sich, um sich über Worte hinaus anzugreifen.    „Gottverdammt seist du, Nara!“   ”Sag es einfach, Neji!“   „Warum!?“ Neji fühlte einen kalten, elenden Zorn, der an den Sehnen in seiner Kehle zerrte. „Ich will nicht, dass du es verdammt nochmal verstehst!“   Shikamarus Augen blitzten auf. „Vielleicht muss ich es ja auch gar nicht verstehen! Vielleicht muss ich es einfach nur wissen!“   „Was wissen?“, brüllte Neji ihm direkt ins Gesicht. „Dass ich jeden Tag mit Hiashi trainiere und dabei meinen Vatersehe, der mich anstarrt!?“   Shikamarus Augen weiteten sich.    Neji erstarrte und stierte blicklos ins Nichts.    Und als Reaktion auf diese ausgerutschten Worte kristallisierte sich sein gesamter Körper zu einem steifen Verschluss, aus dessen Starre ihn nicht einmal Shikamarus Blick rütteln konnte.    „Neji…“   Neji verkrampfte sich noch mehr, als würde Eis sein Blut einfrieren. „Jeden Tag…er hört niemals auf, mich zu verfolgen…“   „Neji…“   Er spürte den zärtlichen Schwung von Fingern an seinem Kiefer und zornig ruckte er mit dem Kopf fort von der Berührung. „Wage es nicht…ich will dein erbärmliches Mitleid nicht!“   „Also was willst du dann?“   Neji schüttelte den Kopf und versuchte mit aller Macht, die Kälte abzuschütteln, die von ihm Besitz ergriffen hatte. „Als würde es irgendeine Rolle spielen. Ich kann nur mit dem arbeiten, was ich habe, nicht mit dem, was ich will. Das akzeptiere ich.“   Er hörte, wie Shikamaru schnaubte. „Was für ein Haufen Scheiße. Falls du es wirklich akzeptiert hättest, würdest du dir das nicht antun!“   „Schön.“, zischte Neji, während sein Blick langsam wieder zurück zu den Augen des Nara wanderte. „Dann beiße ich halt meine Zähne zusammen und ertrage es. Was für einen Unterschied macht das schon?“   „Es macht einfach jeden Unterschied!“, knurrte Shikamaru. „Außer dein Ziel ist es, zu sterben!“   „Ich habe nicht vor, zu sterben, Nara.“   „Ach, wirklich?“, forderte Shikamaru ihn heraus und eine Braue wanderte in dieser Manier nach oben, die Neji zur Weißglut trieb. „Ich werde dich das nächste Mal daran erinnern, wenn du Blut hustest!“   „Fahr zur Hölle, Shikamaru!“, fauchte Neji und gab sich Mühe, seine Worte mit Gift zu tränken, doch sie fielen im eher bitter als giftig von seinen Lippen. „Ich habe dich niemals um dein aufdringliches Intervenieren gebeten.“   „Ja, aber du musstest mich auch nicht darum bitten.“ Shikamaru begegnete seinem Blick ruhig, doch seine Stimme wurde leiser, beschattet von etwas Undechiffrierbarem. „Sagt dir das nicht irgendetwas?“   Gott…hör auf…   „Doch.“ Neji lehnte sich nach vorn. „Es sagt mir, dass du ein aufdringlicher Bastard bist, der sich überall einmischt.“   Shikamaru reagierte, als hätte Neji ihn verletzt. „Und du bist ein verficktes Ärgernis!“   „Dann zieh dich zurück!“, knurrte Neji und suchte nach dem schnellsten Weg, den Schattenninja mit seinen Worten zurückzudrängen. „Normalerweise nimmst du für dich in Anspruch, ein fauler Feigling zu sein. Also tu, worin du gut bist und halte deine Nase raus aus meinen Angelegenheiten, bevor ich dich dazu bringe, zu bereuen, dass du dich jemals eingemischt hast!“   Beinahe wäre Neji fassungslos zusammengezuckt, als sich Shikamaru nach vorn neigte und sich selbst so in die tödliche Reichweite eines schwer angepissten Aggressors begab, der sich kaum unter Kontrolle hatte. Der Schattenninja stellte sich direkt in die Schusslinie des Feuers, das Neji mühsam zurückzuhalten versuchte. Die Züge des Hyūga schimmerten vor Verwirrung; wie ein Trugbild, das zwischen der Reflexion seines Schmerzes und Zorns gefangen war.    „Was zur Hölle machst du da?“, fauchte er.    „Mach nur und bring mich dazu, es zu bereuen.“, erwiderte Shikamaru leise, seine Stimme rau, aber nicht länger zornig.    Neji starrte ihn entsetzt an.    Shikamaru sah zurück. „Tu es!“   Neji schluckte, wie von den Füßen gerissen von der Verwirrung über dieses schreckliche Vertrauensbekenntnis.    „Mach nur.“, wiederholte Shikamaru, seine Stimme noch sanfter als vorher. „Ich werde dich nicht aufhalten.“   „Götter, du Narr…glaubst du wirklich, du könntest mich aufhalten?“   „Ich habe dir bereits gesagt, dass ich keine Angst vor dir habe, Neji.“   Neji wich zurück und seine Kehle arbeitete schwer gegen die Verkrampfung an, die von ihr Besitz ergriff. „Lauf einfach davon und gib mir keinen Grund, meine Meinung zu ändern.“   Shikamarus Lippen verzogen sich schwach, doch es lag kein Spott darin; nicht die geringste Spur von etwas Herablassendem. Niemals zuvor in seinem Leben hatte sich Neji so sehr gewünscht, angegriffen zu werden…denn er wusste nicht, wie er sich gegen das wehren sollte…   Er nahm einen schmerzhaften Atemzug und entließ seine Worte mit einem heiseren Wispern. „Gott, geh einfach…“   Shikamaru ging nicht.   Er trat einen Schritt näher und zwang Neji dadurch, den Schattenninja mit Blicken aufzuspießen.    Es war ein Blick, der keinen anderen Effekt erzielte, als dass Shikamarus Augen weich wurden und einen Ausdruck annahmen, der Neji mehr bedrohte als es jedes todbringende Starren jemals könnte.    „Nicht.“, wisperte Neji und verkrampfte jeden Muskel in seinem Körper zu steifer Anspannung, um sich gegen den Blick aus diesen Augen zu wehren. „Verdammt seist du, sieh mich nicht so an! Geh einfach.“   „Ja…“ Shikamaru schloss die restliche Distanz zwischen ihnen; der gezwungene Hauch eines Lächelns konnte jedoch nicht von dem Zwiespalt in seinen Augen ablenken. „Das sollte ich wirklich.“   Neji spürte, wie diese schmerzende Wunde tief in seinem Inneren an den ausgefransten Nähten etwas weiter aufriss.    „Du Bastard…“ Nejis Stimme senkte sich zu derselben ausgelaugten Kapitulation wie sein Gesicht; des Zornes und allem anderen müde. „Warum zur Hölle willst du einfach nicht gehen?“   Er bemerkte, wie sich Shikamarus Hand bewegte; dann spürte er das langsame Gleiten der Fingerspitzen des Nara über seine Schulter und hinauf bis zu seinem Nacken. Diese leichte, vertraute Liebkosung, die schon so natürlich für sie geworden war. Shikamaru zog Nejis Kopf sanft nach vorn, um ihre Stirnen aneinander zu legen; Nejis Augen schlossen sich.   „Was glaubst du, warum ich es nicht will?“ Er spürte Shikamarus Atem gegen seine Lippen, der die Worte in einem Raunen mit sich trug. „Weil ich dein Freund bin.“   Neji spürte einen bitteren dumpfen Schmerz in seiner Kehle. „Ich brauche dich nicht als meinen Freund, Shikamaru.“   „Dann sag mir, was zur Hölle du brauchst.“   Neji beging den fatalen Fehler, seine Augen zu öffnen, bevor er eine Hand heben und die von Shikamaru schließen konnte. Ihre Blicke trafen sich und die rohe Verbindung, die sie miteinander verschmolz, sog ihm die Luft aus den Lungen; entriss sie ihm mit einer Schärfe, die von einer anderen Art Schmerz herrührte – und einer Art von Bedürfnis…einer, die sich tief in ihm verknotete…gefangen unter der Last endloser Ketten, die um Teile seines Selbst geschlossen waren, denen Shikamaru immer näher kam…   „Lass mich ein…“   Neji zog ein wenig den Kopf zurück.   Das Mondlicht schimmerte auf seinem Stirnband.    Das sanfte Aufblitzen reflektierte in den Tiefen von Shikamarus Augen und schnitt einen dünnen Silberstreif durch diese dunklen Seen. Wie eine warnende Linie…eine letzte Grenze…ein Punkt ohne Wiederkehr…   Sie überschritten ihn im selben Augenblick.   Ihre Münder strichen mit dem Wispern bebender Atemzüge übereinander…Lippen rieben und streichelten…pressten sich aufeinander und öffneten sich endlich unter der feuchten Berührung von Zungen…die sich in einem langsamen und sinnlichen Rollen liebkosten, das ihre Herzschläge in Donner verwandelte.   Und im Kern dieses aufwühlenden Verlangens, spürte Neji das Aufziehen eines Sturmes… _____________________ Ich denke, ihr wisst alle, was als nächstes kommt ;) Sorry für den Cut :D Hoffentlich hat euch das neue Kapitel gefallen!! Vielleicht liefert es dem ein oder anderen wieder ein neues Puzzleteilchen für das Rätsel um Neji ;) Über Meinungen und Anregungen würde ich mich wieder sehr sehr freuen!! Vielen vielen Dank wie immer an alles lieben Reviewer/innen für die unglaublich motivierenden Worte!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)