Break to Breathe von _Scatach_ ================================================================================ Kapitel 8: I told you so ------------------------ „Acht Trigramme, vierundsechzig schützende Handflächen!“   Hinata stieß ihren Schutzschild einem Schauer entzündeter Projektile entgegen. Die Ckakraklingen ihres einzigartigen Jutsus schossen wie Laser aus ihrer Hand. Sie schwangen hin und her, um die wirbelnden Wurfsterne von Hinata abzulenken und sie in einem scharfen Rückschlag zurück zu den Angreifern zu schleudern.    Die Breite von Fukurōs Klinge ließ die Shuriken wirkungslos abprallen. „Miststück!“   Anstatt sich darunter wegzuducken, begegnete Hinata dem nächsten Angriff und wehrte ihn mit Chakra Nadeln ab, die sie in so rascher Folge abfeuerte, dass Fukurō einen Moment zurückweichen musste.    Shikamarus Stimme erscholl von irgendwo über ihr.    „Hinata, zieh dich zurück!“   Die Hyūga Erbin wirbelte herum, ihr langes schwarz-blaues Haar flog wild um sie herum. Kunai sirrten über ihren Kopf, an deren Griffen Briefbomben befestigt waren. Die Klingen gruben sich in den Boden zwischen Hinata und ihren Gegnern, was zwei der vier Tsubasa dazu zwang, sich rasch von den Sprengfallen zu entfernen. Doch die Detonation kam nie.    „Es ist nur eine Ablenkung!“, brüllte einer der Männer und stürzte sich – wie erwartet – auf Hinata.    Der Idiot sprang direkt in die Flugbahn von Shuriken, die von rechts auf ihn zugeschossen kamen. Dünne Drähte zerschnitten mit einem scharfen Zischen die Luft und schnürten den Mann an einen Baum. Im Bruchteil einer Sekunde war er gefangen wie eine Fliege in einem Spinnennetz.   „Der erste Zug ist immer eine Finte.“, spottete Shikamaru von oben und zog sich einige Schritte zurück. Hinata verschwendete keine Zeit damit, vorwärts zu springen und die Chakra Punkte des Gegners rasch mit der sanften Faust zu verschließen.   „Neji! Jetzt!“, rief der Nara.   Der Hyūga brach aus dem Schutz der Baumkronen, landete hart auf dem Boden und begann ohne Umschweife, im Zickzack über die Lichtung zu sprinten. Der feuerbeherrschende Ninja schnellte herum und folgte seinem mäandernden Ziel wie ein Wärmedetektor. Er grinste und begann Handzeichen zu formen.    „Feuerversteck! Jutsu der Flammenentfesselung!“   Eine ganze Masse an Shuriken explodierten in einer Hitzewelle und sirrte quer über die Lichtung auf Neji zu. Der Hyūga stieß sich vom Boden ab und drehte sich im Flug, in der Hand hielt er eine kleine Terrakottakugel. Er zerschlug sie in dem Moment, als sich die brennenden Projektile in sein Fleisch gruben.    „Hab ich dich!“, lachte der feindliche Ninja in einem schrillen manischen Kichern, das abrupt abbrach, als der Körper des Hyūga auf dem Boden aufschlug und in einer Rauchwolke verpuffte. Zurück blieb nichts weiter als ein zerfurchtes Scheit, bevor das ölgetränkte Holz explodierte.    „Ein Jutsu des Tausches!“   Die Wucht der Detonation riss einen kleinen Krater in den Untergrund und schleuderte Dreck und öliges Feuer in alle Richtungen. Fukurō knurrte und rammte sein Schwert in die Erde, um sich hinter der massiven Klinge zu verstecken und so den Flammen zu entgehen, die über den Stahl leckten.    Der feindliche Ninja, der noch immer an den Baum gefesselt war, ging in Flammen auf. Noch während er starb, stieß er zwischen spitzen Schreien blutrünstige Flüche aus. Der gegnerische Feuerninja sah zwar überrascht aus, lief aber zuversichtlich durch die Flammen und knurrte die Konoha Shinobis an.    „Idioten! Mir könnt ihr nicht mit Feuer kommen! Immerhin ist es mein Element und…“ mitten in der Bewegung blieb er abrupt stehen, wie festgefroren inmitten der lodernden Flammen. „W-was zum…?“   „Schattenbesitz erfolgreich!“ Shikamaru grinste aus den Baumkronen herunter. Das Feuer auf der Lichtung hatte ihm eine nahezu unbegrenzte Menge an Schatten zur Verfügung gestellt. „Gute Arbeit, Neji. Kiba! Jetzt!“   „Gatsūga!“   Ein tiefes Donnern erschütterte die Lichtung, als der durchdringende Wirbel von Kibas Jutsu durch die Erde pflügte und einen Fluchttunnel in den Boden grub. Mit der Macht eines Tornados prallte der Inuzuka mit seinem Jutsu gegen den Feuerninja und riss dabei den gelähmten Körper in zwei Häften, während er gleichzeitig einen Teil der Flammen fortpeitschte. Neji kam vor dem Feuer geschützt durch den Gang unter der Erde gerannt.   „Hinata-sama!“   Die jüngere Hyūga reagierte sofort, sprang aus ihrer Deckung und spurtete an dem brennenden Laub vorbei, um ihren Cousin am Eingang des Tunnels zu treffen. Schlagartig kam sie zum Stehen, ihre Byakugan Augen richteten sich auf Nejis Brust und sie zog scharf die Luft ein.   „Aber…w-warum?“ Geschockt hielt sie sich eine Hand vor den Mund, ihre blassen Augen wanderten über seinen Körper; sahen durch Stoff und Haut. „Neji-niisan…was hast du dir angetan?“   Neji versteifte sich bei ihren Worten – er wusste, dass sie sehen konnte, was allen anderen verborgen blieb. Die plötzliche Durchschaubarkeit dessen, was er um jeden Preis verbergen wollte, drängte eine verwirrte Bitterkeit in seine Züge, die er nicht verstecken konnte. Doch dann zog Fukurōs Knurren sein Aufmerksamkeit auf sich.    Beweg dich!   „Komm!“ Neji packte Hinata am Handgelenk und zerrte so die Finger von ihrem Mund, bevor er sich auf dem Absatz umwandte. Er rannte los, den behelfsmäßigen Fluchtweg entlang und zog sie mit sich.    „Neji-niisan! Warte!“, rief Hinata hinter ihm.    „Lauf weiter!“, grollte er, seine eigenen Augen blinzelten gegen die Dunkelheit an und Hitze strömte von allen Seiten auf sie ein. „Byakugan!“   In dem Augenblick, in dem er sein Dōjutsu aktivierte, fluchte er los. Hastig wirbelte er herum, packte Hinata um die Hüfte und ließ sich auf ein Knie fallen. Er drückte sie gegen seine Brust, als er sich auf den Boden warf und so ihren schmalen Körper vor der Fukurōs Klinge schützte, die über seinem Kopf durch das Erdreich pflügte, das den Tunnel formte. Die instabil gewordene Decke des Ganges stürzte mit einem Donnern auf Nejis Rücken.   Die fallende Erde ebnete den Boden zu ihren Seiten und ließ sie schutzlos gegen die gierigen Flammen zurück.    Neji konnte spüren, wie das Feuer über seine Haut leckte und sich in den Ärmel seiner Robe fraß. Er rieb mit dem Arm gegen die Erde, um die Flammen zu ersticken und zog die Schulterblätter aneinander, um den Dreck von seinem Rücken zu schütteln.    „Hinata…“   „Neji!“, krächzte die junge Hyūga unter ihm. „Bist du…?“   Mit einem Keuchen stemmte er sich auf Hände und Knie. Er hielt sich selbst mit durchgedrückten Ellbogen aufrecht und starrte hinunter in ihre weit aufgerissenen Augen.    „Steh auf…steh auf und lauf…finde Gai…finde Kurenai…“   Ihre Lippen pressten sich trotzig zu einer dünnen Linie zusammen. „Nicht ohne dich!“   „GEH!“ Neji stützte sich auf eine Handfläche und hob den anderen Arm, um ihr genug Raum zu schaffen, sich umzudrehen und unter ihm heraus zu krabbeln. Kaum hatte sie sich etwas aufgerichtet, stieß er ihr heftig mit einer Hand in den Rücken, um sie von sich zu schubsen. „Lauf!“   Der Stoß ließ Hinata stolpern, doch augenblicklich kam sie zu ihm zurück. „Ich werde nicht weglaufen!“   Er kannte diese Worte.   Verdammt seien dieser Naruto und sein selbstmörderisches Nindo!   „Bitte! Geh!“, bellte Neji und verstummte, als er das Wispern einer Attacke wahrnahm, von der er wusste, dass er ihr nicht ausweichen konnte.    Doch Hinata bewegte sich schneller.    Sie warf sich mit ihrem ganzen Gewicht nach vorn, ihre Hände umklammerten ein Kunai, das auf den diagonalen Schlag von Fukurōs Schwert traf. Der harte Aufprall lenkte die Klinge mit einem Schauer aus Funken aus der Bahn und sie schlug nur wenige Zentimeter von Nejis Gesicht entfernt im Erdboden ein. Würde er sein Gesicht auch nur ein wenig drehen, könnte sich sein Atem auf dem kalten Stahl niederschlagen.    „Hn. Wie herzallerliebst.“, schnaubte Fukurō und verpasste Hinata in einem Schwung mit der Rückhand eine heftige Ohrfeige; die junge Hyūga schrie schmerzerfüllt auf.   Nejis Augen flogen auf und blitzten gefährlich.   Die Bewegung des Tsubasas hatte seine Brust für einen Angriff entblößt. Neji rollte sich auf den Rücken, zog die Beine an die Brust und hämmerte seine Füße mit aller Kraft gegen die Rippen des Bastards, sodass er einige Schritte zurück stolperte, sein Schwert jedoch nicht los ließ. Rasch kam Neji auf die Beine und wandte sich Hinata zu; Frustration und Besorgnis erfüllten ihre Augen.   „Verdammt nochmal, jetzt geh endlich!“   „Das werde ich nicht!“, schnappte sie mit überraschender Vehemenz zurück.    „Spiel jetzt bloß nicht den Helden!“, fauchte Neji und griff sich an seine schmerzende Brust. „Du schuldest es deinem Clan zu leben!“   „Unser Clan schuldet es deinem Vater, dich nicht auch noch zu einem Hyūga Opfer zu machen!“, schrie Hinata ihn an und wankte zu ihm hinüber.    Die Antwort ließ Neji schlucken. In seinem Inneren spürte er eine andere Art des Schmerzes, wie die subtilen Vorzeichen eines schlafenden Orkans. Sie legten zerbrochene Gefühle tief in ihm frei, die in etwas auszubrechen drohten, dem er sich selbst nicht erlauben durfte, sich ihm zu stellen.   Nein…nein…   Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte diese verwirrenden, gefährlichen Gefühle. Jetzt war nicht die Zeit für so etwas. Und wie um seine Gedanken zu unterstreichen, ging Fukurō wie ein wildgewordenes Tier auf sie los; die Spitze seines Schwertes zerschnitt die Luft.    „Und hier endet es!“, brüllte er speichelspuckend und mit bebenden Lippen.    Neji schnellte herum und streckte einen Arm aus, um Hinata hinter sich zu schieben. Doch sie stürzte bereits vorwärts, um ihn zu verteidigen; Chakra Nadeln flogen aus ihren Handflächen. Die meisten prallten von der sausenden Klinge ab, doch eine bohrte sich in Fukurōs Hals und traf einen Nerv, der seinen Arm spastisch zucken ließ.    Fukurōs Finger verloren den Halt um den Griff des Schwertes und der letzte Ruck seines Armes ließ die Klinge wie ein tödliches Boomerang durch die Luft segeln. Der Griff traf mit einem hässlichen Knacken auf Nejis Hüfte und ließ die tödliche Schneide einen Bogen beschreiben – direkt auf Hinata zu.    „NEIN!“   Blut verteilte sich in weiten Spritzern über den Boden.    Die Klinge gab kaum einen Laut von sich, als sie auf der Erde aufschlug.    Dann war es still.   oOo   Es ist viel zu still…gar nicht gut…verdammt…   „Kiba!“, rief Shikamaru und hoffte, seine Stimme würde den Inuzuka erreichen, da er sich gerade nicht bewegen konnte. „Antworte mir, verdammt! Wo bist du?“   Der Nara wandte seinen Kopf dem Klang eines entfernten Brüllens zu, sein Fokus geriet ins Schwanken, als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag verpasst.    Was zum…?   Das erstickte Gurgeln des vierten Tsubasa ließ seinen Blick zurück zu dem Mann schnellen, der gegen sein Jutsu ankämpfte. Shikamarus Augen verengten sich und ein finaler Chakraimpuls schloss eine schattenhafte Hand um den Hals des feindlichen Ninjas. Die Augen des Mannes traten aus ihren Höhlen und flehten den Nara stumm um eine Gnade an, die er nicht gewähren würde. Das Schattenstrangulierungs-Jutsu zerquetschte dem Ninja die Luftröhre. Shikamaru ließ die Leiche achtlos fallen und während er sich umdrehte hob er die Finger zu seinem Funkgerät.    „Kiba, wo zur Hölle bist du?“   Nichts.   Verdammte Scheiße.   Shikamarus Augen wanderten aufmerksam über die Bäume, während er zu Göttern betete, an die er normalerweise niemals denken würde. Kibas Jutsu hatte ihnen zwar den Feuerninja vom Hals geschafft, war jedoch an dem Chakrapuls von Fukurōs verfluchtem Schwert abgeprallt und hatte Hund und Besitzer in unterschiedliche Richtungen durch den Wald katapultiert.    Es war ein kalkuliertes Risiko gewesen, dass sie eingehen mussten. Kiba hatte gesagt, er wäre auf so etwas vorbereitet gewesen.    Fuck, sei einfach nur am Leben!   Shikamaru entschied sich, einen Höhenvorteil zu nutzen und sprang von Ast zu Ast in die Baumkronen. Er folgte der Spur des Tunnels, den Neji und Hinata genommen hatten, doch Angst krallte sich unbarmherzig in sein Innerstes.    Sei am Leben. Sei am Leben. Sei am Leben.   Ein schriller Ton explodierte in seinem Ohr.    „Shikamaru!“ Kurenais Stimme klang brüchig durch den Transmitter.    „Kurenai-sensei! Bist du in Bewegung?“ Seine Finger flogen zu seinem Mikrofon.    „Ich bin bei Kiba und Akamaru.“   Shikamaru atmete erleichtert aus. „Sind sie ok?“   „Ja, sie leben. Ihre Wunden sind nicht schlimm, aber Gai hat Medic-Nins angefordert, die uns entgegenkommen und auf halben Weg zum Dorf treffen werden. Wo sind Hinata und Neji?“   „Da bin ich noch dran.“   Shikamaru ließ sich etwas tiefer fallen und beschleunigte seine Schritte. Der Schattenninja rannte über die niedrigeren Äste, während er dem Tunnel bis zu einer Bruchstelle folgte.    Fuck!   Er hielt inne und studierte aufmerksam seine Umgebung, bevor er hinunter auf den Waldboden sprang. Er griff nach einem Kunai und bewegte sich vorsichtig weiter; seine Augen wanderten wachsam umher. Nur das Knistern sterbender Flammen erfüllte den ansonsten stillen Wald und schwarzer Rauch waberte himmelwärts. Shikamaru nutzte ihn als Deckung und seine Füße wirbelten Asche auf, als er sich geräuschlos durch die Schwaden bewegte.    Was für ein Durcheinander.   Um den Hustenreiz zu unterdrücken hob er einen Arm und vergrub Mund und Nase in seiner Armbeuge. Er kniff die Augen gegen den stechenden Qualm zusammen und suchte wachsam nach irgendwelchen Bewegungen.    Sein Fuß strich gegen kaltes Metall.   Durch seine dichten Wimpern spähte der Nara nach unten und seine Augen weiteten sich, als sie Fukurōs monströses Schwert erkannten; an der Schneide klebte frisches Blut.    „Nein…“   Er bemerkte nicht einmal, dass er das Wort laut ausgesprochen hatte.   „Shika…maru…“   Der Klang seines Namens ließ seinen Kopf nach oben schnellen. Doch dann begriff er, dass er die Stimme durch seinen Transmitter gehört hatte. Er schluckte, um den Knoten in seiner Kehle zu lösen, bevor er antwortete.  „Wo bist du?“ Der Nara sprach leise und versuchte mit einem Arm den undurchdringlichen Rauch zu verscheuchen, als er aus dem heißen Smog trat.    Beinahe wäre er vor Schock zur Seite gesprungen, als Finger über sein Bein strichen; seine Aufmerksamkeit war starr geradeaus gerichtet gewesen. Sein Blick senkte sich und sein Herz schlug ihm heftig bis zum Hals.    „Hinata…“   oOo   Fukurō kollabierte halb gegen einen Baum, als er versuchte sich aufzurichten. Die eine Hälfte seines Körpers schien paralysiert zu sein und keine noch so große Menge an Chakra schien in der Lage zu sein, das zu heilen, was dieses kleine Miststück in seinem Nervensystem angerichtet hatte. Es reagierte einfach überhaupt nicht mehr. Und nicht nur das, zu allem Überfluss hatte er auch noch sein Schwert zurücklassen müssen.    „Bastarde…“ Der Tsubasa Anführer schmetterte mit einem zornigen Knurren seine Faust gegen den Stamm, bevor er versuchte, sich weiter voran zu schleppen.    Doch erhielt nicht einmal die Möglichkeit dazu.   Ein Kunai grub sich in seine Kniebeuge und sorgte dafür, dass sein Bein nachgab. Schmerzhaft ging er in die Knie und heulte einen wüsten Fluch, als er sich herumrollte, um die Waffe aus seinem Bein zu zerren. Er erstarrte mit der Hand am Griff des Kunais, seine Lippen zogen sich in einem Knurren nach hinten, bevor ein schwaches Kichern seiner Kehle entwich.    „Na sieh mal einer an…“   Neji ließ sich nicht zu einer Erwiderung herab.    Der Jōnin schritt einfach nur mit einer fließenden Anmut auf den Mann zu, die der unerträglichen Qual trotzte, die von seiner Hüfte ausging. Sein weiß gekleideter Körper starrte vor Blut und Asche, langes dunkles Haar schwang in den Bewegungen seiner weichen Schritte mit.   Er wirkte wie ein gefallener Engel, der sogar aus der Hölle vertrieben worden war.   Ohne innezuhalten trat er Fukurōs Hand beiseite und zog das Kunai aus der Wunde. Er rammte es dem Tsubasa Anführer bis zum Heft in die Eingeweide und riss ihm mit einem heftigen Ruck zur Seite die Bauchdecke auf.    Kein Zögern, keine klugen, belehrenden Worte.   Nur eine Hinrichtung.   Die Parodie eines ehrenhaften Todes.    Die Augen des Tsubasas wurden weit, sein Mund war zu einem stummen schmerzerfüllten Schrei aufgerissen. Unverwandt hielt Neji seinen Blick auf Fukurōs Gesicht gerichtet. Es waren seine Augen, die dieser Bastard gewollt hatte – und sie würden das Letzte sein, das der Tsubasa jemals sehen würde.    oOo   In einem leisen Rascheln flogen die Bäume an ihm vorbei, Blätter wisperten um den hastenden Chūnin herum, als Shikamaru von Ast zu Ast sprang.    „Es tut mir leid…“   Er blinzelte, beinahe wäre ihm die leise geraunten Worte gegen seine Brust entgangen. Er senkte den Blick auf den Körper, den er sicher in den Armen hielt.    „Hmm?“   „Es tut mir leid…“, murmelte Hinata noch einmal, ihre halb geschlossenen Augen glitten von dem Druckverband um ihren Schenkel hinauf zu Shikamarus Gesicht.    „Wofür zur Hölle entschuldigst du dich?“ Der Nara schüttelte den Kopf.    „Ich habe das Team verlassen…“   Shikamarus Augen weiteten sich kurz, bevor ein schwaches Lächeln seine Lippen verzog. Seine Stimme klang amüsiert, als er antwortete: „Ein Hyūga entschuldigt sich bei mir, huh? Heute ist wirklich ein verrückter Tag…“   Was für eine Untertreibung.   Es war ein verfickt nochmal furchtbarer Tag.    Shikamarus Magen hatte mehr Sprünge vollführt als ein dämliches Aufziehspielzeug und er war sich ziemlich sicher, dass Neji sich vorsätzlich einen Plan zurechtgelegt hatte, um ihm heute noch einen Herzinfarkt zu verpassen.   Er sollte besser am Leben sein…   Die Blutung von Hinatas Beinwunde hatte gestoppt, doch beinahe hätte die Klinge eine Arterie getroffen. Durch die Gunst irgendeines Gottes oder aber einfach nur aus purem Glück hatte sie es geschafft, genug Chakra aus ihren Handflächen fließen zu lassen, um die Flugbahn des Schwertes innerhalb eines Sekundenbruchteils ein winziges Stück zu ändern.    Sie hatte ihm erzählt, dass sich Neji um ihr Bein gekümmert und dann Fukurō verfolgt hatte. Shikamaru war darüber nicht im Mindesten überrascht, doch er hatte gehofft, der Jōnin würde zumindest irgendeine Art von Selbsterhaltungstrieb aufweisen. Hinata war allerdings sofort zu Nejis Verteidigung eingesprungen und hatte sein Handeln unterstützt. Denn es war eine Tatsache, dass sie immer noch in Gefahr waren, solange Fukurō atmete.    „Halte einfach durch, wir sind fast da.“, murmelte Shikamaru nun und drückte sie noch etwas fester an sich. „Gai-sensei wird sich den Rest des Weges um dich kümmern, okay? Er ist schneller als ich.“   „Neji…“ Hinata drehte den Kopf und spähte an der Schulter des Schattenninjas vorbei in die Richtung aus der sie kamen. „Er ist…“   „Ich werde ihn finden!“ Shikamaru zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Wenn er mich nicht zuerst findet, der hinterhältige Bastard.“   „Shikamaru-kun?“ Er beobachtete, wie sich ihre Lider schlossen; ihre Stimme wurde noch weicher.    Er brummte leise, als er auf sie hinunterblickte. Doch Hinata antwortete nicht sofort, sondern nahm sich Zeit, das Blut von ihrer Unterlippe zu wischen, als sie sie zwischen die Zähne zog. Offensichtlich kämpfte sie mit ihren nächsten Worten.    „Du musst Neji von meinem Vater fernhalten…“   Shikamarus Schritte gerieten beinahe aus dem Gleichgewicht, doch vehement stieß er sich ohne anzuhalten von dem nächsten Ast ab. Seine Intuition sagte ihm, dass diese Worte ganz weit oben in der Kategorie ‚Nicht mein verficktes Problem‘ standen. Doch im selben Moment musste er feststellen, dass sich sein Mund ein Beispiel an Naruto nahm und sein Hirn übersprang.    „Wieso das?“ Er versuchte, die Frage nicht argwöhnisch klingen zu lassen; auch wenn er allen Grund dazu hätte.    „Weil…es alles nur noch schlimmer machen würde…“   Shikamaru seufzte und schüttelte den Kopf. „Weißt du, ich bin jetzt nicht so wirklich gut bewandert in den Familiengeheimnissen der Hyūga…also wenn du meine Hilfe in dieser Sache willst, musst du dich schon ein bisschen klarer ausdrücken.“   Er spürte, wie sich der Griff von Hinatas Arm um seine Schulter verstärkte. „Ich denke, dass ich endlich verstanden habe…warum Neji von zuhause fortgeblieben ist…“   Der Nara forderte sie nicht auf, weiter zu sprechen, sondern ließ sie die Geschwindigkeit des Gesprächs entscheiden. Gleichzeitig versuchte er aber auch, durch die entstandene Pause auszudrücken, wie sehr er nicht in diese Sache verwickelt werden wollte. Doch bevor er zu der Hyūga hinunterblicken konnte, sprach sie weiter.   „Sollte er nach Hause kommen…und wenn…wenn er mit meinem Vater trainiert…dann wird er sehen, was ich gesehen habe…jeder, der das Byakugan besitzt kann es sehen…“   Shikamaru wartete auf eine Erklärung, die nie kam.    Oh Mann, wie lästig…sollen das psychologische Spielchen sein, die ich mir selber zusammenreimen muss, oder was?   „Wenn du schon meine Hilfe willst, dann verheimliche mir nichts.“, sagte Shikamaru nachdrücklich, woraufhin sie entschuldigend den Kopf einzog. „Sprichst du von diesen Malen auf seiner Brust?“   Hinatas Augen flogen weit auf und sie stierte zu ihm hinauf. „Du weißt davon?“   Fuck…Ich dachte sie weiß, dass ich es weiß…   War das denn nicht der Grund, warum sie ihn vor ihrem Aufbruch so erwartungsvoll angesehen hatte? Der Nara schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.   Ugh…das ist lächerlich…   „Weiß ich was genau?“, konterte Shikamaru. „Ich weiß nur, dass er vor zwei Monaten einige blaue Flecken dort hatte.“   Es war keine vollkommene Lüge. Aber wenn Hinata sich weigerte, sämtliche Karten auf den Tisch zu legen, würde er es auch nicht tun. Ihm war klar, dass sein Gesichtsausdruck nicht viel verraten würde, doch er würde auch nicht unterschätzen, wie scharfsinnig die Hyūga war.    „Ich weiß nicht warum…aber…“ Hinata schüttelte den Kopf. „Er hat lebenswichtige Tenketsu blockiert…die Bahnen…die mit seinen Lungen verbunden sind…und seinem Herz.“   Er hat WAS getan?   Shikamaru spürte, wie mit seinem eigenen Herzen etwas merkwürdig Unangenehmes geschah. Vor zwei Monaten hatte er gewusst, dass Neji in seinem dämlichen betrunkenen Zustand etwas Unvorsichtiges getan hatte. Aber war es damit nicht erledigt gewesen?   Scheiße…er hat wirklich diese Bahnen ‚blockiert‘?   Shikamaru war kein Medic-Nin, aber es brauchte auch nicht viel, um hier eins und eins zusammenzählen zu können. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, welchen Schaden die Sanfte Faust anrichten konnte, wenn es um die Beeinflussung der Tenketsu ging; diese Wege waren lebenswichtig für die Körperfunktionen.   Er zwang sich dazu, tief einzuatmen und kam auf einem Ast zum Stehen, während er zu Hinata hinunterblickte. Sie sah ihn nicht an, ihre Augen waren nach unten gerichtet und ihre Stirn in besorgte Falten gelegt.    „Ich wünschte, ich wüsste warum…“, wisperte sie kopfschüttelnd. Ihre verzweifelten Worte kamen mit stockenden Atemzügen über ihre Lippen. „Es…macht einfach keinen Sinn…so etwas zu tun…ich…“   „Hey, ganz ruhig…“, sagte Shikamaru sanft und zwang seine Stimme zu einer trägen Leichtigkeit, die er nicht im Geringsten verspürte. Doch er wusste, dass er sie für Hinata vortäuschen musste. „Ich werde mir etwas überlegen, okay? Es wird alles gut!“   Für einen furchtbaren Moment glaubte er, sie würde anfangen zu weinen. Doch sie tat es nicht und die tiefe Erleichterung, die er deshalb verspürte, versetzte ihm ein dumpfes Schuldgefühl. Doch dann hob sie den Kopf und sah ihn mit diesen tief besorgten und vertrauensvoll erwartenden Augen an.    Ah fuck…Frauen und ihr Dackelblick…   Trotz seines Widerwillens lächelte er schwach und schritt vorsichtig über den Ast, um sie abzusetzen und gegen den Baumstamm zu lehnen. Er ging in die Hocke und begegnete ihrem Blick auf Augenhöhe.   „Hör zu, es ist besser, wenn wir niemandem von der Sache erzählen, okay?“ Shikamaru seufzte und rieb sich mit einem Brummen die Augen. „Je weniger Leute involviert sind, desto geringer ist die Gefahr, dass ich mit den Händen deines Cousins um meine Kehle im Krankenhaus ende.“   Hinata blinzelte, realisierte dann aber, dass es ein Scherz sein sollte. Sie versuchte zu lächeln und strich sich ihr dunkles Haar hinter ein Ohr, als sie unsicher summte und den Blick abwandte. „Okay.“   „Hey…“ Shikamaru wartete geduldig, bis sie ihn ansah. „Es wird alles gut, okay?“   Diesmal lächelte sie wirklich und besiegelte so die Abmachung. Und damit gab es keinen Ausweg mehr aus dieser Sache. Soeben hatte er sich kopfüber in das kalte Wasser aus Problemen gestürzt, die nicht seine waren; und jetzt konnte er nichts anderes mehr tun, als sich diesen Problemen zu stellen.    Mist…   „Na schön.“ Shikamaru grinste schief und hob gerade die Finger zu seinem Funkgerät, als Gai in Sicht kam. Er kam auf sie zu gehüpft wie ein wahnsinniger grüner Frosch auf Crack, quicklebendig und bereit loszulegen.   Und ich will einfach nur schlafen…für eine Woche…   „Shikamaru-kun?“ Hinata packte ihn am Handgelenk, bevor er sich erheben konnte.    „Jo?“   „Danke…“ Das Wort wurde von diesem verdammten vertrauensvollen und viel zu lästigen Lächeln begleitet.    Trotz des genervten Murrens in seinem Kopf, erschien ihm das Gewicht ihrer Erwartung durch irgendetwas leichter, das Shikamaru nicht benennen konnte. Es fühlte sich wie eine seltsame Art der Akzeptanz in seinem Inneren an. Als hätte er es am Ende so oder so getan, auch wenn sie ihn nicht darum gebeten hätte.   Ich bin offensichtlich auf dem besten Weg, mich von meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit zu verabschieden…   Hinata lächelte erneut und Shikamaru rollte mit den Augen, als ein leidgeplagtes ironisches Seufzen seine Lippen verließ.    „Wie lästig.“   xXx   Ihre Wege trafen sich kurz vor Sonnenuntergang.   Eigentlich hatte er sich auf eine Art mühsame Verfolgungsjagd eingestellt. Eine, die eine Menge Fluchen und Nachdenken seinerseits und eine Menge Schweigen und Vermeidung auf Nejis Seite mit sich bringen würde.    Doch so kam es nicht.   Sehr zu seiner Erleichterung und Überraschung lief der Hyūga nicht vor ihm davon oder versuchte es auf einen Kampf ankommen zu lassen. Shikamaru stellte fest, dass er sich nicht durch irgendetwas hindurchdrängen oder es mit klugen Worten umgehen musste. Wie zum Beispiel einen meterhoher mentaler Verteidigungswall. Das hieß aber noch lange nicht, dass Neji in irgendeiner Weise erreichbar war. In dem Moment, als Shikamaru die kurze Distanz zwischen ihnen schloss, straffte der Hyūga die Schultern und diese viel zu gelassene Maske legte sich erneut über seine Gesichtszüge.    So verdammt dickköpfig…   Doch Nejis Blick verriet ihn und als er sprach, bemerkte Shikamaru, dass die Stimme des Jōnin dieselben haarfeinen Risse in sich trug wie seine opalhaften Augen.    „Hinata?“   „Sie ist in Sicherheit. Gai bringt sie zurück ins Dorf, ein Team Medic-Nins wird sie auf dem Weg treffen.“ Der Nara legte den Kopf schief, bevor er hinzufügte: „Es geht ihr gut. Den anderen auch.“   Etwas kaum Wahrnehmbares huschte für einen kurzen Augenblick über Nejis Gesicht – möglicherweise war es Erleichterung, Shikamaru war sich jedoch nicht sicher. Seine Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln, doch seine dunklen Iriden musterten Neji aufmerksam. Er sah furchtbar aus. Eine unglaubliche Menge Blut klebte an ihm und Shikamaru hoffte inständig, dass nicht alles davon das des Hyūgas war.    „Fukurō?“   „Tot.“   Der Nara brummte und seine Augen glitten flüchtig über Nejis Schulter und suchten nach einem Geist, der nicht kam. Das Gefühl einer tiefen Erleichterung überschwemmte im Moment alles andere in ihm. Sie alle hatten überlebt. Sie hatten es geschafft und dabei einige ihrer Wetten auf pures Glück und den Rest auf eine Zwei-Minuten-Strategie gesetzt.   Für’s Erste war der Feind besiegt. Was für Konsequenzen sich auch immer aus dieser Sache und vonseiten des restlichen Tsubasa Clans ergeben sollten – es wäre ein Kampf für einen anderen Tag. Und Shikamaru wollte dabeiganz sicher keine Rolle spielen. Er richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Neji und runzelte angesichts des roten Flecks die Stirn, der sich langsam auf dem Stoff über der rechten Hüfte des Jōnin ausbreitete.   „Kannst du laufen?“   „Ja.“ Neji nickte und fügte widerwillig hinzu: „…langsam.“   Shikamaru lächelte zaghaft, er wusste, wie es sich vermutlich auf den Stolz des Hyūgas auswirkte, das zugeben zu müssen. Er zuckte mit den Achseln und drehte sich träge auf dem Absatz, um neben Neji herzulaufen.  „Ist mir recht, Hyūga. Ich mag es, die Dinge langsam anzugehen.“   „Hn.“ Neji stakste neben ihm her und bemühte sich noch immer, ein gewisses Maß an Anmut aufrecht zu erhalten.    Beinahe hätte Shikamaru eine Hand ausgestreckt, um Nejis Rücken zu berühren und ihm Halt zu geben, wie er es getan hatte, als der Hyūga betrunken gewesen war. Doch stattdessen verschränkte er hinter seinem Kopf die Finger ineinander und tat so, als würde er sich strecken.    „Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass ich kleinlich genug wäre, um das jemals zu sagen. Aber bei dieser Gelegenheit kann ich nicht anders…“ Er spähte seitwärts zu Neji hinüber. „Ich hab’s dir doch gesagt.“   Neji starrte für einen langen Moment auf den Boden und runzelte verwirrt die Stirn, bevor er den Blick durch dichte Wimpern erwiderte. „Huh?“   Shikamaru lächelte; es war nur ein ironisches, subtiles Heben eines Mundwinkels, bevor er die Augen abwandte und leise erklärte: „Du lebst, oder nicht?“   xXx   Der Himmel war von einem tiefen Purpur gezeichnet und die letzten Spuren des Sonnenuntergangs versanken in den dunklen Bahnen der Dämmerung, als sie ins Dorf zurückkehrten. Shikamaru hatte erwartet, dass sie ein Medic-Nin empfangen würde, wenn sie durch das Tor kamen.    Doch er hatte nicht Sakura erwartet – und schon gar nicht Naruto.   Mist.   Der Uzumaki marschierte vor der pinkhaarigen Kunoichi her und stoppte Shikamarus und Nejis Schritte abrupt mit einem Ausdruck der Empörung und Besorgnis. Es war eine Kombination, die nur Naruto zustande bringen konnte, während er gleichzeitig jede Person in Hörweite darüber in Kenntnis setzte.    „Was zur Hölle ist passiert, Shikamaru? Warum habt ihr zwei so ewig gebraucht?“   Der Nara versuchte den energiegeladenen Ninja zu verscheuchen. „Mann, was bist nur für ein Kleinkind.“   Naruto zog eine finstere Miene und wandte seine Aufmerksamkeit Neji zu. „Was ist passiert? Du siehst aus, als hätte dich eine Lawine überrollt!“   Shikamaru hatte keine Zeit, dem Großmaul zu sagen, dass er die Klappe halten sollte, bevor Sakuras Faust Narutos Hinterkopf traf. „Lass es gut sein!“   „Danke.“ Der Schattenninja grinste sie an und ignorierte Narutos geknickten Blick.    Sehr zufrieden mit sich schritt Sakura zu dem Hyūga hinüber. Ihr Gesichtsausdruck wurde sofort ernst, als ihre grünen Augen über die blutgetränkte Robe glitten. „Lass mich mal sehen.“   „Es ist nur meine Hüfte, mit dem Rest komm ich klar.“ Neji verlagerte sein Gewicht auf seine unverletzte Seite und Sakura hielt ihre Hände über den frakturierten Knochen, um mit restaurativem Chakra die Verletzung zu heilen.    „Du solltest dich wirklich untersuchen lassen, Neji!“, riet sie zaghaft.    „Es ist alles gut.“, erwiderte der Hyūga kopfschüttelnd.    „Hey! Was zur Hölle ist mit Hinata passiert?“, meldete sich Naruto erneut zu Wort und rieb sich immer noch die schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf.   „Halt die Klappe!“, fauchte Shikamaru ihn an.    „Ich werde sicher nicht die Klappe halten!“, knurrte der Blondschopf zurück. Seine gutgemeinten Intentionen machten sich wieder einmal zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt bemerkbar.    Dem Nara fehlte dafür allerdings jede Geduld – vor allem, als sich Naruto zu Neji umwandte und auf den Jōnin zuschritt. Er wusste nicht einmal, wie und warum es geschah, doch sein Körper bewegte sich augenblicklich und schob sich wie ein kalter unheilvoller Schatten zwischen Naruto und den Hyūga.    „Bleib zurück!“ Die Worte verließen Shikamarus Mund in einem Tonfall, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass er ihn besaß. Er war tief und drohend und umso beunruhigender, da er nicht zornig klang – sondern einfach nur todernst.   Für einen langen Moment sagte niemand etwas.    Naruto starrte ihn einfach nur an, in seinen ausdrucksstarken Augen schwamm ein verletzter Blick gemischt mit fassungsloser Verwirrung, die seine wütende Erwiderung im Keim erstickte. Shikamaru stierte zurück und verbarg seine eigene Überraschung über seine Handlungen deutlich besser.    Was zur Hölle stimmt nicht mit mir?   Sakura ließ ihre Hände von Nejis Hüfte sinken und erhob sich aus ihrer Hocke. Rasch lief sie zu Naruto hinüber und schlug ihm leicht auf den Arm, um die Spannung in der Luft zu lösen.    „Du solltest es wirklich gut sein zu lassen, außer du willst im Krankenhaus landen, okay?“   Naruto wandte seine Augen nicht von Shikamaru ab, seine Brauen zogen sich ganz leicht zusammen. „Ja…“, murmelte er dann rau und klang dabei ein wenig zittrig. „Klar.“   Shikamaru blinzelte und glitt sofort zurück in seine vertraute träge Erscheinung der Gelassenheit, als hätte er sie niemals abgelegt. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und gähnte, während er mit den Schultern rollte, um seine verspannten Muskeln zu lockern.    „Naja, für mich war das auf jeden Fall genug Aufregung für einen verdammten Tag. Bis dann.“ Er winkte faul mit einer Hand über die Schulter zu Sakura und Naruto hinüber, während er langsam davon schlenderte. „Neji, hast du einen Moment?“   Der Hyūga neigte leicht den Kopf in Sakuras Richtung um ihr zu danken, bevor er die angebotene Möglichkeit zur Flucht vor Naruto nutzte. Er schloss zu dem Nara auf, als der Schattenninja seine Schritte ein wenig verlangsamte.    „Was gibt es, Nara?“   „Du wirst nicht nach Hause gehen, oder?“ Shikamaru schlenderte einfach weiter und wirkte vollkommen desinteressiert. Ihm entging nicht, wie sich Neji neben ihm versteifte. „Entspann dich, Neji…“   Doch die Worte bewirkten nur, dass sich der Hyūga noch mehr anspannte, bevor er leise ausatmete und den Nara mit mangelnder Verärgerung überraschte.    „Nein“, murmelte er nur. „Werde ich nicht.“   „Dachte ich mir.“ Shikamaru warf ihm einen Seitenblick zu. „Schätze mal, du wirst dich auch nicht von einem Arzt untersuchen lassen, oder?“   „Es geht mir gut.“   Shikamaru hatte bereits gewusst, dass das Krankenhaus keine Option war. Hiashi Hyūga wäre bestimmt mit Hinata dort, oder aber ein anderes Mitglied des Clans. Es war viel zu riskant; vor allem, wenn Hinatas Warnung ernstzunehmen war.    „Brauchst du einen Platz zum Pennen?“, platzte es einfach so aus ihm heraus und er schaffte es gerade noch, es zumindest einigermaßen beiläufig klingen zu lassen.   Neji zögerte und seine Lippen wurden schmal, als er die Stirn runzelte. „Warum solltest du…“   „Nimm es oder lass es bleiben.“ Träge rollte Shikamaru die Schultern. „Das Angebot steht. Erwarte nur nicht von mir, den aufmerksamen Gastgeber zu spielen.“   Neji sagte überhaupt nichts, doch er lief auch nicht davon. Genauer gesagt hielt er genau mit Shikamaru Schritt, weder fiel er etwas zurück, noch lief er vor dem Nara – er ging einfach nur leise neben dem Chūnin her. Shikamaru nahm an, dass es Nejis Art war, seine Würde zu bewahren.    Es war schließlich nicht so, als hätte der Hyūga eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten.    Jeder andere würde darauf bestehen, dass sich Neji medizinischer Hilfe unterzog und Shikamaru nahm an, dass letztendlich er sich irgendwie darum kümmern musste, ohne dabei den lästigen Stolz des Hyūgas zu verletzen. Neji in einem Hotel unterzubringen war definitiv keine Option. Es würde nur ungewollte Aufmerksamkeit im Dorf erregen und Fragen aufwerfen. Die Hyūga waren genauso wie einst die Uchiha und blieben stets in der Siedlung ihres Clans – sie schätzten sowohl ihr Prestige, als auch ihre Privatsphäre.   „Ich will mich nicht aufbürden…“, sagte Neji leise nach einer unangenehmen Pause und klang dabei steif und unbehaglich.   Shikamaru kicherte, er konnte einfach nicht anders. „Mann, du bist wirklich unglaublich. Entspann dich, es ist kein Problem!“   Das war eine Lüge.    Es war ein verfickt großes Problem soweit es die Privatsphäre des Nara betraf. Der Schattenninja wusste das eigentlich, aber anscheinend wusste ein dämlicher, komplizierter und störender Teil von ihm instinktiv etwas anderes.   Es war der gleiche törichte Teil von ihm, der ihn dazu gebracht hatte, Neji vor zwei Monaten nachzujagen…der gleiche Teil, der den Zorn des blassäugigen Ninja mit einem Zusammenprall von Zähnen und Lippen zum Schweigen gebracht hatte…der gleiche dämliche Teil, der Neji in einen Bereich seiner Welt eingeladen hatte, den er viel lieber unkompliziert gehalten hätte…genau der gleiche verrückte und verwirrende Teil seines Hirns, der das Bild des sonst so stoischen Jōnin nicht abschütteln konnte, wie er lachte und sich beschwipst in mäandernden Linien bewegte…   Und zu alledem kam der schlimmste und gefährlichste Teil. Der Teil von ihm, der ihn dazu gebracht hatte, über Nejis unruhigen Schlaf zu wachen und Shikamaru mit einer klammerhaften Besorgnis belästigte, die er einfach nicht nachvollziehen konnte…es war dieselbe Art von Besorgnis, die ihn dazu getrieben hatte, sich mit einer völlig untypischen aber automatischen Aggression, die ihn zutiefst beunruhigte, zwischen Neji und Naruto zu stellen…   Oh ja.   Es war ein verfickt großes Problem…   Und trotz all seines Genies, er hatte nicht die geringste Ahnung, wie zur Hölle er das Problem lösen konnte…oder ob er das überhaupt wollte.     _______________________ So und zum 17. Kapitel von Vmf gibt es hier noch das 8. zu BtB ;)  Ich hoffe doch sehr, dass es euch gefallen hat. Ja? Nein? Würde mich wie immer mega freuen zu erfahren, was ihr von dem Kapitel haltet! :)  Vielen Dank für eure Reviews zum letzten Kapitel, ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich darüber freue :)  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)