Midnight at Mio von FriePa (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 34: Mistake ------------------- Es war ein überraschend sonniger Sonntagabend. Die Temperaturen lagen heute das erste Mal im zweistelligen Bereich. Wind rauschte durch die Bäume und goldenes Licht tanzte über die Straßen. Sakuras Körper fühlte sich an wie von einem tonnenschwer beladenen Zug überfahren. Seit Freitag waren sie durchgängig damit beschäftigt gewesen Möbel umherzufahren, Kleinkram in Kisten zu räumen und Wände zu streichen. Alles in allem war es ein zufriedenstellendes Ergebnis, dass sie binnen dieser drei Tage Dauereinsatz erreichten. Ihre Väter waren vormittags zu Gange, denn abends rief das Geschäft. Shikamarus Mum versorgte die Helfer fleißig mit warmen Speisen und Getränken. Eigentlich müsste Sakura sich fühlen wie ein Eichhörnchen auf Drogen, so viel Kaffee wie sie in den letzten Tagen in sich geschüttet hatte, aber die körperlichen Anstrengungen verlangten ihre Buße. Mit einem lauten Seufzer hievte sie ihren ausgelaugten Körper in das warme, sprudelnde Badewasser. Wie ein warmes, weiches Tuch legte sich das Wasser um ihren Körper und fast von allein entspannte sich ihr schmerzender Rücken. Sie dachte an ihren Gefühlsausbruch von vorgestern und den leidenden Blick Shikamarus. Natürlich wollte er nicht gehen, aber es gab kein Entkommen und er selbst versuchte sich und wenig später auch sie selbst, positiv zu stimmen. Es blieb beim Versuch, irgendwann schwelgten beide in Erinnerungen an ihre Kindheit und die Stimmung wurde noch bedrückender. Auch jetzt, wenn Sakura daran dachte, dass ihr bester Freund in drei Tagen weg sein würde, trieben ihr die Tränen in die Augen. Ein zögerliches Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Schnell fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Augen und setzte ein gequältes Lächeln auf. Schwarze Haare schoben sich durch den Türspalt. Sie musste unweigerlich Grinsen, als Sasuke, mit den Händen vor den Augen, ins Badezimmer trat. „Ich linse nicht, auch wenn es mich durchaus reizen würde.“ „Was gibt’s denn?“, lachte Sakura, rutschte aber automatisch tiefer in den Schaum hinab bis nur noch ihr Kopf aus der Wanne ragte. Sie musterte Sasuke, der sich in ihrer Gegenwart wie ein völlig anderer Mensch benahm. Er lachte unglaublich viel, und seine ansonsten meist ernste Miene tauchte lediglich bei tiefgründigen Gesprächen auf seinem Gesicht auf. In der langen schwarzen Trainingshose und dem dunkelblauen T-Shirt, dass etwas eng um seine Oberarme war, seufzte sie stillschweigend über seine Schönheit. Sie empfand sich optisch nicht als hässlich, aber jedes Mal wenn sie neben Sasuke und seiner makellosen Perfektion stand kam sie sich vor wie eine rosahaarige, zu klein geratene Wurst. „Du kannst die Augen ruhig öffnen. Ich bade quasi in einem Monument aus Schaum. Ist alles okay?“ „Mir ist nur gerade wieder der Traum eingefallen von dem ich dir erzählen wollte.“ Er nahm die Hände von den Augen und sie betrachtete seine Gesichtszüge, seine Lippen, die dunklen Augen die ihr entgegenschauten und stellte fest, dass es unmöglich war ihn anzuschauen, ohne ihn berühren oder küssen oder sich einfach an ihn schmiegen zu wollen. Schmetterlinge schlugen Saltos. Ihr Herzschlag pulsierte wie das wilde Treiben auf einer Tanzfläche. Wann war sie eine von diesen Frauen geworden? „Na los. Erzähl, ich bin wirklich gespannt wie Sasuke Uchiha seine schlaflosen Nächte verbringt.“ Sasuke konnte das Grinsen in ihrem Tonfall hören. Er lachte kehlig und lehnte sich in den Türrahmen. „Also ich habe geträumt, dass ich mitten im Sender stehe und auf einmal bin ich völlig…völlig nackt.“ „Den Traum hatte ich auch schonmal.“ „Dann schaue ich runter und sehe, dass das ein Telefon ist…na dort.“ „Anstatt deinem…“ „Du sagst es.“ „Den Traum hatte ich noch nie.“ „Plötzlich fängt das Telefon an zu klingeln und dran ist mein schräger Onkel. Was wirklich merkwürdig ist weil er sich sonst nie bei mir meldet.“ Sakura kicherte über diese Vorstellung, hätte aber nichts dagegen gehabt wenn er plötzlich nackt in ihrem Badezimmer stehen würde, abzüglich des Telefons. „Komm her.“, hauchte sie und streckte die Hand nach ihm aus. Wasser tropfte auf die Fliesen unter ihr. Sie lächelte ihn erschöpft an und rückte ihren Arm weg, damit er sich neben sie auf den Badewannenrand setzen konnte. Sie lehnte ihren Kopf an seinen Oberschenkel und spürte die sanfte Hand, die durch ihr Haar streichelte. So saßen sie eine Weile schweigend da, während von draußen die Alltagsgeräusche ihre Idylle durchbrachen und weit entfernte Gespräche zu ihnen herauf drangen. „Wie kann ein Mann der offensichtlich keine Kaufsucht hat so viel Zeug horten? Ich meine ich weiß ja das Shikamaru es nicht so mit aufräumen hat, aber anhand seiner Faulheit sollte sein Inventar doch eigentlich eine überschaubare Größe haben.“ „Sorry nochmal das ich nicht helfen konnte, aber dieser Termin in Milwaukee war echt wichtig.“ Sakura winkte ab und das Wasser plätscherte unter ihr in seichten Wellen. Schnell schob sie den Schaum wieder an die wichtigen Stellen. Auch wenn es nichts mehr gab, dass er bisher noch nicht an ihr gesehen hatte. „Kein Ding. Es waren ja genug Helfer da. Außerdem konnten wir so vermeiden, dass du auf meinen Dad triffst. Der hätte dich direkt dem Bestandstest unterzogen.“ „Bitte was?“ „Der Bestandstest. Ob du auch dafür geeignet bist ein guter Freund zu sein und seine kleine Prinzessin richtig zu behandeln und zu verwöhnen.“ Sasuke lachte rau ehe in seiner Stimme eine Zweideutigkeit mitschwang. „Ich kann dir gerne zeigen wie ich dich verwöhne. Soll ich dir Gesellschaft leisten?“ Seine Augen bekamen dieses gewisse Leuchten, als er schon seinen Hemdkragen umfasste und das Shirt über seinen Kopf zog. Ehrfürchtig hielt Sakura den Atem an. An diesen Anblick hatte sie sich noch nicht gewöhnt. Würde sie wahrscheinlich auch niemals. Eine schlanke Hüfte, breite Schultern und definierte Bauchmuskeln. Neben ihm kam sie sich vor wie Spongebob Schwammkopf. „Bleib bloß wo du bist! Ein Eisklotz hat gegen dich kuschelige Temperaturen. Du kühlst mein ganzes Wasser ab.“, warnte Sakura ihn lachend, aber Sasuke ignorierte den Prostest und löste grinsend den Knoten seiner Sporthose. Shikamaru lag ausgestreckt auf seinem provisorischen Matratzenlager und stierte auf die weiße Decke über ihm. Sein Bett, oder eher das Gestell, befand sich nun im Besitz eines übergewichtigen, kahlköpfigen Mann Anfang 60 der nach einer Mischung aus Pommes und Rasierwasser roch. Seine Eltern boten ihm an die letzten Nächte bei ihnen zu schlafen, aber Shikamaru brauchte einen richtigen Abschluss von seiner Wohnung. Hier war einfach alles passiert. Erinnerungen mussten gefestigt werden. Es war seine erste, eigene Wohnung die er am Ende seines Studiums bezog und das war bereits sechs Jahre her. Hier erhielten Sakura und er die Zusage für einen Aushilfsjob bei Tsunade, der ihnen recht schnell den Weg zu einer Vollzeitstelle ebnete und zu allem weiteren. Nächtelang blieben Sakura und er wach um neue Ideen und Konzepte auszutüfteln. Gedanklich abgelenkt drehte er sich auf die Seite und stierte auf die spärlich beleuchtete Feuertreppe vor seinem Fenster. Sollte er noch eine rauchen? Die Trägheit seines müden Körpers überwog. Morgen früh konnte er auch noch rauchen. Er wollte sich am liebsten nicht mehr bewegen, aber bereits jetzt schmerzte sein Rücken unter der dünnen Luftmatratze, die bei jeder Bewegung Geräusche machte. Vielleicht wäre er in Sakuras Gästebett besser aufgehoben? Immerhin würde sie ihn zusätzlich noch reichlich bekochen, ohne zu Nörgeln wie seine Mutter. Andererseits war auch Sasuke vor Ort und bei ihren Liebensspielchen einen unfreiwilligen Zuhörer zu mimen, war er wirklich nicht bereit. Ob Sasuke wirklich ehrlich zu seiner besten Freundin war? Temari hatte ihm einige Storys aus seiner jüngsten Vergangenheit erzählt und die ließen ihn nicht unbedingt in einem guten Licht da stehen. Andererseits wirkte er aufrichtig bemüht Sakura gegenüber und er konnte die Blicke, die Sasuke Sakura geschenkt hatte, nicht leugnen. Dahinter verbargen sich ehrliche Gefühle. Trotzdem hoffte Shikamaru, dass der Uchiha Sakura nicht ausnutzen würde. Bereits ihr letzter Exfreund war so ein Spinner gewesen und Shikamaru war nicht gewillt seine beste Freundin in ihr eigenes Unglück rennen zu lassen. Immerhin tat er das bereits. Sein Herz klammerte sich schmerzhaft zusammen, wenn er an sie dachte. Da fand er nach so vielen Jahren endlich jemanden, den er aus tiefstem Herzen liebte und plötzlich eskalierte alles so rasant schnell, dass er das Gefühl bekam selbst nicht ganz anwesend gewesen zu sein. Es war auf den Tag genau zwei Wochen her, als sie wütend und traurig zugleich die Tür hinter sich schloss. Und damit auch der Weg für eine gemeinsame Zukunft, die er versaut hatte. Zwei Jahre waren einfach zu viel um eine Beziehung, die gerade erst frisch aufgetaut war bei der Stange zu halten. Das konnte und wollte er Temari nicht antun. Was, wenn sie in dieser Zeit ihren Seelenverwandten traf und sich nicht auf ihn einlassen konnte, weil sie in einer beschissenen Fernbeziehung stak? Nein, ganz sicher fesselte er sie nicht an diese Beziehung. Seufzend griff er nach dem Handy, schaltete das Display ein und loggte sich seit Ewigkeiten in seinen alten Instagram Account ein. Schnell aktualisierte sich die Seite und das erste was er sah war sein eigenes Gesicht. Er grinste zufrieden in die Kamera, Kopfhörer auf den Ohren und eine Tasse Kaffee in der Hand. Das Bild hatte Sakura letztes Jahr gemacht, er konnte sich genau an den Moment erinnern. Es war kurz nachdem er Temari kennengelernt hatte. Chicago Radio Wake Up schrieb eine Salve von netten Worten und den großen Verlust, den sie durch seinen Abgang erleben würden. Gleichzeitig gratulierten sie Sunny Radio für den Zuwachs und wünschten ihm alles Gute. Der letzte Einzeiler führte zu seinem Nachfolger. Sakura hatte bereits davon erzählt. Neugierde packte ihn und Shikamaru drückte auf den blau geschriebenen Namen und wurde sogleich auf die Instagram Seite eines jungen Mannes geleitet. Kiba Inuzuka. Sein letzter Beitrag war erst wenige Stunden her und zeigte ein Bild eines brünetten, jungen Mannes mit einem weißen Mischlingshund. Kiba schrieb, dass sie heute endlich die letzten Kisten in der Wohnung ausgepackt hatten und freuten sich auf ihren ersten Arbeitstag bei Chicago Radio. Er schien ziemlich aktiv auf seinem Account zu sein, denn fast Fünfzigtausend Menschen folgten ihm und seinem Hund Akamaru, wie der Nara zügig herausfand. Kiba war mit seinen heißblütigen 25 bereits um die halbe Welt mit seinem Hund und Rucksack gedüst. Bilder aus Südamerika, Asien und Europa schenkten Einblicke in die Erlebnisse. Fast von allein tippten seine Finger den Namen von Temari ein. Er war nicht oft auf Instagram unterwegs, da er diese Fassade aus Schein und Sein, die lediglich mit einem Haufen voll Glitzer zugeballert war nicht mochte, aber nachdem er Sakuras Followerliste durchging, fand er sie schnell. Ihr Profil war privat. War ja klar, dachte er missmutig und legte das Handy weg, bevor seine Augen schwerer wurden und er langsam weg döste, allerdings nicht ohne vorher ein weiteres Mal seine Gedanken an sie zu verlieren. Itachi saß im Konferenzraum und warf einen Seitenblick auf seinen kleinen Bruder, der in tiefen Gedanken versunken neben ihm saß und gedankenverloren mit den Fingern auf dem Tablet trommelte. An der anderen Seite des Tisches verschoss Karin in regelmäßigen Abständen Giftpfeile in ihre Richtung. Ziemlich schnell kapierte der ältere Uchiha, dass sie ausschließlich Sasuke galten, der sie ignorierte, während Larry aus der Finanzabteilung mal wieder einen quälend langen Vortrag zur neuen Gewinnmarge hielt. Itachi war unlängst froh darüber, dass Sasuke sich in seinem Arbeitsalltag mit diesem trockenen Finanzkram beschäftigen musste. Wie aufs Stichwort sprach Larry in diesem Moment Sasuke direkt an, der einen tiefen Laut von sich gab und der Mann vorne einen unsicheren Blick durch den Raum schweifen ließ und schnell die letzten Zahlen herunter rasselte, bevor er sich eilig mit einem Ordner unter den Arm geklemmt von ihnen verabschiedete und den Saal verließ. Als sich endlich niemand mehr im Raum befand, bis auf Sasuke und Itachi ließ es sich Karin nicht nehmen mit einem lauten Schnauben und dem knallen lassen der Tür aus dem Konferenzraum zu stampfen. Automatisch rutschte Itachi tiefer auf seinen Stuhl und verschränkte sie Arme vor der Brust, während Sasuke eine Tabelle zur Umsatzsteigerung checkte, die ihm dubios vorkam. Er hob eine Augenbraue, als er seinen Bruder beobachtete, der stupide auf das Display vor ihm starrte und sich größte Mühe gab seinen Bruder zu ignorieren. „Was hast du getan?“ „…“ „Sasuke.“, wiederholte er drohend seinen Namen. „…“ „Zwing mich nicht dazu Karin fragen zu müssen.“ Wütend fixierte sein kleiner Bruder ihn. „Wag es dir und du wirst niemals deine Tochter kennenlernen.“ „Du solltest mich kennen. Von deinen leeren Drohungen lass ich mich nicht beeindrucken. Wieso also in aller Herrgottsnamen hat unsere reizende Karin versucht dich mit ihren Blicken zu erdolchen?“ „Geht dich nichts an!“, fauchte Sasuke aufgebracht und schob den Displayschutz über das Tablet. „Ich denke schon. Wenn es sich um Firmenangelegenheiten handelt bin ich leider dazu gezwungen, mich einmischen zu müssen. Hast du sie nicht mit einem Handkuss zur Tür begleitet, nachdem du mit ihr geschlafen hast oder hast du sie nicht ausreichend genug befriedigt?“, stichelte Itachi weiter, wohl wissend sich auf ganz dünnem Eis zu bewegen und jedem Moment einzubrechen. „Alter! Frag ich dich danach, wie du mit Mia Sex hast? Nein, also halt die Klappe! Und außerdem habe ich das mit Karin beendet und dich nicht um deine Meinung gefragt! Wieso ist in dieser Familie eigentlich jeder der Meinung sich in mein Leben einmischen zu müssen?“ Itachis Blick wurde noch skeptischer. „Ich wusste gar nicht das ihr zusammen ward.“ „Waren wir nicht. Und selbst wenn, was kann ich dafür, dass Karin mit einer Abfuhr nicht klar kommt? Ich brauch nie länger als eine Woche, um über eine Beziehung hinweg zu kommen.“ „Sasuke, du brauchst nie länger als eine kalte Dusche um über eine Beziehung hinweg zu kommen.“ Und was Itachi dann sah ließ ihn erfürchtig Luft holen. Der Blick seines Bruders wurde weich und verträumt. Natürlich machte die Gerüchteküche auch vor ihm nicht Halt und der Name Sakura Haruno in Kombination mit Sasuke waren häufig gefallen. Aber bisher tat er es unter dem üblichen Getratsche ab, dass eh niemand ernst nehmen konnte. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und lachte selbstgefällig. „Also du und Haruno? Seit wann geht das denn?“ „Seit wann steckst du deine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute?“ „Seitdem mein Brüderchen schweinchenrosa um die Ohren wird, wenn man ihn auf eine bestimmte Frau anspricht. Also Fakten auf den Tisch Sasuke, ansonsten werde ich einfach Karin fragen.“ Er grinste gehässig und Sasukes zischendes Geräusch, das er ausstieß bestätigte seine Vermutung. Und da behauptete Mia immer er würde aus seiner Umwelt nichts mitbekommen! Pah, und wie er mit offenen Augen durch die Weltgeschichte taumelte! Sasuke stand auf und ging um den Tisch herum vor das große Fenster, durch das warmes goldenes Licht hineinfiel und seine blasse Haut beleuchtete. Das schwarze Haar, das seinem so ähnlich war, reflektierte sich in dem Schein. Es war erstaunlich wie sehr Sasuke Itachi an ihren Vater erinnerte. Während er eine solide Mischung aus Mikoto und Fugaku war, ließen lediglich Sasukes Mimik auf ihre Mutter schließen. Lautlos erhob sich der ältere Uchiha von seinem Platz um sich neben Sasuke zu gesellen und auf die Wolkenkratzer vor ihren Augen zu blicken. Schweigend starrten sie aus dem Fenster. In der Ferne, fast am Horizont, glitzerte der Lake Michigan. Von hier aus konnte man locker in den beinahe angrenzenden Millennium Park schauen, in dem sich viele Menschen tummelten. Fußball spielten, Picknickten und das Leben genossen. „Ich habe einen ziemlich großen Fehler begangen“, murmelte Sasuke in die erholsame Stille hinein und fixierte seinen Blick auf einen vorbeifliegenden Helikopter mit einem weißen Kreuz auf dem Metallmantel. „Kannst du es reparieren?“ Sasuke schloss die Augen und atmete tief ein. „Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie eine Art Grauzone in der ich mich befinde. Mein Gewissen quält mich unaufhörlich, aber wenn ich die Wahrheit sage wird jemand anderes verletzt und meinem Gewissen würde es nach wie vor nicht besser gehen…aber dieser jemand ist mir unglaublich wichtig geworden, sodass er eigentlich die Wahrheit verdient hätte.“ Itachi dachte einen Moment über die Worte seines kleinen Bruders nach. Ihm war durchaus klar um wen es sich hierbei handelte, aber da Sasuke keinen Namen nannte, wollte er es ihm nicht unnötig schwerer machen. Aufgrund Karins Verhalten in den letzten Tagen keimte ein weiterer Gedanke in Itachis Kopf auf, der ihn Schlucken ließ. Seufzend versenkte er seine Hände in den Taschen seiner Anzughose. „Steht es so schlimm um mich?“, fragte Sasuke, der das eiserne Schweigen seines Bruders richtig interpretierte. Frustriert lehnte er seine Stirn gegen die Scheibe, die ihm geborgene Kühle spendete. „Was auch immer da zwischen dir, Karin und Sakura läuft. Du solltest…nein du musst mit der Wahrheit rausrücken. Wenn du jetzt nicht deinen Mund aufmachst wird sie dir das nicht verzeihen. Und du weißt ich liebe dich Brüderchen, aber seit Sakura in dein Leben getreten ist, bist du um einiges liebeswerter.“ Der jüngere Uchiha lachte rau. „Wann bist du so erwachsen geworden?“ Itachi zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein monogamer Nesthocker, der sich so lange an eine Beziehung klammert, bis er die Scheidungspapiere oder ein gezücktes Küchenmesser vor Augen hat.“, zitierte er aus einer seiner Lieblingssendungen. Sasuke lachte rau und fuhr sich durch die Haare. Er musste diese Woche zusehen noch einen Friseurtermin zu bekommen, ansonsten konnte er sich bald Zöpfchen flechten. Das unangenehme Gespräch mit Karin heute Morgen auf dem Parkplatz kroch noch immer durch seine Glieder. Es war das erste Mal, dass er Sakuras Worte verstand. Was, wenn sie sich ehrlich in dich verliebt haben könnte? Die Stimme seiner Freundin tänzelte seicht durch seinen Kopf und doch bereite sich gleichzeitig ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust aus. „Hey Sasuke!“ Der Ruf schreckte Sasuke aus seinen Gedanken auf und er sah eine feuerrote Mähne auf sich zukommen. Nach der Nacht in Detroit hatte er dafür gesorgt, dass sie zu einigen Termin außerhalb von Illinois musste und so Sakura nicht begegnen konnte. Aber leider war es keine Option ewig so weiter zu machen, denn manche dieser Treffen von Sponsoren und Förderern war nur vorgeschobene, unnötige Gründe und die Buchhaltung machte bereits Stress und fragte nach dem Kosten-Nutzen-Aufwand hinter diesen Firmenreisen. „Hallo Karin.“ Sasuke zwang sich zu freundlich zu lächeln, auch wenn es ihm schwerfiel angesichts ihrer letzten Begegnung zu Zweit. „Ich habe schon fast vergessen wie du aussiehst. Ich hoffe, dass du mich nicht sofort wieder fort schickst um irgendwelche Trinkbecher mit unserem Logo versehen lassen zu wollen. Denn die Tante, die dafür verantwortlich ist, hat mir echt Angst gemacht.“ In Karins Stimme schwang wie immer diese Mischung aus Überraschung und Enttäuschung mit, so als hätte sie immer noch nicht begriffen, dass die Zeiten, in denen sie zu Sasukes engsten Vertrauten gehört hatte, vorbei waren. Er mochte Karin. Eigentlich. Sie war eine starke Persönlichkeit, hinter der ein weicher Kern steckte und die für ihre Meinung einstand. „Wie geht es dir?“, erkundigte sich Sasuke, eher aus Höflichkeit, als aus Interesse. Karins Miene verdüsterte sich. „So gut, wie es einem gehen kann, wenn man eiskalt abserviert wird, wieder etwas miteinander anfängt, um danach aus dem Land getrieben zu werden.“ Jetzt war es Sasuke, dessen Miene dunkel wie die Nacht wurde und dabei war gerade einmal die Sonne aufgegangen. „Bitte Karin, tu nicht so theatralisch. Wir hatten Sex und das in Detroit war ein einmaliger, letzter Ausrutscher.“ „Ein was? Hast du es so auch Sakura erklärt? Das es ein Ausrutscher war?“ Sie rümpfte die Nase und deutete die steinharte Fassade ihres Gegenübers. Sie japste und stemmte siegessicher die Hand in ihre Hüfte. „Du hast es ihr nicht gesagt? Der Nährboden eurer Beziehung ist also eine Lüge? Ja, schau nicht so. Auch wenn ich nicht im Land war, dringen Gerüchte um die Chefetage nach wie vor zu mir durch und ich weiß ganz genau, was da zwischen euch läuft. Ob Sakura es allerdings so gut findet, dass du-…“ „Du hältst dich da gefälligst raus! Es geht dich nichts an was Sakura und ich machen oder haben. Und hüte dich ein falsches Wort in ihrer Gegenwart fallen zu lassen! Ich kann dafür sorgen das du nie wieder irgendwo eine Arbeit findest, aber-…“ Karins schneidende Stimme unterbrach seinen Jähzorn. „Nein! Du solltest lieber ruhig sein, denn anhand deines Ausbruchs habe ich gerade die Bestätigung erhalten. Niemand hat mir bisher etwas gesteckt. Einzig und allein du. Und weder ich, noch Sakura oder sonst jemand sind für deine Taten verantwortlich. Für einvernehmlichen Sex sind noch immer zwei Leute von Nöten und ich kann mich nicht erinnern dich ans Bett gefesselt und geknebelt zu haben. Du kamst an meine Zimmertür! Du!“ Fauchend und lauter werdend bohrte sich ihr Zeigefinger in seinen Brustkorb. „Du hast dich bei mir nach wahren Gefühlen erkundigt und wie man merkt, ob man sich in jemanden verliebt hat. Scheiße verdammt! Ich habe dir an dem Abend mein Herz ausgeschüttet, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass es nur um sie geht. Du bist genauso verantwortlich und auf das Angebot eingegangen mit mir zu schlafen um deine verwirrten Gefühle für einen Moment zu vergessen! Vielleicht hättest du das in deine Kalkulation miteinbeziehen sollen. Denn ein gebrochenes Herz ist echt beschissen, das kann ich dir aus Erfahrung sagen! Du bist echt das letzte Sasuke Uchiha!“ Blut rauschte durch ihre Ohren. Tränen trieben sich in ihre Augen und blind vor Wut ließ sie einen verdatterten und zugleich geschockten Sasuke zurück auf dem Firmenparkplatz, als sie um die Ecke des Gebäudes bog und ihre Gefühle nicht mehr im Zaum halten konnte. Ihre Schritte beschleunigten sich, schniefend wischte sie sich übers Gesicht und verschwand in der Besuchertoilette, in der um diese Uhrzeit nichts los war, als ein lauter Schluchzer ihre Kehle verließ. Langsam rutschte sie mit dem Rücken an die Tür gelehnt an dieser herab und ein Gedanke, lodernd wie Feuer, packte sie, während sie ihre Hand beschützend über ihren Bauch legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)