Unlimited von Farbenmaedchen ================================================================================ Kapitel 15 ---------- Während ich durch die Flure streife, frage ich mich, ob es tatsächlich erst Mittwoch ist. Mir kommt es eher vor, als wären mehrere Wochen vergangen, seitdem ich zu Victor gebracht wurden war. Mein erstes Mal, die Geschehnisse in der 19ten… all das soll nur in drei Tagen geschehen sein? Nach meinem ausführlichen Streifzug durch Victors Villa komme ich wieder über dem Poolzimmer an. Neben den bekannten Räumen gibt es noch einige Gästezimmer auf der oberen Etage, mehrere Besprechungsräume auf der unteren und dazu noch das Speisezimmer mit der angrenzenden Küche. Obwohl das Haus so groß ist, sind die meisten Zimmer leer. Nur teure Möbel und Licht scheint es darin zu geben. So lieblos, als würde hier jegliches Leben fehlen. Wofür benötigt man auch als einzelne Person so viel Platz?, geht es mir durch den Kopf. Doch gleichzeitig muss ich wieder an die schlimmen Dinge von Vorgestern denken. Ich halte mir eine Hand vor den Mund, um meinen Brechreiz zu unterdrücken. Gestern hatte ich es geschafft, meine Erinnerungen zu überspielen. Nach unserem Sex sind Victor und ich nicht mehr aus dem Zimmer gekommen. Ich war einfach nur froh gewesen, nicht mehr denken zu müssen. Aber jetzt, wo ich nichts mehr zu tun habe… Ich dachte, ein Rundgang würde helfen, vergebens. Besser ich gehe zu Victor…, denke ich angestrengt, als ich mir über meine nasse Stirn wische. Aber er wollte die Arbeit erledigen, von der ich ihn gestern abgehalten habe. Wird er mich da nicht wegschicken? Aber wenn ich nicht zu Victor kann, was soll ich dann machen, damit es aufhört…? Ich beiße mir auf die Lippe, als ich die Worte in meinen Gedanken nochmals durchgehe. Was denke ich denn da? Das klingt ja fast so, als würde ich ohne Victor nicht klarkommen. Was für ein lächerlicher Witz. Weil mir nichts anderes einfällt, begebe ich mich zu der Glaskuppel mit der fantastischen Aussicht auf den Wasserfall. Ich koche mir einen Cappuccino, mit dem ich mich anschließend auf einen Sessel niederlasse. Meine Beine ziehe ich an, schlinge den freien Arm darum. Der Himmel ist heute wieder wolkenfrei. Seufzend starre ich in das klare Blau.  Ich und Victor brauchen? Wer’s glaubt! Gestern war eine Ausnahme, weil ich Ablenkung haben wollte. Ja, genau, so sieht das nämlich aus! Wenn ich wollen würde, könnte ich auch einfach abhauen! Einfach durch die Tür und weg! Es ist ja nicht so, als wäre ich freiwillig hier. Ich bin immer noch Victors Gefangener!, rasen meine aufgebrachten Gedanken. Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter. Es ist ja nicht so, als wäre Victor der Einzigste, mit dem ich über mein Erlebtes sprechen könnte… Meine Schultern sinken herab, während ich in Richtung seines Arbeitszimmers starre. Es ist ja nicht so… als könnte ich mich niemandem auf der Welt anvertrauen, außer ihm… Tief durchatmend stelle ich meine Tasse auf den Tisch. Doch… genauso ist es, oder? Eine Weile noch sehe ich durch die weitläufigen Fenster, dann balle ich meine Hände zu Fäusten. Was für ein Quatsch. Dieser Ort macht mich verrückt!, schießt es mir durch den Kopf. Ich springe auf. Mit einem Affenzahn stampfe ich durch den Flur, die Treppe hinunter, den Eingangsbereich entlang, bis ich vor der Haustür stehe. Niemand ist hier, um mich zu überwachen. Kein Adrian, kein Elliot… Niemand, der mich abhalten würde, tatsächlich durch die Tür zu gehen. Victor scheint mich zu unterschätzen. Oder er ist so maßlos arrogant, dass er glaubt, ich würde nicht mehr versuchen abzuhauen. Wohl eher die ungeheuerliche Selbstverliebtheit. Bevor ich nach der Klinke greifen kann, ertönt plötzlich ein schmerzerfüllter Schrei. Ich zucke heftig zusammen und taumele unbewusst von der Tür zurück. Ehe ich mich fragen kann, woher der Schrei kam, brüllt schon Victors Stimme aus einem der Besprechungsräume: »Du solltest mir die Schuhe dafür sauber küssen, dass ich es dir nicht abreiße!« Ich schleiche zum zweiten Zimmer im linken Gang, vor das ich mich hocke, um durch das Schlüsselloch spähen zu können. Victor steht vor dem hinteren Schreibtisch, während jemand hellblondes vor ihm kniet. Das ist doch dieser ominöse Arzt Lessiko, nicht wahr?, schießt es mir durch den Kopf. Victor reißt ihn am Ohr, wie man es früher bei unartigen Kindern getan hat. Lessikos zusammengekniffenen Augen zufolge, scheint ihn Victor nicht gerade zimperlich anzupacken. Er hebt die gefalteten Hände in die Höhe. »T-Tut mir leid… Das wird nie wieder vorkommen, ich verspreche es! B-Bitte… das tut weh…« »Das soll es auch«, grummelt Victor. Zum Schluss zieht er nochmal extra fest an Lessikos Ohr, was dieser mit einem Quieken kommentiert. Dann lässt er ihn los und läuft zu seinem Schreibtisch, von dem er einige Blätter nimmt. Lessiko fällt erschöpft zurück. Mit einer Hand hält er sich das rote Ohr. Seine schmollende Lippe erinnert mich an ein kleines Kind, das bestraft worden ist. Wieder einmal frage ich mich, ob dieser Mann wirklich Arzt sein soll. »Lessiko.« Angesprochener zuckt zusammen, bevor er hastig zu seinem Boss aufschaut. Dieser dreht sich mit einigen Blättern herum und lehnt sich gegen den Tisch. »Du solltest dir der Konsequenzen bewusst werden, die dein Handeln mit sich bringt. Jeden anderen hätte ich schon lange für deine Frechheiten umgebracht. Das war das letzte Mal, dass ich dich verschone, ist das klar?« Lessiko sackt zusammen. Dann flüstert er ehrfürchtig: »J-Ja, Victor…«  Wohl nicht überzeugt, vergräbt Victor seine Hand in Lessikos Haare, um ihn zu sich hochzuziehen. Mit verengten Augen raunt er: »Wir sind nicht mehr die kleinen Jungs von früher. In deinem bizarren Kopf mag das alles nur ein Spiel sein, aber ich verspreche dir, dass die Kugel in deinem Kopf mehr als echt sein wird.« »J-Ja… V-Victor…« Der Mafiaboss lässt seinen Untergebenen los. Für einige Augenblicke mustert er seinen Gegenüber, bevor er nochmals die Hand hebt. Wohl in der Befürchtung eines weiteren Schmerzes, kneift Lessiko die Augen zusammen. Doch Victor klopft ihm nur gegen die Stirn. »Die Leute sagen, dass du ein verrückter Irrer bist. Ich weiß, dass du klüger bist, als alle anderen. Also benutz das hier oben gefälligst, bevor du irgendeinen Scheiß anstellst!« Als Lessiko nickt, lässt Victor es darauf beruhen. Er läuft geradewegs zur Tür. Ich stolpere zurück, um nicht umgeworfen zu werden. Allerdings kann ich mich nicht schnell genug verstecken. Deshalb stehe ich jetzt Victor gegenüber, der aus dem Zimmer kommt. Ein verunsichertes Lächeln huscht über meine Züge. Victor bedenkt mich mit einem abschätzigen Blick. Danach lässt er mich stehen und läuft weiter. Ihm mit dem Blick folgend, atme ich erleichtert aus. »Hallo…« Ich wende meinen Kopf zu Lessiko, der jetzt ebenfalls aus dem Zimmer tritt. Er winkt mir zögerlich zu. Dieses seltsam dösige Lächeln, das mir vorgestern schon Schauer über die Arme gejagt hat, kehrt auf seine Lippen zurück. »Du bist der mit den schönen Händen… hah…« Ich nicke zur Begrüßung, dann will ich mich eilig aus dem Staub machen, da bemerke ich Lessikos Ohr, welches ganz rot und angeschwollen ist. Erst beiße ich mir auf die Lippe, dann kann ich mich nicht dazu durchringen wegzusehen. Stattdessen überwinde ich den Abstand zu dem seltsamen Arzt. »Tut es sehr weh?« Ich strecke meine Hand aus, um ihm die Haare zurückzustreichen, doch er flieht sofort einige Schritte nach hinten. Ich stutze. »Entschuldigung. Habe ich dich erschreckt?« Lessikos Augen schwirren eilig über mich, offensichtlich prüfend, was er von mir halten soll. »Die… meisten vermeiden es, mich zu berühren… hah… Sie haben Angst vor mir, weil ich gestört bin, wie sie sagen…« Ein trauriger Schimmer legt sich über seine müden Augen. Er kommt ein wenig näher, bevor er zögernd nach meinen Händen greift, die es ihm wohl angetan haben. »Sie sagen, ich experimentiere mit dem Blut von Leichen, die Victor umgebracht hat. Sie sagen, ich würde mich unter dem langen Kittel selbst verstümmeln. Hast du etwa keine Angst vor mir?« Obwohl mein Herz schneller schlägt, ist da dieses Ziehen in meiner Brust, das mir sehr bekannt vorkommt. Und jetzt, wo ich mich entschieden habe, einen Schritt auf den ominösen Arzt zuzugehen, kann ich keinen Rückzieher machen. Deshalb entspanne ich meine Hände in seinen, um zu zeigen, dass es mir nichts ausmacht, ihn zu berühren. Dann schnaube ich. »Was die Leute nicht alles sagen. Denen könnte ich auch erzählen, dass mein Schwein zum Mond fliegt und sie würden es glauben. Über mich sagen sie, ich sei ein Verbrecher, weil ich arm bin. Wenn ihr Leben zu langweilig ist, sollen sie eben über jemanden Spannendes erzählen.« Ein winziges Schmunzeln erscheint auf Lessikos Lippen. Anscheinend bin ich auf dem richtigen Weg. »Aber mal ehrlich: Victor ist so brutal. Dem sollten selbst mal die Ohren langgezogen werden, dann sieht er wie das schmerzt.« Lessikos Augen weiten sich. Er meint verschwörerisch: »Hast du einen Todeswunsch? Niemand der noch bei Verstand ist, würde so über den Lassini-Boss sprechen…« Ich grinse. »Dann sind wir schon mal zwei Verrückte.« Innerlich verbuche ich mir den Siegespunkt, als Lessiko zu kichern beginnt. Anscheinend habe ich das Eis gebrochen. Wenn er so ehrlich lacht, wirkt sein fahles Gesicht auch nicht mehr wie von einer schweren Krankheit befallen. Wieder einmal wird mir bewusst, was Tratsch alles bewirken kann. »Dein Ohr ist angeschwollen. Lass uns das kühlen«, schlage ich vor, als er sich beruhigt hat. »Das… hah… kann ich auch selbst.« »Keine Ausreden, komm«, bestimme ich, bevor ich den Arzt hinter mir herziehe. Ich bringe ihn in die gläserne Kuppel. Anschließend suche ich bei der Bar nach Eiswürfeln, die ich in eine Frischhaltefolie gebe. Nachdem ich sie in ein Geschirrtuch wickele, gehe ich zu Lessiko, der sich auf einen der vielen Sessel gesetzt hat. »Halte das an dein Ohr.« Ich überreiche ihm das Eis. Dann setze ich mich gegenüber.  Mit einem amüsierten Glitzern in den Augen, kommt Lessiko meiner Anweisung nach. Auch wenn er von außen wirkt, als würde er jeden Moment einschlafen, entgehen mir seine wachsamen Augen nicht, die jeder meiner Bewegungen folgen. »Mir ist jetzt klar, warum Victor dich mag… hah… haha…«, lacht er träge. Zuerst springt mein Herz, doch ich reiße schnell den Kopf hoch, um zu fragen: »Warum?« Als Antwort bekomme ich ein Schulterzucken. »Ach, wer weiß… haha… Besser, du achtest nicht auf mein… hah… Gerede.« »Wie geht es deinem Ohr? Victor ist wirklich brutal…« »Ein bisschen naiv für diese Seite der Welt… haha… Wenn ich nicht Victors Cousin wäre, hätte er mich schon vor Jahren in Stücke gerissen.« Ich blinzele mehrmals. »Warte, du bist Victors Cousin?« Er nickt. »Wir drei sind die letzten aus der Blutlinie.« »Wer ist die dritte Person?« »In wenigen Minuten müsste er hier ankommen. Hast du ihn schon mal kennengelernt? Hektor Lassini?« Unter dem Schauer, der durch meinen Körper zischt, stellen sich meine Härchen im Nacken auf. Hektor kenne ich bereits. Wir sind uns das erste Mal auf Victors Yacht begegnet. Damals war es eine Art Fluchtinstinkt gewesen, der mich erfasst hatte. Jetzt wird mir klar, warum er mir so wichtig erschien. »Ja, ich habe ihn schon kennengelernt.« »Ich mag ihn nicht.« Lessiko lacht leise. »Er mag mich auch nicht. Oder Victor. Ebenso wenig mag Victor uns. Wenn wir nicht die letzten Lassinis wären, hätte er uns schon damals beseitigt.« Seine dösige Stimme wird klarer, als er sagt: »Aber ich mag Victor. Er ist… hah… mein Boss. Er ist der Grund, warum ich am Leben bin… hah… Ich werde ihm für immer dankbar sein, auch wenn er mich hasst oder tötet.« »Warum sollte er dich hassen?« Lessiko lässt das Eis sinken. Er beginnt am Stoff seiner weißen Handschuhe zu zuppeln. »Wir sind ihm ein Dorn im Auge… eine potentielle Gefahr… hah…« Was für eine schreckliche Familie…, geht es mir durch den Kopf, als ich die aufrichtigen Worte des jungen Arztes vernehme.Er bewundert Victor, aber der sieht ihn nur als irgendeine Gefahr? Um das erste Vertrauen mir gegenüber nicht zu verspielen, suche ich nach einem anderen Thema. »Wo wir grade über Victor sprechen… Wie alt ist er eigentlich?« Lessiko grinst. »Das weißt du nicht? In diesem Sommer ist er 31 Jahre geworden, der alte Opa.« Kurz entgleisen mir meine Gesichtszüge. Natürlich kam mir Victor schon immer reifer vor, aber ich dachte nicht, dass uns ganze zehn Jahre trennen. »Puh… wow… und die anderen so?« »Ähm… Hektor müsste 29 sein. Soweit ich weiß, sind Adrian und Elliot 26 und ich bin das Küken mit 23 Jahren.« Er sieht mich direkt an. »Stimmt, du bist ja das neue Küken hier.« Beinahe zeitgleich schauen wir zum Flur, als plötzlich ein Mann auftaucht – niemand geringeres als unser Tratsch-Thema, Hektor Lassini selbst. Erst steckt er seine Hände in die Hosentaschen, dann zieht er seine buschigen Augenbrauen weit nach oben, während er zu uns schlendert. Lessiko senkt den Blick, rutscht im Sessel zur Seite. Ich allerdings schaue dem Cousin des Lassini-Bosses direkt in die Augen. »Wen man nicht alles trifft«, begrüßt er uns. »Du bist der Junge, den unsere beiden Turteltäubchen bewachen, stimmt’s?« Er mustert Lessiko, der wie versteinert dasitzt. »Was macht Victors neue Liebschaft mit dem Irren?« Er tritt Lessiko am Schienbein. »Behält er dich also immer noch um sich. Irgendwann wird er untergehen, wenn er sich mit Abfall wie dir zumüllt.« Ich springe hoch. Hektors Blick legt sich wieder auf mich. Wir schenken uns nichts. »Gibt es irgendein Problem?« Hektors Augen weiten sich heuchlerisch. »Ich mache doch nur Spaß. Unter uns Jungs ist das so, nicht wahr?« Er tritt Lessiko ein weiteres Mal. Diesmal fester, sodass Lessiko keucht und sein Bein wegzieht. Hektor will seinen Tritt wiederholen, doch ich stelle mich dazwischen. Meine Fäuste ballen sich. »Ihm scheint es kein Spaß zu machen.« Mein Gegenüber schnalzt mit der Zunge. »Dann tut es mir natürlich schrecklich leid.« Er legt seinem Cousin eine Hand auf die Schulter. »Wir vertragen uns doch. Wie artige Jungs.« Diesmal dränge ich mich soweit zwischen die beiden, dass Hektor einige Schritte Abstand nimmt. »Was wollen Sie hier?« Plötzlich zieht er eine Pistole aus dem Gurt. Erschrocken weiche ich zurück, bis meine Kniekehlen an die Tischkante stoßen. Mein Herz beginnt zu rasen, als Hektor seine Waffe gegen meine Stirn drückt. »Und du bist wer noch gleich, dass dich das etwas angeht?« Obwohl mein Herz von jetzt auf gleich hämmert, lasse ich mich nicht von so einer haltlosen Drohung verunsichern. Ich sehe dem Mafiosi ruhig in die Augen, als ich antworte: »Jemand, der seine Probleme auch ohne Gewalt lösen kann.« »Hört, hört!« »Lass das…«, wirft Lessiko von der Seite ein. »Nimm die Waffe runter! Victor lässt dich tausend Tode sterben, wenn du ihm etwas tust, das weißt du.« »Ach der.« Schmunzelnd senkt Hektor die Waffe. Er steckt sie zurück an den Gurt. »Die meisten wären nicht so kühn geblieben, mit einem Pistolenlauf an der Stirn. Da kommt einem glatt die Frage, ob du sowas nicht gewohnt bist.« »Was wollen Sie damit sagen?« Schulterzucken. »Man weiß nie, auf welcher Seite die Leute stehen, oder wo sie trainiert wurden.« »Machen Sie gerade Andeutungen, ich würde zum Carlos Clan gehören?«, schlussfolgere ich. »Denk was du willst.« Hektor macht kehrt. Ohne ein weiteres Wort, verschwindet er so still, wie er gekommen ist. Lessiko und ich sehen ihm beide nach. Dann meint dieser: »Ich mag ihn nicht.« »Ich auch nicht…«, erwidere ich schluckend. Obwohl ich mich gerne noch länger mit Lessiko unterhalten hätte, folge ich Hektor. Er läuft geradewegs zu Victors Arbeitszimmer, in dem ich ihn am Sonntag getroffen habe. Allerdings verliere ich ihn aus den Augen, als ich Victor am unteren Ende der Treppen entdecke. Anstatt ihm weiter zu folgen, laufe ich lieber zu dem Mafiaboss, der gerade sein Gespräch mit Adrian beendet. Weil er mich noch nicht bemerkt zu haben scheint, schleiche ich zu seinem Rücken. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und lege ihm meine Hände über die Augen. »Wenn ich dein Gegner wäre, würdest du jetzt tot sein.« Hastig zieht Victor meine Hände aus seinem Gesicht. Dann dreht er sich herum. Er schnaubt entgeistert. »Habe ich dir die Sprache verschlagen?«, fordere ich ihn heraus. Victor verengt die Augen, drängt mich mit seinen Schritten zurück, bis ich mit meinem Rücken an die Glaswand des Poolzimmers stoße. Er stützt sich neben meinem Kopf ab, bevor er raunt: »Wenn du mein Gegner wärst, hätte ich dich schon lange erschossen, bevor du die Treppe überhaupt betreten hättest.« Er beugt sich zu mir herunter, um mich zu küssen, doch ich halte ihm eine Hand vor den Mund. »Musstest du nicht arbeiten?« Lieblos reißt er meine Hand herunter, presst sie neben meinen Körper an das Glas. »Ab heute werde ich mich nicht mehr zurückhalten. Wenn du frech wirst, bestrafe ich dich.« »Und wenn du frech wirst?« Victor leckt sich über die Zähne. Doch daraufhin entspannen sich seine Züge gleich wieder. »Spare dir deine Kraft für heute Abend. Wir werden eine kleinen Ausflug machen.« Ich runzle die Stirn. »Deine Ausflüge haben mir bisher nicht gefallen.« »Was würde dir denn gefallen?« »Bis du nicht der große Big-Boss, der alles bestimmt?« Victors Hände an mir verkrampfen sich. Jetzt kommt wieder sein unantastbarer Stolz durch. »Anscheinend hegst du keine Wünsche diesbezüglich.« Bevor er mich loslässt, beugt er sich zu mir herab, um in mein Ohr flüstern zu können: »Behalte deine ausstehende Strafe gut im Gedächtnis. Mit jedem dreisten Wort wird sie härter – ganz egal, wie wenig Erfahrung du hast.« Ein Schauer schleicht über meinen Rücken. Ich sehe Victor nach, als er die Treppen hinauf in Richtung seines Arbeitszimmers geht. Unbewusst lecke ich mir über die Lippen. Dieser gerissene Mistkerl… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)