Unlimited von Farbenmaedchen ================================================================================ Kapitel 7 --------- »Dein allererster…?«, beginnt Victor. Seine Augenbrauen wandern in die Höhe und meine Wangen nehmen Farbe an. »Dann hast du auch noch nie mit jemandem geschlafen?« Ich kann den Blick nicht mehr aufrecht halten. Er muss mich für unreif halten, für einen Spätzünder, oder vielleicht prüde, schießt es mir durch den Kopf. Plötzlich greifen mich Victors starke Arme an den Schultern, drücken mich weiter gegen das Geländer. Ich sehe überrascht auf und schlucke hart. Victors Hände gleiten meine Arme hinab, hinterlassen durch das Hemd eine Gänsehaut. Er drängt mich immer mehr zurück, sodass ich befürchte, bald ins Wasser zu fallen. Gleichzeitig rast mein Herz wieder von Neuem. So oft tut es das in letzter Zeit. Victors Lippen näheren sich. Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut, schließe die Augen. Dann raunt er mir dunkel ins Ohr: »Du denkst doch nicht, dass ich dich jetzt jemals wieder gehenlassen könnte?« Obwohl sich meine Hände gegen Victors Brust stemmen, kann ich keine Kraft aufbringen, ihn von mir zu stoßen. Victors Lippen berühren mein Ohr, bewegen sich nach unten. Es kitzelt anfangs, aber bald wandelt es sich in ein aufregendes Kribbeln, das die Gänsehaut auf meine Arme treibt. Unwillkürlich lege ich den Kopf zur Seite. Victor nutzt das aus. Er küsst sich hinunter zu meinem Hals. Seine Lippen ziehen an der feinen Haut, seine Zähne  reißen sanft daran. Ich muss seufzen. »Unberührt, ohne Erfahrung, ganz allein für mich. Oh, du hättest das nicht sagen dürfen, wenn du wirklich gehen wolltest«, flüstert Victor heiser. »D-Du findest das gut?«, frage ich. Meine Stimme bricht beinahe ab, mein Körper wird heiß und es zieht überall, besonders in meinem Schritt. Victor machte mich jetzt schon seit zwei Tagen immer wieder heiß. Erst beim Ausziehen, dann in seinem Esszimmer und jetzt das hier… Ich kann nicht verhindern, dass ich jetzt schon erregt werde. Wie sollte ich? Mein Körper fordert ein, was ihm gezeigt und dann verweigert wurde… Victor richtet sich auf. Mit glasigen Augen fängt er meinen Blick ein. »Du weißt anscheinend nichts von deinem Wert.« »Schon wieder behandelst du mich wie ein Objekt.« »Nein«, kommt es leise aber bestimmend von Victor. Wenn er seine Hand ausstreckt und an meine Wange legt kann ich nicht anders, als mich an sie zu schmiegen. »Deine perfekte Haut, die roten Lippen, deine scheuen Augen, die mich nach mehr anflehen… und das Wissen, dass ich der Erste sein werde, der all das besitzt…« Bevor ich ihm widersprechen kann, küsst er mich auch schon, sodass ich leise stöhne und meine Augen um ein weiteres Mal schließe. Diesmal bleibt es nicht lange ruhig. Victors Zunge beginnt über meine Lippen zu lecken, drängt sich dazwischen. Kraftlos lasse ich es zu, dass er sich in mich vordrängt und beginnt alles zu erkunden.  Ich kralle mich in Victors Jackett, während sein Knie nach vorne rutscht, direkt in meinen Schritt. Nur kurz löse ich mich, um zu keuchen, aber Victor lässt mir keine Zeit, fängt mich wieder ein und küsst mich. Was soll ich tun…? Ich kann kaum mehr denken…, kreisen meine wenigen Gedanken, die übrig bleiben. Ich nehme meine letzte Kraft zusammen, drücke Victor von mir und versuche dann zu Atem zu kommen. »B-Bitte nicht weiter, bitte…« »Du kannst nicht lügen«, sagt Victor, nimmt mein Kinn in seine Hand und hebt es an, sodass ich ihm meine feuchten, verschwommenen Augen zeigen muss. »Warum soll ich aufhören?« Meine Finger lösen sich vom Jackett, schließen sich zittrig um Victors Hand. Dann hauche ich schwach: »Weil ich mich sonst nicht beherrschen kann…« Ein böses Lächeln huscht über Victors Gesicht. Er wird mich nicht gehenlassen. Mein eigener Körper wird mich nicht gehenlassen, weil er um den Finger gewickelt wurde. »Dann lass los«, raunt Victor. Seine Hand fährt nach unten, über meine Brust, immer tiefer und tiefer. Obwohl ich doch weiß, wohin er will, keuche ich erschrocken, wenn er über die leichte Beule in meiner Hose fährt. »Ich könnte dir die Welt zu Füßen legen. Lass einfach nur los.« »I-Ich will k-kein Geld…«, versuche ich meine Stimme irgendwie beisammen zu halten. Meine Gedanken liegen weit unten.  »Was willst du dann?« Ich will dich spüren, beantworte ich Victors Frage in Gedanken. Als ich den Blick auf seine intensive Augen richte, muss ich schlucken. Ich will dich auf mir spüren, ich will deine Hände über meinen Körper streicheln spüren… die Gänsehaut, das Kribbeln, die Lust. »N-Na schön…« Ein letztes Mal lasse ich meine Finger zu Victors Jackett gleiten. Sie streichen über den feinen Stoff. Meine Wangen glühen jetzt wie unter Strom. »Dann lass es uns tun, aber… nicht jetzt sofort. Nicht hier. Nicht bei all den Leuten. Ich will mein erstes Mal in Ruhe erleben und… ganz allein.« Ich beobachte, wie sich die Informationen in Victors Kopf schleichen. Seine Augen beginnen zu glühen und seine Brust hebt sich unter tiefen Atemzügen. Er küsst mich noch einmal. Dann meint er: »Alles was du willst.« Ich nicke betäubt. »A-Also gehen wir jetzt zurück, oder…?« »Ja«, sagt Victor, küsst mich zum Abschluss noch einmal und läuft dann zu der Liege, auf der ich meine Sachen geschmissen habe. Er sammelt sie auf, dann kommt er zurück und reicht sie mir. »Danke« Ich werfe mir unordentlich das Jackett über die Schultern, aber knöpfe es nicht zu. Die Krawatte verschwindet schnell in der Tasche. Meine Bewegungen sind fahrig und schnell, ich kann mich noch nicht konzentrieren. Victor, der schon zur Treppe gelaufen ist, deutet mir an, ihm zu folgen, was ich nach kurzem Zögern auch tue. Ich frage mich, ob man etwas an meiner Hose sehen kann, wenn wir zu den Gästen gehen. Doch so sehr ich mir wünsche, dass diese zerrende Anspannung abklingt, immer wenn ich zu Victors schelmischen Grinsen sehe, strömt erneut das Blut durch meinen Körper. Er verheimlicht nicht, dass er kaum abwarten kann, bis diese Feier zu Ende ist. »Ich lasse die Yacht auch drehen und wieder zurückfahren«, raunt er mir in den Nacken, wenn wir an der Tür zu dem Raum mit den Gästen ankommen. »Du kannst sie doch nicht alle wegschicken.« Als ich zu der Türklinke greifen will, spüre ich Victor an meinem Rücken und seine Hand, die sich auf meine legt. Ich atme zittrig durch, wenn er dunkel meint: »Und was ich alles kann.« »S-Sie werden enttäuscht sein«, sage ich. In meinem Kopf rasen die Gedanken: Wieder so nah! Wie soll ich mich da beruhigen, verdammt! »Und wenn?« »Sie werden sauer auf dich sein…« »Das soll sich einer trauen.« Ich drehe mich um und presse die Lippen sogleich aufeinander, als ich feststelle, dass das keine gute Idee war. Auf einmal kann ich nur noch daran denken, was später passieren würde – erstrecht, wenn ich Victor ansehe. »Du lässt auch niemals locker, oder?« »Und du weißt nie, wen du vor dir hast. Du weißt nicht, in welche Gefahr du dich mit jedem deiner vorlauten Worte begibst.« »Bisher scheinen sie dir aber zu gefallen, meine vorlauten Worte«, kontere ich, was Victors Züge für einen Moment zucken lässt. Aber er scheint sich daran zu erinnern, dass er endlich erreicht hat, was er wollte. Deshalb leckt er sich nur über die Lippen und deutet mir an, weiterzugehen. Hinter der Tür begrüßt uns die elegante Jazz Musik und die Menge an Menschen, die sich in den Raum gequetscht hat. Ich muss nahe an Victor gehen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Ich weiß gar nicht, was wir jetzt machen. Mann, ich kann einfach nicht mehr denken!, schießt es mir durch den Kopf, wenn wir das Buffet ansteuern. Meine Beine gleichen Wackelpudding. Mit jedem Schritt, den ich mache, glaube ich vor Aufregung umzukippen. »Sir!« Verwirrt sehe ich zu dem Körper, der sich durch zwei Frauen drängelt, die sich laut darüber beschweren, dass sie fast das Getränk ausgekippt hätten. Wenn er vor Victor stehenbleibt, erkenne ich, dass es Adrian ist, gefolgt von Elliot. Schweiß tropft von seiner Stirn, die Haare sind ganz zerzaust und er ist völlig außer Atem. »Was ist passiert?«, spricht Victor die Frage aus, die auch mir im Kopf schwirrt. »Wir können uns nur in allen Maßen entschuldigen, Sir.  Mr Carter, er ist…«, beginnt Adrian, stoppt allerdings, wenn ich ganz unschuldig hinter Victor hervorspähe. Seine Augen weiten sich und auch Elliots Mund klappt auf. »…er ist bei Ihnen…«, beendet Adrian monoton seinen Satz, ehe er die Augen schließt und tief durchatmet. Mit einem Mal wird mir klar, dass niemand gewusst haben konnte, wo ich gerade gewesen bin. Im Umkehrschluss mussten Adrian und Elliot die letzten fünfzehn Minuten damit verbracht haben, mich kreuz und quer zu suchen – ziemlich energisch, wenn ich nach dem erschöpften Keuchen und der zerknitterten Kleidung ging. Und wohl ebenso ernüchternd, dem mörderischen Funkeln in Elliots Augen zufolge, die mich erdolchen wollen. Ich versuche nicht mein amüsiertes Schmunzeln zu verbergen, was Elliot die Zähne mahlen lässt. Doch Victor ist bei mir. Ich sitze am längeren Hebel. Irgendwie. Wenn Victors verengte Augen über seine Untergebenen fliegen, merke ich das nervöse Zusammenzucken der Beiden. Selbst der sonst so gefasste Adrian schluckt schwer, wenn ihr Boss raunt: »Das werde ich jetzt ausnahmsweise mal vergessen, weil ich in guter Stimmung bin. Aber vielleicht sollte ich meine Leute mal wieder auf ihren Platz verweisen…« Adrian richtet sich auf, auch wenn sein Blick gesenkt ist. Er räuspert sich. »Bitte verzeihen Sie die Störung, Sir. Das wird nicht wieder vorkommen.« Victor schüttelt den Kopf. Dann ignoriert er seine durchgeschwitzten Untergebenen und geht weiter, weshalb ich ihm, nach einem Schulterzucken zu meinen beiden Entführern, folge. Wir halten vor dem Buffet, auf das Victor deutet. »Nimm dir zu essen. Ich werde gleich in eine Besprechung gehen. Die Yacht fährt zwei Stunden in der Bucht, bevor wir wieder anlegen.« »Zählst du schon die Sekunden?«, scherze ich und gähne gespielt herzhaft. »Wer weiß, vielleicht bin ich in zwei Stunden ja zu müde…« Plötzlich werde ich von Victor an die Wand gedrängt. Er packt grob mein Kinn und hebt es an. In seinem Blick liegt Gier. Er droht mir: »Treibe dein Spiel nicht zu weit.« Ich schlucke hart. Mich überkommt abermals Gänsehaut, diesmal allerdings nicht aus Lust. Er ist eben immer noch eine Verbrecher… Bei diesen verführerischen Worten, hätte ich beinahe vergessen, wie gefährlich er ist– wie unberechenbar. »Ich werde zur Toilette gehen.« Als ich mich abwende, blicke ich einmal über die Schulter zu Victor, der mich schweigend mustert, dann drängele ich mich durch die Menge. Leider sehe ich mich mit einem Problem konfrontiert: Schon bei meiner Begegnung mit Hektor hatte ich keinen blassen Schimmer, wo die Toiletten liegen. Deshalb irre ich mal nach Gefühl den Gang an der rechten Seite des Raumes entlang. Tatsächlich finde ich eine Tür, die mit WCbeschriftet ist. Doch gerade als ich eintreten will, halte ich an, weil im Inneren zwei unbekannte Männer stehen und sich miteinander unterhalten. Ich luge durch den Spalt. »…zum Narren hält. Ist auch egal. Wie viel bekommst du dafür?«, fragt der Mann mit Glatze. Er nimmt ein Tuch entgegen und wickelt es auf. Ich halte erschrocken die Luft an, wenn es eine Pistole ist, die zum Vorschein kommt. »Schon gut. Die anderen warten auf uns. Erzähle es ihnen aber nicht, sonst wollen sie auch noch eine. Wir sollten übrigens demnächst wieder Bericht erstatten, sonst denkt man noch, wir haben die Seiten gewechselt«, sagt der andere Mann mit der roten Krawatte. Er betrachtet sich im Spiegel, um die Schmalzlocke richten zu können. I-Ist das normal unter Kriminellen…?, schießt es mir durch den Kopf. Meine Hände verkrampfen an der Tür. Eine echte Waffe habe ich noch nie gesehen. Ob die geladen ist? Hat jeder von denen hier am Bord sowas bei sich? Vielleicht sollte ich zurück zu Victor. »Und Blair, wie geht es ihr? Leidet sie unter den Verletzungen? Vielleicht hat man sie für die nächste Zeit aus dem Dienst genommen«, hakt der glatzköpfige Mann nach und lässt die Pistole in seiner Tasche verschwinden. »Ach was.« Sein Gegenüber schnalzt mit der Zunge. »Sie gehört zur Elite. So eine schmale Verletzung am Bauch haut sie nicht um. Ich habe gehört, sie soll den Boss sogar am Arm getroffen haben.« Sie reden über Victor, aber ich verstehe den Zusammenhang nicht, denke ich nach.  Ich zucke zusammen. Die beiden Männer machen machen und kommen aus dem Raum. Eilig richte ich mich auf und sehe zu Boden, wenn sie an mir vorbeikommen, nur einen abschätzigen Blick zu mir werfen und dann den Gang hinter mir entlanggehen. Heimlich schaue ich, in welchen Raum sie einbiegen, dann reiße ich mich seufzend von der Toilette los und schleiche neugierig hinterher. Was tue ich bloß?, rasen meine Gedanken, als ich mich erneut vor einem Spalt wiederfinde, nur dass ich jetzt in einen Raum mit einem Tisch, mehreren Stühlen und einem Bildschirm sehe. Drei Frauen und die Beiden von eben versammeln sich um den Tisch. Dann breitet der glatzköpfige Mann ein paar Zettel aus. »Nächste Woche ist ein neues Hoch bei den Aktien angesagt. Der Boss wird wohl in den Büros nachsehen«, erklärt eine der Frauen. »Haben wir genaue Berichte zu seinem Haus?«, fragt eine andere und nippt am Sektglas. »Ich konnte aus diesem Adrian, oder wie der heißt, nichts rausbekomme. Der ist richtig darauf getrimmt, nichts auszuplaudern«, meint der glatzköpfige Mann. Irgendwas in mir sagt, dass es besser wäre, jetzt einfach zurück zu Victor zu gehen. Eine andere Seite will wissen, worüber genau diese zwielichtigen Leute sprechen. Für meine unschuldigen Ohren klingt das sehr verdächtig. Warum wollten sie Adrian aushorchen und weshalb brauchen sie Informationen über Victors Haus? »Neben Adrian ist da noch Elliot. Sie bewachen den Boss persönlich. Wenn Victor in den Büros ist, werden sie wohl bei seinem Haus bleiben.« »Übrigens… Soll der Typ sich nicht ein neues Spielzeug angelacht haben?« »Der kleine Knirps? Kein Problem.« »Das Wichtigste: Ist Mr Carlos damit einverstanden? Haben wir grünes Licht?« »Alle außer Blair haben immer rotesLicht«, gluckst der glatzköpfige Mann. Dem Schluckauf zufolge ist er angetrunken. »Wenn wir das durchziehen, wird man uns belohnen. Der alte Carlos kann nicht anders, als uns Führungspositionen zu geben, wenn wir Victor Lassini getötet haben.« Ich schlage mir die Hände vor den Mund, um nicht erschrocken zu keuchen. Meine Augen sind aufgerissen, trotzdem sehe ich den Besteckwagen nicht, als ich einige Schritte nach hinten taumele. Wenn ich mit der Hüfte dagegenstoße und das Geschirr darauf zu klimpern beginnt, rutscht mir das Herz in die Hose. Scheiße, die wollen Victor umlegen… Die machen kurzen Prozess mit mir!, rast es durch meinen Kopf. Bevor ich die Situation realisieren kann, haste ich auch schon den Gang entlang, zurück zum Hauptraum. Hinter mir ertönen harte Schritte, sodass ich mit rennen beginne.  Angekommen reiße ich die Tür auf und stolpere hinein. Die Jazz Musik höre ich nicht, die Stimmen der Menschen auch nicht. Das Blut rauscht jetzt in meinen Ohren. »Victor?«, hauche ich schwach. Ich muss ihn finden – bevor diese Leute mich finden, wer auch immer sie sind. »Victor?« Ich dränge mich durch die Leute. Als ich nach hinten blicke, kann ich erkennen, wie die Tür zum Gang geöffnet wird. Das müssen diese komischen Leute sein, die Victor umbringen wollen. Also quetsche ich mich durch eine Gruppe von Gästen, die aufgebracht fluchen. Dann durch die zwei Damen, die vorhin schon beinahe ihre Getränke verschüttet hätte. Schließlich halte ich am Buffet, wo Victor zuletzt gewesen ist. »Victor! Adrian! Elliot!«, rufe ich verzweifelt durch den Raum. Ich drehe mich bestimmt dreimal um mich selbst, aber nirgendwo sehe ich einen der drei. Sie hören mich nicht. Wo sind sie, verdammt nochmal! Was geht hier nur vor sich? Soll ich jemand anderes um Hilfe bitten? Aber wer weiß schon, wer noch zu denen gehört? Werde ich jetzt doch sterben? Soll Elliot recht behalten? Scheiße… »Du sieht aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen. Vorhin waren erst unsere beiden Turteltäubchen durchnässt und jetzt läuft dir der Schweiß von der Stirn.« Wie eine Katze springe ich alarmiert zurück. Doch der ängstliche Schrei blieb mir in der Kehle stecken, wenn ich erkenne, dass dieser Hektor vor mir steht. Er legt den Kopf schief, nippt an seinem Glas und zieht die Augenbrauen zusammen. »Da sind…« »Hm? Nuschel nicht so.« »S-Sie wollen Victor, also den Boss… Ich meine sie wollen ihn einfach…«, versuche ich einen Satz zusammenzustammeln, in der Hoffnung diesem Mann vertrauen zu können. Immerhin arbeitet er mit Adrian und Elliot zusammen, nicht? Etwas regt sich in Hektors Augen. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich sehe eine Mischung aus Angst und Erkenntnis. Dann verengt er die Augen zu Schlitzen: »Also wirklich, du solltest weniger trinken.« »Was? Ich bin nicht betrunken! Da sind Leute, sie…« »Natürlich sind da Leute. Das ist eine Feier«, erklärt Hektor und nimmt einen großen Schluck vom Glas. Dann wendet er sich ab und macht eine verabschiedende Geste. »Bitte warten Sie!«, flehe ich, will ihm hinterher. Allerdings verschwimmt er mit der Masse. »Sie müssen mir helfen! Die wollen…« Wird mir keiner glauben, wenn ich jemanden anspreche?, rasen meine Gedanken, als Hektor außer Reichweite ist. Doch ich habe keine Zeit. Diese ominösen Leute jagen mir hinterher, sodass ich gezwungen bin, weiterzulaufen. Weil mir nichts anderes übrige bleibt, renne ich die Treppen zum Deck hinauf, auf dem ich zuvor mit Victor gestanden hatte. Doch gerade als ich hoffe, sie abgehängt sie haben, muss ich mit geweiteten Augen den glatzköpfigen Mann am Geländer erkennen, der eigentlich hinter mir sein müsste… »Wie ist das möglich…?«, hauche ich schwach und will mich umdrehen, um wieder wegzulaufen, allerdings betreten jetzt seine Kumpanen das Deck und sperren mir somit den Weg ab.  Langsamen Schrittes taumele ich rückwärts, lasse dabei meinen Kopf von einer Seite zur anderen schnellen, wodurch ich feststelle, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Ich sitze in der Falle. »Bist ganz schön schnell, Kleiner«, lacht der Glatzköpfige, was einen Schauer über meinen Rücken schickt.  »Was wollen Sie von mir?« Ich versuche meine Stimme so gefasst wie möglich klingen zu lassen. »Du brauchst nicht so zu tun, als hättest du nichts mitbekommen«, erklärt er ruhig. Er gibt er den anderen ein Zeichen mit der Hand und ich werde an der Schulter gepackt. Kaum, dass ich realisiere, was gerade passiert, wird mir auch schon der Arm auf den Rücken verdreht. Ich keuche schmerzerfüllt auf. Dann werde ich zu dem Mann ans Geländer gebracht, der abschätzig auf mich herabsieht. »Besorgt etwas Schweres. Unser Freund hier wird einen kleinen Tauchgang bestreiten.«           Weihnachts-Bonus-Szene   »M-Muss ich das denn wirklich tragen…?« Victor sitzt auf dem großen, dunklen Sessel seines Arbeitszimmers und sieht, mit seinen zu Schlitzen gezogenen Augen, zu mir herab. Seine Hände ruhen auf den Armlehnen, die Finger streichen über das kalte, großporige Material.  »V-Victor…«, versuche ich erneut, weil er mir nicht antwortet. Dabei rutsche ich auf den nackten Knien weiter vor. Sie schubbeln auf dem Mamor. An meinen Beinen bildet sich Gänsehaut. Es ist kalt im Raum – Victors Blick reicht dazu. Meine Kleidung ist auch viel zu wenig. Lediglich dieses rote Kostüm, das bis zu meinen Hüften reicht, gestand er mir zu.  »Unartige Jungs müssen bestraft werden…«, zischt Victor zwischen zusammengebissenen Zähnen. Inzwischen komme ich bei ihm an, lasse meine Hand an sein Bein nach oben gleiten, bis sie auf seinem Knie ruht. »Ich weiß nich, ob ich das mag, Victor«, hauche ich, obwohl mir entgegen meiner Worte heiß wird. Mein Herz klopft laut und meine Wangen brennen förmlich. »Deine Liste mit unartigen Dingen ist gut gefüllt. Denkst du, so wird dein Wunsch erfüllt?« Victor beugt sich zu mir herunter. Ich kneife die Augen zusammen, wenn seine Hand sich unsanft um mein Kinn legt und mich zu ihm hochzieht, sodass ich mich auf seinem Schoß abstützen muss. Es ist nur mein Gesicht, dass er berührt, aber meine Haut brennt. »I-Ich wollte nicht unartig sein, Victor…« »Diese Einsicht kommt zu spät, heute ist Weihnachten. Und ich glaube dir nicht, wenn du das mit roten Wangen und bebendem Körper sagst. Magst du es vor mir zu knien? Das nenne ich mal unartig.« »V-Victor…« Meine Stimme und mein Körper zittern tatsächlich. Als ich meine Augen öffne, treffen sie direkt auf Victors Blick, weil er mein Gesicht unnachgiebig in seiner starken Hand hält. »Wie willst du deine unartigen Taten jetzt wiedergutmachen? Oder gefällt es dir sogar ein böser Junge zu sein? Willst du etwa dafür bestraft werden?« »D-Das ist nicht wahr…«, hauche ich wenig überzeugend. Ich bin selbst nicht mehr davon überzeugt. Mein Kopf dreht sich. Ich kann kaum mehr denken. Victor kommt näher, doch bevor wir uns küssen können, stoppt er hinterlistig und haucht gegen meine Lippen: »Dann zeig Santa mal, wie leid es dir tut.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)