Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 42: Reunión Familiar ---------------------------- Zum xten Mal innerhalb der letzten Stunde nahm ich das Handy zur Hand und prüfte, ob ich eine Nachricht erhalten hatte. Mat war nun schon seit über sieben Stunden unterwegs und so langsam machte ich mir Sorgen. Doch ich wollte mir auch nicht die Blöße geben, ihm hinterherzutelefonieren. Vermutlich hatte er einfach nur die Zeit vergessen. Immerhin hatten er und sein Vater sich nach all den Jahren sicher viel zu erzählen. Es hatte keine Woche gedauert, bis der Privatdetektiv ihn ausfindig gemacht hatte. Er lebte zwar mittlerweile nicht mehr in Neuengland, dennoch ließ sich seine Spur leicht verfolgen. Auf die erste Nachricht hatte er verständlicherweise verhalten reagiert, immerhin konnte jeder behaupten, sein Sohn zu sein. Ungewöhnlich waren solche Betrugsversuche, gerade gegenüber älteren Leuten, ja nicht. Doch sobald er sich, auch dank der Vermittlung des Detektivs, sicher war, reagierte er äußerst erfreut und herzlich. Da ich beim ersten Telefonat, das bereits ein paar Tage später erfolgte, nicht dabei war, wusste ich nicht, was genau sie besprochen hatten, doch es schien äußerst positiv verlaufen zu sein. In den folgenden Wochen hatten sie regelmäßig miteinander telefoniert. Zwar immer nur für kurze Zeit und über Belangloses, aber Mat hatte sich über jeden einzelnen Anruf gefreut. Nun war sein Vater für ein paar Tage nach Boston gekommen, um seinen Sohn zu sehen. Mat war so unglaublich aufgeregt gewesen und plante immer wieder durch, was er seinem Vater alles erzählen wollte. Ich konnte nur hoffen, dass er ihm nicht alles auf einmal erzählte. Dennoch wusste ich, dass es ein paar Dinge gab, die Mat auf jeden Fall ansprechen wollte, bevor er sich auf weiteren Kontakt einließ, und die er sich bewusst für ein persönliches Treffen aufgespart hatte. Dazu gehörten auch unsere Hochzeitspläne. Denn im Gegensatz zu mir erwartete Mat, dass sein Vater hinter ihm stand, andernfalls stand für ihn fest, den Kontakt direkt wieder abzubrechen. Auf gewisse Weise bewunderte ich ihn dafür. Meine Eltern hatten sich noch immer nicht wieder beruhigt und ignorierten einfach, dass ich einen Verlobten hatte. Sie taten so, als hätte unser Gespräch nie stattgefunden. Am liebsten hätte ich ihnen klar gesagt, dass es mich verletzte, doch ich brachte es nicht übers Herz. Daher blieb mir nichts anderes übrig, als es hinzunehmen und zu hoffen, dass sich ihre Einstellung irgendwann änderte. Vermutlich konnte ich über diese Reaktion noch froh sein. Immerhin hatte sich Lázaro für mich gefreut und mir direkt im Gegenzug seine Freundin vorgestellt. Ich verstand nicht, warum er sie jahrelang vor uns versteckt hatte. Sie war eine gutaussehende Latina und sicher freuten sich unsere Eltern, wenn sie sie an Thanksgiving kennenlernten. Sie war genau das, was sie sich für alle ihre Kinder gewünscht hätten. Chico schien meine trüben Gedanken zu spüren und stupste mir mit der Nase leicht gegen die Hand. Mit einem Lächeln kam ich der Aufforderung nach und streichelte über seinen Kopf. Hoffentlich tauchte sein zweites Herrchen bald auf. Dann würde sich auch meine Nervosität legen.   Ich streckte mich der Hand entgegen, die durch meine Haare fuhr und öffnete langsam die Augen. Offenbar war ich eingeschlafen und nicht einmal aufgewacht, als Mat in die Wohnung kam. »Wie spät ist es?« »Fast zwölf. Tut mir leid, es ist etwas länger geworden.« Ich griff nach Mats Hüfte und zog ihn auf meinen Schoß. »Nicht schlimm. Wie ist es gelaufen?« Er rutschte hin und her, schien nicht ganz zu wissen, was er dort sollte, blieb jedoch. »Ganz gut, würde ich sagen. Keine Ahnung, wir hatten einfach so viel zu reden, ich bin mir nicht einmal sicher, was ich alles erzählt habe.« »Ich bin mir sicher, er ist nicht böse, wenn du es ihm nochmal erzählst.« Ich lehnte mich zurück und zog Mat mit. »Vermutlich konnte er gar nicht alles erfassen.« »Willst du nicht lieber ins Bett?« Er befreite sich aus meiner Umarmung und stand auf. Unbegeistert grummelte ich. Es hatte schon seinen Grund, warum ich ihn auf meinem Schoß haben wollte. »Nein, da schlaf ich vermutlich gleich wieder ein. Ich möchte lieber wissen, wie dein Treffen war.« »Was hältst du dann davon, wenn ich uns beiden einen Kaffee mache? Ich bin auch ziemlich müde und ich denke, es wird etwas länger dauern.« Er drehte sich auf dem Weg in die Küche noch einmal um. »Ich hab auch etwas zu Essen mitgebracht, wenn du möchtest.« »Nein, danke. Dafür ist es mir etwas zu spät.« »Wie du meinst.« Für die nächsten Minuten verschwand Mat in der Küche und ich musste mich zusammenreißen, in der Zeit nicht wieder einzuschlafen. Wäre ihm das Treffen nicht so wichtig gewesen, hätte ich unser Gespräch auf den nächsten Morgen verschoben. Als er endlich zurück war, hielt er mir eine Tasse entgegen und ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder, nachdem ich sie ihm abgenommen hatte. »Also, erzähl schon, wie war euer Treffen? War es so, wie du es dir vorgestellt hast?«, drängte ich, nachdem ich den ersten Schluck getrunken hatte. Länger als nötig wollte ich nicht mehr wachbleiben. Chico würde, wenn er seine Morgenrunde drehen wollte, sicher keine Rücksicht darauf nehmen, wie lange wir wach blieben. Mat schlürfte an seiner Tasse, bevor er zu reden begann: »Es war zuerst richtig merkwürdig. Ich hatte so viel im Kopf, was ich ihm sagen wollte, aber sobald er vor mir stand, wusste ich überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte. Am liebsten hätte ich ihm alles auf einmal erzählt, hatte aber auch Angst, dass er gleich wieder geht. Darum hab ich überhaupt kein Wort rausbekommen und ihn einfach nur angestarrt.« Es fiel mir wirklich schwer, mir das vorzustellen. Mat war nicht auf den Mund gefallen und hatte eigentlich immer eine große Klappe. Andererseits hatte ich ihn aber auch noch nie so nervös erlebt wie im Vorfeld des Treffens. »Erst war er genauso baff und dann hat er angefangen zu weinen.« Mat schüttelte den Kopf, als wäre es für ihn vollkommen unverständlich. Ich dagegen konnte es nur zu gut nachvollziehen. Immerhin hatte dieser Mann damit gerechnet, seinen Sohn nie wieder zu sehen. Ihm nach so vielen Jahren gegenüberzustehen, hätte wohl jeden fertig gemacht. »Nachdem er sich wieder beruhigt hat, hat er dann ewig erzählt, dass er mich vermisst hat und sich so freut, dass ich mich doch noch bei ihm gemeldet hab und so weiter. Ich wusste gar nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte, und hab einfach abgewartet. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich ihn auch vermisst habe. Das hätte er mir sowieso nicht geglaubt.« »Doch, sicher.« Ich strich über Mats Knie und lächelte ihn an. »Er hat sich so gefreut, ich denke, wenn du ihm in Ruhe erklärt hättest, warum du ihn nicht sehen wolltest, hätte er das sicher verstanden.« Mat zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Dazu bin ich nicht wirklich gekommen.« »Dann eben beim nächsten Mal. Es wird doch ein nächstes Mal geben, oder?« »Ja, ich denke. Zumindest wollen wir uns nochmal treffen, bevor er wieder nach Hause fliegt. Und er hat mich – uns – zu sich eingeladen. Er möchte dich unbedingt kennenlernen.« »Das lässt sich sicher einrichten. Er hat also nicht negativ reagiert?« »Nein, überhaupt nicht! Er hat den Ring gesehen und gefragt, ob ich verheiratet bin. Als ich ihm gesagt hab, dass ich mit einem Mann verlobt bin, hat er sich richtig für mich gefreut, dass wir hier heiraten dürfen. Es war für ihn überhaupt keine große Sache.« Ich erwiderte Mats glückliches Lächeln. Immerhin hatte er richtig Angst gehabt, wie sein Vater darauf reagieren würde. Offenbar hatte ihn die Reaktion meiner Eltern etwas eingeschüchtert. »Möchte er denn kommen?« Erschrocken wich Mat zurück. »Verdammt, ich hab vergessen, ihn zu fragen!« »Dann frag ihn, wenn du ihn in ein paar Tagen siehst. Das läuft ja nicht davon«, erklärte ich lachend. Wobei es nicht ganz stimmte. Wenn wir wirklich noch im selben Jahr heiraten wollten, wurde es knapp, aber ich konnte auch verstehen, dass Mat seinen Vater gerne dabeihaben wollte. Ich hätte es mir mit meinen Eltern auch anders gewünscht. »Was habt ihr denn noch so besprochen?« Er verdrehte die Augen und setzte sich wieder aufrechter hin. »Vor allem haben wir darüber gesprochen, was passiert ist.« Aufmerksam sah ich ihn an. Ich war nicht sicher, ob er sich absichtlich so ungenau ausdrückte, weil er nicht alles erzählen wollte, oder ob er unsicher war, ob es mich interessierte. »Was meinst du genau?« »Vor allem hat er versucht, sich zu entschuldigen, und mir erklärt, warum ich nicht zu ihm zurückkonnte.« Er stellte die leere Tasse auf den Tisch und sah dann kurz fragend zu mir auf. Ich hoffte, dass ich den Blick richtig verstand, und nickte leicht. Mat seufzte. »Im Endeffekt hätte ich mir das wohl selbst denken können. Er war psychisch vollkommen fertig, als er zurückkam. Außerdem hat er ewig keine Anstellung gefunden und kam selbst kaum durch. Er hat es zwar nicht genau gesagt, aber angedeutet, dass er auch zwischendurch wegen Kleinigkeiten im Gefängnis war. Als er sich endlich gefangen hat, hat er wohl versucht, dass wenigstens die Adoptionsfreigabe zurückgezogen wird, aber weil er ein Mann war und mit der Vergangenheit, haben sie ihm nicht zugetraut, sich um mich zu kümmern.« Verstehend nickte ich. Beruflich hätte ich wohl jedem zugestimmt, der die Meinung der Verantwortlichen vertrat. Doch das war ein anderer Fall. Ich kannte Mats Vater nicht, aber alles, was ich bisher von ihm gehört hatte, ließ mich daran zweifeln, dass er ein schlechter Vater gewesen wäre. Er hatte einfach nur Pech und wurde von vielen Schicksalsschlägen gebeutelt. »War er denn so, wie du ihn in Erinnerung hattest?« Nun musste Mat doch eine Weile nachdenken, bis er den Kopf zögerlich hin und her wog. »Irgendwie ja und irgendwie nein. Er sah halt total anders aus. Ich kannte ihn ja nur als jungen Mann; also jünger, als wir jetzt sind. Aber von seiner Art war er noch sehr ähnlich und ich hatte irgendwie das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen.« »Das klingt doch gut.« Ich lächelte Mat zu. »Dann spricht doch nichts dagegen, dass ihr wieder richtig Vater und Sohn werdet.« »Ja, vermutlich hast du recht. Wenn es dafür nicht schon zu spät ist.« Ich seufzte und rutschte näher an ihn heran, um ihn in den Arm zu nehmen. Seine schwermütige Miene schlug mir direkt aufs Gewissen. Das war wirklich nicht mein Ziel gewesen. »Das wird schon werden, hm. Bisher läuft die Behandlung doch wirklich gut. Den Rest stehen wir auch noch durch.« »Ja, du hast recht. Es wird alles gut.« Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange, lächelte tapfer und befreite sich dann, um aufzustehen. »Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?« Verwundert sah ich auf. »Seit wann fragst du? Du schleichst dich doch sonst auch einfach mitten in der Nacht hier rein.« Gespielt übertrieben hob er die Hände und drehte die Handflächen nach oben, während er mit den Schultern zuckte. »Ich wollte halt mal ausnahmsweise höflich sein. Wenn es dir lieber ist, kann ich es auch lassen.« »Als könntest du das.« Ich stellte meine noch immer halb volle Tasse neben seine und erhob mich ebenfalls. Wegräumen konnten wir die auch am Morgen. Jetzt wollte ich nur noch mit ihm ins Bett, vielleicht ein wenig kuscheln und dann endlich schlafen. So wie er aussah, war er dem Plan nicht abgeneigt. »Ich könnte es zumindest versuchen ...« Grinsend schüttelte ich den Kopf. Die Unschuldsmiene war so falsch. Ich schnappte nach seiner Hand. »Lass es. Ich hab dich so lieb, wie du bist.« »Danke.« Endlich ließ er sich in meine Arme ziehen, ohne sich direkt wieder zu befreien, und erwiderte den Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)