Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 27: Disturbio temprano ------------------------------ Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und sah auf den Wecker. Es war fünf Uhr morgens! Wer zur Hölle klopfte um diese Zeit wie ein Bekloppter an meine Tür?! Mürrisch erhob ich mich aus dem Bett. Im Wohnzimmer blickte Chico nur kurz auf. Er schien beschlossen zu haben, dass sein Schlaf wichtiger war, als der Irre vor der Tür. Wenn ich das doch nur auch so einfach ignorieren könnte. Ich öffnete die Tür und wollte dem Störenfried etwas Unfreundliches entgegenwerfen, doch dieser kam mir zuvor. Sobald die Tür auch nur einen Spalt geöffnet war, wurde sie mir aus der Hand gestoßen. »Du Schwein! Das wirst du mir büßen!« Bevor ich es richtig realisiert hatte, stand ein schlanker, wütender Typ in meinem Flur. Es dauerte einen Moment, bis ich ihn als Mats Bruder wiedererkannte. Ich fasste mich und drückte ihn von mir fort. Doch noch immer versuchte er, mir an die Gurgel zu gehen. Mit einer fließenden Bewegung war ich direkt hinter ihm und griff nach seinen Handgelenken. Trotz seines Widerstandes drehte ich sie ihm auf den Rücken und fixierte sie im Polizeigriff. Schmerzerfüllt stöhnte und fluchte er, doch ich ließ ihn nicht los. »Was willst du hier?« »Wegen dir ist Mat im Gefängnis! Du mieses Schwein hast ihn verraten!« Die Schmerzen hielten ihn nicht davon ab, sich weiter in meinem Griff zu winden und einen Befreiungsversuch zu wagen. Außerdem trat er nach hinten aus. »Wenn du nicht aufhörst und still bist, dann liegst du gleich am Boden!«, drohte ich. Da es nur einen erneuten Tritt zur Folge hatte, tat ich es ihm gleich. Mein Fuß landete zielsicher in seiner Kniekehle. Schreiend knickte er ein. Mit einer Hand zwischen den Schultern, der anderen an seinen Handgelenken, drückte ich ihn komplett zu Boden und setzte mich auf seine Beine. »Wärst du jetzt so freundlich, mir zu sagen, warum du hier am frühen Morgen randalierst? Vielleicht bin ich dann so nett und lasse dich los. Ansonsten muss ich dich leider festnehmen.« Eine Weile versuchte er noch, sich zu befreien, doch als sein Kopf einmal beim Zurückdrücken auf den Boden knallte, wurde er ruhiger. Dafür traten Tränen in seine Augen. Ich schob die noch immer offene Wohnungstür mit einer Hand zu und lockerte meinen Griff um seine Handgelenke, blieb aber auf ihm sitzen. Chico, der sich während des Gerangels knurrend in den Türrahmen zum Wohnzimmer gestellt hatte, würde genug Eindruck schinden. »Sie haben Mat gestern Abend festgenommen«, wimmerte der schmächtige Punk unter mir. »Du hast ihn verraten. Er hatte nie Probleme, bis du aufgetaucht bist.« »¡Calla!«, rief ich Chico zu, der sofort reagierte und ruhig wurde. Dennoch behielt er die drohende Haltung bei. Dann ließ ich Mats Bruder los und stand auf. »Komm hoch und dann erzählst du mir in Ruhe, was passiert ist.« Er ignorierte die Hand, die ich ihm anbot und stand auf. Seine Miene blieb trotz der Tränen in den Augen feindselig. »Ich weiß es nicht. Ich hab gerade erst die Mailbox abgehört. Er hat mich gestern Abend angerufen und mir draufgesprochen, dass er festgenommen wurde. Ich war gerade oben, er ist noch nicht wieder zu Hause.« »Weißt du denn, weshalb er festgenommen wurde?« »Was weiß ich denn, was ihr euch ausgedacht habt! Er passt euch doch schon lange nicht.« Er trat erneut drohend ein paar Schritte auf mich zu. Ich warnte ihn, indem ich die Hand hob. Sofort blieb er stehen, der Schmerz schien noch nachzuwirken. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe nicht mitbekommen, dass er festgenommen wurde, und wusste auch nicht, dass gegen ihn ermittelt wird. Wenn du mir sagst, in welcher Wache er ist, kann ich vielleicht etwas rausfinden.« Er musterte mich. Es sah anders aus als bei Mat, aber dennoch hatte er dabei starke Ähnlichkeiten mit seinem Bruder. Die beiden mussten mehr Zeit miteinander verbringen, als mir bewusst war. »Sudbury Street. Zumindest hat er mir das auf die Mailbox gesprochen.« Gut, das würde einfach werden, da etwas herauszufinden. Wenn ich hinfuhr, konnte ich vielleicht sogar mit ihm sprechen. Erst so langsam sickerte in mein Bewusstsein, was es hieß, dass er festgenommen wurde: Er wurde wegen irgendetwas verdächtigt! Ich atmete durch und versuchte ruhig zu bleiben. »Ich denke, da lässt sich etwas machen. Weißt du, ob er seine Tabletten dabei hat?« Mats Bruder riss die Augen auf. Was denn, hatte er nicht damit gerechnet, dass ich davon wusste? Mat war nun wirklich nicht der Typ, das zu verheimlichen, wenn er mit jemandem schlief. Endlich fing sich der Kerl wieder und antwortete: »Nein, weiß ich nicht. Er hat immer eine Tagesration in seiner Tasche, aber ich weiß nicht, ob er sie mitgenommen hat.« »Gehst du dann bitte nachschauen und sie holen? Ich zieh mich eben an.« Ich wusste sowieso nicht, welche Tasche es war, hoffte aber sowieso, dass er sie mitgenommen hatte. Je nachdem, wann er gestern festgenommen wurde, wäre es sonst eine Katastrophe. Der schmächtige Punk nickte abwesend und verließ meine Wohnung. Ich erlaubte mir, erleichtert aufzuatmen, dann ging ich ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Ich hasste es, ungeduscht das Haus zu verlassen, aber mir blieb gerade nichts anderes übrig. Ich machte mir Sorgen um Mat und hatte wirklich Angst, dass er seine Pillen nicht dabei hatte. Außerdem wollte ich wissen, was geschehen war. Diese Ungewissheit war schrecklich! Ich war gerade fertig, da klopfte es an meiner Tür. Während ich noch den letzten Knopf vom Hemd schloss, öffnete ich und ließ Mats Bruder ein. In der Hand hielt er eine schwarze Umhängetasche und sah mich zerknirscht an. Ich verstand, was er dachte, und musste mich selbst zusammenreißen. Ich nahm ihm die Tasche ab und öffnete sie. »Hey, was tust du da? Das geht dich nichts an«, protestierte er und wollte sie mir wieder entreißen. Unbeirrt wühlte ich darin. »Ich muss schauen, was drin ist, sonst kann ich die ihm nicht bringen. Wenn da irgendwas Gefährliches drin ist, bringt ihm das nur noch mehr Ärger.« Er knirschte mit den Zähnen, zog aber seine Hände zurück. Unter einem Pullover und einer Jacke fand ich endlich das Pillendöschen. Kurz warf ich einen Blick hinein und fluchte. So konnte ich sie ihm nicht mitbringen, es war nicht zu erkennen, um welche Pillen es sich handelte. Sie durften so nicht zu ihm. Ich drückte dem Bruder den Rucksack wieder in die Hand. »Hol alles raus außer dem Pullover. Und wirklich alles! Es bringt nur Stress, wenn du etwas anderes drin lässt.« »Wo willst du hin?«, rief er mir nach. Ich reagierte nicht, sondern ging noch einmal ins Schlafzimmer, wo ich aus dem Regal mehrere Tablettenblister nahm. Mit einem Blick stellte ich sicher, dass alle einen Schriftzug trugen, dann ging ich zurück in den Flur. Auf meinem Flurschrank hatte sich bereits einiges angesammelt. Offenbar war in der Tasche alles, was Mat eventuell unterwegs brauchen konnte; inklusive ein paar Leckerlies für Chico. »Ist das alles?« Der Schmächtige nickte und deutete auf die Tabletten in meiner Hand. »Was ist das?« »Mats Tabletten.« Erneut wurden die Augen groß. Er sollte sich dringend an den Gedanken gewöhnen, dass ich mit seinem Bruder schlief. »Die in der Dose darf er auf der Station nicht nehmen, weil sie nicht eindeutig zuzuordnen sind. Es könnten auch Drogen sein. Nein, ich behaupte nicht, dass es welche sind! Aber das sind nun mal die Regeln.« Er schluckte die Erwiderung herunter. Er sah wohl ein, dass ich seinem Bruder, zumindest im Moment, nichts Böses wollte. »Du fährst also auf die Wache?« »Ja. Wenn du möchtest, kannst du gerne mitkommen.« Er schien zu hadern, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich hab noch zu tun.« Ich nickte dem Bruder noch einmal zu, als er aus meiner Wohnung verschwand. Eigentlich wollte ich ihm direkt hinterher, doch ein leises Winseln hielt mich zurück. Seufzend griff ich nach der Leine. Er hatte ja recht, ich konnte ihn nicht auf unbestimmte Zeit warten lassen. Also leinte ich Chico an und machte einen kurzen Umweg zu einem Wiesenstück neben dem Haus. Danach ging ich direkt zu meinem Auto und hievte Chico hinein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)