Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 9: Acusación -------------------- »So, es ist vollbracht!«, rief ich freudig aus. Sofort hörte ich den Punk im Wohnzimmer von der Couch aufstehen. Durch die Anstrengung hustete er wieder. Fast zwei Wochen hatte ich warten müssen, bis ich die Wand endlich fertig machen konnte. Eine Woche hatte es gedauert, bis er wieder gesund war, die zweite, bis ich Zeit fand. Wir waren uns einig, dass es während meiner Nachtschicht nicht sinnvoll wäre. Freundlicherweise hatte er die gesamte Zeit auf Chico geachtet. Sein Bruder war anfangs nicht so begeistert gewesen, hatte sich aber recht schnell damit abgefunden. Bedingung war lediglich, dass er nicht mit Chico rausgehen musste. Dass Chico auch nach der Krankheit beim Punk bleiben sollte, während ich arbeitete, hatte mich zwar verwundert, aber widersprechen wollte ich auch nicht. Ich fand partout keinen Hundesitter, der so flexibel war. Vermutlich mochte er meinen Hund mehr, als er zugeben wollte. Jedenfalls glaubte ich nicht daran, dass ›sicherstellen, dass die Wand wirklich fertig wurde‹, der wahre Grund für diese Gutmütigkeit war. Prüfend strich er über die Wand, suchte Unebenheiten. Da würde er lange suchen müssen. Es gab keine. »Das ist echt gut!« »Ich hab doch gesagt, dass man hinterher nichts mehr davon sieht.« Mir war die ganze Sache noch immer peinlich. Ich hätte mich nie so gehen lassen dürfen! Da wollte ich wenigstens etwas Stolz bewahren. »Du hast wohl wirklich ein Händchen fürs Heimwerken ... Kannst du auch Abflusshäcksler reparieren?« »Ja, klar. Ich stecke meine Hand ganz sicher nicht in deinen Abflusshäcksler!« Ich war doch nicht lebensmüde! Dass wir uns in den letzten zwei Wochen kaum angegiftet hatten, hieß nicht, dass wir uns gut verstanden. »Richtig, sobald du mit der Hand richtig tief drinsteckst, schalt ich das Ding an.« Es wäre sicher bedrohlich gewesen, hätte er nicht gehustet. Er verdrehte die Augen und lachte leicht. »Wenn ich dir die Hand abschreddere, ist der Häcksler immer noch kaputt.« Leider musste ich doch zumindest etwas grinsen. »Trotzdem solltest du dir eher einen Klempner holen oder jemanden, der sich wirklich damit auskennt.« Überraschend kam er einen Schritt näher und raunte mir ins Ohr: »Ich will aber deine Hand.« Irritiert trat ich einen Schritt zurück. Das klang ziemlich psychopathisch! Zumal sich seine Augen in meine brannten. Doch schnell änderte sich der Ausdruck wieder und er trat zurück. Nachdem er den Husten niedergerungen hatte, erklärte er: »Ich kenne keinen günstigen Klempner und scheinbar kannst du sowas gut. Also, soll ich noch eine Woche auf Chico aufpassen oder hast du endlich jemanden gefunden, der das macht?« »Okay, okay, ich mach’s. Aber ich muss morgens um fünf auf der Arbeit sein. Soll ich ihn dir am Abend schon hochbringen?« »Gib mir deinen Schlüssel, dann hol ich ihn, sobald ich wach bin.« Fordernd streckte er die Hand aus. »Willst du mich verarschen?! Ich geb dir doch nicht meinen Schlüssel!« Erneut kam er drohend auf mich zu. »Du hattest meinen Schlüssel zwei Wochen lang. Gib mir das verdammte Ding, damit ich auf deinen Hund aufpassen kann. Ansonsten muss ich den Tierschutz rufen.« Ich sah ihm geradewegs in die aufblitzenden Augen. »Dir macht es Spaß, mich so zu quälen, oder?« Er grinste hämisch. »Gut erkannt.« Am liebsten hätte ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht geklatscht, doch ich riss mich zusammen. Ob ich es wollte oder nicht: Ich war auf ihn angewiesen. Abweisend murrte ich: »Komm gleich mit runter, dann geb ich ihn dir.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Du schließt ab, wenn du hier hochkommst?« »Ja, damit solche kleinen Wichser wie du nicht in meine Wohnung kommen.« Er drängte sich so dicht an mir vorbei, dass er mich mit der Schulter streifte. »Pech, jetzt hast du trotzdem ’nen kleinen Wichser, der in deine Wohnung kommt.« Auffordernd hielt er die Tür auf. Nachdem ich Chico gerufen hatte, gingen wir gemeinsam nach unten, damit ich dem Punk den Schlüssel geben konnte. Wie ich es schon fast erwartet hatte, schob er sich hinter mir zur Tür herein und sah sich neugierig um. »Hier!« Ich drückte ihm den Zweitschlüssel in die Hand und wies dann unmissverständlich auf die Tür. Er schürte wie immer meinen Unmut, indem er nicht im Geringsten darauf reagierte. Unbeirrt sah er sich um und fragte: »Wo hast du die Leine?« »Was willst du mit der Leine?« »Dich daran festbinden und in meine Wohnung schleifen.« So, wie er das sagte, war ich fast versucht, es zu glauben. Er schien das zu merken und verdrehte die Augen. »Natürlich mit dem Köter rausgehen. Oder meinst du, ich will den ganzen Tag mit ihm rumsitzen? Ich muss nach den Kids sehen.« »Vergiss es! Du zockst die Kinder nicht ab, während du meinen Hund dabei hast!« »Aber wenn ich ihn nicht dabei hab, dann darf ich, ja?« Gehässig sah er mich an, während ich mit den Worten rang. Wie schaffte dieser Wichser es nur, mich ständig wie einen Trottel dastehen zu lassen? Geduldig wartete er, wobei sein Grinsen immer breiter wurde. »Nein, natürlich nicht! Lass die Kinder in Ruhe!«, brachte ich irgendwann heraus, nachdem ich mich wieder gefasst hatte. Er lachte amüsiert. »Gut, hatte ich nämlich auch nicht vor.« »Ja klar. Ich weiß, dass du ein scheiß Zuhälter bist!« Drohend machte ich einen Ausfallschritt auf ihn zu und streckte die Faust in seine Richtung. Zufrieden sah ich, dass es nun an ihm war, zu stocken. »Wer hat dir diesen Scheiß eigentlich eingeredet?« »Ich erkenne Stricher, wenn ich einen sehe.« »Ja, natürlich, du als Kinderficker musst ja wissen, wen du ficken kannst!« Feindselig funkelte er mich an und kam auf mich zu. Aggressiv schubste ich ihn von mir fort. »Ich bin Polizist!« Ich erschrak, als er plötzlich lauthals zu lachen begann. »Sicher, ihr beschissenen Bullen würdet euch niemals an einem der Kids vergreifen. Das ich nicht lache! Ihr seid doch die Schlimmsten von allen! Alle anderen bezahlen sie wenigstens. Aber ihr nehmt sie mit und erpresst sie dann!« »Wer?!« Mit offenem Mund starrte er mich an, blinzelte ein paar Mal. »Was?« »Wer das tut, will ich wissen!« »Du ... Du glaubst mir?« Noch immer stand ihm der Mund einen Spalt offen, die Augen waren geweitet. Ich konnte es selbst kaum fassen, aber seine Reaktionen machten auf mich den Eindruck, als spräche er tatsächlich die Wahrheit. »Wenn du meinen Kollegen so etwas unterstellst, will ich wenigstens wissen, wem.« Er verschränkte die Arme wieder vor der Brust. »Du glaubst mir also nicht.« Unsicher zuckte ich mit den Schultern. »Ohne einen Namen oder Beweise ist es egal, ob ich dir glaube.« Verächtlich schnaubte er. »War ja klar. Was hab ich mir eigentlich dabei gedacht? Du bist genau wie alle anderen!« Ich konnte noch nicht einmal reagieren, da war er bereits im Hausflur und schmiss die Tür lautstark hinter sich zu. Erst verwirrt, dann wütend sah ich ihm hinterher. Was wollte dieses Arschloch eigentlich? Erst stellte er mich und alle meine Kollegen unter Generalverdacht und dann sollte ich ihm ohne den geringsten Beweis glauben? Hielt er mich für vollkommen bescheuert? Wütend ging ich ins Wohnzimmer und knallte auch dort die Tür zu. Ich wollte so viel Raum zwischen uns bringen wie möglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)