Brandnarben von ReptarCrane ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Als ich die Augen wieder öffne, ist alles um mich herum weiß. Es ist so hell, zu hell, es tut weh, so hell ist es… Der Schmerz sticht in meine Augenhöhlen, zieht durch meinen Schädel. Will die Augen wieder schließen, will zurück in die Dunkelheit, doch es geht nicht… Dumpfe Geräusche sind um mich herum zu hören. Stimmen. Murmelnd, mal lauter, mal leiser, aber alle unbekannt. Weiß nicht, von wem sie stammen… oder wo ich bin… Mein Puls, eben noch relativ ruhig und gleichmäßig, fängt wieder an, zu rasen. Ich zicke zusammen und richte mich gleichzeitig auf, blicke mich hektisch um, und plötzlich ist da ein stechender Schmerz in meinem Arm. Ich schreie, schlage um mich, will den Fremdkörper, den ich an meiner Armbeuge spüre, herausreißen. Doch noch ehe ich die Hand danach ausstrecken kann erklingt wieder eine Stimme, direkt neben mir diesmal, die sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Du bist-…“ Was auch immer die Stimme noch sagen wollte, ich verstehe es nicht mehr. Da ist bloß noch ein statisches Rauschen, unterbrochen von wenigen Wortfetzen, die keinen Sinn ergeben… „Nicht… furchtbar… Wiederseh-… ald…“ Ich drehe mich zur Seite und blicke in ein Gesicht, das, genau genommen, kein Gesicht ist. Es sollte eines sein, das wäre logisch, denn der Körper, zu dem es gehört, ist menschlich. Doch da sind keine Augen, keine Nase, kein Mund. Bloß eine von tiefen Furchen durchzogene Fläche. Trotzdem scheint dieses Ding mich anzustarren, mich mit Blicken zu durchbohren. Ein Wimmern entweicht meiner Kehle, und ich hasse mich dafür! Es wirkt so armselig… „…alles gut!“, sagt das Ding ohne Gesicht, mit plötzlich erstaunlich klarer Stimme. Doch auch, wenn ich die Worte akustisch nun verstehe, so kommt ihre Bedeutung nicht recht bei mir an. Das alles ergibt einfach keinen Sinn… Mein Herz schlägt noch immer schnell, zu schnell. Kurzzeitig war meine Panik in den Hintergrund gerückt, war von Verwirrung überschattet worden. Aber jetzt kommt sie zurück. Trifft mich mit voller Wucht, und lässt mich ein weiteres Mal zusammenzucken. Sorgt dafür, dass ich die Arme hochreiße um nach dem gesichtslosen Etwas zu schlagen, woraufhin ein weiteres Stechen durch meinen linken Arm schießt. Was immer es ist, was diesen Schmerz verursacht, es soll weg! Ich will weg, raus hier, wo immer ich auch sein mag! Wie auch immer ich hier hergekommen bin… Ich schaffe es nicht einmal, mich aufzurichten. Jemand packt mich – nein, es kann nicht nur eine Person sein – drückt mich nach unten, hält mich fest. Ich schreie. Laut, schrill, verzweifelt, doch es bringt nichts, sie lassen nicht los… Stimmen reden durcheinander, nicht mit mir, sondern über mich. Kann sie kaum verstehen, denn ich kann einfach nicht aufhören, zu schreien… „…müssen wir doch…“, sagt eine von ihnen, was sie müssen, kommt nicht bei mir an. „…sicher…“, erwidert eine andere. „…Clodinin?“ Ich weiß nicht, was das bedeutet, dennoch wird meine Panik noch stärker. Dann ist da ein weiteres Stechen in meinem Arm, tiefer diesmal. Ich reiße den Kopf zur Seite, will sehen, was vor sich geht, aber meine Sicht ist zu sehr von Tränen verschleiert, als dass ich etwas erkennen könnte. Ein Gefühl von Taubheit kriecht über mich. Mein Widerstand erlahmt, ohne, dass ich das will, meine Arme und Beine fühlen sich an, als wären Gewichte daran befestigt worden. Ich spüre ein brennendes Kribbeln in meinem Gesicht, will etwas sagen, schreien, aber alles, was ich hervorbringe, ist ein heiseres Krächzen… Das Letzte, was ich höre, bevor mich erneut die Schwärze überwältigt, ist die Stimme meines Großvaters: „Wieso stirbst du nicht endlich?“ Und alles ist still. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)