Dead End von Lichtregen (Endeavor x Hawks) ================================================================================ Kapitel 9: Bad Conscience ------------------------- „Ah, da ist er ja, der Mann der Stunde!“, hallte eine krächzende Stimme durch den Raum, als Hawks durch die Tür trat. Da der Raum überwiegend im Schatten lag, konnte Hawks die Person, die gesprochen hatte, am anderen Ende der großen Tafel nicht sehen. Die Stimme des Mannes war jedoch unverkennbar. Obwohl er sich verspätet hatte – er hätte bereits vor gut einer Stunde eintreffen müssen –, hatte er es nicht eilig. Ohne Hast und sich der Blicke der übrigen Anwesenden aus den Schatten bewusst, schritt er auf den Tisch zu und ließ sich am Kopfende nieder. Dabi folgte ihm wenige Augenblicke später und nahm auf dem einzigen noch freien Stuhl in der Mitte der Runde Platz. „Da wir ja jetzt vollzählig sind, können wir beginnen“, verkündete sein direktes Gegenüber den übrigen Anwesenden, schien seine Verspätung nicht näher thematisieren zu wollen. Er neigte sich ein Stück nach vorne, gerade so weit, dass sein Gesicht nunmehr von dem spärlichen Licht, das den Raum beleuchtete, erhellt wurde. In dem dämmrigen Licht beinahe blutrot leuchtende Augen fixierten ihn, während er seine Hände unter seinen spröden Lippen faltete und sein Kinn, an dem sich ein kleines Muttermal befand, darauf abstützte. Er lehnte sich noch ein Stück weiter vor, sodass ihm seine stumpf wirkenden, hellblauen Haare ins Gesicht fielen. „Warst du erfolgreich?“, fragte er gedehnt, aber doch schneidend. Hawks wusste, dass die Frage rein rhetorischer Natur war, da sie den Ausgang der Mission selbstverständlich bereits selbst in Erfahrung gebracht hatten. Die Liga hatte ihre Augen und Ohren überall... Und dennoch spielte er das Spiel mit, wie es von ihm erwartet wurde. „Es ist alles nach Plan verlaufen“, antwortete Hawks daher knapp. „Sehr schön, sehr schön!“, erwiderte der andere mit einer fast schon kindlichen Freude in der Stimme und legte die Fingerspitzen aneinander, über die er Hawks hinweg beobachtete. „Und die Polizei hat nichts gemerkt?“ „Nein, nichts“, bestätigte Hawks. „Das ist wohl untertrieben“, mischte sich plötzlich Dabi ein, der sich aufgerichtet hatte und sämtliche Blicke auf sich zog. „Huh? Inwiefern?“, hakte sein Gegenüber krächzend nach, fixierte nunmehr den Schwarzhaarigen anstelle von ihm. „Nun, Hawks scheint sich so gut bei den Bullen eingelebt zu haben, dass sie ihn sogar schon zu sich nach Hause einladen, Shigaraki“, erklärte Dabi, über dessen Mundwinkel ein bösartiges Grinsen zuckte. „Besonders der rothaarige Ermittlungsleiter scheint ihm schon förmlich aus der Hand zu fressen.“ „Na und? Umso besser für uns, wenn Hawks seine Rolle gut spielt und die Gegenseite keinen Verdacht schöpft“, entgegnete Shigaraki achselzuckend und Dabi, der sich offensichtlich eine andere Reaktion erhofft hatte, sank zurück in seinen Stuhl. „Zu gut, wie mir scheint“, erwiderte Dabi düster, konnte jedoch weder Shigaraki noch die anderen Anwesenden von seiner Meinung überzeugen. „Der Trick, der Polizei ein Bauernopfer preiszugeben, um ihr Vertrauen zu gewinnen, hat doch wunderbar funktioniert“, schaltete sich ein weiterer Mann in orangefarbenem Mantel und mit zylinderförmigem Hut ein. „Wenn Hawks uns nicht mitgeteilt hätte, dass der Polizist womöglich Verdacht schöpft, weil Hawks‘ Fährten stets ins Leere führen, wäre er vielleicht aufgeflogen und unser Plan, die Polizei von innen zu infiltrieren, zunichte gemacht worden.“ „Und wer sagt uns, dass er nicht schon längst gemeinsame Sache mit den Bullen macht, Compress?“, spuckte Dabi aus und für einen Moment hing die gravierende Anschuldigung schwer in der Luft. „Es reicht, Dabi“, wies Shigaraki den Schwarzhaarigen zurecht, der daraufhin nur mit den Schultern zuckte. „Was denn? Ich spreche nur aus, was wir hier alle denken.“ „Ich vertraue Hawks!“, setzte sich Spinner für ihn ein und klopfte ihm, da er neben ihm saß, freundschaftlich auf die Schulter. „Hawks hat mich gewarnt, als ich, nichts ahnend, vor einigen Wochen das Schutzgeld vom Ramen-ya in Meguro abholen wollte. Wenn Hawks mir nicht rechtzeitig eine Nachricht geschrieben hätte, dass der Rothaarige am Tresen ein Bulle ist, hätte er mich mit Sicherheit bei der Geldübergabe erwischt oder sogar geschnappt.“ „Er hätte dir aber auch schon Bescheid geben können, bevor du den Laden betreten hast. Dann wärst du erst gar nicht in diese missliche Lage gekommen“, konterte Dabi. „Dann wäre aber der Bulle misstrauisch gegenüber Hawks geworden, weil ich nie mehr dort aufgetaucht wäre, kaum dass er mit ihm dorthin fährt“, warf Spinner ein und die restlichen Mitglieder der Runde brummten zustimmend. „Ich vertraue Hawks auch! Er war immer gut zu mir“, meldete sich ein anderer zu Wort, nur um im nächsten Moment mit verstellter Stimme zu widersprechen. „Nein, war er nicht!!“ „War er nicht?“ „Nein!“ „Wie Twice gerade schon ausführt“, unterbrach ihn Shigaraki und versuchte damit offensichtlich ebenso, Dabi den Wind aus den Segeln zu nehmen, „hat sich Hawks schon in frühen Jahren als treues und einsatzbereites Mitglied unserer Organisation erwiesen. Wenn er sich unser Vertrauen nicht verdient hätte, hätten mein Vater und ich ihn wohl kaum ausgewählt, um ihn mit gefälschten Papieren, einer erfundenen Vergangenheit und Qualifikation bei der Polizei einzuschleusen, um diese zu unterwandern. Schließlich haben wir so auf der einen Seite nicht nur direkten Zugriff auf jegliche Ermittlungsschritte gegen uns. Nein, wir haben sogar die Möglichkeit, wenn sie uns zu nahe kommen, in die Ermittlungen einzugreifen und sie in eine andere Richtung zu lenken. Da Hawks schließlich zwar ein langjähriges, im Rang aber nicht gerade hohes Mitglied ist, müssen wir auf der anderen Seite nicht befürchten, dass er an die Polizei Informationen weiterträgt, die wir ihm nicht vorher bereitwillig gegeben haben.“ „Haben wir ihnen mit Muscular dann nicht quasi alles auf dem Silbertablett serviert?“, konterte Dabi spöttisch. „Mitnichten“, entgegnete Shigaraki und seine rissigen Lippen formten sich zu einem schiefen Lächeln. „Muscular war nur ein unbedeutender Handlanger, der allenfalls Informationen über unser Gewerbe im Hafen hat. Da wir jedoch neue Wege ins Ausland erschlossen haben und die Hafenpolizei schon länger herumgeschnüffelt und angefangen hat, unliebsame Fragen zu stellen, werden wir den Hafen als Ausfuhrort ohnehin stilllegen. Um Hawks bei der Polizei weiterhin glaubwürdig erscheinen zu lassen, war sein Opfer und das der paar Geiseln, die in die Hände der Polizei gefallen sind, ein kleiner Preis.“ „Ohnehin hat sich Muscular durch zahlreiche Eskapaden während der Arbeit zu einem erheblichen Geschäftsrisiko entwickelt, das beseitigt werden musste“, fügte die aalglatte Stimme eines Mannes hinzu, dessen Gesicht weiterhin im Schatten verborgen war. „Kurogiri hat Recht“, stimmte Shigaraki zu. „Muscular hat in letzter Zeit ziemlich über die Stränge geschlagen und sich durch Gewalttätigkeiten an der Ware vergriffen. Indem er die Menschen, die wir verkaufen wollen, schlägt und misshandelt, weil er ihnen nicht Herr wird, mindert er deren Wert und schädigt unser Geschäft.“ „Hört hört“, bestätigte Kurogiri und erntete zustimmendes Gemurmel. „Aber lassen wir doch mal Hawks selbst zu Wort kommen.“ Alle Augenpaare huschten zu ihm, wobei ihm insbesondere Dabis mörderischer Blick einen Schauder über den Rücken jagte. Nach außen hin vollkommen gelassen, ließ er sich von seinem Unbehagen jedoch nichts anmerken. „Der Oyabun und du, Shigaraki, habt mir eine Aufgabe aufgetragen. Und diese habe ich bisher stets zur Zufriedenheit der Liga ausgeführt, ohne mir etwas zu Schulden kommen zu lassen. Wenn unser Vater und sein Ziehsohn und rechte Hand an meinen Leistungen nichts zu bemängeln haben, solltest du das auch nicht, Dabi.“ Der Angesprochene warf ihm einen vernichtenden Blick zu, schwieg jedoch. „Ah, na gut“, brach Shigaraki nach einem kurzen Moment die Stille, die sich wie ein schweres Tuch über sie gelegt hatte, scheinbar kurz irritiert davon, dass Dabi keine Widerworte äußerte. „Da das ja jetzt geklärt ist, kommen wir zum nächsten Punkt, den wir besprechen sollten.“ „Hawks, du kannst jetzt gehen“, fügte er an ihn gewandt hinzu und richtete sich, als sich Hawks stumm erhob und den Tisch verließ, wieder an die übrigen Mitglieder. „Wie läuft die Eintreibung der Schutzgelder, Spinner?“ Hawks atmete kurz aus, hatte nicht bemerkt, den Atem angehalten zu haben. Mit zügigen Schritten und Dabis Blick im Nacken spürend, durchquerte er den Raum und hatte diesen verlassen, noch ehe Spinner seine Ausführungen beginnen konnte. Als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen gelassen hatte, lehnte er sich seufzend dagegen. Der Tag war anstrengend gewesen und allmählich machte ihm die Erschöpfung durch die zahlreichen Ereignisse zu schaffen. Ihm graute daher schon davor, in wenigen Stunden bereits wieder aufstehen zu müssen... Obwohl ihm nur wenige Stunden zur Verfügung gestanden hatten, hatte er zunächst nur schlecht in den Schlaf gefunden. Als es ihm nach gefühlt stundenlangem Herumwälzen endlich gelungen war, hatten ihn Alpträume geplagt, in denen ihn abwechselnd Muscular erwürgte, Dabi höhnisch auslachte, während er an einen brennenden Pfahl gebunden war, und sich Endeavor mit enttäuschtem Blick von ihm abwandte. Er wusste nicht, welcher dieser Träume der Schlimmste gewesen war. Sie waren jedenfalls alle so realistisch gewesen, dass er aus dem Schlaf hochgeschreckt war und sie ihn mit einem flauen Gefühl in der Magengegend zurückgelassen lassen. Hawks, der sich mit einer Hand seine Hose anzog, griff mit der anderen nach einer Schachtel Cornflakes und holte eine Schüssel, einen Löffel und Milch aus dem Schrank. Gerädert und noch nicht annähernd auf der Höhe, ließ er sich auf den Stuhl an dem kleinen Tisch in seiner spärlich eingerichteten Küche fallen. Geistesabwesend füllte er die Schüssel und begann, sich Cornflakes in den Mund zu schaufeln. Wann immer ihn die Müdigkeit zu übermannen drohte und er für kurze Zeit die Augen schloss, tauchte vor seinem geistigen Auge das Bild von Dabi auf, bei dessen feindseligem Blick er unweigerlich ein wenig zusammenzuckte und schlagartig wieder wach wurde, beinahe die Schüssel umstieß. Dabi, der nur wenig später als er selbst aus der Besprechung herausgekommen war und ihn noch unmittelbar hinter der Eingangstür abgefangen hatte. Er konnte die Szene noch bildlich vor sich sehen, wie er selbst sich für den Heimweg die Kopfhörer aufgesetzt hatte und gerade die Musik hatte anschalten wollen, als er hinter sich die Tür ins Schloss fallen gehört hatte. „Noch da?“, fragte die schnarrende Stimme hinter ihm und er musste nicht erst nachschauen, um zu wissen, wer sprach. „Schon aus der Besprechung rausgeschmissen?“, konterte Hawks, machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen. Da er noch gestanden, Dabi aber zu ihm aufgeschlossen und ihn schließlich umrundet hatte, stand dieser nunmehr unmittelbar vor ihm. Doch Hawks ließ sich von dem bedrohlichen Gesichtsausdruck des anderen nicht einschüchtern, setzte vielmehr ein Grinsen auf. „Ist noch was?“, fragte er in betont lässigem Ton, als Dabi keine Anstalten machte, das Wort zu ergreifen, sondern ihn nur weiterhin lauernd anstarrte. „Nur weil die anderen so naiv sind und dir deine Geschichte abgekauft haben, bedeutet das nicht, dass ich darauf reinfalle“, knurrte der Schwarzhaarige und in seiner Stimme schwang eine unverhohlene Drohung mit. „Und was kümmert mich deine Meinung?“, entgegnete Hawks achselzuckend und wollte sich schon abwenden, als der andere ihn mit festem Griff am Handgelenk zurückhielt. „Glaub ja nicht, dass du mir einfach so den Rücken zukehren kannst... zukehren solltest“, flüsterte Dabi, kam ihm dabei so nahe, dass sich ihre Gesichter fast berührten, durchbohrte ihn mit seinen gefährlich flackernden türkisfarbenen Augen. Doch Hawks hielt seinem Blick stand. „Soll das eine Drohung sein?“, grinste Hawks, blieb äußerlich locker, obwohl ihm die Nähe zu dem anderen nicht behagte. „Dein selbstgefälliges Grinsen werde ich dir schon noch aus dem Gesicht wischen“, drohte Dabi und auf sein Gesicht legte sich ein wahnsinniger Ausdruck. „Noch hast du beim Boss einen Stein im Brett. Aber sobald ich einen Beweis dafür habe, dass du uns hintergehst...“, raunte Dabi und seine Stimme war fast nur noch ein Wispern, schnitt jedoch durch die Stille wie Eis; er griff in seine Tasche und holte ein Feuerzeug hervor, das er in einer einzigen fließenden Bewegung vor seinen Augen entzündete. „... wirst du dir wünschen, du hättest dich nicht mit uns angelegt.“ Hawks erwiderte seinen stechenden Blick, blinzelte nicht einmal. „Werde ich mir merken.“ Und mit diesen Worten riss er sich aus dem Griff des anderen los und verschwand in der Dunkelheit, Dabis bohrenden Blick erneut im Nacken spürend. Hawks schüttelte den Kopf, vertrieb die unangenehmen Erinnerungen an die letzte Nacht aus seinen Gedanken. Zurückblieb der schale Beigeschmack und die Erkenntnis, dass er sich gegenüber Dabi beherrschter verhalten hatte, als er sich innerlich gefühlt hatte. Er war zwar Zeit seines Lebens Drohungen und Risiken gewohnt gewesen, hatte sich mit dem Gedanken, dass er jederzeit auf der Abschussliste landen konnte, arrangiert. Doch bisher hatte er sich trotz aller Gefahren, die er eingegangen war, stets sicher gefühlt, da er für die Liga wertvoll war und er wusste, dass sie ihn nicht beseitigen würden, wenn er ihnen loyal war und sich nichts zu Schulden kommen ließ. Die derart offene Drohung Dabis, der berüchtigt dafür war, seine Opfer mit Feuer zu Tode zu quälen, machte ihm daher berechtigte Sorgen. Natürlich war er sich auch bewusst darüber, dass die Yakuza jeden seiner Schritte im Auge behielt und ihn beschattete. Nicht, dass sie ihm per se misstrauten; das hatte die heutige Sitzung widerlegt. Aber es stand für die Liga zu viel auf dem Spiel, als dass sie ihr Schicksal in die Hände eines einzelnen Mannes legen würden, ohne diesen zu kontrollieren. Dass sie ihn aber bis zu Endeavors Anwesen verfolgt hatten und dies so offen ansprachen, hatte ihn doch etwas auf dem falschen Fuß erwischt. Seine Loyalität zur Liga war in den letzten Monaten auf eine harte Probe gestellt worden. Und dass Dabi die Fäulnis, die seine bedingungslose Treue befallen hatte, gerochen hatte, obwohl er selbst seine Gedanken diesbezüglich noch nicht einmal geordnet hatte, gab ihm zu denken. Anfänglich war er seiner Aufgabe vorbildlich nachgekommen, hatte falsche Fährten gelegt und die Polizei mit seinen Hinweisen bewusst in die Irre geführt. Es war seine Pflicht gewesen, Spinner zu warnen. Als dies nicht geglückt war, hatte er keinen anderen Ausweg gesehen, als die Verfolgungsfahrt in einem Unfall enden zu lassen, um Spinner das Entkommen zu ermöglichen, ohne dass es wie Absicht wirkte. Und natürlich hatte er gewusst, dass Giran bereits seit einiger Zeit nicht mehr im Busty Bunny aufgetaucht war. Gegenüber der Polizei hatte er vorgegeben, vollen Einsatz für deren Sache zu leisten, und sich so viel wie möglich eingebracht, um immer an vorderster Front mitmischen und Bericht erstatten zu können. Parallel dazu hatte er ausgetestet, wie weit ihm Endeavor schon vertraute, indem er eine kumpelhafte, freundschaftliche Beziehung zu ihm aufzubauen, sich gleichzeitig unentbehrlich zu machen versucht hatte. Seinem Charme und seiner einnehmenden Art, ständig einen flotten Spruch auf den Lippen zu haben, war er sich dabei mehr als bewusst. Der Polizei und vor allem Endeavor etwas vorzuspielen, war ein Leichtes gewesen. Er hatte sich schon so oft in seinem noch jungen Leben verstellen, seine wahren Absichten und Emotionen verstecken müssen, dass es wie Atmen für ihn war… dass ihn aber auch nicht nur einmal das Gefühl überkommen war, nicht mehr zu wissen, wer er selbst überhaupt war. Doch trotz seiner persönlichen Bedenken, die er tief in sich vergraben hatte, hatte er Befehle auszuführen und wusste, was bei Ungehorsam für ihn auf dem Spiel stand. Immerhin wollte er nicht so enden wie Bubaigawara, der aufgrund von Misserfolgen bereits mehrere Fingerglieder eingebüßt hatte. Die Situation hatte sich jedoch am selben Tag, als er seinen nächsten Schachzug, die Polizei im Stripclub in eine weitere Sackgasse zu führen, ausgespielt hatte, drastisch geändert. Denn nicht nur hatte er immer stärker gespürt, dass Endeavor ihm wegen ihrer ständigen Misserfolge stetig mehr misstraute. Dieses Gefühl hatte sich später, als er ihm etwas zu trinken geholt und Endeavor unangenehm präzise Fragen gestellt hatte, nur noch verstärkt. Er hatte, als er Endeavor nach Hause gebracht und dieser im betrunkenen Zustand vor sich hingemurmelt hatte, aber ebenso erkannt, dass es auch innerhalb der Polizei nicht nur Schwarz und Weiß gab. Auch Endeavor hatte seine Motive, die er, insbesondere nachdem dieser ihm die komplette Geschichte erzählt hatte, schmerzlich nachempfinden konnte. Diese Erkenntnis und seine wachsende Sympathie für den Rotschopf hatten seine Resolution ins Wanken, ihn zum Nachdenken gebracht, ob er tatsächlich auf der... richtigen Seite stand. Aber ganz gleich, wie schwer sein Gewissen nun auf ihm lastete, er war schon zu tief in die Sache verstrickt, dass es zu spät war, jetzt noch umzukehren. Seufzend legte Hawks den Löffel beiseite, hatte keinen Appetit mehr. Er schüttelte erneut den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben, und erhob sich. Nach einem kurzen Besuch im Bad ging er an dem kleinen verschmierten Spiegel Richtung Wohnungstür vorbei und hielt bei einem Blick auf sein Spiegelbild kurz inne. Er versuchte sich an einem Lächeln, das jedoch eher gequält wirkte. Das konnte er doch besser... Nach einigen Bemühungen wandte er sich schließlich halbwegs zufrieden ab, straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Nachdem er sich in drei verschiedene U-Bahnen gequetscht hatte und zweimal umgestiegen war, erreichte er nach etwa vierzig Minuten das Polizeipräsidium. Kaum hatten sich die Fahrstuhltüren auf ihrer Etage geöffnet – geschwitzt hatte er in der Bahn schon genug, sodass er die Treppe eher mied –, wurde er bereits lautstark begrüßt. „Guten Morgen, Hawks-kun!“, rief Yagi, der seinen Kopf aus einem Büro steckte, und winkte ihm überschwänglich zu. „Falls du Todoroki-san suchst... der ist schon runter zu den Zellen gegangen und bereitet sich auf die Vernehmung vor.“ „Oh, danke“, erwiderte Hawks, in dessen Kopf sich das Druckgefühl ob der Lautstärke am frühen Morgen noch verstärkte, knapp. Ohne den Fahrstuhl verlassen zu haben, drückte er auf die Taste für das erste Untergeschoss. „Hat gestern Abend noch alles geklappt?“, fragte Yagi jedoch noch, sodass er rasch den Knopf betätigte, der die Türen aufhielt. „Und danke, dass du dich um Todoroki-sans Verletzungen gekümmert hast. Da er sich nicht gern helfen lässt, war das bestimmt mit einigen Schwierigkeiten verbunden.“ „Kein Problem, Yagi-san. Ich hatte schon widerspenstigere Patienten“, sagte Hawks und zwinkerte kurz, was Yagi mit einem Lächeln quittierte. Er ließ den Schalter los und nachdem sich die Türen geschlossen hatten, setzte sich der Aufzug ratternd in Bewegung. Unten angekommen machte er sich zielstrebig auf den Weg zum Vernehmungsraum, der direkt um die Ecke am Anfang des Korridors, der zu den Zellen führte, lag. Das Erste, das ihm ins Auge sprang, als er den Raum betrat, war Endeavors breiter Rücken, mit dem er zur Tür gewandt und vertieft in seine Unterlagen an einem Tisch saß. „Guten Morgen!“, sagte Hawks heiter und ließ sich auf den freien Stuhl neben ihm fallen. Muscular war offensichtlich noch nicht eingetroffen. „Morgen“, brummte der Rothaarige kurz angebunden, sah aber dennoch von den Papieren auf und betätigte den Knopf an einem Lautsprecher. „Ihr könnt den Beschuldigten jetzt reinbringen.“ „Übliches Prozedere?“ fragte Hawks lässig. Er wusste in der Theorie zwar alles über die polizeilichen Vernehmungsmethoden, machte so etwas aber zum ersten Mal. Das würde er sich natürlich nicht anmerken lassen. „Wir gehen lehrbuchmäßig vor“, antwortete Endeavor und erhob sich, um den Weg für den Beschuldigten, der hinter ihnen durch die Tür kommen würde, freizumachen. „Wir können uns keine Verfahrensfehler erlauben, sonst kommt der Festgenommene schneller wieder frei, als wir gucken können.“ „Verstanden“, bestätigte Hawks und erhob sich ebenfalls. Im gleichen Moment wurde der Gefangene von zwei Wärtern in den Vernehmungsraum begleitet, warf ihnen je einen hasserfüllten Blick zu, ehe er von den Wärtern um den Tisch herum zu einem Stuhl geführt und seine Handfesseln an dem Tisch befestigt wurden. Hawks wusste, dass dies bei Verbrechern von Musculars Kaliber so üblich war, zumal er bereits bei seiner Festnahme gezeigt hatte, dass er sich zu wehren wusste. Doch er kam nicht umhin, dass sich ein beklemmendes Gefühl in ihm breit machte bei dem Gedanken, er selbst würde gefesselt auf diesem Stuhl sitzen. Doch er schüttelte diese Vorstellung ab, half sie ihm doch in der aktuellen Situation nicht, sich auf die bevorstehende Vernehmung zu konzentrieren. Positiv war immerhin, dass Muscular ihm im Rahmen seiner Tätigkeiten für die Liga noch nie begegnet war und er daher nicht befürchten musste, dass dieser ihn durch eine unbedachte Äußerung verriet. Der Blonde war, wie Shigaraki richtig ausgeführt hatte, nur ein Handlanger und kannte die wenigsten Mitglieder der Yakuza persönlich, allenfalls diejenigen, mit denen er unmittelbar zu tun hatte. Und zu denen zählte Hawks nicht. Allerdings sprach dies nicht gerade dafür, dass die heutige Vernehmung interessante Informationen ans Licht bringen würde... Endeavors Tobsuchtsanfall in Anbetracht dessen, dass mal wieder eine Spur in einer Sackgasse endete, sah er bereits jetzt vor seinem inneren Auge. Als die Wärter den Raum verlassen hatten, nahm Endeavor wieder Platz, direkt gegenüber dem Muskelprotz, der sie weiterhin mit seinen Blicken erdolchte, und die Tür in seinem Rücken. Hawks tat es ihm gleich und für einen Moment legte sich eine drückende Stille auf den spärlich eingerichteten Raum. Immerhin war er gut ausgeleuchtet und das nicht nur aus dem Grund, dass in der Ecke eine Kamera befestigt war, um das Gespräch und sämtliche Handlungen aufzuzeichnen. „Gouto Imasuji, Sie wissen, was Ihnen zur Last gelegt wird?“, schnitt Endeavors raue Stimme schließlich wie Eis durch die Stille. „Du kannst mich mal!“, brüllte dieser zurück und zog so heftig an den Ketten, dass der mit dem Boden verbundene Tisch bedrohlich wackelte. „Wie Sie wissen, steht es Ihnen natürlich frei, sich zu dem Schuldvorwurf zu äußern“, ließ sich Endeavor ob des Wutausbruchs nicht aus der Ruhe bringen, sondern fuhr mit der Belehrung fort. „Auch können Sie einen Verteidiger Ihrer Wahl konsultieren und Beweismittel vorbringen, die Sie entlasten.“ „Da scheiß ich drauf!“, spuckte er aus und tatsächlich flogen ein paar Tropfen aus dessen Mund nur wenige Zentimeter an Hawks vorbei. Endeavor hingegen blieb weiterhin ruhig, fixierte sein Gegenüber mit einem derart stechenden Blick, dass sich Hawks darüber wunderte, dass Muscular noch nicht unter ihm zusammengeschrumpft war. „Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie sich an dem Versuch beteiligt haben, insgesamt sieben junge Frauen und Kinder vom Tokyoter Hafengelände ins Ausland zu verschiffen und dort zu Zwecken der Prostitution und Ausbeutung zu verkaufen. Was sagen Sie dazu?“ „Alles Bullshit!!“, fauchte Muscular und bewegte sich erneut gegen die Handfesseln, die dem jedoch standhielten. „Sie waren also nicht am gestrigen Abend auf dem Hafengelände?“, hakte Hawks nach und neigte sich ein wenig vor. „Nein, war ich nicht!“ „Und wo haben wir Sie dann festgenommen?“ Mit Genugtuung sah Hawks, wie Musculars Kiefer mahlte, offensichtlich unter der Anstrengung, sich eine Ausrede dafür einfallen zu lassen. „Ich sag hier gar nichts mehr!“ „Das ist natürlich Ihr gutes Recht“, erklärte Endeavor und verschränkte die Arme, während sich auf seiner Stirn eine Zornesfalte abzeichnete. „Doch auch ohne Ihre Aussage haben wir genug Beweismittel gegen Sie in der Hand, um Sie für mehrere Jahre hinter Gitter zu bringen.“ „Ihr blufft doch nur!“, schrie Muscular, dessen Stimme sich fast überschlug. „Wollen Sie es darauf ankommen lassen?“, entgegnete Endeavor, in dessen Stimme sich nun ein bedrohlicher Unterton mischte. „Wenn das so ist, können wir die Unterhaltung auch beenden. Ich habe weitaus Besseres zu tun, als meine Zeit mit Ihnen zu verschwenden.“ Bei diesen Worten schob Endeavor seinen Stuhl zurück und hatte sich bereits halb aufgerichtet, als Muscular mit aufsteigender Panik in der Stimme rief: „Ja, okay, ich war am Hafen, wo ihr mich festgenommen habt!“ Endeavor hielt inne und ließ sich wieder langsam auf seinen Stuhl zurücksinken. Was nur Hawks, aber nicht der Beschuldigte sehen konnte, da dieser genau in diesem Augenblick erleichtert die Augen geschlossen hatte, war das kurze triumphierende Zucken, das Endeavors Mundwinkel in diesem Moment umspielte. „Und weiter?“, bohrte Endeavor nach und spießte Muscular förmlich mit seinem Blick auf. „Nichts weiter, ich –“ „Verarsch mich nicht!“, polterte Endeavor, schlug auf den Tisch und Muscular, von dieser Reaktion des bisher beherrschten Rothaarigen überrascht, zuckte merklich zusammen, was bei seiner Statur und seinem Charakter äußerst befremdlich aussah. „Was mein Kollege damit sagen will, ist, dass Sie sich nur dann entlasten können, wenn Sie uns erzählen, was passiert ist“, schritt Hawks ein und Musculars Blick sprang so schnell zu ihm, dass ihm fast die Augen hervorgequollen wären. „Ihr Bullen glaubt mir ja eh nicht...“, brummte er und machte Anstalten, seine Arme überkreuzen zu wollen, was aufgrund der Handfesseln jedoch nicht gelang. „Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen“, bot Hawks an und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, während Endeavor neben ihm weiterhin grimmig dreinblickte. „Eigentlich weiß ich gar nichts...“, wandte der Beschuldigte ein, zögerte. „Ich weiß nur, dass ein- bis zweimal im Monat eine Lieferung vom Hafen ins Ausland transportiert wird. Ich weiß nicht, woher die Ware kommt und wohin sie gebracht wird, darum kümmern sich andere. Ich hole sie nur jedes Mal ab, behalte sie im Auge, bis die Lieferung vollständig ist, und sperre sie dann in einen der Container.“ „Und verprügelst vorher noch liebend gern die Geiseln, was?“, knurrte Endeavor und klang dabei wie ein bissiger Hund. Muscular, der sich offensichtlich in die Ecke gedrängt fühlte und die Notwendigkeit sah, sich zu verteidigen, entgegnete lautstark: „Wenn die nun mal aufmucken, kriegen die halt mal ‘ne kleine Abreibung. Was ist schon dabei?“ Endeavor war aufgesprungen und streckte seine Faust aus, um Muscular am Kragen zu packen, doch Hawks hielt ihn am Arm zurück. „Wo werden die Geiseln denn abgeholt und hingebracht?“, hakte Hawks in der Absicht nach, den Redefluss des anderen, der langsam in Plauderlaune geriet, aufrechtzuerhalten. Muscular entspannte sich sichtlich, als Endeavor sich wieder hinsetzte und ihn lediglich noch mit grimmigem Blick anstarrte. „Das ist jedes Mal anders.“ Er zuckte die Achseln. „Die Route erhalte ich immer erst am selben Tag übers Handy.“ „Wo ist dieses Handy?“, brummte Endeavor scharf. „Das habe ich am Eingang des Parks ins Meer geworfen“, sagte Muscular und in seine Stimme stahl sich eine Spur von Stolz. „Ich bin nicht ganz so blöd, wie ihr vielleicht denkt.“ „Aber offensichtlich blöd genug, um uns in die Falle zu gehen“, provozierte der Rothaarige ihn. Gleichzeitig griff er nach dem Telefon, das auf dem Tisch stand, wählte eine Nummer und nahm den Hörer ans Ohr. „Ja, guten Morgen, Todoroki Enji von der Kriminalpolizei. Spreche ich mit der Hafenpolizei?“ Er wartete kurz auf die Antwort, ehe er nickte, während Musculars Augen aus ihren Höhlen zu fallen schienen, sein Mund ein stummes O formte. „Sagen Sie den Tauchern Bescheid, die sollen sich auf die Suche nach einem Handy im Hafenbecken am Eingang des Parks begeben.“ „Ihr scheiß Bullen wisst doch gar nicht, wie das ist, wenn man für die Yakuza arbeitet!“, brüllte Muscular mit vor Panik erstickter Stimme und bäumte sich auf. „Wenn die wüssten, dass der Polizei das Handy in die Finger fällt, würden die mich einen Kopf kürzer machen!“ „Keiner wird Ihnen hier etwas antun“, versprach Hawks, obwohl Endeavor nicht danach aussah, als würde er sich an dieses Versprechen halten. „Wenn du nicht noch ein paar nützliche Informationen für uns hast, kann ich für nichts garantieren...“, raunte Endeavor und die Drohung wirkte dabei so real, dass auch Hawks ihm diese abgekauft hätte. Es verwunderte ihn daher nicht, dass Muscular auf die Finte hereinfiel. „Wie ich schon sagte, ich weiß nichts! Aber ich habe... Gerüchte gehört“, sagte Muscular in bedächtigem Ton und verfiel fast schon in ein Flüstern. „Welche Gerüchte?!“, blaffte Endeavor und beugte sich wieder ein Stück vor. „Das sage ich dir Arschloch nicht!“, lehnte Muscular entschieden ab und nickte in Hawks‘ Richtung. „Nur dem Blonden da. Der ist wenigstens nett zu mir.“ „Entweder du erzählst es uns beiden oder keinem und kommst direkt zurück in deine Zelle“, bestand der Rothaarige und Hawks konnte förmlich sehen, wie es in Muscular arbeitete. „Na gut“, sagte er schließlich und blickte von einem zum anderen. „Da mich die Liga offensichtlich im Stich gelassen hat, habe ich auch keinen Grund mehr, ihre Geheimnisse zu bewahren. Aber ich will Schutz! Wenn die Liga erfährt, dass ich geplaudert habe...“ „Ist schon erledigt“, erwiderte Endeavor und, bestärkt von diesem Versprechen, fuhr Muscular fort. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass eine Pachinko-Halle in Akihabara etwas mit dem Menschenhandel der Liga zu tun haben soll. Was genau, weiß ich allerdings nicht“, fügte er rasch hinzu, da Endeavor bereits den Mund für eine Gegenfrage geöffnet hatte. „Vielleicht werden dort Schwarzgelder gelagert, Listen geführt oder die Ware zwischengelagert. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.“ „So, eine Pachinko-Halle“, sagte Endeavor mehr zu sich selbst als zu Muscular und Hawks und legte nachdenklich die Hand unter sein Kinn. „Wo befindet sich diese Pachinko-Halle?“ „Ich sag doch, dass ich nicht mehr weiß, Mann!“ „Dann war es das für heute“, schloss der Rothaarige die Vernehmung, drückte einen weiteren Knopf an der Lautsprecherbox und erhob sich von seinem Stuhl. Keine drei Sekunden später wurde die Tür von außen geöffnet und die zwei Wärter von vorhin traten ein. „Führt ihn ab“, befahl Endeavor mit einem Kopfnicken in Richtung des Beschuldigten. Dieser, anscheinend schockiert von dem plötzlichen Ende der Vernehmung und der Aussicht, wieder in die Zelle gesperrt zu werden, schrie auf. „Was soll das, du Scheißkerl?! Du hast versprochen, mir passiert nichts! Dreckiger Lügner!!“ „Davon, dass du freigelassen wirst, war nie die Rede“, konterte Endeavor ruhig und sah mit offensichtlicher Genugtuung die dämmernde Erkenntnis auf Musculars Gesicht. „Vor der Yakuza bist du in der Zelle und auch in dem Gefängnis, in das du verbracht wirst, sicher.“ „Ihr habt mich reingelegt!!“, schrie Muscular und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Fesseln, als er von den zwei Wächtern aus dem Raum geführt wurde. „Miese, dreckige Bullenschweine! Sobald ich im Knast bin, wird die Yakuza mit Sicherheit Wege finden, mich abstechen zu lassen! Hätte ich doch bloß nichts gesagt!“ „Die Reue kommt zu spät“, entgegnete Endeavor, auf dessen Lippen sich ein leicht süffisantes Grinsen abbildete. „Danke für den Tipp.“ Hawks merkte, wie seine Kehle ob dieses Anblicks trocken wurde und er schwer schlucken musste, sodass er seinen Blick rasch abwandte. Muscular rief ihnen noch weitere Beschimpfungen hinterher, während er von den Wärtern, die ihn fest im Griff hielten, um die Ecke geführt wurde und schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand. Hawks drehte sich wieder zu Endeavor um, auf dessen Gesichtszügen sich ein grimmiger, aber zufriedener Ausdruck legte. „Die „good cop, bad cop“ Nummer hatten wir echt gut drauf“, meinte er lachend und verschränkte dabei die Arme hinter seinem Nacken. „Bad cop?“, brummte Endeavor und wirkte ehrlich irritiert, ehe sich sein Blick bei der Erkenntnis der Bedeutung von Hawks‘ Worten verfinsterte. „Meinst du mich?“ „Du warst voll in deiner Rolle“, bestätigte Hawks augenzwinkernd. „Und wie du ihm an den Kragen gehen wolltest, brillant! Das muss ich mir merken...“ Endeavor brummte daraufhin nur etwas Unverständliches. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich nicht gemerkt, wie er mit seiner üblichen Art auf den Beschuldigten gewirkt hatte. Dadurch hatte er Hawks jedoch die perfekte Vorlage geliefert, Muscular die rettende Hand zu reichen, was ihn veranlasst hatte, sich ihnen anzuvertrauen. „Wie auch immer“, ließ Hawks schulterzuckend verlauten. „Jedenfalls gute Arbeit, Boss! Dann werde ich mich mal an die Recherche zu der Pachinko-Halle setzen.“ Endeavor knurrte erneut etwas vor sich hin, das verdächtig nach „bad cop“ und „vorlauter Bengel“ klang, wandte sich ab und verließ vor Hawks den Vernehmungsraum in Richtung Fahrstuhl. Hawks folgte, nunmehr deutlich besser gelaunt als noch zu Beginn des Tages, mit gebührendem Abstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)