Der letzte Sieg von BuchTraumFaenger (Böse Vorahnung) ================================================================================ Kapitel 30: 30. Die Erklärung ----------------------------- „Po?“ Der Panda hob den Kopf. „Ja, Dad?“ „Möchtest du nicht reinkommen?“ Po saß auf einer Bank neben dem Restaurant und beobachtete den Sonnenuntergang. „Ich komme gleich, Dad.“ Im nächsten Moment erschien Mr. Ping neben ihm. „Du scheinst, mir etwas besorgt zu sein, mein Sohn. Stimmt etwas nicht?“ „Ach, ich denke nach. Dieses und jenes.“ „Aha. Und über was zum Beispiel?“ „Na ja, ich meine, alles scheint in Ordnung. Alles ist bestens. Und trotzdem ist so vieles verwirrend. So, als ob dein Leben eine Schüssel mit Nudeln wäre, aus der du nie mehr herauskommst.“ Der Gänserich war für einen Moment irritiert. Dann lächelte er verschmitzt. „Ich denke, ich mache dir heute Tofu zum Abendessen… Wie geht es eigentlich Shen und seiner Familie?“ Po setzte sich auf. „Oh, also, ganz gut… kann man sagen… mehr oder weniger. Sie dürfen kurzfristig in Gongmen bleiben. Sie haben ein Häuschen bei der Wahrsagerin bezogen. Dort bleiben sie solange bis die Kleinen kräftig genug sind.“ Mr. Ping lächelte. „Das Bild hätte ich zu gerne gesehen, wie du sie im Arm gehalten hast. Ich hätte das wirklich zu gerne gesehen. Tja, wer weiß. Vielleicht wird es ja mal eines Tages so weit sein, dass du…“ Er hielt inne. „Na ja, vielleicht irgendwann einmal… Ich mach dir dein Essen, Po!“ Damit verschwand der Gänserich wieder ins Restaurant, während Po allein auf der Bank zurückblieb. Seufzend lehnte er sich wieder gegen die Hauswand. Er hatte sich die ganzen Tage über schon den Kopf darüber zerbrochen, wie es nur möglich war, dass Eier, die zuerst kaputt waren, wie aus heiterem Himmel wieder zusammenwachsen konnten. Stöhnend rieb Po sich den Kopf. Das ganze Nachdenken bereitete ihm Kopfschmerzen. „Hallo, Drachenkrieger.“ Erschrocken richtete der Panda sich auf und sah sich hastig um. Diese Stimme kannte er doch von irgendwoher… „Hier oben.“ Die Augen des Pandas wanderten zum gegenüberliegenden Hausdach, wo eine dunkle kleine Gestalt hockte. „Takeo?“ Po sprang von der Bank runter. „Ich dachte, man hätte dich verhaftet!“ Der Rabe plusterte sein Gefieder auf. „Ich hab mich aus dem Staub gemacht, bevor der ganze Supergau ausbrach.“ Po stemmte die Beine feste auf den Boden. „Und was hast du hier zu suchen? Willst du Ärger machen?“ „Ärger?“ Der Rabe sah ihn verwundert an. „Warum sollte ich?“ Po verengte die Augen. „Du warst es doch gewesen, der die Eier in den Abgrund geworfen… Oder zumindest… oder hast du, oder hast du nicht?“ Wieder purzelte in Pos Kopf alles durcheinander. Der Rabe krächzte amüsiert. „Ich hab geahnt, dass diese Frage auftauchen würde, weshalb ich auch extra hierhergeflogen bin, um dir etwas zu erklären.“ Po sah ihn stirnrunzelnd an. „Mir was zu erklären?“ Takeo legte die Fingerfederspitzen aneinander. „Nun, ich gebe zu, dass ich es wirklich gewesen war, der die Eier entwendet hat. Aber ich hab sie nicht zerstört.“ Po legte den Kopf schief. „Aber… die Eierschalen…“ Takeo hob den Flügel. „Zu allererst solltest du wissen, dass ich mich die ganze Zeit, kurz nach deiner Ankunft in der Stadt Yin Yan, im Schlafzimmer des Lords und der Lady versteckt hatte. Als der Lord und seine Frau das Zimmer verlassen hatten, hab ich solange die Zeit genutzt und die gemalten Zeichen auf den Eiern auf leeren Eierschalen mit einem Pinsel kopiert. Anschließend hatte ich diese bemalten leeren Eierschalen in einem Korb rausgebracht und in den Bergen versteckt. Ich hab darauf geachtet, dir kein Schlafmittel zu geben. Ich musste dich aufwecken, damit du auf den Diebstahl aufmerksam wirst.“ Po stand da, ziemlich überrumpelt. Allmählich ging ihm ein Licht auf, während Takeo fortfuhr: „Als du noch hinter dem Hügel warst, hab ich den Korb mit den richtigen Eiern in den Felsen versteckt und stattdessen den Korb mit den leeren Eierschalen hervorgeholt. Diese hab ich dann anschließend in den Abgrund geworfen.“ Der Panda schlug sich mit der Tatze gegen die Stirn. „So war das also! Also dann, war das…“ „Ja, die leeren Eierschalen waren reine Fälschungen. Unglücklicherweise, oder vielleicht war es doch Glück gewesen, wurden die unbeschädigten Eier des Lords von ein paar Wanderern gefunden noch bevor ich sie wieder zurückholen konnte.“ „Hast du dir denn keine Sorgen gemacht, dass ihnen was zustoßen könnte?“, fragte Po. Der Rabe winkte ab. „Natürlich hab ich mich sogleich nach ihnen umgesehen und hab auch die Wanderleute gesichtet. Im Vorbeifliegen hab ich ihnen zugerufen, dass sie bei der Stadt Yin Yan vorbeischauen sollten. Dennoch hielt ich es für das Beste Xiang zu begleiten. Hätte er nur Verdacht geschöpft…“ Er schüttelte seine Federn. „Besser du sagst ihm nicht, dass ich es war.“ Po legte die Stirn in Falten. „Und warum erzählst du das alles mir? Warum sagst du es nicht denen, denen die Eier… na ja, eigentlich jetzt Küken… also denen sie gehören. Warum sagst du es Shen und Yin-Yu nicht selber?“ Der Rabe schüttelte den Kopf. „Es ist wohl das Beste, dass du es ihnen in einer Nachricht erklärst. Ich werde wieder nach Japan zu meinen Verwandten zurückfliegen. Also dann, leb wohl!“ Po hätte sich vielleicht noch gerne etwas mit ihm unterhalten, doch der Rabe hatte es anscheinend eilig so schnell wie möglich raus aus China zu kommen. Der Rabe flatterte auf, kreiste nochmal eine Ehrenrunde, dann flog er davon. Po winkte ihm nach, bis Takeo in der Abendsonne verschwunden war. „Netter Vogel“, murmelt der Panda und war sichtlich froh, jetzt nicht mehr dieses große Fragezeichen im Kopf zu haben. Doch kaum war dieses Rätsel in seinem Inneren abgelöst, folgte auch schon das Nächste. Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel hoch. Alle waren froh und zufrieden… bis auf einen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)