Der letzte Sieg von BuchTraumFaenger (Böse Vorahnung) ================================================================================ Kapitel 18: 18. Elternschatten ------------------------------ In der Zwischenzeit war Xiang mit Guo und ein paar anderen in das Quartier der Meister vorgedrungen, wo auch sämtliche Unterlagen der Stadt Gongmen lagerten. „Nette Einrichtung“, meinte Xiang trocken. „Aber nicht gerade sehr geschmackvoll.“ Sein Blick wanderte zu einem großen Bild an der Wand hoch. „Das scheinen seine Eltern zu sein“, meinte Guo. Xiang rieb sich über den Schnabel. „Scheint so.“ Guo betrachtete das Bild nachdenklich. Besonders Shens Vater studierte er eingehend. „Er sieht aus wie du“, meinte er schließlich. Xiang winkte abfällig mit dem Flügel. „Ach, mein Vater sah viel besser aus. Genauso wie ich.“ Ehrergiebig strich er sich über seine Federn. Dann schwang er harsch seine Robe herum. „Verbrennt es! Alles!“ „Alles?“, fragte Guo nach. „Natürlich“, bestätige Xiang düster. „Nichts soll mehr von der Stadt übrigbleiben, oder denkst du, ich hab nur zum Spaß schonmal das ganze Sprengpulver ausgelegt? Zuerst vernichten wir die Inneneinrichtung und danach jagen wir später die ganze Stadt in die Luft. Aber erst wenn er tot ist. Zusammen mit seiner Brut.“ „Was ist eigentlich mit meinem Lohn?“, fragte Takeo, der sich auf eines der Regale niedergelassen hatte. „Takeo, du kannst dich nützlich machen indem du ein paar Sachen verbrennst!“, befahl Xiang schroff. „Verbrennen?“ „Ja, verbrennen! Kehrt alles zusammen und dann raus damit!“ Es dauerte nicht lange und man hatte im Hinterhof des Palastes eine Art Scheiterhaufen aufgestapelt, bestehend aus sämtlichen Stadtdokumenten und Wertgegenständen. Während die Soldaten damit beschäftigt waren die Sachen rauszutragen, nahm Xiang sich die Zeit ab und zu einen Blick in ein paar Papiere zu werfen. Das meiste war für ihn uninteressant. Nur bei den persönlichen Dokumenten der Familie verweilte er ein bisschen länger. Besonders bei den Pergamenten der Stadtgeschichte. „Eine nette Sippe hat ihn da hervorgebracht“, meinte Xiang geringschätzig und warf die nächste Buchrolle einfach in eine Ecke. „Erst verhätscheln sie ihn und dann werfen sie ihn einfach vor die Tür. Eine nette Familie.“ Er ging ans Fenster und sah hinaus auf den Platz, wo man damit begonnen hatte den bereits großen Papierhaufen anzuzünden. Guo gesellte sich zu ihm. „Na ja, aber nach alldem was ich so gehört habe, sollten sie ihn geliebt haben. Zumindest soll das gerüchteweise so in der Stadt kursieren.“ Xiang schnaubte. „Blödsinn sowas.“ Es folgte eine Pause, die Guo langsam unangenehm wurde. Murmelnd entfernte er sich. „Na ja, zumindest scheint er gute Eltern gehabt zu haben. Im Gegensatz zu deiner Mutter…“ Er hielt erschrocken inne. Zögernd drehte er sich zum Pfau um, der auf einmal wie eingefroren war. Plötzlich begannen seine Flügel zu zittern. Noch ehe Guo etwas sagen konnte, packte der Pfau einen Stuhl und warf ihn nach dem Ochsen. Guo konnte gerade noch ausweichen. „ICH WILL NICHTS MEHR VON IHR HÖREN!“, brüllte Xiang ihn an. „NIE MEHR! HAST DU VERSTANDEN?!“ In seinem Gesicht spiegelte sich Wut und Angst. Doch dann schien er wieder seine Fassung gefunden zu haben und kehrte dem Ochsen den Rücken zu. „Nie wieder.“ Seine Stimme verfiel in ein heiseres, zittriges Flüstern. Reuevoll erhob sich der Ochse. „Es tut mir leid. Ich hab doch nur laut gedacht. Hätte doch sein können, dass du deshalb so einen Hass auf Frauen hast.“ Blitzschnell drehte sich der Pfau zu ihm um, wobei er ihn drohend anstierte. „Noch ein Wort, und du kannst dein Blut vom Boden aufwischen!“ Guo zog den Kopf ein. Der Pfau sah aus als könnte er jeden Moment jemanden umlegen. Doch der Pfau beherrschte sich erneut und wich seinem Blick aus. „Was stehst du hier noch so herum? Mach dich nützlich. Hau einfach ab!“ Hastig verließ Guo den Raum. Es wurde still. Nur von draußen waren die Flammen im Hof zu hören, die gierig das Papier verzerrten. Eine Wärme lag in der Luft, trotzdem fror der Pfau innerlich. Er lehnte sich gegen die Wand und umarmte sich selber. Ein eiskalter Schauer ging ihm durch Mark und Bein, als würde jemand seine kalten Fingern nach ihm ausstrecken. „Du bist doch mein braver Junge, oder?“ Ihre Fingerfedern krallten sich mahnend in seinen Nacken. Sie lachte. Geschockt betrachtete er seine Flügel. Er meinte Blut unter den Federn zu spüren. Nein, das war nur Einbildung! Wieder hallte ihr Lachen in seinen Ohren. Stöhnend hielt er sich den Kopf und sank zu Boden. Ihre Stimme, und ihr Lachen. Dieses teuflische Lachen von ihr. Wie sehr er es doch gehasst hatte. Auf einmal sprang er auf und schleuderte einen Tisch mit brutaler Wucht gegen die Wand. Krachend zerschellte das Holz in tausend Stücke. Keuchend kniete der Pfau auf den Boden. Du kontrollierst mich nie wieder! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)