Centuries von yamimaru ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Die untergehende Sonne tauchte das Schlachtfeld zu seinen Füßen in unwirkliches Licht, so satt und rot wie das Blut, welches den Boden der Talsohle tränkte. Hier oben auf dem Hügel blieb ihm der Übelkeit erregende Gestank von Gewalt und Tod weitestgehend erspart, obwohl die auffrischende Brise bereits einen Hauch davon erahnen ließ. Seine Augen hingen unverwandt an der Form der alten Eiche, die wie ein Mahnmal inmitten des Kampfplatzes stand und der Zerstörung ringsum trotzte. Ein Mahnmal? Nein, vielmehr ein Grabstein für den einzigen Grund seiner Existenz, der ihm heute erneut durch die Finger geronnen war. Manchmal fragte er sich, wie es selbst nach all den Jahrhunderten noch immer so schmerzen konnte. Ein langer Atemzug glitt über seine zerschlagenen Lippen, sein Mund ein einziger, pochender Schmerz, aber das war nicht von Bedeutung. Nichts war von Bedeutung in einer Welt, die den letzten Herzschlag seiner Liebe gesehen hatte. Seine schweren Lider sanken herab, ein jämmerlicher und sinnloser Versuch, der Realität zu entfliehen.   Denn nun konnte er sie wieder hören; ihre Klingen, die aufeinanderprallten, konnte die Schwere seiner Arme fühlen, je länger ihr Kampf angedauert hatte. Er hatte gewusst, dass er ihn wiedersehen würde, hatte sich so lange nach diesem Tag gesehnt und gleichzeitig eine unergründliche Angst in seinem Herzen getragen. Es war seine Bestimmung, ihn in jedem Leben wiederzufinden, aber selbst dieses Wissen hatte ihn nicht darauf vorbereiten können, ihm in dieser Schlacht entgegentreten zu müssen. Der Anführer der Rebellen und er selbst General der kaiserlichen Armee. Sie waren einander ebenbürtige Gegner gewesen, obwohl er allein schon durch seine Erfahrung im Feld einen Vorteil hätte haben müssen. Aber … wie hätte er noch siegen können, wenn das Wissen, dass er seiner Vorhersehung gegenüberstand, wie eine Flutwelle über ihn hereingebrochen war? Ein Blick in diese seelenvollen Augen hatte genügt, ihm jeden Funke Kampfeswillen zu rauben, als ihn die Erinnerungen früherer Leben zu überwältigen drohten. Er war verloren gewesen, auch wenn ihm das erst später bewusst geworden war. Er glaubte, erneut den Aufprall spüren zu können, als ihnen ihre zu schwer gewordenen Waffen aus den Fingern geglitten und sie am Ende ihrer Kräfte auf den Boden gesunken waren. Für keine Sekunde hatten sie sich aus den Augen gelassen, als würde die Schlacht selbst in der Stille ihrer Gedanken kein Ende finden. Aber er war des Kämpfens so müde gewesen und bevor er sich hätte zurückhalten können, hatte er die Hand ausgestreckt und seinen Kontrahenten von dem Tuch befreit, das die Hälfte seines Gesichts unkenntlich gemacht hatte. Ein Stich war durch sein Herz gegangen, als seine Augen endlich wieder die vertrauten Züge hatten schauen und seine Finger den Menschen berühren dürfen, der auf ewig an ihn gebunden war.   „Ich habe dich gefunden.“   „Wer bist du?“   Kaum hörbare Worte, in vollkommenem Gleichklang gesprochen, die sein gesamtes Sein auf diesen einen Moment reduziert hatten. Ein Lächeln hatte seine Lippen geteilt, die Erleichterung ein beinahe greifbares Gut, das ihn hatte schwindeln lassen. Für einen Herzschlag war er glücklich gewesen, hatte sich vollständig gefühlt, und hatte doch nie eine Chance gehabt. Laute Rufe waren mit einem Mal über den Schlachtenlärm zu hören gewesen, das Donnern schwerer Hufe auf dem lehmigen Boden, und noch bevor er hatte reagieren können, war das Leben aus den geliebten Augen verschwunden. Er hatte nicht begreifen können, was geschehen war, hatte nur auf die weißen Federn starren können, die den Pfeilschaft schmückten, der sich tief in die Brust des Rebellenfürsten gebohrt hatte. Alles, was danach passierte, war ein verschwommenes Chaos aus dem Surren seiner Klinge, den Schreien seiner Kameraden und der alles überschattenden Agonie des Verlusts gewesen, die ihn in den Wahnsinn zu treiben gedroht hatte. Fünf seiner besten Soldaten waren seiner Raserei zum Opfer gefallen, bevor er mit brutaler Gewalt überwältigt worden war. Er hatte geschworen diese Männer zu beschützen und hatte ihnen doch nichts als den Tod gebracht. Seine Brüder in der Schlacht hatten mit ihrem Leben bezahlt, weil sie ihrem General zur Hilfe geeilt waren. Aber wie hätte er sie verschonen können, wenn ihre Tat sein Schicksal auf so grausame Weise besiegelt hatte?   Er öffnete die Augen, betrachtete ein letztes Mal die Eiche, die Zeuge seines ewigen Versagens geworden war, bevor er den Blick auf das Schwert senkte, das zu seinen Füßen auf einem weißen Tuch lag. Er kniete sich davor, fragte sich für einen Moment, wer seiner Leute es gereinigt und geschärft haben mochte. Wer war ihm noch immer so loyal verbunden, dass er über einen Kameradenmord hinwegsehen konnte? Es war lediglich seiner hohen militärischen Stellung zu verdanken, dass er nicht unverzüglich hingerichtet worden war und man ihm die Gnade eines ehrenvollen Selbstmords schenkte. Er konnte die Blicke in seinem Rücken spüren, die sicherstellen sollten, dass er seinem Schicksal nicht entfliehen würde. Er lächelte zynisch, als er das Schwert anhob und der Spiegelung seiner gepeinigten Augen im polierten Metall entgegensah. Als wäre das hier ein Schicksal, dass er nicht würde tragen können. Wüsste er nicht, dass die Vorsehung viel grausamer war, als sich alle hier Versammelten vorstellen konnten, würde er die Endgültigkeit eines schnellen Tods herbeisehnen. Aber als er sein Schwert umklammerte und es ohne weiteres Zögern durch seine Mitte stach, wusste er, dass sein Leid lediglich von Neuem beginnen würde.   „Verzeih mir.“   ~*~ Some legends are told Some turn to dust or to gold But you will remember me Remember me for centuries And just one mistake Is all it will take We'll go down in history Remember me for centuries ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)