Feuer und Flamme von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, zwei Schmiede und jede Menge Feuer) ================================================================================ Kapitel 2: Auf die Pfoten, fertig, los! --------------------------------------- Wenn man allein und gefesselt in einem dunklen Keller sitzt, hat man viel Zeit zum Nachdenken. Langsam dämmerte Toutousai sein kleiner Fehler. Er hatte – hoffentlich – den Bann ausgelöst, den Hilferuf an Tenseiga und Tessaiga ausgesandt. Allerdings hatte er diesen damals, nachdem der Herr verstorben war und Sesshoumaru, um es so auszudrücken, ihn am liebsten um die Ecke gebracht hätte, umgebaut. Die Schwerter sollten nun nicht mehr vibrieren, sondern nur noch bedingt funktionieren. Damit hatte er erreichen wollen, dass ihn der Hundedämon nicht mehr einfach mit dem Pfad der Dunkelheit vor seinem Zuhause überfallen konnte. Nun ja. Als sich der wieder beruhigt hatte, schon, weil er Bakusaiga besaß, und der Pfad der Dunkelheit an Tessaiga und damit das Hundebaby gewandert war, hatte er, armer Schmied, der er war, schlicht vergessen diese Änderung rückgängig zu machen. Eiwei. Das bedeutete, selbst, falls es ihm gelungen war den Hilferuf auszusenden, würden beide Schwerter nicht ihre Herren alarmieren, sondern nicht mehr wie gewohnt funktionieren. Die Preisfrage war, ob diese idiotischen Halbbrüder auf die Idee kamen, bei dem Schöpfer ihrer Klingen einmal nachzufragen – und feststellten, dass er verschwunden war? Würden sie das auch noch zusammen tun? Denn nur dann konnte er sich auch nur den Hauch einer Chance ausrechnen. Immerhin waren seine Entführer doch anscheinend eine gewisse Anzahl. Und, ach herrje, das hatte er ja auch noch vergessen…. Tenseiga war an Sesshoumaru gebunden, hatte ihn als Herrn anerkannt. Magische Schwerter, das wusste er nur zu gut, besaßen ihren eigenen Willen. Da jedoch Tenseiga mit diesem Bengel verwoben war, Bakusaiga dagegen aus eben dem entstanden, würde eine Schwächung Tenseigas auch automatisch eine Schwächung Bakusaigas zur Folge haben. Ach du je. Das wurde ja immer schlimmer. Gab es je einen ärmeren Schmied als ihn? Die magischen Schwerter funktionierten nur stark eingeschränkt. Die Jungs würden nicht nur schlecht auf ihn zu sprechen sein, sondern eher seiner Hinrichtung als Ehrengäste beiwohnen wollen. Gab es noch eine Steigerung seiner misslichen Lage? Er hätte sich das nicht fragen sollen, erkannte der alte Schmied, denn die Tür wurde geöffnet. „Der Herr will dich sehen,“ sagte jemand. „Und er schätzt es nicht zu warten, also auf, du alter Narr.“ Zwei Gestalten kamen auf Toutousai zu.   Myouga dachte eifrig nach. Das lag nur zu einem Teil an seinem Bemühen den Welpen seines verehrten, verstorbenen, Herrn aus der Klemme zu helfen, sondern auch zu einem gut Teil daran, dass er sich zwischen den Klauen des Jüngeren zwar besser fühlte als zwischen denen des Älteren, aber seine Lage insgesamt als brisant einstufte. Diese zwei Brüder und ihre Schwerter hingen aneinander. „Äh, ich glaube, da war etwas mit dem Bann….“ murmelte er, nur um festzustellen, dass auch ein Halbdämon gute Ohren hatte, denn Inu Yasha hob ihn vor sein Gesicht. „Ach ja, und?“ „Der Bann, ja, genau. Was sagte er nur damals ….Es ist lange her, wisst Ihr, und ich habe da nicht so zugehört.“ Der alte Flohgeist spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. „Aber ich denke, Sesshoumaru-sama wird das sicher eher wissen, wenn Ihr mit Euren Schwertern den Bann nochmals berührt, könnte … nun ja, etwas passieren.“ „Ja, und zwar, dass ich dich umbringe,“ murrte Inu Yasha. „Was soll denn da passieren? Ich denke, der Bann wurde schon ausgelöst.“ Sesshoumaru dachte kurz nach, ehe er schlicht fallen ließ: „Tessaiga,“ „Tessaiga, was?“ Aber der Jüngere verstand und zog mit der Rechten. In der Linken hielt er nach wie vor einen alten Floh, der lieber zwei Tagesreisen weit entfernt gewesen wäre. „Einfach mal anstupsen, oder?“ „Ja,“ murmelte Myouga unglücklich, der soeben erkannte, dass auch die Windnarbe für den Halbdämon eine Alternative dargestellt hätte, wenn sie denn funktionieren würde. Tessaiga, wie seit Stunden oder Tagen nur eine rostige, alte, Klinge, wurde gegen eine Stelle in der Wand gestoßen, wo Inu Yasha den Mittelpunkt des Bannes vermutete. Die Wirkung überraschte ihn ebenso wie den Flohgeist. Zuerst die Wand, dann das Schwert leuchteten hell auf – und Tessaiga verbreiterte sich rasch. „Ha. Es funktioniert wieder!“ Inu Yasha schwang sein Schwert triumphierend, ehe er feststellte, dass es nicht die gewohnte Schwere besaß, und inne hielt. „Naja, fast. Irgendetwas ist da noch immer falsch.“ „Versuche es draußen,“ empfahl der große Bruder kühl und trat selbst zu der Wand, um Tenseiga zu ziehen. Der Halbdämon erkannte selbst, dass das ein durchaus vernünftiger Rat war, wollte er nicht die Behausung des Schmiedes zerstören und ging auf den Vorplatz, ohne den Floh loszulassen. Einige Schwertschwünge und einige Seufzer Myougas später, drehte er sich um. „Tenseiga?“ Sesshoumaru schob es weg und nahm stattdessen Bakusaiga zur Hand. Ja, auch dieses Schwert, sein Schwert, hatte wieder mehr Macht. Leider bei weitem nicht alles. „Tessaiga?“ „Äh, naja.“ Inu Yasha wich lieber etwas zurück, ehe er seine Klinge in die Scheide schob, um nicht als Kollateralschaden zu dienen, wenn Bakusaiga ausprobiert wurde. „Es konnte schon mal mehr. Immerhin gehen die Windnarbe und die Rückschlagwelle. Mehr ist wohl so nicht drin. Wir müssen den Schmiedeopa finden! Denn erzähle mir nicht, dass deine Schwerter alle funktionieren.“ Nein, das taten sie nicht. Tenseiga war nutzlos wie eh und je, wenn man davon absah, dass er damit Rin oder Jaken das Leben retten konnte. Der Pfad der Dunkelheit stand ihm jedenfalls nicht zur Verfügung, Nun gut, wie die letzten Monate und Jahre. Allerdings war auch Bakusaiga deutlich schwächer als sonst. Mit gewissem Ingrimm konzentrierte sich der Hundedämon auf seine Klinge. „Die Drachenwelle, nun ja,“ kommentierte der jüngere Halbbruder die Tatsache, dass die schon zerstörte Landschaft erneut in die Luft gejagt wurde. „Das ist alles?“ Fast. Sollte er diesen Narren umbringen? Aber niemand konnte sagen, was passieren würde, fände er Toutousai – ohne Tessaiga und dessen vorlauten Besitzer. Um es kurz zusammen zu fassen: Bakusaiga, SEIN Schwert, besaß nun nicht mehr Fähigkeiten als einst Tokejin, aus dem Zahn eines törichten Oni. Jämmerlich, geradezu. Dieser unselige Toutousai! Leider benötigte er den Narren wohl um wieder die volle Macht, seine eigene, wohlgemerkt, einsetzen zu können. Dafür würde der Schmied bezahlen, oder, noch besser, der Spaßvogel, der auf die Idee gekommen war, den zu entführen. Was leider zur nächsten Frage führte. Wo steckte der? Er schob Bakusaiga weg und blickte auf die Linke seines Halbbruders, was prompt zur Folge hatte, dass sich Myouga noch kleiner machte. „Wo ist Toutousai?“ „Ja, Sesshoumaru-sama, das weiß ich doch nicht!“ beteuerte der Flohgeist vollkommen korrekt, fühlte sich jedoch hochgehoben und starrte in die Augen des Halbdämonen. „Und du warst Vaters Berater? Denk gefälligst nach!“ Diese Jungs! Diese Hundefamilie! Impulsiv, verrückt und gefährlich! Warum nur hatte er sich mit dieser Familie je eingelassen? War es das Blut wirklich wert gewesen? Egal. Sie wollten eine Antwort und er sollte sie lieber liefern. Nur, welche? Er hatte doch nicht die mindeste Ahnung, wer Toutousai warum und wohin verschleppt hatte! Er war doch nicht die Auskunftei für verschollene Schmiede! Ah, Moment. Das konnte einen Silberstreif am Horizont bedeuten, zumindest, wenn er nachdenken konnte und nicht herumgeschwenkt wurde. „Bitte, Inu Yasha-sama… mir wird schlecht… Ich muss doch nachdenken.“ Immerhin stellte der Halbdämon das Schütteln ein. „Und?“ „Äh, wenn ich mich recht entsinne… Da gibt es eine Frau, eine Hexe, die immer weiß, wo sich ihre Lieblingsschmiede aufhalten. Sie hütet den Metallberg.“ „Aha. Und?“ Myouga seufzte. „Inu Yasha-sama … Schwerter wie die Euren werden nicht aus gewöhnlichem Erz hergestellt. Dazu braucht es eine magische Grundlage und eben das spezielle Erz dieses Berges. Genau könnte es Euch Toutousai erklären. Er hat das Metall jedenfalls von dort.“ „Schön, wo ist der Metallberg und damit diese Hexe?“ „Sie ist eine Feuerhexe, ja. Aber sie müsste Toutousai aufspüren können. - Der Metallberg … ja. Ich denke, der ist im Nordosten von hier. Ja, genau. In der Gegend von Fukushima. Es ist eine ganze Reihe von Vulkanen da. Bandai, heißen sie.“ „Das ist ja wohl kaum um die Ecke, oder?“ Aber Inu Yasha sah hilfesuchend zu seinem Halbbruder. Er kannte doch die Landkarte Japans nicht auswendig. Allerdings konnte sich auch Sesshoumaru unter dem Begriff Fukushima nichts vorstellen. Menschennamen für Menschenorte interessierten ihn nicht. „Moe!“ mischte sich jemand ungebeten ein. Die Hundejungen fuhren herum, ehe sie die dreiäugige Kuh Toutousais erkannten. „Sag nicht, du weißt, wo das ist?“ erkundigte sich der Halbdämon hoffnungsvoll. „Ja? Toll. Dann bring uns hin.“ „Michiko!“ ächzte Myouga. „Gesundheit. Äh. Was?“ „So heißt die Hexe. Lasst mich jetzt bitte los!“ In der fast lebenslangen Erfahrung, dass der alte Floh in Schwierigkeiten alles andere als an vorderster Front war, öffnete Inu Yasha seine Klaue, nicht überrascht, dass der sofort verschwunden war. Stattdessen sprang er auf den Rücken der Rindviehs. „Na, mal los. - Oder willst du dich auch hersetzen?“ erkundigte er sich doch noch hilfsbereit bei seinem Halbbruder. Sesshoumaru hätte um ein Haar etwas zu dieser Zumutung gesagt, besann sich jedoch noch gerade rechtzeitig auf die Würde eines Dämonenfürsten und suchte seine Energie zusammen, die sich wie eine dunkle Wolke um seine Füße legte, ehe er elegant empor schwebte. Das sah gewiss besser aus als ein Halbdämon mit verschränkten Beinen auf einem dreiäugigen Ochsen, der immerhin ebenfalls losflog.   Erst nach einer lang erscheinenden Nacht und einem ebenso langen sommerlichen Morgen setzte Toutousaias treuer Gefährte auf einer Wiese auf. Sesshoumaru landete unverzüglich und Inu Yasha sprang ebenso prompt zu seinem Halbbruder. Sie musterten die Kette der schneebedeckten Berge vor sich. Das mussten die Vulkane von Bandai sein, von denen der Floh geredet hatte. Und irgendwo dort lebte diese Feuerhexe. Die Preisfrage war wo. Der Halbdämon sah seitwärts: „Du bist nie näher gekommen?“ Als ob der antworten könnte, dachte der ältere Halbbruder, bemerkte dann jedoch einen feinen Brandgeruch und blickte seitwärts. Eine kugelige, offenbar brennende, Gestalt flog unbeirrt in einiger Entfernung an ihnen vorbei. Eine Feuerseele. Gehörte diese zu der Hexe Michiko? Einen Versuch war es wert. Er ging wortlos weiter, sicher, dass selbst Inu Yasha dies bemerken würde und früher oder später bei ihm wäre, Tatsächlich dauerte es nur Sekunden, ehe der Jüngere aufschloss, sich aus langer Kenntnis jedoch nicht beschwerte. Ein Duell mit eingeschränkten Waffen würde er vermutlich verlieren, immerhin war der Kerl inzwischen ein Dämonenfürst und er eben doch ein Halbdämon – trotz seines gehörigen Selbstbewusstseins hatte Inu Yasha inzwischen gelernt, dass er zwar sehr vielen Leuten und so manches Mal auch seinem Bruder überlegen war, aber letzteres doch immer ein gewisses Risiko bot. Nutzlos wäre so ein Duell gleich zwei Mal, immerhin hockte doch irgendwo Toutousai, der ihre Schwerter lieber wieder in Ordnung bringen sollte. Wie konnte man sich auch entführen lassen, wenn man nicht gerade Rin hieß? „Da kommen noch andere Feuerseelen,“ erkannte er. Hielt der ihn für blind oder geruchstaub? Oder, noch viel schlimmer, hatte keine Ahnung von Feuerhexen? Das wäre sogar möglich, wenn man bedachte, dass der Myouga als Lehrer gehabt hatte – und der Flohgeist offenkundig alles andere als ein stets anwesender, sorgender Erzieher gewesen war. Izayoi dagegen hatte ebenso sicher nichts von Feuerseelen oder Hexen gewusst. Das bedeutete leider, dass er jetzt etwas dazu sagen sollte, ja, musste. Schuld daran war nur Toutousai, oder vielmehr dessen Entführer. Wenn er diesen Kerl zwischen die Klauen bekommen würde! „Michikos Diener.“ „Oh, so wie Jaken … äh…“ Inu Yasha hatte gerade noch bemerkt, dass sein Halbbruder die Augen verengte und erkannte den mutmaßlichen Fehler. „Oder, sagen wir eher, wie Kikyou diese Seelensammler bei sich hatte? Um ihr Nahrung zu bringen?“ Als ob er wissen würde, von was sich untote Priesterinnen ernährten. Nun gut, er wusste es, aber es interessierte ihn nicht. Immerhin hatte sogar der törichte Halbdämon bemerkt, dass er selbst Jaken gewiss nie verspeisen wollte und würde. Dessen, begrenzte, Nützlichkeit lag woanders. Natürlich bekam er keine Antwort, dachte Inu Yasha. Man, wieso redete der Kerl nur immer so wenig? Dauernd musste man raten was der meinte. Rin hatte zwar mal behauptet, das sei nur zu klar, aber nicht jeder konnte eben Gedanken eines eiskalten Hundedämonen lesen. Aha. Diese Feuerseelen flogen auf ein Tal zwischen zwei ehemaligen Vulkanen, zumindest hoffte er sehr, dass die nicht plötzlich ausbrechen würden, zu, das scheinbar im Nichts endete, genauer, an einer Bergwand. Auch ohne Tessaigas Fähigkeit Bannkreise zu zerstören, war ihm klar, dass dort was recht gut versteckt war. Aller Voraussicht nach der Weg zu diesem Metallberg oder zu Michikos Wohnort, am Besten zu beidem. Fragte sich nur, ob er ohne Tessaiga da durch kam, aber er vermutete doch, dass der werte Herr Halbbruder an seiner Begleitung interessiert war, ergo ihn da mitnehmen würde. Das Tal schien nicht sonderlich breit, aber verengte sich zum Ende. Hm. Die Feuerseelen schienen zu verschwinden, sicher in dem Bannkreis. „Vielleicht sollten wir mal Michiko auf uns aufmerksam machen?“ Sesshoumaru wandte den Kopf und ihm entfuhr ein „Was?“ „Na, anklopfen, klingeln oder wie du es nennen willst. Ich habe keine Lust mit Feuerseelen zu diskutieren.“ Nun, die verspürte auch der ältere Halbruder nicht gerade, aber aus jahrelanger Kenntnis des ungestümen Halbdämonen schwante ihm Übles. „Und wie?“ Seine Befürchtungen wurde soeben bestätigt, denn Inu Yasha zog Tessaiga – und sicher nicht, um einen Zauber zu zerstören.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)