Barbiersolist von -Kiara ================================================================================ Kapitel 1: Bartpflege (First Draft) ----------------------------------- Prüfend strich sich der rothaarige Piratenkapitän über den bereits viel zu dichten Bartschatten, der seine Wangen und seinen Hals entlang wuchs. Der Blick in den Spiegel bestätigte seinen Verdacht. Er hatte sich ein bisschen zu sehr gehen lassen in den letzten Tagen. Sein Glück war, dass sein Bartwuchs generell eher langsam vonstatten ging. Seitdem er seinen guten Arm eingebüßt hatte, stellte sich die tägliche – oder manchmal auch nur wöchentliche – Rasur als eher lästig heraus. Es gab bereits genügend andere Dinge, für die er jetzt seine rechte Hand bemühen musste. Mit einem scharfen Messer an seinem Gesicht herumzuhantieren gehörte nicht zu seinen Prioritäten. Sehr zu seinem persönlichen Wohlgefallen hatte sich die junge Piratin dazu bereit erklärt ihm die Bartpflege abzunehmen. Zumindest ab und zu. Das Angebot, geschweige denn die damit einhergehende bedingungslose Aufmerksamkeit die ihm dadurch zuteilwurde, konnte er wohl kaum ausschlagen. Gut gelaunt lümmelte Shanks sich daher auf den Rand der Badewanne, um eine angemessene Arbeitshöhe für die kleine Piratin zu ermöglichen. Diese rührte währenddessen emsig mithilfe eines dicken, weichen Pinsels den Rasierschaum in einer kleinen Holzschale an. „Hast du das eigentlich schonmal gemacht?“, fragte der Rothaarige neugierig. Sie wirkte jedenfalls nicht allzu unsicher in der Handhabung mit dieser doch recht spezifischen Materie. „Wenn ich nein sage, würdest du mich dann trotzdem noch mit einer scharfen Klinge an deinen Hals lassen?“, erwiderte Kiara mit einem Grinsen im Mundwinkel. Shanks presste nachdenklich die Lippen zusammen. Das Gefährliche hatte schon seinen Reiz. Gelassen zuckte er mit den Schultern. „Wahrscheinlich schon.“ Sie lachte amüsiert auf. „Keine Sorge, ich hab‘ auf Plunder Island mal eine Zeit lang in der Barbierküste gearbeitet. Ich war quasi Teil eines Barbershop Quartetts.“ Flüchtig berührte sie den metallenen Henkel eines Deckels, welcher sich mitsamt noch dampfendem Topf im Waschbecken befand. Shanks hatte sich schon gefragt, wozu sie den brauchte und was sie im Badezimmer bitte zubereiten wollte. Die Antwort auf seine unausgesprochene Frage folgte zum Teil sogleich, als Kiara den Stoff ihres Ärmels um die Hand wickelte und den Deckel hob, um ein fein säuberlich zusammengerolltes, weißes Handtuch aus dem Topf zu heben. „Da hast du aber lecker gekocht“, bemerkte er zweifelnd und beobachtete wie Kiara das Tuch von einer Hand in die andere jonglierte. „Das ist dafür da, damit deine Haut sich spannt. Dann wird das Ergebnis umso glatter! Und du kriegst keine Hautirritationen“, erklärte sie fachmännisch. Anscheinend hätte sie wirklich ein oder zwei Dinge von einem echten Barbier gelernt. Oder sie dachte sich das alles nur aus. Von so einer Prozedur hatte er noch nie gehört. Seine bisherigen Rasuren hatten immerhin auch ohne gespannte Haut ganz gut funktioniert. Vorsichtig trat sie an ihn heran hob das beinahe heiße Handtuch an seine Wangen. Er zuckte nicht einmal, obwohl die Berührung im ersten Moment nicht ganz angenehm war. Im zweiten Moment fühlte es sich gleich viel besser an. „Ist es zu heiß?“, fragte Kiara unsicher nach. Kaum merklich schüttelte Shanks den Kopf. „Alles gut.“ Selbst wenn sie sich das nur ausdachte, war es eine Prozedur, an die er sich gewöhnen konnte. „Und, singt ein Barbershop Quartett dann während des Haareschneidens?“, hakte er amüsiert nach. „Ich glaube, das mussten sie lassen, weil es vor lauter heiterer Überschwänglichkeit zu Kollateralschäden kam. Aber beim Aufräumen hab‘ ich viele Shantys gelernt.“ Shanks nickte anerkennend. Ein ordentliches Repertoire an schmissigen Sea Shantys war eine Unerlässlichkeit für einen Seemann auf Kaperfahrt. „Wie kommt es, dass du bei einem Friseur gearbeitet hast? Ich dachte, du wärst Pirat“, grinste er sie schelmisch an. Er mochte zwar frech rüberkommen, aber es interessierte ihn tatsächlich. Nun waren sie schon einige Wochen gemeinsam unterwegs und er wusste kaum etwas über sie. „Ich brauchte Geld für ein Schiff. Ohne Schiff ist es schwierig anderen ihre Beute zu plündern, nicht wahr?“ Sie versuchte sich nicht zu sehr von seinem Gesicht und Grinsen ablenken zu lassen, und wahrte möglichst einen professionellen Blick auf die Aufgabe vor sich. Sanft tupfte sie das allmählich lauwarme Tuch über seine Wangen, Kiefer und Hals, betrachtete den Zustand seiner Haut eingehend und wandte sich dann zu der Schale mit dem weißen Schaum zu. „Nachdem wie du dir hier dein Taschengeld erwirtschaftet hast, hätte ich eher erwartet, dass du dir einfach eins ergaunerst“, feixte er. Verständlicherweise war Kiara kein Geld geblieben, als sie von seiner Mannschaft aus dem Meer gefischt wurde. Die Goldstücke, welche sie besessen hatte, waren entweder im Magen des Seekönigs oder zusammen mit dem Rest des Schiffes auf dem Meeresgrund gelandet. Shanks’ Angebot, dass sie sich gerne auf seine Kosten beim nächsten Landgang eindecken konnte, hatte sie freundlich abgelehnt. Stattdessen ermutigte sie die Crew zu einem Wetttrinken, welches sie veranstalten wollte und sammelte Geld für einen Siegertopf. Keiner hatte erwartet, dass dieses kleine Leichtgewicht gewinnen und den Topf absahnen würde. Danach war es ihr durch geschicktes Kartenspiel, und gewiss einer ganzen Portion Glück, gelungen ihren Gewinn zu verdoppeln. Im Kodex der Rothaarpiraten war Glücksspiel keinesfalls verboten, jedoch sollten Wetteinsätze in Maßen gesetzt werden. Und da sie von vielen Männern je ein bisschen gewann, war dem nichts gegen einzuwenden. „Hey, was heißt ergaunern? Das war fair und ehrlich! Oder krieg ich etwa Taschengeld für’s Kartoffeln pellen?“, entrüstete sie sich während sie mit dem kurzen, dicken Pinsel begann den Schaum auf sein Gesicht aufzutragen. Shanks überging die Frage beflissentlich und hob das Kinn, um ihr mehr Spielraum zu geben. „Was hast du vorher gemacht? Oder hast du deine ganze Jugend in einem Friseursalon verbracht?“ Sorgfältig und großzügig hatte Kiara den Rasierschaum auf dem Kiefer ihres Kapitäns verteilt. Nun ging es ans Eingemachte. Bedacht entfaltete sie das Rasiermesser. „Ich hab‘ das nur für ein halbes Jahr oder so gemacht.“ Sie hob andeutend die Klinge in sein Sichtfeld. „Letzte Chance deine Entscheidung zu überdenken.“ „Du machst das schon, ich vertrau dir da“, meinte er ruhig. „Und wenn du doch Blödsinn machst, hab‘ ich dich schneller im Griff, als du gucken kannst.“ „Ich bemüh‘ mich“, zwinkerte sie zuversichtlich und setzte behutsam die Schneide zum ersten Schnitt an. Shanks ließ es sich nicht anmerken, aber dass er nach dieser ersten fließenden Bewegung keine blutende Fleischwunde davontrug, erleichterte ihn dann doch. Äußerlich sowie auch innerlich gelassen, wandte er sich dem nächsten Zug der Klinge entgegen. „Also?“, hakte er entspannt nach. „Hm?“ „Was hat Klein-Kiara gemacht?“ Während nach und nach die kurzen dunkelrötlichen Stoppeln wichen, erzählte ihm Kiara davon, wie sie zuhause unterrichtet wurde und ihre Mutter darauf ein Auge hatte, dass es mehr als nur das bloße Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen war. Sie erzählte ihm von Musikstunden, Wirtschaftslehre und dem Französischlehrer den sie absolut nicht ausstehen konnte. „Das klingt eher nach Aristokratie, als nach Piratenleben“, bemerkte Shanks beiläufig. „Meine Mutter ist Gouverneurin. Ich denke, sie wollte nicht, dass ihre Tochter als dumm gilt. Und dass ich eventuell ihren Posten irgendwann übernehme. Also übernehmen könnte. Sofern ich für das Amt gewählt werden würde. Aber solange sich sonst niemand jemals aufstellen lässt, bleibt das Motto halt weiterhin ‚Wenn es nur einen Kandidaten gibt, gibt es auch nur eine Wahl.‘“ „Gouverneurin also? Ganz schön viel Verantwortung.“ Er wollte nicken, aber da sie gerade akribisch die Kontur seines Kinnbartes definierte, hielt er dann doch lieber so still er konnte. „Naja, damit bin ich quasi aufgewachsen. Es fühlt sich nicht nach etwas besonderem an. Wenn meine Mutter für einige Zeit auf einer anderen Insel war, hab‘ ich sie mehr oder weniger wie selbstverständlich vertreten.“ Kurz hielt Kiara inne. „Ich glaube es sollte eigentlich so etwas wie eine ebenfalls gewählte oder ernannte Stellvertretung geben… aber wir sind noch nicht so lange demokratisch, da sollte man das System vielleicht noch etwas überarbeiten.“ „Interessante Demokratie. Was wart ihr vorher?“ Kiara blies einen Schwall Luft aus. „Frag mich nicht. So viel ich weiß haben aber zumindest drei der Inseln mal meiner Familie gehört. Dann kam Urgroßpaps Marley, hat beschlossen, wir sind jetzt eine Demokratie, die Sklaverei wird abgeschafft und das Land gehört allen. Meine Großeltern sollen ziemlich scheiße gewesen sein, ich glaube er wollte ihnen ihr Erbe so richtig schön aus den gierigen Händen schlagen.“ Sie setzte die Konturen zu seinen Mundwinkeln fort. „Naja und ansonsten war ich den Großteil der letzten fünf oder sechs Jahre auf Handelsschiffen unterwegs, hab gelernt wie man möglichst diplomatisch verhandelt und sich nicht von irgendwelchen Idioten bescheißen lässt.“ „Und wo kommt das Piratenzertifikat her?“, warf der Rothaarige mit einem Schmunzeln ein, während die Möchtegern-Barbierin Haar und Schaum von der silbernen Klinge abstrich. Sie biss sich auf die Lippe und beschäftigte sich noch etwas länger als notwendig mit der Säuberung des Rasiermessers, um ihm ihre Schamesröte nicht zu offenbaren. Er wollte sie nur damit aufziehen und das gelang ihm auch mit Bravour. „Unwichtig. Was ist mit dir? Seit wann nennst du dich einen Piraten?“, wälzte sie das Thema stattdessen zurück auf ihn ab. „Eigentlich schon mein ganzes Leben. Im Grunde bin ich seitdem ich denken kann auf See und hab die Welt gesehen.“ Der Blick des Rothaarigen wandte sich erneut prüfend zum Spiegel. Da waren noch einige weiße Schaumrückstände, doch die kam Kiara sogleich mit einem feuchten, kleinen Handtuch abtupfen. Das war wirklich sehr ordentlich. Ob sie sich immer seines Bartes annehmen mochte? Es war definitiv eine Prozedur an die er sich gewöhnen konnte. „Du bist seit du denken kannst ein Pirat zur See? War das nicht gefährlich?“ „Oh, das war es. Es war gefährlich, anstrengend und aufregend. Feindliche Piraten, die Marine, die unberechenbare See. Da hat man früh gelernt tough zu sein.“ Kiara träufelte sich etwas von der Balsamlotion auf die Handfläche, während sie aufmerksam den Worten ihres Kapitäns lauschte. „Das klingt nicht sonderlich nach dem geeigneten Umfeld für ein Kind“, zweifelte sie sorgevoll. „Aye, das ist es auch nicht. Deswegen hab‘ ich den kleinen Jungen, aus dem Dorf an dem wir ein Jahr vor Anker lagen, nie auf eine Fahrt mitgenommen, egal wie oft er mir damit in den Ohren hing.“ Sorgfältig verrieb Kiara die Lotion auf ihren Händen, bis ihre Haut ganz ölig und glänzend war. Dann nahm sie sein Gesicht sanft in ihre Hände um den beruhigenden Balsam zärtlich einzumassieren. Das gefiel dem Kapitän gut. Er lehnte sich in die Berührung hinein und ließ genießend die Augen zufallen. „Und wer war hingegen so leichtsinnig und hat dich mitgenommen?“, summte ihre Stimme beinahe. „Na, Käpt’n Roger.“ Ihre liebliche Massage stoppte abrupt. Fragend blinzelte Shanks die Augen auf, um nachzuforschen, was sie pausieren ließ. Kiara starrte ihn fassungslos an. „Du… Redest du von ‚König der Piraten‘-Roger?“ „Genau dem.“ Prüfend zog Shanks eine Augenbraue hoch. Er konnte förmlich sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten. „Aber du bist doch erst… 25? 30?“, stammelte sie. „27, wenn du es wissen möchtest.“ Er legte den Kopf schief. Nicht um seine Wange noch etwas an ihre Hand anzuschmiegen, aber es war ein nettes Extra. „Was passt für dich nicht zusammen?“ „Ich dachte seine Hinrichtung sei gut zwanzig Jahre her?“, überlegte sie laut. Sie hatte bis dato von dem Piratenkönig nur in Büchern gelesen, was er wohl für ein eindrucksvoller und ungeheurer Mann gewesen war und es erschien ihr alles so weit weg. „Es geschah vor zwölf Jahren.“ Kiara ließ die Hände sinken. Sehr zum Verdruss des Rothaarigen. „Das muss schrecklich für dich gewesen sein“, sagte sie erschüttert. „Auf dem Schiff?“ „Seine Hinrichtung. Wenn du dort aufgewachsen bist, dann war er doch sowas wie Familie“, erwiderte sie betreten. Erstaunt lehnte sich Shanks ein Stück zurück und musterte sie eingehend. „Das würden die wenigsten Außenseiter auf Anhieb denken.“ Ein Lächeln glitt über ihre Lippen während sie ungläubig den Atem ausstieß. „So warm wie deine Augen gerade geleuchtet haben, als du ihn erwähntest… Er war kein schlechter Mensch.“ Ihre kleine, bedeutungsschwere Pause unterbrach sie mit einem „jedenfalls nicht für dich.“ Ihr war wohl eingefallen, dass manches auch einfach Ansichtssache war. Ehe er sich versah spürte Shanks wieder die warmen, weichen Hände an seinen Wangen, wie sie ihn zärtlich liebkosten. Augenblicklich flatterten seine Lider wieder zu und ein zufriedenes Seufzen entwich seinen Lippen. Es kostete ihn eine Menge Willenskraft sich daran zu erinnern, dass sie das bestimmt einfach nur aus professioneller Sicht und Fürsorge tat. Aber dann strichen ihre Daumen auch noch über seinen Oberlippenbart und er musste wirklich an sich halten nichts zu überstürzen. Immerhin hatte sie ihm das Versprechen abgenommen, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Und das würde er ohne Zweifel tun, wenn er seinen Gelüsten nachgäbe. „Du musst mir unbedingt von dieser Zeit erzählen“, säuselte ihre Stimme an seinem Ohr. Bestimmt tat sie es gar nicht, aber er wollte es sich einreden. „Du weißt, ich liebe Geschichten.“ Intuitiv neigte er sich wenige Zentimeter nach vorne, um die viel zu riesige Lücke zwischen ihnen zu überbrücken. Er fühlte die Wärme ihres Gesichts prickelnd nah an seiner Haut und ihren Atem gegen seine Lippen hauchen. Trotzdem war die Entfernung weiterhin zu groß für seinen Geschmack. Und plötzlich war die Lücke verschwunden. Kapitel 2: Waschsalon (Deleted Scene) ------------------------------------- Unter lautem Sprudeln füllte sich die freistehende, kupferne Wanne im privaten Badezimmer des Kapitäns. Für gewöhnlich war der nächste Waschtag erst Ende der Woche geplant, aber das Angebot der jungen Piratin, ihm die Arbeit beim Bad abzunehmen, konnte der Rote doch nicht guten Gewissens ausschlagen. Gar nicht mal so ungeschickt zog sie sein weißes Hemd aus der roten Schärpe und knöpfte das ohnehin nur halb geschlossene Kleidungsstück bis zum Saum auf. Ihre Schüchternheit hatte sie längst abgelegt und voreinander zu verbergen hatten sie beide seit geraumer Zeit nichts mehr. „Womit habe ich diesen Service verdient?“, fragte Shanks interessiert, ein amüsiertes Lächeln in seinen Mundwinkeln. Locker ließ er den Stoff von seinen Schultern gleiten. Kiara nahm den Stoff entgegen, entknotete den linken Ärmel und drehte die Innenseite nach außen. Anschließend warf sie das Oberteil in einen Korb zur restlichen Wäsche. „Ich dachte mir, dass es an der Zeit ist, wieder etwas mehr Spaß in die Hygiene zu bringen“, antwortete sie langsam und Shanks merkte, dass sie ihre Worte mit Bedacht wählte. „Möchtest du mir damit durch die Blume andeuten, dass ich nicht gut rieche?“, schmunzelte er, während die Schärpe gelöst wurde. Kurz stutzte Kiara. „Oh. Nein, ganz und gar nicht.“ Sie mochte seinen Geruch. Sehr. „Aber es muss lästig für dich geworden sein, oder?“ Shanks zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Baden war noch nie wirklich meine Lieblingsbeschäftigung.“ Von der Entspannung und dem Sake trinken dabei abgesehen, natürlich. „Aber wie kommst du darauf?“ Er bekam als Antwort ein langes Seufzen. Ursprünglich wollte sie auf ihn sauer sein. Ihm etwas verbal an den Kopf werfen und zetern, dafür, dass sie so litt. Und dann fiel ihr ein, dass das alles für ihn gar nicht mehr so einfach war. Er hatte schon Abstriche bei der Rasur gemacht, da war es nur logisch, dass die Motivation sich zum Erreichen verschiedener Stellen zu verrenken noch niedriger sein musste. „Du weißt, mir ging’s die letzten Wochen nicht sonderlich gut“, begann sie. Shanks nickte. „Blasenentzündung, hast du gesagt.“ „Ja. So eine hatte ich im Leben noch nie. Und die kam ja jetzt immer wieder.“ Sie knirschte etwas mit den Zähnen. „Ich habe herausgefunden, warum.“ Die Schärpe wanderte ebenfalls in den Korb. Allmählich dämmerte dem Kapitän worauf sie hinaus wollte. Kiara atmete erneut tief ein. „Es sollte nicht passieren, wenn beide Parteien anständig sauber sind.“ Shanks verzog schuldbewusst das Gesicht. „Es tut mir leid, wenn du wegen mir solche Umstände hattest.“ Ein versöhnlicher Kuss wurde auf ihrer Stirn platziert. Sie konnte ihm nicht böse sein, wenn er so empathisch und verständnisvoll war. Oder zumindest den Anstand hatte sich dementsprechend zu verhalten. „Wie wäre es daher also mit einem weiteren gemeinsamen Zeitvertreib? Der auch noch einen Nutzen hat.“ Ein Schmunzeln machte sich auf Shanks‘ Lippen breit. „Wenn es mit dir ist, bade auch gerne jeden Tag.“ Sie lachte. „Man muss auch nicht übertreiben. Zu viel Reinlichkeit ist ebenso nicht gut.“ Kiara drehte den Hahn ab, nachdem die Wanne mit genügend Wasser für eine Person vollgelaufen war. Erwartungsvoll drehte sie sich zum Rothaarigen um. Erstaunt stellte sie fest, dass er sich seiner Hose schneller entledigt hatte, als sie gucken konnte. „Ich wusste, das sind Druckknöpfe an der Seitennaht!“, stieß sie aus. Shanks stemmte die Hand in die entblößte Hüfte und grinste sie stolz an, als hätte er soeben einen Zaubertrick vollführt, die beiden Hosenhälften zu seinen nackten Füßen liegend. Er mochte Hosen, die etwas Besonderes an sich hatten. Meist waren es interessante Muster oder Farben. Diese gefiel ihm wegen ihrer speziellen Funktion. „Na dann, ab ins Wasser mit dir“, beorderte Kiara. Enttäuscht sanken die Schultern des Rothaarigen und er musterte, wie sie in Shirt und Shorts dastand. „Du nicht?“ Sie hob die Hände an und rollte mit den Augen. „Ich kann schlecht dabei mit in der Wanne sein – wie stellst du dir das vor?“ Ein leichtes Schmollen zierte die Lippen des Kapitäns, während er über den Rand der Badewanne stieg und sich in das dampfende Wasser hinabließ. „Ich wollte ja schon auf Avalugg Island mit dir in ein Badehaus gehen“, bemerkte er beiläufig und machte es sich bequem. Die Temperatur war angenehm, nur ganz beinahe zu heiß. „Die Bereiche waren getrennt. Das einzige gemischte Bad war draußen und da hättest du mich niemals zu überreden können“, erklärte Kiara sachlich, feuchtete einen Waschlappen an und verrieb Seife darauf, bis es schäumte. „Weil dich dann auch andere nackt gesehen hätten?“, hakte Shanks nach. „Weil es scheiße-kalt war!“ Kiara schauderte allein bei dem Gedanken. „Selbst wenn ich mich einmal dazu hätte ringen können durch die Kälte rüber in die Quelle zu gehen – kein zweites Mal. Ich wäre da nie wieder rausgekommen!“ Shanks lachte herzhaft auf. „Dann wärst du zur Nymphe der Heißen Quelle geworden.“ Behutsam begann Kiara damit den Waschlappen auf seiner Schulter zu kreisen. „Wenn sich niemand erbarmen würde, mich mit einer Decke ins Trockene zu bringen, müsste ich da wohl dann leben, ja.“ Entspannt lehnte sich Shanks zurück. Das Lächeln auf seinen Lippen verriet, wie sehr er die leichte Massage genoss. „Seemannsgarn spinnst du schon wie ein Profi.“ „Ich hatte ja auch ein glorreiches Vorbild“, grinste sie. Mit Sorgfalt arbeitete sich Kiara an seinem Arm hinab, bis hinunter zu den Fingerspitzen. Shanks gefiel es sichtlich, zur Abwechslung mit so viel Fürsorge und Zärtlichkeit behandelt zu werden. Ein willkommener Kontrast zu den sonst eher rauen Umgangsarten. „Wie kümmerst du dich eigentlich um den?“, fragte Kiara leise. Sie verlor nie allzu viele Gedanken daran, wie sich das Leben mit fünf Fingern weniger gestaltete. Zwar hatte sie anfangs mitbekommen, dass sich ihm Schwierigkeiten in den Weg stellten, jedoch hatte er sich nie lange davon aufhalten lassen. Er kam scheinbar gut klar, daher hatte sie sich nie bewusst gemacht, wie genau er dies bewerkstelligte. Shanks folgte ihrem Blick, als wüsste er nicht, wovon sie sprach. Eingehend betrachtete sie gerade seine Fingernägel, welche er am Tag zuvor gekürzt hatte. „Beim Waschen benutze ich einen Lappen, den ich, wie du, einseife und dann in der Hand zusammendrücke oder hinlege für Handrücken und Arm.“ Es schien so simpel und logisch, dass sich Kiara doof vorkam, nicht selber daran gedacht zu haben. Sie nickte eifrig. „Und ansonsten kann ich immer noch Dinge mit links einklemmen. Oder mit dem Mund festhalten geht natürlich auch.“ Kiara lachte. „Ja, manchmal sind Zähne die besseren Finger.“ Selbst zwei Arme und Hände reichten ihr manchmal nicht aus oder ihre Finger hatten nicht genügend Kraft, um zum Beispiel eine Flasche zu entkorken oder den Deckel an einem Drehverschluss zu lösen. „Aber ich schätze das hier sehr. Du bist so gründlich, da wäscht sich auch endlich der Dreck vom East Blue raus“, grinste er. „Ich hoffe, den hast du schon längst weggekriegt!“ Sein Aufenthalt dort lag immerhin inzwischen viele Monate zurück. Von einem solchen Souvenir hatte er sich mit Sicherheit inzwischen getrennt. Kiara legte nichtdestotrotz ein besonderes Augenmerk darauf, keine Stelle beim Waschen seines Rückens zu übersehen. Nur für den Fall. Als sie sich seinem Oberkörper widmete, fielen ihr zum ersten Mal die vielen, feinen, hellen Narben auf seiner Haut auf. Zaghaft strich sie mit der Fingerspitze an einer entlang. Jede von ihnen verbarg eine Geschichte, wie es zu ihr gekommen war. „Die meisten hab‘ ich vom Kämpfen gegen Falkenauge.“ Kiara blinzelte und sah zu ihm auf. Sie war wohl etwas zu befangen von seinem Anblick gewesen. Allerdings kam sie auch zu selten dazu, ihn auf diese Weise genauer zu betrachten. „Du hast keine, kann das sein?“ Sein Kopf neigte sich zur Seite, während er sie interessiert musterte. „Jedenfalls keine aus Kämpfen“, schmunzelte sie. „Aber so die üblichen von aufgeschürften Knien und Ellbogen.“ Kiara setzte sich auf den Wannenrand, hob die Arme an und drehte sie ein bisschen, um ihm ein paar kaum sichtbare helle Striemen zu zeigen. „Meine Haut ist echt blass von der Winterinsel. Normalerweise sieht man es etwas besser. Aber die hab‘ ich vom Maskenbasteln. Der Maschendraht, der für die Basis zusammengeknippst und zurechtgeformt wird, hat mir regelmäßig die Unterarme aufgekratzt.“ Shanks lächelte wohlwollend. Ihr Leben schien so besonnen gewesen zu sein. Kaum zu glauben, dass sie diese friedliche Idylle freiwillig hinter sich gelassen hatte. Aber er verstand auch, wie der Alltag einem eintönig und langweilig vorkommen konnte und man sich deshalb nach Abenteuern sehnte. Würde er nur ihre sanfte Seite kennen, bereute er die Entscheidung sie in diese gefährliche Welt mitzunehmen vielleicht. „Du hast Masken gebastelt?“, fragte er nach. „Ja. Auf Booty Island wird ständig Fasching gefeiert. Und dazu gehört das Verkleiden. Meistens mit Masken die dann verliehen oder verkauft werden.“ Shanks richtete sich auf und neigte sich in ihre Richtung. „Da wird ständig gefeiert?“ So nah wie er nun war, entging ihm nicht ihr überaus reizvoller Duft. Zweifelsohne hatte sie ihr Bad bereits am Tag zuvor genommen. „War ja klar, dass dich das interessiert“, schnaubte Kiara belustigt. Dabei bemerkte sie viel zu spät, wie sich ein Arm um ihre Hüfte schlang. „Dann müssen wir da wirklich mal hin“, grinste Shanks und zog die Piratin mit einer geschmeidigen Bewegung in die Wanne hinein, welche vor lauter Wasserschwankung prompt überlief. Kiara schrie überrascht auf und saß anschließend klatschnass in seinem Schoß. „Hey!“, empörte sie sich, verstummte aber direkt, als Shanks ihr mit einem verschmitzten Lächeln näher kam. „Ich dachte, von hier erreichst du die weiteren Stellen besser“, raunte er ihr entgegen und stahl sich einen Kuss von ihren Lippen. Die Anspielung ließ Kiaras Wangen erröten. „Unterhalb des Bauchnabels könntest du eigentlich selbst-“, stammelt sie. Ohne Umschweife arbeitete er sich vor zu ihrem Ohr, in das er zärtlich seine Zähne versenkte. „Aber wo bliebe dabei der Spaß?“ Mit Genugtuung bemerkte er das Schaudern, welches durch ihren Körper fuhr. Dies motivierte ihn dazu seine Liebkosungen sogleich fortzuführen. Etwas hilflos schlangen sich ihre Arme um seinen Oberkörper. „Ich würde dir dabei zusehen?“, nuschelte sie, die Tonlage nun deutlich höher. Seine Hand glitt unter ihr Shirt und er funkelte sie lüstern an. „Wie unartig.“ Kiara zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn möglichst tadelnd an. Etwas, das ihr gerade nicht ganz gelingen wollte. „Wer fällt hier denn gerade über wen her?“ „Dabei wollte ich dir doch nur behilflich sein.“ Das Shirt klebte durch die Nässe an ihr und benötigte etwas mehr Überzeugung, um sich hochschieben zu lassen. „Damit du auch sauber wirst“, fügte er hinzu und ignorierte die Tatsache, dass sie das offensichtlich nicht nötig hatte. Mit einem dumpfen Klatschen landete das Kleidungsstück auf dem Boden. Begierig erkundeten seine Lippen die freigelegte Haut Zentimeter um Zentimeter. „Dann lass uns hier auch fertig werden. Wie soll ich dir sonst glauben, dass du dich besserst“, protestierte sie heiser. Ihr kribbelte es jetzt schon überall, wo er sie berührte. Er verstand es zu gut ihre Knöpfe zu drücken. Spitzbübisch lächelte Shanks gegen ihre weiche Haut. „Ich kann mich gedulden“, murrte er und knabberte sanft an ihr. „Kannst du?“ Er ließ es sich nicht nehmen ausgiebig von ihr zu kosten und mit der Zunge um ihre Knospe zu kreisen. Der kleine Laut, der ihr dabei entfloh, war wie Musik in seinen Ohren. „Ich könnte“, erwiderte Kiara zittrig. „So?“, murrte er amüsiert und setzte seine Verköstigung in ihrer Halsbeuge fort. Ein weiterer Schauer durchfuhr sie. „Aber ich will nicht.“ Shanks lachte beinahe tonlos und Kiara spürte seinen heißen Atem an ihrer Haut. Seine Hand bahnte sich einen Weg ihren Rücken hinab und verhakte sich schließlich in den Bund ihrer Shorts. Schlagartig wurde Kiara wieder wacher und sie griff an seine Schulter. Shanks löste sich ein Stück um sie ansehen zu können. Unsicher kaute sie auf ihrer Wange. „Erst du. Sag mir, was ich tun kann.“ Für einen Moment blieb der aufmerksame Ausdruck in seinem Gesicht, während Shanks versuchte sie zu lesen. Dann breitete sich ein warmes Lächeln in seinen Mundwinkeln aus. Er küsste sie sanft auf die Stirn. „Schließ die Augen.“ Etwas skeptisch folgte Kiara seiner Anweisung. Als nächstes spürte sie wie sich seine Lippen auf ihre legten. Genüsslich nippte er an ihnen und ließ dabei kaum Gelegenheit zum Durchatmen. Ihre Hand wanderte in seinen Nacken, hielt ihn somit bei sich und kraulte nebenbei ganz leicht durch seine roten Haare. Er schaffte es sie vollkommen einzunehmen. Seine Küsse allein raubten ihr den Verstand. Und sie liebte es viel zu sehr. Sie stand seiner Leidenschaftlichkeit in nichts nach, voller Enthusiasmus und Vorfreude, ob der Dinge die noch folgen sollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)