B L O O D von Dassy (-If you're sick like me-) ================================================================================ Kapitel 9: I'm not leaving -------------------------- _________________________________ What if I was nothing, what if this is true? What if I was nothing, girl, nothing without you? So what if I was angry, what did you think I'd do? __________________________________ Was eine kleine Verfolgungsjagd nicht alles anrichten konnte. Agent Cody Born befand sich in der Notaufnahme, des Stättischen Krankenhauses, und zog sich, am Kaffeeautomaten, soeben einen Irish- Coffee. Sein Gesicht war mit mehreren Schnittwunden verziert und seine Unterlippe war auf geplatzt. Er hatte sich Zeige und Mittelfinger der linken Hand gebrochen und mehrere Glasscheiben mussten aus seinen Händen und seinem Gesicht, per Lokalanästhesie, entfernt werden. Seine Nase war ebenfalls gebrochen und musste wieder gerichtet werden. Allerdings war er noch einer von den Beamten gewesen, die sich leichte Verletzungen während des Unfalls zugezogen hatten. Einige, wenige, wren sogar gestorben. Mit leeren Augen drehte er sich um, als er seinen Kaffee in den Händen hielt. Viele der Beamten nahmen nun die Notversorgung des Krankenhauses in Anspruch. Wer hätte gedacht, dass das Ganze so dermaßen nach hinten losgehen würde? Ziellos lief Cody durch die hellen Flure der Klinik, während er dabei an seinem Kaffee schlürfte. Er hätte das Krankenhaus, nachdem er behandelt wurde, genausogut verlassen können, doch stattdessen hielt ihn irgendetwas an diesem Ort. Ob es sein schlechtes Gewissen war? Immerhin lag Amanda in diesem Moment auf dem OP Tisch. Als die Feuerwehr sie aus dem zertrümmerten Auto geholt hatte, oder aus dem, was von dem Ford noch übrig war, hatte sie ziemlich stark geblutet. Von der Beifahrerseite, auf der die Blonde gesessen hatte, war kaum noch etwas übrig geblieben. Es sah aus, als hätte man das Auto ein Mal durch einen Pfandautomaten gezogen, so zerquetscht und zerbeult, wie es war. Durch die Überschläge, die der Wagen getätigt hatte, hatten sich die Glassplitter der zerschossen Frontscheibe gelöst und waren quer durch die Fahrerkabine geflogen. Kopfüber hatten die beiden Agenten dann schließlich auf Rettung warten müssen, unwissend was aus den Polizisten geworden war. Er hatte ihren Namen gerufen. Als der Schock nach gelassen hatte, konnte er den Schmerz in seinem Gesicht und seinen Händen wahr nehmen. Er war in diesem Moment nicht in der Lage gewesen seinen Kopf zu drehen, um nach Amanda zu sehen. Stattdessen hatte er mit seiner Hand nach ihrer gesucht. Als er ihre zierliche Hand schließlich gefunden hatte, war er mehr als erleichtert gewesen, als er spüren konnte, wie sie den Griff um seine Hand erwidert hatte. "Cody, ich hab Angst.", hatte sie zu ihm gesagt, als sie auf der Trage, im Rettungswagen, lag. Sie hatte sich mehrere Quetschungen zugezogen und eine Bauchwunde, die einfach nicht aufhören wollte zu bluten. Der Mann schloss kurz seine Augen, um sich zu sammeln. Er wollte diese Erinnerungen so schnell wie möglich los werden. Auch wenn er, zugegebener Maßen, ein arroganter Arsch sein konnte, war ihm seine Partnerin doch, seit der Situation auf dem Friedhof, sehr ans Herz gewachsen. Er verstand ihre Beweggründe und ihre Zusammenarbeit hätte von diesem Tag an nicht besser sein können. Angewiedert rümpfte er die zerbeulte Nase, als er zwei Krankenschwestern dabei zu sah, wie sie wild tuschelnd durch die Flure liefen. Er hielt nicht viel von Freundschaften am Arbeitsplatz. Nicht mehr, seitdem sein guter Freund und Kollege, in der state police, durch Cody's eigene Inkompetenz, sein Leben lassen musste. Damals hatte er die Mission versiebt, genauso wie heute. Er hatte Amanda, sowie  alle anderen verletzten Officers nicht vor diesem Schicksal bewahren können. Damals hatte er sich geschworen niemanden mehr an sich heran zu lassen. Er hatte extra den Arbeitsplatz gewechselt, um nicht mehr von diesen Gedanken, diesen Schuldgefühlen umgeben zu sein. Und doch befand er sich mit Amanda wieder an genau demselben Punkt, an dem sein Kollege ihn verlassen hatte. In einem Seitenflur sah er den alten, bärtigen Lieutenant sitzen. Er hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und sah im Allgemeinen ziemlich mitgenommen aus. Eigentlich hatte Cody nicht besonders Lust auf menschliche Kontakte. Doch genauso, wie er im Krankenhaus geblieben war, um darauf zu warten, dass Amanda aus der Narkose aufwachte, trugen seine Beine ihn nun zu Arthur hin. "Hey.", begrüßte er den älteren leise und, für Cody's Verhältnisse, ziemlich sanft. "Oh, hallo Agent Born.", grüßte er zurück, nachdem er kurz auf gesehen hatte. "Nenn mich doch Cody.", schlug der jüngere vor. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn mit seinem Nachnamen an sprach. Das war vermutlich auch der Grund, warum er bei anderen direkt immer die Du-Karte zog. "Arthur.", kam der Bärtige dann seinem Angebot entgegen. Nach längerem Schweigen, musste Cody einfach fragen:"Wie geht es dem Jungen?" Er hatte zwar nicht viel mitbekommen, aber er wusste, dass es sehr schlecht um den jungen Officer Dawson stand. "Sie haben ihn gerade auf die Intensivstation verlegt. Ich warte darauf, dass ich zu ihm kann.", erklärte er ihm. Cody wechselte einen kurzen Blick mit dem Lenoliumboden, zu seinen Füßen. "Wollen wir zusammen warten?" , schlug er dann vor. Der Agent mit der großen Klappe war auf einmal so Kleinlaut," Amanda ist auch noch nicht aus dem OP zurück. " Arthur nickte zustimmend. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er sich ebenfalls die Schuld an allem Gab. "Ihr steht euch nahe?", fragte der Agent, während er einen weiteren Schluck von seinem Automatenkaffee nahm. "Connor wurde mir erst vor  einem Jahr zugeteilt.", bagann Arthur zu erzählen, "Anfangs war ich etwas genervt von ihm, weil er mit seiner Hibbeligen Art schwer zu bändigen ist." Der alte Mann raufte sich kurz die Haare, "Aber als ich heraus fand, dass er Tagelang in der Polizeistation geschlafen hatte, weil seine Eltern ihn zuhause rausgeworfen hatten-" Nun verschluckte Cody sich beinahe an seinem Getränk. "Er wurde raus geschmissen?" "Ja", antwortete Arthur monoton, "Nachdem seine Eltern, solche reichen Schnösel, herausgefunden hatten, dass er schwul ist, haben sie ihn achtkant raus geworfen." Fassungslos schüttelte Cody den Kopf. Dass es in der heutigen Zeit immer noch Leute gab, die ihre Kinder für soetwas bestrafen... " Ich habe ihn bei mir aufgenommen",erzählte Arthur dann weiter, "Inzwischen ist er wie der Sohn, den ich nie hatte." Mitfühlend legte Cody ihm eine Hand auf die Schulter. "Der Kleine wird schon wieder.", versuchte er dem Lieutenant Mut zuzusprechen. "Das hoffe ich." "Lieutenant Johnson, ich bedaure Ihnen mitteilen zu müssen, aber im Moment dürfen nur Familienmitglieder zu Officer Dawson.", gab die Schwester bekannt, die soeben vor ihnen aufgetaucht war. Ein ernster Gesichtsausdruck lag auf ihrem zierlichen Gesicht, dessen Wangen mit rosa Rouge bemalt waren. "Tja, eine richtige Familie hat der Junge nicht mehr.", antwortete Arthur der Jungen Schwester, während er auf stand, "Was mich dann wohl zu seiner einzigen Bezugsperson macht." Der ernste Blick der Krankenschwester wechselte zu einem Mitfühlenden. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Diensthabenden Arzt, führte dieser Arthur in Connors Intensivzimmer, wodurch Cody wieder alleine auf dem Flur blieb. " Erschrecken Sie sich nicht.", riet der, relativ junge, intensivmedizinische Arzt dem älteren Polizisten, als er die Tür zum Krankenzimmer auf tat. Der junge Connor lag, an vielen medizinischen Geräten angeschlossen, reglos in dem Bett, welches mitten im Raum stand. Der Monitor, der seine Herztöne aufzeichnete, piepste regelmäßig, wenn auch etwas schnell. "Die Verletzungen, die er erlitten hatte waren so schwer, dass wir entschieden haben ihn in ein künstliches Koma zu versetzen.", erklärte der Arzt. Immer wieder schob er sich seine, relativ schmale, Brille wieder zurück auf die Nase. "Wir werden sehen wie  sein Gesundheitszustand verläuft. Wenn wir Glück haben, können wir ihn in einigen Tagen schon zurück holen." Arthur musste bei dem Anblick schwer schlucken. Beinahe stolpernd lief er auf das Krankenbett zu. Niemals hätte er gedacht, dass er, bereits nach nur einem Jahr, eine Person so ins Herz schließen konnte. Nicht nachdem seine Frau damals gestorben war und ihr ungeborene Kind mit sich genommen hatte. Seitdem war Arthur alleine gewesen, auf sich gestellt. //Ein Jahr zuvor// Arthur hatte an diesem Tag spät gearbeitet. Es war bereits dunkel und er war, soweit er wusste, der Einzige, der zu dieser Zeit noch auf der Wache war. Zumindest hatte er das gedacht. Soeben hatte er seine Jacke nehmen-und gehen wollen, doch als er das Licht an seinem Schreibtisch aus knipste, musste er fest stellen, dass es noch nicht dunkel genug war. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ein schmaler Lichtkegel war zu erkennen und der Beamte entschied sich dazu dem Ganzen nach zu gehen. Die schmale Beleuchtung kam aus dem Pausenraum. Einen Spalt weit stieß Arthur die Tür auf, nur um seinen Partner zu sehen, der ihm frisch zugeteilt wurde. Der nervige, junge Officer hatte eine große Tasche auf einem der Tische zu stehen. Was trieb der Junge da? "Connor?", fragend steckte der ältere seinen Kopf durch die Tür. Der dunkelhaarige, junge Mann zuckte vor Schreck am ganzen Körper zusammen, hatte er doch nicht damit gerechnet so spät noch jemanden an zu treffen. "Was machst du so spät noch hier?" "L-lieutenant!", erschrocken ließ Connor von seinen Sachen ab und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "D-das ist nicht, wonach es aus sieht.",versuchte er sich zu erklären. Die ganze Situation war ihm so unglaublich peinlich. Von seinen Eltern hatte er kein Verständnis bekommen, wie hätte er dann erwarten können eben dieses Verständnis von dem alten Mann zu bekommen? " Sind das deine Sachen? ", fragte Arthur und zeigte auf den Koffer. "Ähm, ja, also ich... Ich übernachte heute hier.", erklärte er stammelnd. "Wieso das denn? Haben Mami und Papi dir den Geldhahn zugedreht?" Schwer musste Officer Dawson schlucken und sah beschämt nach unten. Genügend Geld für eine eigene Wohnung hatte er immerhin nicht, zumindest nicht aus eigenem Verdienst. Der Lieutenant bemerkte seinen Blick."Wie lange übernachtest du schon hier, Connor?" "Erst seit drei Tagen.", gab er kleinlaut zu. "Darf ich fragen was passiert ist?" Auch wenn der ältere Mann ihn aus seinen braunen Augen lieb an sah, konnte Connor in diesem Moment nicht anders als vor Wut über zu kochen. Er würde es nicht verstehen, wie könnte er auch? "Ich-b.. n-S.. l", nuschelte er in sich hinein und ballte die Hände zu Fäusten. "Was hast du gesagt?" "Ich bin Schwul! So, jetzt hassen sie mich bestimmt auch!", schrie der Schwarzhaarige seinen Gegenüber an. Dieser Schritt jedoch, ziemlich unbeeindruckt auf ihn zu und nahm einfach  Connors Reisetasche in die Hand. "H-hey!", rief der Junge ihm hinterher, als Arthur wieder in Richtung Tür lief. "Du kannst bei mir unter kommen.", tat der Bärtige kund. Connor war mehr als überrascht. Nach dem Ausbruch seiner Eltern hatte er mit allem gerechnet aber nicht damit. Perplex begann er seinem Vorgesetzten zu folgen. "Ach, und eines noch, Connor" Neugierig beäugt der Angesprochene den Mann, vor ihm, "Glaub jar nicht du könntest mich auch nur im geringsten dazu bringen dich zu hassen." Dem Schwarzhaarige stiegen die Tränen in die Augen, als er kurz, zur Kenntnisnahme, nickte //NOW// "Kann er mich hören?, wollte Arthur von dem jungen Arzt wissen, als er neben seinem schlafenden Schützling stand und ihm einige, verschwitzte, Haarsträhnen aus dem blassen Gesicht strich."Das ist von Patient zu Patient unterschiedlich.", klärte der Doktor ihn auf, "Aber sie können es ja gerne mal versuchen." Kurz griff der Grauhaarige Connors schlaffe Hand, die keinerlei Reaktion zeigte. "Du bist stark, mein Junge. Du schaffst das.", redete er auf ihn ein. Und er begann zu glauben, was er da sagte. Ja, sein Kleiner würde es schaffen. -*- Ungeduldig feuerte Cody seinen leeren Pappbecher in einen der Mülleimer. Er war nun wieder zurück, in der Notaufnahme. Er musste unbedingt wissen auf welche Station Amanda kommen würde. Also beschloss er die netten Damen, am Empfang, zu fragen, ob sie bereits Weiteres wussten. "Ja, laut meinem Plan müsste sie demnächst auf die Unnfallchirurgie verlegt werden.", gab die Frau bekannt, nachdem sie Amanda's Namen im PC eingetippt hatte. Nachdem der Agent nach dem Weg gefragt hatte, ging er einfach wieder, ohne sich bei der Dame zu bedanken. Für soetwas hatte er jetzt keine Zeit. Er musste zu Amanda, er musste sie sehen. Seine Beine liefen immer schneller, als er den Weg einschlug, den die Frau ihm beschrieben hatte. Als er auf der Station an kam, war er bereits so außer Atem, dass er dann erst bemerkte, dass er wohl gerannt war. "Sir, kann ich Ihnen helfen, Sir?", wollte eine der Schwestern wissen. "Agent Amanda Klein.", brachte er keuchend hervor, "Wo ist sie?" "In Z-Zimmer 17. A-aber Sir, sie sollten dort nicht-", versuchte die Schwester ihn auf zu halten, doch Cody lief an der Zahlenfolge, der Zimmer, entlang, bis er die 17 fand. "Sir, sie braucht jetzt Ruhe!", versuchte es, die Schwester erneut, doch Cody ignorierte sie gekonnt. Seine Hand zitterte kurz auf, bevor er die Türklinke nach unten drückte. Amanda lag in einem Einzelzimmer, wie er fest stellen musste. Ein großes Fenster begrüßte ihn sogleich mit hellem Tageslicht, als er eintrat. Und dort, mitten im Raum, lag Amanda. Die Narkose musste noch ihre Nachwirkungen zeigen, denn die hübsche, blonde Frau schlief scheinbar tief und fest. Selbst in diesem Zustand sah sie wunderschön aus. Eine große Infusion lief durch einen Zugang, in ihrer rechten Hand, ein. Cody lief ein Mal um das Bett herum und setzte sich auf die linke Seite dessen, sodass er nun direkt zum Fenster hinaus sah. Die Bewegung des Bettes musste Amanda aber direkt gespürt haben, denn er konnte spüren, wie ihre schlanke Hand sich in seine legte und diese kurz drückte. "Hey.", wurde er von ihrer zarten Stimme begrüßt, was ihn sogleich herum schnellen ließ. "Du bist ja noch hier.", stellte sie, lächelnd, fest. "Ja, ich konnte dich einfach nicht alleine lassen." Kurz sahen die beiden sich einfach nur an, bevor Cody wieder das Wort ergriff:"Es war also tatsächlich die kleine Gardner, die uns alle außer Gefecht gesetzt hat." Amanda's Augenbrauen zogen sich kurz zusammen und ihre Stirn legte sich in Falten. "Lass uns doch ein Mal über etwas Anderes als über die Arbeit reden.", schlug sie vor. "Na gut, ähm.", der Braunhaarige überlegte, "Magst du Irish Coffee?" "Ja, sehr gerne.", gab sie lächelnd zu. "Dann sollten wir malwieder zusammen in ein Caffee, das Gebräu, hier aus dem Automaten, kann ich dir nicht empfehlen.", sagte Cody relativ ruhig und ohne eine Miene zu verziehen. Amanda kicherte jedoch in sich hinein. Erneut erwiederten sie die Blicke des jeweils Anderen, bis Cody seine Position etwas veränderte." Du solltest noch etwas schlafen.",riet er ihr und stand von ihrem Bett auf, doch ihre Hand, die seine immer noch fest hielt, stoppte ihn. "Du bleibst aber noch hier, oder?" Kurz beugte Cody sich zu ihr runter und drückte ihr einen hauchzarten Kuss auf die Stirn,bevor er sagte:"Ich gehe nirgendwo hin." ________________________________ Just let it go, don't wanna argue anymore I can't be sure I know just what we're fight for I know you're scared and that you're thinking I may go I'm not leaving ________________________________ " Arthur, lange nicht gesehen!", wurde der Grauhaarige Mann freudig begrüßt, nachdem ihm die Tür geöffnet wurde. Lächelnd sah der Ältere auf den Mann, im Rollstuhl hinunter, der ihn nun an lächelte. Rote Haare und ein mit Sommersprossen bespränkeltes Gesicht, strahlten ihm entgegen. "Hallo, Miller.", grüßte der Polizist seinen Ehemaligen Partner zurück, bevor er sich, an dem Rollstuhl vorbei, in das Haus quetschte. "Ist lange her, dass du hier warst.", fiel dem Rothaarigen auf, als er dem Beamten hinterher rollte. "Möchtest du was trinken?", bot er dem Lieutenant an.  "Wenn du ein Schwarzbier hast, nehme ich gerne eines." Dies brachte den Rollstuhlfahrer kurz zum Lachen. "Immer noch der Alte.", murmelte er vor sich hin, während er, in die Behindertenfreundlich- umgebaute Küche rollte und zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank holte. "Erzähl mir doch mal, wie geht es deiner Frau?", wollte Arthur wissen, während er an dem großen Esstisch Platz nahm, der sich direkt vor dem Ausgang, zur Terrasse, befand. Das Haus war im Bungalow-Stil gebaut. Man hatte einen breiten Flur, der direkt in ein Gäste-WC und eine Waschküche führte. Münden tat er im Wohnbereich. Direkt, wenn man in diesen eintrat, hatten die Miller's ihren Wohnbereich, in der rechten Ecke, links ging es in die Küche. Dann wurde der Traum eher T-Förmig. Links, hinter der Küche befand sich eine Ausbuchtung des Raumes, die durch ein kleines Bücherregal abgetrennt war, als wäre es ein eigenständiger Raum. Arthur wusste, dass Miller dort seinen Arbeitsplatz, mit dem alten Windows Rechner zu stehen hatte. Der Junge musste wirklich mal mit der Zeit gehen und sich einen von diesen High-tech-Notebooks besorgen, wie er fand. Von dieser Ecke aus ging der Invalide normalerweise seiner Arbeit nach. In der Mitte, des Raumes, befand Arthur sich zurzeit. Der große, familienfreundliche Esstisch war mit Pflanzen dekoriert, die Leidenschaft von Mrs Miller. Dann gab es noch die rechte Ecke des "T" s. Diese mündete in einem weiteren Flur, von dem mehrere Zimmer und ein weiteres Badezimmer ab gingen. Das Haus war im Allgemeinen sehr hell gehalten, was die Möbel und die Gestaltung an ging. Während Arthur seinen ehemaligen Arbeitskollegen mit den Bierflaschen hantieren hören konnte, sah er selbst aus den großen Fenstern, die einem Wintergarten ähnlich waren. Er konnte direkt in den Garten sehen, ein kleines, privates Paradies. Es wurde langsam Sommer. "Nadine geht es sehr gut.", antwortete Gordon Miller, als er mit zwei, bereits geöffneten, Bierflaschen, die er sich zwischen die Beine geklemmt hatte, wieder in den Wohnbereich gerollt kam. Er stellte beide auf den Tisch und schob eine rüber, zu Arthur. "Seit meiner Rückenmarksverletzung musste sie alles machen. Das ganze Geld verdienen, den Haushalt machen. Aber inzwischen bin ich wieder gut auf den Beinen.", erzählte der Rothaarige, "Oder, Naja", lachend sah er an sich selbst hinunter, "wohl eher auf den Rädern." Selbst dem alten Arthur konnte der 36-Jährig so ein Lächeln in das verbitterte Gesicht zaubern. "Wir versuchen uns gerade selbstständig zu machen.", erklärte Gordon, mit einem Blick in seine Arbeitsecke, "Nadine geht zwar noch arbeiten, aber sie würde gerne mehr mit ihren Pflanzen und Blumenarrangements machen. Also habe ich eine online Umschulung belegt und ihr eine kleine Website eingerichtet.", lächelnd sah der Mann in den Garten hinaus. "Ich hoffe das wird ein gutes, zweites Standbein für euch.", erhielt er Zuspruch von seinem alten Kollegen. "Und bei dir?", fragte Gordon und trank einen Schluck von seinem Schwarzbier, "Wie macht sich der Junge?" "Huh, Connor.", murmelte Arthur in seinen Bart hinein, "Wir haben uns echt lange nicht gesehen, was?", musste er dann fest stellen, als ihm auf fiel, dass Gordon noch nicht einmal wusste, dass der junge Connor, nun bereits seit mehreren Monaten, eigentlich obdachlos war. Also begann Arthur erstmal zu erzählen und Miller ließ ihn ausreden. Der jüngere Mann hörte ihm einfach aufmerksam zu, bis zu dem Punkt, an dem von dem großen Unglück die Rede war. Jener Tag, vor drei Wochen, an dem die kleine Rachel Gardner eine gesamte Polizeiflotte lahmgelegt hatte. "Die Ärzte sagten, wenn seine Genesung weiterhin gut verläuft, könnten sie ihn Ende der Woche aus der Langzeitnarkose holen.", beendete Arthur seine Erzählung. Drei lange Wochen lag der junge Officer Dawson nun schon im Koma. "Na das hört sich doch gut an.", versuchte Miller ihn zu beschwichtien, "Weißt du noch, wie lange ich im Koma lag?" "152 Tage.", gab der Ältere ihm als Antwort und sah ihn aus seinen traurigen, braunen Augen an. Dies brachte den Rollstuhlfahrer zum Seufzen. "Du hast eine Art Deja'vu, hab ich Recht?", fragte er. Doch gerade, als der Ältere erneut den Mund auf machen wollte, drehte sich ein Schlüssel und die Haustür wurde auf gerissen. Sofort waren kleine, Fußtapsen zu hören, die, wie ein kleiner Wirbelwind, ins Wohnzimmer gerannt kamen." Daddy, Daddy!", rief das kleine, rothaarige Mädchen freudig aus. Sie hatte ebenso viele Sommersprossen in ihrem kleinen, pauschbackigem Gesicht, wie ihr Vater. Geschwind kletterte sie auf den Rollstuhl ihres Vaters und legte sich mit dem Bauch auf seine Beine." Da ist ja meine kleine Prinzessin!", rief Gordon aus und hob seine Kleine hoch. Nun konnte man auch Nadine sehen, die aus dem Flur kam. Von ihrer Mutter hatte das Mädchen scheinbar nur die braune Augenfarbe vererbt bekommen. "Oh, wir haben Besuch?", fragte die blonde Frau, als sie eintrat. "Arthur!", freute sie sich dann, beim Näherkommen, "Schön, dass du dich malwieder blicken lässt." "Hallo, Nadine.", begrüßte der ältere Mann sie, während das 5- Jährige Mädchen, im Hintergrund, weiterhin kicherte. "Na komm, Lisa", forderte Nadine ihre Tochter auf, "Lassen wir Papa und seinen Freund noch kurz alleine." "Ich will aber mit Daddy 'Hui' spielen!", protestierte die Kleine. "Ihr könnt nachher spielen.", versuchte Nadine sie zu beschwichtigen, "Jetzt spielt Mama mit dir erstmal 'Vorschule'" Augenzwinkernd ließ sie die beiden Männer alleine, als sie ihre Tochelter davon trug. "Hui ist ein Spiel, bei dem ich sie mir, auf den Schoß setze und wir umher fahren.", klärte Gordon Arthur auf. "Sie scheint sehr an dir zu hängen.", stellte der Ältere fest. In seinem Kopf spielten sich Bilder der Kleinen ab, wie sie sich, in das Krankenbett ihres Vaters gekuschelt hatte, als dieser noch im Koma lag. "Ich habe ein halbes Jahr ihres Lebens verpasst.", stellte der Rothaarige fest, "Ich werde kein weiteres verpassen." Verständnisvoll nickte Arthur. "Ich habe Connor ins Herz geschlossen als wäre er mein eigener Sohn.", erklärte er seinem alten Arbeitskumpel. "Das ist gut, Arthur.", versuchte Gordon ihm mit festem Blick klar zu machen, "Du hast dich, soweit ich mich erinnern kann, immer gegen Bindungen gesträubt, seitdem das mit deiner Familie passiert ist." "Ja und jetzt weiß ich auch wieder warum.", Resigniert ließ der Grauhaarige den Kopf sinken. "Der Junge wird wieder.", tröstete Gordon ihn, mit einer Hand auf der Schulter des Mannes, "Glaub mir." -*- Cody sah auf die Uhr. Es waren bereits zehn Minuten vergangen und noch keine Spur von ihr. Was tat er hier überhaupt? Versuchen eine unsinnige Bindung zu knüpfen, die eh keinen Bestand hatte? Eine Bindung, die, wiedermal, durch seine eigene Inkompetenz in die Brüche gehen würde. Doch da sah er sie. Auf zwei Unterarmgehstützen kam sie angehumpelt und schenkte ihm ein Warmes Lächeln, von der anderen Seite des Cafés. Nun lächelte auch Cody. Sofort sprang er auf und wollte Amanda helfen, sich hinzusetzen. "Das geht, schon, danke.", wies sie ihn jedoch freundlich ab. "Du siehst gut aus.", komplimentierte der Dunkelhaarige sie. Verlegen Strich sie sich eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr. Ihre blonde Mähne trug sie heute offen. "Danke, nach zwei Wochen Physiotherapie kann ich nun auch endlich auf Krücken gehen.", lachte die, sonst so, athletische Frau. "Ich finde du machst das toll." "Ach ja?", lachend sah Amanda den Kellner an, der ihnen beiden bereits, jeweils eine Tasse auf den Tisch stellte. "Oh ich hab noch gar nichts bestellt.", versuchte Amanda zu erklären, doch Cody mischte sich ein, "Ich war so frei." Er bekam erstaunte Blicke von der Blondine. "Ein Irish Coffee mit extra Schlagsahne.", erklärte er ihr und schob ihr die Tasse etwas näher ran. "Wow, danke." Amanda war sichtlich verwirrt. "Hast du was?", wollte ihr Gegenüber wissen, nachdem er einige Zeit intensiv Von ihr angestarrt wurde. "Irgendwas stimmt nicht mit dir.", stellte sie fest, als sie die Sahne von ihrem Kaffee hinunter löffelte. Kurz zögerte der ehemalige Polizist. "Ich hätte dich fast verloren.", gab er ihr dann aber doch als Antwort. "Cody, das waren nur ein paar Quetschungen-" "Quetschungen, ein Oberschenkelbruch und eine blutende Bauchwunde.", unterbrach er sie, um ihr ihre Verletzungen stur auf zu zählen. Er wollte ihr damit klar machen wie ernst die Sache war. "Mir geht es gut.", versuchte sie ihn zu beschwichtigen und zeigte lächelnd an sich hoch und runter. Ihr langes Sommerkleid, das sie trug betone dabei ihre schmale aber dennoch athletische Figur. "Ich muss zwar noch einige Wochen auf Arbeit aussetzen, aber ich werde schon wieder." "Das hätte aber auch anders ausgehen können.", mahnte Cody sie, was ihm nur einen verständnislosen Blick von Amanda einbrachte. Der Dunkelhaarige Mann versuchte sich ein Herz zu fassen. Er musste ihr sagen, was damals vorgefallen war. Der Grund, wieso er meist so Forsch und Egozentrische war, damit er sich nicht zu sehr auf andere ein ließ. Nicht nocheinmal. "Damals, in der State Police, hatte ich einen guten Freund.", begann Cody zu erzählen, "Sein Name war Luke." Amanda hörte ihrem Gegenüber aufmerksam zu, während sie ihre Tasse in die Hand nahm und zu trinken begann. "Er war fast wie ein Bruder für mich." Cody bemerkte, wie seine Kehle immer trockener wurde. Die Geschichte war ihm sichtlich unangenehm zu erzählen. "Wir waren im Außeneinsatz gerade dabei ein großes Geschäft von Menschenhändlern auffliegen zu lassen. Wir wussten, wer die vermissten Opfer waren und durch lange Spionage wussten wir schließlich auch, wo die Typen sich versteckt hielten." Erneut legte er eine Pause ein. Er versuchte seine staubtrockene Kehle irgendwie mit einem Schluck Kaffee zu befeuchten. "Luke hatte mir geraten auf Verstärkung zu warten.", erzählte er weiter, "Doch egoistisch, wie ich nuneinmal bin, wollte ich, dass wir beide die Lorbeeren alleine ernteten. Also stürmte ich voran. Die Opfer konnten wir befreien und einige von den Typen konnten wir auch festsetzen. Allerdings waren es mehr, als wir erwartet hatten und am Ende... " Cody biss sich wütend auf die Unterlippe, als die Erinnerungen von damals hoch kamen." Am Ende war Luke Derjenige, der für mein Voreiliges Handeln bestraft wurde. Als die Verstärkung ein traf, hatten sie mich vorgefunden, wie ich verzweifelt versucht hatte meinen hirntoten Freund wiederzubeleben." Er senkte Stimme und Blick. "Cody das war doch nicht-", setzte Amanda leise an, doch Cody fuhr sie wütend an:"Das war nicht meine Schuld? Sag das mal seiner Witwe und seinem elfjährigen Sohn!" "Hey.", Amanda war immer noch ruhig und legte ihre Hand auf seine, die er zu einer Faust geballt hatte. "Auch wenn du ein egomanischer Hitzkopf bist, dass Luke gestorben ist, war ganz sicher nicht deine Schuld. Wenn das so wäre dann müsste ich mir wohl auch die Schuld an Tony's Tod geben." "Amanda,das wollte ich nicht-", setzte Cody zum Sprechen an. Sein Blick schnellte, bei ihrem Letzten Satz, hoch und sah sie erschrocken an. "Schon gut, ich weiß." Sie lächelte ihn, nun von ganzem Herzen, an. "Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los.", versprach sie ihm. Irgendwie fand sie es ja niedlich dass er solche Bedenken, wegen ihr, gehabt hatte. Und dann sprach sie ihm genau die Worte aus, die er zu ihr, vor einigen Wochen, im Krankenhaus gesagt hatte:"Ich gehe nirgendwo hin." ________________________________ I hear your voice, you tell me that you'll never go And I believe it What if I was nothing-All that remains ______________________________ Hosted by Animexx e.V. 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