Priester und Mörder von Gubenko-Verlag ================================================================================ Kapitel 12: Erpressung ---------------------- Eros zog sich zurück und betrachtete Castus unschlüssig. Er war sich nicht gänzlich sicher das richtige getan zu haben, was nicht allzu oft vorkam. Seine Vorstellung von Gerechtigkeit war klar definiert, doch in diesem Fall hatte er nicht genug Informationen, um zu entscheiden wie er vorgehen sollte. Deshalb hatte er dem anderen das Wahrheitsserum eingeflößt. Noch immer standen sie in der Gasse. Castus lehnte an der Wand und offenbar begann das Elixier zu wirken, denn es bildeten sich Schweißperlen auf der Stirn des Priesters und er drückte mal wieder seinen linken Arm. Eros war aufmerksam, er wusste, dass der andere sich auf diese Art selbst verletzte. Der Kuss war diesmal anders gewesen, nicht zu vergleichen, mit dem ersten hasserfüllten Kuss voller Wut. Sein Ziel war eindeutig gewesen, er wollte Castus die Flüssigkeit unterjubeln, doch im Endeffekt hatte es ihm dennoch gefallen. Ein Gedanke der ihn durcheinander brachte. Dieser Mann vor ihm beinhaltete zwei Persönlichkeiten. Die, die er mit dem Wahrheitsserum hervorlocken konnte war dreist und begierig darauf etwas zu erleben. Castus hingegen, war ein Priester, der seinem Pfad so versessen folgte, dass er sogar für seinen Glauben sterben würde. Es war schwierig für den Attentäter diese Gegensätze in Einklang zu bringen. „Ich will nicht. Ich möchte leben“, stieß Castus hervor, er schien mit sich zu kämpfen. Cartan versuchte die Oberhand zu gewinnen, dessen war Eros sich sicher. Auch, wenn es seltsam und befremdlich war. War Cartan das wahre Wesen des Priesters? Oder gehörten beide Teile zu einem Ganzen? Sein Blick wanderte aufmerksam umher. Was er erwartete zu sehen wusste er nicht genau, vielleicht die seltsame Kreatur aus Relias Anwesen. Was dieses Geschöpf genau war, verstand er nicht. Sein Geist hatte alle Möglichkeiten durchgespielt. Selbst die, dass es einfach ein Magier, mit einer grausigen Maske war. Doch welcher Mensch hatte rote Augen? Seines Wissens nach gab es kein Elixier das die Farbe der Iris zu verändern vermochte. Noch dazu war das schwarze Loch im Schädel, dort wo eigentlich die Nase hätte sein sollen, auch nahezu unmöglich nachzustellen. Und der kahle Schädel hatte es nahezu aussichtslos gemacht, irgendwo Bänder zu verstecken, die die Maske an Ort und Stelle hätten halten können. Eros hatte viele Kontakte, und er hatte auch schon Verbrecher ausgeschaltet, die sich Masken aus menschlicher Haut hatten fertigen lassen. Es gab verdammt verrückte Bastarde auf dieser Welt. Aber manche Dinge konnte selbst der beste Nähmeister nicht bewerkstelligen. Daher lief es aus seiner Sicht auf zwei Varianten hinaus, die beide außerhalb seiner Komfortzone lagen. Entweder, und diesen Gedanken ließ er nur sehr widerwillig zu, gab es tatsächlich Dämonen und damit wohl auch eine höhere Macht oder dieses Wesen war ein Produkt schwarzer Magie. Beides verstand er nicht wirklich. Gerade deshalb brauchte er Informationen. Castus war verblendet, eingenommen von der Kirche und seinem Glauben. Für den Priester gab es keine Varianten oder Möglichkeiten. Wenn Eros Castus gewähren lassen würde, so wäre das Relias oder Castus Ende. Weder das eine, noch das andere, würde er zulassen. Relia kannte er schon einige Jahre, sie hatte ihm oft geholfen und ihn mit magischen Elixieren versorgt. Und auch sie hatte unter Verbrechern gelitten. Er fühlte sich der Magierin verbunden. Das Messer nach ihr zu werfen war ihm nicht leichtgefallen, doch er wusste, dass er sie nicht tödlich verletzen würde. Eros war verdammt gut in dem was er tat. Jahrelange Übung und vielleicht auch eine natürliche Begabung, hatten ihn zu nahezu absoluter Präzision geführt. Er hätte niemals auf Relia gezielt, wenn er die Gefahr gesehen hätte, sein Ziel zu verfehlen. Ihre schwarzen Augen würden ihn noch eine Weile verfolgen. Sie war eine der wenigen Menschen gewesen, die er als vertraute Konstante in seinem unsteten Leben empfunden hatte. Und nun war sie nicht mehr wiederzuerkennen. Verdorben von einer seltsamen Macht, die ihm unbegreiflich schien. Castus, oder Cartan, regte sich. Er war an der Wand zu Boden gerutscht, doch nun blickte er zu Eros auf. Sponsor werden und Werbung komplett deaktivieren „Willst du mich wieder fesseln?“, fragte er, doch er wirkte erschöpft. „Nur, wenn du mich dazu zwingst“, scherzte Eros und streckte dem anderen Mann seine Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. Cartan betrachtete ihn kurz skeptisch, doch dann lächelte er, ein wenig verwegen und nahm die Hilfe an. Erneut stand Castus, nein, nun Cartan, dicht vor Eros. Der Attentäter fühlte wie seine Hand ein wenig schwitzig wurde und entzog sie dem anderen Mann. All das war viel zu verwirrend. Konnte es nicht wie früher sein? Wo war der alte Hass für den verdammten Schoßhund der Kirche geblieben? Vor ihm stand noch immer ein Mörder. Jemand der Menschen tötete, von denen er glaubte, sie hätten ihre Seele verkauft. Eros tötete Verbrecher, Mörder und Rauschgifthändler. Menschen die den falschen Pfad gewählt hatten. Wich sein Weg wirklich so stark von dem ab, den der Priester gewählt hatte? Sie beide entschieden auf eigene Faust, dass der Tod, dass einzige war, das sie der jeweiligen Person bieten konnten. Doch war jeder vermeintliche Dämon auch ein Verbrecher und schadete anderen Menschen? Eros wusste es nicht. „Was müsste ich denn dafür tun?“, fragte Cartan und kam Eros sehr nahe. Er fühlte den Atem des Priesters auf seinem Gesicht. Ein leichtes Schaudern durchlief ihm beim Gedanken daran den anderen Mann erneut erregt und leidend vor sich liegen zu sehen. Ein wenig irritiert wandte Eros den Blick ab, er wusste es gab gerade tausendmal wichtigere Dinge, als ihre seltsame persönliche Beziehung, die sich zu etwas entwickelt hatte, dass der Attentäter nicht länger begreifen konnte. Er konnte nicht mal sagen, ob er Cartan oder Castus mochte. Es war aufregend und verwirrend. „Hast du Erfahrung mit solchen Dingen, Cartan? Hast du schon öfter mit Männern…“, er brachte den Satz nicht zu Ende. Nicht aus Scham, sondern einfach, weil er sich so lächerlich vorkam. Was machte er da? Er hatte einen Plan. Er hatte Castus das Wahrheitsserum nicht gegeben, um dort weiterzumachen wo er letztes Mal mit Cartan aufgehört hatte. Cartan sah ihm lächelnd direkt in die Augen, viel zu dicht vor seinem Gesicht. Seine Finger strichen federleicht über Eros Hals. Eine Gänsehaut breitete sich über den Körper des Attentäters aus. „Ich habe unzählige Frauen glücklich gemacht. Aber mir hat gefallen was wir letztes Mal getan haben. Und ich war solange eingesperrt. Ich wäre nicht abgeneigt etwas gänzlich Neues zu erleben.“ Eros umfasste Cartans Hand bestimmt und drückte sie hinunter. Der andere sollte ihn nicht berühren. Wenn es zwischen ihnen irgendetwas gab, dann wollte er die Oberhand haben. Das Lächeln schwand aus Cartans Gesicht, stattdessen sah er ihm ernst entgegen. „Ich werde dich nicht anlügen Eros. Ich will einfach nur leben, ich will alles nachholen. All das was ich durch die Zeit bei der Kirche, durch Castus, verpasst habe. Ich habe keine Lust darauf Buße zu tun. Luisa hat sich damals dafür entschieden ihren Mann mit mir zu betrügen. War es falsch? Vielleicht. Verdiene ich dafür ein Leben in ewiger Kasteiung? Ich glaube nicht.“ Er trat einen Schritt zurück. Eros wusste nicht, ob es ihn erleichterte oder nicht. „Aber Castus ist stark. Er wird die Kontrolle wieder übernehmen. Außer, du gibst mir das Serum oder sagst mir wo ich es bekommen kann. Ich habe zu viel verpasst, als Cartan habe ich keine Kontakte, keine Stellung. Und da Castus sich allen weltlichen Dingen entsagt hat, habe ich nicht einmal Gold. Ich bin sonst nicht so ehrlich, aber ich glaube, bei dir, ist dass das einzige was mich voranbringt. Und noch dazu ist es Wahrheitsserum, dass mir überhaupt erlaubt hier zu sein, also kann ich das Lügen jetzt wohl eh vergessen.“ Eros schmunzelte leicht und drängte Cartan erneut gegen die hölzerne Hauswand. Es war nicht nötig, in keiner Weise, aber er wollte es. Er wollte den Körper des anderen Mannes dicht an seinem fühlen. War es verwirrend? Ja. War es falsch? Wahrscheinlich. Aber dafür war es umso erregender. Er beugte seinen Kopf hinunter und biss Cartan leicht in die Halsbeuge, was den Mann in Priesterroben zum Stöhnen brachte. Dann sah er auf, direkt in die hellen braunen Augen seines Gegenübers. „Tu ganz genau was ich sage. Und ich versorge dich mit dem Serum.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)